Integration als Mammutaufgabe: Kornwestheim weiht neue Erstaufnahme für Flüchtlinge ein

Von Ayhan Güneş

Nach zweijährigem Umbau hat das Land Baden-Württemberg eine neue Erstaufnahmeeinrichtung in Kornwestheim eröffnet. Das Gebäude bietet Platz für 220 Geflüchtete und soll die Stadt entlasten. Bei der feierlichen Einweihung betonten Vertreter von Stadt, Land und Regierung die Bedeutung der Einrichtung – auch wenn die Herausforderungen groß bleiben. 

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Kornwestheim – Die neue Erstaufnahmeeinrichtung (EA) in der Villeneuvestraße 92 in Kornwestheim ist eröffnet. Das Gebäude bietet Platz für 220 Geflüchtete und soll die Stadt entlasten. Bei der feierlichen Einweihung am Freitag, den 17. Januar 2025, waren neben Oberbürgermeister Nico Lauxmann auch Staatssekretär Siegfried Lorek (Ministerium der Justiz und für Migration), Regierungspräsidentin Susanne Bay, Landrat Dietmar Allgaier sowie Bundestagsabgeordneter Steffen Bilger (CDU) und Landtagsabgeordnete Silke Gericke (Grüne) und weitere lokale Vertreter anwesend.

Modernisierte Räume für Menschen in Not

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In der neuen Einrichtung, die vom Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg für zehn Jahre angemietet wurde, stehen den Geflüchteten rund 3.650 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Neben Schlafplätzen bietet das Gebäude Schulungs- und Kinderbetreuungsräume, eine Ausgabeküche mit Speisesaal sowie medizinische Bereiche. Auch eine Sozial- und Verfahrensberatung wurde vor Ort eingerichtet, um die Menschen bei ihrem Aufenthalt in Deutschland zu unterstützen.

„Mit dieser Unterkunft leistet die Stadt Kornwestheim einen wichtigen sozialen und gesellschaftlichen Beitrag, um Menschen in Not zu helfen und ihnen nicht nur eine sichere Unterkunft, sondern auch einen Ort der Hoffnung und des Neuanfangs zu bieten“, sagte Oberbürgermeister Nico Lauxmann bei der Eröffnung.

Vorteile für Kornwestheim – aber auch neue Aufgaben

Die neue Erstaufnahmeeinrichtung bringt der Stadt Kornwestheim laut Lauxmann gleich zwei Vorteile: Zum einen entfällt für die Stadt die Unterbringung von Geflüchteten vollständig. Zum anderen profitiert Kornwestheim finanziell von der Vermietung des Gebäudes. Dennoch warnte der Oberbürgermeister vor den anhaltenden Herausforderungen: „Wohnraum ist eine wesentliche Grundlage für alle Geflüchteten, doch die Kapazitäten der Kommunen sind mittlerweile erschöpft. Auch der nächste Schritt – die Integration der Menschen in unsere Gesellschaft – muss mit Leben gefüllt werden. Dieses Thema fordert die Kommunen enorm, auch über die Grenzen hinaus. Es ist Aufgabe des Bundes, hier endlich Lösungswege anzubieten.“

Rückgang bei Asylanträgen, Belastung bleibt hoch

Laut Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wurden im Jahr 2024 bundesweit 229.751 Erstanträge (ohne die Ukraine) auf Asyl gestellt. Dies entspricht einem Rückgang von 30,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch bleiben die Herausforderungen für Städte und Kommunen bestehen. „Die Zugangszahlen nach Deutschland und nach Baden-Württemberg sind weiterhin hoch“, erklärte Staatssekretär Siegfried Lorek, der für das Ministerium der Justiz und für Migration sprach. Die Plätze in der neuen Einrichtung sollen dazu beitragen, nur noch Personen mit Bleibeperspektive in die Kommunen zu verteilen und Rückführungen direkt aus der Erstaufnahme zu organisieren.

Land investiert in langfristige Lösungen

Für den Betrieb der Einrichtung ist das Regierungspräsidium Stuttgart verantwortlich. Regierungspräsidentin Susanne Bay lobte bei der Eröffnung die Zusammenarbeit mit der Stadt und die Bedeutung der neuen EA: „Durch die offizielle Eröffnung heute in Kornwestheim stützen wir die Erstaufnahme im Land langfristig und entlasten gleichzeitig die Kreise.“

Die Gesamtkosten für den Umbau der Einrichtung betrugen rund 7,5 Millionen Euro, wovon das Land Baden-Württemberg 2,9 Millionen Euro übernahm. Bereits im September 2022 wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt und vom Kornwestheimer Gemeinderat mehrheitlich beschlossen. Anfang Januar 2025 zogen die ersten Geflüchteten ein.

Integration bleibt zentrale Herausforderung

Die neue Einrichtung ist ein wichtiger Schritt zur Entlastung der Stadt und zur Unterstützung Geflüchteter. Doch die Verantwortlichen machten bei der Einweihung auch deutlich, dass die Integration der Menschen eine langfristige Aufgabe bleibt.

„Die Erstaufnahme ist nur der Anfang“, sagte Lauxmann. „Es geht darum, Integration aktiv zu gestalten – dafür benötigen wir Unterstützung und vor allem langfristige Konzepte, die über die Kapazitäten der Kommunen hinausgehen.“ Die kommenden Jahre werden zeigen, wie die Einrichtung zur Entlastung der Region und zur Unterstützung der Geflüchteten beitragen kann.

Kommentar:

Ein Ort des Neuanfangs und der Entlastung: Mit der Eröffnung der neuen Erstaufnahmeeinrichtung schafft Kornwestheim Platz für 220 Geflüchtete und gibt der Stadt gleichzeitig neuen Spielraum. Doch während die feierliche Einweihung Hoffnung versprüht, bleibt eines deutlich: Die Integration bleibt eine gewaltige Herausforderung, die nicht allein auf den Schultern der Kommunen lasten darf.