Kreis Ludwigsburg “rast mit 100 Sachen auf graue Wohnungsnot zu” – Studie: Bis 2035 fehlen über 18.000 Seniorenwohnungen

Während die Baby-Boomer in Rente gehen, droht dem Landkreis Ludwigsburg eine massive Wohnungsnot für Senioren. Experten warnen: Es fehlen Tausende altersgerechte Wohnungen, doch Sanierungs- und Neubauprogramme lassen auf sich warten. Das Pestel-Institut fordert schnelles Handeln, um eine Krise zu verhindern.

Ludwigsburg – Der Kreis Ludwigsburg steht vor einer demografischen Herausforderung: Bis 2035 werden die Baby-Boomer vollständig in Rente sein. Die Zahl der Ruheständler im Landkreis wird dann um 20.700 auf insgesamt 124.800 steigen. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Pestel-Instituts zum Seniorenwohnen hervor.

Die Wissenschaftler warnen, dass der Wohnungsmarkt darauf nicht vorbereitet sei. „Der Wohnungsmarkt im Kreis Ludwigsburg ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Bereits jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. „Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern. Oder anders gesagt: Der Kreis Ludwigsburg rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu“, so Günther.

Steigender Bedarf an altersgerechtem Wohnraum

Laut Pestel-Institut gibt es aktuell 244.600 Haushalte im Landkreis Ludwigsburg, von denen 32 Prozent von Senioren bewohntwerden. Bereits heute benötige der Kreis 18.100 altersgerechte Wohnungen, doch das Angebot könne diesen Bedarf bei weitem nicht decken. Für das Jahr 2045 prognostiziert die Untersuchung einen weiteren Anstieg des Bedarfs auf 26.900 Wohnungen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten sein müssten.

Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher, so das Pestel-Institut. „Denn ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. Denn wo das Leben mit einem Rollator klappt, da kommt man auch mit einem Kinderwagen klar“, erklärt Günther.

Pestel-Institut fordert Sanierungsoffensive

Neben dem Neubau sieht das Pestel-Institut vor allem eine Sanierungsoffensive als notwendig, um den steigenden Bedarf an seniorengerechten Wohnungen zu decken. „Doch die ist bislang nicht in Sicht“, kritisiert Matthias Günther.

Statt gezielter Maßnahmen gebe es von politischer Seite vor allem Untätigkeit. Besonders der Bund habe es versäumt, ein effektives Programm zur Förderung seniorengerechten Wohnraums auf den Weg zu bringen. „Das Fatale ist, dass wir dazu politisch nur eine Vogel-Strauß-Taktik erleben. Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit Jahren ignoriert“, so Günther.

Angesichts der steigenden Zahl älterer Menschen fordert das Pestel-Institut von der zukünftigen Regierung klare Maßnahmen, um die drohende „graue Wohnungsnot“ zu verhindern. Ohne gezielte Investitionen in barrierefreien Wohnraum, Modernisierungsprogramme und Neubauförderungen werde sich die Situation im Kreis Ludwigsburg weiter verschärfen.

red

Senioren in der digitalen Welt

Wer bislang dachte, dass Senioren Angst vor einem Leben in der digitalen Welt haben, sieht sich getäuscht. Denn 77 Prozent der Generation 65+ möchte im Alltag mobil sein. Bei den über 80-Jährigen liegt dieser Wert immerhin noch bei 70 Prozent. Das ergibt die Emporia-Seniorenstudie “Smart im Alltag”.

Eine wichtige Rolle für die mobilen Senioren spielt das Smartphone. Laut Studie ist das Streben nach Mobilität für 85 Prozent der über 65-jährigen ein entscheidender Grund, sich ein mobiles Gerät zu kaufen. Daneben ist die Möglichkeit, mit Freunden und Bekannten besser in Verbindung zu treten, für acht von zehn Befragten ein entscheidender Faktor.

“Ein Smartphone bewahrt nicht nur die Selbständigkeit. Es gibt der älteren Generation das Gefühl, nicht vom Leben ausgeschlossen zu sein”, sagt Prof. Dr. Rudolf Winter-Ebmer von der JKU Linz, der die sozialen Auswirkungen von Technologien im Familienverbund untersucht.

