Nach Krankenhausreform: Hunderte Kliniken in westdeutschen Großstädten vor dem Aus

Berlin – Nach der Verabschiedung der Krankenhausreform im Bundestag erklärt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), dass vor allem in westdeutschen Großstädten Kliniken geschlossen werden müssen.

“Ein paar Hundert Häuser werden sterben, viele davon in westdeutschen Großstädten”, sagte der SPD-Politiker der “Bild am Sonntag”. Er begründet diesen Schritt: “Es ist ganz klar, dass wir in zehn Jahren spätestens ein paar Hundert Krankenhäuser weniger haben werden. Das ist auch richtig so. Für diese Krankenhäuser haben wir nicht den medizinischen Bedarf.”

Schon jetzt stehe jedes dritte Bett leer, außerdem gebe es zu wenig Personal. Lauterbach: “Es ist auch ein Gewinn der Qualität, wenn wir wie in anderen Ländern auch die Versorgung mit komplizierteren Eingriffen zentralisieren.”

Auch eine Reduzierung der Anzahl der Krankenkassen hält Lauterbach für sinnvoll. “Wir können uns ein paar Dutzend Krankenkassen weniger gut vorstellen. Es muss aber über die Qualität kommen und daher machen wir jetzt per Gesetz die Qualität der Krankenkassen vergleichbar. Das gefällt übrigens auch nicht jedem Krankenkassen-Manager.”

red

Kritische Versorgungslage: Kliniken befürchten OP-Absagen wegen Medikamentenknappheit

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fürchtet, dass es wegen Lieferengpässen bei Medikamenten zur Absage von Operationen kommen könnte. Das berichtet das “Handelsblatt”.

Derzeit werden wichtige Mittel für Operationen, allen voran Spül- und Injektionslösungen, Narkose- aber auch Schmerzmittel knapp. Schon Mitte Juni habe in einigen Krankenhäusern die Absage von OPs gedroht, weil Spüllösungen fehlten, heißt es von der DKG. “Wir befürchten, dass es auch in den kommenden Monaten wegen der Situation zur Absage von Operationen kommen kann.”

Die Hersteller von Infusions- und Spüllösungen, B. Braun und Fresenius Kabi, sagten der Zeitung, die Nachfrage sei deutlich gestiegen. Trotz erhöhter Mengen und Vollauslastung haben sie Schwierigkeiten, diese zu bedienen. Krankenhäuser kaufen deswegen zu höheren Preisen Produkte im Ausland zu.

Der Mangel könnte nach Einschätzung von Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, bald auch in den öffentlichen Apotheken spürbar sein, die ambulant operierende Ärzte und Pflegeheime versorgen, bei denen der Bedarf für Kochsalzlösungen sehr hoch sei.

red

Hoffnung für das Klinikum Ludwigsburg: Fördermittel für dringend benötigte Sanierungen bewilligt

Von Ayhan Güneş

Ludwigsburg – Die finanzielle Situation der Krankenhäuser in Deutschland spitzt sich zu, und viele Kliniken stehen derzeit vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Das Klinikum Ludwigsburg bildet hier keine Ausnahme. Mit einer jährlichen Versorgung von rund 34.000 stationären und etwa 136.000 ambulanten Patienten sowie einem Mitarbeiterstab von rund 3.200 Beschäftigten spielt das Klinikum jedoch eine unverzichtbare Rolle in der medizinischen Versorgung des Landkreises.

Die angespannte Haushaltslage des Bundes erschwert die Situation zusätzlich, indem Mittel zur Unterstützung der Strukturveränderungen knapp sind. Hinzu kommt eine Preisspirale, die sich unaufhörlich weiterdreht, und das Thema Fachkräftemangel, das mit überdurchschnittlich hohen, krankheitsbedingten Personalausfällen einhergeht und zu Leistungs- und Erlöseinbußen führt.

Das Klinikum Ludwigsburg hat Kosten in Höhe von 19,7 Millionen Euro angemeldet, die nun von Experten geprüft werden. Diese Mittel sollen dringend notwendige Stationssanierungen und den Ausbau eines hochmodernen Herzkatheterlabors ermöglichen. Diese Investitionen sind von entscheidender Bedeutung, um die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten und die Infrastruktur des Klinikums zu verbessern.

