Gasbedarf steigt: Warum die Heizsaison 2024/25 anders verläuft

Kältere Temperaturen und ein Anstieg der industriellen Produktion haben den Gasverbrauch in Deutschland erhöht. Trotz dieser Entwicklung bleibt der Verbrauch unter dem Niveau vor der Energiekrise. Die Bundesnetzagentur mahnt weiterhin zur Sparsamkeit.

Berlin – Die Menschen in Deutschland nutzen in dieser Heizperiode deutlich mehr Gas als im vergangenen Jahr. Der Gesamtverbrauch stieg nach einer Auswertung der Bundesnetzagentur für die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben) in den Monaten Oktober bis Dezember um 5,8 Prozent auf 246 Terawattstunden (TWh).

Die Industrie verzeichnet dabei einen Anstieg um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die Zunahme in Haushalten und Gewerbe mit 1,9 Prozent bescheidener ausfällt.

Zum Gesamtbild gehört, dass die erste Winterhälfte etwas kälter verläuft als 2023. Die Temperatur liegt im Schnitt bei 6,5 Grad und damit um 0,6 Grad unter der des Vorjahrs. Die von der Netzagentur am 30. Dezember übermittelten Werte beziehen sich auf den Zeitraum 1. Oktober bis 23. Dezember.

Im Vergleich zu den Jahren vor Ukrainekrieg und Energiekrise sind Bürger und Unternehmen allerdings immer noch sparsam. In diesem Winter liegt der Gasverbrauch insgesamt um 9,7 Prozent unter dem Durchschnittswert der Jahre 2018 bis 2021. Haushalte und Gewerbe nutzen 12,7 Prozent, die Industrie 7,3 Prozent weniger Gas. Dabei liegt die Temperatur im Schnitt um 0,2 Grad über den Jahren vor dem Krieg.

Der Präsident der Netzagentur, Klaus Müller, rief die Menschen zu Sparsamkeit beim Energieverbrauch auf. “Es lohnt sich auf jeden Fall weiterhin, Gas zu sparen und damit den Geldbeutel zu entlasten”, sagte er den Funke-Zeitungen.

Die Gesamtlage wertet Müller positiv. “Wir sind bisher gut durch die erste Hälfte des Winters gekommen”, sagte er. “Deutschland hat insgesamt knapp zehn Prozent Gas im Vergleich zu den Vorjahren gespart, auch wenn der Verbrauch gegenüber dem letzten Jahr merklich gestiegen ist.” Die Speicher seien aber mit rund 80 Prozent noch gut gefüllt, so Müller. “Damit sind wir für die nächsten drei Monate gut gerüstet.”

red

EnBW fordert Senkung der Energiekosten: „Akzeptanz der Energiewende hängt davon ab“

Der Energiekonzern EnBW hat sich für eine Senkung der Energiepreise ausgesprochen. Deutschland habe sich zu sehr auf das Thema Klimaschutz konzentriert, dabei müsse eine erfolgreiche Energiepolitik auch Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit im Blick behalten, sagte Vorstandschef Georg Stamatelopoulos der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Mittwochausgabe). “Wenn wir die Akzeptanz der Energiewende bei den Bürgern und Verbrauchern nicht langfristig aufs Spiel setzen wollen, müssen wir die Energiekosten senken”.

Selbst wenn Deutschland die Netzkosten im Griff behalte, rechnet der Konzern langfristig nicht mit sinkenden Strompreisen. “Wir gehen davon aus, dass der Strompreis ohne weitere Gegenmaßnahmen langfristig ungefähr auf dem heutigen Niveau bleibt”, sagte Stamatelopoulos. Um die Kosten zu senken, fordert der EnBW-Chef unter anderem, auf die Erdkabel für die Übertragungsnetze zu verzichten. Damit könne der Staat 20 Milliarden Euro sparen.

