Meilenstein: Organspende jetzt digital

Nach langer Vorbereitung ist am Montag die erste Stufe des neuen zentralen Organspende-Registers gestartet. Damit sollen Entscheidungen zur Organ- und Gewebespende künftig auch online festgehalten werden können, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit.

Das Register soll schrittweise aufgebaut werden. Zur Sicherheit müssen sich Nutzer mit einem Ausweisdokument mit der sogenannten eID-Funktion identifizieren. Ab Montag können Entnahmekrankenhäuser, die bereits an das Organspende-Register angebunden sind, mögliche Organspende-Erklärungen suchen und abrufen. Bis Juli 2024 müssen alle Entnahmekrankenhäuser an das Organspende-Register angebunden sein.

Bis spätestens Ende September 2024 soll zudem die Abgabe der Erklärung mithilfe der “Digitalen Identität für Versicherte” (GesundheitsID) ermöglicht werden. Ab 2025 sollen dann die Gewebeeinrichtungen die Bereitschaft zu Gewebespenden bei potenziellen Spendern über das Abrufportal klären können. Vermerke in einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung sollen auch nach der vollständigen Inbetriebnahme des Registers gültig bleiben.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete den Start des Registers als “wichtigen Meilenstein”, um mehr Organspenden möglich zu machen. “Zum ersten Mal besteht damit auch die Möglichkeit, online seine Bereitschaft zur Organ- und Gewebespende zu hinterlegen”, sagte er. Dies ermögliche den Ärzten, auf schnelle und zuverlässige Weise die Spendenbereitschaft eines potenziellen Organspenders zu ermitteln. Zudem würde im Erstfall Angehörige entlastet.

red

Ludwigsburg: Chefs im Rathaus zeigen Herz für Organspende

Ludwigsburg – Die Entschlossenheit, Leben zu retten, zeigt sich deutlich im Engagement von Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht und Bürgermeister Sebastian Mannl aus Ludwigsburg. Beide haben schon lange Organspendeausweise in ihrer Tasche. Ihr Einsatz für dieses lebenswichtige Thema geht weit über Pflichten hinaus – es beruht auf innerer Überzeugung. Kürzlich wurden sie im Rathaus von Dr. Uschi Traub, Leiterin der Gesundheitsförderung des Gesundheitsamtes Ludwigsburg, und Ute Nethe gewürdigt. Als symbolische Geste erhielten sie einen besonderen Organspende-Ausweis überreicht.

Für Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht war die Entscheidung, sich für Organspende einzusetzen, keine einfache. Er betont: “Organspende ist ein heikles Thema für viele Menschen, das mit Unsicherheiten behaftet ist. Auch für mich war es keine leichte Entscheidung. Aber letztlich überwog der Gedanke, dass ich durch Organspende das Leben anderer retten kann.”

Seit dem Inkrafttreten des Gesetzes “zur Förderung der Entscheidungsbereitschaft der Bürger zur Organspende” im März 2022 informiert das städtische Bürgerbüro aktiv über Organspende. Besucher, die beispielsweise ihre neuen Personalausweise abholen, erhalten hierzu Informationen. Die Mitarbeiter des Bürgerbüros wurden in Zusammenarbeit mit Fachleuten des Gesundheitsdezernats sowie Vertretern des Vereins Lebertranplantierte Deutschland geschult, um diese wichtigen Informationen bereitzustellen. Eine zweite Schulung ist bereits für den kommenden Oktober geplant.

