Sicherheitslücke Keyless-Go: Wie Diebe in Sekunden Autos klauen

Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wurden im Jahr 2022 insgesamt 12.277 kaskoversicherte Pkw gestohlen – 25 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Besondere Sorgen bereiten den Versicherern dabei die sogenannten Keyless Go-Systeme, mit denen Fahrzeuge ohne Betätigung des Schlüssels entriegelt werden können. Sie machen es Kriminellen offenbar besonders leicht, Autos zu stehlen.

Keyless Go, zu Deutsch “schlüsselloses Gehen”, meint das Öffnen und Starten eines Autos, ohne dass der Schlüssel aktiv genutzt bzw. eingesteckt wird. Allein die Nähe des Schlüssels zum Fahrzeug reicht aus, um dieses zu aktivieren. Dazu wird digitale Funktechnik verwendet. Das heißt, der Kfz-Schlüssel sendet dauerhaft ein Funksignal in einem geringen Umkreis aus. Wird dieses Signal des Schlüssels vom Auto aufgefangen, wenn man sich diesem nähert, lassen sich die Türen öffnen und der
Motor kann per Knopfdruck gestartet werden.

Kriminelle können mit einem speziellen Gerät, einem sogenannten Reichweiten-Verlängerer, das Schlüsselsignal gezielt ausfindig machen und nutzen, um ein Fahrzeug zu öffnen, zu starten und damit zu verschwinden. Ganz ohne mechanische Gewalteinwirkung und in Sekundenschnelle. Der Kniff funktioniert übrigens leider selbst durch Hauswände. Und bedauerlicherweise können die Geräte zum Knacken laut ADAC mit wenig Aufwand selbst gebaut werden; die Bauteile im Wert von 100 Euro gibt es im Elektronikhandel.

Dazu zitiert der ADAC die Polizei Karlsruhe mit der Aussage: “Rund 15 Sekunden brauchen Täter um ein Auto, das mit dem Keyless Go-System ausgestattet ist, zu entwenden.” Einfacher geht es demnach kaum. Dies bestätigen entsprechende Tests, die der Automobilclub seit 2016 kontinuierlich durchführt: Die weisen, Stand Oktober 2023, nämlich aus, dass sich fast 80 Prozent der Fahrzeuge mit Keyless-Systemen von Unbefugten problemlos öffnen und wegfahren lassen.

Gegen diese Sicherheitslücke gebe es bislang offenbar nur technische Abhilfe, bedauern die Versicherer – etwa indem man den Keyless-Schlüssel mit Alufolie umwickelt oder in speziellen Schutzboxen sichert. Zudem sollte man solche Schlüssel nicht im Eingangsbereich von Wohnungen bzw. Häusern oder in der Nähe von Fenstern aufbewahren.

Beim Abschließen mit der Funkfernbedienung sollten Autofahrer ferner immer darauf achten, dass das Fahrzeug das Verriegeln durch ein optisches und /oder akustisches Signal quittiert. Denn Diebe können das Funksignal mithilfe von Funkblockern stören. Und beim Verlust eines Autoschlüssels sollte man umgehend eine Fachwerkstatt aufsuchen, damit diese den verlorenen oder geklauten Schlüssel bei Bedarf sperren kann.

Doch welche Versicherung kommt dafür auf, wenn der Funkschlüssel tatsächlich geknackt oder das Keyless Go-System von Autodieben überwunden wurde? Dann zahlt die Kaskoversicherung. Bei einem gestohlenen Fahrzeug ersetzt die Kfz-Teilkaskoversicherung den Schaden. Das gilt genauso für eine Vollkaskoversicherung.

Wenn nicht das ganze Auto, sondern “nur” fest installierte Navis oder andere fest mit dem Fahrzeug verbundene Teile entwendet wurden, deckt diese Schäden eine Teilkasko ab. Mobile Navis, Smartphones, Laptops oder andere Wertgegenstände – kurzum alles, was nicht fest im Auto verbaut ist – werden von der Teilkaskoversicherung hingegen nicht ersetzt. mid/asg

red

Ludwigsburg schreibt Geschichte: Guinness bestätigt neuen Weltrekord

Ludwigsburg – Das Ballonblühen Festival in Ludwigsburg hat Geschichte geschrieben! Am 1. Mai wurde offiziell bestätigt, dass das Festival einen neuen Guinness-Weltrekord aufgestellt hat, indem es 81 Modellballone gleichzeitig in die Luft schickte. Diese beeindruckende Leistung wurde nach einem intensiven Prüfungsprozess vom Guinness World Records Institute anerkannt und markiert einen unvergesslichen Moment für die Stadt Ludwigsburg.

Hinter der abstrakten Bezeichnung “Largest display of model hot air balloons” verbirgt sich eine epische Herausforderung, die die Veranstalter des Ballonblühens mit Bravour gemeistert haben. Am 22. März versammelten sich tausende Besucher, Modellballonpiloten und Prominente, um zu erleben, wie über 80 Ballone gleichzeitig für mindestens 5 Minuten über dem Festivalgelände schwebten. Die Spannung war förmlich greifbar, als die Zahl von 81 Ballonen verkündet wurde – ein Triumph über den bisherigen Rekord aus Asien mit 66 Ballonen.

