Wie groß ist die Liebe der Deutschen zum Auto?

Die Deutschen und ihr Auto: Wie weit geht diese Liebe? Dieser Frage ist die aktuelle repräsentative forsa-Studie “Einstellungen zum eigenen Auto” im Auftrag von CosmosDirekt nachgegangen. Mit einer klaren Antwort: Ja, die Zuneigung ist groß und besonders. Die Vernunft allerdings auch. Denn laut der Studie spielen für 88 Prozent der Befragten finanzielle Aspekte beim Autokauf eine wichtige Rolle, für 83 Prozent gehört eine umfassende Sicherheitsausstattung zu ihrem Traumauto dazu.

Mit 86 Prozent liegen emotionalere Faktoren wie ein gutes Fahrgefühl auf Platz zwei, immerhin fast vier von fünf Befragten (79 Prozent) messen einer hohen Umweltfreundlichkeit eine große Bedeutung bei. Design und Farbe sowie Image und Prestige des Autos beziehungsweise der Marke landeten in der Befragung mit 46 und 19 Prozent auf den hinteren Plätzen.

Emotional ist das Verhältnis trotzdem: Jeder Dritte (33 Prozent) bezeichnet das eigene Auto als “einen guten Freund und Begleiter” und fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) ist stolz auf den eigenen Wagen. Es geht auch noch persönlicher: 18 Prozent loben oder schimpfen mit ihrem Auto, zehn Prozent haben ihm sogar einen Namen gegeben.

Umgekehrt ist aber für 62 Prozent der befragten Autofahrer das Auto ein reines Fortbewegungsmittel, die Entscheidung für oder gegen ein Fahrzeug ist für 46 Prozent strikt vernunftgetrieben. Wohl auch deshalb beantworteten die Frage, ob sie ihren jetzigen fahrbaren Untersatz als “Traumauto” bezeichnen würden, nur fünf Prozent der Umfrageteilnehmer mit ja.

Andreas Reiners

 

Windenergie-Anteil liegt bei 19 Prozent

Über die Windenergie wird in Deutschland heftig diskutiert, der weitere Ausbau wurde auch durch die jüngsten Klimaschutz-Initiativen der Bundesregierung nicht wirklich intensiviert. Fakt ist aber: Die Riesen-Dynamos tragen schon jetzt erheblich zur Energieversorgung bei.

So haben die knapp 30.000 Windräder in Deutschland im Jahr 2018 rund 106,4 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt und in das Stromnetz eingespeist. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) hat die Windkraft damit einen Anteil von 19 Prozent an der gesamten deutschen Stromeinspeisung.

Windenergieanlagen an Land erzeugten 2018 rund 92 Milliarden Kilowattstunden, 2017 waren es noch 88 Milliarden kWh. Die Windräder in der Nord- und Ostsee steuerten 19,3 Milliarden kWh bei, 2017 waren es noch 17,7 Milliarden kWh. Das entspricht einem Anstieg um 4,9 und 9,0 Prozent.

Rudolf Huber

Europa mit Zuwächsen, USA und China im Minus

Die internationalen Automärkte bleiben in Bewegung, die Richtungen gehen aber auseinander. Im September verzeichnen die Märkte in Europa, Japan und Brasilien bis zu zweistellige Zuwächse, die Absätze in den USA, China, Indien und Russland gingen hingegen zurück. Das teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit.

Konkret stieg der europäische Pkw-Markt um 14 Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge. Hier machte sich die volle Verfügbarkeit nach den WLTP-bedingten Engpässen im Vorjahr bemerkbar. Die fünf größten europäischen Einzelmärkte konnten zulegen: Deutschland verzeichnete das kräftigste Wachstum (+22 Prozent). Auch Frankreich (+17 Prozent), Italien (+13 Prozent) und Spanien (+18 Prozent) wuchsen zweistellig. Nach den ersten neun Monaten 2019 steht der europäische Pkw-Markt bei einem Volumen von 12,1 Millionen Fahrzeugen, ein Minus von zwei Prozent.

In den USA sank der Light-Vehicle-Absatz (Pkw und Light Trucks) im September aufgrund zweier Verkaufstage weniger um elf Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge. Im bisherigen Jahresverlauf ist der Absatz-Rückgang aber moderat, er liegt bei 12,7 Millionen verkauften Light Vehicles bei minus einem Prozent.

