Vertuschung? Geheime Schwärzungen in Corona-Protokollen des RKI

Der Virologe Hendrik Streeck, ehemaliges Mitglied des Corona-Expertenrats, wundert sich nach eigenen Angaben über Schwärzungen in den Corona-Protokollen des RKI. “Mich wundert doch sehr, dass ganze Seiten über Impfungen, zum Beispiel, geschwärzt wurden”, sagte Streeck, der auch Mitglied im neuen Expertenrat “Gesundheit und Resilienz” der Bundesregierung ist, dem Nachrichtensender “Welt”.

Und er frage sich, was da drin stehe, warum die Öffentlichkeit das nicht sehen solle. “Da glaube ich jetzt nicht, dass irgendwelche Verschwörungstheorien oder große Warnungen drin stehen, aber es trägt einfach nicht zur Vertrauensbildung bei, wenn solche Dinge geschwärzt sind.”

Er würde zwar “nicht so weit gehen, dass die grundlegenden Strukturen beim RKI falsch liegen”, so Streeck, aber man könne aus den “Zwischentönen” dieser Protokolle dennoch ableiten, “dass das Robert-Koch -Institut eine unabhängige Politikberatung machen muss, dass es nicht abhängig ist von politischen Entscheidungen”. Es sei wichtig, das RKI zu stärken, damit die Führungsmitglieder “frei ihre Meinung sagen können”.

Denn die Protokolle zeigten aus Streecks Sicht, dass dem Expertenrat eigentlich die große Bandbreite des medizinischen Diskurses seiner Zeit bekannt war: “Vieles, was der Krisenstab vom Robert-Koch-Institut sagt, ist im Grunde das, was andere Experten auch schon zuvor gesagt haben. Sei es bei den FFP2-Masken, die Frage nach den Schulschließungen. Die Kinderärzte hatten im Frühjahr 2020 bereits vor Schulschließungen gewarnt. Und genau sowas liest man auch in den Protokollen des Krisenstabs. Ich glaube, hier eine Stärkung des Robert-Koch-Instituts zu erreichen, wäre sinnvoll im Hinblick auf diese Protokolle.”

Insgesamt sieht Streeck das Hauptproblem darin, dass man die Vielschichtigkeit der wissenschaftlichen Meinungen in Sachen Corona nicht zur Kenntnis nehmen wollte: “Ich glaube, eine Problematik dabei ist, dass wir uns zu schnell versteift haben, dass die Wissenschaft mit einer Stimme spricht. Die Wissenschaft ist aber nicht nur ein Fachgebiet, ist nicht nur eine Person, die etwas sagt, sondern vielmehr eine Vielzahl von unterschiedlichen Expertisen, die auch zum Teil zu ganz unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen.”

Dass es bislang zu keiner echten Aufarbeitung der Corona-Versäumnisse auf Bundesebene gekommen sei, nannte Streeck “schade”, denn man müsse aus Fehlern für die Zukunft lernen: “Einige Bundesländer machen das ja derzeit, aber das muss eigentlich im Bund erfolgen und das muss auch in Ruhe aufgearbeitet werden. Dass zum Beispiel der Lockdown auch negative Konsequenzen haben wird, auch international negative Konsequenzen haben wird – da erinnere ich mich an Publikationen aus 2020, 2021, wo das bereits auch angesprochen wurde. Dass auf diese Stimmen dann nicht gehört wurde, ist eben etwas, wo wir uns fragen müssen, warum das eigentlich nicht bei der Politik und auch bei den Beratern durchgedrungen ist.”

red

Vier von zehn Pflegekräften trotz Krankheit im Einsatz

Berlin – Vier von zehn Pflegekräften erscheinen trotz Krankheit häufig am Arbeitsplatz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Krankenkasse Barmer und des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG), über die die “Welt” (Mittwochausgabe) berichtet.

Besonders ausgeprägt ist die Präsenz trotz Krankheit laut der Studie bei langjährig in einem Betrieb beschäftigten Arbeitnehmern. So gab fast die Hälfte der Pfleger, die mehr als 16 Jahre in einem Betrieb beschäftigt waren, an, häufig oder sehr häufig trotz Krankheit zu arbeiten. Bei Pflegern, die unter zehn Jahre für dasselbe Unternehmen arbeiten, lag dieser Wert hingegen bei rund 31 Prozent.