Die Idee für das Ballonblühen Festival stammt von der Veranstaltungsagentur Eventstifter, die in Partnerschaft mit dem Blühenden Barock Ludwigsburg ein einzigartiges Erlebnis geschaffen hat. Vom 22. bis 24. März konnten Besucher eine faszinierende Welt aus über 80 Modellballonen erleben, die den Himmel über dem Schlossgarten von Ludwigsburg in ein buntes Spektakel tauchten.

Mit über 90 Ballonpilotinnen und -piloten sowie dem gesamten Ballonblühen-Team haben die Veranstalter bewiesen, dass Teamarbeit zu außergewöhnlichen Leistungen führen können. Der neue Weltrekord ist nicht nur eine Anerkennung für ihre harte Arbeit, sondern auch ein Beweis für die kreative Energie und den Gemeinschaftssinn, der Ludwigsburg auszeichnet.

Über Guinness World Records:
Das Guinness World Record Institute ist die weltweit anerkannte Autorität in Sachen Rekorde. Seit der Erstausgabe im Jahr 1955 hat sich das Kultjahrbuch in über 100 Ländern und 21 Sprachen mehr als 150 Millionen Mal verkauft.
Besuchen Sie www.guinnessworldrecords.com für weitere Informationen.

red

Gemeinsamer Appell der Oberbürgermeister der Region Stuttgart: Mehr Unterstützung für Kommunen in der Flüchtlingsfrage

Waiblingen – Die Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister der Region Stuttgart haben bei einem gemeinsamen Treffen am 30. April in Waiblingen einen dringlichen Appell an EU, Bund und Land verabschiedet: Angesichts der anhaltenden Belastung von Kommunen und Landkreisen durch die Verpflichtung, eine weiterhin hohe Zahl geflüchteter Menschen unterzubringen und zu versorgen, fordern sie die zügige Umsetzung von Maßnahmen der Flüchtlingspolitik sowie weitere Schritte zur Eindämmung ungesteuerter Migration und Förderung der Integration vor Ort.

In ihrem Statement unterstreichen die Oberbürgermeister die erheblichen Anstrengungen der Kommunen bei der Aufnahme von Geflüchteten und die bedeutende Rolle zahlreicher Ehrenamtlicher bei der Unterstützung der Integration. Trotz dieser Bemühungen stoßen die Städte jedoch an ihre Grenzen, da die Zahl der Neuankömmlinge kontinuierlich steigt und die Ressourcen begrenzt sind. Die überlasteten Ausländerbehörden und die knappen Möglichkeiten zur Unterbringung und Integration stellen eine zunehmende Herausforderung dar.

Die Oberbürgermeister warnen vor einer sinkenden Akzeptanz für die Aufnahme weiterer Geflüchteter sowie einer Überforderung der Kommunen in ihren vielfältigen Aufgabenbereichen. Daher fordern sie EU, Bund und Land Baden-Württemberg dringend auf, bereits beschlossene Maßnahmen wie die Einführung einer Bezahlkarte und die Beschleunigung der Asylverfahren zügig umzusetzen und den Kommunen die entsprechenden Mittel bereitzustellen. Zusätzlich plädieren sie für weitere Maßnahmen zur Begrenzung der irregulären Migration und eine umfassendere finanzielle Beteiligung des Bundes an den entstehenden Kosten.

Die Oberbürgermeister verweisen dabei auf die bereits 2023 formulierten Forderungen der „Stuttgarter Erklärung für eine realitätsbezogene Flüchtlingspolitik – 12-Punkte-Plan der Kommunalen Landesverbände Baden-Württemberg” und drängen auf deren konsequente Umsetzung.

red

Gesundheitscheck ohne Barrieren: Kostenlose Schnelltests für HIV, Syphilis und Hepatitis-C in Ludwigsburg

Ludwigsburg – Am Dienstag, den 7. Mai, von 16 bis 19 Uhr, lädt das Gesundheitsdezernat des Ludwigsburger Landratsamts in Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe Stuttgart e.V. zur zweiten HIV-, Syphilis- und Hepatitis-C-Schnelltestaktion dieses Jahres ein.

Die Veranstaltung findet im Gesundheitsdezernat des Landratsamts, in der Hindenburgstr. 20/1, 71638 Ludwigsburg, statt und steht allen Interessierten offen. Der Schnelltest wird anonym durchgeführt, und eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich. Vor Ort steht eine qualifizierte sozialarbeiterische Beratung durch die Aids-Hilfe Stuttgart e.V. zur Verfügung. Die ärztliche Betreuung und Diagnose übernimmt Dr. Uschi Traub, eine erfahrene Ärztin des Gesundheitsdezernats.

Bei der Testung wird eine kleine Menge Blut aus der Fingerkuppe entnommen, mit speziellen Reaktionslösungen vermischt und auf ein Testkit gegeben. Das Ergebnis liegt innerhalb weniger Minuten vor. Wichtig ist, dass zwischen einem möglichen Risikokontakt und dem Schnelltest mindestens zwölf Wochen liegen sollten, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten.

Die Testung auf HIV und Syphilis ist kostenlos, lediglich beim Hepatitis-C-Schnelltest freuen sich die Organisatoren über eine Spende. Zusätzlich zu den Tests werden Informationen zu sexuell übertragbaren Infektionen bereitgestellt.