In China sieht es alarmierender aus: Mit 1,9 Millionen Fahrzeugen lag das Marktvolumen sechs Prozent unter dem Vorjahresniveau. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wurden insgesamt 15 Millionen Pkw abgesetzt, ein Rückgang von zwölf Prozent.

Andreas Reiners

Oldenburg trotzt SG BBM einen Punkt ab

Am 5. Spieltag der Handball Bundesliga Frauen musste die SG BBM Bietigheim beim 25:25 (13:14) beim VfL Oldenburg den ersten Punktverlust der aktuellen Spielzeit hinnehmen.

Der Deutsche Meister hatte zunächst ungewohnte Startprobleme in der Oldenburger EWE-Arena. Die Gastgeberinnen überraschten Bietigheim und gingen schnell mit 6:1 in Front, worauf SG BBM-Cheftrainer Martin Albertsen sein Team zur Auszeit bat. Nur allmählich tasteten sich die SG BBM-Ladies wieder an die Niedersächsinnen heran, taten sich aber in der Offensive unnötig schwer. Beim Stand von 9:5 nach 17 Minuten nahm Oldenburg-Coach Niels Bötel seine Auszeit, von der die SG BBM Bietigheim profitierte, die im Anschluss einen 5:0-Lauf zur 10:9-Führung hinlegte. Im weiteren Verlauf gestaltete sich die erste Halbzeit ausgeglichen. So ging es mit einer knappen 14:13-Führung der Oldenburgerinnen in die Pause.

Den besseren Start in den zweiten Durchgang erwischte wieder der VfL, der nach 36 Minuten mit 17:15 in Führung gehen konnte. Rechtsaußen Amelie Berger netzte danach zum Anschlusstreffer ein, Karolina Kudlacz-Gloc markierte den Ausgleich und Maren Aardahl besorgte nach langer Zeit wieder die Führung für den Deutschen Meister, der nun besonnener in der Offensive zu Werke ging – in der Abwehr aber weiterhin ungewohnte Lücken offenbarte, durch die der VfL ein ums andere Mal viel zu leicht zum Torerfolg kam. Wie in Halbzeit eins, setzte sich Bietigheim bei eigener Führung nicht entscheidend ab. Mit 21:21 ging es in die letzten zehn Minuten. Nach 54 Minuten, als Oldenburg mit 24:22 in Führung lag, nahm SG BBM-Cheftrainer Martin Albertsen die fällige Auszeit. Der VfL erhöhte auf 25:22. Bietigheim setzte nun alles auf eine Karte und riskierte mit der offensiven Manndeckung nun alles. 30 Sekunden vor dem Abpfiff legte Fie Woller das 24:25 nach. Maren Aardahl war es schließlich, die den Ausgleich zum 25:25 für die SG BBM erzielte. Der erste überraschende Punktverlust steht damit früh in der Saison zu buche.

SG BBM-Cheftrainer Martin Albertsen zeigte sich dementsprechend enttäuscht über den Ausgang dieser Partie: „Wir haben es uns heute selbst schwer gemacht. Nach dem Rückstand zum Anfang sind wir unter Druck geraten. Oldenburgs Torhüterin hat heute eine Weltklasse-Leistung gezeigt. Am Ende bin ich froh, dass wir doch noch einen Punkt geholt haben.“

Bereits am Samstag, 19. Oktober, ruft wieder die Königsklasse, wenn im 3. Gruppenspiel der EHF Champions League das französische Spitzenteam von Brest Bretagne in der Bietigheimer EgeTrans Arena zu Gast ist.

Tore: Berger 5, Aardahl 4, Kudlacz-Gloc 3, Naidzinavicius 3, Lauenroth 2, Gautschi 2, Woller 2, Loerper 2, van der Heijden 1

 

Bei Krediten verschwenden die Deutschen bares Geld

Im heutigen Tarif-Dschungel kann ein Vergleich bares Geld sparen, ob nun bei Telefon, Strom oder Internet. Beim Stöbern nach besseren Verträgen sind die Deutschen gut unterwegs, denn wie eine aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage zeigt, hat fast jeder Deutsche (91 Prozent) schon einmal während der Vertragslaufzeit nach günstigeren Tarifen gesucht. Einen Bereich sparen die Deutschen aber aus: die Kreditverträge.

