Weg vom Bargeld: Landkreis Ludwigsburg startet mit Bezahlkarte für Asylbewerber und Geduldete

Am 4. Februar startet der Landkreis Ludwigsburg eine wichtige Neuerung für Asylbewerber und Geduldete: Die Auszahlung von Leistungen erfolgt künftig per Bezahlkarte statt per Scheck oder Bargeld. Die Einführung soll bürokratische Prozesse verschlanken und gleichzeitig Herausforderungen wie Geldtransfers ins Ausland besser begegnen. Doch für die Umstellung bleibt die Außenstelle „Auf dem Wasen“ am 4. und 5. Februar teilweise geschlossen.

Landrat Allgaier: „Freue mich sehr, dass es nun mit der Bezahlkarte losgeht“

Ludwigsburg – Lange wurde darüber kontrovers diskutiert: Das Bargeld geht, die Bezahlkarte kommt – der Landkreis Ludwigsburg macht den nächsten Schritt.: Am 4. Februar startet im Landkreis Ludwigsburg eine wegweisende Neuerung für Asylbewerber und Geduldete. Die Auszahlung von Leistungen per Scheck oder Bargeld wird auf eine moderne Bezahlkarte umgestellt. Mit dieser Maßnahme will der Landkreis nicht nur bürokratische Prozesse verschlanken, sondern auch Herausforderungen wie Geldtransfers ins Ausland besser begegnen. Die Einführung bringt jedoch organisatorischen Aufwand mit sich: Am 4. und 5. Februar bleibt die Außenstelle „Auf dem Wasen“ deshalb teilweise geschlossen.

Ab dem 1. März 2025 sollen die ersten Leistungsberechtigten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) ihre Regelleistungen über die Bezahlkarte erhalten. Diese Karte, die in Funktion und Design einer gängigen Visa-Debitkarte ähnelt, kann überall dort eingesetzt werden, wo Visa akzeptiert wird – von Supermärkten bis zu Online-Shops. Pro Person und Monat können dabei 50 Euro in bar abgehoben werden. Einkäufe ermöglichen zudem oft kostenlose Bargeldabhebungen, während an Geldautomaten pro Abhebung 65 Cent Gebühren anfallen.

Infoschreiben und Abholung: Vorbereitung für den Übergang

Die betroffenen Personen erhalten rechtzeitig ein Infoschreiben, das den Abholtermin der Bezahlkarte mitteilt. Dabei sollen offene Fragen direkt vor Ort im Landratsamt geklärt werden können. Ziel ist es, den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten und gleichzeitig die neuen Möglichkeiten der Bezahlkarte zu erläutern.

Vorteile der Umstellung: Zeitgemäß und praktisch

Die Umstellung bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Zum einen vereinfacht die Bezahlkarte die Auszahlung der Leistungen, zum anderen reduziert sie den Verwaltungsaufwand. Gleichzeitig soll die Karte monetären Einreiseanreizen entgegenwirken und verhindern, dass Bargeld ins Ausland transferiert wird.

Teilweise Schließung der Außenstelle „Auf dem Wasen“

Um die Umstellung auf die Bezahlkarte zu bewältigen, bleibt die Außenstelle des Landratsamts, „Auf dem Wasen 9“ in Ludwigsburg, am 4. und 5. Februar teilweise geschlossen. Währenddessen sind persönliche Vorsprachen in den Bereichen „Leistungen Asyl“ nicht möglich. Andere Geschäftsteile wie die „Unterbringung Asyl“ und der „Soziale Dienst Asyl“ bleiben jedoch regulär erreichbar. Telefonische Anfragen und E-Mails können weiterhin an den Infopunkt sowie das Krankenhilfe-Team gerichtet werden.

