Ludwigsburg hebt ab 2027 die Grundsteuer an – Stadt erwartet Mehreinnahmen von einer Million Euro jährlich

Von Ayhan Güneş

Ludwigsburg – Was Eigentümerinnen und Eigentümer in Ludwigsburg ab 2027 mehr zahlen müssen, steht jetzt fest: Der Gemeinderat hat am Mittwochabend mit Mehrheit beschlossen, die Grundsteuer B von 262 auf 285 Hebesatzpunkte zu erhöhen. Das entspricht einem Anstieg um 8,8 Prozent – ein Eingriff, der angesichts leerer Kassen wohl unausweichlich war.

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Konkret bedeutet das: Wer bislang 400 Euro Grundsteuer im Jahr zahlt, wird künftig rund 35 Euro mehr überweisen müssen. Eine scheinbar kleine Zahl – mit großer Wirkung für die Stadtkasse.

Haushalt in Schieflage – Stadt greift zur Steueranpassung

Die Entscheidung fällt inmitten einer angespannten Finanzlage. Für das Haushaltsjahr 2025 klafft allein bei der Grundsteuer B eine Lücke von rund 700.000 Euro. Erwartete Einnahmen: 18,6 Millionen Euro – eingeplant waren 19,3 Millionen.

Grund dafür ist nicht nur die wirtschaftliche Lage, sondern auch die Grundsteuerreform, die zum 1. Januar 2025 in Kraft trat. Das neue Bewertungsmodell führt dazu, dass sich Steuerlasten neu und unterschiedlich verteilen – je nach Lage, Grundstücksgröße und Bebauung. Das Gesamtaufkommen bleibt zwar stabil, doch die individuelle Belastung verändert sich.

Kompromiss: Verschiebung auf 2027

Die Verwaltung hatte ursprünglich eine frühere Anhebung ab 2026 vorgeschlagen. Doch der Gemeinderat folgte dem nicht – und entschied sich für eine Verschiebung um ein Jahr. Oberbürgermeister Matthias Knecht kommentierte: “Die Unterdeckung von 700.000 Euro für 2025 trifft unseren ohnehin gebeutelten Haushalt ins Mark. Daher war für uns als Verwaltung die Anpassung der Grundsteuer bereits für 2026 der einzig verantwortbare Schritt. Ich kann aber aus gesellschaftspolitischer Sicht den Gemeinderat mit der Verschiebung um ein Jahr verstehen. Die Sorgen unserer Bürgerinnen und Bürger nehmen wir sehr ernst, allerdings werden die Mittel, die wir nun nicht einnehmen, wieder an anderer Stelle fehlen. So ehrlich müssen wir sein!“

Das finanzielle Problem bleibt, wird jedoch in die Zukunft verlagert. Gleichzeitig betont das Rathaus: Die Grundsteuer dient nicht einer konkreten Gegenleistung, sondern fließt in die allgemeine Finanzierung der Stadt – etwa in Bildung, Soziales, Infrastruktur oder Kultur. Die Stadtverwaltung erwartet durch den neuen Hebesatz jährlich rund eine Million Euro Mehreinnahmen.

Ein Schritt mit Signalwirkung

Die Grundsteuererhöhung ist mehr als nur eine Zahl – sie steht symbolisch für den Sparkurs der Stadt. Für die einen ein Schritt zur Haushaltskonsolidierung, für andere ein weiterer Einschnitt in ohnehin belastete Haushalte. Klar ist: Die Diskussion um die Finanzierung der kommunalen Zukunft wird mit diesem Beschluss nicht enden.

red