Bei der letzten Schnelltestaktion nahmen 48 Personen teil, wobei bei einem Teilnehmer eine HIV-Infektion und bei zwei Teilnehmern eine Syphilis-Infektion festgestellt wurde. Ein Großteil der Teilnehmer war zwischen 21 und 30 Jahre alt.

Für weitere Informationen steht Dr. Uschi Traub, Leiterin der Gesundheitsförderung, telefonisch unter 07141 144-2520 oder per E-Mail unter gesundheitsfoerderung@landkreis-ludwigsburg.de zur Verfügung.

red

Verwendete Quelle: Landratsamt Ludwigsburg

Grüne warnen vor “brutaler Sparpolitik”

Berlin – In den Verhandlungen um den neuen Bundeshaushalt für 2025 fordern die Grünen mehr Investitionen und eine Reform des Dienstwagenprivilegs. “Eine brutale Sparpolitik würde Deutschland schaden. Es geht jetzt um Verantwortung”, sagte Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch der “Rheinischen Post” (Montagsausgabe).

“Wir müssen in unsere Sicherheit und unsere Zukunft investieren, in Unabhängigkeit von Diktatoren durch den Ausbau heimischer Erneuerbarer Energie, in die Bahn, in funktionierende Brücken”, so der Grünen-Politiker. Tue man das jetzt nicht, werde man es in einiger Zeit um ein Vielfaches teurer bezahlen müssen.

“Wir werden Ausgaben priorisieren. Als Grüne schlagen wir zum Beispiel vor, das Dienstwagenprivileg zu reformieren, das würde dem Haushalt eine Milliardensumme bringen. Gleichzeitig ist klar, es braucht eine Reform der Schuldenbremse, um ausreichend Investitionen möglich zu machen. Alle sagen das, Wirtschaft und Gewerkschaften, der IWF genau wie die Ministerpräsidenten der CDU. Zeit, dass auch Friedrich Merz sich bewegt”, so Audretsch in Richtung des CDU-Vorsitzenden.

red

Heidenheim sichert mit Unentschieden den Klassenerhalt

Heidenheim – Zum Abschluss des 32. Spieltags in der Fußball-Bundesliga haben sich Heidenheim und Mainz mit einem 1:1 unentschieden getrennt. Damit ist Heidenheim auch in der kommenden Saison in der höchsten deutschen Fußball-Liga vertreten,

Heidenheim bleibt damit auf Platz zehn, Mainz auf Relegationsplatz 16 – und nebenbei ist der Abstieg des 1. FC Köln noch nicht komplett perfekt.

Mainz war in der 37. Minute durch Jonathan Burkardt überraschend in Führung gegangen, obwohl Heidenheim viel besser in Spiel gefunden hatte. Im zweiten Durchgang zogen sich die Rheinland-Pfälzer dann schon zurück, was den Gastgebern noch mehr Möglichkeiten brachte und Tim Kleindienst den Ausgleichstreffer in der 65. Minute besorgen lies.

red

 

Verkehrsbericht Ludwigsburg: Wo Sie mit Sperrungen und Baustellen rechnen sollten

Ludwigsburg – Ab Montag, den 06. Mai., tritt der neue Verkehrsbericht für Ludwigsburg in Kraft. Dieser Bericht versorgt die Bürgerinnen und Bürger mit wichtigen Informationen zu Straßensperrungen, Baustellen und eventuellen Verkehrsstörungen. Damit wird den Verkehrsteilnehmern ermöglicht, ihre Routen auf angenehmere Weise zu planen und etwaige Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Am Hirschgraben
Auf Höhe der Straße Am Hirschgraben 33 besteht eine Vollsperrung für den Fahrverkehr
(private Maßnahme) bis voraussichtlich bis 10. Mai.

Bärenwiese
Datum:                           Sperrzeiten:                     Parkfläche:
07.05.2024                      7 bis 11 Uhr                    Vollsperrung  Ost und West
08.05.2024                      7 bis 11 Uhr                    Vollsperrung  Ost und West
11. bis 12.05.2024          7 bis 7 Uhr                      Teilsperrung Ost (100 Plätze)

Riesenrad: Sperrung von 97 Stellplätzen ab dem 9. März bis voraussichtlich Anfang September.

Goetheplatz
Im Bereich Goetheplatz 9 ist die Straße vollständig für den Fahr- und Fußgängerverkehr gesperrt. (Straßenausbau, Strom, Gas, Wasser) bis voraussichtlich 21. Juni.

Löwensteiner Straße
Auf Höhe der Löwensteiner Straße 3 besteht eine Vollsperrung für den Fahrverkehr und eine Sperrung des Gehwegs bis voraussichtlich 15. Mai (Kranstellung).

Obere Gasse
Hier bestehen voraussichtlich bis Ende Dezember Baumaßnahmen in mehreren Bauabschnitten (Herstellung neuer Versorgungsleitungen, Erneuerung Kanäle und Straßenbeläge). In Bauabschnitt 1 ist bis 7. Juni die Straße vollständig für den Fahrverkehr gesperrt.

Schorndorfer Straße
Auf Höhe der Schorndorfer Straße 60 besteht eine spurweise Sperrung bis voraussichtlich Ende Mai (Erneuerung Hauptleitungen Gas, Wasser, Strom).