Ausblick: Ein neuer Standard für Asylbewerberleistungen

Mit der Einführung der Bezahlkarte setzt Ludwigsburg auf ein modernes, kontrolliertes System für die Auszahlung von Leistungen. Der Schritt, der lange kontrovers diskutiert wurde, soll nicht nur die Verwaltung entlasten, sondern auch den Betroffenen eine sichere und praktische Handhabung ihrer Gelder ermöglichen. Der Landkreis hofft, dass die Umstellung auch als Vorbild für andere Regionen dienen könnte.

red

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Grüne: Bezahlkarten für Asylbewerber ja – vielleicht

Die Bundestagsfraktion der Grünen reagiert verhalten auf einen Vorschlag der Bundesregierung für eine mögliche Einigung bei der Bezahlkarte für Asylbewerber. “Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat nun eine Ressortabstimmung auf den Weg gebracht, begleitend dazu den expliziten Auftrag zu weiteren Prüfungen und Gesprächen”, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andreas Audretsch dem Nachrichtenportal “T-Online” am Donnerstag. Diese Prüfungen werden man vornehmen.

“Rechtssicherheit zu schaffen ist das eine, Bezahlkarten dürfen aber nicht dazu führen, dass Menschen davon abgehalten werden, sich in Deutschland zu integrieren und Teil unserer Gesellschaft zu werden, gerade wenn sie dauerhaft hier leben”, so Audretsch. “In Hannover, Hamburg oder Bayern sind Bezahlkarten bereits in der Umsetzung. Die rechtlichen Möglichkeiten dafür bestehen.”

Die Formulierungshilfe aus dem Bundesarbeitsministerium sieht laut “T-Online” vor, dass die Bezahlkarte nun explizit als eine Option ins Asylbewerberleistungsgesetz aufgenommen wird. Die Bundesländer können jedoch entscheiden, ob sie sie nutzen wollen oder aber Geld- oder Sachleistungen auszahlen. Die konkrete Ausgestaltung der Karte soll den Ländern obliegen.

Der Kreis der potenziellen Bezahlkartennutzer soll den Informationen zufolge erweitert werden. Hinzu kommen nun auch jene Asylbewerber, die mehr als 36 Monate in Deutschland sind und damit sogenannte Analogleistungen in Höhe der regulären Sozialhilfe beziehen. Gegen diese Ausweitung hatten sich die Grünen bisher gewehrt. Im Parlament soll nun geprüft werden, ob Erwerbstätige, Auszubildende und Studierende, die Analogleistungen beziehen, von der Regelung ausgenommen werden.

red

Deutscher Städtetag warnt vor zusätzlichem Verwaltungsaufwand bei Einführung von Bezahlkarten für Asylbewerber

In der Diskussion über die Einführung von Bezahlkarten anstelle von Bargeldzahlungen für Asylbewerber warnt der Deutsche Städtetag vor möglichen zusätzlichen Verwaltungslasten für die Kommunen. Verena Göppert, die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Verbandes, äußerte sich gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben) zu diesem Thema. Sie betonte, dass zwar die Verwendung von Guthabenkarten im Vergleich zu Sachleistungen einfacher sein könne, jedoch sei auch eine Kartenlösung “nicht ohne zusätzlichen Aufwand” für die Städte umsetzbar.

Göppert fügte hinzu: “Es wird immer wieder einzelne Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz geben, die nicht über solche Karten abgewickelt werden können. Dafür müssten dann doch wieder jeweils Einzelfallbewilligungen mit Geldleistungen organisiert werden.” Der Deutsche Städtetag reagierte somit auf Überlegungen, Asylbewerber künftig nicht mehr in bar, sondern mit Bezahlkarten auszustatten. Die FDP und die Union argumentieren, dass dies Deutschland insgesamt weniger attraktiv für Asylbewerber machen würde, da diese dann kein Geld mehr in ihre Heimatländer überweisen könnten.

Die Vertreterin des Städtetags, Göppert, äußerte auch Skepsis in Bezug auf Überlegungen, verstärkt Sachleistungen anstelle von Geldleistungen an Asylbewerber auszugeben. Sie wies darauf hin, dass dies bereits heute möglich sei. Allerdings werde dies von vielen Kommunen aufgrund des hohen Verwaltungsaufwandes kaum praktiziert. Göppert erklärte: “Viele dezentrale Einrichtungen regelmäßig mit Lebensmitteln, Kleidung oder anderen Artikeln für den täglichen Bedarf zu versorgen, wäre eine riesige logistische Herausforderung für die Städte.

red