Heizölkunden zahlen drauf

Der vergleichsweise milde Winter 2018/2019 hat dafür gesorgt, dass Verbraucher sieben Prozent weniger Energie für das Heizen ihrer Wohnung benötigten als in der Vorsaison. Das brachte Gaskunden Entlastung, doch Heizölkunden zahlten drauf, wie das Vergleichsportal Check24 berichtet.

In Zahlen bedeutet das: Ein Musterhaushalt mit Gasheizung zahlte in der Heizperiode September 2018 bis April 2019 im Schnitt 1.075 Euro. Das sind 33 Euro weniger als im Winter 2017/2018. Für Verbraucher mit Ölheizung stiegen die Kosten dagegen um neun Prozent – von 1.140 Euro auf 1.248 Euro.

“Die Kostenschere zwischen Gas und Heizöl hat sich im Vergleich zur Vorsaison wieder deutlich geöffnet”, sagt Dr. Oliver Bohr, Geschäftsführer Energie bei Check24. Doch was ist der Grund dafür? “Das liegt vor allem daran, dass die Ölpreise in diesem Winter höher waren als im Vorjahreszeitraum”, so der Experte.

Der durchschnittliche Preis für Heizöl stieg im Vergleich der vergangenen beiden Heizperioden September bis April um 19 Prozent. Dieser Preisanstieg konnte durch den geringeren Energiebedarf nicht ausgeglichen werden. Der Gaspreis erhöhte sich nur um durchschnittlich drei Prozent. Somit war Heizen mit Öl 16 Prozent teurer als mit Gas. wid/rlo

Telefonate ins EU-Ausland werden billiger

Nach Telefonaten ins Ausland kann schon mal die Telefonrechnung explodieren. Doch vor dieses Szenario hat die EU einen neuen Riegel geschoben. Allerdings muss man einige Dinge beachten.

Allgemein gilt: Egal ob per Handy oder übers Festnetz: Telefonate aus Deutschland in andere EU-Länder kosten ab 15. Mai netto nur noch maximal 19 Cent pro Minute. Eine SMS darf ab dann für höchstens sechs Cent ohne Mehrwertsteuer versandt werden. “Die mobile Kommunikation wird durch die neuen Regelungen innerhalb der EU vereinfacht und preiswerter”, lobt die Verbraucherzentrale NRW. Die Regelung zu den neuen Preisobergrenzen für Telefonate vom Inland ins EU-Ausland gilt jedoch zunächst nur für eine Dauer von etwa fünf Jahren.

Und: Die Preisobergrenze gilt für Telefonate oder SMS, wenn die verbrauchten Einheiten nutzungsabhängig pro Minute oder pro SMS abgerechnet werden. Telekommunikationsunternehmen können zusätzlich spezielle Tarife anbieten, in denen die Preisobergrenze nicht berücksichtigt wird. Dies ist etwa der Fall, wenn Kunden einen Tarif buchen, der Gespräche sowie SMS ins EU-Ausland aber auch für Drittländer umfasst. Für solche speziellen Tarife können Anbieter die Preise weiterhin selbst festlegen.

Auch bei Flatrate-Verträgen, die neben den EU-Ländern auch Auslandsgespräche in Nicht-EU Länder umfassen, müssen die Preisobergrenzen nicht beachtet werden. Dies ändert sich schlagartig, sobald die Minuten- oder SMS-Pakete der Flatrate aufgebraucht sind. Ab dann dürfen nur Kosten in Höhe der gedeckelten Preise berechnet werden. Kunden sollten für Auslandsgespräche rechtzeitig prüfen, ob ein Flatrate-Tarif für sie trotz Wegfall der Preisobergrenzen günstiger ist, raten die Verbraucherschützer.

Die Preisobergrenzen gelten ab dem 15. Mai. Bei speziellen Tarifen treten die neuen Regelungen abhängig vom Tarif erst nach einer Frist von zwei Monaten automatisch zum 15. Juli in Kraft. Es besteht aber auch die Möglichkeit, direkt kostenfrei in den gedeckelten Tarif zu wechseln. Wer seinen speziellen Tarif beibehalten will muss dies seinem Telefonanbieter vor Fristablauf ausdrücklich mitteilen. Kunden sollten sich rechtzeitig darüber informieren, welcher Tarif für sie der günstigste ist, um nicht durch die automatische Umstellung in eine Kostenfalle zu geraten, erklärt die Verbraucherzentrale.

