Kleine und mittelständische Geschäfte vor dem Aus: Handelsverband warnt vor beschleunigtem Ladensterben

Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt vor einem beschleunigten Ladensterben, da viele Mittelständler aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen und absehbarer Verschlechterungen in naher Zukunft ihr Geschäft aufgeben wollen. Insbesondere kleine und mittelständische Händler klagen über unerfüllbare bürokratische Anforderungen und mangelnde Profitabilität, was das Geschäft zunehmend zu einem reinen Geldtausch statt unternehmerischer Initiative macht.

Der HDE-Präsident Alexander von Preen gibt an, dass 2023 voraussichtlich weitere 9.000 Geschäfte schließen werden, wobei sich die Situation 2024 nicht wesentlich verbessern dürfte. Dies wird zu erheblichen Veränderungen in den Innenstädten führen. Von Preen betont die Verantwortung der Bundesregierung, die dringend positive Signale aussenden und Verbraucher entlasten muss, um den privaten Konsum wieder anzukurbeln. Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen, verlässliche Entscheidungen, wettbewerbsfähige Energiepreise und weniger Bürokratie werden als entscheidend angesehen.

Die Unsicherheit und die wirtschaftlichen Herausforderungen im Einzelhandel sind alarmierend, und es wird ein preisbereinigter Umsatzrückgang von vier Prozent für 2023 erwartet, wobei sich die Situation aufgrund schwacher Konsumwerte im September noch verschärfen könnte. Die Mitglieder des HDE sind äußerst unzufrieden mit der aktuellen Regierung und empfinden die politische Situation als wenig unterstützend und hilfreich in dieser schwierigen Zeit.

red

Mein Real beantragt Insolvenz in Eigenverwaltung – Über 5.000 Jobs in Gefahr

Mönchengladbach – Die SB-Warenhauskette Mein Real hat am heutigen Freitag offiziell mitgeteilt, einen Antrag auf Insolvenzeröffnung in Eigenverwaltung gestellt zu haben. Dieser Schritt wird ergriffen, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Verhandlungen über die mögliche Übernahme von Standorten zu führen, so das Unternehmen.

Hintergrund: Laut der Pressemitteilung betrifft dieser Insolvenzantrag mehr als 5.000 Mitarbeiter in 62 Märkten sowie in der Zentrale in Mönchengladbach. Das Unternehmen betont jedoch, dass die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter weiterhin wie gewohnt gezahlt werden. Die ursprüngliche Berichterstattung über diesen Schritt erfolgte durch die “WirtschaftsWoche”.

Management bleibt an Bord: Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen plant Mein Real, das derzeitige Management weiterhin in der Führung zu behalten. Die Insolvenz in Eigenverwaltung soll dazu dienen, den Geschäftsbetrieb fortzusetzen und gleichzeitig Gespräche mit Wettbewerbern über eine mögliche Übernahme von Standorten zu ermöglichen. Dieser Schritt steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Gerichts.

Hinter den Kulissen: Mein Real wurde im Jahr 2020 von der Metro AG übernommen und befindet sich derzeit im Besitz des Finanzinvestors SCP. In der Folge wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, darunter die Aufteilung des Unternehmens und der Verkauf von Standorten an Unternehmen wie Kaufland, Edeka, Globus und Rewe. Im Januar 2022 wurde bekannt gegeben, dass die verbleibenden 62 Standorte unter dem Namen “Mein Real” geführt werden sollen. Später ging das Unternehmen an das Family Office der Unternehmerfamilie Drs. Tischendorf über, bevor es im Mai 2023 aufgrund einer “kritischen wirtschaftlichen Verfassung” wieder von SCP erworben wurde.

Mein Real betont, dass die Entscheidung für das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eine Chance zur Fortführung des Geschäftsbetriebs in diesen herausfordernden Zeiten bietet.

red

IHK wirft kritischen Blick auf den Einzelhandel – Umsätze im Landkreis unter dem Durchschnitt

Von Uwe Roth

Die Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart zur Situation des Einzelhandels kann als Warnruf verstanden werden. Noch profitieren die lokalen Geschäfte von den hohen Einkommen der Bewohnerschaft von Stuttgart und der fünf Landkreise im Umkreis der Landeshauptstadt. Aus den IHK-Zahlen lässt sich jedoch ableiten, dass der klassische Einzelhandel am Scheidepunkt steht: Schafft er es, die Kundschaft dauerhaft zu binden und nicht an den überregionalen Einzelhandel zu verlieren? Für die IHK ist „die Erosion der Nahversorgung bereits an Kennziffern erkennbar.“

Die Kammer sieht die Kommunen vor großen Herausforderungen: „Es bedarf schon enormer Anstrengungen, um den Prozess zum Stillstand zu bringen.“ Noch größter müssten die Anstrengungen werden, wollte man den Trend wieder umkehren. Es sei wichtig zu handeln, „bevor der Schaden einen größeren Umfang annimmt oder er gar unumkehrbar geworden ist“.

