“Würden Sie sich impfen lassen?” – Ludwigsburg24 im Gespräch mit Gesundheitsamtleiter Thomas Schönauer

ANZEIGE

Er ist der Chef des Ludwigsburger Gesundheitsamtes und hat in seinen 31 Berufsjahren schon jede Menge Krisensituationen gemeistert. Die aktuelle Corona-Pandemie jedoch fordert selbst dem erfahrenen Mediziner all sein Wissen und Können ab. Ende Januar geht Dr. Thomas Schönauer in den Vorruhestand und überlässt seiner Nachfolgerin ein gut bestelltes Feld.

Ein Interview von Ayhan Güneş

Dr. Schönauer, das Thema Impfung ist gerade sehr aktuell. Es gibt jetzt neben der klassischen Impfmethode auch die neue, revolutionäre Technologie mRNA. In England wurde jetzt als erste Patientin eine 90-jährige alte Dame geimpft. Würden Sie sich impfen lassen?
Das ist eine sehr provokative Frage und ich muss sagen: Zwei Seelen sind in meiner Brust. Die eine bejaht vor dem Hintergrund, nicht krank werden zu wollen, da ich Risikopatient bin. Ich gehe deswegen etwas früher in Rente, denn ich habe eine chronische Krankheit. Die Entwicklung des Impfstoffs ist unter hohem Druck entstanden, weshalb ich persönlich gerne noch ein bisschen abwarten möchte, bis sich im Feldversuch beim Impfen breiter Bevölkerungsschichten die Impfung mit ihrer Auswirkung etwas etabliert hat. Ich bin eigentlich ein Verfechter des Impfens und habe bis letzten Februar selbst eine Impfstelle für Auslandsreisende innegehabt. Seit Corona ist jedoch damit Schluss. Von daher bin ich auch ein Fachmann auf diesem Gebiet. Ich habe auch keine Angst vor der neuen Technologie, dass sich der Impfstoff ins Erbgut einlagert oder was sonst noch so alles kolportiert wird. Das ist alles weit hergeholt. Aber wie bei jedem anderen neuen Impfstoff auch, kennt man die seltenen Nebenwirkungen noch nicht. Ich hätte mir etwas mehr Ruhe gewünscht bei der Einführung in der Bevölkerung. Deswegen bin ich für mich noch nicht zu einer abschließenden Entscheidung gekommen. Ich bin noch keine neunzig und auch kein therapeutisch tätiger Mensch. Und wenn ich das Landratsamt verlasse, gehöre ich auch nicht mehr zum Schlüsselestablishment. Also kann ich mir meine Entscheidung in aller Ruhe überlegen. 

ANZEIGE

Noch sind Sie im Landkreis der oberste Gesundheitshüter. Was empfehlen Sie dem Bürger?
Wenn ich als Mensch, als Bürger in einer Funktion bin, in der ich gebraucht werde oder in der ich eine Weiterverschleppung verhindern kann, dann würde ich es ohne Kompromisse machen und mich der Verantwortung stellen, da ich sie durch den jeweiligen Beruf übernommen habe. Ich denke da beispielsweise an Ärzte, Krankenschwestern, Pflegepersonal. Sie alle sollten sich so schnell wie möglich impfen lassen. Erstens werden sie gebraucht und zweitens sollen sie geschützt sein und das Virus nicht weitertragen. Da ich aber nicht zu dieser Berufsgruppe gehöre, ist es für mich noch nicht so dringlich, dass ich mich für oder gegen eine Impfung entscheiden muss. Aber im Zweifelsfall entscheide ich mich dafür. Doch jetzt wird die Impfung zuerst den älteren Menschen angeboten und danach gibt es die verschiedenen Graduierungen. Ich finde diese Entscheidung ethisch sehr gut. 

