Pool-Ärzte-Entscheidung beeinflusst Notfallpraxen in Ludwigsburg: Landrat äußert Besorgnis

Ludwigsburg. Sogenannte Pool-Ärztinnen und -Ärzte, die bisher auf selbstständiger Basis in Notfallpraxen gearbeitet haben, unterliegen der Sozialversicherungspflicht (wir berichteten). Das hat das Bundessozialgericht in seinem Urteil vom 24. Oktober entschieden. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg hat daraufhin mit sofortiger Wirkung die Tätigkeit der Pool-Ärztinnen und -Ärzte im Bereitschaftsdienst der Notfallpraxen beendet – mit weitreichenden Folgen auch für die Notfallpraxen im Landkreis: Die Bietigheimer Notfallpraxis wird nur noch an den Wochenenden und an Feiertagen verkürzt geöffnet sein, die Ludwigsburger Notfallpraxis schränkt die Öffnungszeiten an Wochenenden ein. Landrat Dietmar Allgaier, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH, fordert den Gesetzgeber auf, umgehend gegenzusteuern.

„Künftig werden noch mehr leichtere Notfälle, beispielsweise Menschen mit einem Atemwegsinfekt oder kleinen Verletzungen, in den Notaufnahmen unserer Kliniken landen statt in den Notfallpraxen, wo sie eigentlich richtig sind. Wir befürchten deshalb eine weitere Überlastung der Notaufnahmen“, ist Landrat Dietmar Allgaier alarmiert. Für die Ärztinnen und Ärzte bedeute das noch mehr Arbeit und für die Patientinnen und Patienten noch längere Wartezeiten. Denn rund 40 Prozent der Bereitschaftszeiten im Land wurden nach Schätzung des KV Baden-Württemberg bisher von den Pool-Ärztinnen und -Ärzten abgedeckt.

„Notaufnahmen dürfen auf keinen Fall lahmgelegt werden“

Die Notaufnahmen seien schon jetzt überlastet und dürften durch die Einschränkung des Betriebs der Notfallpraxen auf keinen Fall lahmgelegt werden, so Landrat Allgaier weiter. „Die Situation hat sich von einem Tag auf den anderen ohne Not drastisch verschlechtert. Der Gesetzgeber muss bei diesem Thema im Interesse der Menschen schnellstmöglich handeln und Abhilfe schaffen durch eine entsprechende Gesetzesänderung. Ansonsten ist die ambulante medizinische Versorgung der Bevölkerung erheblich gefährdet.“

red

Herzschrittmacher ohne Elektroden: Forscher stellen neue Technik vor

Der Ruhepuls eines gesunden Erwachsenen liegt bei etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Schlägt das Herz aufgrund einer Erkrankung zu langsam oder unterbrochen, kann das zu Schwindel, Müdigkeit, Atemnot oder sogar Ohnmacht führen. Ein Herzschrittmacher kann diese Symptome lindern. Die Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bietet als eine der ersten Kliniken in Deutschland die Implantation eines solchen Gerätes ohne Elektroden an.

In Deutschland werden pro Jahr rund 110.000 Herzschrittmacher implantiert. Der Schrittmacher wird normalerweise unterhalb des Schlüsselbeins platziert oder unter den Brustmuskel gesetzt. Von dort aus führen drahtförmige Elektroden über Venen bis ins Herz. Bei Bedarf sendet der Schrittmacher elektrische Impulse an die Elektroden. Mit jedem Impuls zieht sich der Herzmuskel zusammen und das Herz schlägt wieder im richtigen Takt.

Herzschrittmacher dieser Art haben sich bewährt und sind millionenfach erfolgreich im Einsatz. “Dennoch kann es vereinzelt zu Komplikationen kommen. Die Elektroden können beispielsweise kaputtgehen, einwachsen oder auch Infektionen verursachen”, erklärt Professor Dr. David Duncker, Leiter des Hannover Herzrhythmus Centrums an der Klinik für Kardiologie und Angiologie.

Der Kardiologe ist deshalb froh, bestimmten Patienten eine Therapie mit einem alternativen Gerät anbieten zu können. Dabei handelt es sich um den elektrodenlosen Herzschrittmacher AVEIR VR. Er eigne sich besonders für Menschen mit hohem OP-Risiko, Infektanfälligkeit, fehlenden Zugangswegen für normale Schrittmacher oder schweren Herzklappenundichtigkeiten.