Solitudeallee
Auf Höhe der Solitudeallee 30 besteht eine halbseitige Sperrung für den Autoverkehr sowie eine Sperrung des Gehwegs und des Radwegs (Auswechslung Wasserleitung, Verlängerung Fernwärme) bis voraussichtlich 7. Mai.

Stuttgarter Straße
Auf Höhe der Stuttgarter Straße 14 besteht eine spurweise Sperrung (Herstellung einer provisorischen Überfahrt) bis voraussichtlich bis Mitte Mai.

Wernerstraße
Auf Höhe der Wernerstraße 61 besteht eine Vollsperrung für den Fahr- und Fahrradverkehr (Kanalsanierung und Gas/Wasser) bis voraussichtlich bis 14. Juni.

red

Verwendete Quelle: Stadt Ludwigsburg

Sensationeller Erfolg: SSV Ulm feiert Aufstieg in die 2. Bundesliga nach 21 Jahren

Ulm – Der SSV Ulm steht als erster Aufsteiger in die 2. Fußball-Bundesliga fest. Die “Spatzen” gewannen am Samstag gegen Viktoria Köln mit 2:0.

Da zeitgleich Jahn Regensburg in Freiburg beim Tabellenletzten verlor, ist für die Ulmer zudem zwei Spieltage vor Schluss bereits die Drittliga-Meisterschaft sicher.

Damit spielt der SSV in der kommenden Spielzeit erstmals seit der Saison 2000/01 wieder zweitklassig. Dabei war Ulm erst im vergangenen Sommer aus der Regionalliga Südwest aufgestiegen. Dieser Durchmarsch gelang zuletzt der SV Elversberg.

Maßgeblich für den Aufstieg war sicherlich eine herausragende Serie der Donauschwaben in der Rückrunde. In diesem Kalenderjahr hat die Mannschaft von Thomas Wörle noch kein Ligaspiel verloren.

red

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VfB gewinnt Südderby: Erster Heimsieg gegen FC Bayern nach fast 17 Jahren

Stuttgart – Südderby am Samstag in der MHP-Arena Stuttgart: Im Duell zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Bayern München sorgte der VfB für eine Überraschung und machte das Rennen um die Vizemeisterschaft in der Bundesliga noch einmal spannend. Mit einem verdienten 3:1-Erfolg gegen die personell stark veränderten Bayern brachten die Stuttgarter die Zuschauer in der ausverkauften MHP-Arena in Stuttgart zum Toben. Das letzte Mal konnten die Schwaben einen Sieg vor heimischem Publikum im November 2007 gegen die Münchner feiern.

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß veränderte seine Startelf nach dem hart umkämpften 2:2 gegen Leverkusen, als sein Team dem Meister kurz vor der ersten Saisonniederlage standgehalten hatte. Diesmal begannen Rouault und Stiller anstelle von Mittelstädt und Millot, die beide aufgrund ihrer 5. Gelben Karte ausfielen.

Auf der anderen Seite rotierte Bayern-Coach Thomas Tuchel nach dem 2:2 gegen Real Madrid im Halbfinalhinspiel der Champions League auf sechs Positionen. Mazraoui, Laimer, Goretzka, Müller, Sané und Musiala fanden sich auf der Bank bzw. waren nicht im Kader, während Davies, Pavlovic, Guerreiro, Gnabry, Choupo-Moting und Tel auf dem Feld standen.

Das Spiel begann mit einem furiosen Start der Stuttgarter, die wacher und spritziger wirkten als ihre Gegner. Stergiou brachte in der ersten Halbzeit die Schwaben vor heimischem Publikum in Führung, als er nach einer Vorlage von Undav den Ball über Bayern-Keeper Neuer hinweg ins Netz hob. Doch die Antwort der Münchner ließ nicht lange auf sich warten. Gnabry fiel nach einer leichten Berührung von Anton im Strafraum, und Kane verwandelte den strittigen Elfmeter souverän.

Auch nach der Pause zeigte das Spiel temporeichen und spannenden Fußball. Neuer bewies seine Klasse und hielt gegen Führich, während auf der anderen Seite Stiller sich in den Schuss von Kane warf und somit einen weiteren Treffer verhinderte. Doch schließlich waren es die Eingewechselten, Jeong (83,) und Silas (90+3), die den VfB endgültig auf die Siegerstraße brachten.

red

Oberster Hüter im Landkreis Ludwigsburg: Polizeipräsident Thomas Wild im Porträt

Einst gemeinsam auf dem Spielfeld auf Torejagd mit späteren VfB-Legenden wie Jürgen Klinsmann und Karl Allgöwer beim Heimatverein SC Geislingen, hat Polizeipräsident Thomas Wild seitdem das Terrain gewechselt. Seit seiner Ernennung im Januar des vergangenen Jahres ist der 60-Jährige als Oberster Hüter des Gesetzes für die Landkreise Ludwigsburg und Böblingen auf Verbrecherjagd.

Im großen Interview mit Ludwigsburg24 gewährt der bekennende FC Bayern-Fan Einblicke in seine Motivation, Herausforderungen und Visionen für die Sicherheit der Gemeinden und lässt auch gleichzeitig tief in sein Inneres blicken.

