+++Update+++ Vorläufiges Endergebnis Oberbürgermeisterwahl

Matthias Knecht wird neuer Oberbürgermeister von Ludwigsburg

Ludwigsburg bekommt einen neuen Oberbürgermeister: Dr. Matthias Knecht wurde am Sonntag, 30. Juni, mit 58,45 Prozent der Stimmen gewählt.

Der amtierende Oberbürgermeister Werner Spec erhielt 29,44 Prozent der Stimmen. Die anderen Gegenkandidaten erzielten folgendes Ergebnis: Jakob Novotný: 8,57 Prozent, Konrad Kling: 1,87 Prozent, Heike Stefanie Baumbach: 1,57 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 36,55 Prozent. Es handelt sich bei den Zahlen um das vorläufige Wahlergebnis.

Matthias Knecht wird sein Amt am 1. September antreten. Die offizielle Einsetzung findet in der Gemeinderatssitzung am 12. September statt.

Das vorläufige Endergebnis nach Auswertung von allen insgesamt 71 Wahlbezirken können Sie hier lesen: Ergebnis Bürgermeisterwahl 2019

 

And “THE WINNER IS…………”

Matthias Knecht wird neuer Oberbürgermeister von Ludwigsburg

Ludwigsburg bekommt einen neuen Oberbürgermeister: Dr. Matthias Knecht wurde am Sonntag, 30. Juni, mit 58,45 Prozent der Stimmen gewählt.

Der amtierende Oberbürgermeister Werner Spec erhielt 29,44 Prozent der Stimmen. Die anderen Gegenkandidaten erzielten folgendes Ergebnis: Jakob Novotný: 8,57 Prozent, Konrad Kling: 1,87 Prozent, Heike Stefanie Baumbach: 1,57 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 36,55 Prozent. Es handelt sich bei den Zahlen um das vorläufige Wahlergebnis.

Matthias Knecht wird sein Amt am 1. September antreten. Die offizielle Einsetzung findet in der Gemeinderatssitzung am 12. September statt.

 

Ludwigsburg wählt: Erste Zahlen gegen 18.30 Uhr

Die Spannung steigt: Die OB-Wahl 2019 ist noch im Gange. Die Wahllokale schließen um 18Uhr. Dann beginnt die Auszählung der Stimmen.

Wann ist mit ersten Zahlen zu rechnen und wie ist das Prozedere?

Mit der Auszählung der Stimmen wird unmittelbar nach Beendigung der Wahlzeit um 18 Uhr begonnen. Erst wird das Ergebnis in jedem Wahlbezirk und Briefwahlvorstand in öffentlicher Sitzung ermittelt und festgestellt. Mit ersten Zahlen wird ab ca. 18.30Uhr gerechnet.

Der Wahlvorstand meldet die Ergebnisse an den Gemeindewahlausschuss. Dieser ermittelt das endgültige Ergebnis für die Gemeinde und stellt es fest. Anschließend gibt der Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses das Wahlergebnis mündlich bekannt. Das Wahlergebnis wird durch den Bürgermeister ortsüblich öffentlich bekannt gemacht, beispielsweise im Amtsblatt der Gemeinde.

Die Wahl wird nach den Grundsätzen der Mehrheitswahl durchgeführt. Gewählt ist der Bewerber, der mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhalten hat.

Entfällt hingegen auf keinen Bewerber mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen, findet frühestens am zweiten und spätestens am vierten Sonntag nach der Wahl eine Neuwahl statt. Auf dem Stimmzettel stehen alle Bewerber der ersten Wahl. Voraussetzung ist, dass sie ihre Bewerbung nicht zurückziehen. Es können sich auch noch neue Kandidaten bewerben, eine nochmalige Stellenausschreibung ist aber nicht erforderlich. Bei der Neuwahl entscheidet die höchste Stimmenzahl. Falls Bewerber die gleiche Anzahl an Stimmen auf sich vereinen (Stimmengleichheit), entscheidet das Los.

Der noch amtierende Bürgermeister benachrichtigt den gewählten Bewerber nach der mündlichen Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Er fordert den gewählten Bewerber auf, innerhalb einer Woche mitzuteilen, ob er die Wahl annimmt.

Nach Abschluss der Bürgermeisterwahl vereidigt und verpflichtet ein vom Gemeinderat gewähltes Mitglied den Bürgermeister in öffentlicher Sitzung im Namen des Gemeinderats.

 

Die Stadt Ludwigsburg veröffentlicht die Ergebnisse unter:  www.ludwigsburg.de/wahlen.

 

Gesucht wird ein Chefpilot für das Flugzeug namens „LUDWIGSBURG“

Ein Kommentar von Ayhan Günes

Showdown in Ludwigsburg: 

Sie haben die Wahl!

Um was es geht? Ein Tipp: Wilhelmstrasse 11. Klingelt‘s?  Genau, es geht um nichts Geringeres als um den Posten des Oberbürgermeisters. Fünf Kandidaten haben den Finger gehoben und sich für eine Kandidatur bereit erklärt. Fünf unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen, Idealen und vor allem auch Erfahrungen. Jeder für sich will im Grunde das Beste für die Bürgerinnen und Bürger der über 93.000 Einwohner zählenden Stadt nördlich von Stuttgart. Jeder der fünf Kandidaten behauptet von sich, der „geeignetste“ Kapitän für das Flugzeug „Ludwigsburg“ zu sein.

Versuchen wir uns dem Thema anzunähern in Form einer Bildgeschichte:

Stellen wir uns doch einmal bildlich vor, Sie, die Passagiere  – also die Bürger der Stadt -, sitzen in einem Flugzeug , welches die Stadt Ludwigsburg im übertragenen Sinne repräsentiert, und gehen damit auf eine ungewisse Flugreise, wissend, welche Herausforderungen und Turbulenzen die Route birgt.