Nicht mal jeder dritte Kreditnehmer (29 Prozent) prüft während der Laufzeit, ob es einen günstigeren Kredit gibt. “Wer in der aktuellen Tiefzinsphase von Anfang bis Ende der Laufzeit denselben Zinssatz für seinen Kredit zahlt, verschenkt mit hoher Wahrscheinlichkeit Geld. Kreditnehmer sollten alle sechs Monate prüfen, ob sich eine Umschuldung lohnt”, sagt Alexander Artopé, Geschäftsführer des Kreditportals smava.

Die durchschnittliche Laufzeit von Ratenkrediten beträgt vier Jahre. Aber: 71 Prozent der Kreditnehmer prüfen während dieser Zeit nicht, ob sie zu einem günstigeren Kredit umschulden können. Dadurch wird bares Geld verschenkt. Denn Kredite sind heute günstiger als vor vier Jahren, im Bundesdurchschnitt sanken die Zinsen um sieben Prozent. Wer seinen Kredit vor vier Jahren direkt bei der Bank abgeschlossen hatte, konnte beispielsweise im ersten Halbjahr 2019 durch eine Umschuldung über smava im Schnitt 46 Prozent sparen.

Wie wichtig es ist, sich regelmäßig zu kümmern, zeigt die Tatsache, dass die Zinssätze für Ratenkredite von Monat zu Monat schwanken. Bedeutet: Man kann viel sparen, wenn man einen besonders günstigen Zeitpunkt erwischt. “Besonders niedrige Zinsen lassen sich leider nicht vorhersagen. Kreditnehmer sollten daher regelmäßig Kreditangebote vergleichen, um einen besonders günstigen Moment für die Umschuldung zu finden”, sagt Artopé.

Andreas Reiners

Sicherheit darf nicht lästig sein

Eigentlich sollen die zahlreichen Maßnahmen die Sicherheit garantieren. Oft sorgen sie aber für genervte Mitarbeiter. Das hat eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 503 Unternehmen ab zehn Mitarbeitern ergeben. Immerhin 58 Prozent der Unternehmen geben an, dass das Erfüllen bestimmter IT-Sicherheitsanforderungen die Mitarbeiter nervt.

“IT-Sicherheitsmaßnahmen dürfen die Mitarbeiter nicht drangsalieren”, sagte Marc Fliehe, Leiter Digitales beim TÜV-Verband (VdTÜV). “IT-Sicherheit muss sich so natürlich wie möglich in den Arbeitsalltag integrieren lassen.” Die Aufgabe: Die Anforderungen einfach halten und gleichzeitig die Mitarbeiter sensibilisieren, dass IT-Sicherheitsmaßnahmen mehr als nur ein lästiges Übel sind. Oder anders gesagt: Benutzerfreundlichkeit führt schneller zu einer notwendigen Anwenderakzeptanz.

Ein Beispiel: Schon heute kann beispielsweise die Eingabe langer Passwörter oder Ziffernfolgen durch biometrische Verfahren wie Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder Iris-Scan ersetzt werden. “Vorgaben wie regelmäßige Passwortwechsel bei der Windows-Anmeldung oder anderen Anwendungen gelten inzwischen als überholt”, sagte Fliehe. “Die Unternehmen sollten ihren Mitarbeitern geeignete Tools wie Passwortmanager, Zertifikate oder biometrische Verfahren zur Verfügung stellen, damit ihnen die Umsetzung von IT-Sicherheitsvorgaben leicht von der Hand geht.”

Eine weitere, wichtige Voraussetzung ist die Weiterbildung. “Zur heute notwendigen digitalen Kompetenz gehört der sichere Umgang mit IT-Anwendungen”, betont Fliehe. Individuell zugeschnittene Lernangebote, die das Kenntnisniveau der Anwender berücksichtigen, schaffen eine Wissensgrundlage und fördern das Bewusstsein für die Notwendigkeit von IT-Sicherheitsmaßnahmen. Dazu gehört auch das Wissen, wie sich Mitarbeiter im Fall eines Cyberangriffs verhalten sollten. Fliehe: “Viele Mitarbeiter empfinden den Umgang mit IT-Sicherheitsmaßnahmen als zusätzliche Hürde und nervig. Aber die Folgen eines erfolgreichen Cyberangriffs nerven noch viel mehr.”