Bei dem neuen Modell stecken alle Funktionen in einer kleinen Kapsel – es sieht aus wie eine AAA-Batterie, ist allerdings noch kleiner. “Wegen der geringen Größe kann der Schrittmacher direkt in die rechte Hauptkammer des Herzens implantiert werden”, erläutert Professor Duncker.

Da die Elektroden entfallen, gibt es auch keine dauerhafte Belastung von Venen und Herzklappen. Einen weiteren Vorteil bringt das sogenannte Mapping. Durch Mapping kann der Arzt vor der Implantation die elektrischen Signale im Herzen messen und so die optimale Position für den Herzschrittmacher ermitteln. “Danach wird das Gerät in den Herzmuskel geschraubt. Sollte es anders positioniert oder entfernt werden müssen, kann es geborgen und neu platziert werden”, sagt der Kardiologe. Ein Pluspunkt des Modells ist außerdem seine Lebensdauer. Laut Hersteller Abbott liegt sie bei 17 Jahren. Das sei beeindruckend lang, bestätigt Professor Duncker.

Die Implantation eines Herzschrittmachers dauert bei einem unkomplizierten Eingriff etwa 30 Minuten. Die Patienten müssen danach in der Regel eine Nacht in der Klinik bleiben und können dann nach Hause.

mp/asg

Ärzte im Ruhestand verlieren Notfall-Job: Kliniken in Ludwigsburg schlagen Alarm

Ludwigsburg – Das Bundessozialgericht hat in einem wegweisenden Urteil die Situation der Notfallpatienten in Baden-Württemberg maßgeblich verändert. Dieses Gerichtsurteil wird tiefgreifende Auswirkungen auf die Versorgung von Notfallpatienten in der Region haben und erfordert eine umfassende Anpassung des Gesundheitssystems. Bislang arbeiteten Ärzte, die in den Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung tätig waren, freiberuflich und erhielten angemessene Vergütungen für ihre Dienste. Diese engagierten Fachärzte, darunter erfahrene Mediziner und Ärzte im Ruhestand, wurden gemeinhin als “Poolärzte” bezeichnet und spielten eine entscheidende Rolle bei der Notfallversorgung. Schätzungen zufolge deckten diese “Poolärzte” etwa 40 Prozent der Bereitschaftsdienstzeiten im Land ab.

Das kürzliche Urteil des Bundessozialgerichts führt dazu, dass diese Ärzte nun als abhängig Beschäftigte betrachtet und sozialversicherungspflichtig werden. Als unmittelbare Folge dieser bahnbrechenden Entscheidung hat die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg beschlossen, die Tätigkeit der “Poolärzte” umgehend einzustellen. Diese Maßnahme wird sich nach Einschätzung der RKH Klinikenholding Ludwigsburg deutlich auf die Bereitschaftsdienstzeiten der Notfallpraxen auswirken und in einigen Fällen zur Einstellung oder starken Einschränkung des Betriebs führen. Diese Entwicklungen werden zweifellos die Notfallversorgung der Bevölkerung beeinträchtigen und könnten längere Wartezeiten für Patienten mit sich bringen, wie der Klinikenverbund in seiner Mitteilung betont.

Bisher wurden leichtere Notfälle tagsüber in den Arztpraxen behandelt, während die KV-Notfallpraxen abends und am Wochenende die Versorgung übernahmen. Dieses bewährte System der Notfallversorgung war darauf ausgerichtet, eine qualitativ hochwertige und effiziente Betreuung der Patienten sicherzustellen. Angesichts der Änderungen, die durch das Urteil des Bundessozialgerichts verursacht werden, ist es nun notwendig, dass die Patienten ihre Erwartungen und Gewohnheiten in Bezug auf den Bereitschaftsdienst anpassen. Es wird umso wichtiger, dass die Notaufnahmen der Krankenhäuser weiterhin für schwer erkrankte Notfallpatienten zur Verfügung stehen, wie die RKH Klinikenholding  in der Mitteilung angibt. Die ärztliche Bereitschaft ist außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Notfallpraxen über die Rufnummer 116117 erreichbar.