Die meisten von uns kennen das Gefühl in einem Flieger zu sitzen und nicht wenige haben dabei auch ein mulmiges Gefühl. Die Vorstellung, was alles während eines Fluges passieren kann, hat den einen oder anderen schon schlaflose Nächte gekostet. Warum das so ist? Angst ist sicherlich der stärkste Faktor in diesem Zusammenhang. Die Angst um sich selbst, um die Familie und Freunde, die mitfliegen, aber auch um die Menschen, die man in einem Worst-Case-Szenario alleine zurücklässt. Daher ist der Wunsch nach einem sicheren und turbulenzfreien Flug der größte Wunsch eines jeden Menschen, der sich in einen Flieger setzt.

Der Wunsch, von dem „ erfahrensten – perfekt ausgebildetsten – verantwortungsbewusstesten – kurzum dem „besten Piloten“ geflogen zu werden, ist unser innigster Wunsch! Dabei fragen sich die Passagiere nicht, um was für einen „Typ“ es sich bei dem Pilot handelt. Ist er großgewachsen oder eher etwas korpulent, ist er sportlich oder eher der Bequeme, ist er blauäugig oder braunäugig. Ist er der Traum-Schwiegersohn oder eher der knorrige Nörgler. Viel ausschlaggebender ist doch, ob er wirklich alle Flughäfen anfliegen kann, ob er nicht nur die Kurzstrecke bestens beherrscht, sondern auch für die Langstrecke ausreichend Orientierung sowie Ausdauer hat. Die meisten von uns sehen ihn nicht einmal. Außer durch eine Durchsage – zur Hälfte und am Ende des Fluges – bekommen wir während des Fluges wenig von ihm mit. Brauchen wir auch nicht, solange wir auf seine Erfahrung, seine Besonnenheit, seine Zuverlässigkeit vertrauen können und wissen, dass er auch bei heftigsten Unwettern angstfrei bleibt und den Steuerknüppel fest im Griff hat. Das einzige Kriterium für uns Passagiere ist doch, sicher am Zielort anzukommen – dafür nehmen wir sogar auch mal eine härtere Landung in Kauf!

Die Beurteilung eines jeden Menschen darf nicht nach Aussehen, Herkunft, Religion, Alter, Geschlecht getroffen werden.  Und das ist auch richtig so. Die einzige Frage, die jeder von uns Passagieren „Bürgern“ sich stellen sollte, ist, wem von den fünf „Piloten“  traue ich es am meisten zu, uns sicher durch noch so heftige Turbulenzen zu steuern, so dass wir am Ende unseres Fluges wieder auf sicherem und festem Boden stehen.

Wer also ist der ideale Pilot? Das müssen Sie jeder für sich entscheiden –

Sie haben die Wahl!

Wahlbenachrichtigung für den Fall einer Stichwahl aufheben

Wahlbenachrichtigung für eventuelle Neuwahl aufheben

Die Wählerinnen und Wähler sollten ihre Wahlbenachrichtigung nicht gleich nach der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag, 30. Juni, wegwerfen. Der Grund:

Falls am 30. Juni keiner der Kandidierenden die absolute Mehrheit – also mehr als 50 Prozent der Stimmen – erhält, wird eine Neuwahl am 14. Juli nötig. Für diese Neuwahl erhalten die Wählerinnen und Wähler keine neue Wahlbenachrichtigung, sondern bringen die alte Wahlbenachrichtigung mit ins Wahlbüro. Nur wer für die
Wahl am 30. Juni nicht wahlberechtigt war, es aber am 14. Juli sein wird, bekommt eine Wahlbenachrichtigung zugeschickt. Das kann zum Beispiel bei Menschen der Fall sein, die neu nach Ludwigsburg gezogen sind oder nach dem 30. Juni 16 Jahre alt werden.

“Das geht schon fast etwas in Richtung Wählertäuschung” – OB Kandidat Jakob Novotny im Interview

„Hallo Brüder & Schwestern, mein Name ist Jakob und ich wohne in der Ludwigsburger Oststadt. Ich bin parteiloser Aktivist und beobachte die Entwicklung der Wohnkrise mit größter Sorge.“ Mit diesen ermahnenden Sätzen, spricht der 26-Jährige Pädagogik-Student auf Facebook seine Follower an und versucht auf diesem Weg immer mehr Anhänger für seine Idee zu gewinnen.

Ludwigsburg24 hat sich mit dem in Aalen aufgewachsenen Mitbewerber um den OB-Posten der Stadt Ludwigsburg unterhalten und dabei einen selbstbewussten Kandidaten getroffen, der kein Blatt vor den Mund nimmt.

 

Was wäre ihre erste konkrete Maßnahme als zukünftiger OB von Ludwigsburg ?       

Konkrete, große Schritte & Maßnahmen, für die ich stehe, sind im aktuellen politischen Klima erst möglich, wenn es eine Öffentlichkeit gibt, die informiert und aktiviert ist. Viele Leute wissen zum Beispiel gar nicht, wie verfehlt die aktuelle Wohnungspolitik ist. Mehr als 3000 Menschen suchen aktuell eine Bleibe in Ludwigsburg. Hier wird eine Verdrängungspolitik betrieben. Grünbühl ist wohl als nächstes dran, wenn wieder renoviert und neu gebaut wird, ohne nennenswert Sozialwohnungen zu schaffen.

Der Bau dieser wird systematisch verschleppt, zum Beispiel mit dem Modell “fair wohnen“, mit dem die beiden anderen Kandidaten, Herr Spec und Prof. Knecht werben. Dieses hat seinen Namen nicht verdient, denn die Preise sind trotzdem hoch. Dazu kommt, dass von ca 1800 dringenden Gesuchen bei der städtischen Wohnungsbau letztes Jahr nur rund 80 vermittelt werden konnten.

Menschen, die seit Jahrzehnten in Ludwigsburg leben und arbeiten, die hier ihr soziales Umfeld haben, werden aus der Stadt entfernt. Das liegt einfach daran, dass unsere Stadt geführt wird wie ein Unternehmen. Wir sind die Mitarbeiter, und wer nicht genug beitragen kann, wird gekündigt und muss gehen.