Als Gründe für den ausgeprägten “Präsentismus” gaben die Befragten vorwiegend an, dass es keine Vertretung für sie geben würde, sie anderen Kollegen nicht zur Last fallen wollen und Führungskräfte ebenfalls krank zur Arbeit erscheinen würden. Für die Studie waren im Juni des Vorjahres rund 1.000 Pflegekräfte in der ambulanten und stationären Versorgung befragt worden.

red

Mouches volantes: Warum winzige schwarze Flecken im Auge auftauchen

Kleine schwarze Flecken oder Pünktchen, die leicht zeitversetzt mitwandern, wenn man die Blickrichtung ändert, werden als Mouches volantes (fliegende Mücken) bezeichnet werden, sind minimale Verschleißerscheinungen in der Glaskörperflüssigkeit des Auges. Warum uns diese winzigen, absolut ungefährlichen Kollagen-Klümpchen als schwarze Flusen erscheinen, erklärt Dr. Barbara Mergenthaler, Hausärztin in einer Gemeinschaftspraxis in Renningen bei Stuttgart, im “HausArzt-PatientenMagazin”:

“Durch sie können Lichtstrahlen nicht durchdringen. Die Strahlen werden gebrochen, was zu dem Eindruck führt, dass dunkle Pünktchen vor unseren Augen umherschwirren.” Es gibt aber auch Sehprobleme, bei denen man schnellstens zum Augenarzt gehen sollte.

Während Mergenthaler bezüglich der Mouches volantes Entwarnung gibt, fragt sie bei Erscheinungen, die man als Rußregen bezeichnet, ganz genau nach. “Dieses Symptom lasse ich mir teils sogar skizzieren”, sagt die Hausärztin. “Falls mich die Zeichnung beunruhigt, schicke ich den Patienten schnellstens zum Augenarzt, da dann ein Verdacht auf eine Schädigung der Netzhaut besteht, das ist das Nervengewebe im Inneren des Auges.”

Auch Lichtblitze könnten darauf hinweisen. Ebenso, wenn Patienten gerade Linien als Bogen oder Wellen wahrnehmen. Rote Schleier im Auge müssen ebenfalls vom Experten abgeklärt werden, weil sie auf Blutungen hinweisen können.

Manchmal hört Barbara Mergenthaler auch von einer vernebelten Schleiersicht. Dabei hängt es davon ab, ob der Schleier vor dem ganzen oder dem halben Auge auftaucht, ob nur die obere oder untere Hälfte betroffen ist. “Je nachdem gehe ich dann eher von einem Problem aus, das das Nervensystem betrifft, etwa einer Durchblutungsstörung im Gehirn, oder einer Augenkrankheit wie einem grauen Star – einer Linsentrübung”, so Mergenthaler.

Auch körperliche Ursachen jenseits des Auges können sich durch Sehstörungen äußern. Ein niedriger Blutdruck kann zum Beispiel dafür sorgen, dass es einem Patienten schwarz vor Augen wird. Manchmal treten Augenflimmern oder dunkle Punkte auch im Rahmen eines Infekts auf.

mp/asg

Wie entsteht Fieber und warum ist es wichtig?

So heiß und innig die Karnevalszeit auch war, so heiß und innig reagiert auch oftmals das Immunsystem danach. Stichwort: Fieber! Der Krankenversicherer Debeka erklärt wie Fieber entsteht, welche Rolle es spielt und wie man dem “Party-Crasher” beikommen kann.

Wie entsteht Fieber?
Liegt die Körpertemperatur über 38 Grad, spricht man von Fieber. Der Körper reagiert mit einer erhöhten Temperatur auf eine Infektion durch Viren, Bakterien oder andere Krankheitserreger und setzt sogenannte Pyrogene frei. Diese gelangen ins Gehirn, genauer zum Hypothalamus, der das Temperaturregulationszentrum des Körpers ist. Der Hypothalamus signalisiert dem Körper, die Wärmeproduktion zu erhöhen, um die Krankheitserreger zu bekämpfen. Gleichzeitig verringert sich die Abgabe von Wärme. Die Temperatur auf dem Thermometer steigt.