Ein Interview von Patricia Leßnerkraus und Ayhan Güneş

Seit Januar vergangenen Jahres sind Sie der neue Polizeipräsident in Ludwigsburg. Haben Sie sich gut eingelebt?

Ja, ich habe mich gut eingelebt und fühle mich auch sehr wohl hier. Meine Kolleginnen und Kollegen habe ich inzwischen kennengelernt und kann sie auch alle einschätzen, vor allem diejenigen, mit denen ich besonders eng zusammenarbeite. Mein berufliches Umfeld ist super und Ludwigsburg ist eine wunderschöne Stadt. Ich habe hier eine Zweitwohnung. Wenn ich viele Abendtermine habe, übernachte ich dort. An mindestens zwei Abenden pro Woche versuche ich aber nach Geislingen zu fahren.

Warum ziehen Sie nicht komplett nach Ludwigsburg?

Mein Herz hängt an Geislingen, denn das ist meine Heimatstadt. Dort bin ich geboren, dort habe ich mein persönliches Umfeld, dort leben auch meine Eltern.

Ihre Frau ist nicht bei Ihnen in Ludwigsburg?

Nein, das ist der einzige Wermutstropfen an der Wohnsituation. Aber meine Frau hat ihre Verpflichtungen in Geislingen und lebt folglich weiterhin da. So sind wir halt leider zeitweilig auseinandergerissen.

Wenn Sie mal privat durch die Stadt laufen, werden Sie dann eigentlich von Ihren Mitarbeitern erkannt? Oder können Sie ihnen auf der Straße ganz inkognito auf den Zahn fühlen?

Nein, das geht nicht, sie erkennen mich und winken mir sogar aus dem Streifenwagen heraus zu. Allerdings bin ich in meiner Anfangszeit abends spontan in den Revieren aufgetaucht und habe mich mit den Dienstgruppen unterhalten. Das hat zunächst etwas für Aufregung gesorgt, weil alle dachten, jetzt kommt der Chef und macht Dienstaufsicht. Dabei wollte ich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur ins Gespräch kommen, ihre Meinungen und Einschätzungen hören und ihnen gegenüber auch eine gewisse Wertschätzung ausstrahlen.

Was für ein Typ Chef sind Sie?

Also ich halte mich für einen pragmatischen und mitarbeiterorientierten Chef, dem sehr das Wohl seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Herzen liegt. Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne ins Geschäft kommen, wenn man dort gemeinsam auch mal lachen kann, dann schlägt sich das auf das Arbeitsklima nieder. Das ist mir wichtig. In einem guten Arbeitsklima wird automatisch eine bessere Arbeitsleistung gebracht.

Wie reagieren Sie, wenn Sie richtig sauer sind?

Wenn ich wirklich mal richtig sauer bin, dann verschiebe ich das Gespräch auf den nächsten Tag. Ich versuche immer, meine persönliche Mitte zu finden. Es macht keinen Sinn irgendwie raus zu platzen. Das ist genauso unsinnig, wenn ich aufgeregt bin und gehe in diesem Gemütszustand in eine große Lagesitzung rein. Da übertrage ich diese Aufgeregtheit doch direkt auf alle anderen. Wenn mein Gemütszustand mal kritisch wird, mache ich lieber die Türe zu oder gehe für eine kleine Runde um den Block und überlege dabei, wie ich die Situation nachbereite.

Sie reflektieren sich also durchaus immer wieder selbst.

Ja, ich versuche das tatsächlich. Hin und wieder suche ich mir auch ein, zwei Leute aus dem beruflichen Umfeld, die mir den Spiegel vorhalten und gegebenenfalls Kritik üben. Je höher man aufsteigt, umso weniger trauen sich die Menschen Ihnen fehlerhaftes Verhalten aufzuzeigen. Da bildet sich dann schnell ein  blinder Fleck und man selbst glaubt, man macht alles richtig. Deswegen ist es gut, wenn mir jemand ein bisschen Reflektion geben kann, über die ich mir anschließend meine Gedanken mache.

Stimmt es eigentlich, dass Sie schon als kleiner Junge davon geträumt haben, Polizist zu werden?

Ich war noch gar nicht in der Schule, da war die Polizei tatsächlich schon als Berufswunsch für mich ein Thema. Lokomotivführer oder gar Feuerwehrmann zu werden dagegen nie. Für mich war eigentlich immer klar, dass ich zur Polizei will.

Was hat den kleinen Thomas Wild an der Polizei gereizt? Welches Bild hatten Sie von dem Beruf?

Meine Vorstellung war sicherlich mit dem Gedanken verknüpft etwas Gutes zu tun. Damals nannte man die Polizei ‚dein Freund und Helfer‘. Ich wollte gerne helfen. Dazu kam, dass einer meiner Fußballbetreuer bei der Polizei war. Er hat immer von ganz spannenden Fällen mit Verbrecherjagd erzählt. Das hat mich beeindruckt und er hat mir als Vorbild gedient. Als ich dann älter war, hat sich mein Berufswunsch nochmal konkretisiert. Ich wollte gerne zur Kriminalpolizei. Das Ermitteln und auch mal hinter die Fassaden zu schauen, das habe ich spannend und interessant gefunden.