Es muss Öffentlichkeit geschaffen werden, um Druck auf den viel zu zögerlichen Gemeinderat auszuüben. Deswegen würde ich als meine erste Maßnahme als Oberbürgermeister einen Wohnungsnotstand ausrufen und eine große Kundgebung zur aktuellen Situation abhalten. Dann würde ich mich dafür einsetzen, dass Ludwigsburg so schnell wie möglich einen sozial-kommunalen Wohnbau nach dem Wiener Modell implementiert. In Wien leben 62% der Bevölkerung in einer städtischen Wohnung, das sind über eine Millionen Menschen. Dadurch, dass der Einfluss von Akteuren wie Banken und privaten Immobilienunternehmen, die mit einem Grundbedürfnis Geschäfte machen wollen, beschränkt ist, sind die Preise dort deutlich niedriger als bei uns. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Ludwigsburgs Mieten sind deutlich teurer als die einer europäischen Millionenstadt.

 

Werden Sie im Falle einer Stichwahl weitermachen?

Ich will die Wahl gewinnen. Es geht einfach um zu viel. Die Wohnkrise bringt viele Menschen an den Rand ihrer Existenz, und die Klimakrise ist im vollen Gange. Bis 2030 sollen wir laut Pariser Klimaabkommen klimaneutral sein. Und der Bürgermeister wird für 8 Jahre gewählt – bis 2027! Allein deswegen musste ich kandidieren.

Ich bin nicht gekommen, um etwas Applaus zu bekommen, mir dann in Verhandlungen nach dem ersten Wahlgang Honig um den Mund schmieren zu lassen und dann abzutreten. Ich bin angetreten, um echten Wandel zu erreichen, weil immer mehr Menschen diesen für nötig sehen. Ich kandidiere nicht, um an den Ecken und Ränder unseres Systems ein paar Kanten abzufeilen. Die Menschen, die mich wählen, wollen echte Veränderung. Ich würde meine Glaubwürdigkeit verlieren, wenn ich mich auf faule Deals einlasse.  Es sieht nicht so aus, als würde ich konkrete Zusagen bekommen, was die Umsetzung meines Wahlprogramms angeht. Trotzdem werde ich nach der Wahl mit allen Kandidaten zusammensetzen, einfach nur, um die Lage zu sondieren.

Es sieht so aus: Die Themen, die ich für wichtig halte, werden von den anderen Kandidaten überhaupt nicht angegangen. Herr Spec hat viele Unterstützer bei den Unternehmern, die aus meiner Sicht die Sozial & Klimapolitik für wenig relevant halten. Prof. Knecht darf es sich mit keiner Partei, die ihn unterstützt, verscherzen. Außerdem ist er in Interviews mit Ahnungslosigkeit betreffend der Wohnbaupolitik und dem Ausmaß der Krise aufgefallen. Keiner von beiden will die Ursachen der Wohnkrise bekämpfen, nur die Symptome verwalten.

Interessant ist auch Herr Knechts neues Plakat: “Zukunft braucht besseres Klima“. Das geht schon fast etwas in Richtung Wählertäuschung – denn klimapolitisch bezieht er keine einzige eindeutige Position. Die Bürger wollen Klimaschutz für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen – das Klima innerhalb des Gemeinderats ist den meisten egal.

 

Zur Podiumsdiskussion am 27.06. wurde nur Herr Spec und Prof. Knecht eingeladen.

Ich glaube, dass meine Kandidatur für viele Menschen sehr unangenehm ist, die den “Status Quo“ als gottgegeben ansehen. Ich finde es ehrlich gesagt auch etwas beschämend, dass die Stadt selbst keine offizielle Kandidatenvorstellung abgehalten hat. Wie soll lokale Demokratie gelebt werden, wenn Sie von oben unterdrückt wird? Demokratie ist ein Wettbewerb der Ideen, denen sich Mensch anschließen können, oder auch nicht. Deswegen halte ich das für eine Beschneidung politischer Partizipation. Die anderen beiden Kandidaten und ich haben uns aber etwas einfallen lassen: Wir werden eine Gegenveranstaltung abhalten! Und zwar gegenüber vom Scala, auf der Bärenwiese parallel zur Podiumsdiskussion der STZ (27.Juni 18.30). Meet & Greet, Fragerunde und Diskussion. Für die Menschen, die ein wahrhaft anderes Ludwigsburg wollen. Nehmt eine Decke mit, wir stellen Kaltgetränke so lange der Vorrat reicht.

 

Sehen Sie sich als eine Art moderner Robin Hood?

Aktuell herrscht eine große Umverteilung von unten nach oben. Wir haben eine absolute Schieflage. Während das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands jährlich steigt, also mehr produziert und erwirtschaftet wird,  steigt auch die Armutsquote. Ein solches System kann sich auf Dauer nicht erhalten. Die Wohnkrise ist ein perfektes Beispiel dafür: Menschen, die kein Wohneigentum haben, müssen im Durchschnitt jedes Jahr mehr Geld an die überweisen, die dieses besitzen. Bis sie es sich nicht mehr leisten können und alles verlieren.

Ein solches System muss geändert werden. Dabei geht es nicht um die kleinen privaten Vermieter. Es geht um Mietwucher und die systematische Spekulation der Banken und der Immobilienkonzerne. Wenn jemand dieses wichtige Thema damit abtun will, mich Robin Hood zu nennen, soll er das tun.

 

Wo siedeln Sie Ludwigsburg auf einer Scala von null/Ghetto bis zehn/Traumstadt aktuell an?

Es ist natürlich immer Definitionssache – für jeden sieht eine Traumstadt anders aus. Ich sehe die Sache so: Meine Traumstadt ist eine Stadt, die gerecht mit allen ihren Bürgern umgeht und alle Interessen unter einen Hut bringt. Dabei sind Grundbedürfnisse zu priorisieren, und nicht Profite. Des Weiteren wünsche ich mir eine Stadt, die nicht nur gegenüber dem Menschen gerecht ist, sondern auch ihrer Umwelt. Von daher ist Ludwigsburg aktuell für mich eher eine 4 oder eine 5. Als Tourist würde ich aber eine 9 geben.