Zudem müsse der Ausbau der Erneuerbaren Energie mit dem Ausbau des Netzes besser geplant werden. Bisher, so Stamatelopoulos, könne jeder eine Anlage bauen und vom Netzbetreiber verlangen, dass er einen Netzanschluss lege. “Besser wäre dort zu bauen, wo ein Netzanschluss bereits vorhanden ist.”

Eine Renaissance der Atomkraft hält der EnBW-Chef für falsch. Sie wäre “nüchtern betrachtet keine wirtschaftliche Alternative”, sagte er.

Der schleppende Verkauf von Elektroautos in Deutschland hängt nach seinen Worten anders als gemeinhin unterstellt nicht an der schlechten Lademöglichkeiten. Die Infrastruktur sei vorhanden und bei weitem nicht ausgelastet. Alleine EnBW werde bis Jahresende 6.000 Ladepunkte gebaut haben. “Jetzt müssen nur noch die Autofahrer überzeugt werden, E-Autos zu kaufen”, so Stamatelopoulos. EnBW selbst will eventuell weniger Ladesäulen je Standort bauen als ursprünglich geplant.

red

Russisches LNG durch die Hintertür? Bund kann Flüssiggaslieferungen aus Moskaus nicht ausschließen

Die Bundesregierung schließt nicht aus, dass russisches Gas weiter nach Deutschland gelangt. “Für die Anlandung von russischem Flüssig-Erdgas (LNG) gibt es in der Europäischen Union keine rechtlichen Beschränkungen”, heißt es in einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums an den BSW-Abgeordneten Christian Leye, über die der “Spiegel” berichtet.

“Insofern ist es möglich, dass auch deutsche Unternehmen an europäischen Häfen russisches LNG anlanden könnten.” Eine Lieferung von russischem LNG nach Brunsbüttel hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kürzlich untersagen lassen. Nach Kenntnis des Ministeriums habe es auch davor “keine direkten LNG–Importe aus Russland an deutschen Terminals an der Nord- und Ostseeküste gegeben”.

Allerdings hat das verstaatlichte Unternehmen Gazprom Germania (heute Sefe) einen Vertrag mit dem russischen Lieferanten Yamal Trade. “Der Vertrag wird erfüllt; für die Abnahme des LNG nutzt die Sefe-Gruppe nach Kenntnis der Bundesregierung LNG-Terminals in Frankreich”, heißt es aus laut “Spiegel” aus Habecks Haus. “Wohin an europäischen LNG-Terminals re-gasifiziertes Gas in Europa weitergeleitet wird, kann im Binnenmarkt nicht nachvollzogen werden.”

Beim BSW sieht man sich in seiner Kritik bestätigt. Statt Pipelinegas importiere man nun teureres und umweltschädlicheres LNG, sagte Leye. Das sei schlechter für Wirtschaft und Klima und genüge “nicht einmal den eigenen moralischen Ansprüchen”.

Laut der AG Energie-bilanzen ließen sich zuletzt gut 40 Prozent aller Erdgasimporte nach Deutschland keinem Ursprungsland zuordnen, weil sie über andere Länder kamen, darunter Frankreich.

red

Hausbesitzer in Ludwigsburg aufgepasst: Kostenlose Wärmebilder gegen Energieverluste

Ludwigsburg – In Zeiten, in denen steigende Energiekosten Haushalte zunehmend belasten, startet die Stadt Ludwigsburg eine innovative Aktion, die Hausbesitzern hilft, ihre Gebäude energieeffizienter zu machen. Mit kostenlosen Wärmebildaufnahmen und einem individuellen Energiebericht können Eigentümer jetzt herausfinden, wo ihre Gebäude wertvolle Energie verlieren. „Wir ermöglichen einen kostenlosen Überblick zu den Gebäuden“, erklärt Ludwigsburgs Baubürgermeisterin Andrea Schwarz und fügt hinzu: „Es freut mich, wenn unser Angebot von vielen genutzt wird, um klar zu sehen, wo wertvolle Wärme verlorengeht und Einsparpotenzial besteht.“