Telefonieren und Simsen in Länder, die nicht zur Europäischen Union gehören, können weiterhin sehr schnell ins Geld gehen. Die Preisdeckelung gilt nämlich nicht bei Verbindungen in Länder wie Thailand, die Schweiz oder die Türkei. Auch bei einer Kreuzfahrt auf hoher See oder während eines Flugzeug-Trips innerhalb der EU können die Kosten fürs Simsen und Surfen schnell explodieren, wenn sich das Handy über einen Satelliten ins Mobilfunknetz einwählt. Hierfür gilt bisher noch keine Preis-Deckelung. cid/wal

Audi startet schwächer ins neue Jahr

Bei der Marke mit den Ringen läuft es noch immer nicht rund. “Wie erwartet ist der Audi-Konzern in ein sehr anspruchsvolles Geschäftsjahr 2019 gestartet”, so beschreibt das Unternehmen selbst die aktuelle Situation. Im ersten Quartal gingen Umsatz und operatives Ergebnis gegenüber hohen Vorjahreswerten zurück.

Die operative Umsatzrendite lag mit 8,0 Prozent innerhalb der für 2019 prognostizierten Bandbreite von sieben bis 8,5 Prozent, jedoch unter dem langfristigen Zielkorridor von neun bis elf Prozent. Belastungen resultieren im aktuellen Geschäftsjahr insbesondere aus Folgeeffekten des WLTP-Übergangs, dem Generationswechsel zahlreicher Modelle und dem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld.

2019 startet Audi in das Elektrozeitalter und realisiert auch in den kommenden Jahren hohe Vorleistungen in Zukunftsfelder. Mit seiner strategischen Neuausrichtung zielt der Audi-Konzern daher auf eine nachhaltige Steigerung von Produktivität und Profitabilität.

Von Januar bis März übergab das Unternehmen 447.247 (2018: 463.750) Automobile der Marke Audi und damit 3,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Während China trotz des negativen Gesamtmarkts weiteres Wachstum meldete (+3,3 Prozent), waren die Auslieferungen in Europa rückläufig (-5,5 Prozent). Hier wirkte sich noch die insbesondere im zweiten Halbjahr 2018 stark eingeschränkte Verfügbarkeit des Modellprogramms im Zuge der WLTP-Umstellung aus.

Mittlerweile hat Audi nahezu alle Motor-Getriebe-Varianten wieder im Portfolio. Darüber hinaus bewältigt man 2019 die Generationswechsel zahlreicher weiterer volumenstarker Modelle. So ist beispielsweise im Januar der Markt-Hochlauf des neuen A6 L in China gestartet.

“Auch der Start in das neue Jahr hat gezeigt, dass wir derzeit von unseren eigenen Ansprüchen deutlich entfernt sind”, sagt Alexander Seitz, Vorstand für Finanzen, China und Recht bei Audi. “Wir müssen zügig erhebliche Fortschritte bei unsere Kostenstrukturen erreichen, damit 2019 das Jahr der Trendwende für Audi wird. Gerade im technologischen Umbruch gelte mehr denn je: “Um Premium-Produkte zu entwickeln, brauchen wir eine Premium-Rendite.” Daher werde man mit dem Transformationsplan einen Gang höher schalten.

Im März hat das Unternehmen die Auslieferungen des vollelektrischen Audi e-tron in Europa gestartet, im April auf der Auto Shanghai 2019 den Q2 L e-tron speziell für China vorgestellt und will noch vor Jahresende mit dem Audi e-tron Sportback die Weltpremiere seines dritten E-Modells feiern. Allein von 2019 bis Ende 2023 plant Audi rund 14 Milliarden Euro Vorleistungen in Elektromobilität, Digitalisierung und hochautomatisiertes Fahren. mid/wal

IKB sieht Konjunktur optimistisch

Auch wenn der Rückgang der deutschen Industrieproduktion aktuell stärker ausgeprägt ist als in den vorigen Zyklen, sollte dies nicht als bedeutender Einbruch gesehen werden und deshalb als Indiz für eine länger anhaltende Schwächephase. So beschreibt es die Industrie-Bank IKB. Die aktuellen und absehbaren Entwicklungen – vor allem die Erwartung eines beständigen globalen Industriezyklus – würden auf einen stabilen beziehungsweise leicht positiven weiteren Verlauf der deutschen Industrieproduktion in den verbleibenden Monaten des Jahres 2019 hinweisen.

