US-Handelspolitik schadet der Weltwirtschaft

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Handelsrestriktionen der USA belasten Finanzmärkte, Aktienkurse und Anleiherenditen geben nach Zollerhöhungen und ähnlichen Maßnahmen nach. Zu dieser Feststellung kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. Fast alle Branchen und Handelspartner seien negativ betroffen, heißt es in der Studie.

Erst Ende Juli hat US-Präsident Joe Biden eine Verschärfung der “Buy America”-Politik angekündigt und führt damit die protektionistische Handelspolitik seines Vorgängers Donald Trump fort. Dass diese aber nicht nur der US-Wirtschaft, sondern fast allen Handelspartnern geschadet habe, sagen die Makroökonomen im aktuellen DIW-Bericht.

Demnach haben die Finanzmärkte auf Zollerhöhungen und andere restriktive Maßnahmen der Trump-Administration bis zu 100 Handelstage, also rund fünf Monate lang, signifikant negativ reagiert. Für die Studie haben die DIW-Ökonomen Lukas Boer, Lukas Menkhoff und Malte Rieth die US-Ankündigungen und -Umsetzungen von 2017 bis 2020 identifiziert und mithilfe eines Modells in Beziehung zu den Entwicklungen der Finanzmärkte gesetzt.

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“An den Reaktionen der Finanzmärkte lässt sich die Erwartung der Marktteilnehmer auch auf längere Sicht ablesen”, beschreibt Studienautor Malte Rieth den Ansatz. Und die Ergebnisse der Analyse zeigen: “Nach neuen handelspolitischen Ankündigungen der US-Regierung gaben die Aktien- und Anleihemärkte deutlich nach. Nur der Dollar wertet als sicherer Hafen auf, was aber dem US-Export nicht förderlich ist.”

Vor allem in China engagierte US-Firmen haben die Restriktionen beeinträchtigt, zeigt ein speziell für diese Auswertung zusammengestellter Index. Ihre Aktienkurse gaben nach neuen Ankündigungen von Zollerhöhungen im Schnitt um ein Prozent nach. “Doch die Restriktionen schaden nicht nur der US-Wirtschaft: Die Maßnahmen gegen China belasteten darüber hinaus auch die Aktien-Leitindizes sehr vieler US-Handelspartner, vor allem in Lateinamerika und Europa”, warnen die Ökonomen.

“In jedem Fall sind die wirtschaftlichen Kosten für alle Beteiligten erheblich”, betont Studienautor Lukas Boer. Hinzu kämen politische Verwerfungen. “Das mag die letzte US-Regierung nicht allzu sehr gestört haben, die aktuelle Regierung sollte diese negativen Effekte einer restriktiven Handelspolitik aber berücksichtigen und zu einer multilateralen Handelsordnung zurückkehren.”

Lars Wallerang / glp