Mau ging das vierte Quartal des vergangenen Jahres zu Ende. Doch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin sieht für den neuen Jahresauftakt einen Silberstreif am Horizont. Das DIW-Konjunkturbarometer gibt zunächst aber weiter nach – von 99 auf 95 Punkte. Diese Eintrübung würde in erster Linie die zuletzt enttäuschenden Zahlen aus der Industrie widerspiegeln, die das Barometer – konstruktionsbedingt – als konjunkturelle Abkühlung interpretiert, erklären die Forscher.
Tatsächlich seien aber vorübergehende Sonderfaktoren für die vermeintliche Schwäche verantwortlich gewesen: Die Automobilhersteller erhielten nur nach und nach die Zulassungen für ihre Modelle gemäß dem neuen Abgasprüfverfahren WLTP; solange die Zertifizierung für einen Fahrzeugtyp nicht abgeschlossen ist, sei der Verkauf gestoppt und die Produktion liege auf Eis, erläutert das DIW. Die lange Dürreperiode des vergangenen Jahres habe zudem zu Niedrigwasser geführt und damit für den Transport von Waren wichtige Wasserwege zeitweise lahmgelegt.
“Abgesehen von diesen Sonderfaktoren entwickelt sich die deutsche Wirtschaft aber nach wie vor solide”, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. Da die Hemmfaktoren größtenteils weggefallen sind, werde wohl auch ein guter Teil der Produktionsausfälle nachgeholt – immerhin lägen die Auftragsbestände, auch die aus dem Ausland, auf Rekordniveau.
Dies würde die Wirtschaft im ersten Quartal merklich anschieben. Und auch die Inlandsnachfrage werde angesichts des anhaltenden Beschäftigungsaufbaus dynamisch bleiben. Hinzu komme ein Einkommensschub bei den privaten Haushalten: Die paritätische Finanzierung der Krankenkassenbeiträge beschere Arbeitnehmern seit Jahresbeginn ein merkliches Plus beim Nettoeinkommen. Ergo könnte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal um knapp ein halbes Prozent gegenüber dem vorangegangenen Vierteljahr wachsen. wid/wal