 

Inzwischen werden Sie von vielen Menschen ernst genommen – Sind Sie ein wenig stolz darauf?

Die Menschen nehmen mich ernst, weil ich ernste Themen anspreche, informiert bin und seriöse Lösungsvorschläge in den Diskurs einbringe. Dabei nehme ich kein Blatt vor den Mund. Heute haben die Menschen oft keine Lust mehr auf Politik, weil alles nur beschönigt wird und sich für sie oft kaum etwas ändert. Wenn die anderen Kandidaten einen Wahlkampf führen würden, der sich auf Inhalte und Maßnahmen konzentriert, würde ich wahrscheinlich weniger Erfolg haben.

 

Falls es mit dem OB-Posten nicht klappen sollte. Wie geht es weiter?

In 8 Jahren kann viel passieren. Ich werde mich in Zukunft auf jeden Fall weiter zivilgesellschaftlich engagieren. Ich will über die Wahl hinaus eine Plattform aufbauen, die junge, informierte Kandidaten in Wahlkämpfe schickt und auch etablierte Politiker unterstützt, wenn Sie sich konsequent für Anti-Korruptions-Gesetze, für ernsthaften Klimaschutz und Friedenspolitik einsetzen.

 

Ayhan Günes und Patricia Leßnerkraus

 

Briefwahlunterlagen rechtzeitig verschicken

Auch Einwurf in Briefkästen des Rathauses möglich

7.912 Ludwigsburgerinnen und Ludwigsburger haben bisher (Stand: Dienstag, 25. Juni) Briefwahlunterlagen für die Oberbürgermeisterwahl am Sonntag, 30. Juni, beantragt. 5.102 von ihnen haben bereits gewählt. Noch bis Freitag, 28. Juni, um 18 Uhr ist eine Briefwahl-Beantragung vor Ort beim Fachbereich Bürgerdienste in der Wilhelmstraße 9 möglich. Die Unterlagen können dann entweder mitgenommen werden oder der Wähler beziehungsweise die Wählerin gibt direkt vor Ort die Stimme ab.

Wer bereits Briefwahl beantragt hat, muss daran denken, seine Briefwahlunterlagen rechtzeitig zu verschicken beziehungsweise abzugeben. Ausgefüllte Briefwahlunterlagen können mit der Post an den Fachbereich Bürgerdienste zurückgeschickt werden. Allerdings sollten die Unterlagen spätestens am Donnerstag, 27. Juni, im Postbriefkasten sein – und zwar rechtzeitig vor der letzten Leerung an diesem Tag. Ansonsten ist die Teilnahme an der Wahl nicht gesichert.

Die Briefwahlunterlagen können auch bis spätestens Sonntag, 30. Juni, um 18 Uhr in die städtischen Briefkästen beim Rathaus in der Wilhelmstraße 11 eingeworfen werden.

Wenn bei nachgewiesener plötzlicher Erkrankung der Wahlraum nicht oder nur unter nicht zumutbaren Schwierigkeiten aufgesucht werden kann, kann der Briefwahl-Antrag von einer bevollmächtigten Person noch am Wahltag, Sonntag, 30. Juni, bis spätestens 15 Uhr beim Fachbereich Bürgerdienste in der Wilhelmstraße 9 gestellt werden. Hierzu ist die Vorlage eines ärztlichen Attestes erforderlich.

Versichert eine Wählerin oder ein Wähler glaubhaft, dass die Briefwahlunterlagen nicht zugegangen sind, kann bis zum Tage vor der Wahl ein neuer Wahlschein ausgestellt werden. Hierzu hat der Fachbereich Bürgerdienste am Samstag, 29. Juni, von 9 bis 12 Uhr geöffnet.

Ich bin niemandem Knecht – Das große Ludwigsburg24-Interview mit OB Werner Spec

Dynamisch nimmt Oberbürgermeister Werner Spec die alten Steinstufen hoch zu den Büroräumen unserer Onlinezeitung Ludwigsburg24 im Film- und Medienzentrum. Obwohl er wegen des laufenden Wahlkampfs einen noch dichteren Terminkalender hat, nimmt er sich die Zeit für ein ausführliches Gespräch in unserer Redaktion – leicht sonnengebräunt, bestens gelaunt und vor allem leidenschaftlich kämpfend für die Zukunftsthemen seiner Stadt.

 

Herr Spec, Sie sind ein Mann der klaren und offenen Worte. Ist es für einen Politiker nicht manchmal besser zu bestimmten Themen zu schweigen und sein Ding einfach durchzuziehen?

Ich habe schon immer den Anspruch gehabt, die effizientesten Lösungen zu realisieren, weil alle suboptimalen Lösungen, faulen Kompromisse oder der kleine gemeinsamste Nenner unterm Strich zu wenig bringen. Deshalb vermeide ich geräuschlose Absprachen im Vorfeld von öffentlich werdenden Diskussionen, um die besten Ergebnisse auf offener Bühne zu erarbeiten. Das ist anstrengender, aber ehrlicher.

 

So eine Ehrlichkeit schafft aber nicht nur Freunde…

Das ist richtig, es hagelt auch entsprechend Kritik, auch über die Presse. Um das durchzustehen, benötigt es eine gehörige Portion Standvermögen. Aber meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Ehrlichkeit stets die beste Grundlage ist.

 

Als Privatier würden Sie an Lebensqualität gewinnen, hätten mehr Zeit für Familie, Freunde und sich selbst. Warum tun Sie sich den Wahlkampf und eine dritte Amtszeit noch an?