Die regionalen Kliniken, darunter die Kliniken der RKH Gesundheit in den Landkreisen Ludwigsburg, Enzkreis und Karlsruhe, haben bereits auf die drastischen Veränderungen reagiert. Allerdings äußern sie ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Einschränkung der Bereitschaftsdienstzeiten und der teilweisen Schließungen von Notfallpraxen. Dies könnte zu einem erhöhten Aufkommen von Patienten in den Kliniknotaufnahmen führen. Die Tatsache, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) diese Maßnahmen ohne vorherige Absprache mit den Kliniken umgesetzt hat, hat bei den Kliniken für Verwirrung und Unmut gesorgt. Immerhin ist die KV gesetzlich dazu verpflichtet, den Notdienst zu organisieren und sicherzustellen.

Die Auswirkungen dieses Urteils sind bereits in einigen Regionen sichtbar. Im Landkreis Ludwigsburg ist die Notfallpraxis in Bietigheim-Bissingen von einer Teilschließung betroffen, während die Praxis in Ludwigsburg ihre Öffnungszeiten am Wochenende reduzieren muss. Ähnliche Maßnahmen betreffen die Notfallpraxis in Mühlacker im Enzkreis und die Notfallpraxis in Waghäusel-Kirrlach im Landkreis Karlsruhe, die sogar komplett schließen muss.

Die Kliniken stehen nun vor der Herausforderung, die Versorgung der Notfallpatienten sicherzustellen und gleichzeitig längere Wartezeiten für die Patienten zu verhindern. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kliniken und der Kassenärztlichen Vereinigung, um sicherzustellen, dass die Notfallversorgung in der Region effizient und effektiv erfolgt.

red

Warum immer mehr Menschen unter chronischem Schmerz leiden: Die Hintergründe

Die stundenlange Beschäftigung mit Fernsehen, Computer und Handy fordert ihren Tribut. Weil es an Bewegung und Kraftaufbau mangelt, drohen chronische Schmerzen des Bewegungsapparats. Aktuell leiden mehr als 23 Millionen Menschen in Deutschland darunter. Tendenz steigend.

“Das Nächste ist, dass die Bevölkerung immer älter wird. Und schwerwiegende Tumorerkrankungen oder Nervenschmerzen ganz klar einen Altersbezug haben”, erklärt Dr. Johannes Horlemann, Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, im Gesundheitsmagazin “Apotheken Umschau”.

Die Fachleute reichen schon heute nicht mehr aus, um die Patienten mit andauernden Beschwerden zu behandeln. Zwischen 1200 bis 1300 Ärzte sind bisher schmerzmedizinisch weitergebildet und in der Lage, Personen mit sehr starken chronischen Schmerzen zu helfen – vor allem, wenn Haus- oder andere Fachärzte nicht mehr weiterkommen.

“Von solchen Schmerzen sind deutschlandweit etwa 3,4 Millionen Menschen betroffen. Pro Quartal ist vorgesehen, dass ein Schmerzmediziner oder eine Schmerzmedizinerin etwa 300 Patienten betreut. Wenn man nachrechnet, kann das nicht ausreichen”, gibt Horlemann zu bedenken.

Die chronisch schwergradig beeinträchtigten Menschen sind ein großes schmerzmedizinisches Problem – zum Beispiel Schmerzen von Tumorkranken oder auch der chronische Rückenschmerz. Wird früh genug erkannt, dass sich ein akuter Schmerz zu einem chronischen entwickelt, kann ein langer Leidensweg erspart werden – sofern der Arzt rechtzeitig zu einem spezialisierten Schmerzmediziner überweist.

Einen ausgewiesenen “Facharzt für Schmerzmedizin” gibt es bisher noch nicht. Ein solcher Facharzt, der mit neurologischen, orthopädischen, psychologischen und mit anderen Kenntnissen ausgerüstet ist, hat sich in Ländern wie Irland oder Israel schon bewährt.

mp/asg

 

Nobelpreis für Medizin an Pioniere der mRNA-Impfstoffe verliehen

Stockholm – Die Nobelpreisverleihung für Physiologie oder Medizin wurde in diesem Jahr an die ungarische Biochemikerin Katalin Karikó und den US-Immunologen Drew Weissman verliehen. Dies gab das renommierte Karolinska-Institut in Stockholm bekannt. Ihre bahnbrechenden Forschungen zu Nukleosid-Basenmodifikationen ermöglichten die Entwicklung äußerst wirksamer mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19.