Welche Rolle spielt Fieber für unser Immunsystem?
Fieber spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Immunsystems und der Bekämpfung von Infektionen. Bei erhöhter Körpertemperatur funktionieren viele Abwehrmechanismen des Immunsystem effektiver und können so besser Krankheitserreger bekämpfen. Außerdem hemmt die erhöhte Körpertemperatur, Bakterien, Viren & Co. sich weiter auszubreiten.

Was tun bei Fieber?
Fieber ist sehr anstrengend für den Körper. Daher sollte man sich ausreichend Ruhe gönnen, damit sich der Körper erholen kann. Körperliche Anstrengung sollte man vermeiden und viel Flüssigkeit trinken. Kühlende Maßnahmen, wie die berühmten Wadenwickel oder einen kühlenden Waschlappen auf der Stirn, können helfen, die Körpertemperatur zu senken. Dabei die Wadenwickel oder den Waschlappen zwei bis drei Mal alle zehn Minuten erneuern. Ab 40 Grad Celsius sollte man auch fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen (rezeptfrei) nutzen, weil dann der Körper sehr stark belastet ist.

Warum habe ich Fieber?
Fieber ist oftmals ein Symptom und nicht die eigentliche Krankheit. Daher sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, wenn das Fieber länger als zwei bis drei Tage anhält, sehr hoch ist oder von schweren Symptomen begleitet wird. Dies gilt besonders bei Kleinkindern, älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen.

Wie kann ich vorbeugen gegen Fieber?
Meistens tritt Fieber selbst in Zusammenhang mit einer Erkältung auf. Mit Abstand, Hygienevorkehrungen, Lüften und auch mit einer Maske kann man einer Erkältung am besten vorbeugen.

mp/asg

 

Erkältung oder Allergie: Das sagen Ärzte

Auf die schon früh im Jahr aufblühende Natur reagieren viele Pollenallergiker mit Schnupfen. Wie man in dieser Übergangsphase zwischen erkältungs- und allergiebedingten Beschwerden unterscheidet und wieso dies überhaupt nötig ist, erklärt Professor Dr. Thomas Fuchs, Vizepräsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen.

Käme ein Patient mit laufender Nase und Niesreiz in die Praxis, sei es selbst für Ärzte manchmal schwierig, auf den ersten Blick zu differenzieren, ob die Symptome durch eine Pollenallergie oder durch einen Infekt ausgelöst werden würden, so Dr. Thomas Fuchs.

“Hier können folgende Fragen weiterhelfen: Wiederholen sich die Symptome jedes Jahr zur selben Zeit oder immer in derselben Umgebung? Das spricht für eine allergische Reaktion. Tritt der Schnupfen eher in unregelmäßigen Abständen und begleitet von weiteren Symptomen wie Husten oder Fieber auf, ist ein viraler Infekt wahrscheinlich,” fügt der Allergologe hinzu. “Symptome wie Abgeschlagenheit und Müdigkeit können in beiden Fällen hinzukommen.”

Aber wieso ist es überhaupt wichtig, zwischen den Ursachen des Schnupfens zu differenzieren, wenn sich die Symptome teilweise stark ähneln? Das hängt mit den Behandlungsoptionen zusammen, wie Professor Fuchs darlegt: “Bei Erkältungen können bekannte Hausmittel oder auch Präparate aus der Apotheke wie Erkältungssprays Linderung verschaffen und bei frühzeitigem Einsatz die Viruslast reduzieren”.

Bei allergischem Schnupfen hingegen kämen im akuten Schub beispielsweise kortisonhaltige Präparate zum Einsatz. Liege eine Allergie vor, sei im nächsten Schritt zudem wichtig festzustellen, auf welche Auslöser (z. B. bestimmte Pollenarten, Hausstaubmilben etc.) die betroffene Person genau reagiere. Auf lange Sicht könne eine sogenannte Hyposensibilisierung Abhilfe verschaffen. Hierbei würde das Immunsystem gezielt an die Allergieauslöser gewöhnt, um künftige Überreaktionen zu vermindern und darüber hinaus der Entwicklung von allergiebedingtem Asthma entgegenzuwirken.