In einem meiner letzten Urlaube habe ich mich tatsächlich sehr stark mit den verlockenden Gedanken eines intensiveren Privatlebens auseinandergesetzt. Umgekehrt ist es aber so, dass ich es als Glück empfinde, in einer Stadt mit solch vielfältigem Potential arbeiten zu dürfen. Wir stehen jetzt vor einer Entwicklung mit geradezu stürmischer Veränderung: sei es die Mobilitätsverbesserung, der Klimaschutz, die Wucht der Digitalisierung, die Wohnungsnot, die Bildung. Selbst für jemand wie mich mit jahrelanger Erfahrung und erarbeiteter Kompetenz, ist diese Herausforderung eine Herkulesaufgabe. Letztendlich möchte ich dieser tollen Stadt etwas zurückgeben, indem ich mich nochmals der Verantwortung stelle, um diese Entwicklung noch einige Jahre erfolgreich fortzusetzen.

 

Ist es auch der Reiz der Macht, der Sie antreibt weiterzumachen?

Ich selbst würde mich eher als Macher denn als Machtmensch bezeichnen. Schon als Jugendlicher hat mich gemeinwesensorientierte Arbeit in Kirche, Sport- und Musikverein begeistert, weshalb ich nach meinem Studium dann in die Kommunalverwaltung bin. Mir war schnell klar, dass ich für eine konkrete Mitgestaltung bereit sein muss, ein politisches Amt mit all seinen Belastungen zu übernehmen. Mir geht es dabei nicht um Macht per se und auch nicht um parteipolitische Macht, sondern um die Macht der Vernunft und die Möglichkeit, wichtige Themen anzugehen, nach den besten Lösungen zu suchen und sie umzusetzen.

 

Lässt Ihnen der Wahlkampf momentan genügend Zeit für Ihre eigentlichen Aufgaben?

Derzeit habe ich mein Schlafpensum nachts auf fünf, sechs Stunden reduziert, um allen Anforderungen gerecht zu werden, denn es ist mir wichtig, dass die eigentliche Arbeit für die Stadt nicht vernachlässigt werden. Momentan befinde ich mich tatsächlich in einer sehr arbeitsintensiven wie spannenden Phase. Trotz der ganzen Aufregung empfinde ich innerlich eine starke Ruhe und Gelassenheit, weil ich mir selbst nichts mehr beweisen muss. Ich bin bereit, mich mit aller Leidenschaft die nächsten Jahre für die Stadt zu engagieren, weiß aber auch, dass das Leben immer verschiedene Optionen hat und dass diese auch nicht schlecht wären.

 

Rechnen Sie eigentlich mit einer Stichwahl zwischen Ihnen und Ihrem Hauptherausforderer Matthias Knecht?

Anfangs habe ich den Wahlkampf aufgrund der Positionierung der Parteien so wahrgenommen, dass sie einen Hype für Herrn Knecht ausgelöst hat. Inzwischen spüre ich aber eine inhaltliche Auseinandersetzung zwischen den sehr unterschiedlichen Profilen der Kandidaten und empfinde seither eine deutliche Unterstützung meiner Person, weil man bei Herrn Knecht konkrete Aussagen zu den anstehenden Herausforderungen vermisst. Bei mir dagegen wissen die Menschen wofür ich stehe. Es wird deshalb spannend werden und ich könnte mir vorstellen, dass es zu einer Stichwahl kommt.

 

Geht es bei dieser Wahl wirklich um Inhalte oder spielen nicht vielmehr andere Faktoren eine wichtigere Rolle? Wie empfinden Sie den Wahlkampf?

Die Stadt steht auf einem guten Fundament, was somit wenig Angriffsfläche für andere Schwerpunkte bietet. Insoweit geht es in diesem Wahlkampf eher um persönliche Befindlichkeiten. Manche der politischen Akteure wünschen sich wohl einen etwas schwächeren Oberbürgermeister, auf den sie einen stärken Einfluss ausüben können und entsprechend wird Kritik geübt, auch über die lokale Presse, die ja immer auf der Jagd nach Schlagzeilen ist. In Ludwigsburg haben sich zum Beispiel beide Lokalzeitungen in der ÖVNP-Debatte klar mit der Haltung der Grünen solidarisiert und nicht alle wichtigen Argumente umfassend wiedergegeben. Deshalb werden die Sozialen Medien künftig immer wichtiger werden, damit die Menschen ungefilterten Zugang zu allen nötigen Informationen haben und sich ihre eigene Meinung bilden können.

 

Welche Auswirkungen hat das Verhalten von Politik und Medien auf Sie?

Bei vielen meiner Bürgermeister-Kollegen führt ein solches Verhalten häufig zur Resignation und einem Einlenken, indem sie sich selbst nicht mehr klar und deutlich positionieren. Das ist der bequemere Weg, aber für mich keine Option, auch wenn für mich das Zusammenspiel zwischen Politik und Medien nicht immer angenehm ist. Aber ich bin kein Typ, der sich davon leicht aus der Ruhe bringen lässt. Für meine Person gilt: “Ich will niemandem Knecht sein, sondern sehe mich als ersten Diener der Stadt und fühle mich allein den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet.

 

Fühlen Sie sich von manchen Angriffen dennoch verletzt?

Da ich kein abgebrühter Politiker, sondern ein Mensch bin, dem das Soziale sehr wichtig ist, geht natürlich der eine oder andere persönliche Angriff schon unter die Haut. Ich habe gelernt, dies auszuhalten. Mir hilft dabei sehr mein gutes Verhältnis zu meinen Kindern und Enkel sowie mein sportlicher Ausgleich. Aber auch meine persönliche Haltung, die sehr viel mit christlichem Glauben zu tun hat. Solange man respektvoll miteinander umgeht, bin ich offen für konstruktive Kritik und immer bereit zur Selbstreflexion.

 

Was schätzen Sie an Herrn Knecht, der sich inhaltlich nicht erkennbar von Ihnen unterscheidet?