Dieses Ziel haben Sie tatsächlich erreicht. Wie war das dann für Sie – immer noch spannend oder eher ernüchternd?

Wie in jedem Beruf gibt es auch hier ein Auf und Ab. Es gibt durchaus Phasen, in denen der Job auch mal weniger Spaß macht, er etwas schwieriger ist. Aber rückblickend betrachtet habe ich definitiv den richtigen Beruf ergriffen. Kaum ein anderer Beruf hat so viele unterschiedliche Facetten und in dem man an die Grenzen der Gesellschaft oder sogar darüber hinaus blicken kann und so intensiv mit Menschen zu tun hat. Der Umgang mit Menschen ist für mich ein sehr wichtiger Aspekt.

Sie sind im September 43 Jahre dabei. Gab es in all den Jahren nicht einmal einen Moment in dem Sie gezweifelt und sich gewünscht haben, etwas anderes gelernt zu haben?

Nein, alles in allem würde ich sagen, es ist der ideale Beruf für mich. Als ich beim Mobilen Einsatzkommando war, wurde es natürlich etwas schwierig mit der Lebensplanung. Man war im Einsatz, kam zurück, war vielleicht ein paar Tage daheim, aber musste dann wieder plötzlich zum Einsatz, während Familie und Freunde Wochenende hatten. Da habe ich schon das ein oder andere Mal gedacht, das will ich auch. Aber im gesamten Rückblick möchte ich keine Stunde missen.

Ihre Familie musste mit Sicherheit immer wieder Kompromisse schließen. War das ein großes Thema daheim?

Sie mussten tatsächlich häufiger auf mich verzichten, vor allem wegen meines Studiums an der Polizeiakademie Hiltrup. Das war schon belastend, denn meine Tochter war damals gerade erst drei Jahre alt. Und jetzt die Distanz zwischen Ludwigsburg und Geislingen ist auch nicht ganz einfach, aber wir haben eigentlich immer einen ganz guten Weg gefunden.

Ein Polizist lebt durchaus gefährlich, riskiert bei Einsätzen u.U. seine Gesundheit oder gar sein Leben. Wie sind Sie und Ihre Familie mit dem Thema Angst umgegangen?

Ich war ja lange Jahre bei den Spezialeinheiten, also dem Mobilen Einsatzkommando und dem Spezialeinsatzkommando, da waren durchaus etwas kniffligere und gefährlichere Einsätze dabei. Aber ich habe zu Hause einfach nie über diese Einsätze gesprochen. Ich habe sie einfach ausgeblendet. Aber ich habe auch nie den Eindruck gehabt, dass das Thema Angst bei uns in der Familie eine Rolle gespielt hat.

Wenn Sie jetzt Ihr erstes Jahr als Polizeipräsident in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen Revue passieren lassen, wie lautet Ihre Bilanz?

Dazu kann ich nur sagen: Wir haben eine tolle Polizei mit sehr engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sehr gute Arbeit leisten. Schaue ich mir die polizeiliche Kriminalstatistik an, an der wir ja gemessen werden, können die Bürgerinnen und Bürger in unserem Landkreis sicher leben. Entgegen dem Landestrend sind bei uns die Straftaten jetzt wieder zurückgegangen. Das spricht für die gute Arbeit der Polizei.

Was machen Sie anders als Ihr Vorgänger, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich zu motivieren rauszugehen und sich den dort lauernden Gefahren auszusetzen?

Einen direkten Vergleich zu ziehen, finde ich nicht angemessen. Mir persönlich ist es wichtig, mit meinem Führungskreis ganz offen zu diskutieren und gemeinsam Schwerpunkte, Strategien und Maßnahmen festzulegen. Ich will alle ins Boot holen und beteiligen und nicht von oben nach unten einfach nur etwas verordnen. Ich habe zum Beispiel einen Workshop angeboten mit dem Thema: Wo sehen Sie das Polizeipräsidium Ludwigsburg in drei bis fünf Jahren? Ich wollte wissen, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als gut ansehen und wo wir noch besser werden können. Gerade diejenigen an der Basis, die täglich raus müssen auf die Straße, spüren doch, woran wir gegebenenfalls noch arbeiten müssen. Ihre Meinung ist mir wichtig, um sie in unsere Strategien und Maßnahmen einfließen zu lassen.

Wo läuft es denn gut, wo muss nachgebessert werden?

Die Motivation aller stimmt. Die Leute hier sind sehr kreativ und engagiert. Wenn jemand eine gute Idee hat und diese gefördert wird, dann kommt das Engagement von innen heraus, denn die- oder derjenige macht die Kriminalitätsbekämpfung oder die Verkehrssicherheit dann zur eigenen Sache. Und dadurch kommen gute Ergebnisse heraus. Wenn Sie die Landesstatistiken anschauen, liegen wir hier in vielen Bereichen immer unter den drei, vier Besten.

Wir als Ludwigsburg24 lesen zu unseren Polizeinachrichten sowohl auf der Website als auch auf unseren Social Media-Kanälen, dass die Menschen Ludwigsburg als unsicher empfinden. Nicht generell, aber doch an bestimmten Hotspots wie z.B. am Bahnhof. Jetzt wird befürchtet, dass sich der Arsenal-Platz nach dem Umbau ebenfalls zu einem Brennpunkt entwickeln könnte.