Erkältungsviren und Allergene wie Pollen oder Hausstaub haben auch über die Schnupfensymptomatik hinaus Gemeinsamkeiten: “Beide geraten vornehmlich über die Nase in den Körper und werden dann vom Immunsystem als schädliche Eindringlinge erkannt und bekämpft”, erläutert Professor Fuchs und macht auf die erhöhte Infektanfälligkeit von Allergikern aufmerksam: “Wenn die Nasenschleimhäute und die übrigen Atemwege durch einen allergischen Schnupfen bereits in Mitleidenschaft gezogen sind, haben Erkältungsviren leichtes Spiel und können die Barriere dann einfacher und in größerer Zahl durchdringen”

Zudem sei das Immunsystem bereits mit den Allergenen beschäftigt, sodass sich Viren viel ungehinderter im Körper ausbreiten könnten. Daher sehe man es nicht selten, dass Allergie-Betroffene sich obendrein in dieser Zeit noch eine Infektion einfangen, so Fuchs weiter.

In dieser sensiblen Phase können daher zusätzliche Schutzmaßnahmen gegen Erkältungsviren sinnvoll sein, wie die Anwendung von speziellen Nasensprays, die eine physikalische Barriere auf der Nasenschleimhaut bilden. Sobald Erkältungsviren in der Nase auf diesen Schutzfilm treffen, verfangen sie sich darin. Dadurch können sie nicht mehr weiter in die Schleimhautzellen eindringen, um diese zu infizieren und sich dort zu vermehren.

mp/asg

1.397 Jugendliche in Baden-Württemberg in Kliniken wegen Alkohol

Stuttgart – Im Jahr 2022 mussten in Baden-Württemberg insgesamt 1.397 Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 19 Jahren aufgrund alkoholbedingter Erkrankungen stationär im Krankenhaus behandelt werden. Diese Fallzahl war leicht niedriger als im Vorjahr (1.453 Krankenhausbehandlungen). Laut Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg war die Häufigkeit alkoholbedingter Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen im Jahr 2022 mit 18 Fällen je 10.000 Jugendliche um 44% niedriger als im Jahr 2019. Damals wurden rund 33 Fälle je 10.000 Jugendliche erfasst.

Die meisten alkoholbedingten Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen resultierten im Jahr 2022 aus akuten Rauschzuständen, die in 84% der Fälle diagnostiziert wurden.

red

Selbstcheck für Autofahrer: Bei diesen Anzeichen am Steuer sofort handeln

Besonders ältere Menschen sollten auf mögliche Probleme beim Autofahren achten. Sie haben zwar zumeist viel Erfahrung hinter dem Steuer, dennoch kann der Alterungsprozess einige Probleme mit sich bringen. Medikamente und deren Nebenwirkungen oder demenzielle Erkrankungen wie Alzheimer erschweren das Autofahren oder machen es unmöglich, warnt die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI). Auch Probleme beim Hören und Sehen sowie Bewegungseinschränkungen können eine Gefahr bedeuten.

Mit der folgenden Checkliste können Senioren überprüfen, ob sie sicher am Steuer sind. Wenn eine oder mehrere der Fragen mit “Ja” beantwortet werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um zu überprüfen, ob das Problem mit dem gesundheitlichen Befinden zusammenhängen könnte.

  • Verlieren Sie beim Fahren manchmal die Orientierung?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, andere Verkehrsteilnehmer, Ampeln oder Verkehrszeichen zu erkennen und rechtzeitig darauf zu reagieren?
  • Haben Sie Probleme, das Gas-, Kupplungs- oder Bremspedal zu betätigen?
  • Hören Sie Motorengeräusche, Schaltung oder Signale anderer Verkehrsteilnehmer (manchmal) spät oder schlecht
  • Finden Sie es schwierig, den Kopf zu drehen und über Ihre Schulter zu blicken?
  • Werden Sie im dichten Verkehr oder auf unbekannten Straßen nervös?
  • Hupen andere Autofahrer häufig wegen Ihres Fahrverhaltens?
  • Verursachen Sie in letzter Zeit häufiger kleinere oder “Beinahe”-Unfälle?
  • Fühlen Sie sich beim Fahren unsicher?
  • Werden Sie schläfrig oder wird Ihnen schwindelig, nachdem Sie Ihre Medikamente eingenommen haben?