Der Nobelpreis in diesem Bereich ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen, was etwa 865.000 Euro entspricht, dotiert. Die Bekanntgabe der Nobelpreisträger im Bereich Medizin markiert traditionell den Beginn der Nobelpreiswoche. Am Dienstag wird die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften den Preisträger im Bereich Physik bekanntgeben, gefolgt von der Bekanntgabe im Bereich Chemie am Mittwoch und dem Literaturnobelpreis am Donnerstag.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises findet am Freitag in Oslo statt. Der Nobelpreis wird als die höchste Auszeichnung in den jeweiligen Disziplinen angesehen und wird jedes Jahr am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, verliehen. Der Friedensnobelpreis hingegen wird in Oslo überreicht, während alle anderen Preise in Stockholm vergeben werden.

red

Corona-Update: Was Sie über Impfungen, Tests und Masken jetzt wissen sollten

Mit dem Einsetzen der Erkältungssaison rücken erneut Fragen rund um Auffrischungsimpfungen (Booster), Corona-Tests und das Tragen von Masken in den Fokus. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bietet Ratschläge zur Eigenabsicherung und zum Schutz anderer. Im Hinblick auf das Thema COVID-19 ist ein neuer Impfstoff erhältlich, der an aktuelle Varianten angepasst ist. Experten betonen derzeit keine erheblichen Besorgnisse angesichts steigender Infektionszahlen, da eine Grundimmunität in der Bevölkerung durch Impfungen und überstandene Infektionen weit verbreitet ist.

Der aktualisierte Impfstoff steht nun in Arztpraxen zur Verfügung und wird insbesondere Personen über 60 Jahren sowie Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko, Vorerkrankungen, Bewohnern von Pflegeheimen und im Gesundheitswesen Tätigen empfohlen. Säuglinge ab dem 6. Monat können ebenfalls geimpft werden, sofern die letzte Impfung oder Erkrankung mindestens zwölf Monate zurückliegt. Die Kosten für die Impfung werden nicht mehr von allen Krankenkassen übernommen, sondern nur für die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) genannten Personengruppen. Bei anderen Personen werden die Kosten nur dann getragen, wenn Ärzte die Impfung aus medizinischer Notwendigkeit befürworten.

Derzeit besteht keine Testpflicht, und kostenlose Schnelltests sind seit März nicht mehr verfügbar. Trotzdem sind Tests nach wie vor eine effektive Möglichkeit zur Vorbeugung von Ansteckungen, insbesondere bei älteren oder vorerkrankten Personen. Alte Tests aus vorangegangenen Saisons können weiterhin verwendet werden, sofern sie noch gültig sind. Es ist jedoch ratsam, das Haltbarkeitsdatum zu überprüfen und abgelaufene oder bei hohen Temperaturen (über 30 Grad) gelagerte Tests zu entsorgen. Tests sollten in einem Temperaturbereich zwischen fünf und 30 Grad gelagert werden und nicht im Kühlschrank.

Eine allgemeine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Einrichtungen besteht derzeit nicht, jedoch kann bei steigenden Infektionszahlen per Hausrecht eine Maskenpflicht in Kliniken und Pflegeeinrichtungen erlassen werden. Masken haben ein Verfallsdatum, das auf der Verpackung angegeben ist, und abgelaufene Masken sollten nicht mehr verwendet werden. Es wird empfohlen, Masken an einem trockenen, sauberen Ort luftdicht zu verschließen.

Bei Anzeichen von Krankheit wird empfohlen, möglichst drei bis fünf Tage zu Hause zu bleiben und persönliche Kontakte einzuschränken, insbesondere zu älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen, die ein höheres Risiko für schwerwiegende Atemwegsinfektionen haben.

red

Herzinfarkt und Herzinsuffienz: Neue Studie warnt vor alarmierenden Zahlen

Die geringere durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern wird in erster Linie auf Defizite in der Vorbeugemedizin von Herz-Kreislauferkrankungen zurückgeführt. Vor diesem Hintergrund hat die Assmann-Stiftung für Prävention die digitale Bildungsinitiative “Deutschland bestimmt das Herzalter!” ins Leben gerufen. Ihr Hauptziel besteht darin, breite Bevölkerungsschichten auf die bisher unzureichende Primärprävention von Herzinfarkten aufmerksam zu machen.