Mietpreise für Ladengeschäfte stagnieren oder sinken sogar

Einen Hinweis auf die Situation des Einzelhandels gibt der jüngste Immobilienbericht der Kreissparkasse Ludwigsburg, der in dieser Woche veröffentlich wurde: Demnach stagnieren die Mietpreise für Einzelhandelsflächen im Ludwigsburger Stadtkern größtenteils. Bei Objekten, die sich nicht in den Top Lagen befinden, sind die Mieten teilweise sogar rückläufig. Insbesondere in kleineren Gemeinden im Landkreis steigt die Leerstandquote. Dies spiegelt sich auch bei der Entwicklung der Mietpreise bei Neuvermietungen wider.

Der Lockdown während der Corona-Pandemie hat den Internet-Shops steil ansteigende Umsätze beschert. „Der Internet-Handel erreicht inzwischen einen Anteil von rund 15 Prozent des gesamten Volumens“, stellt die Studie für den Einzelhandel in der Region Stuttgart fest. Per Saldo sind dies fast fünf Milliarden Euro an Einzelhandelskaufkraft, die an den Versandhandel und das Internet verloren gehen.

„Am Vertrieb auch über das Internet führt kaum noch ein Weg vorbei“

Die Läden sind wieder regulär geöffnet. Die Besitzer hoffen nun, dass die Umsätze das Niveau der Zeit vor Corona wieder erreichen. Die IHK empfiehlt ihnen, in jedem Fall einen Online-Ableger zu erwägen oder einen vorhandenen Internetshop auszubauen. „Am Vertrieb auch über das Internet führt kaum noch ein Weg vorbei“, sagt die Studie. Es ist die klare Botschaft, dass die Internetkonkurrenz nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist, sondern an Dynamik zunehmen wird.

Neben der Internetkonkurrenz stehen die Kommunen untereinander im Wettbewerb. Gemeinden mit wenig Einzelhandel geht Kaufkraft an die Städte in der Umgebung verloren. Das führt zu noch mehr Ladenschließungen. Der städtische Einzelhandel konkurriert mit den Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Der Ludwigsburg Einzelhandel konkurriert nicht nur mit dem Breuningerland, sondern auch mit der Landeshauptstadt im Zentrum der Region. „Die Landeshauptstadt belegt beim regionalen Vergleich auf Kreisebene mit rund 4,8 Milliarden Euro die Spitzenposition in Bezug auf das absolute einzelhandelsrelevante Kaufkraftvolumen“, stellt die Studie fest. Mit Summen von etwa 4,1 beziehungsweise 4 Milliarden Euro folgen die Landkreise Ludwigsburg und Esslingen.

Region Stuttgart verliert in Bezug auf den Einzelhandel an Kaufkraft

Die IHK-Zahlen bilden die Situation in Ludwigsburg jedoch nur unzureichend ab. Die Studie der IHK stellt fest: „Einzelhandelsstandorte auf der grünen Wiese sind häufig die Ursache für hohe Umsatzzahlen.“ Bekannte Beispiele seien Sindelfingens Osten mit den großen Einkaufszentren und Fachmärkten oder Ludwigsburg mit dem Tammer Feld. Es gibt keine Zahlen, die sich ausschließlich auf den innerstädtischen Handel beziehen. Wo stünde der Innenstadthandel in Ludwigsburg, gäbe es das Breuningerland nicht?

Die aktuelle Situation ist im Bundesvergleich noch komfortabel: Mit einer einzelhandelsrelevanten Kaufkraft von 20,8 Milliarden Euro gehört die Region Stuttgart zusammen mit den Großräumen München und Rhein/Main zu den attraktivsten Standorten für Einzelhandelsunternehmen in Deutschland. Im Vergleich zu 2019 hat die Region Stuttgart jedoch etwa 930 Millionen Euro an Kaufkraft verloren. Mehr als ein Viertel des Kaufkraftpotenzials von Baden-Württemberg ist in der Region zu finden.