Andreas Reiners

Nobelpreis für Armutsforscher

Die Ökonomen Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer wurden von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften für ihren “experimentellen Ansatz zur Linderung globaler Armut” ausgezeichnet. Nun erklärt Prof. Dr. Hendrik Schmitz, Wirtschaftswissenschaftler der Universität Paderborn, die Forschungsarbeit der Preisträger und erläutert ihre Relevanz für unsere Gesellschaft.

Die mit dem Alfred Nobel gewidmeten Gedächtnispreis ausgezeichneten Ökonomen untersuchen Armut vor allem in Entwicklungsländern. Hier wird in der Regel nicht – wie etwa in Deutschland – der relative, sondern der absolute Armutsbegriff angewendet. Arm ist laut derzeitiger Definition der Weltbank demnach, wer mit weniger als 1,9 Dollar pro Tag auskommen muss. “Die ausgezeichneten Forscher befassen sich verstärkt mit Regionen der Welt, in denen die Ärmsten der Armen leben und legen hierzu eine Armutsgrenze von 99 US-Cent an”, berichtet Schmitz.

Aber weder bei absoluter noch bei relativer Armut gebe es allgemeingültige Grenzen. “Verschiedene Interessengruppen legen verschiedene Kriterien an, je nachdem ob eine höhere oder niedrigere Armutsquote erwünscht ist”, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler. Für die Forschung der Nobelpreisträger sei die Definition der Armutsgrenze allerdings nicht zentral.

Die drei Ökonomen hätten den Nobelpreis vor allem auch für die Etablierung ihrer Forschungsmethode in den Wirtschaftswissenschaften erhalten: den “Feldexperimenten”. Mit dieser Methode könne man rigoros untersuchen, welche Maßnahmen zur Armutsreduktion funktionieren und vor allem auch, welche nicht.

Um zum Beispiel zu testen, welche Maßnahmen für eine bessere Bildung von Kindern sorgen, probieren sie diese einzeln aus. “Sie teilen Schüler nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe erhält zum Beispiel regelmäßige Gesundheitsvorsorge, etwa Wurmkuren, die andere nicht.” Dann würden beide Gruppen über einen längeren Zeitraum verfolgt. Schmitz: “In der Gruppe mit besserer Gesundheitsversorgung bleiben die Kinder deutlich seltener dem Unterricht fern und erzielen bessere Ergebnisse.”

Die Forscher würden so auch viele andere Maßnahmen ausprobieren, etwa das Verteilen von Schulbüchern, die Verkleinerung von Schulklassen oder die Errichtung von Computerräumen, die sich allerdings als deutlich weniger wirksam erwiesen hätten. “Von vielen Maßnahmen, bei denen man annehmen könnte, dass sie alle funktionieren, bleiben nur wenige übrig, bei denen es tatsächlich bewiesen werden kann”, stellt Schmitz klar.

Armutsforschung hat in der Volkswirtschaftslehre lange ein Schattendasein gefristet. “Dies hat sich grundlegend geändert”, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. “Die hohe wissenschaftliche Relevanz zeigt sich natürlich daran, dass der Wirtschaftsnobelpreis an drei Armutsforscher vergeben wurde und damit nicht nur die Forscher, sondern auch das Forschungsfeld geadelt wurden.”

Pkw-Markt schwächelt

Auf dem Automarkt hält sich die Kauflaune in Grenzen. Im langfristigen Vergleich fiel das Neuwagen-Volumen recht niedrig aus, berichtet die Zeitschrift “kfz-betrieb” auf Basis einer Analyse von “Dataforce”.

Der sprunghafte Anstieg des Neuwagenabsatzes im September um 22,2 Prozent findet in verschiedenen Marktsegmenten seine Ursachen. Wie aus einer Analyse der Zulassungszahlen durch die Marktforschung Dataforce hervorgeht, bleibt das Privatkundengeschäft im langfristigen Vergleich aber dennoch sehr schwach.

Zwar stiegen in diesem Segment die Zulassungszahlen um 19 Prozent auf 80.714 Einheiten. Das allerdings sei ausweislich der Dataforce-Datenbank der zweitniedrigste Wert seit dem Jahr 2001 für den Verkauf an Privatpersonen in einem September – der bisher niedrigste Wert stammt aus dem Vorjahr aufgrund des WLTP-Loches mit 67.838 Einheiten, teilt das Blatt mit. Damit gerate das schon seit Jahresanfang schwächelnde Privatkundengeschäft weiter unter Druck.