Und noch etwas: 73 Prozent der Männer und 85 Prozent der Frauen fühlen sich sicherer, wenn sie ein Smartphone bei sich tragen. Best Ager, die viel unterwegs sind, können in knifflige Situationen kommen. Das Smartphone in der Tasche gibt ihnen das beruhigende Gefühl von Sicherheit. Hilfe ist im Zweifelsfall schnell geholt, so das Fazit der Experten. cid/rlo

Smarter Wächter für Senioren

Ältere Menschen sind in den eigenen vier Wänden jeder Menge Gefahren ausgesetzt. Doch für viele kommt auch mit beginnender Demenz der Umzug in ein Pflegeheim nicht in Frage. Angehörige sollten in diesem Fall doppelt wachsam sein. Vor allem bei Arbeiten in der Küche kann es zu einem Unglück kommen. Denn ein Herdbrand ist bei Vergesslichkeit schnell passiert.

Eine mögliche Alternative zum rigorosen Abklemmen des Herds kann ein smarter Wächter sein. Dieses Gerät besteht aus einer Sensor- und einer Steuereinheit und wird an einem elektrischen Herd angebracht. Der Infrarot- und Thermosensor erkennt hohe Temperaturen und Temperaturveränderungen der Herdplatten. Sobald eine Gefahrensituation erkannt wird, warnt die Sensoreinheit mit einem lauten Alarmton. Zusätzlich unterbricht die Steuereinheit die Stromzufuhr zum Herd und schaltet diesen ab.

Herkömmliche Rauchmelder werden in der Küche aufgrund des erhöhten Fehlalarmrisikos durch Kochdämpfe nicht empfohlen. Die Küche bleibt damit meist unüberwacht. Der Herdwächter schließt diese Sicherheitslücke und ist mit allen elektrischen Herden kompatibel. In norwegischen Neubauten sind derartige Geräte bereits Pflicht. cid/rlo

DVR-Aktion soll für Senioren sensibilisieren

Das Thema ist wichtig, sogar lebenswichtig. Denn nach wie vor sind ältere Verkehrsteilnehmer bei Unfällen deutlich überrepräsentiert. Deshalb ruft jetzt eine bundesweite Aktionswoche Autofahrende zu mehr Aufmerksamkeit auf.

Unter dem Motto “Sicher mobil im Alter” will der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums die Sicherheit von Senioren im Straßenverkehr erhöhen. Wie dringend das nötig ist, zeigen diese Zahlen: So verunglückten 2017 knapp 7.000 Fußgänger ab 65 Jahren auf deutschen Straßen, bei älteren Fahrradfahrenden waren es sogar doppelt so viele. Und: “Die meisten dieser Unfälle ereigneten sich innerorts”, heißt es beim DVR.

Der Verkehrssicherheitsrat will mit Plakaten für mehr Aufmerksamkeit sensibilisieren. Der Ausgangspunkt: Senioren benötigen im Straßenverkehr hin und wieder einfach etwas mehr Zeit. Der DVR: “Sie sollten von Autofahrern nicht gedrängt oder durch hohe Geschwindigkeiten und eine aggressive Fahrweise zusätzlich gestresst werden.” mid/rhu

Senioren sicher mit dem Auto unterwegs

Immer stärker wächst die Zahl derjenigen in der Generation 65 plus, die Auto fahren. Doch mit fortschreitendem Alter können gesundheitsbedingte Einschränkungen die Fahrfitness beeinträchtigen. Wie aber können ältere Autofahrer sicher unterwegs sein? Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) rät zum Gesundheits-Check.

Waren über 64 Jahre alte Pkw-Fahrer 2017 in einen Unfall verwickelt, trugen sie sehr häufig (66,9 Prozent) die Hauptschuld. Bei den mindestens 75-Jährigen wurde drei von vier unfallbeteiligten Pkw-Fahrern die Hauptschuld am Unfall zugewiesen. Autofahrern im Seniorenalter wurde häufiger als den unter 65-Jährigen vorgeworfen, die Vorfahrt oder den Vorrang anderer Fahrzeuge missachtet zu haben. Es folgten Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren als Unfallursache.

Mit zunehmendem Alter können sich Gesundheitsbeeinträchtigungen einstellen. Typisch sind ein Nachlassen der Seh- und Hörkraft sowie eine verminderte Reaktionsfähigkeit. Dies kann die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Um Klarheit über den eigenen Gesundheitszustand zu erhalten und auch rechtzeitig gegensteuern zu können, ist ein regelmäßiger freiwilliger Gesundheits-Check beim Hausarzt hilfreich.

Einen einheitlichen Check gibt es nicht. Überprüft werden sollten neben der Sehkraft das Gehör, die Beweglichkeit, die Aufmerksamkeit und die Reaktionsgeschwindigkeit sowie die Funktion von Herz, Leber und Nervensystem, erklärt der DVR. Gibt der Doktor grünes Licht, steht dem Senioren-Ausflug mit dem Pkw nichts im Wege. mid/wal