Angesichts dieser Herausforderungen ist die Nachricht über die Förderung des Ludwigsburger Klinikums aus dem diesjährigen Krankenhausbauprogramm ein Hoffnungsschimmer in schwierigen Zeiten. Die Landtagsabgeordnete Silke Gericke (Grüne) betonte die Bedeutung leistungsstarker und moderner Krankenhäuser für die Gesundheitsversorgung und begrüßte die Zusage von Fördermitteln als ein starkes Signal für Ludwigsburg und die medizinische Versorgung.

“Die Krankenhäuser sind das Rückgrat unseres Gesundheitssystems. Es ist unsere Aufgabe, sie fit für die Zukunft zu machen”, sagte Gericke. “Mit dem Jahreskrankenhausbauprogramm fördern wir gezielt sinnvolle Bauvorhaben, stärken damit unser Gesundheitssystem und sichern wohnortnahe medizinische Versorgung in ganz Baden-Württemberg.”

Die Förderung des Ludwigsburger Klinikums ist Teil des Jahreskrankenhausbauprogramms 2024, das landesweit Fördermittel in Höhe von 248 Millionen Euro für insgesamt zwölf Baumaßnahmen und drei Planungsraten vorsieht. Dies gab das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration am Dienstag, den 9. April, bekannt. Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung in der Region zukunftssicher aufzustellen.

Im Doppelhaushalt 2023/24 stellt das Land insgesamt 910 Millionen Euro für die Krankenhäuser im Land bereit.

red

Lauterbach verspricht Rettung von Kliniken durch Krankenhausreform

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verteidigt die umstrittene Krankenhausreform.

“Wir machen ja die Reform, um die Häuser, die gebraucht werden, zu retten”, sagte der Minister am Donnerstag dem ZDF bei einer Interviewaufzeichnung, die am Abend im “Heute-Journal” gezeigt wird. “Wenn wir die Reform jetzt nicht machen würden, dann würde es in den nächsten Jahren ein Krankenhaussterben geben von einem ungeahnten Ausmaß.”

Seiner Ansicht nach machen die neuen Finanzierungsregeln Sinn: “Die Krankenhäuser kriegen 60 Prozent als Vorhaltepauschale und die restlichen 40 Prozent nur über die Fälle. Das heißt, die kleinen Häuser auf dem Land werden zuerst durch die Reform gerettet und hätten ohne die Reform keine Perspektive”, sagte Lauterbach.

red

Krankenhaus-Personal immer öfter Opfer von Gewalttaten

Besorgniserregende Entwicklung: Immer häufiger kommt es in deutschen Krankenhäusern zu Gewaltdelikten wie Körperverletzung und Raub. Laut einer Umfrage des “Spiegels” bei allen 16 Landeskriminalämtern stieg die Zahl der sogenannten Rohheitsdelikte in medizinischen Einrichtungen bundesweit seit 2019 um 20 Prozent auf 6.894 Taten im Jahr 2022.

In Berlin, wo in der Silvesternacht ein Video für Schlagzeilen gesorgt hatte, in dem zu sehen war, wie ein Patient und seine Brüder in der Ambulanz einer Klinik einen Arzt und einen Pfleger attackierten, liegen bereits Zahlen für 2023 vor. Hier stieg die Zahl der Gewalttaten um 51 Prozent.

Auch in anderen Bundesländern ist der Anstieg entsprechender Delikte teilweise drastisch. Das Saarland verzeichnete einen Zuwachs um 67 Prozent, Bremen um 55 Prozent. In Niedersachsen stieg die Zahl um 46 Prozent auf 559 Taten, in Sachsen-Anhalt um 31 Prozent auf 406 Fälle. In Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, stieg die Zahl der Gewalttaten um 29 Prozent auf 1.571 Delikte.

In fast allen 13 Bundesländern, die seit 2019 Zahlen zu Rohheitsdelikten in Krankenhäusern erheben, ist die Tendenz steigend. Mit einer Ausnahme: Bayern. Dort sank die Zahl entsprechender Straftaten um 11 Prozent.

Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen weisen Gewalttaten in Krankenhäusern erst seit 2020 gesondert aus und sind deshalb nicht berücksichtigt. Nicht alle Bundesländer erheben die Zahlen einheitlich, und der Tatort wurde nicht immer erfasst.

Unklar ist auch, wer Opfer der Straftaten war. Befragungen in Ländern ergaben jedoch, dass medizinisches Personal immer wieder Gewalt erlebt.

red

Schwierige Lage: RKH-Kliniken Ludwigsburg und Markgröningen vor großen Herausforderungen

Ludwigsburg – Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wollen die RKH-Kliniken in Bietigheim und Markgröningen durchhalten. “In den letzten zwei bis drei Jahren ist die Zahl der stationären Patienten zugunsten des ambulanten Bereichs deutlich gesunken”, sagte Jörg Martin, Geschäftsführer der RKH Gesundheit, am Freitag bei der Vorstellung des Unternehmensplan 2024.

Um die bisher stationär behandelten Patienten zukünftig gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten ambulant zu versorgen, benötigten die Kliniken für die entsprechenden baulichen und strukturellen Anpassungen “zusätzliche Investitionsmittel”, sagte er.
Insgesamt malt er aber ein düsteres Bild: Die Umstände könnten für die Kliniken in Deutschland kaum schlechter sein, die angekündigte, dringend notwendige Krankenhausreform sei ins Stocken geraten. Durch die angespannte Haushaltslage des Bundes seien auch keine Mittel zur Unterstützung der Strukturveränderungen zu erwarten, die Preisspirale drehe sich weiter und es kommen erschwerend der Fachkräftemangel und überdurchschnittlich hohe, krankheitsbedingte Personalausfälle mit entsprechenden Leistungs- und Erlöseeinbrüchen hinzu.

Landrat Dietmar Allgaier (CDU) sagte, sehr wichtig wäre, dass die Krankenhausreform mit Nachdruck vorangetrieben werde. Trotz der hohen finanziellen Belastungen, die der Landkreis Ludwigsburg seit mehreren Jahren zu tragen habe, unterstützte er die Kliniken im Landkreis mit Zuschüssen: 2023 gleicht der Landkreis einen Verlust von rund 13 Millionen Euro aus. “Die politischen Rahmenbedingungen für die Kliniken sind schlechter denn je, und es werden Bundes- und Landesaufgaben auf die kommunale Ebene abgewälzt. Dennoch bekennen wir uns weiterhin voll und ganz zur kommunalen Trägerschaft, greifen unseren Kliniken unter die Arme und sichern damit eine hochwertige Gesundheitsversorgung im Landkreis.”
Aus Sicht der Landkreise wäre auch ein Vorschaltgesetz zur Krankenhausreform notwendig, um eine kalte Strukturbereinigung der Krankenhauslandschaft zu verhindern, so Landrat Allgaier, der auch Vorsitzender des Kliniken-Aufsichtsrats ist.

In dieser für die Krankenhäuser sehr schwierigen Situation habe es sich bewährt, dass die Kliniken der RKH Gesundheit seit mehreren Jahren mit Hochdruck an der medizinischen Weiterentwicklung arbeiten und baulich, strukturell und personell gut aufgestellt seien. So wurden neue Fachgebiete wie die Pneumologie etabliert, medizinische Schwerpunkte und Zentren wie das Krebszentrum-Nordwürttemberg gebildet und in den Ausbau der Telemedizin und Digitalisierung investiert.
“Dank der zukunftsweisenden Weiterentwicklung konnten wir unser Leistungsangebot für die Patienten ausweiten, die bei einigen Leistungsbereichen notwendigen Mindestmengen erfüllen und auch unsere Attraktivität als Arbeitgeber steigern”, sagte Anne Matros, Regionaldirektorin der RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim. Dazu zählen die Einführung zahlreicher Mitarbeitervorteile, die Schaffung umfangreicher Bildungsangebote und das Ergreifen vieler Maßnahmen im Bereich der Diversität und Integration.

