“In Deutschland haben wir einen volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 50 Mrd. Euro die Woche”: Ludwigsburg24 trifft Fabian Gramling

Für den Landtagsabgeordneten Fabian Gramling herrscht gerade Hochkonjunktur. Der CDU-Politiker aus Bietigheim-Bissingen ist Arbeitsmarktpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und Mitglied im Ausschuss Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau sowie im Europaausschuss. Gemeinsam mit den Wirtschaftsexperten seiner Fraktion ist er mitverantwortlich für die schnell eingeleiteten Maßnahmen für die Corona-Soforthilfe. Seit Tagen kümmert er sich intensiv um besorgte Unternehmen, die vor großen finanziellen Herausforderungen stehen und nicht mehr weiterwissen. Auch um den Engpass bei den Schutzkleidungen für Ärzte, Pflege- sowie Heilberufe sorgt er sich. Im Gespräch mit Ludwigsburg24 gibt er persönliche Einblicke in seine Arbeit und hofft auf die Vernunft der Menschen im Umgang mit dem Covid-19-Virus.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Günes

Herr Gramling, viele Selbständige und Unternehmer fürchten, bald vor dem Ruin zu stehen. Ein Soforthilfeantrag für staatliche Zuschüsse soll das verhindern, aber viele Antragsteller sind verunsichert aufgrund der ständig wechselnden Bedingungen für die Soforthilfe. Wie kann man hier Abhilfe schaffen?
Die Soforthilfe ist ein Instrument, um die Unternehmen in dieser schweren Zeit zu unterstützen, damit sie nicht insolvent gehen. Unser politisches Ziel war, dass die Hilfe möglichst unbürokratisch und schnell erfolgt. Unter normalen Umständen hätte die Ausarbeitung einer solchen Maßnahme rund ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Das ganze Programm wurde aber jetzt aufgrund der dynamischen Lage innerhalb kürzester Zeit mit heißer Nadel gestrickt. Da ist es ganz normal, dass infolge aufkommender Fragen bei den ersten Soforthilfeanträgen nachgebessert und präzisiert wird. Deshalb war ich sowohl mit unserer Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, als auch mit meinen Bundestagskollegen im engen Kontakt. Es war ein Kraftakt, aber ich bin froh, dass wir durch eine Richtlinienänderung aus Berlin die Notwendigkeit der Überprüfung von liquiden Mitteln aus dem Antragsverfahren streichen konnten. Jetzt können die Soforthilfen wirklich unbürokratisch und schnell ausbezahlt werden.

Haben Sie schon einen Überblick, wie viele Anträge eingehen und auch bewilligt werden?
Bis Donnerstag waren in Baden-Württemberg bereits rund 210.000 Soforthilfeanträge gestellt, Fördermittel in Höhe von 36 Millionen Euro wurden bereits ausgezahlt. Kommt es bei der Antragsprüfung zu Unklarheiten, wird der Antrag nicht sofort abgelehnt. Ich bin den Kammern sehr dankbar, dass hier gewissenhaft nachgearbeitet wird, wenn aufgrund von Missverständnissen ein Antrag fehlerhaft ausgefüllt wurde.

Es ist noch nicht absehbar, wie lange der aktuelle Zustand anhält und die Beschränkungen notwendig sind. In Deutschland haben wir einen volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 50 Mrd. Euro die Woche. Deswegen müssen wir die Entwicklung der Fallzahlen genau beobachten und bei den Hilfsmaßnahmen für unsere Wirtschaft gegebenenfalls nochmals nachsteuern. Das ist ein Kraftakt von allen politischen Ebenen. Der Bund hat wichtige Maßnahmen wie zum Beispiel das Kurzarbeitergeld und die Stundung der Sozialversicherungsbeiträge ermöglicht. Im Land werden wir genau hinschauen, wo und wie wir mit Bürgschaften oder zinsfreien Krediten die Liquidität der Unternehmen erhalten können. Auch für Startups ergreifen wir Maßnahmen, dass junge Firmen nicht direkt in die Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz gehen.

Laufen bei den Politikern schon Planungen für Maßnahmen, falls die Soforthilfe über die drei Monate hinaus notwendig wäre?
Das Allerwichtigste ist, dass sich wirklich jeder Bürger an die eigene Nase fasst und sich fragt, wo er seinen Beitrag leisten kann, damit sich der Virus nicht weiterhin so schnell verbreitet und die Fallzahlen rückläufig werden. Ist das der Fall, geht es darum, inwieweit wir die Maßnahmen behutsam lockern können und die Wirtschaft wieder langsam anlaufen kann. Wir benötigen sehr viel Fingerspitzengefühl, um wieder in die Normalität zurückkehren zu können. Das Wirtschaftsministerium arbeitet an weiteren Maßnahmen. Je nach Situation und der weiteren Entwicklung werden wir politische entscheiden müssen, welche Maßnahmen notwendig sind.

