Jan Michl im Interview mit Ludwigsburg24

Am 1. April übernahm Jan Michl die BMW-Niederlassung Rhein in Asperg und löste dort seinen Vorgänger Sven Seeg ab. Seit 2006 gehört er bereits dem Unternehmen an und arbeitete seither am Standort in Heilbronn als Niederlassungsleiter und BMW und MINI Brand-Manager der Unternehmensgruppe. Ludwigsburg24 sprach mit ihm unter anderem über die aktuelle Situation auf dem regionalen Automarkt.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus

Herr Michl, herzlich willkommen im Landkreis Ludwigsburg. Haben Sie sich mittlerweile eingelebt und wie gefällt es Ihnen?

Mir gefällt es gut, es passt alles. Hier treffe ich auf die gleichen Themen und Problematiken wie überall anders auch. Also ist das alles nichts Neues.

Um welche Problematiken handelt es sich konkret?

Die üblichen Personalthemen, Abwicklungsthemen, Parkplatzthemen.

Inwiefern haben Sie Personalprobleme? Mangelt es Ihnen an Personal?

Es ist leider immer sehr schwierig, qualifiziertes Personal zu bekommen. Ein weiterer Punkt ist, dass man kaum noch Auszubildende findet, vor allem für die Werkstatt. Wir würden sehr gerne mehr Azubis bei uns aufnehmen, aber es bieten sich kaum welche an.

Woran liegt das?

Woran es liegt, kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass der Zulauf der Azubis sehr bescheiden ist.

Wie bewerten Sie die Gesamtsituation der Niederlassung im Raum Ludwigsburg. Wo sind Sie Ihrer Meinung nach angesiedelt, welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie und wo könnten sich möglicherweise Hindernisse auftun?

Entwicklungsmöglichkeiten gibt es sicher noch viele, aber dafür braucht man eben das entsprechende Personal. Derzeit sind wir in den Bereichen Neuwagen, Gebrauchtwagen und Service auf einem guten Stand, aber selbstverständlich gibt es immer noch Luft nach oben, daran werden wir arbeiten.

Heißt das, dass sich BMW im Mutterland von Daimler und Porsche gut behaupten kann? Und woran liegt das Ihrer Ansicht nach?

Ja, im Vergleich zu vielen Kollegen anderer Marken sind wir gut aufgestellt. Das liegt sicherlich mit daran, dass BMW gute Produkte anbietet. Wir haben ein wunderschönes Modell-Portfolio sowohl bei den Verbrennern als auch im E-Bereich, das ergänzt wird durch unser sehr agiles Verkaufsteam. Am Ende des Tages steht oder fällt der Erfolg immer mit dem Personal. Und wir haben gutes Personal, auch wenn es wie schon gesagt ruhig noch ein paar Kollegen mehr sein könnten. Aber sie müssen halt auch passen. Wir versuchen natürlich, unsere Azubis entsprechend unseren Ansprüchen auszubilden, aber leider haben wir hier auch keine große Auswahl mehr.

Wer ist denn der klassische BMW-Fahrer?

Unsere Kunden liegen zwischen 18 und 80. Vielleicht kann man sagen, der klassische BMW-Kunde ist der Middle Ager, 30 bis 40 Jahre alt, mit einem gewissen Anspruch an gute Qualität, Sicherheit und ein sportliches Fahrgefühl. Aber letztendlich ist die Wahl des Autos immer eine Frage des Geschmacks und des Verhältnisses von Preis und Leistung. Bei uns wissen die Kunden, was sie für ihr Geld bekommen.

Corona hat die Autoindustrie extrem belastet. Deshalb ist es in dieser Zeit eine besondere Herausforderung, die Verantwortung für eine große Niederlassung zu übernehmen. Haben Sie lange überlegen müssen?

Nein, da habe ich nicht lange überlegen müssen, denn ich habe die gleiche Arbeit ja schon in Heilbronn gemacht. Für mich ist es egal, an welchem Standort ich arbeite. Wir haben die Coronakrise an allen Standorten gut gemeistert, waren bis auf ein einziges Mal für zwei Wochen nirgendwo in Kurzarbeit. Ich muss wirklich sagen, alle waren sehr agil und engagiert, die Ausnahmesituation entsprechend in den Griff zu kriegen und zu steuern. Das hat wirklich gut funktioniert.

Wie stark spüren Sie heute noch die Auswirkungen von Corona?