Aktuelle Zwischenergebnisse von 604.000 Teilnehmern der Bildungsinitiative unterstützen die These, dass erhöhte LDL-Cholesterinwerte, Rauchen, Übergewicht und erhöhter Blutdruck, oft in Kombination auftretend, die mit Abstand häufigsten Faktoren für ein erhöhtes Herzalter in der Bevölkerung sind.

Bei 14 Prozent aller Teilnehmer lag das Herzalter fünf oder mehr Jahre über dem tatsächlichen Alter, was sehr häufig mit einem deutlich erhöhten Herzinfarktrisiko verbunden ist. So ist davon auszugehen, dass in Deutschland bei ca. 59,7 Millionen Personen im Alter von 20 bis 75 Jahren 8,4 Millionen Menschen potentiell herzinfarktgefährdet sind. Dies sind alarmierende Zahlen, insbesondere auch im Hinblick darauf, dass Herz/Kreislauferkrankungen für ein Drittel aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich sind.

Bei einer Untergruppe von 30.000 unter 50-jährigen teilnehmenden Personen mit erhöhtem Herzalter, für die ein vollständiges Profil der Blutwerte vorlag (LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride, Blutzucker), war das LDL-Cholesterin bei Frauen im Durchschnittsalter von 44 Jahren mit 196 mg/dl und bei Männern im Durchschnittsalter von 41 Jahren mit 197 mg/dl weit oberhalb der therapeutischen LDL-Cholesterin-Zielwerte herzinfarktgefährdeter Personen von unter 100 mg/dl. Es ist davon auszugehen, dass in nicht wenigen Fällen bei solch hohen LDL-Cholesterinwerten eine bislang unentdeckte familiäre Hypercholesterinämie als monogene Fettstoffwechselstörung mit extrem hohem Herzinfarktrisiko zugrunde liegt.

Die Assmann-Stiftung für Prävention verfolgt mit Ihrer Bildungsinitiative “Deutschland bestimmt das Herzalter!” als wesentliches Ziel, breite Bevölkerungsschichten zu erreichen, die Inanspruchnahme ärztlicher Check-ups zu steigern und bei den herzinfarktgefährdeten Personen mit hohem Herzalter durch deren rechtzeitige Kontaktaufnahme mit Hausärzten und Apothekern die Herzgesundheit zu erhalten

mp/asg/red

Hoher Proteinkonsum: Experten warnen vor teuren und unnötigen High-Protein-Produkten

Hamburg – Proteinreiche Produkte sind derzeit der Renner in deutschen Supermärkten. Dennoch warnen Ernährungsexperten vor den meisten dieser Lebensmittel, die künstlich mit Eiweiß angereichert sind. Sie halten sie nicht nur für überteuert, sondern auch für überflüssig und potenziell schädlich. Christian Niemeyer, der Leiter des Deutschen Zusatzstoffmuseums in Hamburg, äußerte sich dazu gegenüber dem Nachrichten-Magazin “Der Spiegel”. Er betonte, dass viele der High-Protein-Produkte eine erhebliche Menge Lebensmittelchemie enthalten. Zusätzlich könnten zugesetzte Proteine und andere Zusatzstoffe Allergien und Unverträglichkeiten auslösen.

Ein Beispiel hierfür ist Weizeneiweiß, das als Gluten bekannt ist. Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen IQ, das für den “Spiegel” Daten erhoben hat, geben die Konsumenten in Deutschland jedes Jahr mehr als eine Milliarde Euro für besonders eiweißreiche Produkte aus, wie zum Beispiel Protein-Pudding, Protein-Toastbrötchen oder Protein-Bier. Dies entspricht fast einer Steigerung von 50 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) teilt die Bedenken und weist darauf hin, dass viele dieser Produkte keinen gesundheitlichen Mehrwert bieten. Die durchschnittliche Proteinaufnahme liegt bereits deutlich über der empfohlenen Menge, so Astrid Donalies, eine Expertin der DGE. Sie erklärt: “Wer sich normal ernährt und nicht übermäßig Sport treibt, braucht in der Regel keine zusätzliche Proteinversorgung.”