Wie lautet Ihre persönliche Einschätzung: Werden die Kinder nach den Osterferien wieder in die Schule gehen können?
Ich glaube, es ist ein Fehler, wenn man politisch in der Öffentlichkeit zu viel von einer Exitstrategie spricht. Das suggeriert den Menschen, dass die Gefahr jetzt vorbei sei. Intern müssen wir es natürlich diskutieren. Die Landtagsverwaltung plant aktuell, dass wir nach den Osterferien wieder in den normalen Sitzungsrhythmus einsteigen – ob mit körperlicher Präsenz in Stuttgart oder per Videokonferenz wird sich zeigen. Die Einschätzung von den Experten ist jedoch, dass wir in knapp zwei Wochen ähnlich erschreckende Bilder aus unseren Krankenhäusern zu sehen bekommen wie zuletzt aus dem Elsass. Ich betone bei jedem Gespräch, dass die Entwicklung der Fallzahlen für weitere Maßnahmen ausschlaggebend ist. Wenn das Wetter in den nächsten Tagen besser wird habe ich die Sorge, dass die Disziplin bei dem ein oder anderen nachlässt. Aus Gesprächen weiß ich, dass viele Menschen endlich wieder mehr Normalität in ihrem Leben haben möchten. Aber das birgt eben die Gefahr, dass die Fallzahlen nochmals ordentlich zulegen könnten. Das wäre für den Schulbeginn, für die anstehenden Schulprüfungen, für den Semesterbeginn an Universitäten, aber auch für die Wirtschaft verheerend.

In Bayern hat man jetzt den ersten Bürger, der die Auflagen missachtet, ins Gefängnis gesetzt. Sollte man bundesweit generell konsequenter bestrafen, wenn die Menschen nicht zur Vernunft kommen? 
Es ist wichtig, dass wir den Menschen unmissverständlich klarmachen, dass wir ihr Leben nicht zum Spaß einschränken. Deshalb ist es wichtig, dass bei einer Missachtung der Schutzauflagen auch deutliche Konsequenzen drohen. Gerade die jüngere Generation ist sehr individuell und frei aufgewachsen. Dass sich in dieser Altersgruppe einige mit den Einschränkungen nur schwer arrangieren können, kann ich nachvollziehen. Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen zu unterstreichen: Wir stützen unsere Wirtschaft mit Milliarden von Euros, damit gerade die junge Generationen auch künftig noch attraktive Arbeitsplätze haben wird. Dafür erwartete ich im Gegenzug auch die notwendige Disziplin.

Wie sieht Ihr persönlicher Corona-Alltag aus?
Von Beginn an habe ich den Virus sehr ernst genommen. Vor zwei Wochen wäre ich beispielsweise noch mit der Polizei auf Streife unterwegs gewesen, damit ich mir ein genaueres Bild über den Streifenalltag der Polizei verschaffen kann. Diesen Termin habe ich abgesagt, um sowohl die Polizisten als auch mich zu schützen. Aber ich habe auch alle anderen Termine, unabhängig von der teilnehmenden Personenzahl, komplett gestrichen. Seither beschränke ich mich auf Homeoffice, was bedeutet, dass ich von morgens bis abends in Telefonkonferenzen sitze oder ich telefoniere mit Unternehmern, Kollegen, der Presse – und ich beantworte unzählige Mails. Ich spüre, dass viele Menschen verunsichert sind und ein großer Bedarf an Informationen vorhanden ist. Deshalb nutze ich auch die sozialen Netzwerke intensiv, um über die neuesten Entwicklungen zu informieren und die Menschen weiter für das Thema zu sensibilisieren. Meine Wohnung verlasse ich momentan tatsächlich nur für den Lebensmitteleinkauf oder für einen gelegentlichen Spaziergang auf den Feldern – um nach einen langen Tag den Kopf ein bisschen freizubekommen.

Was wird am Ende dieser Corona-Krise für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die große Lehre sein? Mit welchen positiven Erkenntnissen oder gar Veränderungen werden wir nach der Pandemie in die Zukunft starten?
Von Lehren möchte ich jetzt noch nicht sprechen, weil wir noch mittendrin stecken. Was ich aber feststelle ist, dass die Gesellschaft in den letzten zwei, drei Wochen deutlich digitaler geworden ist. Der Umgang mit digitalen Medien ist in der Breite der Gesellschaft zum Alltag geworden. Politisch werden wir rückblickend ein Fazit ziehen. Ich finde, dass alle Entscheidungsträger bisher sehr besonnen und schnell reagiert haben.

Ich erinnere nur an die konsequente Rückholaktion von Deutschen aus China, die zuerst unter Quarantäne gestellt wurden, bevor sie zu ihren Familien heim durften. Als das Virus in Italien und Österreich während der Ski-Hochsaison in Europa ausbrach, war mir sofort klar, dass das Virus jetzt auch bei uns sehr schnell ankommen würde. Die Politik hat trotz der dynamischen Entwicklung ihre Handlungsfähigkeit bewiesen und schnell entsprechende Maßnahmen für den Schutz der Bürger, für den Gesundheitssektor und die Wirtschaft unternommen. Ich beobachte auch eine gewachsene Solidarität bei den Unternehmen sowie in der Gesellschaft. Die gewachsene Solidarität und eine größere Wertschätzung füreinander sind ein schönes Zeichen für die Zukunft. 