Können Sie uns in wenigen Sätzen das Bahnbrechende an der neuen Impftechnologie mRNA erklären?
Normalerweise ist es so, dass man einen Bestandteil vom Virus oder einen abgeschwächten Virus oder einen Oberflächenteil vom Virus impft bis hin zum Lebendvirus bei Masern oder Gelbfieber. Bei mRNA impft man weder den Virus selbst noch irgendwelche Bestandteile, sondern man impft eine Erbinformation, die dazu führt, dass die Zellen im Körper es nicht mehr schaffen, Viren zu bauen. Normalerweise dockt so ein Virus an die Zelle an, gibt ihr seine Erbinformationen ab und zwingt sie, diese Viren zu bauen, bis die Zelle voll ist und platzt, dann kommt die nächste Zelle dran. Durch diesen Zelltod werden wir krank. Nach der Impfung kann das Virus zwar eindringen, aber dadurch, dass sie vorher durch eine Messenger (m)RNA vorgeimpft sind, können die Zellen keinen Virus mehr bauen und damit ist es beim ersten Mal schon vorbei. Ich bin kein Virologe, finde diese Technologie aber absolut bahnbrechend und toll. 

Verschiedene Firmen entwickeln gerade Impfstoffe sowohl in der herkömmlichen als auch in der neuen Variante. Wenn Sie die Wahl hätten, für welche Technologie würden Sie sich entscheiden?
Das ist mir völlig egal. Hauptsache, es wirkt! Das ist zwar etwas flapsig ausgedrückt, bringt es aber auf den Punkt. Ich würde mich für die Technologie entscheiden, die wirksamer ist. Bei den neuen Technologien spricht man von einer 95-prozentigen Wirksamkeit aufgrund von bislang lediglich wenigen 40.000 Probanden. Wenn wir mal bei einer Million angekommen sind, dann erst kann man wirklich konkrete Aussagen treffen. Bisher wissen wir auch über die Langzeitwirkung noch nichts Definitives, es sieht aber gut aus.

Seit Juni ist Testphase drei abgeschlossen, jetzt wird wohl auch bei uns eine Notfallimpfung zugelassen. Es werden Menschen indirekt zur Impfung gezwungen, weil es beispielsweise Fluggesellschaften gibt, die ohne Impfung die Leute nicht befördern. Was würde denn passieren, wenn innerhalb der nächsten zwölf oder achtzehn Monate tatsächlich schwerwiegende Nebenwirkungen entstehen?
Das wäre das Fatalste für den Impfstoff, was man sich überhaupt vorstellen kann. Das wäre das Aus, denn dann ließe sich keiner mehr impfen. Allein mit den klassischen Impfnebenwirkungen, die bei jedem Impfstoff beobachtbar sind, haben wir in der Argumentation schon genug zu tun. Wenn mehr dazukommen würde, müssten sich bestimmte Leute gut überlegen, wie sie das der Bevölkerung erklären. Medizinisch mag es zwar völlig irrelevant sein. Die Frage wäre dann aber, wie transportiert man das politisch und psychologisch. 

Wenn jetzt der Worst Case eintreten sollte, wer übernähme dann die Verantwortung?
Es gibt zwei Ebenen:. Die formale ist, der Staat übernimmt diese für die öffentlich empfohlene Impfung, deswegen würden dann mögliche Schäden durch den Staat ausgeglichen, d.h.. , man bekommt Versorgung nach dem Sozialgesetzbuch. Das alles übernimmt Vater Staat, so steht es im Infektionsschutzgesetz. Jedes Bundesland hat eine Verordnung, in der festgehalten ist, welche Impfungen öffentlich  empfohlen sind, meist auf Grundlage der STIKO (ständige Impfkommission am RKI). In Baden-Württemberg sind darüber hinaus beispielsweise die Influenza oder die FSME öffentlich empfohlen und von daher übernimmt der Staat die Folgekosten, wenn etwas schiefgeht. 

Die politische Verantwortung ist die zweite Ebene. Wer die dann übernähme, darüber lässt sich trefflich spekulieren. 

Das Thema Lockdown ist sehr umstritten, gerade für Weihnachten und Silvester. Was raten Sie den Menschen?
Auch da habe ich wieder zwei Seelen in meiner Brust. Ich bin Vater und Opa, das heißt, dass ich natürlich meine Familie an Heiligabend um mich haben möchte. Das gehört bei uns zur Tradition und zur Kultur und das würde ich mir auch nur ungern nehmen lassen. Silvester ist schon was anderes. Ich denke, man sollte das eine tun und das andere nicht lassen. Man sollte eventuell an Heiligabend die Beschränkungen lockern und dann einen deutlichen Lockdown anordnen. Aber speziell an Heiligabend ist es menschlich und politisch nicht vermittelbar, dass die Leute zu zweit vorm Christbaum sitzen und den Kerzen beim Brennen zuschauen. Aber vom 1. Weihnachtsfeiertag bis zum 6. Januar konsequent einen harten Lockdown durchziehen, damit hätte ich gar kein Problem. 