“Unser Plus und Alleinstellungsmerkmal als überregionales Kompetenzzentrum für Orthopädie und Rückenmarkverletzte ist, dass wir gemeinsam mit unserer Tochtergesellschaft Ortema schon seit vielen Jahren die gesamte orthopädische Behandlungskette hoch spezialisiert anbieten”, sagte Olaf Sporys, Geschäftsführer der RKH Orthopädische Klinik Markgröningen. Die gesetzten wirtschaftlichen Ziele für 2023 können nicht erreicht werden. Auch die zuletzt aufgerufenen einmaligen Bundes- und Landeshilfen decken nicht dauerhaft die tatsächlichen Belastungen durch Kostensteigerungen bei verminderten Umsätzen und nicht gedeckten Fixkosten. “Die einzige Konstante in der Planung ist die Tatsache, dass der Gesetzgeber die Kliniken auch nach der Pandemie im Unklaren lässt”, sagte Landrat Allgaier.

2024 sollen wieder rund 60.000 stationäre Patienten und 210.000 ambulante Patienten versorgt werden, in den Kreissälen werden etwa 4.700 Kinder erwartet, sagte Axel Hechenberger, Kaufmännischer Direktor der RKH Gesundheit.

red

Ludwigsburg im Grippe- und Erkältungsmodus: Kliniken setzen auf kostenlose Schutzmaske für Klinikbesucher

Ludwigsburg – Ein Kribbeln in der Nase, ein Kratzen im Hals – die kalte Jahreszeit hält nicht nur winterliche Freuden, sondern auch unerwünschte Atemwegserkrankungen bereit. Ludwigsburg und Umgebung verzeichnen einen Anstieg von Infekten, der nicht nur COVID und Grippe betrifft, sondern auch gewöhnliche Erkältungen. Diese entfachen nicht nur einen regelrechten Patientenansturm in den Kliniken des Landkreises Ludwigsburg, sondern sorgen auch für steigende Personalausfälle. Das Klinikpersonal steht vor wachsenden Herausforderungen, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) schlägt Alarm und setzt auf Style als wirksame Waffe gegen die Kälte-Epidemie. Studienergebnisse und die Richtlinien des Robert Koch-Instituts unterstreichen die schützende Wirkung eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) gegen die Verbreitung von Atemwegserregern.

Wir sollten alles dafür tun, um zu vermeiden, dass unsere am Patienten tätigen Ärzte und Pflegekräfte an ihre Belastungsgrenze kommen, wie wir dies in der Herbst-Winter-Periode der letzten Jahre erlebt haben“, betont Prof. Dr. Jörg Martin, Geschäftsführer der RKH Gesundheit.

Um die Bevölkerung zu schützen und gleichzeitig den Style-Faktor zu erhöhen, bieten die Kliniken der RKH Gesundheit kostenlos modische Masken für Klinikbesucher an. Diese Aktion zielt darauf ab, nicht nur die Patienten und das medizinische Personal in Schach zu halten, sondern auch die Ausbreitung von Atemwegsinfekten in der Gemeinschaft zu bremsen.

red

Schneller Selbsttest: So erkennen Sie einen Schlaganfall in nur drei Fragen

Seit Jahren kämpfen Fachleute in der Schlaganfall-Behandlung um jede Minute. Das ist wichtig, sagt die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Doch die Entscheidung über das weitere Leben der Betroffenen fällt oft vor der Klinik, wie aktuelle Auswertungen der Stiftung zeigen.

Rund 270.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen Schlaganfall. Er ist die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Ein Jahr nach dem Schlaganfall sind 60 Prozent der Betroffenen weiterhin auf Unterstützung, Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen.

In den meisten Fällen kommt es zum Verschluss eines Hirngefäßes. Das betroffene Gewebe wird nicht mehr mit Blut versorgt, Hirnzellen sterben ab. Entscheidend für den Erfolg der Akutbehandlung ist deshalb die Zeit: Je schneller die Diagnose gestellt und die Behandlung eingeleitet wird, desto weniger Funktionen gehen verloren. Durch die so genannte Thrombolyse lösen Neurologen den Verschluss medikamentös auf.

Vor der Behandlung brauchen Fachleute jedoch eine gründliche Diagnose. Klinikteams arbeiten seit Jahren daran, diese Zeit zu verkürzen. Mit Erfolg, wie eine neue Studie aus den USA zeigt. Jedes Jahr gewinnen sie wenige Minuten. Und Zahlen deutscher Schlaganfall-Stationen belegen: Bei 96 Prozent der Schlaganfall-Betroffenen gelingt es den Klinik-Teams, die Behandlung innerhalb der ersten zwei Stunden in der Klinik einzuleiten.