Glauben Sie, dass die Menschen nach der überstandenen Krise bewusster leben werden?
Da kann ich zunächst mal nur für mich sprechen, denn bei mir ist es definitiv so. Ich merke jetzt schon, dass ich Dinge bewusster wahrnehme, im Lebensalltag auf scheinbare Nebensächlichkeiten achte und mich daran erfreue. Zwar habe ich schon vor sechs, sieben Jahren damit begonnen, mich bewusster und gesünder zu ernähren – insbesondere auch mit regionalen Produkten. Ich will mich künftig regelmäßiger bei meinen Eltern melden, was in der Vergangenheit bei großem Stress oftmals in den Hintergrund gerückt ist. Ich nehme auch die gemeinsame Zeit mit meiner Verlobten noch viel intensiver und wertschätzender wahr.

Was macht Ihre Verlobte beruflich? Ist sie auch im Home Office?
Leona studiert gerade Wirtschaftsrecht im Masterstudium in Nürnberg. Ihr Semesterbeginn hat sich, wie in Baden-Württemberg auch, um fünf Wochen verschoben. Folglich sitzen wir jetzt gemeinsam daheim und haben schon gesagt: Wenn wir diesen Ausnahmezustand zusammen gut überstehen werden, dann kann uns auch im zukünftigen Leben nichts aus der Bahn werfen.

Wann werden Sie heiraten?
Zum Glück stehen wir am Anfang der Hochzeitsplanung. Ich hätte nicht gedacht, an wieviel Dinge man denken muss und was es bereits Monate im Voraus zu planen gilt – auch wegen der großen Vorfreude fühle ich gerade umso mehr mit all jenen mit, die ihr großes Fest jetzt verschieben mussten. Unsere Hochzeit wird mit Sicherheit erst 2021, wenn nicht sogar 2022 stattfinden. Im Augenblick suchen wir noch nach einer geeigneten Lokalität. Im April wollten wir bei einer Location ein Testessen machen, das wir jetzt aber verschieben mussten. Deswegen liegt unsere weitere Planung gerade auf Eis.

Sind Sie ein Romantiker?
Persönlich würde ich die Frage eher verneinen. Meine Verlobte sagt aber, dass ich durchaus romantische Seiten habe, was sie gerade am Anfang unserer Beziehung überrascht hat.

Wie macht sich Ihre romantische Seite bemerkbar? Stellen Sie in der ganzen Wohnung Kerzen auf und verstreuen Rosenblätter?
Meine romantische Ader zeichnet sich eher durch kleine Aufmerksamkeiten aus. Als Politiker ist man viel unterwegs, hat wenig freie Zeit. Deshalb versuche ich ihr im Alltag mit kleinen Überraschungen eine Freude zu machen. Auch als Wertschätzung dafür, dass sie mich immer unterstützt und mir den Rücken freihält.

Stichwort Wertschätzung: Die Solidaritäts- und Respektsbekundungen gegenüber Ärzten und dem Pflegepersonal sind gewachsen. Reicht das aus oder werden die Pflegekräfte auch weiterhin unter Wert geschätzt?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die Pflegeberufe wieder in die Öffentlichkeit und ins Bewusstsein der Bürger gebracht. Und ich finde es für diese Branche extrem wichtig, dass sie sich selbstbewusst darstellt und zeigt, dass sich das Berufsbild im Laufe der Jahre gewandelt hat. Gerade bei den jungen Menschen geht es bei der Berufswahl ums richtige Image eines Betriebs, damit sie sich wohl- und gut aufgehoben fühlen. Worüber wir ganz klar reden müssen ist, was der Gesellschaft die Pflegeberufe wert sind. Das eine ist die gestiegene Wertschätzung in der gegenwärtigen Situation, das andere ist, dass wir diesen Mitarbeitern die gleiche Solidarität entgegenbringen müssen, wenn es künftig um eine bessere Bezahlung geht oder um bessere Arbeitsbedingungen. In der Vergangenheit habe ich leider immer wieder gemerkt, dass in Sonntagsreden gerne gelobt wird. Wenn es aber konkret wird, sehen viele die Sache wieder ganz anders. Es ist unsere politische Aufgabe den Druck so zu erhöhen, dass wir tatsächlich zu Verbesserungen kommen. Es ist im Gesundheitsbereich immer ein schwieriger Spagat. Auf der einen Seite der Wunsch nach einem besseren Gehalt und einer besseren Ausstattung, auf der anderen Seite steht die Finanzierbarkeit.