Der Selbsttest ist Teil der kostenlosen Broschüre “Sicher Auto fahren im Alter”, die bei der Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) unter der Telefonnummer 0211 – 86 20 66 0 oder über die Webseite www.alzheimer-forschung.de/sicher-auto-fahren bestellt werden kann.

mid/asg

Multiple Sklerose: Herausforderungen und Hoffnungen einer Krankheit mit tausend Gesichtern

Multiple Sklerose (MS) ist den meisten Menschen vermutlich ein Begriff. Aber wie genau äußert sich die Krankheit und was lässt sich dagegen tun? MS ist eine chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Ummantelungen der Nervenbahnen angreift und das zentrale Nervensystem beeinträchtigt.

In Deutschland sind rund 250.000 Menschen an Multiple Sklerose erkrankt. Die Betroffenen können unter verschiedensten Symptomen leiden. Dazu gehören Empfindungsstörungen, Sehschwierigkeiten, Bewegungseinschränkungen oder starke Müdigkeit (Fatigue). Aufgrund dieser vielseitigen Beschwerden wird MS auch als “Krankheit der tausend Gesichter” bezeichnet.

Zwar ist die chronische Erkrankung bisher nicht heilbar, sie lässt sich aber gut therapieren. Es können – im besten Fall und bei frühzeitiger Behandlung – physische und kognitive Fähigkeiten langfristig erhalten bleiben. Den Wirkstoff Ofatumumab können sich Betroffene mittels Injektionen beispielsweise selbst verabreichen.

Diese Therapieform kann bei der schubförmig remittierenden MS (RRMS) eingesetzt werden und Schübe hinauszögern oder sogar reduzieren, wodurch körperliche und kognitive Fähigkeiten (länger) erhalten werden können. Bei der späteren Form der MS, der sekundär progredienten MS (SPMS), kann der Wirkstoff Siponimod verabreicht werden. Ziel ist es dabei, die motorischen und geistigen Fähigkeiten länger zu erhalten.

mp/wal

Pool-Ärzte-Entscheidung beeinflusst Notfallpraxen in Ludwigsburg: Landrat äußert Besorgnis

Ludwigsburg. Sogenannte Pool-Ärztinnen und -Ärzte, die bisher auf selbstständiger Basis in Notfallpraxen gearbeitet haben, unterliegen der Sozialversicherungspflicht (wir berichteten). Das hat das Bundessozialgericht in seinem Urteil vom 24. Oktober entschieden. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg hat daraufhin mit sofortiger Wirkung die Tätigkeit der Pool-Ärztinnen und -Ärzte im Bereitschaftsdienst der Notfallpraxen beendet – mit weitreichenden Folgen auch für die Notfallpraxen im Landkreis: Die Bietigheimer Notfallpraxis wird nur noch an den Wochenenden und an Feiertagen verkürzt geöffnet sein, die Ludwigsburger Notfallpraxis schränkt die Öffnungszeiten an Wochenenden ein. Landrat Dietmar Allgaier, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH, fordert den Gesetzgeber auf, umgehend gegenzusteuern.

„Künftig werden noch mehr leichtere Notfälle, beispielsweise Menschen mit einem Atemwegsinfekt oder kleinen Verletzungen, in den Notaufnahmen unserer Kliniken landen statt in den Notfallpraxen, wo sie eigentlich richtig sind. Wir befürchten deshalb eine weitere Überlastung der Notaufnahmen“, ist Landrat Dietmar Allgaier alarmiert. Für die Ärztinnen und Ärzte bedeute das noch mehr Arbeit und für die Patientinnen und Patienten noch längere Wartezeiten. Denn rund 40 Prozent der Bereitschaftszeiten im Land wurden nach Schätzung des KV Baden-Württemberg bisher von den Pool-Ärztinnen und -Ärzten abgedeckt.