Nehmen wir mal den Bahnhof: Die Zahlen in unserer Statistik spiegeln dieses negative Sicherheitsgefühl der Menschen eigentlich nicht wider. Ich denke, dass andere Faktoren dafür ausschlaggebend sind. Beispielsweise die Gruppen der Jugendlichen rund um den Bahnhof, da man oft in den Medien liest, dass die Gewalt unter jungen Menschen zugenommen hat. Aber auch dunkle und niedrige Räume oder Gänge, ebenso verdreckte Ecken. Das alles wirkt oftmals als vernachlässigter Raum und all das beeinflusst das Sicherheitsgefühlt negativ.

Haben Sie einmal über einen Polizeiposten am Bahnhof nachgedacht?

Nein, ein Polizeiposten dort ist kein Thema, aber wir haben die Lage dort im Blick, zeigen dort mit unseren Sicherheitskräften kontinuierlich Präsenz. Sind wir jedoch zu präsent, erzeugt das wiederum erneut eine Verunsicherung bei den Menschen. Wir können auch nicht überall sein, sondern müssen Schwerpunkte setzen. Wenn wir irgendwo einen Brennpunkt feststellen, dann sind wir da. Darauf können Sie sich verlassen.

Ein Beispiel ist ein Fall aus Ditzingen, wo wir Probleme mit einer Jugendgruppierung hatten, aus der auch Straftaten hervorgingen. Da haben wir zeitnah eine Konzeption entwickelt, die vorsah, dass wir die Ermittlungen verstärken. Wir haben uns personelle Unterstützung geholt vom Polizeipräsidium Einsatz, sind Brennpunkteinsätze gefahren und haben uns auf die Rädelsführer konzentriert. Diese haben wir dann aus der Gruppierung heraus- und festgenommen. Allein das hat schon was mit der Gesamtgruppierung gemacht und deutlich zur Beruhigung der Lage beigetragen.

Wenn Sie jetzt das Gesamtbild der Polizeiarbeit im Blick haben, wo muss Ihrer Meinung nach noch ein wenig justiert werden?

Die Polizei kann nicht alle gesellschaftlichen Probleme lösen. Was mir Sorge bereitet, ist die Zunahme der Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft. Die Rohheitsdelikte haben zugenommen, die Gewalt gegen Helfer hat zugenommen. Da agieren wir natürlich schon durch konsequentes Einschreiten, Ermitteln und Anzeigen der Delikte. Aber dieses Thema muss generell durch Präventionsmaßnahmen in der Gesellschaft angegangen werden. Vielleicht müssen die Menschen wieder lernen, weniger eigensüchtig oder egozentrisch zu sein und erkennen, dass sie nicht allein auf der Welt sind und andere auch Bedürfnisse und Ansprüche haben. Das Denken ist in unserer Gesellschaft augenscheinlich ein wenig verrutscht.

Wie kommt es, dass vermehrt Helfer wie Feuerwehr oder Notärzte bei Einsätzen attackiert werden?

Oftmals spielt Alkohol eine Rolle, der dann anscheinend zur Enthemmung führt. Ein weiterer Aspekt für diese Angriffe sind gruppendynamische Prozesse. Die ersten ein, zwei Leute fangen an zu pöbeln und dann schaukelt sich das langsam hoch. Bei uns in Ludwigsburg sind die Angriffe auf Einsatzkräfte zurückgegangen, wenngleich auf niedrigem Niveau. Im 10-Jahres-Vergleich ist die Gewalt gegen die Polizei tatsächlich angestiegen, aber im Vergleich zum Jahr 2022 hatten wir wieder einen leichten Rückgang. Dennoch wurden 2023 im PP Ludwigsburg 158 Kollegen durch Angriffe bei Einsätzen verletzt. Diese Zahl sagt schon was aus. Die Gewalt gegen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst ist 2023 deutlich angestiegen. 14 Personen mehr als noch im Vorjahr wurden Opfer solcher Gewalt, das ist ein Anstieg von über 100 %.

Können Sie etwas sagen zum anscheinenden Anstieg der Straftaten durch Nichtdeutsche im Landkreis?

Hier befinden wir uns im Bundes- sowie Landestrend. Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist gestiegen. Genauer gesagt sind wir auf einem 10-Jahres-Hoch, dominiert von Rohheits- und Gewaltdelikten wie Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung, Bedrohungen usw. Der Zuwachs der Nichtdeutschen ist exorbitant und das schlägt sich in der Statistik nieder. Darunter ist natürlich eine Vielzahl an Flüchtlingen, vorwiegend junge Männer, so dass hier ein großes Konfliktpotential entsteht. Aber auch die Opferzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen, insbesondere bei den Flüchtlingen, ist angestiegen. Das heißt doch, dass diese oftmals untereinander Straftaten begehen von Bedrohung bis Körperverletzung. Und warum? Sie sind sozial benachteiligt, leben meist in Sammelunterkünften, haben unterschiedliche Herkunft und Religionen. Das ist doch ein Herd für Auseinandersetzungen.

Ist unsere Gesellschaft überfordert mit dem immensen Zuwachs an Flüchtlingen?

Ja, manchmal habe ich diesen Eindruck.

Wenn Sie in die Zukunft blicken, wo liegen Ihre Sorgen und Nöte?