Bei einer Prognose von etwa minus einem Prozent für die Entwicklung der Industrieproduktion im Gesamtjahr sei das Prognoserisiko ausgeglichen oder nach oben gerichtet. Die aktuell ansteigende Stimmung an den Aktienmärkten sollte demnach zunehmend durch fundamentale Entwicklungen gestützt werden.

Etwas skeptischer äußert sich die Redaktion des auf die gesamteuropäische Wirtschaft spezialisierte Online-Magazin “Makroskop”, herausgegeben vom ehemaligen UN-Volkswirt und Finanz-Staatssekretär Heiner Flassbeck. Frankreich und Italien hätten zwar leichte Anstiege verzeichnet, Doch seit dem Beginn der europäischen Abwärtsbewegung habe Deutschland unter den großen Ländern am meisten verloren. Ohne neue Impulse werde sich die Schwächephase der europäischen Konjunktur fortsetzen.

Die weltweite Wirtschaft schwächelt

Der weltweite Konjunkturzyklus neigt sich dem Ende zu und das Wachstum hat fast überall bereits deutlich an Dynamik eingebüßt – zuletzt sogar im sonst so erfolgsverwöhnten Deutschland. Sechs Länder sind bei einem globalen wirtschaftlichen Abschwung besonders anfällig, prognostiziert der Kreditversicherer Euler Hermes: Argentinien, Tunesien, Bahrain, die Türkei, Jordanien und Zypern.

In zwölf weiteren Staaten bestehen ebenfalls größere Risiken, unter anderem Italien, Kroatien, Rumänien oder Südafrika. Sie könnten insbesondere dann in Schwierigkeiten geraten, wenn der wirtschaftliche Abschwung deutlich stärker ausfallen sollte als aktuell erwartet. “Der deutsche Wirtschaftsmotor stottert aktuell und auch Frankreich fährt mit angezogener Handbremse. Das geht am Rest Europas und den hiesigen Unternehmen nicht spurlos vorbei”, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. “Hinzu kommen signifikante Risiken durch die anhaltenden Unsicherheiten in Italien und durch den Brexit.”

Die chinesische Wirtschaft schwächelt ebenfalls – nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Spannungen im globalen Handelskonflikt. Das wiederum könnte mit einem Domino-Effekt andere asiatische Wirtschaften treffen. Es besteht die Gefahr, dass der Abschwung deutlich stärker ausfallen könnte als bisher erwartet, meinen die Experten. wid/rlo

2.000 Opel-Mitarbeiter müssen gehen

Opel-Mitarbeiter: Abfindung oder Wechsel

Opel-Mitarbeiter sind stürmische Zeiten gewohnt. Jetzt der nächste Schock: In der Entwicklungsabteilung in Rüsselsheim werden weitere 2.000 Stellen abgebaut. Wie der Autohersteller mitteilt, können die Beschäftigten aber wählen, ob sie zum französischen Ingenieursdienstleister Segula wechseln oder die Firma komplett verlassen.

Dafür hat Opel neue Programme für Abfindungen, Vorruhestand und Altersteilzeit aufgelegt, heißt es weiter. Das Management hatte sich zuvor mit dem Betriebsrat auf diesen Schritt verständigt, um die Überkapazitäten in dem noch knapp 7.000 Beschäftigte zählenden Entwicklungszentrum abzubauen. In dem Entwicklungszentrum, dem technologischen Herzstück der Firma, arbeiten Ingenieure an den Innovationen von morgen für die Marke Opel.

Das Vorruhestands- und Altersteilzeitangebot richtet sich an die Jahrgänge bis 1963. Rein rechnerisch könnten nach Informationen der Fachzeitung “Handelsblatts” aus Unternehmenskreisen mehr als 1.200 Opelaner davon Gebrauch machen. Hinzu kommt vor allem für jüngere Beschäftigte die Option, eine Abfindung anzunehmen.

Segula begrüßt die erzielte Einigung: “Der Weg zur erfolgreichen Umsetzung unseres Projektes ist jetzt frei”, sagt Deutschlandchef Martin Lange. Das französische Familienunternehmen will mit den Opel-Ingenieuren zu einem “Generalentwickler für Fahrzeuge aufsteigen”. mid/rlo

Deutschland gilt als Land der Sparer

Deutschland gilt als Land der Sparer. Legten 2015 etwa 80 Prozent regelmäßig Geld beiseite, so sind es heute bereits 84 Prozent. 37 Prozent stellen dafür sogar mehr als 200 Euro im Monat bereit. 2018 waren es gerade mal 29 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Forsa-Umfrage hervor.