Glauben Sie, dass die Corona-Krise auch unsere politische Landschaft verändern wird? Dass die rechten und linken Ränder an Bedeutung verlieren und Volksparteien künftig wieder auf einem festeren Fundament stehen?
In einer Krise werden immer Entscheidungen getroffen, die es in normalen Zeiten so nie geben würde. Der Druck zu reagieren ist sehr hoch. Eine politische Lösung die normalerweise undenkbar ist, wird plötzlich konsensfähig. Die Politik beweist damit Handlungsfähigkeit, dass wir Fürsorge und Verantwortungsbewusstsein in allen gesellschaftlichen Bereichen haben. Der Fokus der Bürgerinnen und Bürger und auch der Medien liegt somit fast ausschließlich auf den handelnden Ministern, den Länderchefs und der Kanzlerin. Weil eine große Herausforderung das Tagesgeschehen dominiert, verlieren die teils kruden politischen Forderungen von Links wie Rechts weniger Beachtung. Weniger Aufmerksamkeit bedeutet für sie automatisch weniger Bedeutung. Deswegen stärkt die Krise gerade die politische Mitte, was sowohl in Deutschland als auch in Europa für alle anstehenden Wahlen sehr wichtig ist. Die Volksparteien brauchen einfach wieder mehr Rückenwind. Mit einem klaren Wählerauftrag können wir eine zuverlässige, vernünftige Politik für Deutschland machen. Das ist unser Anspruch.

Wird die Corona-Krise sich auf die anstehenden personellen Veränderungen an der CDU-Spitze auswirken?
Wir wollten auf dem CDU-Bundesparteitag am 25. April einen neuen Vorsitzenden wählen. Der Parteitag wurde bereits vor einigen Wochen abgesagt, einen neuen Termin gibt es noch nicht. Wir haben eine Auswahl an sehr geeigneten Kandidaten, was die Stärke der CDU verdeutlicht. Jeder Einzelne von ihnen hat seine Stärken und Vorteile.

In schwierigen Zeiten ist der Konsens und die Geschlossenheit für eine Partei sehr wichtig. Ich sehe die Chance, dass wir uns auf einen Kandidaten für das Amt des Parteivorsitzenden und damit auch als nächsten Kanzlerkandidaten im Vorfeld einigen können. Aber auch wenn es zu einer demokratischen Abstimmung um den Vorsitz kommt: Die CDU hat in den letzten Tagen bewiesen, dass wir uns als Partei in den Dienst des Landes und der Menschen stellen und Verantwortung übernehmen. An dieser Geschlossenheit wird auch eine mögliche Auswahl unter fähigen Kandidaten nichts ändern.

Letzte Woche haben Sie für unseren Landkreis einen Corona-Drive-Through bei Landrat Allgaier eingefordert. Warum?
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir ehrliche Fallzahlen benötigen und wissen sollten, wie viele Menschen wo infiziert sind. Nur wenn man das weiß, kann man auch effizient die entsprechenden Maßnahmen einleiten. Wir haben in Ludwigsburg einen qualitativ hochwertigen Ansatz, den ich respektiere und von dem ich denke, dass er in der aktuellen Situation gut ist. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir an einem Punkt ankommen werden, wo es vor allem darum geht, schnell zu wissen, ist eine Person infiziert oder nicht. Ein Drive-Through ist dafür prädestiniert. Im Auto ist man vor der Ansteckung geschützt und kann selbst niemanden anstecken, es ist bequem und ein Abstrich kann schnell gemacht werden. Die Herausforderung liegt aktuell jedoch auch an der Kapazität in den Laboren. Jeder Abstrich muss zeitnah auf das Virus überprüft werden können. Gerade hat die Firma Bosch ein Verfahren angekündigt, mit dem man binnen kürzester Zeit zu einem Ergebnis kommt. Ich werde die Entwicklung im Landkreis weiter beobachten und mit dem Landrat im Gespräch bleiben, ab wann eine solche Einrichtung sinnvoll ist.

Viele Menschen haben ihr Leben verloren, wirtschaftlich wurden viele Existenzen vernichtet. Kann man eigentlich irgendjemand dafür zur Rechenschaft ziehen?
Dass man irgendwen dafür verantwortlich machen und zur Rechenschaft ziehen kann, sehe ich weder auf der persönlichen noch auf der politischen Ebene. Es gab schon immer Seuchen und Katastrophen, die die Menschheit heimgesucht haben. Den Nachrichten habe ich entnommen, dass betroffene Skiurlauber aktuell eine mögliche Klage prüfen. In Tirol war ja gerade Ischgl einer der Hotspots für das Virus.

Politisch halte ich nichts davon, als deutscher Politiker auf unsere Nachbarländer zu zeigen. Das hilft niemandem weiter. Aber natürlich wird man rückblickend diskutieren müssen, wie man die Ausbreitung von einem solchen Virus in Zukunft besser unterbinden kann. Wie man gemeinsam besser agieren kann. Gerade der Austausch und Abgleich von Informationen wird hier immer wichtiger. Das hat man bei der Flüchtlingskrise gesehen und wir sehen es jetzt bei der Corona-Krise wieder. 