Thermografie-Aufnahmen bei idealen Witterungsbedingungen

Sobald die Bedingungen passen – kalte, trockene Herbst- oder Winternächte –, wird ein mit Wärmebildkameras ausgestattetes Fahrzeug die Fassaden fotografieren, während ein Spezialflugzeug Wärmebilder der Dachflächen aufnimmt. Die in großem Maßstab erfassten Daten werden dann automatisch ausgewertet und anonymisiert in eine Wärmelandkarte integriert, die zeigt, in welchen Stadtbereichen das Einsparpotenzial besonders hoch ist. Lediglich die Gebäudeeigentümer selbst haben Zugang zu den detaillierten Aufnahmen und ihrem individuellen Energiebericht.

Für die Aufnahmen hat die Stadt das Energieunternehmen MVV beauftragt. Das Team des MVV-Innovationsprojekts CLIMAP wird in der aktuellen Heizperiode Wärmebilder von Fassaden und Dächern der Gebäude in Ludwigsburg mit Thermografie-Kameras aufnehmen. Seit dem Start im Jahr 2020 wurde CLIMAP bereits in einer Vielzahl von Städten und Gemeinden Baden-Württembergs, Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz umgesetzt und eingeführt. Schon in den nächsten Tagen kann es bei passender Witterung losgehen mit den Aufnahmen.

Ein einfacher Weg zur energetischen Gebäudesanierung

Das Projekt ist besonders hilfreich für Gebäudeeigentümer, die einen Einstieg in die energetische Sanierung suchen. Der Energiebericht liefert konkrete Handlungsempfehlungen – von kostengünstigen Einzelmaßnahmen bis hin zur umfassenden Sanierung. „Das ist ein idealer Einstieg für Hausbesitzer, die sich bisher mit energetischen Fragen schwergetan haben“, sagt Baubürgermeisterin Andrea Schwarz.

Jetzt registrieren und kostenfreie Energieberichte sichern

Interessierte Hauseigentümer können sich ab sofort unter www.CLIMAP.de/interessensbekundung für den Service anmelden. Etwa 2.500 kostenlose Energieberichte stehen zur Verfügung, und die Ergebnisse für Ludwigsburg werden voraussichtlich im Mai 2025 im CLIMAP-Portal verfügbar sein.

Widerspruchsmöglichkeiten und Datenschutz

Die erstellten Aufnahmen bleiben anonymisiert: Weder Personen noch Kennzeichen sind erkennbar, und nur die Gebäudeeigentümer können die Bilder ihres Hauses einsehen. Falls jemand nicht möchte, dass das eigene Gebäude in der Wärmelandkarte erscheint, besteht die Möglichkeit, der Erfassung zu widersprechen. Dies ist online unter www.climap.de/issue oder per E-Mail an info@climap.de möglich.

red

Heizkosten-Vergleich: Gaspreise variieren je nach Region bis zu 80 Prozent

Wie viel Geld Haushalte für das Heizen mit Erdgas ausgeben, unterscheidet sich stark von Landkreis zu Landkreis. Familien mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlten in Ingolstadt zuletzt im Schnitt 2.974 Euro pro Jahr, auch in Bamberg und im Landkreis Anhalt-Bitterfeld lagen die Kosten über 2.840 Euro, berichtet der “Spiegel” unter Berufung auf das Vergleichsportal Verivox.

In Memmingen hingegen mussten Haushalte für denselben Verbrauch im Mittel 1.648 Euro ausgeben, in Wolfsburg 1.692 Euro. Für die Auswertung hat Verivox anteilig sowohl die Grundversorgungstarife in den jeweiligen Gebieten herangezogen als auch günstigere Tarife der regionalen und bundesweiten Anbieter.