Warum sind Sie für einen knallharten Lockdown?
Meiner Meinung nach hat man bislang die falschen aus dem Verkehr genommen, nämlich die Gaststätten, die so viel in Hygiene- und Sicherheitskonzepte investiert haben. Die Leute treffen sich trotzdem, und zwar zu Hause. Die nächtliche Ausgangssperre aber verhindert, dass die Leute außerhalb der Arbeit zusammenkommen und bewirkt genau das, was man ursprünglich mit der Schließung der Gastronomie erzielen wollte. 

Kommen wir zur generellen Maskenpflicht in der Ludwigsburger Innenstadt – was soll die bringen?
Im Freien braucht man eine Maskenpflicht eher nicht. Aber die Leute sind nicht in der Lage, die Abstände korrekt einzuhalten, d.h., sieben bis zehn Quadratmeter um jede Person von anderen Menschen freizuhalten, funktioniert in der Innenstadt nicht. Also ist die Maskenpflicht ein guter Schutz und außerdem für sich selbst und die Mitmenschen ein Signal und eine Erinnerung, dass wir in einer Sondersituation leben, in der man sich entsprechend verhalten muss. Von daher ist die Maskenpflicht vielleicht weniger eine fachliche als eine psychologische Maßnahme. 

Bis 31. Januar sind Sie noch Chef des Ludwigsburger Gesundheitsamtes. Wie verbringen Sie Ihre Zeit ab 1. Februar?
Ich werde mich furchtbar ärgern, weil ich im Februar eigentlich nach Portugal wollte, um Abstand zu gewinnen. Das war schon so lange in meinem Kopf. Aber das funktioniert halt jetzt wegen Corona leider nicht. Von daher wird erstmal eine ziemlich langweilige Zeit auf mich zukommen. Man kann noch nicht in den Garten, man kann nicht Radfahren, weil das Wetter schlecht ist, man kann nicht ins Kino, darf keine Kontakte haben. Bei allem Komfort, den ich genießen werde, weil ich morgens nicht früh aufstehen und deshalb abends nicht früh ins Bett muss, werde ich mich trotzdem ziemlich ärgern, auch wenn’s wahrscheinlich ein zufriedener Ärger ist. 

Um es mal bildhaft auszudrücken: Sie leben gerade in Höchstgeschwindigkeit und legen Ende Januar quasi eine Vollbremsung hin…
Das mag von außen so wirken, aber ich habe mir den Antrag zu meinem Ausscheiden ja bereits im Sommer sehr wohlüberlegt und mit meinem Chef entsprechend kommuniziert. Da ich Landesbediensteter bin, musste mein Antrag weitergeleitet werden, so dass ich zwar formal schon noch die volle Verantwortung trage, aber trotzdem wurden intern bereits die Strukturen verändert. Ich habe viel Verantwortung an meine Stellvertreterin abgeben können, weshalb ich mich bereits im Bremsweg befinde und mein Ausscheiden im kommenden Monat nicht als Vollbremsung empfinde. 

So eine außergewöhnliche Situation wie Corona haben Sie in Ihrer Karriere wahrscheinlich noch nicht erlebt. Als Chef des Gesundheitsamtes sind Sie einer der Kapitäne auf dem Schiff. Wie fühlt man sich da, wenn man in so einer wichtigen Phase von Bord geht?
Ich fühle mich mies, habe ein schlechtes Gewissen, auch wenn ich meinen Abschied offen kommuniziert habe. Aber ich habe eine Grundkrankheit, die sich in diesem Jahr deutlich verschlimmert hat durch den Stress. Ich habe gemerkt, dass ich die Notbremse ziehen muss, sonst geht die Sache für mich schlimm aus. Ich hätte natürlich noch zwei weitere Jahre im Amt bleiben können, vielleicht hätte man mich dann jedoch mit den Füßen voran hier raustragen müssen. Aber ich möchte noch gerne ein paar Jahre haben. In diesem Fall muss ich jetzt auch ein bisschen an mich selbst denken und dafür bitte ich um Verständnis. Zum Glück habe ich eine Nachfolgerin, die ich sehr gut kenne und die diesen Job mindestens so gut macht wie ich, vielleicht sogar noch ein bisschen besser. 