Der Corona-Virus zeigt, vor welchen ungeahnten Herausforderungen unsere Demokratie in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung steht. Dass es eben nicht selbstverständlich ist, dass wir in Frieden, in Freiheit und Wohlstand leben. In einer freien Gesellschaft, die für Offenheit und für Toleranz steht, die aber auch mit ihren Werten und Traditionen fest verwurzelt ist. Ich hoffe und bin davon überzeugt, dass viele Menschen diesen Segen, hier in Deutschland leben zu dürfen, in Zukunft wieder bewusster wertschätzen und mit ihrem Gang zur Wahlurne unsere Demokratie stärken. 

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn das Leben wieder zur Normalität übergeht?
Ich habe am 5. April meinen Geburtstag, den ich eigentlich wie jedes Jahr mit Freunden und meiner Familie feiern wollte. Das Corona-Virus hat mir hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber deshalb freue ich mich umso mehr, wenn ich meinen Geburtstag im Sommer nachfeiern kann.

Herr Gramling, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

 

 

Ausflüge in der Coronakrise: Was ist erlaubt?

Ostern steht vor der Tür, das Wetter wird besser und die Menschen zieht es bei wärmeren Temperaturen nach draußen. In Zeiten der Coronakrise soll man aber genau das vermeiden, zum Schutz des Gemeinwohls sollen alle Menschen nach Möglichkeit zuhause bleiben und Fahrten auf das Notwendigste beschränken. Trotzdem: Mit Beginn des Frühlings dürfte der Wunsch nach Ausflügen ins Grüne und Spritztouren mit dem Motorrad oder dem Cabrio deutlich zunehmen. Der ADAC klärt auf, was jetzt noch erlaubt ist.

Entscheidend ist, in welchem Bundesland man sich befindet. Während Bayern oder Berlin als Bundesländer mit Ausgangsbeschränkungen einer Vergnügungstour den Riegel vorgeschoben haben, ist eine Ausfahrt in Bundesländern, in denen lediglich ein Kontaktverbot gilt, noch erlaubt.

Bundesländer, in denen strenge Ausgangsbeschränkungen gelten, sind Bayern, das Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin. Hier muss zum Verlassen der Wohnung immer ein wichtiger Grund vorliegen. Der Kontakt zu bestimmten Personengruppen ist zusätzlich beschränkt. Bei Kontrollen muss ein wichtiger Grund glaubhaft gemacht werden. In den anderen Bundesländern herrscht Kontaktverbot. Das bedeutet, dass der Kontakt nur zu bestimmten Personen zulässig ist und ein vorgegebener Abstand zu anderen Personen eingehalten werden muss.

Laut ADAC wären die strengeren Beschränkungen jedoch in allen Bundesländern sinnvoll. Bewegung an der frischen Luft ist zwar wichtig, dies sollte aber möglichst im näheren Wohnumfeld stattfinden. Entscheidend ist der Mindestabstand zwischen Personen von zwei Metern – und der kann gerade an beliebten Ausflugszielen oft nicht eingehalten werden. Deshalb rät der ADAC zum jetzigen Zeitpunkt von solchen Ausflügen dringend ab.

Doch nicht alles ist in Corona-Zeiten verboten: Sport, Spazierengehen und Bewegung an der frischen Luft sind in jedem Bundesland gestattet. In den meisten Bundesländern darf man allein, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Haushalts an die frische Luft – nach Möglichkeit aber nur in der unmittelbaren näheren Umgebung und unter Beachtung des Mindestabstands.

Andreas Reiners

Corona-Bilanz: 38 Prozent weniger Neuzulassungen im März

Jetzt ist es amtlich: Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wurden im März 2020 exakt 215.119 Personenkraftwagen neu zugelassen. Das ist gegenüber dem Vorjahresmonat ein Rückgang um 37,7 Prozent. Die gewerblichen Neuzulassungen brachen um 39,6 Prozent, die privaten um 34,4 Prozent ein. Und: Das erste Quartal 2020 wird mit einem Rückgang von 20,3 Prozent abgeschlossen.

Betroffen von der Corona-Krise waren laut KBA alle deutschen Marken. Der Umfang lag zwischen minus 20,7 Prozent bei Mini und minus 84,4 Prozent bei Smart. “VW war mit 18,9 Prozent anteilsstärkste Marke”, so die Behörde.

Bei den Importmarken verzeichnete Subaru mit plus 1,6 Prozent als einzige Marke einen Neuzulassungszuwachs. Relativ glimpflich kam Lexus mit minus 2,8 Prozent davon, am schlimmsten erwischte es Alfa Romeo mit minus 63,2 Prozent.

Während die Wohnmobilzulassungen im März um 2,3 Prozent höher lagen als im Vorjahresmonat, gab es in allen anderen Segmenten Minus-Zahlen. Das KBA: “Die Kompaktklasse war mit 21,1 Prozent, trotz der um 37,2 Prozent verringerten Stückzahlen, das stärkste Segment, gefolgt von den SUV, die einen Anteil von 20,3 Prozent bei einem Rückgang von 37,5 Prozent erreichten.” Geländewagen büßten 26,2 Prozent ein, mit minus 67,3 Prozent fiel der Zulassungsrückgang bei den Minivans am deutlichsten aus.

