Tankstellenprüfung in Deutschland: Hohe Mängelquote laut TÜV-Verband – Aber wie sicher sind sie wirklich?

Ein aktuelles Bild über den technischen Zustand der Tankstellen in Deutschland liefert der “Anlagensicherheitsreport”, der jährlich vom TÜV-Verband herausgegeben wird.
Im vergangenen Jahr haben die Zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) 3.530 Tankstellen in Deutschland geprüft. Gut jedes fünfte Mal (21,1 Prozent) haben die Sachverständigen einen “erheblichen Mangel” festgestellt. Das ist die höchste Mängelquote der vergangenen fünf Jahre. “Geringfügige Mängel” traten in 31,6 Prozent der Fälle auf. 47,3 Prozent waren “mängelfrei”.

Die Tankstellentechnik in Deutschland sei bewährt, außerdem wird die Sicherheit regelmäßig kontrolliert. Deshalb hielten sich Mängel in Grenzen, weshalb sich wiederum nur sehr wenige Vorfälle ereignen”, sagt Dr. Hermann Dinkler, Experte für Brand- und Explosionsschutz beim TÜV-Verband. Das gelte für alle konventionellen Tankstellenarten in Deutschland – ob man dort Benzin und Diesel zapft, oder Gas oder Wasserstoff tankt.

“Für Tankstellen mit Benzin und Diesel geht noch am ehesten eine Gefahr von heranrasenden Autos aus, die unkontrolliert in die Zapfsäulen einer Tankstelle krachen könnten”, sagt Dinkler. In Deutschland seien mehr als 99 Prozent aller Benzin- und Dieseltanks unterirdisch verbaut – anders als an Tankstellen in vielen anderen Ländern. Für einen Brand oder eine Explosion fehle unter der Erde der nötige Sauerstoff.

Denn nicht das flüssige Benzin ist explosionsgefährlich, sondern der Benzindampf mit einer bestimmten Mischung aus Benzin und Sauerstoff. Rammt ein Auto eine Zapfsäule, wird automatisch die Kraftstoffzufuhr zum Erdtank unterbrochen. So können nur geringe Mengen Benzin oder Diesel in der Zapfsäule oder der Tankstellenfläche in Brand geraten.

Etwas anders ist die Lage bei den Gastankstellen in Deutschland, denn sie verfügen zumeist über oberirdische Tanks. Brand- oder Explosionsgefahr herrscht auch hier nur, wo austretendes Gas mit einem Zündfunken in Berührung käme. “Geeigneter Anfahrschutz ist das Mittel der Wahl, um Gasbehälter vor dem Aufprall eines Autos zu schützen”, sagt Dinkler.

Die Anforderungen an den Anfahrschutz gelten auch für die wenigen Wasserstofftankstellen in Deutschland. Wasserstoff ist explosiv, das Gas wird unter hohem Druck gelagert. Lecks in Tank oder Leitungen sind daher unbedingt zu vermeiden. Doch auch wenn es erst rund 100 dieser Wasserstofftankstellen in Deutschland gibt, sind die Anlagen nichts Neues. “Die Technik im Umgang mit Wasserstoff ist in der Industrie altbewährt. Deshalb droht auch an Wasserstofftankstellen kaum Gefahr”, sagt Dinkler.

Explosionsrisiken werden alle drei und sechs Jahre untersucht. Druckanlagen sind alle zwei, fünf und zehn Jahre fällig. So wird zum Beispiel die Wand eines Wasserstofftanks per Ultraschall auf kleine Risse untersucht. Denn dauerhaft könnte die sogenannte Versprödung dem immensen Druck des Wasserstoffs nachgeben. Ob Schläuche oder Verbindungen dicht sind, muss vom Betreiber der Tankstelle sogar jährlich kontrolliert werden.

Jede der rund 14.500 Tankstellen in Deutschland wird vor ihrer Inbetriebnahme auf die Einhaltung der Vorgaben geprüft. Anschließend erfolgt alle sechs Jahre die Gesamtprüfung einer Tankstelle durch eine ZÜS wie zum Beispiel den TÜV. Einzelne Anlagen werden häufiger geprüft – so sind beispielsweise Zapfsäulen alle drei Jahre an der Reihe. Hier könnten eine fehlerhafte Elektrik das Brandrisiko erhöhen oder Schläuche und Ventile undicht sein.

mid/asg/red