Bürgermeister Sebastian Mannl betont, wie bedeutend diese Aufklärung ist: “Die Tatsache, dass Informationen über Organspende und Beratungsstellen im Bürgerbüro verfügbar sind und Organspendeausweise ausgestellt werden, ist eine wertvolle Unterstützung, um die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren.” Die Dringlichkeit wird anhand der Zahlen verdeutlicht: “Aktuell warten 8500 Menschen auf ein lebensrettendes Organ. Täglich sterben zwei bis drei Personen, die auf der Warteliste stehen”, erklärt Dr. Uschi Traub. Auch in Ludwigsburg gibt es Betroffene, die dringend auf eine Spender-Niere angewiesen sind, um beispielsweise ein normales Leben trotz schweren Nierenversagens führen zu können. Selbst während der Corona-Pandemie konnte nur eine Lungentransplantation einigen Patienten das Leben retten.

red

Organspender sind Helden: Aspergs Bürgermeister Eiberger ruft zur Informationsbereitschaft auf

Asperg – Stadtoberhaupt Christian Eiberger und die Verwaltung von Asperg setzen sich für die Förderung der Organtransplantation ein. Eiberger persönlich engagiert sich schon lange Zeit für dieses wichtige Thema und besitzt bereits seit seiner Jugend einen Organspendeausweis. Dank einer erfolgreich durchgeführten Nierentransplantation konnte auch sein Vater wertvolle zusätzliche Lebensjahre geschenkt bekommen.

Die Stadtverwaltung unterstützt diesen lebensrettenden Einsatz tatkräftig und stellt seit der Einführung des Gesetzes zur Steigerung der Entscheidungsbereitschaft der Bürger in Bezug auf Organspenden vor über einem Jahr im Bürgerbüro Informationen zur Verfügung.

Symbolisch erhielt Bürgermeister Christian Eiberger von Dr. Uschi Traub, der Leiterin der Gesundheitsförderung des Gesundheitsamtes Ludwigsburg, und ihrer Mitarbeiterin Ute Nethe einen bedeutenden Organspendeausweis.

Eiberger verbindet dies mit einem eindringlichen Aufruf an die Einwohner von Asperg: “Bitte informieren Sie sich, nehmen Sie sich Zeit dafür und besprechen Sie dieses Thema in Ihrer Familie.”

Der Hintergrund für diese Aktion ist der dringende Bedarf an Spenderorganen. Organspende ist ein äußerst wichtiges Thema für die gesamte Gesellschaft. Daher ist es von großer Bedeutung, eine bewusste und gezielte Entscheidung zur Organspende zu treffen, sei es durch einen Organspendeausweis oder eine Patientenverfügung. Aktuell warten 8.500 Menschen dringend auf ein lebensrettendes Organ, und jeden Tag sterben 2 bis 3 Personen auf der Warteliste, so Dr. Uschi Traub.

Auch in Asperg gibt es Menschen in extrem schlechtem Gesundheitszustand, die beispielsweise aufgrund eines vollständigen Nierenversagens dreimal wöchentlich auf eine Blutwäsche angewiesen sind. Eine Spender-Niere könnte diesen Menschen wieder ein normales Leben ermöglichen.

Daher appellieren sowohl das Gesundheitsamt als auch die Stadtverwaltung: Bitte informieren Sie sich und setzen Sie sich mit dem Thema Organspende auseinander. Organspender sind wahre Lebensretter.

red

Organspende – Was denken die Ludwigsburger Schülerinnen und Schüler?

Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich im Kino mit dem Thema „Organspende“

Die Diagnose: Hirntod. Schnellstmöglich müssen oft die Angehörigen eine Entscheidung treffen: Organspende – ja oder nein? Deshalb ist es wichtig, selbst zu Lebzeiten darüber zu entscheiden, um den Angehörigen diese schwierige emotionale Entscheidung abzunehmen. Durch die Änderungen des Transplantationsgesetzes am 1. April und die Diskussion um die Widerspruchslösung ist das Thema „Organspende“ wieder hochaktuell. Aufgrund dessen hat kürzlich das Gesundheitsdezernat des Landratsamts Ludwigsburg mit dem Patientenverband Lebertransplantierte Deutschland e.V. und dem Central Kino Ludwigsburg eine andere Form des Schulunterrichts kostenlos angeboten.

Schülerinnen und Schüler der Freiberger Oscar-Paret-Schule, des Ludwigsburger Friedrich-Schiller-Gymnasiums und der Sachsenheimer Eichwald-Realschule schauten sich den Spielfilm „Die Lebenden reparieren“ an. Empfängerinnen und Empfänger eines Spenderorgans feierten ihren Organ-Geburtstag und vertieften bei der anschließenden Gesprächsrunde die Themen Organspende und -transplantation.