Dreistellige Zuwächse gab es bei den alternativen Antriebsarten: 28.735 neue Hybride ergeben ein Plus von 62,0 Prozent, 10.329 Elektrofahrzeuge machen einen Zuwachs von 56,1 Prozent aus. Erdgas-Pkw legten um 8,6 Prozent zu, flüssiggasbetriebene Pkw fuhren minus 89,8 Prozent ein. Interessant: Benziner schrumpften im März 2020 um 48,3 Prozent, Diesel “nur” um 39,3 Prozent.

Rudolf Huber

Wie das Coronavirus das Einkaufsverhalten verändert

Das Coronavirus verändert das Einkaufsverhalten. Denn durch die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie müssen viele Verbraucher zu Hause bleiben. Onlineshopping ist deshalb angesagt. Eine interessante Frage: Was wird in Zeiten der Coronakrise besonders gekauft? Das Vergleichsportal Check24 gibt Antworten.

Zurzeit besonders beliebt im Shoppingbereich bei Check24: Tischtennisplatten. Die Zahl der Bestellungen stieg um knapp 300 Prozent. Außerdem haben viele Kunden für Ersatz zum Gang ins Fitnessstudio gesorgt. Fitnessgeräte und Zubehör wie Hanteln, Schlingen- und Rollentrainer oder Gymnastikmatten verkauften sich dreimal so häufig wie sonst.

Es muss aber nicht nur sportlich sein. Auch Puzzles gingen dreimal häufiger über die virtuelle Ladentheke. E-Book-Reader verkauften sich um 130 Prozent besser und die Verkäufe von Konsolen und Videospielen stiegen um 76 Prozent. Auch bei Windeln, Kamera-Drohnen, Home-Office-Zubehör, Kinderspielzeug und Haarschneidegeräten gab es eine erhöhte Nachfrage.

Es gibt aber auch Verlierer der Krise: So verkaufte sich Reisezubehör wenig überraschend schlechter. Bei Koffer und Trolleys ging die Nachfrage um 43 Prozent zurück. Ähnliche Rückgänge der Bestellungen gab es bei Produkten für Outdoor-Aktivitäten wie Fußballbekleidung (minus 36 Prozent) oder Wanderequipment (minus 25 Prozent). Kindersitze fürs Auto wurden 26 Prozent weniger verkauft.

Übrigens: In der Zeit, in der Menschen vermehrt von zu Hause arbeiten und weniger vor die Tür gehen, verringerte sich auch die Nachfrage nach Körperpflegeprodukten.

 

Öffentliche Kassen: Der letzte Überschuss

Tiefschwarze Zahlen wie die von 2019 wird es in den nächsten Jahren nicht mehr geben. Denn der Öffentliche Gesamthaushalt wird von den Auswirkungen der Corona-Krise auf absehbare Zeit tief in den roten Bereich gedrückt. 2019 sah das noch ganz anders aus – was der Regierung jetzt finanziellen Spielraum verschafft.

Laut Statistischem Bundesamt (destatis) erzielten Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen im Jahr 2019 einen Finanzierungsüberschuss von gewaltigen 45,2 Milliarden Euro. “Damit war der Finanzierungssaldo im sechsten Jahr in Folge positiv”, heißt es bei der Behörde. Die Ausgaben des Öffentlichen Gesamthaushalts stiegen im Jahr 2019 gegenüber 2018 um 4,8 Prozent auf 1.497,4 Milliarden Euro. Die Einnahmen erhöhten sich um 4,1 Prozent auf 1.542,7 Milliarden Euro.

Rudolf Huber

Fitness-Training für Senioren

Schwitzen erlaubt – aber es darf nichts zwicken oder schmerzen: Genau so muss sich ein sinnvolles Krafttraining für Senioren anfühlen. Zunehmend raten Altersforscher dazu, dass auch Silverager dreimal die Woche je 25 Minuten mit gezielten Übungen der nachlassenden Muskelkraft und dem Knochenschwund entgegenwirken – gerne auch in den eigenen vier Wänden.

Zum Start sollten die Sportler fünf Minuten auf der Stelle gehen und die Arme locker schwingen. “Für das Krafttraining genügen wenige Utensilien wie Hanteln und ein Gymnastikband”, heißt es bei Experten. Für Einsteiger reichen 0,5-Kilo-Hanteln, Fitte greifen zur 1- oder 2-Kilo-Variante. Aber auch gefüllte Plastikflaschen sind geeignet.

Dehnbare Gymnastikbänder gibt es in unterschiedlichen Stärken, für Einsteiger genügt ein leichter Widerstand.

Für den neuen “Senioren Ratgeber” haben eine Sport- und eine Physiotherapeutin ein Präventionsprogramm entwickelt, das ganzheitlich die wichtigsten Muskelgruppen fürs Alter fit macht. Und ein Test verrät Senioren, wie hoch ihr Muskelschwund-Risiko ist und wie ihnen das Training helfen kann.

