Von Ayhan Güneş
Millionen Kinder träumen davon – ein 13-Jähriger aus Freiberg lebt ihn. Gabriel Eljuga vom SGV Freiberg wechselt zum FC Bayern München – als erster Spieler in der Geschichte seines Vereins. Mehr als ein persönlicher Erfolg. Es ist ein Beispiel dafür, was möglich wird, wenn Talent auf Struktur trifft. Eine Geschichte über Jugendfußball, Ausbildung – und einen Club mit Haltung.
Ludwigsburg/Freiberg – Gabriel Eljuga ist 13 Jahre alt, spielt Fußball – und wird nach dem Sommer für den FC Bayern München auflaufen. Ein außergewöhnlicher Schritt für einen Jugendlichen, ein Novum für seinen bisherigen Verein: Der SGV Freiberg verliert mit ihm erstmals einen Spieler direkt an Deutschlands erfolgreichsten Club. Für den Regionalligisten ist das nicht nur ein sportliches Signal, sondern auch eine Bestätigung der eigenen Ausbildungsstrategie.
Seinen ersten Auftritt auf dem Trainingsgelände des SGV hatte Eljuga 2016, damals war er knapp 6 Jahre alt. 8 Jahre später verlässt er den Verein als Kapitän der C-Jugend, mit der ihm jüngst der Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg gelang. Dass er diesen Weg nicht zufällig ging, sondern im Rahmen eines strukturierten Jugendkonzepts, betont der Verein deutlich.

Ausbildung mit System
Der SGV Freiberg gilt im Nachwuchsbereich als führende Adresse in der Region Stuttgart. In einem vereinseigenen Förderzentrum wird seit Jahren daran gearbeitet, junge Talente sportlich und persönlich zu entwickeln. Viele Jugendteams spielen in der höchsten Liga ihrer Altersklassen, die erste Mannschaft schloss die Regionalliga-Saison 2024/25 auf Rang drei ab.
„Wenn Spieler wie Gabriel Eljuga zu Spitzenclubs wechseln, zeigt das nicht nur deren Qualität – sondern auch die unserer Arbeit“, sagt Ivo Popic, sportlicher Leiter der SGV-Jugend. Gemeinsam mit Herbert „Hebbe“ Offenbächer verantwortet er das Konzept, das beim SGV weniger auf kurzfristige Erfolge zielt, sondern auf langfristige Entwicklung.
Elf Spieler wechseln zu Top-Clubs
Eljuga ist nicht der Einzige, der in diesem Sommer den Verein verlässt. Insgesamt elf Jugendspieler wechseln laut Vereinsangaben zu höherklassigen Clubs – unter anderem zum VfB Stuttgart, Karlsruher SC, Waldhof Mannheim, den Stuttgarter Kickers und dem 1. FC Kaiserslautern. Auffällig: Viele dieser Spieler sind erst seit kurzem beim SGV – und dennoch bereit für den nächsten Schritt. „Das spricht für eine Trainingsqualität, die auf Struktur basiert, nicht auf Zufall“, so Popic.
Darunter: Benjamin Luippold (Stuttgarter Kickers), Joshua Veigel und Ray Ekeh (VfB Stuttgart), Konstantin von Linck (Waldhof Mannheim), Christian Di Stefano und Alessandro Granello (beide KSC), Konstantinos Angou (KSC), Jose Garcia Valor (Stuttgarter Kickers) sowie Jannis Heede und Samuel Melissopulos (1. FC Kaiserslautern).
Neben sportlichem Talent legt der Verein laut eigenen Aussagen Wert auf pädagogische Begleitung. Entwicklungsgespräche mit Eltern, regelmäßige Rückmeldungen und ein Coaching, das über reine Technikschulung hinausgeht, seien Teil der Philosophie.
Ein Sprungbrett – und ein Stück Heimat
Wer ‚Hebbe‘ Offenbächer zuhört, merkt schnell: Ihm geht es um mehr als Tabellenplätze und Titel. Als weiterer Verantwortlicher im Jugendbereich legt er Wert auf Haltung – nicht nur auf Leistung oder Tore. ‚Wir wollen Spieler begleiten – nicht nur sportlich, sondern menschlich.‘ Dass Gabriels älterer Bruder Ante Eljuga zur Regionalliga-Mannschaft zurückkehrt, gilt beim SGV als Zeichen von Bindung. “Der Club versteht sich als Sprungbrett – und zugleich als verlässliche Heimat.“
Dass sich viele Spieler bewusst für den SGV entscheiden, liegt laut Vereinsführung auch am konsequenten Kurs. Während andere Clubs stärker auf kurzfristige Kaderplanung setzen, bleibt man in Freiberg bei der eigenen Linie: Ausbildungsarbeit mit Weitsicht.
Ein Verein mit Botschaft
„Natürlich schmerzt es sportlich, wenn Topspieler gehen“, sagt Offenbächer. „Aber zu wissen, dass unsere Nachwuchsarbeit genau das möglich macht, erfüllt uns mit Stolz – und bestätigt unseren Weg.“
Am Ende bleibt ein Leitsatz, den die Verantwortlichen nicht nur formulieren, sondern nach eigener Aussage im Alltag leben: Talent braucht Raum. Erfolg braucht Geduld. Entwicklung braucht Vertrauen.
Gabriel Eljugas Geschichte beginnt in Freiberg – und wird in München weitergeschrieben. Was sie möglich gemacht hat, ist das Ergebnis eines durchdachten Konzepts: nüchtern geplant, konsequent umgesetzt, nun sichtbar belohnt.