Migrationspolitik am Scheideweg: Ein Gedankensplitter vom Bundestagsabgeordneten Steffen Bilger

In unserer Rubrik „Gedankensplitter“ bieten wir regelmäßig Raum für pointierte Meinungen und Analysen zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen. Heute setzen wir den Fokus auf ein Thema, das Deutschland in den letzten Jahren tiefgreifend bewegt hat und erneut in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt ist: die Migrationspolitik.

Angesichts der jüngsten tragischen Ereignisse und der anhaltenden Debatte um die richtige Balance zwischen humanitärer Verantwortung und innerer Sicherheit, beleuchten wir verschiedene Perspektiven und Lösungsansätze. Den Auftakt macht der Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger (CDU), der die Herausforderungen unserer aktuellen Migrationspolitik aus seiner Sicht darstellt und konkrete Maßnahmen fordert.

Ein Gedankensplitter vom CDU-Bundestagsabgeordneten Steffen Bilger:

„Deutschland diskutiert über islamistischen Terror, Messerangriffe und die Defizite unserer Migrationspolitik. So war das nach dem Tod des jungen Polizisten Rouven Laur beim Angriff auf eine islamkritische Kundgebung in Mannheim am 31. Mai 2024 – und so ist es wieder nach dem Mord an drei Festbesuchern in Solingen am 23. August 2024.

Deutschland befindet sich in einer anhaltenden schweren Migrationskrise. Bereits zum zweiten Mal innerhalb nur eines Jahrzehnts sieht sich unser Land mit der größten Zahl an Flüchtlingen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges konfrontiert. Allein in den Jahren 2022 und 2023 hat Deutschland rund 596.000 Asylbewerber und deutlich mehr als 1,1 Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Ein Ende des Zustroms ist nicht in Sicht. Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres haben mehr als 140.000 Menschen einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Fast jeder zweite Asylbewerber stammt aus Syrien oder Afghanistan. Mit Stand Ende 2023 leben 972.000 Syrer und 419.000 Afghanen im Land. Das sind 5% aller Syrer und 1% aller Afghanen.

Neben tatsächlich Verfolgten kommen viel zu viele Wirtschaftsmigranten zu uns und beantragen Asyl. Fast alle von ihnen wurden bereits in einem anderen europäischen Land registriert und haben sich von dort aus auf den Weg nach Deutschland gemacht. Unter den Migranten befinden sich auch Islamisten, Kriminelle und psychisch Kranke. Wir Ludwigsburger erinnern uns an den Mord am Rentner Peter M. vor zwei Jahren in der Danziger Straße. Täter: ein mehrfach vorbestrafter Somalier ohne Aufenthaltserlaubnis.

Deswegen hat Friedrich Merz recht, wenn er sagt: „So kann es nicht weitergehen. Es reicht!“

Welche Konsequenzen hat die Politik seit dem Anschlag von Mannheim konkret gezogen? Die Antwort ist ernüchternd: so gut wie keine. Ich erinnere mich noch gut an die Regierungserklärung des Bundeskanzlers unmittelbar nach dem Terroranschlag von Mannheim. Er fand starke Worte und kündigte unter anderem einen Kurswechsel bei der Frage von Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien an. Doch die erste Rednerin der Grünen nach ihm erteilte solchen Plänen postwendend eine Absage. Erst jetzt nach Solingen hat sich die Bundesregierung zu einem Handeln entschlossen. Es stimmt eben nicht, dass Abschiebungen nach Afghanistan nicht möglich seien. Es ist sehr zu begrüßen, dass nun endlich wieder Abschiebungen nach Afghanistan – unter ihnen der Gruppenvergewaltiger von Illerkirchberg – aufgenommen wurden.

Überhaupt empfinde ich den permanenten Verweis auf rechtliche oder sonstige Hürden, die jeder Veränderung entgegenstehen würden, als ermüdend. Es wird der Eindruck erzeugt, an den Missständen lasse sich eh nichts ändern. Die Politik wirkt rat- und hilflos. So treibt man die Menschen den Extremen in die Arme.