Diese Auswirkungen spüren wir tatsächlich noch immer. BMW hat Lieferschwierigkeiten und wir haben viele Umbestellungen. Dieser Zustand wird dieses Jahr mit Sicherheit noch anhalten. Wie sich das nächste Jahr entwickelt, müssen wir abwarten. Auf jeden Fall bleibt es spannend, aber das ist unser tägliches Brot.

Ist der Gebrauchtwagenmarkt ebenfalls noch stark von der Krise betroffen?

Momentan ist der Gebrauchtwagenmarkt einigermaßen stabil. Aber je nachdem wie sich der Zufluss von Neufahrzeugen entwickelt, wozu wir derzeit aber keine Informationen haben, bricht eventuell der Gebrauchtwarenmarkt ein. Aber noch haben wir einen guten Bestand.

Wie schaut es beim Sevicebereich und den Ersatzteilen aus?

Bis auf Stoßstangen und andere PVC-Teile ist im Ersatzteilbereich alles gut lieferbar, da haben wir sozusagen keinerlei Bremsspuren.

Spüren Sie den Ukraine-Krieg in Ihrem Geschäftsbereich?

Ja, das betrifft die ganzen neuen Fahrzeuge. Aus der Ukraine kommen doch die ganzen Kabelbäume, die uns jetzt aufgrund der verzögerten Lieferungen total ausbremsen im Neuwagenbereich. Dazu kommt dann noch die Halbleiterproblematik.

Sie sind verheiratet, haben zwei Kinder. Sind sie alle umgezogen oder ist die Familie in Heilbronn geblieben und Sie pendeln täglich?

Weder noch, denn ich wohne schon die ganzen Jahre mit der Familie in Backnang. Früher bin ich morgens rechts nach Heilbronn gefahren, jetzt fahre ich links nach Ludwigsburg. Für die Familie hat sich somit nichts geändert und für mich ist es quasi auch in etwa gleichgeblieben.

Gefällt Ihnen die Region Ludwigsburg oder bekommen Sie nur wenig mit von der Gegend?

Ich finde es sehr schön hier und als Backnanger komme ich als Privatmann für ein schönes Essen gelegentlich nach Ludwigsburg. Durch private sowie geschäftliche Kontakte bin ich mit der Region verwurzelt.

Wie attraktiv ist Ludwigsburg für Sie als Wirtschaftsstandort?

Der Landkreis ist als Wirtschaftsstandort sehr attraktiv. Man hat hier alles, was man braucht, es ist eine gute Kaufkraft vorhanden sowie eine gute Anbindung an die umliegenden Regionen und die direkte Nähe zu Stuttgart.

Herr Michl, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Dicke Luft am Rhein – Wirbel um Tempolimit für Schiffe

Eine Entscheidung gibt es noch nicht. Doch die Gemüter erhitzen sich bereits. Täglich befahren hunderte Fracht- und Passagierschiffe den Rhein. Müssen sie bald ihr Tempo drosseln, wenn sie Köln und andere Städte passieren? Wenn es nach dem Willen von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker geht: ja! Zu Beginn der Woche forderte sie ein Tempolimit für Binnenschiffe, damit die Luft in der Domstadt sauberer wird, und überraschte damit die Teilnehmer des Dieselgipfels von Bund und Kommunen in Berlin.

Auch andere Rheinanlieger-Metropolen wie Düsseldorf, Bonn und Mainz liebäugeln mit einem Tempolimit für Binnenschiffe. Doch selbst wenn man es wollte: So einfach ist es nicht umzusetzen. Zwar hat der Bund die Hoheit über die deutschen Wasserstraßen wie den Rhein. Da der Fluss aber international genutzt wird, wäre eine Entscheidung im nationalen Alleingang nicht möglich. Vielleicht hüllen sich die Stadt Köln und das Bundesverkehrsministerium auch deshalb darüber in Schweigen, wie Rekers Vorschlag vom Berliner Dieselgipfel aufgenommen worden ist.

Nicht in Schweigen hüllt sich hingegen der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB). Er hält den Vorschlag der Kölner Oberbürgermeisterin für “Unfug” und “ausgesprochen kurios”. “Binnenschiffe sind auch auf dem Rhein nicht gerade dafür bekannt, mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Landschaft zu sausen”, heißt es in einer Reaktion auf Rekers Forderung. Ein Tempolimit nutze de facto nichts und sei nichts als ein weiterer verzweifelter Versuch, Fahrverbote in den Innenstädten zu vermeiden, indem ein anderer Schuldiger gesucht wird.

