
Nach fast 15 Jahren im Landtag von Baden-Württemberg zieht sich der Grünen-Abgeordnete Markus Rösler aus der Politik zurück. Der 61-Jährige nennt gesundheitliche Gründe – und blickt auf ein Jahrzehnt engagierter Arbeit in Finanz- und Naturschutzpolitik zurück. Wer seine Nachfolge antreten könnte, ist noch unklar.
Ludwigsburg/Vaihingen – Rund ein Jahr vor der Landtagswahl 2026 zieht Markus Rösler (Grüne) überraschend einen Schlussstrich: Nach fast 15 Jahren im Landtag wird der 61-Jährige nicht erneut kandidieren. Als Grund nennt er: massive Schlafprobleme, die mit einem Arbeitspensum von bis zu 80 Stunden pro Woche nicht mehr vereinbar seien. Damit verliert die Grünen-Fraktion eine ihrer prägenden Stimmen in Finanz- und Naturschutzfragen.
„Gang, wennd Leut saged: ‘Sisch schad, dass gohsch.’ Gang ned, wennd Leut saged: ‘Sisch Zeit, dass gohsch.’“ Mit diesen Worten, die er als Initiator der Parlamentsgruppe für Dialekte im Landtag geprägt hat, nimmt Rösler nun selbst Abschied von der Landespolitik.
Direktmandat in CDU-Hochburg – und prägende Rolle im Finanzausschuss
Rösler, promovierter Landschaftsökonom, gewann 2021 mit 34,9 Prozent das Direktmandat im Wahlkreis Vaihingen – ein bemerkenswerter Erfolg in einer traditionell konservativen Region, in der einst Günther Oettinger und Lothar Späth lebten. „Das war das beste grüne Ergebnis in Wahlkreisen ohne Hochschulstandort – und erstmals seit 1980 das beste grüne Ergebnis im Kreis Ludwigsburg“, betont Rösler.
Als Mitglied im Finanzausschuss, im Aufsichtsrat der BW-Bank und von Toto-Lotto hatte er maßgeblichen Einfluss auf die Landesfinanzen. „Politik bedeutet für mich Gestaltungswille und Gestaltungsmöglichkeit – und ein selbstbewusstes Parlament, auch gegenüber den Ministerien, deren Einfluss mir manchmal zu groß ist“, sagt Rösler.
Fördergelder für Naturschutz, Kultur und Landwirtschaft
Viele Initiativen im Bereich Umwelt- und Naturschutz tragen seine Handschrift: Die Naturschutzmittel stiegen unter seiner Mitwirkung von 30 auf 120 Millionen Euro, der Sanierungsstau in den Kommunen wurde angegangen, und Fördermittel für Kultureinrichtungen wie das Keltenmuseum in Eberdingen-Hochdorf oder den Schulbauernhof „Zukunftsfelder“ in Korntal-Münchingen wurden gesichert. Auch die Umschichtung von Toto-Lotto-Mitteln für gemeinnützige Zwecke geht auf ihn zurück.
„Ein dickes Brett, an dem ich über zehn Jahre bohren musste“, sagt Rösler über diese Reform. Sein Ziel sei es immer gewesen, Naturschutz mit wirtschaftlichem Sachverstand zu verbinden. „Viele Maßnahmen kommen inzwischen direkt den Landwirten und Landschaftserhaltungsverbänden zugute.“
Ein persönlicher Moment bleibt in Erinnerung
Neben politischen Erfolgen hebt Rösler eine ganz persönliche Erfahrung hervor: 2011 setzte er sich dafür ein, dass zwei junge Frauen aus Kenia und Simbabwe ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Deutschland antreten durften, anstatt nach Afrika zurückgeschickt zu werden. „Bis heute habe ich Kontakt zu ihnen – sie leben glücklich und gut integriert in Deutschland.“
Würdigung durch Parteikollegen
Silke Gericke, Landtagsabgeordnete der Grünen aus Ludwigsburg, würdigte Röslers Entscheidung mit großem Respekt: „Mit großem Respekt nehme ich die Entscheidung meines geschätzten Kollegen Dr. Markus Rösler zur Kenntnis, 2026 nicht erneut für den Landtag zu kandidieren. Seine beeindruckende Arbeit für den Naturschutz, die nachhaltige Finanzpolitik und insbesondere sein unermüdlicher Einsatz für die biologische Vielfalt haben Baden-Württemberg nachhaltig geprägt.”
Sie ist überzeugt, dass Röslers Engagement über seine Zeit im Landtag hinaus bestehen bleibt: „Ich habe in den vergangenen Jahren sehr eng mit ihm zusammengearbeitet und werde dies auch im kommenden Jahr noch tun. Dabei schätze ich nicht nur seine fachliche Expertise, sondern auch seine Verlässlichkeit und seinen Weitblick. Er ist ein herausragender Kollege und ein versierter Berater. Sein politisches Wirken setzt Maßstäbe. Das Parlament entlässt 2026 mit ihm einen in der Sache harten Verhandler und zugleich einen Menschen, der das Herz am rechten Fleck hat. Und deshalb weiß ich, dass sein Engagement für Baden-Württemberg im Allgemeinen und seine Heimatregion im Speziellen über die Zeit seines Mandates hinaus weiter bestehen bleibt.”
Wer für die Grünen im Wahlkreis Vaihingen an der Enz 2026 kandidieren wird, ist noch offen.
red