Manuel Wichmann von der Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert High-Protein-Produkte ebenfalls und bezeichnet sie als “hoch verarbeitet und oft minderwertig, voller Aromastoffe statt echter Früchte und voller fragwürdiger Süßstoffe, manchmal sogar mit Stabilisatoren versetzt”. Experten empfehlen stattdessen grundlegende Lebensmittel wie Quark, Linsen, Haferflocken oder Eier, wenn eine erhöhte Proteinzufuhr gewünscht ist. Diese sind in der Regel kostengünstiger als High-Protein-Produkte und kommen ohne Zusatzstoffe aus.

red

Kostenexplosion und Personalmangel: Pflegeversicherung vor großen Herausforderungen

Vor dem Auftakt des Deutschen Pflegetags in Berlin schlagen Verbände Alarm und warnen vor einer weiteren Verschlechterung der Pflegesituation in Deutschland. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, betont, dass es an stationären Pflegeplätzen und ambulanten Angeboten mangelt, während die Kosten kontinuierlich steigen. Die Personalkrise verschärft sich, gleichzeitig sinkt die Qualität der Pflegeversorgung, so Brysch in einem Interview mit der “Rheinischen Post”.

Besonders in der Langzeitpflege haben sowohl Pflegekräfte als auch pflegebedürftige Menschen keine Verbesserungen erlebt. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, fordert mehr Befugnisse für Pflegekräfte und betont die Notwendigkeit eines “politisch ausgerichteten Aufbruchs”, der über das hinausgeht, was derzeit vorstellbar ist.

Sie erklärt, dass die bereits vorhandenen Fähigkeiten und Kompetenzen im Pflegeberuf besser genutzt werden müssen. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), teilt diese Ansicht und betont die Notwendigkeit einer Reform im Gesundheitswesen, die das Potenzial und die Kompetenzen der Pflegefachkräfte besser ausschöpft.

Sie fordert einen erweiterten Verantwortungsbereich für Pflegefachpersonen, eine Neuverteilung von Aufgaben und die Schaffung neuer Rollen im Pflegebereich. Dabei spricht sie sich konkret für die Einführung von “Community Health Nurses” und Schulgesundheitspflegenden aus.

red

Grünen-Politiker: Schutzmasken könnten im Herbst notwendig sein – Gesundheitswesen schhützen

Berlin – Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen, hat sich dafür ausgesprochen, im Herbst wieder Masken zu tragen. “Um sich vor akuten Atemwegserkrankungen zu schützen, kann es auch in diesem Herbst sinnvoll sein, in Pflegeeinrichtungen, Kliniken und anderen Teilen des Gesundheitswesens eine Schutzmaske zu tragen”, sagte er dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Freitagausgaben). Dahmen fürchtet erneut eine starke Belastung des Gesundheitswesens.

“Es mehren sich Hinweise, dass in der kommenden Herbst-Winter-Saison die Belastung im Gesundheitswesen aufgrund von akuten respiratorischen Infektionen wieder deutlich zunehmen könnte”, so Dahmen. Der Gesundheitsexperte verwies dazu auch auf die aktuelle Entwicklung auf der Südhalbkugel, wo die Infektionszahlen mit Grippe und Corona-Erkrankungen deutlich angestiegen seien. In Vorbereitung auf den Herbst müssten die Corona-Fallzahlen wieder deutlicher in den Blick genommen werden, sagte der Grünen-Politiker.

“Es ist wichtig, die hiesigen Frühwarnsysteme wie etwa die Auswertung von Abwasserdaten und Referenzpraxen eng im Auge zu behalten, um einen kritischen Anstieg frühzeitig zu erkennen.” Weiterhin sollten ältere Menschen und Risikopatienten nach Rücksprache mit ihren Ärzten ihren Impfschutz auffrischen. Das betreffe insbesondere auch die Grippeschutzimpfung, so Dahmen.

red

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