Rudolf Huber

Coronavirus und Kinder: Tipps für Eltern

Eltern stehen in Zeiten der Coronakrise vor besonderen Herausforderungen, denn aufgrund geschlossener Kitas und Schulen ist der Nachwuchs seit einiger Zeit zuhause. Dabei müssen vor allem Kleinkinder nicht nur beschäftigt werden, Eltern sollten ihnen die Ausnahmesituation auch erklären. Doch wie erklären sie ihrem Kind am besten die aktuelle Situation? Die Universität Trier hat Links mit geprüften Informationen für Kinder, Jugendliche und Eltern zusammengestellt (www.uni-trier.de/index.php?id=72512).

Unter den Tipps finden sich unter anderem ein Bilderbuch und Videos der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), die Kindern erklären, was das Coronavirus ist und wie es sich verbreitet. “Besonders wichtig in der aktuellen Situation ist, dass Kinder mit ihren Eltern über das sprechen können, was sie bewegt”, sagt Tanja Hechler, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Universität Trier. Gut zu wissen: Eltern dürften ihren Kindern durchaus zeigen, wenn sie selbst besorgt sind. Gleichzeitig ist es wichtig, den Kindern beim Verstehen der eigenen Reaktion zu helfen, und natürlich auch, auf sich selbst in diesen besonders herausfordernden Zeiten zu achten.

Wichtig dabei: Eltern sollten ihre Kinder vor einem zu intensiven Konsum an Medienberichten zu Corona schützen. Ein weiterer Tipp ist, trotz Kita- und Schulschließung einen regelmäßigen Tagesablauf beizubehalten. Gemeinsames Essen jeden Tag zur selben Zeiten hilft ebenso wie eine feste Zeit fürs Zubettgehen.

Andreas Reiners

Wegen Corona: Verstärkte Kontrollen der Ludwigsburger Polizei am Wochenende

Das kommende Wochenende verspricht schöne Frühlingstage mit angenehmen Temperaturen. Die Erfahrungen des letzten Wochenendes lassen vermuten, dass trotz der bestehenden Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie viele Personen Zeit im Freien verbringen und sich dabei in Parks und Grünflächen aber auch auf den Wochenmärkten aufhalten werden. Dabei beobachtete die Polizei laut eigenen Angaben in letzter Zeit bereits viele Situationen, in denen sich einzelne Personen und Familien zwar an die Regeln der Corona-Verordnung hielten, in der Gesamtheit aber die notwendigen Mindestabstände unterschritten wurden und letztlich zu größeren Menschenansammlungen führten.

“Wir können sehr gut nachvollziehen, dass die Bürgerinnen und Bürger gerade in der Zeit sozialer Einschränkungen den Weg ins Freie suchen,” sagt Polizeivizepräsident Frank Spitzmüller. “Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass bei der Zahl der Infizierten in Baden-Württemberg gerade die Landkreise Ludwigsburg und Böblingen stark belastet sind, bitten aber eindringlich darum, sich sowohl im eigenen Interesse als auch im Interesse aller anderen an die Abstandsregeln zum Aufenthalt im öffentlichen Raum zu halten. Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, die nach wie vor dynamische Entwicklung durch das eigene Verhalten so gut wie möglich einzudämmen und dadurch letztlich Menschenleben zu retten.”

Das Polizeipräsidium Ludwigsburg wird laut einer Pressemitteilung die Kontrollmaßnahmen mit eigenen Kräften und mit Unterstützung durch das Polizeipräsidium Einsatz weiter intensivieren. Festgestellte Verstöße sowohl im öffentlichen als auch privaten Bereich werden dabei konsequent verfolgt und geahndet, gibt die Behörde bekannt.: “Wir sind bisher mit der gebotenen Sensibilität und dem nötigen Augenmaß vorgegangen und haben es in vielen Fällen bei einem aufklärenden Gespräch belassen,” ergänzt Spitzmüller. “Dennoch stellen wir nach wie vor viele Verstöße fest. Uneinsichtiges oder verqueres Verhalten werden wir ausnahmslos zur Anzeige bringen.”

An beliebten Plätzen, an denen sich viele Menschen aufhalten, wird die Polizei gegebenenfalls auch Lautsprecherdurchsagen durchführen, um sie zur Beachtung der Regeln anzuhalten.

Lebensmittelindustrie arbeitet in Ludwigsburg laut Gewerkschaft am Limit

Sie sorgen für Nachschub im Supermarkt: Die rund 3.800 Menschen, die im Landkreis Ludwigsburg in der Lebensmittelindustrie arbeiten, leisten in der Coronavirus-Pandemie einen entscheidenden Beitrag dafür, dass Essen und Trinken nicht knapp werden. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen. „Überstunden und Extra-Schichten sind in der Lebensmittelindustrie schon seit Wochen an der Tagesordnung. Die Menschen arbeiten am Limit, damit Aldi, Lidl, Rewe, Edeka & Co. die Ware nicht ausgeht“, sagt Hartmut Zacher von der NGG-Region Stuttgart. Die Politik habe dies erkannt und die Lebensmittelbranche für „systemrelevant“ erklärt. Bei den Beschäftigten allerdings tauchen gerade jetzt viele Fragen auf, so die Gewerkschaft. 