Doch während Fachleute um Minuten kämpfen, gehen vor der Klinik oft Stunden verloren: Nur 25 Prozent der Patienten erreichen eine Klinik innerhalb der ersten zwei Stunden nach Symptombeginn. Darunter befinden sich auch Menschen, die hilflos und allein sind. Doch oft nehmen Betroffene die Symptome nicht ernst und warten zu lange ab, wie die Erfahrungen vieler Kliniker zeigen. Wenn es darum geht, Menschenleben zu retten und schwere Behinderungen zu vermeiden, liegt das größte Potenzial in der Aufklärung.

Die US-Studie hat errechnet: Jede Stunde, die Patienten später in die Klinik kommen, verringert sich die Wahrscheinlichkeit eines guten Behandlungsergebnisses um 14 Prozent. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe setzt den diesjährigen Welt-Schlaganfalltag am 29. Oktober deshalb unter das Motto “Jeder Schlaganfall ist ein Notfall – 112!”

Sie will aufklären über die Symptome eines Schlaganfalls und das richtige Verhalten im Notfall. Die Schlaganfall-Hilfe hat die kostenlose App “Fast-Test” entwickelt. Mit drei einfachen Fragen lässt sich ein Schlaganfall-Verdacht überprüfen und der Notruf auslösen: www.schlaganfall-hilfe.de/app

mp/asg

Kinderbetten in deutschen Krankenhäusern werden knapp: 10-Jahres-Rückgang alarmierend

Die Situation in deutschen Krankenhäusern für Kinderbetten verschlechtert sich stetig. In den letzten zehn Jahren wurden in Deutschland über 1.100 Kinderbetten in spezialisierten Abteilungen abgebaut, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) kürzlich bekannt gab. Das entspricht einem Rückgang von vier Prozent.

Wenn man die Kinder- und Jugendpsychiatrie ausklammert, ist der Rückgang sogar noch drastischer, mit insgesamt rund 2.000 abgebauten Betten. Gleichzeitig kamen in diesem Bereich gut 900 Betten hinzu. Im Jahr 2022 wurden insgesamt etwa 25.800 Betten für die Behandlung von Kindern in Krankenhäusern registriert – der niedrigste Stand in den letzten zehn Jahren.

Vor einem Jahrzehnt gab es noch über 26.900 Krankenhausbetten für Kindermedizin. Die Auslastung dieser Betten in den Kinderabteilungen ist in diesem Zeitraum ebenfalls gesunken, was auch auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist. Die Zahl der Intensivbetten in Kinderfachabteilungen ist in den letzten zehn Jahren nur leicht zurückgegangen, mit teilweise pandemiebedingten Schwankungen.

Im Jahr 2022 gab es knapp 2.800 Intensivbetten, das sind gut 20 weniger als zehn Jahre zuvor. Intensivbetten machten zuletzt elf Prozent aller Kinderbetten in Krankenhäusern aus. In kleineren Fachrichtungen der Kindermedizin ist der Rückgang der Bettenkapazitäten jedoch deutlicher spürbar.

In der Kinderchirurgie sank die Anzahl der Betten von gut 1.900 im Jahr 2012 auf etwa 1.500 im Jahr 2022. Die Kinderkardiologie verzeichnete im selben Zeitraum einen Rückgang von knapp 600 auf zuletzt gut 500 Betten. In der Neonatologie und der Neugeborenenmedizin wurden von gut 2.400 Betten knapp 300 eingespart.

Die Pädiatrie stellt 2022 mit gut 14.900 Betten mehr als die Hälfte (58 Prozent) der gesamten Bettenkapazität in der Kindermedizin. 2012 waren es noch knapp 16.200 Betten gewesen. Nur die Kinder- und Jugendpsychiatrie verzeichnete einen Zuwachs: Im vergangenen Jahr gab es hier fast 6.800 Betten für Kinder, was gut 900 mehr sind als vor einem Jahrzehnt.