Jedes Recht – auch europäisches und internationales – kann geändert werden. Die bisherigen Reaktionen der Ampel auf Solingen zeigen ja auch, dass es bislang mangelnder politischer Wille war, der Veränderungen entgegenstand. Nun ist plötzlich doch manches möglich, was bis vor kurzem noch als unmöglich erklärt wurde. Wir müssen jedenfalls nun das tun, was für unser Land und für unsere Sicherheit wichtig ist. Als CDU/CSU bieten wir der Bundesregierung dabei unsere Zusammenarbeit an. Konkret schlagen wir unter anderem vor:

  • Konsequentere Abschiebungen, auch nach Syrien und Afghanistan und innerhalb der EU nach den „Dublin-Regeln“.
  • Ausreisepflichtige Straftäter und Gefährder sollen in Ausreisearrest genommen werden, bis sie die Heimreise in ihre Heimat freiwillig antreten.
  • Dauerhafte Grenzkontrollen und konsequente Zurückweisungen bei illegalen Einreisen. Die europäischen Außengrenzen müssen wirksam geschützt werden.
  • Mit einer Praxis der konsequenten Zurückweisung an der Grenze von Personen ohne Einreiseerlaubnis würde es zu einem faktischen Aufnahmestopp von Asylbewerbern aus Syrien und Afghanistan kommen. Ohnehin ist nur eine sehr geringe Anzahl an Personen aus Syrien und Afghanistan asylberechtigt im Sinne von Artikel 16a unseres Grundgesetzes. Im Jahr 2023 wurden nur 120 Syrern und 523 Afghanen der Asylstatus zuerkannt.
  • Deutschland darf sinnvolle Reformen auf europäischer Ebene nicht länger blockieren, sondern muss sie vorantreiben.
  • Freiwillige Aufnahmeprogramme wie das „Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan“ (1000 Menschen pro Monat) müssen eingestellt werden
  • Flüchtlinge müssen bei Reisen in ihre Heimatländer ihren Schutzstatus verlieren.
  • Leistungen für abgelehnte Asylbewerber müssen reduziert bzw. eingestellt werden.

Darauf werden wir bei den Gesprächen morgen mit der Ampel drängen. Die Herausforderung ist gewaltig und es gibt keinen roten Knopf, auf den wir einfach nur drücken müssten, und schon sind alle Probleme gelöst. Aber es gibt unverändert eine Reihe von politischen Entscheidungen, vor denen sich die Ampel weiterhin drückt, die aber jetzt notwendig sind. Wir reichen die Hand zu echter Veränderung, aber nicht zu faulen Kompromissen.“

Ausverkauf droht: Wie sehr kämpft der VfB Stuttgart um seine Stars und den Erfolg?

Eine Meinung von Ayhan Güneş

Der VfB Stuttgart droht, seinen Erfolg zu verspielen: Es sind 15 Jahre her, seit der VfB Stuttgart zuletzt einen Platz in der Champions League gesichert hat. In dieser Zeit hat der 1893 gegründete Traditionsverein zwei Abstiege durchlebt. Nun, nach langen Jahren des Leidens für die treue Fangemeinde, hat sich in der vergangenen Spielzeit ein zartes, aber vielversprechendes Pflänzchen des Erfolgs entwickelt. Doch dieser Hoffnungsschimmer könnte nun schnell wieder verblassen.

Die jüngsten Ereignisse beim VfB Stuttgart unterstreichen erneut die gnadenlose Natur des Bundesliga-Geschäfts. Leidenschaftliche Bekundungen wie „dieser Verein ist mir ans Herz gewachsen“ oder „der VfB ist eine Herzensangelegenheit“ mögen zwar rührend sein, aber in der harten Realität des Profi-Fußballs sind sie kaum mehr als schöne Randnotizen. Am Ende zählen Verträge, Ausstiegsklauseln und die Anzahl der Nullen auf dem Gehaltszettel weit mehr als warme Worte.

Der Verlust von Schlüsselspielern wie Waldemar Anton, Hiroki Ito und möglicherweise auch Serhou Guirassy und Chris Führich ist für den VfB Stuttgart sportlich zweifellos ein schwerer Schlag. Doch der wahre Albtraum könnte erst noch bevorstehen: der Abgang von Trainer Sebastian Hoeneß. Als Architekt des aktuellen Erfolgs und der Mann, der dieses Team wiederaufgebaut hat, könnte Hoeneß das nächste Opfer der derzeitigen Unruhen werden. Auch er, ebenso wie die hochgehandelten Spieler Enzo Millot und Angelo Stiller, wird die Entwicklungen beim VfB genau im Auge behalten.

