Von Ayhan Güneş
Zwei Städte im Landkreis Ludwigsburg wollen vorangehen: Kornwestheim und Freiberg am Neckar denken darüber nach, Asylbewerberinnen und Asylbewerber künftig zur gemeinnützigen Arbeit zu verpflichten. Ausgangspunkt ist ein Vorstoß der Kornwestheimer Verwaltung, § 5 des Asylbewerberleistungsgesetzes anzuwenden – eine bislang kaum genutzte gesetzliche Möglichkeit. Ziel ist es, Integration zu fördern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Kornwestheim/Freiberg am Neckar – Wie parteiübergreifend an wichtigen Themen zusammengearbeitet werden kann, zeigen derzeit Kornwestheims Oberbürgermeister Nico Lauxmann (CDU) und Freibergs Bürgermeister Jan Hambach (SPD). Gemeinsam prüfen die beiden Stadtoberhäupter, ob verpflichtende gemeinnützige Arbeit für Asylbewerber eingeführt werden soll – ein sensibles Thema, das beide offen und pragmatisch auf kommunaler Ebene diskutieren. Grundlage ist § 5 des Asylbewerberleistungsgesetzes, der den Kommunen diese Möglichkeit einräumt.
„Ich bin der Überzeugung, dass eine verpflichtende Arbeit viele Vorteile bietet, um eine Integration zu erreichen“, so Nico Lauxmann. Arbeit könne helfen, eine Tagesstruktur zu geben, die Sprache schneller zu lernen und soziale Kontakte aufzubauen.
Was das Gesetz vorsieht
Konkret geht es um sogenannte „Arbeitsgelegenheiten“ bei kommunalen oder gemeinnützigen Trägern. Die Entschädigung liegt bei 80 Cent pro Stunde, maximal 100 Stunden im Monat. Das Geld wird zusätzlich zu den staatlichen Leistungen gezahlt. Wer allerdings ohne guten Grund eine solche Arbeit ablehnt, muss mit Leistungskürzungen rechnen.
Ausgenommen von der Pflicht sind Minderjährige sowie Personen, die bereits in einer Ausbildung, einem Studium oder einer regulären Beschäftigung stehen. Auch wer bereits eine Aufenthaltserlaubnis hat, fällt nicht unter die Regelung.
Wenig Resonanz bei freiwilligem Angebot
Die Stadt Kornwestheim hat seit 2019 freiwillige Arbeitsangebote für Asylbewerber gemacht – mit ernüchterndem Ergebnis. Von 21 Personen hat nur eine das Angebot angenommen. Für Lauxmann ein weiterer Grund, über eine verpflichtende Regelung nachzudenken. Ob diese tatsächlich eingeführt wird, entscheidet der Kornwestheimer Gemeinderat am 10. April.
Auch Freibergs Rathauschef Jan Hambach zeigt sich offen für den Vorschlag: „Ich verspreche mir für alle Seiten einen positiven Effekt: Eine bessere Integration für die Asylbewerber, eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung und ein Beitrag für die Allgemeinheit.“ Er kann sich vorstellen, die Regelung auch in Freiberg am Neckar umzusetzen.
Bewusste Diskussion trotz sensibler Thematik
Beide Bürgermeister betonen, dass ihnen die Brisanz des Themas bewusst ist. Dennoch halten sie eine offene Debatte auf kommunaler Ebene für notwendig. „Dies erwarten die Bürgerinnen und Bürger von uns“, so Lauxmann und Hambach gemeinsam. Ihr Ziel sei ein transparentes Vorgehen – und eine möglichst breite Akzeptanz in der Bevölkerung.”