„Wenn Sie in Frankfurt landen und ihr Handy einschalten, finden Sie ein Angebot von mir”: Ludwigsburg24 im Interview mit Dirk Mack

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Von Löchgau nach Jinan in der chinesischen Provinz Shandong sind es mehr als 10.000 Flugkilometer: Eine turbulente Zeit hat der international hoch anerkannte Fußball-Experte Dirk Mack aus dem Landkreis Ludwigsburg hinter sich. Im Interview mit Ludwigsburg24 erzählt der ehemalige Chef der Nachwuchsakademie der TSG 1899 Hoffenheim, warum er seinen langfristigen Vertrag beim Bundesligisten Hoffenheim auflöste und die Herausforderung China annahm, über seine Erfahrungen im Reich der Mitte, was er jungen Fußballprofis empfiehlt und weshalb er sich wie in einem goldenen Käfig fühlte.

Ein Interview von Ayhan Güneş

Herr Mack: Als Sie sich für das Abenteuer China entschieden haben, hatten Sie noch einen 5-Jahres Vertrag in Hoffenheim. Was hat Sie motiviert vorzeitig die Zelte abzubrechen für eine neue Aufgabe in der fast 9 Millionen Einwohnermetropole Jinan?

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Es gab für diesen Wechsel mehrere Gründe. Die Anfrage des Vereinspräsidenten war sehr lukrativ und der Zeitpunkt für den Wechsel sehr günstig, da meine Kinder in einem entsprechenden Alter waren, in dem sie den Vater nicht mehr täglich benötigen. Die familiäre Situation hat also die Entscheidung zugelassen. Die fünf Jahre in Hoffenheim waren super und ich konnte als Direktor Nachwuchs mit all den Mitarbeitern tolle Erfolge feiern. Ich habe mir lange überlegt, ob ich diesen Schritt nach China machen soll und letztlich war ich Dietmar Hopp und den beiden damaligen Geschäftsführern Dr. Peter Görlich und Frank Briel dankbar, dass sie mir diesen Wechsel ermöglichten. Ich war der Meinung, dass dies der optimale Zeitpunkt für ein solches Abenteuer war. Das Angebot aus Jinan kam, nachdem ich im Dezember 2019 ein Referat auf einem Fußballsymposium in Peking gehalten habe.

Wie kamen die Chinesen auf Sie?

Das Symposium war auf Einladung der chinesischen Liga, die schon seit Jahren den europäischen Profi-Fußball sowie die Akademien beobachtet. Die Chinesen machen regelmäßig Benchmark-Untersuchungen über Spieler und Trainer, die aus den eigenen Akademien kommen und vergleichen, wer alles wo welche Karriere macht. Während dieser Phase hat vor allem Hoffenheim besonders gut abgeschnitten durch zwanzig Spieler sowie sieben Trainer, die von der Akademie in den Profibereich gewechselt sind. Und da rede ich nicht nur von Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco, die die Spitze des Ganzen waren. Das war Grund genug für die Chinesen, mich immer wieder einzuladen, damit ich ihnen erläutere, wie Talentförderung im Spieler- und Trainerbereich in Hoffenheim läuft. Im Jahr 2019 hat es dann für mich zeitlich gepasst, so dass ich im Dezember nach Peking geflogen bin. Dort habe ich unser Konzept aus Hoffenheim vorgestellt und vor meinem Rückflug bat mich der Präsident von Shandong Luneng zum Abendessen. Dabei erzählte er mir, dass der Verein auch einen jungen, talentierten Cheftrainer habe, der in China als Legende gilt. Er ist ein ehemaliger Nationalspieler, der im Verein alle Stationen vom Spieler, Trainer bis Sportdirektor durchlaufen hat. Er brauchte eine rechte Hand, die für ihn Strategien, Konzepte und Organisation im Verein übernimmt und neue Ideen in den Akademie- und Profibereich bringt. Für diese Aufgabe hatte der Präsident mich auserkoren.