Ich kenne Professor Knecht schon viele Jahre als Stadtverbandvorsitzenden für Sport und seit kurzem als MTV-Vorsitzenden. Er ist ein sehr sympathischer Mensch, den ich sehr schätze. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass es ihn beruflich wieder stärker in die Heimat zurückzieht. Eigentlich hatte er sich ja für das Amt des Ersten Bürgermeisters interessiert, bevor er von politischer Seite auf eine Kandidatur als Oberbürgermeister angesprochen wurde. Ich finde es grundsätzlich toll und bereichernd, wenn Menschen bereit sind, sich für ein solches Amt mit all seinen Belastungen und privaten Einschränkungen zur Wahl zu stellen. Die Demokratie lebt von der Möglichkeit der Auswahl.

 

Sollten Sie wiedergewählt werden, könnten Sie sich dann vorstellen, Herrn Knecht künftig stärker einzubinden und ihn vielleicht als Ihren Nachfolger aufzubauen?

Ein Mann mit so einer qualifizierten Persönlichkeit hat sicherlich gute Perspektiven auch für eine Aufgabe in der kommunalen Verwaltung. Ich persönlich würde es im Fall seiner Nichtwahl unterstützen, dass er die Chance erhält, in einer anderen Funktion, die vielleicht nicht gleich so verantwortlich ist wie die eines Oberbürgermeisters, die Themen von Verwaltung und Kommunalpolitik besser kennenzulernen. Aber einen Nachfolger aufzubauen, ist nicht die Aufgabe eines Oberbürgermeisters. Er kann generell Menschen in ihrer Entwicklung unterstützen, was ich in der Vergangenheit oftmals gemacht habe. Während meiner Amtszeit sind immerhin zehn ehemalige Mitarbeiter Oberhäupter in anderen Städten geworden. Doch wer mein Nachfolger wird, entscheiden allein die Wählerinnen und Wähler.

 

Wo halten Sie sich am Wahlabend auf?

Erste Ergebnisse wird es gegen 18.30 Uhr geben, ab 19.00 Uhr könnten sich verlässliche Trends abzeichnen. Zu diesem Zeitpunkt werde ich selbstverständlich im Umfeld des Rathauses sein und erst dann entscheiden, wie sich der weitere Abend für mich gestaltet. Ich rechne übrigens mit einer hohen Wahlbeteiligung.

 

In allerspätestens acht Jahren werden Sie endgültig aus dem Amt scheiden. Welche Schlagzeile würden Sie dann gerne zum Abschied über sich lesen?

Eigentlich brauche ich keine Schlagzeile, denn mein mich sehr erfüllender Beruf und die für die Stadt erzielten Ergebnisse sind das Wesentliche für mich. Es freut mich mehr als jede positive Schlagzeile, wenn mich die Menschen auf der Straße ansprechen und sagen: „Unter Ihnen hat sich die Stadt toll entwickelt!“ Das erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit. Und wenn es dann eine Schlagzeile sein muss, dann wäre ich völlig zufrieden mit folgendem Satz: „Er ist seiner Verantwortung gerecht geworden.“

 

Nach dem Wahlkampf haben Sie sich unabhängig vom Ausgang Erholung verdient. Was für ein Urlaubstyp sind Sie – Berge oder Meer?

Da ich sehr gerne schwimme, liebe ich das Meer. Im Urlaub schwimme ich manches Mal bis zu eineinhalb Stunden am Stück. Das ist ein absolutes Elixier von mir. Aber ebenso mag ich die Berge. Über Ostern war ich erst wieder in Südtirol und die Berge dort sind einfach fantastisch. Im Urlaub bin ich auf keinen Fall der Partytyp, sondern suche in der sportlichen Bewegung an Luft, Licht und Sonne die Erholung.

 

Sind Sie ein Genießer?

Aber ja! Ein Glas köstlichen Wein, ein gutes Essen, das ist wunderbar für Körper, Geist und Seele. Ich liebe die internationale Küche, vorausgesetzt es handelt sich jeweils um die originale Küche. Ich mag Sushi, mediterrane Köstlichkeiten, indische oder russische Gerichte ebenso wie Zwiebelrostbraten oder sauere Kutteln mit Bratkartoffeln.

 

Was ist für Sie Luxus und wofür geben Sie gerne Geld aus?

Luxus ist für mich ein Urlaub, in dem ich Natur pur genießen kann. Luxus ist aber auch meine persönliche Unabhängigkeit. Materiellen Luxus brauche ich nicht, um glücklich zu sein.

 

Vervollständigen Sie bitte den Satz: „Ein Leben ohne Arbeit ist für mich….

… im Moment nicht vorstellbar.“

 

Wie stellen Sie sich Ihren Lebensabend vor?

Körperlich aktiv, mit deutlich mehr Zeit für Familie und Freunde, interessiert am Geschehen, mehr Zeit für meine Hobbies Sport, Lesen und Musik. Ich musiziere gerne mit anderen, spiele aber auch daheim zwischendrin immer wieder Trompete und Akkordeon. Beim Musizieren bin ich einer anderen Welt und kann wunderbar abschalten.

 

Gibt es für den Ruhestand noch einen Traum, den Sie sich erfüllen wollen, vielleicht bestimmte Länder erkunden oder eine neue Sprache lernen?

Mein Beruf hat mir in fast allen Bereich der Gesellschaft Einblick gegeben, so dass ich gar nicht das Gefühl habe, dass ich irgendetwas vernachlässigt hätte. Im Gegenteil, es hat mich vielmehr bereichert.

Interview:

Patricia Leßnerkraus und Ayhan Günes

 

 

 

 

Werner Spec oder Matthias Knecht ? – Ludwigsburger FDP hält sich bedeckt

Der Ortsverband der FDP in Ludwigsburg hat sich als letzte etablierte Partei im Ludwigsburger Gemeinderat hinsichtlich der Oberbürgermeister-Wahlen am 30. Juni zu einer gewissen Neutralität verschrieben. Anders als die “Freien Wähler”, Die Grünen, CDU und SPD wollen sich die Liberalen um Wolfgang Vogt, dem Ortsvorsitzenden der FDP in Ludwigsburg, für keinen der beiden Kandidaten aussichtsreichsten Kandidaten – Amtsinhaber Werner Spec und Rechtsprofessor Matthias Knecht – eindeutig festlegen und geben daher keine Wahlempfehlung heraus. “Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ludwigsburg sollen sich ihr eigenes Bild von den Persönlichkeiten machen”, so der Ortsverband der FDP in ihrer Presseerklärung von gestern, hebt jedoch in ihrer Mitteilung die Verdienste von Amtsinhaber Spec für die Stadt in den letzten 16 Jahren hervor.

