Ausbildungsmarkt im Kreis Ludwigsburg unter Druck: 400 Stellen unbesetzt

Ludwigsburg – Der Ausbildungsmarkt im Kreis Ludwigsburg steht unter erheblichem Druck, so die Warnung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in einer aktuellen Pressemitteilung. Laut Angaben der Arbeitsagentur sind derzeit 400 Ausbildungsstellen im Landkreis Ludwigsburg unbesetzt, wovon 33 in der Lebensmittelindustrie liegen. Die NGG sieht einen akuten Mangel an Auszubildenden und warnt vor negativen Auswirkungen auf die Perspektiven und Löhne der jungen Menschen in der Region.

Hartmut Zacher, Geschäftsführer der NGG Stuttgart, beruft sich auf Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und zeigt auf, dass in Baden-Württemberg 16 Prozent der 20- bis 34-Jährigen keinen Berufsabschluss vorweisen können. Dieses Phänomen betreffe auch viele junge Menschen im Kreis Ludwigsburg und beeinträchtige ihre Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.

Die Gewerkschaft befürchtet einen bedenklichen Trend, insbesondere bei Jugendlichen mit maximal einem Hauptschulabschluss, die immer seltener den Sprung in eine Ausbildung schaffen. Zacher betont die Notwendigkeit, diese Jugendlichen intensiver zu fördern und für eine Ausbildung fit zu machen. Er appelliert an Arbeitsagenturen, Jobcenter und Unternehmen, verstärkt in die Ausbildungsförderung von Jugendlichen zu investieren.

Die NGG empfiehlt Betrieben, auf “Azubi-Lotsen” zu setzen, die sich aktiv um den Kontakt zu jungen Menschen bemühen und sie für Ausbildungsberufe begeistern sollen. Insbesondere bei Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten sei es wichtig, diese während der Ausbildung zu unterstützen, da das Pensum der Berufsschulen viele überfordern könne.

Die Wirtschaft im Kreis Ludwigsburg wird aufgefordert, sich besser auf das neue Ausbildungsjahr vorzubereiten. Zacher unterstreicht die grundsätzliche Notwendigkeit, mehr für den Job-Nachwuchs zu tun. Er betont, dass es wichtig sei, das Potenzial in jungen Menschen zu erkennen. Zudem verweist er auf die Ausbildungsgarantie des Bundestags ab August, die jungen Menschen das Recht auf eine Ausbildung verschafft, auch außerbetrieblich.

Die NGG Stuttgart schlägt zusätzlich eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie vor. Dabei sollen alle Betriebe in einen Fonds einzahlen, und Unternehmen, die ausbilden, erhalten einen Großteil der Kosten erstattet – etwa für die Vergütung der Azubis. Die Gewerkschaft hofft, dass diese Maßnahmen dazu beitragen, den Ausbildungsmangel im Kreis Ludwigsburg zu mildern und jungen Menschen bessere Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu bieten.

red

W&W-Gruppe verzeichnet Rekordzahl: 225 junge Menschen starten ihre berufliche Karriere

Im aktuellen Jahr haben sich insgesamt 225 junge Menschen für eine Ausbildung oder ein duales Studium bei der W&W-Gruppe entschieden, was einen neuen Rekord darstellt. Im Vergleich dazu begannen im Vorjahr, 2022, 192 junge Talente ihre berufliche Laufbahn bei der W&W-Gruppe, teilt das Unternehmen mit.

Vielfältige Berufsbilder und Studienschwerpunkte

Die neuen Auszubildenden und dualen Studenten starten in einem breiten Spektrum von 17 verschiedenen Berufsbildern. Dies umfasst unter anderem Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen, duale Studenten mit unterschiedlichen Studienschwerpunkten sowie Berufe im Bereich Informatik, Sustainable Management, Bankwesen und Büromanagement.

Attraktivität als Arbeitgeber für junge Menschen

Jürgen Steffan, Personalvorstand bei W&W, zeigt sich erfreut über die hohe Anzahl an Bewerbern und betont, dass dies auf die Attraktivität als Arbeitgeber hinweist, insbesondere für junge Menschen.

Startwoche für neue Auszubildende

Die neuen Auszubildenden beginnen ihre berufliche Laufbahn bei der W&W-Gruppe mit einer Startwoche, die Networking-Veranstaltungen, Schulungen und einen Informationstag zu den Produkten des Unternehmens beinhaltet.

Erfolgreicher Ruf als Arbeitgeber

Die Leiterin Ausbildung, Sina Gerullis-Herrmann, führt die Rekordzahlen auch auf die Auszeichnung als einer der besten Arbeitgeber zurück, die das Unternehmen erhalten hat. Dieser ausgezeichnete Ruf ist auch bei den Bewerbern bekannt. Zudem verweist sie auf das moderne Arbeitsumfeld im Campus in Kornwestheim, das seit 2023 für rund 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hochmoderne Arbeitsplätze sowie vielfältige Tagungs- und Besprechungsbereiche und Gesundheits- und Gastronomieangebote bietet.

red

Azubi-Zahlen im Sinkflug

Einen historischen Rückgang der Zahl neuer Ausbildungsverträge im Jahr 2020 verzeichnet das Statistische Bundesamt (Destatis). Hauptursache: die Coronakrise. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 ist die Zahl der Azubi-Verträge demnach um 9,3 Prozent zurückgegangen.

“Die Zahl der Neuverträge befindet sich auf einem historischen Tiefstand”, sagt Rotraud Kellers aus dem für Daten und Zahlen rund um die Berufsausbildung zuständigen Referat im Statistischen Bundesamt. Noch nie seit Beginn der Statistik vor über 40 Jahren habe es in einem Jahr weniger als 500 000 neue Azubis gegeben. “Besonders deutlich gingen die Neuabschlüsse im Gast- und Verkehrsgewerbe zurück, also in sehr stark von den Corona-Maßnahmen betroffenen Branchen.” Aber es gebe auch positive Entwicklungen im handwerklichen Bereich.

Im Ausbildungsbereich Industrie und Handel, zu dem auch das Gast- und Verkehrsgewerbe gehört, sank die Zahl der Neuabschlüsse im Jahr 2020 am stärksten (-36 000, -11,9 Prozent). Besonders betroffen waren Branchen, die von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie äußerst stark belastet wurden: Die größten Rückgänge gab es bei den Berufen Hotelfachmann/-frau (-2 530, -31,0 Prozent), Koch/Köchin (-1 540, -19,8 Prozent) und Tourismuskaufmann/-frau (-990, -61,1 Prozent).

Im Bereich Handwerk fiel der Rückgang deutlich geringer aus: minus 9 000, minus 6,5 Prozent. Hier verzeichnete der Beruf Friseur/-in den stärksten Rückgang (-1 700, -18,6 Prozent), während die Berufe Dachdecker/-in (+130, +3,9 Prozent), Zimmerer/-in (+470, +11,7 Prozent) und Zweiradmechatroniker/-in (+90, +13,1 Prozent) sogar leicht zulegen konnten.

Die coronabedingten Effekte auf dem Ausbildungsmarkt 2020 zeigten sich bei Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit besonders deutlich. Insgesamt schlossen im vergangenen Jahr 52 100 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit einen Neuvertrag ab, das waren 12,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Rückgang war fast ausschließlich auf neu abgeschlossene Ausbildungsverträge von ausländischen Männern zurückzuführen (33 400 Verträge, -18,0 Prozent), während die Neuabschlüsse von ausländischen Frauen weit unterdurchschnittlich zurückgingen (18 700 Verträge, -1,1 Prozent).

Lars Wallerang / glp