Ein Grund der Unterschiede ist die Beschaffungspolitik der einzelnen Versorger: Firmen, die während der Energiekrise viel Gas im Voraus teuer eingekauft haben, reichen diese Kosten vielfach noch an die Kundschaft weiter. Hinzu kommen die Gasnetzentgelte, die in dünn besiedelten Regionen tendenziell höher sind, weil sich die Kosten für den Betrieb der Netze auf weniger Abnehmer verteilen.

Die Entgelte sind auch niedriger in Gebieten mit alten Gasnetzen, die bilanziell abgeschrieben sind. Anders ist das in Ostdeutschland, wo Netzbetreiber nach der Wiedervereinigung vielerorts kräftig investierten. Wer aus der Grundversorgung in günstigere Tarife wechselt, kann Hunderte Euro jährlich sparen.

red

Gaspreise steigen weiter: Deutsche Haushalte zahlen im ersten Halbjahr 2024 mehr für Erdgas

Die Kosten für Erdgas in deutschen Haushalten sind im ersten Halbjahr 2024 gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mitteilte, zahlten private Haushalte im Durchschnitt 11,87 Cent je Kilowattstunde Erdgas. Das bedeutet einen Anstieg von 4,0 Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023.

Gegenüber dem 1. Halbjahr 2023 fielen sie allerdings um 3,2 Prozent. Im Vergleich zum 2. Halbjahr 2021, dem Vergleichszeitraum vor dem russischen Angriff auf die Ukraine und der sich verstärkenden Energiekrise, lagen die Gaspreise für Haushaltskunden sogar um mehr als zwei Drittel (+73,8 Prozent) höher. Strom kostete die Verbraucher im 1. Halbjahr 2024 durchschnittlich 41,02 Cent je Kilowattstunde, das waren 1,7 Prozent weniger als im 2. Halbjahr 2023 (-3,0 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2023) und knapp ein Viertel (+24,8 Prozent) mehr als im 2. Halbjahr 2021.

Das Auslaufen der Preisbremsen für Erdgas und Strom Ende 2023 hatte auf die von den privaten Haushalten gezahlten Preise fast keinen Einfluss. Von den 2023 und 2024 gesunkenen Großhandelspreisen für Erdgas und Strom konnten die privaten Haushalte bisher wenig profitieren.

Für private Erdgaskunden sorgte hingegen der ab dem 1. Januar 2024 erhöhte Preis für CO2-Zertifikate und die ab April 2024 wieder zu dem normalen Steuersatz zurückgekehrte Umsatzsteuer für einen Anstieg der Preise. Die Steuerbelastung stieg für alle privaten Erdgaskunden gegenüber dem 2. Halbjahr 2023 um 27,0 Prozent. Die Kosten für Energie und Vertrieb für private Haushalte insgesamt blieben im Vergleich zum Vorhalbjahr unverändert, Kunden mit einem Jahresverbrauch von 200 Gigajoule und mehr zahlten 4,7 Prozent weniger.

Für Energie und Vertrieb zahlten die privaten Stromkunden im 1. Halbjahr 2024 durchschnittlich 13,7 Prozent weniger als im 2. Halbjahr 2023. Allerdings führten die stark gestiegenen Netzentgelte (+19,7 Prozent gegenüber dem 2. Halbjahr 2023) dazu, dass der Gesamtpreis für Strom im Vergleich zum Vorhalbjahr nur leicht gesunken ist (-1,7 Prozent).

Nicht-Haushaltskunden, zum Beispiel Unternehmen oder Behörden, zahlten im 1. Halbjahr 2024 für Erdgas ohne Mehrwertsteuer und andere abzugsfähige Steuern durchschnittlich 6,04 Cent je Kilowattstunde. Das waren 10,3 Prozent weniger als im 2. Halbjahr 2023. Gegenüber dem 1. Halbjahr 2023 fielen die Preise um 21,5 Prozent, gegenüber dem 2. Halbjahr 2021 lagen die Preise insgesamt 30,5 Prozent höher.