„Klar ist, dass die Versorgung mit Lebensmitteln an der Industrie, aber auch am Bäcker- und Fleischerhandwerk nicht scheitert. Wenn Nudelregale einmal leer oder Tiefkühlpizzen ausverkauft sind, dann liegt das vor allem an übertriebenen Hamsterkäufen und an Problemen in der Logistik“, macht Zacher deutlich. Scharfe Kritik übt der NGG-Geschäftsführer vor allem aber auch an den Vorgaben von Supermarktketten. Die Konzerne forderten von den Herstellern auf der einen Seite, in der Krise noch schneller und noch mehr zu produzieren. Zugleich wolle man die Preise drücken. „Das geht letztlich auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ohnehin unter Volllast arbeiten“, so Zacher. 

Da es, wie auch die Politik bestätigt, in der Lebensmittelindustrie derzeit keinerlei Versorgungsengpässe gibt, warnt die NGG vor geplanten einschneidenden Eingriffen in das Arbeitszeitgesetz. „Corona darf nicht dafür herhalten, die Höchstgrenzen bei der Arbeitszeit auszuhebeln. In Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen haben wir in der Lebensmittelindustrie längst die nötige Flexibilität, um Hochphasen zu stemmen. Sonst wären die Supermarktregale ja längst leer“, betont der Gewerkschafter. Gesetzliche Standards seien wichtig. Sonst leide am Ende die Gesundheit der Beschäftigten: „Wer eine 12-Stunden-Schicht in der Backwarenindustrie hinter sich hat, bei dem steigt die Unfallgefahr“, sagt Zacher. Das derzeit gültige Arbeitszeitgesetz setze ein klares Limit: nicht mehr als zehn Stunden am Tag und nicht mehr als 60 Stunden pro Woche. 

Auch der richtige Arbeitsschutz sei mit Blick auf den laufenden Hochbetrieb in der Ernährungsindustrie und im Lebensmittelhandwerk „extrem ernst“ zu nehmen. „Die Firmen müssen dafür sorgen, dass genug Schutzkleidung da ist und die Abstandsregeln – etwa an Produktionsstraßen – eingehalten werden. Der Schutz vor Infektionen hat höchste Priorität“, so Zacher. 

 

Coronavirus: Stadt warnt vor Betrugsmaschen

In verschiedenen Städten haben Betrüger zuletzt bundesweit versucht, mit der Angst vor dem Coronavirus Geld zu machen. Davor hat die Landeshauptstadt Stuttgart am Donnerstag, 2. April, in einer Pressemeldung gewarnt. Die Kriminellen setzen dabei teilweise auf perfide Methoden.

So geben sie sich beispielsweise als Amtsperson aus oder wenden den Enkeltrick-Betrug an, heißt es in der Mitteilung. Dr. Martin Schairer, Bürgermeister für Sicherheit, Ordnung und Sport, sagte: „Uns haben Berichte aus mehreren Städten erreicht, wonach Kriminelle versuchen, das Virus für ihre Betrügereien zu missbrauchen. Sie wollen die Verunsicherung der Menschen schamlos ausnutzen, um sich zu bereichern.“ Der beste Schutz gegen Betrüger sei ein gesundes Misstrauen, so Schairer. Teilweise klingeln die Täter an der Haustür und geben sich als Ärzte oder Mitarbeiter des Gesundheitsamts oder des Amts für öffentliche Ordnung aus, die Corona-Tests durchführen wollen. Tatsächlich führen weder das Gesundheitsamt noch das Amt für öffentliche Ordnung unangekündigte Corona-Tests in Privatwohnungen durch.

Die Stadt rät daher:

  • Legen Sie auf, wenn Sie telefonisch aufgefordert werden, kostenpflichtige Tests zu machen
  • Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder das Gesundheitsamt und fragen Sie, ob für Sie ein Test angeordnet wurde
  • Schauen Sie sich Besucher vor dem Öffnen der Tür durch den Türspion oder durch das Fenster genau an
  • Lassen Sie sich bei unerwartetem Besuch von angeblichen Behördenvertretern immer einen Ausweis zeigen
  • Fragen Sie im Zweifel telefonisch bei der Behörde nach, ob ein Mitarbeitender von dort zu Ihnen entsandt wurde
  • Übergeben Sie kein Geld an vermeintliche Tester an Ihrer Haustür
  • Lassen Sie keine Fremden in Ihre Wohnung Auch der sogenannte Enkeltrick erlebt durch das Coronavirus ein Comeback: Die Betrüger suchen im Telefonbuch nach älter anmutenden Vornamen und nehmen anschließend telefonisch Kontakt auf. Sie geben sich als Enkel aus und schildern ihre vermeintliche Notlage.

Dazu rät die Stadt:
– Halten Sie immer Rücksprache mit Ihren Angehörigen
– Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen
– Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen
– Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen

Grundsätzlich gilt: Rufen Sie im Zweifel die Polizei unter 110 an und informieren Sie auch Verwandte, Freunde und Nachbarn über diese neue Art der Betrugsmasche.

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