Wie darf man sich so ein Angebot vorstellen? Zieht der Präsident plötzlich einen Scheck aus der Tasche und sagt: „Wenn Sie bei uns unterschreiben, brauchen Sie hier nur noch Ihren finanziellen Wunsch eintragen?“

Nein, das läuft schon etwas anders ab. Er merkte, dass ich in Hoffenheim eigentlich glücklich war und er wusste auch, dass ich noch einen laufenden Vertrag hatte. Als wir uns verabschiedeten, meinte er: „Wenn Sie in Frankfurt landen und ihr Handy wieder einschalten, finden Sie ein Angebot von mir in Ihren Mails.“ Tatsächlich lag mir bei Ankunft ein Angebot von ihm vor. Daraufhin habe ich mit Dietmar Hopp und meinen Geschäftsführern telefoniert und gefragt, ob es grundsätzlich möglich wäre, ein solches Angebot anzunehmen. Sie wollten mich zwar nicht verlieren, mir aber auch nichts verbauen. Sie rieten mir, eine Probewoche in Jinan zu machen, mir alles genau anzuschauen und mich dann endgültig zu entscheiden. Dafür bin ich ihnen heute noch dankbar.

Haben Sie nicht zuerst Ihre Frau mit dem Angebot konfrontiert, bevor Sie mit den Hoffenheim-Bossen gesprochen haben?

Doch natürlich, das habe ich nach der neunzigminütigen Fahrt von Frankfurt nach Hause (Löchgau – Anm. d. Redaktion) am Telefon mit ihr und den Kindern in Ruhe besprochen. Wir haben alle Konsequenzen durchdacht und entsprechend unsere Entscheidung getroffen. Ursprünglich war angedacht, dass ich alle sechs bis acht Wochen heimfliege, was sich dann aufgrund der Corona-Lage nicht verwirklichen ließ.

Waren Ihre Frau und die Kinder nicht baff, als Sie ihnen vom Angebot in China erzählt haben? Wie war die erste Reaktion darauf?

Sie haben sich für mich gefreut, aber es war sofort klar, dass ich bei einer Zusage alleine nach China gehen würde. Meine Frau ist selbständig, sie leitet ihre eigene Physiotherapeutische Praxis, weshalb sich bei ihr die Frage des Mitgehens nicht gestellt hat. Außerdem gibt es viele Dinge in China, die für Mitteleuropäer nicht ganz so einfach sind. Und die Kids waren gerade im Profifußball angekommen bzw. kurz vorm Abitur, so dass ein Umzug für sie ebenfalls nicht infrage kam.

Welche Laufzeit hat Ihr Vertrag für Shandong Luneng?

Ich habe für zwei Jahre unterschrieben mit der Option, um ein weiteres Jahr zu verlängern.

Kurz nach Ihrem Start in Jinan ging es los mit Corona. Sie mussten also zuerst einmal in Quarantäne.

Ich bin am 8. Januar hingeflogen mit einem Kollegen, den ich als Co-Trainer und Multiplikator mitgebracht habe, und wir hatten sofort das erste Trainingslager in Guangzhou im Süden Chinas, weil es dort warm war. Das lief bis Chinese New Year, also bis Ende Januar. Anfang Februar sind wir für den kompletten Monat nach Dubai geflogen. Während wir in Dubai waren, schoss in China Corona so richtig nach oben, in Dubai war es dagegen noch recht unauffällig, in Deutschland fing es gerade so an. Mein Kollege und ich sind dann nochmals heimgeflogen und sind am 15. März gemeinsam mit einem weiteren Kollegen mit der letzten Maschine zurück nach China geflogen. Als wir in Peking ankamen, glich dieser riesige Flughafen einer Geisterstadt. Es landeten am Tag maximal drei Flugzeuge. Der Flughafen war total steril, die Mitarbeiter dort liefen in Kleidung herum, die an Astronautenanzüge erinnerte. Wir Passagiere wurden zuerst mal mitsamt unserer Anziehsachen durch eine Desinfektionsdusche geschickt, wie in einer Autowaschstraße. Danach wurden wir in eine riesige Messe gebracht und dort stundenlang getestet. Anschließend sind wir in einem fast menschenleeren Zug zwei Stunden lang nach Jinan gefahren, wo wir sofort in ein Quarantäne-Hotel, das zuvor 30 Jahre geschlossen war, eskortiert wurden.

Wie lief die Quarantäne ab?