Die Erdgaspreise für Nicht-Haushaltskunden sanken je nach Jahresverbrauch unterschiedlich stark. Kunden mit einem Jahresverbrauch zwischen 1.000 und 10.000 Gigajoule zahlten im 1. Halbjahr 2024 mit 8,16 Cent je Kilowattstunde 7,9 Prozent weniger als im 2. Halbjahr 2023. Die Preise für diese Verbrauchsgruppe lagen damit aber immer noch 83,4 Prozent höher als im 2. Halbjahr 2021. Kunden mit einem Jahresverbrauch von über 4 Millionen Gigajoule zahlten mit 3,93 Cent je Kilowattstunde 19,0 Prozent weniger als im 2. Halbjahr 2023. Die Preise lagen hier 30,8 Prozent niedriger als im 2. Halbjahr 2021.

Für Strom zahlten Nicht-Haushaltskunden im 1. Halbjahr 2024 durchschnittlich 19,73 Cent je Kilowattstunde ohne Mehrwertsteuer und andere abzugsfähige Steuern. Damit war Strom für sie 3,0 Prozent billiger als im 2. Halbjahr 2023, aber 18,5 Prozent teurer als im 2. Halbjahr 2021. Kunden mit einem Jahresverbrauch zwischen 20 und 500 Megawattstunden zahlten im 1. Halbjahr 2024 mit 27,23 Cent je Kilowattstunde 9,8 Prozent mehr als im 2. Halbjahr 2023 und 31,4 Prozent mehr als im 2. Halbjahr 2021. Kunden mit einem Jahresverbrauch von mehr als 150.000 Megawattstunden zahlten hingegen mit 12,12 Cent je Kilowattstunde 20,6 Prozent weniger als im 2. Halbjahr 2024, gegenüber dem 2. Halbjahr 2021 sanken die Preise für diese Verbrauchsgruppe um 7,6 Prozent, so Destatis.

red

Energiepreis-Atlas: Hier zahlen Verbraucher in Deutschland am meisten für Strom und Gas

Berlin – Gas- und Strompreise unterscheiden sich innerhalb Deutschlands deutlich. So zahlt ein Vierpersonenhaushalt in Thüringen derzeit im Mittel 2.079 Euro für Strom, 25 Prozent mehr als im günstigsten Land Bremen.

Auch in Baden-Württemberg und im Saarland ist Strom vergleichsweise teuer. Beim Gas liegen die durchschnittlichen Ausgaben in Sachsen bei 2.625 Euro und damit um 38 Prozent höher als im günstigsten Land Hamburg. Für die Auswertung hatte ein Vergleichsportal örtliche Grundversorgungstarife in den jeweiligen Ländern herangezogen, Sondertarife der Grundversorger sowie Tarife alternativer Anbieter, wie der “Spiegel” schreibt.

Ein Grund für die Unterschiede sind die Netzentgelte, die etwa 20 bis 30 Prozent der Preise ausmachen. So verteilen sich die Kosten für den flächendeckenden Betrieb der Netze in dünn besiedelten Regionen auf weniger Verbraucherinnen und Verbraucher als in dicht bebauten Gegenden. Auch in Regionen, in denen viele Solar- und Windparks angeschlossen wurden, sind die Stromnetzentgelte tendenziell höher.

Zudem sind die Entgelte oft niedriger in Gegenden, in denen Netze älter und bilanziell schon abgeschrieben sind. In Ostdeutschland wurde indes nach der Wiedervereinigung kräftig in Gasnetze investiert. Hinzu kommen Unterschiede in der Preispolitik der jeweils größten Versorger in den Ländern.

red

Gasanbieter unter der Lupe: Einige Gasversorger täuschen mit “klimaneutralen” Tarifen

Berlin – Die Versprechen vieler Gasversorger, die mit “klimaneutralen” Erdgastarifen werben, gehen oft nicht auf. Das geht aus einer Analyse des Recherchenetzwerks “Correctiv” von über 100 Gas-Angeboten hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Im Zeitraum von 2011 bis 2024 sollen demnach 116 Gasversorger CO2-Gutschriften aus Klimaschutzprojekten genutzt haben, die laut wissenschaftlicher Einschätzung nicht plausibel nachweisen können, dass Emissionen tatsächlich reduziert oder eingespart wurden. Betroffen sind damit zwei Drittel von insgesamt 16 Millionen ausgewerteten Gutschriften.