Ein Abgang von Hoeneß wäre nicht nur ein sportlicher Verlust, sondern ein Desaster von unvorhersehbarem Ausmaß. Ohne seine strategische Vision und Führung wäre das zarte und zerbrechliche Pflänzchen des Erfolgs dem sicheren Verwelken preisgegeben.

Das Management des VfB muss sich nun unangenehmen Fragen stellen: Haben sie alles richtig gemacht? Die Strategie, Verträge mit niedrigen Ausstiegsklauseln zu versehen, mag kurzfristig Vorteile gebracht haben, doch langfristig könnte sie sich als fatal erweisen.

Inmitten dieser Abgänge gibt es jedoch auch Lichtblicke. Spieler wie Deniz Undav haben wiederholt signalisiert, dass sie beim VfB bleiben wollen. Diese Spieler verdienen nun die volle Aufmerksamkeit und größtmögliche Hingabe des Managements, um sie langfristig an den Verein zu binden.

In diesem gnadenlosen Geschäft muss der VfB Stuttgart nun beweisen, dass er nicht nur talentierte Spieler entdecken, sondern sie auch halten und neue Talente integrieren kann. Denn letztlich sind es nicht nur die Spieler, die den Verein voranbringen, sondern auch die strategischen Entscheidungen des Managements und die Führung durch den Trainer. Sportlich haben die Spieler unter Sebastian Hoeneß eindrucksvoll gezeigt, dass sie Champions-League-Niveau besitzen – jetzt liegt es am Vorstandsvorsitzenden Wehrle, am Sportvorstand Wohlgemuth, am Präsidenten Vogt und allen weiteren Verantwortlichen, zu beweisen, dass sie ebenfalls auf diesem Niveau agieren können.

MEINUNG: “Vertrauensverlust in der Politik: Maut-Debakel und die Suche nach Gerechtigkeit”

Eine Meinung von Ayhan Güneş

Die jüngste Entscheidung des Verkehrsministeriums, auf eine Klage gegen Ex-Minister Andreas Scheuer im Zusammenhang mit dem Maut-Debakel zu verzichten (wir berichteten), wirft wichtige Fragen auf. Das in Auftrag gegebene Gutachten betont die “komplexe und nicht eindeutige Rechtslage” und weist auf ein “erhebliches Prozessrisiko” hin.

Diese Entwicklung könnte das wachsende Vertrauensdefizit in die politische Führung weiter nähren, besonders wenn Menschen das Gefühl bekommen: Die Kleinen werden geschnappt und zur Rechenschaft gezogen, während die Großen davonkommen! Die öffentliche Verantwortlichkeit bleibt unbestritten, doch die Entscheidung, keine Klage zu erheben, wirft die Frage auf, ob hier die Chance auf ein starkes Signal an die Bürgerinnen und Bürger verpasst wurde.

In einer funktionierenden und lebendigen Demokratie müssen die Menschen, die dieses komplexe Konstrukt maßgeblich tragen, gehört und ernst genommen werden.

Angesichts des Schadens von 243 Millionen Euro durch das Maut-Debakel und der Forderung nach Transparenz in der politischen Führung stellt sich die grundlegende Frage: Wo liegt die Grenze zwischen einem erheblichen Prozessrisiko und dem dringenden Bedürfnis, Verantwortlichkeit zu betonen?

Es erfordert Mut, Risiken einzugehen, wenn es darum geht, politische Verantwortlichkeit durchzusetzen. Der Bürger muss sich gerecht behandelt fühlen, und unabhängig von Status oder Beruf sollten alle vor dem Gesetz gleich sein.
Ob Politiker, Banker, Milliardär, Fußballprofi, Promi oder Bäcker, Maler, Handwerker oder Pflegekraft: Jeder sollte gleich behandelt werden. Nur so kann das Vertrauen in unsere Institutionen und die Integrität unserer Demokratie gestärkt werden. Dieser Grundsatz ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass niemand das Gefühl hat, dass die “Großen” privilegiert sind und die “Kleinen” zur Rechenschaft gezogen werden.