Die Bedingungen dort sind durchaus vergleichbar mit denen unseres deutschen Radfahrers bei Olympia in Japan. Wir waren jeder in einem wirklich kleinen Zimmer zwei Wochen eingeschlossen. Dreimal am Tag wurde geklopft, um uns das Essen zu bringen, mehr Ablenkung hatten wir nicht. Wir durften nicht raus, hatten Telefon nur innerhalb des Hotels, W-Lan gab es nur sehr, sehr selektiv. Nach Ablauf der Quarantäne wurden wir zum Glück aufs Gelände des Vereins ins Zentrum der Profi-Mannschaft gebracht, wo es uns an gar nichts mehr gefehlt hat. Was dieser Verein an Infrastruktur hat, schlägt sogar noch das hohe Niveau Hoffenheim, Leipzig oder Bayern.

Inwiefern?

Es gibt allein fünf Rasenplätze und ein eigenes Hotel für die Spieler. Meine Mitarbeiter und ich waren dort untergebracht und jeder hatte seine 120 qm Suite. Auf dem Gelände gab es alles: Kältekammern, Schwimmbäder, also wirklich alles, was man mit Geld kaufen kann. Ich hätte auch in das zwei Kilometer entfernte Hilton Hotel ziehen können, aber für die tägliche Arbeit war das Leben auf dem Gelände des Sportzentrums einfach vorteilhafter. Wir haben gelebt wie in einem goldenen Käfig – mit eigenen Köchen, Putz- und Wäschefrauen, eigenem Chauffeur mit 24-Stunden-Service

Ein Chauffeur mit 24-Stunden-Service?

Ja, das geht auch nicht anders, denn uns war es verboten, selbst Auto zu fahren. Wir konnten nicht ein einziges Straßenschild lesen. Auch die Ampeln in China sind anders als bei uns. Oftmals stehen sie weit hinter der Kreuzung, 100 m von einem entfernt. Selbst die Verkehrsführung ist anders als bei uns, da kann man keinem Fremden empfehlen, selbst Auto zu fahren.

Galt für Sie als Ausländer in China Impfpflicht?

Nein, die gab es nicht. China hat seine Einheimischen auch erst seit Januar, Februar dieses Jahres geimpft, vorher gab es dort keine Impfungen. Die Saison lief mit sieben anderen Mannschaften in einer Bubble ab. Das bedeutet, dass alle acht Teams für zehn Wochen in einem Sportkomplex waren, wo alle drei bis vier Tage Tests gemacht wurden. Komischerweise gab es nie positive Testergebnisse. Im Olympischen Dorf dagegen gab es 400 positive Fälle, bei uns in der Bubble habe ich in den zehn Wochen nicht einen Spieler erlebt, der gefehlt hat.

Durften Sie sich im Land frei bewegen?

Generell durfte ich mich schon frei bewegen und selbst entscheiden, wohin ich will. Doch während Corona gab es in Peking beispielsweise Zeiten, in denen niemand in die Stadt reinkam oder aus ihr raus durfte. Die Hauptstadt wurde immer besonders geschützt. Innerhalb von Jinan durften wir uns komplett frei bewegen. Allerdings gab es durchaus Fälle, in denen wir als Ausländer keine Chance hatten. Wir wollten einmal sonntags in den Spa-Bereich eines Hotels in der Stadt, da war allerdings Ausländern der Zutritt verboten.

Wenn in China Corona auftaucht, werden ganze Viertel oder Städte abgeriegelt. In Europa ist das schwer vorstellbar. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie sich hier die Diskussionen der Menschen über geraubte Freiheitsrechte anhören?

Aufgrund der Staatsform hat China schnell klare Fronten geschaffen. Den Menschen wurde gesagt, dass sie von März bis Mai daheimbleiben müssen und nur straßenweise an bestimmten Tagen einkaufen dürfen. Es patrouillieren dort Militär und Polizei und kontrollieren das Geschehen, so dass es keine Diskussionen in der Bevölkerung oder gar Demos gibt und die Anweisungen konsequent gelebt werden. Deshalb bekam China die Corona-Problematik schnell in den Griff. Dieser konsequente Umgang mit der Pandemie war der einzige Vorteil von China gegenüber Deutschland. Bei uns wird viel mehr rumgeeiert.

Das heißt also, Sie haben Corona in China unproblematisch erlebt.