Haben Sie in Ihrem Berufsleben denn schon ähnliche Situationen erlebt wie die aktuelle?
Insgesamt habe ich in meinem beruflichen Leben fünf oder sechs Mal solche Hypes hinter mich gebracht, Influenza-Pandemie, die keine war, Vogelgrippe, Sars 1, weißes Pulver, das den gefährlichen Milzbrand hervorruft, Pocken. Es ist jedes Mal mordsmäßig losgegangen, dann brach es relativ schnell wieder ein und das Interesse an diesen Themen versandete. Dementsprechend hat man im Land den Gesundheitsschutz heruntergefahren. Als Corona im Februar anfing, dachte ich mir: „Die Werkzeuge kennst Du, im Sommer ist die Sache wieder rum. Fang halt mal an.“ Und genauso entspannt bin ich an die Arbeit rangegangen und dabei ziemlich auf den Bauch gefallen. Die Werkzeuge sind wirklich die alten geblieben, aber die Manpower hat nicht mehr gereicht und dann ging es richtig zur Sache. Das hat echt keiner erwartet, dass es so dramatisch wird. Ich war mir auch sicher, dass eine zweite Welle kommen wird, aber dass sie in dieser Heftigkeit kommt, ist wirklich schlimm und hat uns dann doch überrascht. 

Wie sind Sie denn aktuell aufgestellt?
Wir haben ausreichend Menschen, die sich um  die Kontaktpersonenverfolgung kümmern, denn da werden wir zum einen durch recht viele Mitarbeiter des Landratsamtes unterstützt sowie zum anderen durch unseren Bürgern in Uniform. Ebenso haben wir genug Helfer, die Kontakt zu den Fällen aufnehmen. Aber wir haben zu wenig Menschen mit fundierter medizinischer Ausbildung, die sich zum Beispiel bei Erkrankungshäufungen in Altenheimen, in Schulen, in Firmen dieser Sache annehme. Wir haben zu wenig Ärzte, zu wenig medizinisch gebildetes Personal wie Krankenschwestern, MFAs oder sonstige Pflegerinnen und Pfleger. Diese fehlenden Menschen mit guter medizinischer Kompetenz werden wir leider auch nicht bekommen, denn die werden woanders ebenfalls gebraucht und…. besser bezahlt. Für diejenigen, die trotzdem zu uns wollen, drohe ich überspitzt mit : „Blood, sweat and tears, but no money“. Zum Glück lassen sich doch immer wieder ein paar gute Mediziner oder medizinisches Assistenzpersonal auf uns ein, weil sie einfach die Arbeit aus Sicht eines Gesundheitsamtes einmal miterleben wollen. Die meisten sind dann doch sehr überrascht über die Gradwanderung zwischen Medizin, Jurisprudenz und Presse, die wir bewältigen müssen.

Sie machen diese Arbeit nun seit 31 Jahren. Was werden Sie am meisten vermissen?
Am meisten werde ich viele gute, befreundete Kollegen vermissen. Natürlich werde ich versuchen, die Beziehungen aufrecht zu erhalten, aber es ist schwierig. Wenn man sich hier zum Mittagessen trifft, ist es einfach etwas anderes. Und auch wenn es jetzt arrogant klingen mag, sage ich es trotzdem: Meine Impfstelle werde ich ebenfalls vermissen. Ich habe reisemedizinische Impfberatung gemacht, war einer von wenigen Ärzten im Landkreis, die selbst die Zulassung des Landes hatte für die Gelbfieber-Impfungen. Die Menschen kamen vor ihrem Urlaub zu mir und ich habe sie beraten, was sie für das jeweilige Land an Impfungen benötigen. Einmal pro Woche, mittwochs ab 16.00 Uhr bis manchmal 222.00 Uhr abends, war ich noch richtiger Medizinier und zwar für Menschen, die nicht krank, sondern gesund und aufgrund der anstehenden Reise optimistisch gestimmt waren. Das war stressig, aber es hat mir riesigen Spaß bereitet. Ich hatte einen guten Ruf und darauf bin ich stolz. 