Eine Meinung von Ayhan Güneş – Chefredakteur von Ludwigsburg24

Zwischen Religion und Konflikt: Ein Gedankensplitter von Ludwigsburgs Pfarrer Martin Wendte

Inmitten der aktuellen unübersichtlichen und aufgewühlten Situation, geprägt von den jüngsten terroristischen Angriffen der Hamas und den möglichen militärischen Reaktionen Israels:

Ein Gedankensplitter von Pfarrer Dr. Martin Wendte:

“Diese Gedankensplitter formuliere ich in eine zutiefst unübersichtliche und aufgewühlte Situation hinein. Unübersichtlich und aufgewühlt im äußeren Sinne, weil noch unklar ist, welche weitergehenden Militäraktionen Israel nach den terroristischen Angriffen der Hamas starten wird. Unübersichtlich und aufgewühlt aber auch im inneren Sinne, weil die Angriffe auf Israel mich sehr beschäftigen. Teils schlecht schlafen lassen. Denn diese Attacken sind nicht nur furchtbare Menschenrechtsverletzungen und grausamste antisemitische Taten. Sondern von ihnen sind auch wir Christinnen und Christen im Kern unserer Identität betroffen.

Bei aller Unübersichtlichkeit möchte ich drei bleibende Einsichten darlegen. Erstens: In ihren wichtigsten Auslegungen zielen Judentum, Christentum und Islam auf Frieden, nicht auf Krieg. Auf einen Frieden, der mehr ist als die bloße Abwesenheit von Krieg. Es ist ein Frieden, der aktive, positive Beziehungen zu anderen Menschen innerhalb und auch außerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft mitumfasst. „Shalom“ oder „Salam“ – also: das hebräische und arabische Wort für Frieden – hat genau diese Bedeutung.  Auch wenn es innerhalb der großen Religionen faktisch immer wieder andere Auslegungen und Handlungen gibt, gilt: In ihrem Kern zielen alle Religionen auf umfassenden Frieden. Der aktuelle Konflikt ist damit im Kern auch kein Konflikt zwischen den Religionen. Vielmehr geht er gegen ein wesentliches Ziel der großen Religionen.

Entsprechend fühle ich mich verbunden mit vielen Stimmen aus allen großen Religionen, die die Terrorattacken der Hamas scharf verurteilen. Sie alle trauern um die Opfer der Gewalt. Sowohl um die Opfer, die auf israelischer Seite zu beklagen sind, als auch um die Opfer auf Seiten derjenigen Palästinenser, die die Angriffe der Hamas ablehnen. Sie alle wissen zugleich, dass ein zukünftiger Frieden dem Sicherheitsbedürfnis Israels, aber auch der anderen Seite Rechnung tragen muss.

Zweitens: Gemeinsam mit allen Religionen setzt sich das Christentum für den Frieden ein und trauert um die Opfer beider Seiten. Doch zugleich hat es eine ganz besondere Beziehung zum Judentum und damit auch zu Israel. Denn der Gott, zu dem Jesus gerufen hat, ist zugleich der Gott des Judentums. Der Gott, den Jesus „Vater“ nannte und den wir Christinnen und Christen auch „Vater“ nennen, ist zugleich der Gott des Judentums. Der Gott, den wir im „Vaterunser“ anrufen mit der Bitte, dass sein Reich des Friedens komme, ist zugleich der Gott des Judentums. Er war es und ist es und wird es immer sein.

Und daher gilt: Die Terrorattacken gegen Israel erschüttern auch unsere eigene Identität als Christinnen und Christen. Denn die, die unseren Gott auch Gott nennen, werden zu Geiseln genommen, gefoltert und ermordet. Bei aller denkbaren Kritik an den verschiedenen Regierungen Israels in den letzten Jahren führt diese theologische Grundeinsicht zu einer einzigartigen Nähe des Christentums zum Judentum. Sie ist gerade jetzt zu betonen. Und wir müssen ihr in Taten entsprechen.