Ja, das war so. Interessant war aber, dass zur Zeit der Maskenpflicht, die Menschen häufig einen Bogen um uns machten, wenn sie uns unter den Masken als Ausländer ausmachten. Denn in China wird nicht verlautbart, dass das Virus aus dem eigenen Land kommen könnte. Den Chinesen wird eingetrichtert, das Corona-Virus wäre über Ausländer und ausländische Produkte ins Land gebracht worden. So konnte ich irgendwann beispielsweise keinen Lachs mehr essen, weil mein Koch im Fernsehen gehört hatte, dass Corona durch importierten Lachs aus Norwegen eingeschleppt werde. Den Menschen wird das eingetrichtert und sie glauben es, ohne den Wahrheitsgehalt zu hinterfragen. Das haben wir auch schnell im Fußballbereich gemerkt.

Inwiefern?

Im kreativen Bereich sind sie hilflos. Wenn ich die Trainer nach dem Training gefragt habe, was ihnen aufgefallen ist, konnten sie mir darauf keine Antwort geben. Warum, weil sie es nicht gewohnt sind, eine eigene Meinung zu haben und sich darüber zu unterhalten. Bei den Spielern ist es genauso. Die machen genau das, was man ihnen sagt. Ein Spiel kann man jedoch nicht vorplanen, deshalb braucht man Spieler, die eigene Entscheidungen treffen. Das ist eine Gesellschaftsthematik, ein Problem und mit Ursache dafür, dass der chinesische Fußball weniger erfolgreich ist.

Die chinesische Kultur ist grundlegend anders als unsere. Was haben Sie am meisten vermisst?

Spontane und freie Entscheidungen zu treffen für das, worauf man gerade Lust hat, ist natürlich in China schon schwieriger, doch man gewöhnt sich dran. Die schwäbische Küche habe ich auch nicht vermisst. Das Essen ist anders, aber nicht unbedingt schlechter. Als wir wussten, wo wir außerhalb des Zentrums was bekommen, war das alles wunderbar. Das Essen am Straßenstand verträgt unser Körper allerdings nicht, in manchen Ecken ist es noch nicht mal empfehlenswert auch nur in die Nähe eines solchen Standes zu kommen.

Inzwischen ist Ihre Mission in China beendet.

Eigentlich sollte ich als sportlicher Leiter arbeiten und zusätzlich dem Chef als rechte Hand dienen. Die zwei anderen Kollegen sollten die Co-Trainer auf dem Platz sein. Normalerweise hätte die Saison bereits im Februar begonnen, doch durch Corona ging sie erst im Juli los. Wir hatten folglich eine extrem lange Vorbereitungsphase, in der wir mit den Jungs sehr intensiv trainieren konnten. Auch die inhaltlichen Dinge für die Akademie wie Trainerausbildung, Trainerentwicklung, Entwicklung einer gemeinsamen Spielphilosophie oder der Aufbau einer systematischen Videoanalyse konnten wir während der Ligapause sehr vorantreiben, so dass wir bei Liga-Start so dermaßen weit waren, dass der Verein entschieden hat, dass das alles zu viel und zu schnell ist. Die Chinesen sind nicht so ein Arbeitspensum gewöhnt wie im deutschen Fußball üblich. Also wurde entschieden, dass wir jetzt täglich die Profis begleiten sollten. Die Saison ging dann mit Pausen bis zum Pokalfinale am 19. Dezember. Zwei Tage später sind wir heimgeflogen als Pokalsieger, qualifiziert für die Champions-League trotz sportlicher Schwankungen. Es war die erfolgreichste Saison für den Verein innerhalb der letzten acht Jahre.

Wie war der Abschied in den Weihnachtsurlaub?

Der Trainer verabschiedete sich dankend. Uns wurde mitgeteilt, dass wir zurückgeholt werden, sobald bekannt ist, wann es für die Champions-League wieder losgeht. Eigentlich sollte es dann Ende Januar wieder für uns weitergehen, doch nichts kam. Auf Anfragen meinerseits wurde ich den ganzen Februar über hingehalten, bis dann im März die Ansage kam, dass sie wegen Corona und der inzwischen gut ausgebildeten Trainer es lieber selber machen wollten, so dass sie uns einen Auflösungsvertrag angeboten haben. Das ist typisch für die Chinesen. Sie kaufen sich Know How oder Maschinen, die sie irgendwo in einer Fabrik sehen, und sobald sie das Gefühl haben, über das nötige Wissen zu verfügen, machen sie es selbst.

Wie haben Sie darauf reagiert?