Anders als von den Gasversorgern behauptet seien mit sehr großer Wahrscheinlichkeit rund zehn Millionen Tonnen klimaschädliches CO2 nicht eingespart oder reduziert worden, so Correctiv. Vermutlich liege die Zahl dieser “Phantom-Gutschriften”, wie die Biologin und Kompensationsexpertin Jutta Kill sagte, weitaus höher. Denn auf dem Markt gebe es “kaum ein Kompensationsprojekt, das plausibel nachweisen kann, dass CO2-Emissionen dauerhaft reduziert oder eingespart wurden”, so Kill. Ähnlich äußerten sich auch weitere Experten.

Es sei eine Täuschung, die vor allem dazu diene, eine sterbende Branche am Leben zu halten, sagte Monique Goyens, Direktorin des Europäischen Verbraucherverbands (BEUC) in Brüssel, dem Netzwerk. Anstatt das Geschäftsmodell zu ändern, ließen die Gasversorger ihre Kunden in dem Glauben, sie täten etwas Gutes. Dadurch werde ein wirklich nachhaltiger Lebensstil verhindert. “Das ist inakzeptabel.”

red

Entwarnung für Gasversorgung: Gasspeicher-Füllstände über Durchschnitt

Die Gasspeicher-Betreiber in Deutschland sind entspannt. Die Gasentnahmen seien im Februar gegenüber dem Vormonat deutlich zurückgegangen, teilte die “Initiative Energien Speichern” (Ines) am Donnerstag mit.

Die Gasspeicher-Füllstände seien dementsprechend weiterhin über dem historischen Mittelwert und eine umfangreiche Entleerung im restlichen Winter nicht mehr zu erwarten. Bei “warmen Temperaturen” seien Einspeicherungen bereits wieder ab Mitte März möglich, hieß es. Im Fall “normaler bis kalter Temperaturen” könnten regelmäßige Einspeicherungen ab Ende März beginnen.

Eine erneut vollständige Befüllung der Gasspeicher vor dem kommenden Winter 2024/2025 ist nach Ansicht der Speicherbetreiber unabhängig von den angenommenen Temperaturen möglich. “Angesichts der erwartbar hohen Ausgangsfüllstände haben die Speichernutzer große wirtschaftliche Freiheitsgrade bei der erneuten Befüllung in diesem Jahr”, kommentierte Ines-Geschäftsführer Sebastian Heinermann.

Die “Initiative Energien Speichern” (Ines) ist ein Zusammenschluss von Betreibern deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher. Mit derzeit 16 Mitgliedern repräsentiert sie über 90 Prozent der deutschen Gasspeicher-Kapazitäten und etwa 25 Prozent aller Kapazitäten in der EU.

red

Historischer Tiefstand: Energieverbrauch in Deutschland 2023 sinkt deutlich

Der Energieverbrauch in Deutschland ist im Jahr 2023 wohl auf ein historisches Tief gefallen. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen rechnet gegenüber dem Vorjahr mit einem Rückgang um knapp 7,9 Prozent auf 10.791 Petajoule (PJ) oder 368,2 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten. Damit liegt der Verbrauch an Primärenergien in Deutschland um mehr als ein Viertel unter dem bisherigen Höchststand von 1990, teilte die AG am Mittwoch mit.