Drittens: Durch die Terrorattacken werden grundlegende politisch-militärische Fragen zur Zukunft Israels und des Nahen Ostens ebenso aufgeworfen wie grundlegende theologische Fragen zum Verständnis des Friedens und der Zuordnung von Christentum und Judentum. Wir sollten uns von der Größe dieser Fragen aber nicht lähmen lassen. Vielmehr sollten wir vor Ort dasjenige für den Frieden tun, was wir können. Das heißt vor allem: dass wir unseren jüdischen Brüdern und Schwestern Hilfe anbieten, wo es geht. Und dass wir zusammenstehen für den Frieden und gegen Hass und Gewalt. Das gelingt uns in Ludwigsburg recht gut. Am Sonntag, den 08. Oktober, organisierten wir ein spontanes Friedensgebet auf dem Marktplatz, an dem neben Christen nicht nur Buddhisten, sondern auch Muslime teilnahmen – ein starkes Zeichen. Das wurde ermöglicht durch viele Kontakte und Beziehungen, die in den letzten Jahren im „Dialog der Religionen“ und an vielen anderen Begegnungsorten zwischen Vertretern verschiedener Religionen entstanden. Diese Beziehungen sollten wir nun an vielen Orten weiter gestalten. Egal, ob Muslim, Jüdin oder Christ, egal, ob Buddhistin oder Nicht-Gottgläubig: Helfen wir unseren jüdischen Geschwistern, wo es geht. Und: Leben wir am Arbeitsplatz und in der Familie, in Diskussionen in der Öffentlichkeit und unter Freunden gerade in dieser unübersichtlichen und aufgewühlten Situation denjenigen Frieden, der mehr ist als die Abwesenheit von Krieg und der uns als Ziel alle verbindet!”

Dr. Martin Wendte

Pfarrer der Friedenskirche in Ludwigsburg und Citykirchenpfarrer

“Schatz, ich bin jetzt Bundestrainer” – Ein Gedankensplitter von Klinsmann-Berater Roland Eitel

Der Rasen ist sattgrün, die Fans meistens in Ekstase, und der deutsche Fußballzirkus tanzt – vor allem aktuell – im grellen Scheinwerferlicht! Doch was passiert, wenn der Vorhang fällt und der Applaus verstummt? Tauchen wir ab in die Welt hinter den Glitzer und Glamour der letzten Tage und Monate, in eine Welt, die mehr verbirgt, als sie preisgibt.

In Ludwigsburg, wo einige Geheimnisse des Fußballs in den Windungen der Geschichte ruhen, lebt Roland Eitel. Er ist nicht nur ein ausgewiesener Fußball-Experte, sondern auch der Berater von Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann und früher Joachim Löw. Er kennt den Fußball von innen und außen wie kein anderer und enthüllt die Geheimnisse, Kuriositäten und Leidenschaften, die die deutsche Fußballszene prägen.

In einem exklusiven Beitrag für Ludwigsburg24 öffnet Roland Eitel das Buch seiner persönlichen Reflexionen und beleuchtet die aktuellen Ereignisse im deutschen Fußball aus seinem speziellen Blickwinkel.

 

“Schatz, ich bin jetzt Bundestrainer” – Ein Gedankensplitter von Roland Eitel

“Kennen Sie noch das Jackett von Uli Stielike, das er trug als er gemeinsam mit Erich Ribbeck am 9. September 1998 als Bundestrainer vorgestellt wurde? Kurz nachdem 17 Stunden lang Paul Breitner Bundestrainer war und man ihm nach seinem ersten Interview sagte, dass er es jetzt doch nicht wird?

Oder erinnern sie sich noch an den Abend im Jahr 2000, als der DFB wegen der Drogenprobleme des potenziellen neuen Nationaltrainers Christophs Daum eine Krisensitzung zuhause bei Reiner Calmund abhielt und weil das in Leverkusen war, hatte man auch den damaligen Bayer-Manager Rudi Völler auch eingeladen? Und ein paar Stunden später der Gast Rudi Völler plötzlich Bundestrainer war? Wie stellt man sich das vor? Als er geht, sagt er zuhause: „Ich muss da zu so einer Sitzung des DFB, die haben mich eingeladen.“ Und ein paar Stunden später kommt er heim und sagt: „Schatz, ich bin jetzt Bundestrainer.“  

Oder 2004, als die TFK (Trainer-Findungs-Kommission) des DFB wochenlang einen Bundestrainer suchte, eine Absage nach der anderen erhielt, dann in Kalifornien Jürgen Klinsmann aufstöberte, der bis zu diesem Tag kein einziges Spiel oder eine Trainingseinheit als Trainer absolviert hatte – und uns dennoch zwei Jahre später das legendäre „Sommermärchen“ beschert hat?