Unsere Verträge gingen noch bis zum Jahresende. Deshalb haben wir einer Auflösung nur unter bestimmten Bedingungen zugestimmt. Die Juristen haben vier Wochen lang gerungen und dann wurden zum 15. April die Verträge aufgelöst und das Kapitel China war erstmal erledigt. Aber ich gebe zu: China war eine Lebenserfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte.

Gab es denn wenigstens noch ein Abschiedsschreiben des Präsidenten?

Der Präsident war nach dem gewonnenen Pokalspiel und der Siegesfeier ebenfalls aus dem Amt geschieden, seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Wir flogen dann von dem menschenleeren Riesenflughafen Shanghai mit einer der beiden einzigen an diesem Tag startenden Flugzeug mit maximal zehn Passagieren nach Frankfurt zurück. Zu einzelnen Spielern habe ich noch immer Kontakt, vor allem zu den ausländischen Spielern. Die Chinesen sind grad mitten in der Saison, die jetzt allerdings von jetzt auf gleich für drei Monate unterbrochen wird, weil die Nationalmannschaft die WM-Quali für Katar spielt. Das gäbe es in Europa nicht, dass deshalb die ganze Liga stillsteht.

Ist das Thema China wirklich beendet, auch wenn morgen ein anderer Präsident mit einem noch besseren Angebot anruft?

Ja, momentan ist dieses Kapitel beendet.

Wie viele Fußballer gibt es in diesem großen Land?

Das weiß ich nicht. Ich weiß, dass wir in Jinan die erfolgreichste Jugendakademie mit rund 400 Spielern in China hatten und dort standen allein 30 Rasenplätze zur Verfügung. Das sind unvorstellbare Dimensionen. In Hoffenheim hatten wir zum Vergleich 120 Spieler. Das Problem in China sind nicht die Spieler, es ist die Qualität der Trainer.

Ihr Sohn Luca war bis vor kurzem Profispieler beim VfB Stuttgart und kickt seit dieser Woche für den ungarischen Erstligisten und aktuellen Pokalsieger Ujpest Budapest. Was sagt denn der Papa dazu?

Ein Spieler in dem Alter muss immer schauen, dass seine Entwicklung nach vorne geht, was bedeutet, dass er ständig auf höchstem Niveau spielen muss. Bei Luca war es so, dass er beim VfB mit Mangala und Endo auf seiner Position zwei Top-Spieler vor sich hatte, an denen er aktuell nicht vorbeikommt. Er war immer zwischen der ersten und zweiten Mannschaft, deswegen ist ein richtiger Schritt von ihm, sein Glück woanders zu suchen, damit er sich auf bestmöglichem Niveau weiterentwickeln kann. Ich halte diesen Schritt jetzt für notwendig.

Bekäme Ihr Sohn ein Angebot aus China, würden Sie ihm zuraten?

Aus finanzieller Sicht würde ich ihm zuraten, denn die Chinesen zahlen extrem hohe Gehälter. Aus sportlicher Perspektive betrachtet, würde ich ihm eher abraten. In China spielen überwiegend ausländische Fußballer, die schon am Ende ihrer Karriere stehen. Für die sportliche Entwicklung ist es nicht förderlich, wenn ein junger Spieler nach China geht, da das dortige Niveau nicht vergleichbar mit den europäischen Ligen ist

Ihre Tochter Mia hat mit sechzehn ihr Abitur gemacht und ist sportlich ebenfalls erfolgreich. Ist sie eine Überfliegerin?

Eine Überfliegerin ist sie sicherlich nicht. Sie ist halt ein bisschen jünger als die anderen, aber auch da muss man erstmal abwarten, wie es weitergeht. Sie ist für ihr Alter schon sehr reif, weil sie es gewohnt ist, mit Älteren zusammen zu sein. Aber mit sechzehn ist man ja auch manchmal noch ein bisschen Kind, was auch gut so ist. Sie hat jedenfalls die Unterstützung sowohl des Württembergischen als auch des Deutschen Tennisbundes und die der Familie sowieso. Egal, ob im Fußball oder beim Tennis – die Motivation muss immer vom Sportler ausgehen. Fehlt diese, kann es nichts werden. Und beim Tennis ist es noch schwieriger nach oben zu kommen als beim Fußball. Von daher ist es auch bei ihr noch ein weiter Weg.

Herr Mack, wir danken Ihnen für das Gespräch! 

Dirk Mack mit dem belgischen Nationalspieler Marouane Fellaini (rechts) und Graziano Pellè. Foto: Shandong Luneng