Lars Wallerang

Der Kürbis ist international und vor allem uralt

Bevor der Kürbis nach Europa kam und auch die deutsche Küche eroberte, war er auf einem anderen Kontinent schon längst ein Klassiker. Doch viele der ursprünglichen Sorten sind inzwischen vom Aussterben bedroht. Die Macher der Kürbisausstellung im Blühenden Barock haben deshalb Maßnahmen ergriffen, um die Urkürbisse zu retten.

Wer kennt sie nicht, die leckeren Kürbisse, die derzeit wieder überall angeboten werden: der Butternut, der Muskat- und der Spaghettikürbis, die Bischofsmütze und – nicht zu vergessen – der kräftig orangefarbene Hokkaido, der unserer geliebten Kürbissuppe so eine herrliche Farbe verleiht. Es gibt sie alle in verzehrtauglicher Größe zu kaufen, dazu findet man mittlerweile jede Menge an unterschiedlichen Rezepten für die Verarbeitung des Fruchtgemüses.

Kaum noch bekannt und erhältlich sind dagegen die Raritäten, die Ur-Kürbisse, die es schon seit hunderten von Jahren gibt und die alle ursprünglich aus Amerika kamen. Ein Großteil dieser Sorten haben wir vor allem den Indianern zu verdanken, deren unterschiedliche Stämme jeweils ihre eigene Kürbisart hatte, z.B. den Lakota oder den Hopi. „Da die Indianer im Rahmen ihres Nomadentums viel herumgereist sind, haben sie mit anderen Stämmen das Saatgut getauscht, so dass auf diese Weise jeder Stamm mehrere Sorten hatte. Dank der fleißigen Bienen wurden die einzelnen Kürbisse durchkreuzt, so dass schon allein bei den Indianern in Amerika eine große Sortenvielfalt entstand“, erzählt Stefan Hinner, der Leiter des Veranstaltungsteams der Ausstellung. „Erst mit Christopher Columbus kamen die ersten Kürbisse nach Europa, wo sie sich dann in die einzelnen Länder verteilt haben und wiederum neu gekreuzt wurden. So ist diese unglaubliche Artenvielfalt auch in Europa und mit der Zeit weltweit entstanden. Allein im letzten Jahr konnten wir unseren Besuchern hier 684 verschiedene Sorten zeigen.“ Zu den europäischen Ur-Kürbissen zählen beispielsweise ländereigene Gewächse wie der französische Muscat de Provence, der Napoli oder der Zucca Mantovana in Italien, der Gelbe Zentner in Deutschland, der Blaue Ungar in Ungarn oder der Bergkürbis aus der Türkei.

Doch was für die Indianer früher existenziell war, ist heute der Nachteil für den hiesigen Verbraucher – diese Kürbisse werden alle sehr groß und können schnell mal fünf bis zehn Kilo oder noch mehr wiegen. „Weil niemand mehr so große Kürbisse kaufen will, werden diese Ur-Arten leider von den Landwirten trotz ihres feinen Geschmacks nur noch selten angebaut und sind vom Aussterben bedroht“, bedauert Hinner. Deshalb haben sich die Macher der Ludwigsburger Kürbisausstellung gesagt: „Diese Ur-Sorten retten wir jetzt!“ Zum ersten Mal wurde hierfür auf einem Testfeld des Kürbiszüchter Jens Eisenmann aus Marbach-Rielingshausen das Experiment gestartet, aussterbende Riesensorten aus Frankreich, Spanien, Russland, aus der Türkei und der Balkanregion anzupflanzen. Welches Saatgut angehen und Früchte erzeugen würde, war für alle Beteiligten nicht absehbar. In den eigens eingeführten Länderwochen für Frankreich, Türkei, Russland, Italien, Spanien und die Region Osteuropa werden jetzt die jeweiligen Ergebnisse präsentiert, erklärt und dürfen zudem verkostet werden. „Wir haben deshalb den neuen Verkaufsstand ‚Geschnitten oder am Stück‘ ins Leben gerufen“, so Hinner. „Dort können die Besucher je nach Bedarf diese ihnen unbekannten, aber sehr schmackhaften Kürbisse geachtelt, geviertelt oder halbiert kaufen und sich Tipps für die Verarbeitung holen. “