Jetzt ist wieder Unterhaltung garantiert, der DFB sucht einen Bundestrainer. Spätestens, als man Ausschnitte der DFB-Dokumentation aus Katar sah, Trainer-Beispiele von „Graugänsen“ und Spieler, die zu spät zu langatmigen Besprechungen kamen – also das genaue Gegenstück vom „Sommermärchen“ – war klar: Das geht keine Woche mehr gut.

Und katastrophale Kommunikation ist beim DFB fast immer inclusive. Wer die Meldung der Freistellung des Bundestrainers mittenrein in das Endspiel um die Basketball-Weltmeisterschaft veröffentlicht, der zeigt auch das Hauptproblem: Die Bodenhaftung, der Respekt vor der Leistung anderer, das Gefühl für die Fans ist irgendwo zwischen Moskau und Katar verloren gegangen.

Dabei ist die Ursachenforschung gar nicht so kompliziert. Oder wie motiviert sind Sie, wenn ihr Chef Tag für Tag nur übelgelaunt auftritt, ohne jegliche Energie, ohne jegliche Dynamik, ohne Vision, ohne Überzeugungskraft – und es am Ende nur Negativ-Erlebnisse gibt. Den Profifußball Fußball auf seinen Beruf zu übertragen – was ja auch der Realität entspricht – hilft immer weiter. Und dabei sollte man noch berücksichtigen, dass es sich beim Fußball um einen Beruf handelt, in dem Emotionen die entscheidende Rolle spielen.

Wie kann man drei Tage nach dem 1:4 gegen Japan 2:1 gegen Frankreich gewinnen? Wenn bei der einen Mannschaft alles stimmt, bringen die Spieler schon mal 120 Prozent – und wenn bei der anderen halt gar nichts mehr stimmt, bleibt`s bei denen bei 80. Wie im Beruf: Wenn dem Chef die Glaubwürdigkeit, die Kompetenz und die Energie fehlt, gehen die Mitarbeiter halt auch mal zehn Minuten vor Feierabend heim. Und das alles ist dann keine Frage des monatlichen Verdienstes.

Da braucht man nur auf die Ostalb schauen. Da kriegen die Spieler auch Geld für ihren Beruf. Im üblichen Rahmen. Aber Frank Schmidt ist jetzt seit 16 Jahren Trainer beim 1. FC Heidenheim und somit ab sofort der dienstälteste Coach im deutschen Profifußball. Er hat alleine mehr Leidenschaft und Energie als der gesamte Trainerstab der deutschen Nationalmannschaft zusammen. Auch nach so vielen Jahren brennt er für seinen Verein und steckt damit seine Spieler an.

Und es kommt auch nicht von ungefähr, dass der einzige Trainer, der Frank Schmidt diesen Rekord irgendwann mal abnehmen könnte, Christian Streich ist, inzwischen seit zehn 10 Jahren Cheftrainer des SC Freiburg. Alle Vereine wollen immer sein wie der SC Freiburg – aber wenn es zum ersten Mal ernst wird, handeln sie eben doch wie Schalke 04 oder Hertha BSC Berlin. Auch der VfB Stuttgart hat in der gleichen Zeit, in der Frank Schmidt Trainer in Heidenheim war, sage und schreibe 23 Trainer verpflichtet. Da kann sich Holger Sanwald gemütlich zurücklehnen und sagen: „Ich habe in meiner ganzen Zeit beim FC Heidenheim noch keinen einzigen Euro Abfindung an einen Trainer bezahlt.“ Und da kommen bei anderen Vereinen in ein paar Jahren schnell mal eine zweistellige Millionen-Zahl zusammen. Selbst beim Deutschen Fußball-Bund kann man da seit diesen Tagen nachfragen.”

 

Wer ist Roland Eitel?

Roland Eitel, leidenschaftlicher Bewohner Ludwigsburgs, trägt seit 1990 die Kappe des Sportberaters und hat im Laufe seiner Karriere prominente Persönlichkeiten wie Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Mario Götze betreut. Seine Expertise war bei sieben Fußball-Weltmeisterschaften, sechs Europameisterschaften und sogar vier Olympischen Spielen gefragt. Doch Roland Eitel ist mehr als nur ein Berater – er ist auch ein veröffentlichter Buch-Autor, Dozent an renommierten Hochschulen und ein gefragter Redner, der seine Leidenschaft für den Sport in inspirierenden Vorträgen teilt.