Das Verwaltungsgericht Köln hatte vor kurzem mit seiner Entscheidung für Aufsehen gesorgt, dass die gesamte Umweltzone der Stadt für ältere Dieselfahrzeuge gesperrt werden muss. Dies gilt ab April 2019 für Dieselautos der Abgasklasse 4 und schlechter sowie für Benziner der Klassen 1 und 2, ab September auch für Euro-5-Diesel. Binnenschiffe dürfen nach jetzigem Stand der Dinge den Rhein, der mitten durch die Kölner Umweltzone führt, ungehindert befahren.

Den BDB beunruhigt das nicht. Er betont, dass zu Tal je nach Schiffstyp und Beladung zwar Geschwindigkeiten von 20 km/h möglich sind, ein beladenes Güterschiff aufgrund der Fließgeschwindigkeit des Rheins jedoch eine vergleichsweise geringe Motorleistung benötigt. Zu Berg führen Schiffe kaum schneller als 10 km/h. Entsprechend niedrig seien die Emissionen, die ein an Köln vorbeifahrendes Schiff verursacht. “Um welchen Faktor diese Emissionen sinken sollen, wenn die Schiffe langsamer fahren, wurde von Frau Reker nicht dargelegt”, bemängelt der Verband.
Achim Schloemer, Geschäftsführer der Köln-Düsseldorfer (KD), hält ebenfalls nichts von einem Tempolimit für Binnenschiffe. Es brächte nichts. “Die Drehzahlen unserer Dieselmotoren laufen schon so gering wie möglich. Einerseits um die Motoren zu schonen, anderseits um Treibstoff zu sparen.”

Ungeachtet dessen machen sich die ersten Besitzer älterer Dieselautos, denen in Köln und anderswo am Rhein vom kommenden Jahr an Fahrverbote drohen, Hoffnungen, dass der Stillstandskelch dank Rekers Vorstoß doch noch an ihnen vorübergeht. Mit Sicherheit vergeblich. Denn die Straßen mit zu hohen Stickoxid-Belastungen sind vom Rhein, auf dem die Schiffe vor allem entlang der Fahrrinne und im nahen Uferbereich die Luft belasten, viel zu weit entfernt.

Laut BDB passieren jährlich rund 80 Millionen Tonnen Güter per Binnenschiff den Raum Köln. Das entspreche rund 3,2 Millionen Lkw-Fahrten. Anstatt die Schifffahrt auf dem Rhein zu behindern und einzuschränken, solle sich Frau Reker lieber für mehr Güterverkehr auf dem Wasser einsetzen. Bezogen auf die Tonnage stellt auch das Umweltbundesamt der Binnenschifffahrt ein gutes Umweltzeugnis aus: Pro Kilometer und Tonne Fracht stößt ein Schiff nur 33 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Damit kommt ein unbeladener Kleinwagen bei günstigen Umständen gerade einmal 300 Meter weit. Ein Lkw emittiert rund dreimal mehr CO2

Umweltfreundlich sind die Schiffe trotzdem nicht. Die Dieselmotoren der Fracht- und Passagierschiffe auf dem Rhein jagen so viel Schadstoffe aus dem Schornstein wie Autos auf einer stark befahrenen Autobahn. In flussnahen Städten sollen sie bis zu 30 Prozent der Feinstaub- und Stickoxidemissionen verursachen. Das nordrhein-westfälische Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Recklinghausen empfiehlt deshalb eine Nachrüstung der Schiffsmotoren. Sie wäre wie beim Lkw technisch durchaus möglich, ist aber sehr teuer und könnte den Frachtraum schmälern. Experten schätzen die Kosten einer Partikelfilternachrüstung auf durchschnittlich 60.000 Euro pro Schiff. Davor schreckt die Branche angesichts geringer Margen zurück.

Auch die strengen EU-Grenzwerte für Binnenschiffe, die mit Beginn des neuen Jahres in Kraft treten, verheißen wenig Besserung. Sie gelten nämlich nur für die 20 bis 30 Motoren, die in der deutschen Binnenschifffahrt pro Jahr neu zugelassen werden. Kölns Oberbürgermeisterin bleibt derweil hartnäckig. “Der Bundesregierung fehlt leider die Einsicht, dass alle Emittenten ihren Beitrag leisten müssen – und nicht nur die Kraftfahrzeuge. Da ist und bleibt die Bundesregierung in der Verantwortung”, rügt sie nach dem Dieselgipfel. Auf dem Rhein wird wohl trotzdem erst einmal alles beim Alten bleiben.