Das niedrige Zinsniveau schreckt offenbar nicht ab. Nur 14 Prozent der Befragten machen ihr Sparverhalten davon abhängig. Im Vordergrund stehen andere Motive. Am häufigsten sparen die Deutschen für den Fall, dass sie schnell Geld ausgeben wollen, zum Beispiel für nicht vorhergesehene Anschaffungen (87 Prozent) oder um sich Wünsche zu erfüllen (74 Prozent). 66 Prozent sparen, weil es sie beruhigt.

Die Angst, in einer Notfallsituation nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben, treibt “nur” 58 Prozent der Befragten an. 2018 war der “Notgroschen” mit 86 Prozent Zuspruch noch das dominierende Sparmotiv. wid/rlo

Elektromobilität vernichtet Arbeitsplätze

Elektroautos werden für eine saubere Art der Fortbewegung gehalten. Doch ein flächendeckender Umstieg auf die schnurrenden Stromer hätte wohl auch seine Schattenseiten. Durch die Umstellung auf Elektromobilität könnten etwa 75.000 Arbeitsplätze wegfallen, berichtet die Süddeutsche Zeitung und bezieht sich auf eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation im Auftrag der IG Metall und des Verbands der Automobilindustrie (VDA).

Der Prognose zufolge dürfte der Personalbedarf vor allem bei vielen Zulieferern in den kommenden Jahren deutlich sinken. Auch die Folgen für kleinere Unternehmen können drastisch sein, wenn sie beispielsweise ihre Komponenten für Verbrennungsmotoren nicht mehr gewinnbringend verkaufen können. Zwar entstehen auch Arbeitsplätze, wenn der Bedarf an Batterien und Technik für E-Autos steigt: Die Ökonomen rechnen mit einem Plus von rund 25.000 Stellen. Diese sind beim Minus von 75.000 Jobs allerdings schon rausgerechnet.

Die Studie basiert auf dem Szenario, dass bis 2030 etwa ein Viertel aller Fahrzeuge in Deutschland rein elektrisch angetrieben wird. Das heißt aber auch: 60 Prozent der Fahrzeuge haben dann noch einen Otto- oder Dieselmotor, der Rest sind Plug-in-Hybride.

Das Szenario setzt gleichzeitig voraus, dass die Komponenten für Hybrid- und Elektrofahrzeuge weitgehend in Deutschland hergestellt werden – was keineswegs gesagt ist. In der E-Mobilität ist China einen großen Sprung voraus: Bereits seit 2016 rollen in der Volksrepublik mehr als 650.000 E-Fahrzeuge auf der Straße, und den Chinesen stehen laut Experten aktuell mehr als 70 E-Modelle zur Verfügung. mid/rlo

Immer mehr Unternehmen knacken die Milliarden-Schwelle

Die Zahl der Unternehmen, die pro Jahr mehr als eine Milliarden Euro umsetzen, sind um 35 gestiegen. Die jetzt insgesamt 551 Firmen mit Milliarden-Umsatz machen fast ein Drittel aller Umsätze in der deutschen Volkswirtschaft. Die Zahlen lieferte nun das Statistische Bundesamt (Destatis) über Erhebungen im Rahmen der Umsatzsteuer-Voranmeldung aus dem Jahr 2017.

Insgesamt gaben im Jahr 2017 rund 3,3 Millionen Unternehmen Umsatzsteuer-Voranmeldungen mit einem voraussichtlichen Umsatz in Höhe von fast 6,4 Billionen Euro (ohne Umsatzsteuer) ab. Der Wert der Lieferungen und Leistungen (Umsatz) stieg damit gegenüber 2016 um 4,5 Prozent an. Die Zahl der steuerpflichtigen Unternehmen blieb hingegen fast konstant (plus 0,01 Prozent). Die aus den angemeldeten Umsätzen resultierenden Umsatzsteuer-Vorauszahlungen summierten sich 2017 auf 171 Milliarden Euro (plus 2,2 Prozent gegenüber 2016).

Die mit Abstand höchsten Umsätze wurden im Verarbeitenden Gewerbe (rund 2,2 Billionen Euro) und im Handel einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (rund zwei Billionen Euro) angemeldet. Zusammen erzielten diese Bereiche über zwei Drittel des Gesamtumsatzes.