Gesucht wird ein Chefpilot für das Flugzeug namens „LUDWIGSBURG“

Ein Kommentar von Ayhan Günes

Showdown in Ludwigsburg: 

Sie haben die Wahl!

Um was es geht? Ein Tipp: Wilhelmstrasse 11. Klingelt‘s?  Genau, es geht um nichts Geringeres als um den Posten des Oberbürgermeisters. Fünf Kandidaten haben den Finger gehoben und sich für eine Kandidatur bereit erklärt. Fünf unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen, Idealen und vor allem auch Erfahrungen. Jeder für sich will im Grunde das Beste für die Bürgerinnen und Bürger der über 93.000 Einwohner zählenden Stadt nördlich von Stuttgart. Jeder der fünf Kandidaten behauptet von sich, der „geeignetste“ Kapitän für das Flugzeug „Ludwigsburg“ zu sein.

Versuchen wir uns dem Thema anzunähern in Form einer Bildgeschichte:

Stellen wir uns doch einmal bildlich vor, Sie, die Passagiere  – also die Bürger der Stadt -, sitzen in einem Flugzeug , welches die Stadt Ludwigsburg im übertragenen Sinne repräsentiert, und gehen damit auf eine ungewisse Flugreise, wissend, welche Herausforderungen und Turbulenzen die Route birgt.

Die meisten von uns kennen das Gefühl in einem Flieger zu sitzen und nicht wenige haben dabei auch ein mulmiges Gefühl. Die Vorstellung, was alles während eines Fluges passieren kann, hat den einen oder anderen schon schlaflose Nächte gekostet. Warum das so ist? Angst ist sicherlich der stärkste Faktor in diesem Zusammenhang. Die Angst um sich selbst, um die Familie und Freunde, die mitfliegen, aber auch um die Menschen, die man in einem Worst-Case-Szenario alleine zurücklässt. Daher ist der Wunsch nach einem sicheren und turbulenzfreien Flug der größte Wunsch eines jeden Menschen, der sich in einen Flieger setzt.

Der Wunsch, von dem „ erfahrensten – perfekt ausgebildetsten – verantwortungsbewusstesten – kurzum dem „besten Piloten“ geflogen zu werden, ist unser innigster Wunsch! Dabei fragen sich die Passagiere nicht, um was für einen „Typ“ es sich bei dem Pilot handelt. Ist er großgewachsen oder eher etwas korpulent, ist er sportlich oder eher der Bequeme, ist er blauäugig oder braunäugig. Ist er der Traum-Schwiegersohn oder eher der knorrige Nörgler. Viel ausschlaggebender ist doch, ob er wirklich alle Flughäfen anfliegen kann, ob er nicht nur die Kurzstrecke bestens beherrscht, sondern auch für die Langstrecke ausreichend Orientierung sowie Ausdauer hat. Die meisten von uns sehen ihn nicht einmal. Außer durch eine Durchsage – zur Hälfte und am Ende des Fluges – bekommen wir während des Fluges wenig von ihm mit. Brauchen wir auch nicht, solange wir auf seine Erfahrung, seine Besonnenheit, seine Zuverlässigkeit vertrauen können und wissen, dass er auch bei heftigsten Unwettern angstfrei bleibt und den Steuerknüppel fest im Griff hat. Das einzige Kriterium für uns Passagiere ist doch, sicher am Zielort anzukommen – dafür nehmen wir sogar auch mal eine härtere Landung in Kauf!

Die Beurteilung eines jeden Menschen darf nicht nach Aussehen, Herkunft, Religion, Alter, Geschlecht getroffen werden.  Und das ist auch richtig so. Die einzige Frage, die jeder von uns Passagieren „Bürgern“ sich stellen sollte, ist, wem von den fünf „Piloten“  traue ich es am meisten zu, uns sicher durch noch so heftige Turbulenzen zu steuern, so dass wir am Ende unseres Fluges wieder auf sicherem und festem Boden stehen.

Wer also ist der ideale Pilot? Das müssen Sie jeder für sich entscheiden –

Sie haben die Wahl!