Das Angebot der unterschiedlichen Kürbisportionen ist eine absolute Premiere auf der Kürbisausstellung, ebenso der Verkauf des jeweiligen Saatguts. Beides soll helfen, die Nachfrage der Konsumenten wieder zu steigern. „Wenn der Stand bei den Besuchern ankommt und sie das Fruchtgemüse oder dessen Samen zur eigenen Aufzucht kaufen, dann werden wir im nächsten Jahr diese Aktion wiederholen. Somit tragen wir dazu bei, dass die selten gewordenen Kürbissorten erhalten bleiben“, erläutert Stefan Hinner das Engagement. Ihn selbst begeistert an diesen rar geworden Früchten, dass sie nicht nur optisch bereichern, sondern vor allem geschmacklich. „Manche der alten Kürbisse haben ein so besonders intensives Aroma, das wir so in den neuen Züchtungen nicht mehr finden. Manche schmecken wie eine Marone, der Napoli beispielsweise schmeckt unglaublich fruchtig, geht in Richtung Melone, der Blaue Ungar, dessen Scheiben man wunderbar im Ofen backen kann, hat eher ein süßliches Aroma, wieder andere erinnern im Geschmack an Oliven“, schwärmt der Kürbisfachmann, der selbst pro Jahr bis zu 20 Kilo in allen Variationen verspeist.

Form, Farbe, die unterschiedliche Beschaffenheit der Schale sowie der intensive Geschmack der alten Sorten laden geradezu ein, sie auf unterschiedliche Weise zu leckeren Gerichten zu verarbeiten. Der Kreativität sind gerade bei den Ur-Kürbissen keinerlei Grenzen gesetzt. Denn auch, wenn wir sie lieben: Es muss nicht immer nur die Kürbissuppe aus dem Hokkaido sein.

Patricia Leßnerkraus

Die Zukunft ist digital – Siemens und der Mittelstand

Künstliche Intelligenz, digitale Zwillinge, Edge-Computing. Das sind nicht nur Schlagworte für die Großindustrie, sondern sie werden auch für die mittelständischen Auto-Zulieferer und Maschinenbauer zunehmend wichtiger. Siemens will den Mittelstand bei der digitalen Transformation unterstützen. Denn gerade die mittelgroßen Unternehmen waren schon immer das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – und sie sollen es auch bleiben.

Eine größere Herausforderung hat es für die Wirtschaft noch nie gegeben. Der Übergang von der analogen zur digitalen Welt. Denn mit Hilfe der Digitalisierung kann die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschlands gesichert werden. Aber laut einer Studie der Commerzbank nutzt nur rund ein Drittel der kleinen und mittelständischen Unternehmen bereits digitale Daten, um für sich die notwendigen neuen Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Doch die Zeit drängt. Denn die Mittelständler geraten durch Globalisierung und die zunehmende Innovationsgeschwindigkeit immer stärker unter Druck. Der Augsburger Industrieroboter-Hersteller Kuka weiß das aus eigener Erfahrung. Dessen CEO Klaus König sagte beim zweiten Mittelstandsforum in Stuttgart: “Die Entwicklungsgeschwindigkeit und die Adaptierfähigkeit, die wir bei unseren chinesischen Partnern erleben, sind absolut atemberaubend. Es ist wichtig, dass wir auf diese Anforderungen in der entsprechenden Geschwindigkeit reagieren. Und den deutschen Mittelstand global werden lassen.”

Und Thomas Rinn, Geschäftsführer der Unternehmensberatungsgesellschaft Accenture, ergänzte: “Ein Weckruf ist aus unserer Sicht angebracht, weil sich die Unternehmen auf Geschäftsleitungs- und Aufsichtsratsebene tatsächlich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen müssen. Also nicht nur Pilotprojekte freigeben, sondern das Ganze als System betrachten.”

Das ganze System betrachten – das macht der Siemens Digital Industries. Hier hat der Weltkonzern seine digitale Kompetenz für die Industrie gebündelt, um unter anderem noch gezielter Lösungen für den Mittelstand aller Branchen der diskreten und der der Prozessindustrie anbieten zu können.