Mit 4,2 Millionen Euro Umsatz je Unternehmen wurde in Hamburg der höchste Durchschnittswert in einem Bundesland erzielt. In den Flächenländern war der durchschnittliche Umsatz pro Unternehmen in Baden-Württemberg mit 2,5 Millionen Euro am höchsten. wid/wal

Gewerkschaft warnt vor Fachkräftemangel im Kreis Ludwigsburg

Touristen zieht es in heimische Betten: Die Tourismus-Region Stuttgart verzeichnete im vergangenen Jahr 9,1 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland. Das sind 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die NGG Stuttgart beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Bundesamtes, das die Beherbergungszahlen der deutschen Reisegebiete ausgewertet hat. NGG-Geschäftsführer Hartmut Zacher spricht von einer „starken Bilanz – die jedoch nur mit dem starken Engagement der Beschäftigten überhaupt möglich ist“.

Allein im Landkreis Ludwigsburg beschäftigt das Gastgewerbe nach Angaben der Arbeitsagentur rund 7.100 Menschen. „Allerdings fehlen hier zunehmend Fachkräfte – auch, weil die Branche ein waschechtes Image-Problem hat“, ist Zacher überzeugt. Ein Hauptgrund: immer extremere Arbeitszeiten. Zwar gehöre das Arbeiten am Abend oder am Sonntag für Hotelfachleute und Kellner fest zum Job. „Aber in den vergangenen Jahren sind die Schichten deutlich länger und die Erholungszeiten kürzer geworden. Das macht nicht jeder ewig mit“, so der Geschäftsführer der NGG-Region Stuttgart.

Zacher kritisiert insbesondere die Forderungen von Unternehmern, das Arbeitszeitgesetz zu lockern. „Geht es nach dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), dann sollen 13-Stunden-Arbeitstage bald zum Normalfall werden. Aber hier steht die Gesundheit der Beschäftigten auf dem Spiel. Nicht umsonst gibt es gesetzliche Grenzen“, so Zacher. Das Arbeitszeitgesetz schreibt eine Regelarbeitszeit von acht Stunden täglich vor. In Ausnahmefällen kann sie auf zehn Stunden ausgedehnt werden.

Nach einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin steigt das Unfallrisiko nach der achten Arbeitsstunde exponentiell an. Und wer oft im Schichtdienst arbeitet, der hat ein erhöhtes Risiko, am Herzen oder an Diabetes zu erkranken.

„Die guten Übernachtungszahlen und steigende Umsätze zeigen, wie groß der Einsatz der Beschäftigten in der Gastronomie und Hotellerie ist“, sagt Zacher. Im Kreis Ludwigsburg arbeiteten gerade gelernte Fachkräfte „längst am Limit“. Die dürfe man nicht mit „Horror-Arbeitszeiten“ verprellen. Schon jetzt falle es der Branche schwer genug, Schulabgänger für eine Ausbildung zu gewinnen.

Die NGG warnt davor, das Gastgewerbe zum „Vorreiter für ausufernde Arbeitszeiten“ zu machen. Bei einer aktuellen Branchenumfrage der Gewerkschaft gaben 81 Prozent der Befragten an, ihre Arbeitsbelastung habe in den letzten Jahren zugenommen. Fast jeder Zweite muss demnach in der Freizeit für den Betrieb einspringen.

Dabei betreffen ungewöhnliche Arbeitszeiten auch viele andere Wirtschaftsbereiche. Bundesweit arbeitet mittlerweile jeder vierte Beschäftigte regelmäßig am Wochenende, so der aktuelle Mikrozensus. Das sind rund neun Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – und 700.000 mehr als noch im Jahr 2010. In der Hotellerie und Gastronomie liegt die Quote der Wochenendarbeiter sogar bei 86 Prozent, hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ermittelt. Hinzu komme die Arbeit auf Abruf, von der im Gastgewerbe jeder Vierte betroffen ist. „Wenn der Chef per WhatsApp in letzter Sekunde die Dienste verteilt, dann können Beschäftigte ihren Alltag kaum planen“, kritisiert Zacher.

Statt längere Arbeitszeiten zu fordern, sollten Hoteliers und Gastronomen die Branche attraktiver machen: „Das fängt bei einer guten Ausbildungsqualität an und reicht bis zur Bezahlung nach Tarifvertrag. Und wenn das Personal Spaß an der Arbeit hat, dann kommen die Gäste auch gern wieder.“

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