Umsätze im Ludwigsburger Einzelhandel unter Bundesdurchschnitt

Mit Verwunderung stellt die Studie fest: „Beeindruckende Umsatzmagneten“ unter den Städten wie Ludwigsburg, Backnang oder Göppingen konnten ihren Landkreisen nicht zu einer dreistelligen Umsatzkennziffer verhelfen. Nur Stuttgart und der Landkreis Böblingen weisen Pro-Kopf-Umsätze über dem Bundesdurchschnitt auf. Von der Landeshauptstadt abgesehen sind die Umsätze des stationären Einzelhandels je Einwohner damit in allen Landkreisen deutlich geringer als das Nachfragepotenzial der jeweiligen Bevölkerung. Das heißt, der Einzelhandel in Ludwigsburg bleibt unter seinen Möglichkeiten.

Das Fazit der IHK enthält keine kreativen Empfehlungen. So heißt es allgemein: „Die Entscheidungsträger in den Kommunen haben die Pflicht, die Bedingungen im Auge zu behalten, unter denen Handelsbetriebe agieren müssen.“ Die Anliegen der Händler müssten von ihnen genauso berücksichtigt werden wie die Anliegen anderer Branchen und gesellschaftlicher Gruppen. Wenig innovativ ist die Einschätzung, dass „Fahrverbote und unverhältnismäßige Beschränkungen des Kunden- und Lieferverkehrs selten hilfreich“ seien, „ebenso wenig wie schlecht geplante Einschränkungen für das Parken“. Sicherheit und Sauberkeit seien „Pflichtaufgaben für alle Standorte“. Und „eine ungeordnete Ansiedlung vor allem großflächiger Einzelhandelsbetriebe in Randlagen“ schade langfristig dem gesamten Stadtgefüge – auch dem der Nachbargemeinden. Kommunen sollten dringend Einzelhandelskonzepte erstellen, um Ansiedlungsvorhaben optimal in die funktionale Stadtstruktur einzuordnen.

Link zur Studie

Einzelhandel steigert Umsatz um mehr als 4 %

WIESBADEN – Die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland hat im Juni 2021 nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) kalender- und saisonbereinigt real (preisbereinigt) 4,2 % mehr umgesetzt als im Mai 2021. Diese Entwicklung dürfte mit der bundesweit weiter sinkenden Corona-Inzidenz und den damit verbundenen Lockerungen der Bundes-Notbremse zusammenhängen, die bis 30. Juni 2021 in Kraft war, so Destatis.

Im Vergleich zum Vorkrisenmonat Februar 2020 war der Umsatz im Juni 2021 kalender- und saisonbereinigt real 9,1 % höher. Gegenüber dem Vorjahresmonat Juni 2020 stieg der Einzelhandelsumsatz im Juni 2021 real um 6,2 % und nominal um 8,2 %. Allerdings hatte der Juni 2021 mit 26 Verkaufstagen einen Verkaufstag mehr als der Juni 2020.

Der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren setzte im Juni 2021 kalender- und saisonbereinigt real 3,9 % weniger um als im Mai 2021. Der Umsatz der Supermärkte, SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte lag dabei 6,1 % unter dem Niveau des Vormonats. Der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln (zum Beispiel mit Obst und Gemüse, Fleisch, Backwaren oder Getränken) setzte im entsprechenden Vergleich 1,7 % mehr um.

Deutliche Steigerungen gab es im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln. Hier waren die realen Umsätze im Juni 2021 kalender- und saisonbereinigt 8,7 % höher als im Vormonat. Der besonders von den Geschäftsschließungen durch die Bundes-Notbremse betroffene Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren verzeichnete ein Umsatzplus von 70,5 % gegenüber Mai 2021 und liegt damit erstmals wieder über dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020 (+ 4,8 %). Im Einzelhandel mit Waren verschiedener Art (zum Beispiel Waren- und Kaufhäuser) stieg der Umsatz um 34,3 % gegenüber dem Vormonat und liegt damit 7,6 % über dem Vorkrisenniveau. Ebenso war der Umsatz im Handel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf 18,1 % höher als im Mai 2021 und 9,7 % höher als im Februar 2020.

Der Internet- und Versandhandel verzeichnete ein reales, kalender- und saisonbereinigtes Umsatzminus von 7,5 % im Vergleich zum Vormonat. Er liegt aber mit 38,4 % weiterhin deutlich über dem Niveau vom Februar 2020.

Quelle: Statistisches Bundesamt