Haben Sie ein bisschen Bammel vor dem Ruhestand oder werden Sie nebenher beispielsweise als Gutachter noch tätig sein?
Fachlich werde ich nichts mehr machen können, denn wegen meines vorzeitigen Ruhestandes darf ich nur ein sehr kleines Kontingent dazu verdienen, deshalb würde sich der ganze Aufwand nicht lohnen. Außerdem ist es jetzt wirklich wichtig, einmal Abstand zu gewinnen von der Medizin und dem ganzen Drumherum. Ich habe eine Sch… Angst, das gebe ich offen zu. Aber ich muss es einfach durchstehen und muss mich dann mal konsolidieren. Zum Glück bin ich in meinem Heimatort gut vernetzt, habe gute Freunde, aber trotzdem habe ich Angst. Vor einem halben Jahr habe ich nicht geglaubt, dass es so sein wird. Doch jetzt steht der Abschied kurz bevor, da sieht es plötzlich ganz anders in mir aus. Natürlich ist es schön, mich morgens im Bett nochmal umzudrehen und weiterzuschlafen, obwohl der Wecker klingelt und meine Frau mir sagt, was alles erledigt werden muss. Da muss ich aufpassen, dass ich nicht in einen Müßiggang verfalle. Deswegen bin ich auch so sauer auf Corona, denn dadurch tue ich mich sehr schwer mit meiner Tagesstruktur. Aber ich werde relativ viel Sport machen und dadurch vieles kompensieren, was das Wetter und Corona verhindern. 

Ist Ihre Hoffnung, dass wir Corona mit einer Impfung in den Griff bekommen?
Es sind zwei Impfungen, aber ich habe eine eher distanzierte Hoffnung, weil ich meine Mitbürger und die Politik kenne. Dieses Thema ist gerade so etwas von ungeeignet, denn wir haben sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene Wahlkampf. Aber ich hoffe, dass der Impfstoff wirken und die Akzeptanz bei der Bevölkerung vorhanden sein wird. Und dass hier niemand durch politische Schnellschüsse das Thema Impfung kaputt macht, wie Putin das in Russland getan hat. Putin hat den Impfstoff bei seiner Bevölkerung falsch eingetütet nach dem Motto: „Hier ist Sputnik 5, wir sind die Allergrößten.“ Und dann hätte er sich z.B. selbst öffentlich zuerst impfen lassen müssen, um ein Signal zu setzen. Man muss einen Impfstoff so sensibel einführen, dass die Menschen sich aus innerer Überzeugung heraus impfen lassen wollen, sonst geht das daneben. 

Was glauben Sie, wie lange wird uns Corona noch begleiten?
Seien Sie sicher, dass es Sie und mich definitiv noch ein Leben lang begleiten wird. Wir werden uns mit Corona – so wie mit vielen anderen Viren auch im Rahmen  unseres Daseins abfinden müssen. Deswegen werden wir impfen. Sobald man weiß, ob und wie lange die Impfung hält, werden wir z. B nach fünf oder zehn Jahren erneut impfen, dann vielleicht nach zwanzig und mit Glück vielleicht dann nie wieder. Das wird sich alles zeigen, aber das Thema wird uns ein Leben lang erhalten bleiben, auch wenn es unser Leben nicht mehr so massiv bestimmen wird wie derzeit. Wir werden es in den Griff bekommen und uns daran adaptieren, so wie wir das aufgrund der Impfmöglichkeiten mit Hepatitis A und B, den Masern oder Polio (Kinderlähmung) geschafft haben. Letztere steht ja kurz vor der weltweiten Ausrottung und bei Masern arbeiten wir dran, wenn uns denn Corona eines Tages wieder lässt.

Auf welcher Stufe – eins gleich sehr gut, zehn totale Katastrophe – liegen wir bezüglich Covid-19 derzeit im Landkreis?
Derzeit liegen wir vielleicht bei Stufe sechs. 

Herr Dr. Schönauer, wir danken Ihnen für das Gespräch!