Die Betten in der Kindermedizin sind im Vergleich zu Betten in anderen Krankenhausabteilungen weniger ausgelastet. Während die Kinderfachabteilungen im Jahr 2022 Auslastungsquoten zwischen 56 Prozent (Kinderchirurgie) und 64 Prozent (Neonatologie) aufwiesen, lag die Bettenauslastung in den Krankenhäusern insgesamt bei 69 Prozent. Die einzige Ausnahme bildet die Kinder- und Jugendpsychiatrie, wo die Betten zu 83 Prozent ausgelastet waren.

Im Zehn-Jahres-Vergleich ist die Bettenauslastung in allen Fachbereichen der Kindermedizin zurückgegangen. Die Auslastungsquote in der Pädiatrie, als größte Kinderfachabteilung, sank von 62 Prozent im Jahr 2012 auf 58 Prozent im Jahr 2022. Dieser rückläufige Trend in der Bettenauslastung steht im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie.

red

Studie: Tausende Menschen sterben jährlich in deutschen Krankenhäusern unnötig

In deutschen Kliniken kommt es jedes Jahr zu Tausenden vermeidbaren Todesfällen. Das geht aus einem Papier der Regierungskommission zur Krankenhausversorgung hervor, über das die “Süddeutsche Zeitung” (Donnerstagausgabe) berichtet. Demnach hat die Frage, wo Patienten mit schweren Erkrankungen behandelt werden, weitreichende Auswirkungen auf ihre Überlebenschancen.

Denn in vielen Krankenhäusern entspricht die Behandlungsqualität nicht den höchsten Standards. Als konkrete Beispiele werden in dem Papier der Kommission Schlaganfälle und Krebserkrankungen genannt. So könnten jedes Jahr fast 5.000 Menschen mehr einen Schlaganfall überleben, wenn alle in den dafür zertifizierten Krankenhäusern behandelt würden.

In diesen Kliniken, die über sogenannte “Stroke Units” verfügen, überleben 23,9 Prozent der eingelieferten Patienten das erste Jahr nach dem Schlaganfall nicht. In anderen Häusern sterben im Schnitt 30,4 Prozent binnen zwölf Monaten. Die Behandlungsqualität im Krankenhaus ist demnach relevanter für die Chancen der betroffenen Patienten als eine geringfügig längere Anfahrtszeit bis zur Klinik.

Auch bei Krebspatienten sind die Aussichten laut Papier deutlich besser, wenn die Behandlung in spezialisierten Zentren stattfindet. Insgesamt könnten jährlich 20.404 Lebensjahre von Krebspatienten gerettet werden, würde die Behandlung in zertifizierten Häusern nach höchsten Standards stattfinden, schreibt die Kommission. Diese Kennzahl lässt sich nicht präzise in vermeidbare Todesfälle umrechnen, weil bei manchen Patienten das Leben nur um einige Monate, bei anderen um viele Jahre verlängert und bei dritten vielleicht Heilung erreicht wird.

In einer früheren Analyse der AOK wird die Zahl der vermeidbaren Todesfälle auf etwa 4.700 im Jahr geschätzt. Die Unterschiede zwischen zertifizierten Kliniken und anderen, meist kleineren Krankenhäusern sind je nach Krebsart unterschiedlich groß. Besonders deutlich wird der Unterschied bei Brustkrebspatientinnen.

Hier bedeutet die Behandlung in einer Spezialklinik einen sogenannten “relativen Vorteil im Gesamtüberleben” von 23 Prozent. Bei Prostata- und Gebärmutterhalskarzinomen sind die Erfolgsaussichten mit 17 und 16 Prozent Überlebensvorteil in der Spezialklinik ebenfalls deutlich besser. Grundlage für die Analyse waren Daten der gesetzlichen Krankenversicherung, Qualitätsberichte der Krankenhäuser sowie Daten von medizinischen Registern und Fachgesellschaften.

Auch der GKV-Spitzenverband, der AOK Bundesverband und das Wissenschaftliche Institut der AOK waren beteiligt. Das Papier der Kommission soll am Donnerstag offiziell vorgestellt werden. Es kommt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zupass, der seit Monaten mit den Ländern um eine Krankenhausreform ringt.

red