Für Klaus Helmrich, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO Digital Industries, spielt dabei vor allem die künstliche Intelligenz (KI) eine große Rolle. Gerade in der Fertigung. Helmrich: “Zuallererst ist KI einfach ein Computerprogramm, das sich mit Hilfe maschinellen Lernens ohne menschliches Zutun optimiert und dann auf dieser Grundlage Entscheidungen trifft. Doch zum Lernen braucht KI eine große Menge Daten. Und diese Daten sind nur dort vorhanden, wo Abläufe digitalisiert und Software- und Hardwareplattformen miteinander verknüpft sind.”

Wie KI Arbeitsprozesse verbessern und damit die Wirtschaftlichkeit gerade in der Produktion erhöhen kann, zeigt sich zum Beispiel im Amberger Siemenswerk. Hier erkennt KI, wann die Spindeln der Fräsmaschinen ihre beste Zeit hinter sich haben und schlägt deren Austausch noch vor einem Ausfall vor. “Das minimiert ungeplante Stillstände und spart Kosten”, erläutert Helmrich. KI wird auch bei der Qualitätskontrolle von Leiterplatten eingesetzt. Die Algorithmen rechnen aus, welche Teile schadhaft sein könnten. Und dann müssen nur noch diese in die zeitaufwendige Überprüfung mit Röntgenstrahlen geschickt werden.

Grundvoraussetzung für den Einsatz von künstlicher Intelligenz sind also zum einen eine ausreichend große Datenmenge, zum anderen enorme Rechenkapazitäten, um die entsprechenden Algorithmen zu erzeugen. Das kann auf zwei Arten passieren. Einmal durch Datenverarbeitung in der Cloud, zum anderen durch Edge-Computing, direkt an der Maschine. Zweiteres hat viele Vorteile: Denn dadurch sind die Übertragungswege kurz, intelligente Applikationen verarbeiten die Daten fast in Echtzeit. Außerdem sind betriebsrelevante Daten so geschützt, eine Anbindung an weitere Systeme ist nur notwendig, um die KI-Anwendungen zu aktualisieren.

Cloud-Technologien eignen sich immer dann, wenn große Datenmengen ausgewertet werden sollen, zum Beispiel bei der Bereitstellung von Apps, bei Softwareaktualisierungen oder wenn es um Langzeitstatistiken geht. Eine solche Cloud-Plattform hat Siemens unter anderem auch für den Mittelstand entwickelt. Sie heißt MindSphere und ist ein offenes IoT-Betriebssystem. Die Daten gehören dabei den anwendenden Unternehmen, die auch die Entscheidung treffen, wer Zugriff darauf hat. “Unternehmen aller Branchen und jeder Größe können MindSphere nutzen – vom Automobil- bis zum Getränkehersteller, vom Mittelständler bis zum Großkonzern”, sagt Klaus Helmrich. In das System integriert ist die Low-Code-Plattform Mendix, mit der mobile Anwendungen oder Web-Apps schnell und einfach entwickelt werden können.

Rund um MindSphere gibt es mittlerweile eine eigene Welt. Ein kreatives Ökosystem mit weltweit mehr als 120 Mitgliedern. Die Nutzervereinigung wurde gegründet, um die Plattform weiterzutreiben. Allein in Deutschland sind über 60 namhafte Mittelständler beigetreten. Der Verein soll die einzelnen Mitglieder bei der Entwicklung und Optimierung von IoT-Lösungen sowie bei der Erschließung neuer Märkte in der digitalen Wirtschaft unterstützen.

“Gerade der Mittelstand zeichnet sich seit jeher durch seine Innovationskraft aus”, ist Klaus Helmrich überzeugt. Wichtig sei gerade bei digitalen Lösungsansätzen, dass das geistige Eigentum auch geschützt wird. Noch stammt die Mehrzahl der Patentanmeldungen aus dem Bereich Industrie 4.0 beim Europäischen Patentamt von Großkonzernen. Der Mittelstand ist eher unterrepräsentiert. Dabei sollte diese Zahl den Unternehmen zu denken geben: Laut einer Studie des European Union Intellectual Property Office (EUIPO) erwirtschaften kleine und mittlere Unternehmen, die Inhaber von Rechten ihres geistigen Eigentums sind, einen über 30 Prozent höheren Umsatz pro Mitarbeiter. Patentschutz der sich doppelt auszahlt.

Gerhard Rudolf