Eine entsprechende Prognose von Anfang November wurde damit im Kern bestätigt. Den größten Einfluss auf den Rückgang des Energieverbrauchs hatte der AG zufolge die zurückgehende wirtschaftliche Leistung in Deutschland: Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten demnach Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch habe. Von der im Jahresverlauf gegenüber dem Vorjahr leicht wärmeren Witterung ging nach Berechnungen der AG nur ein schwacher verbrauchssenkender Effekt aus: Witterungsbereinigt hätte sich der Energieverbrauch um etwa 7,4 Prozent vermindert.

Der Verbrauch von Mineralöl sank 2023 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 5,5 Prozent auf 3.879 PJ. Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 2,3 Prozent zunahm, verringerte sich der Verbrauch von Dieselkraftstoff um gut 4 Prozent. Der Verbrauch von Flugkraftstoff stieg um 3,9 Prozent. Der Absatz von leichtem Heizöl verringerte sich dagegen leicht um 2,3 Prozent.

Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie sanken um 16,7 Prozent. Der Erdgasverbrauch verringerte sich 2023 um 4,3 Prozent auf 2.641 PJ. Der Nachfragerückgang betraf sowohl die Industrie wie auch private Haushalte und den Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD). Zur Stromerzeugung wurde gegenüber dem Vorjahr etwas mehr Erdgas (+1 Prozent) eingesetzt.

Die Erzeugung von Fernwärme aus Erdgas verminderte sich um 2 Prozent. Der Verbrauch an Steinkohle nahm im Berichtszeitraum um 16,9 Prozent auf 937 PJ ab. Die Kraftwerke reduzierten ihren Brennstoffeinsatz um gut 30 Prozent.

Der Bedarf an Kohle und Koks in der Eisen- und Stahlindustrie verringerte sich dagegen nur relativ gering um 2,1 Prozent. 2023 lag der Primärenergieverbrauch von Braunkohle mit 912 PJ um 21,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Die Lieferungen von Braunkohle an die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung sanken um 23 Prozent.

Die Stromerzeugung aus Braunkohle blieb um rund 25 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Ursachen dieser Entwicklung seien der allgemeine Rückgang des Stromverbrauchs in Deutschland, die Verringerung weiterer Erzeugungskapazitäten im Zuge des schrittweisen Kohleausstiegs, die angestiegene Stromproduktion aus Windenergieanlagen sowie erhöhte Stromimporte aus dem benachbarten Ausland, so die AG. Die Stromerzeugung aus Kernenergie ging 2023 um knapp 80 Prozent zurück, was auf den Streckbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke und deren endgültige Stilllegung zum 15. April 2023 zurückzuführen ist. 2023 wurden zudem 9,2 Milliarden Kilowattstunden Strom mehr aus dem Ausland importiert als exportiert.

Damit wurde Deutschland erstmals seit 2002 wieder Netto-Importeur von Strom. Die Ausfuhren sanken 2023 gegenüber dem Vorjahr um 24 Prozent, die Importe stiegen dagegen um 38 Prozent an. Der Beitrag der erneuerbaren Energien erhöhte sich 2023 insgesamt um 2,3 Prozent auf 2.118 PJ. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wuchs um etwa 5 Prozent.

Wichtigste Ursache dieser Entwicklung war die vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich höhere Stromproduktion der Windenergieanlagen an Land (+15 Prozent). Bei der Solarenergie gab es trotz eines starken Zubaus bei den PV-Anlagen nur einen leichten Zuwachs bei der Stromproduktion (+1 Prozent). Die Stromerzeugung aus Wasserkraft erhöhte sich um 11 Prozent.

Die Biomasse, auf die mehr als Hälfte des gesamten Primärenergieverbrauchs der erneuerbaren Energien entfällt, blieb um 4 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück. Die energiebedingten CO2-Emissionen nahmen nach Schätzung der AG Energiebilanzen 2023 infolge des gesunkenen Gesamtverbrauchs insbesondere bei den fossilen Energieträgern um gut 10 Prozent ab; dies entspricht einer Reduktion in der Größenordnung von 66 Millionen Tonnen.

red

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