Nachfolgend die Pressemitteilung der FDP Ludwigsburg im genauen Wortlaut:

Freie Demokraten in Ludwigsburg erfreut über exzellente Bewerberlage

Die beiden aussichtsreichsten Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters, OB Werner Spec und Dr. Matthias Knecht hatten die Gelegenheit, sich bei den Freien Demokraten in Ludwigsburg vorzustellen. Dabei stellen die Freien Demokraten erfreut fest, dass beide Bewerber ein liberales, fortschrittliches Programm auf Ihrer Agenda haben.

Wir freuen uns über die gute Auswahl, die den Bürgern geboten wird: Wir sehen die Identifikation mit der Stadt, die Dr. Knecht hat, und die ihn für das Amt des Oberbürgermeisters qualifiziert. Wir sehen aber auch die Verdienste, die sich Oberbürgermeister Werner Spec in den letzten 16 Jahren für unsere Stadt erworben hat. Er hat die Entwicklung Ludwigsburgs zu einer nachhaltigen Kommune und die Bedeutung als Kreishauptstadt in vielfältiger Weise in den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Mobilität und als Wohnstandort attraktiver gemacht, hat innovative Ideen eingebracht und umgesetzt. Dass er dabei in der Kommunikation mit der Presse und Gemeinderat über das Ziel hinausgeschossen sein mag, zeigt für uns eher seine Leidenschaft für die Sache, etwa in der Auseinandersetzung mit dem Kreis beim Thema Fortentwicklung des ÖPNV.

Die Freien Demokraten wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger sich selbst ein Bild von den beiden Persönlichkeiten machen, dafür brauchen sie keine Empfehlung einer Partei. Sie sollen die geleistete Arbeit von OB Spec richtig bewerten und einschätzen und Herrn Dr. Knecht als einen wählbaren Kandidaten betrachten.

OB-Wahl Ludwigsburg: Erstes Aufeinandertreffen der Kandidaten

Volles Haus beim Kandidaten-Talk für die anstehende OB-Wahl am 30. Juni in Ludwigsburg. Rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung der Ludwigsburger Kreiszeitung ins Forum im Schlosspark, wo neben dem seit 16 Jahren amtierenden Oberbürgermeister Werner Spec, 61, noch weitere vier Bewerber an der Podiumsdiskussion teilnahmen und um Unterstützung warben. Neben Hauptherausforderer Matthias Knecht (43, Jurist) haben für das Rennen um den OB-Posten noch Heike Baumbach (43, Erzieherin), Jakob Novotny (26, Lehramtsstudent) und Konrad Theodor Kling (29, Architekt) den Hut in den Ring geworfen. Die Moderatoren Julia Essich-Föll und Hans-Peter Jans aus der Stadtredaktion sowie LKZ-Vizechefredakteur Peter Maier-Stein konfrontierten die Bewerber neben eigenen Fragen mit denen der Leserinnen und Leser der Zeitung. Auch das Publikum im Saal durfte sich mit seinen Anliegen direkt an die Kandidaten wenden. Die Online-Zeitung Ludwigsburg24 nutzte das erste Aufeinandertreffen der Kandidaten und verfolgte die lebhafte Diskussion über Klimawandel und Umweltschutz, Wohnungsbau, Verkehr sowie Soziales vor Ort und konzentrierte sich vor allem auf Amtsinhaber Werner Spec und seinen schärfsten Konkurrenten, den Rechtsprofessor Matthias Knecht.

Der Macher und Netzwerker: Werner Spec

Werner Spec, der ursprünglich aus Sigmaringen stammt und jetzt seine dritte Amtszeit anstrebt, bezeichnete das Amt des Oberbürgermeisters in Ludwigsburg als einen Traumjob, der ihn so erfülle, dass er erneut kandidiere. Entspannung sucht der begeisterte Sportler früh morgens im Salonwald beim Joggen. „Licht, Luft, Sonne, Natur, das ist mein Elexier“, verrät er. Werner Spec sieht sich als positiven Amtschef, weil er ein guter Zuhörer mit großer Erfahrung sei, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Lösungsansätze entwickele und dafür breite Mehrheiten im Gemeinderat finde. „Ich verstehe meine Rolle nicht als Moderator, sondern als erfahrener sowie fachkundiger Impulsgeber mit bundesweitem Netzwerk auf den unterschiedlichsten Ebenen. Mit mir gibt es keine Deals mit politischen Meinungsführern, sondern es geht mir bei jeder einzelnen Aufgabenstellung jeweils um das gemeinschaftliche Ringen der besten Lösung“, betont Spec. Politisch will der vierfache Großvater auch künftig punkten mit dem großen bürgerschaftlichen Engagement, das sich in den vergangenen sechzehn Jahren entwickelt und sich vor allem bei der Flüchtlingsunterbringung bestens bewährt habe. Spec, der bei seiner erneuten Kandidatur von den Freien Wählern unterstützt wird, verwies darauf, dass die Stadt nicht nur wirtschaftlich auf festem Fundament steht, sondern auch in den Bereichen Bildung, Umwelt und Soziales. Künftig geht es ihm um die Themen Untertunnelung der B 27, um Digitalisierung, Mobilität, Energiewende und Klimaschutz. „Ich habe mich für die BRT-Busse vorgekämpft, von denen wir die ersten leistungsfähigen Systeme bereits Ende 2020 einsetzen können. Das sind Niederflurbusse mit umweltfreundlichem Antrieb und mehr Platz für Kinderwagen oder Rollstühle, so dass mehr Menschen bereit sein werden auf das Auto zu verzichten. Parallel dazu entwickeln wir mehr neue Fahrradwege. Ludwigsburg wird schon in den nächsten zwei, drei Jahren –  ohne ein einziges Fahrverbot auszusprechen – eine deutlich bessere Luft bekommen“, versprach Spec seinen Bürgerinnen und Bürgern. Für kleinteiligere Baugebiete sind Shuttlebusse für zwölf bis fünfzehn Personen in Planung, die älteren oder kranken Menschen den Besuch beim Arzt oder das Einkaufen in der Stadt erleichtern sollen. Verbesserungen kündigte er ebenfalls für den preisvergünstigten Mietwohnraum an. Durch das eigens entworfene Fair-Wohnen-Modell mit der Wohnungsbau Ludwigsburg sei es garantiert, dass schon ab diesem Jahr bis 2024 zusätzliche 2.700 preisvergünstigte Wohnungen, im Schnitt ca. 450 pro Jahr, entstehen werden. Den seit zehn Jahren existierenden Energie- und Klima-Masterplan für mehr Nachhaltigkeit will Spec fortschreiben und einen breit angelegten „Dialog for Future“ starten. „Wir haben unsere Ziele für 2020 bereits 2016 erreicht, aber wir müssen und werden mehr tun“, kündigte der OB an. „Deshalb unterstütze ich die Bewegung Fridays for Future, weil es zugleich eine Riesenchance ist, wieder junge Menschen für die Fragen der Gegenwart und Zukunft zu gewinnen.“ Seine Leistungen während seiner zwei Amtsperioden unterstrich Spec auch mit seinem Hinweis auf die wirtschaftliche Situation Ludwigsburg: „Trotz Investitionen von rund einer halben Milliarde hat die Stadt Rücklagen in Höhe von 57 Millionen gebildet und ist mit nur noch 15 Millionen fast schuldenfrei.“