„Notaufnahmen dürfen auf keinen Fall lahmgelegt werden“

Die Notaufnahmen seien schon jetzt überlastet und dürften durch die Einschränkung des Betriebs der Notfallpraxen auf keinen Fall lahmgelegt werden, so Landrat Allgaier weiter. „Die Situation hat sich von einem Tag auf den anderen ohne Not drastisch verschlechtert. Der Gesetzgeber muss bei diesem Thema im Interesse der Menschen schnellstmöglich handeln und Abhilfe schaffen durch eine entsprechende Gesetzesänderung. Ansonsten ist die ambulante medizinische Versorgung der Bevölkerung erheblich gefährdet.“

red

Herzschrittmacher ohne Elektroden: Forscher stellen neue Technik vor

Der Ruhepuls eines gesunden Erwachsenen liegt bei etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Schlägt das Herz aufgrund einer Erkrankung zu langsam oder unterbrochen, kann das zu Schwindel, Müdigkeit, Atemnot oder sogar Ohnmacht führen. Ein Herzschrittmacher kann diese Symptome lindern. Die Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bietet als eine der ersten Kliniken in Deutschland die Implantation eines solchen Gerätes ohne Elektroden an.

In Deutschland werden pro Jahr rund 110.000 Herzschrittmacher implantiert. Der Schrittmacher wird normalerweise unterhalb des Schlüsselbeins platziert oder unter den Brustmuskel gesetzt. Von dort aus führen drahtförmige Elektroden über Venen bis ins Herz. Bei Bedarf sendet der Schrittmacher elektrische Impulse an die Elektroden. Mit jedem Impuls zieht sich der Herzmuskel zusammen und das Herz schlägt wieder im richtigen Takt.

Herzschrittmacher dieser Art haben sich bewährt und sind millionenfach erfolgreich im Einsatz. “Dennoch kann es vereinzelt zu Komplikationen kommen. Die Elektroden können beispielsweise kaputtgehen, einwachsen oder auch Infektionen verursachen”, erklärt Professor Dr. David Duncker, Leiter des Hannover Herzrhythmus Centrums an der Klinik für Kardiologie und Angiologie.

Der Kardiologe ist deshalb froh, bestimmten Patienten eine Therapie mit einem alternativen Gerät anbieten zu können. Dabei handelt es sich um den elektrodenlosen Herzschrittmacher AVEIR VR. Er eigne sich besonders für Menschen mit hohem OP-Risiko, Infektanfälligkeit, fehlenden Zugangswegen für normale Schrittmacher oder schweren Herzklappenundichtigkeiten.

Bei dem neuen Modell stecken alle Funktionen in einer kleinen Kapsel – es sieht aus wie eine AAA-Batterie, ist allerdings noch kleiner. “Wegen der geringen Größe kann der Schrittmacher direkt in die rechte Hauptkammer des Herzens implantiert werden”, erläutert Professor Duncker.

Da die Elektroden entfallen, gibt es auch keine dauerhafte Belastung von Venen und Herzklappen. Einen weiteren Vorteil bringt das sogenannte Mapping. Durch Mapping kann der Arzt vor der Implantation die elektrischen Signale im Herzen messen und so die optimale Position für den Herzschrittmacher ermitteln. “Danach wird das Gerät in den Herzmuskel geschraubt. Sollte es anders positioniert oder entfernt werden müssen, kann es geborgen und neu platziert werden”, sagt der Kardiologe. Ein Pluspunkt des Modells ist außerdem seine Lebensdauer. Laut Hersteller Abbott liegt sie bei 17 Jahren. Das sei beeindruckend lang, bestätigt Professor Duncker.

Die Implantation eines Herzschrittmachers dauert bei einem unkomplizierten Eingriff etwa 30 Minuten. Die Patienten müssen danach in der Regel eine Nacht in der Klinik bleiben und können dann nach Hause.

mp/asg

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