Im Film „Die Lebenden reparieren“ der französischen Regisseurin Katell Quillévéré ist der 17-jährige Simon nach einem tragischen Unfall hirntot. Seine Eltern müssen nun plötzlich eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen treffen, die sie an ihre Grenzen stoßen lässt. Sie müssen entscheiden, ob Simon bereit gewesen wäre, seine Organe zu spenden. Gleichzeitig wird auch die Geschichte einer zweifachen Mutter erzählt, die ohne Spenderherz keine Überlebenschance hat. „Der Film war sehr bewegend“, wie eine Schülerin beschreibt.

Anschließend erzählten fünf Empfänger von Spenderorganen – die Lebertransplantierten Jutta Riemer, Josef Theiss, Heinz Suhling und Günter Wanner sowie die Herztransplantierte Kerstin Reichert – ihre Geschichten und informierten zusammen mit Dr. Uschi Traub, Leiterin der Gesundheitsförderung beim Landratsamt, über die neuen gesetzlichen Regelungen in Deutschland. Hier wurden beispielsweise Fragen geklärt wie „Kann man für eine Organspende zu alt sein?“ – dies ist nicht der Fall. Jeder Mensch, egal, welches Alter, kann Organe spenden. Die Schüler hatten auch persönliche Fragen wie „Haben Sie sich schon vor der Erkrankung mit dem Thema Organspende beschäftigt?“  oder „Wie fühlen Sie sich mit einem fremden Organ?“ gestellt. Jutta Riemer empfindet ihre Leber als Geschenk, für Kerstin Reichert war das Leben ohne Kunstherz eine große Erleichterung. Josef Theiss hatte lange vor seiner Transplantation einen Spenderausweis. Zusammen wurden 65 Jahre Organ-Geburtstag gefeiert. Die Organisatoren haben die Schülerinnen und Schüler angeregt, das Thema Organspende auch in ihre Familien zu tragen.

Bei Fragen zum Thema Organspende können sich Interessierte gerne wenden an: Dr. Uschi Traub: 07141 144-2020, gesundheitsfoerderung@landkreis-ludwigsburg.de

Hintergrundinformationen:

Eine Gesetzesänderung des Transplantationsgesetzes ist am 1. April 2019 in Kraft getreten. Dieses beinhaltet, dass Transplantationsbeauftragte mehr Zeit und Befugnisse haben und Krankenhäuser mehr Geld für die Organtransplantation erhalten. Diese Änderungen haben das Ziel, die Zahl der Organspenden zu erhöhen und damit mehr Menschenleben zu retten. Außerdem haben nun die Organempfänger die Möglichkeit, einen anonymen Brief an die Angehörigen des Spenders zu schreiben, in welchem sie ihren Dank ausdrücken können.

Im Jahr 2018 spendeten bundesweit 955 Menschen nach ihrem Tod ihre Organe. Damit ist die Zahl der Organspender pro Millionen Einwohner von 9,7 in 2017 auf 11,4 in 2018 angestiegen. 3.959 Organe wurden 2018 transplantiert (mit Lebendspenden).

Im Jahr 2018 basierten 46 Prozent der Zustimmungen zur Organspende auf dem vermuteten Willen des Spenders, 25 Prozent auf dem mündlichen Willen und nur 18 Prozent auf dem schriftlichen Willen. Jeden Tag werden 11 Transplantationen durchgeführt, aber es sterben immer noch täglich drei Menschen, die auf der Warteliste stehen. Das Risiko, dass jemand eine Organspende benötigen wird, ist drei Mal größer als die Chance, Organspender nach dem Tod zu sein (1:7.500 beziehungsweise 1:20.000). Entgegen der Wahrnehmung vieler ist die häufigste Todesursache derer, die zur Organspenderin/ zum Organspender werden, die Hirnblutung mit 54 Prozent. Unfälle sind nur in 13 Prozent der Fälle die Todesursache.