Der Herausforderer: Prof. Matthias Knecht

Die Gemeindefraktionen von CDU, SPD und Grüne dagegen stehen hinter dem knapp zwanzig Jahre jüngeren und in Ludwigsburg aufgewachsenen Rechtsprofessor Matthias Knecht, der als kleiner Bub davon träumte, einmal Lokführer zu werden. Seine Mitschüler aber prophezeiten ihm schon in der Abi-Zeitung eine Karriere als Oberbürgermeister. „Ich bin ein Freund unvoreingenommener Diskussion und ausgesprochen aufgeschlossen gegenüber mehr Bürgerbeteiligung. Mein Vorbild als Stadtvater ist ein bisschen Stuttgarts langjähriger OB Manfred Rommel“, verriet Knecht selbstbewusst. Vor allem die Arbeit der Jugend im Jugendgemeinderat, in der Stadt und in Sportvereinen will Knecht unbedingt weiter stärken, weshalb auch er den Dialog sucht mit der Bewegung von Fridays for Future. „Dabei geht es nicht bloß um die inhaltlichen Fragen der Zukunft. Es geht auch darum, der Jugend das Gefühl zu vermitteln, ernstgenommen zu werden.“ Pasta-Fan und Weintrinker Knecht lebt derzeit in Kempten, wo er an der dortigen Hochschule Verwaltungs-, Sozial- und Europarecht lehrt. Mit Ludwigsburg ist er durch seine ehrenamtlichen Vorstandstätigkeiten bei Sportclub, dem MTV und dem Stadtverband für Sport dennoch eng verbunden. In seiner Heimatstadt sitzt er am liebsten gemütlich auf dem Marktplatz, um entspannt über das Leben nachzudenken und etwas Gutes zu essen. Knecht ist verheiratet, hat einen Sohn, mit dem er oft in die Wilhelma geht und ist begeisterter Tennisspieler. Als möglicher Oberbürgermeister wolle er sich vorrangig mit der Wohnraumnot, den Themen beste Bildung und bestmögliche Betreuung sowie Mobilität befassen. „Aber auch Klimaschutz, Gerechtigkeit und Fair Trade treiben mich um.“ Knecht attestierte Noch-Amtsinhaber Spec gute Arbeit, die er in den meisten Bereichen fortsetzen und weiterentwickeln will. Die Wohnungsbau Ludwigsburg sieht er als Erfolgsmodell, dennoch ist ihm der Mix aus Mietern und Eigentümern wichtig. “Einerseits müssen wir die Fair-Wohnen“ fördern, andererseits müssen wir dafür sorgen, dass auch privater Wohnungsbau vorangetrieben wird.“ Verkehrspolitisch strebe er die schnelle Umsetzung von Bustrassen und neuen Radwegen an. „Die Achse Innenstadt- Campus-Schulen zum Bildungszentrum West liegt mir am Herzen, ebenso ein weiterer Ausbau in Richtung Eglosheim.“ Fest im Blick hat Knecht den Bahnhof. „Ich habe gerade erst mit dem Seniorenrat gesprochen über die Schwachstellen des Bahnhofs, wie z.B. Fehlende Lifte oder bessere Umsteigemöglichkeiten vom Bus in die Bahn. Diese Dinge sollten zeitnah bearbeitet werden, weil der Bahnhof Aushängeschild für unsere Stadt ist“, betonte er. Das nötige Know-how für die Verwaltungsarbeit bringt der Jurist jedenfalls mit. „Als Dekan meiner Fakultät habe ich Personal- und Budgetverantwortung für rund 200 Personen. Ich pflege einen sehr wertschätzenden, auf Vertrauen bauenden Führungsstil. Für Ludwigsburg sehe ich mich durchaus als Moderator und Brückenbauer zwischen Stadt, politischen Gremien und Meinungsträgern, der für alle tragfähige Kompromisse schaffen, aber auch zum richtigen Zeitpunkt ganz klare Entscheidungen treffen kann, die ich zuvor angemessen und fair vorbereitet habe.“

Inhaltlich liegen die beiden Kandidaten durchaus nah beieinander. Was sie unterscheidet ist die kommunalpolitische Erfahrung, der persönliche Stil und knapp zwei Jahrzehnte Altersunterschied.

Patricia Leßnerkraus