Momentan brennt mir die Umsetzung des Cannabis-Legalisierungsgesetzes ein wenig auf der Seele und die Frage, wie wir damit umgehen und welche Auswirkungen das auf unsere Arbeit hat. Eine große Rolle spielt dabei die Verkehrssicherheit. Wir machen schon viel Prävention, klären viel auf. Aber wir müssen uns auch verstärkt in die Verkehrsüberwachung und die Kontrolle der Fahrtüchtigkeit einbringen. Landesweit registrierte die Polizei 2023 über 6.000 Fahrten, die unter dem Einfluss von Cannabis erfolgten.

In Berlin werden am grünen Tisch Gesetze erarbeitet mit zum Teil nicht immer ganz klaren Vorgaben. Sie als Gesetzeshüter müssen schauen, wie Sie diese im Alltag umsetzen. Fühlen Sie sich von der Politik im Stich gelassen?

Sagen wir mal so: Das Cannabis-Legalisierungsgesetzt ist sehr kompliziert und die fein ziselierte Ausgestaltung, wo man und wer konsumieren darf, welche Abstände zu Örtlichkeiten mit Kindern und Jugendlichen eingehalten werden müssen, muss ja von jemandem kontrolliert werden. Wenn ich mein Personal vermehrt in diese Kontrolle schicke, fehlt es mir ja wieder an anderer Stelle. Wir müssen halt sehr viel situativ entscheiden, uns vor allem auf die Präventionsarbeit konzentrieren, um zu sensibilisieren. Da sind wir jetzt in der Pflicht. Das Ziel Entlastung von Justiz und Polizei sehe ich jetzt vordergründig nicht als erreicht.

Die Polizeiarbeit ist zwar vielseitig und umfangreich, aber wie attraktiv ist dieser Beruf heute noch? Haben Sie Probleme Nachwuchs zu rekrutieren?

Seit langer Zeit haben wir tatsächlich zum ersten Mal unsere freien Plätze nicht alle füllen können. Die Polizei steht natürlich in Konkurrenz mit der Wirtschaft und beide buhlen um die kleiner werdenden Kohorten. Da wird es schwieriger, junge Menschen für unseren Beruf zu begeistern. Ich bin jetzt seit über 42 Jahren dabei und kenne keinen facettenreicheren Beruf als den des Polizisten. Wir haben die Streifen, die Diensthundestaffeln, die Wasserschutzpolizei, die Hubschrauber, die Spezialeinheiten, die Kriminalpolizei. Und selbst letztere ist wieder so fein gegliedert von der  K1 über Cyberkriminalität bis hin zur Fahndung. Man kann sich sehr weiterentwickeln, was mich auch nach so vielen Dienstjahren noch begeistert. Ich selbst bin als Streifenpolizist ausgebildet worden, war bei der Bereitschaftspolizei, bin zum Landeskriminalamt, war beim mobilen Einsatzkommando. Ich war bundes- und sogar europaweit im Einsatz. Das alles habe ich mir bei meinem Einstellungstermin am 1.9.1981 niemals vorstellen können.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Amt in Ludwigsburg und Böblingen?

Die Gesamtverantwortung für das Ganze zu haben, macht schon sehr viel Spaß, aber ist auch sehr herausfordernd. Jeden Tag kommt etwas Neues hinzu. Ich bin froh, so viele unterschiedliche Stationen der Polizei kennengelernt zu haben.

Gibt es Fälle, die Sie noch heute gedanklich oder emotional verfolgen?

Es gibt sicherlich Fälle, die mich belastet haben, aber ich versuche das sehr professionell zu handhaben. Bei der Kripo war ich an der der Bearbeitung einer Vielzahl von Kapitaldelikten beteiligt. Das nimmt einen schon mit. Aber es gibt auch viele schöne Erlebnisse, die ich mir positiv im Gedächtnis halte. Zum Beispiel den Entführungsfall eines Zweijährigen in Emmendingen über mehrere Tage. Als wir endlich den Aufenthaltsort des Kindes hatten und es beim Zugriff unversehrt befreien konnten, da standen allen Beteiligten, auch den Spezialisten, die Tränen in den Augen. Dieser Fall berührt mich heute noch.

Wie verarbeiten Sie die weniger schönen Erlebnisse?

Ich versuche Abstand zu gewinnen beispielsweise durch Spaziergänge mit meinem Hund. Der Hund spürt sofort wie ich drauf bin. Selbst einfach nur dazusitzen und ihn zu streicheln, das baut schon Stress ab. Ich fahre gerne Fahrrad, gehe in die Berge zum Wandern. Zum Leidwesen meines privaten Umfelds mache ich das meistens allein. Aber so bekomme ich am besten den Kopf wieder frei und komme runter.

Ihr Vorgänger hatte das Schreiben als Steckenpferd. Welche große Leidenschaft haben Sie?

Meine heimliche Leidenschaft ist Italien und besonders Venedig. Ich liebe die Landschaft Italiens, ich liebe die Sprache, das Essen und Trinken. Für den Hausgebrauch beherrsche ich sogar die Sprache, ein einfaches Gespräch kann ich problemlos führen.

Was fasziniert Sie an Venedig?

Vor zehn Jahren war ich für ein paar Tage dort und es hat mir total gefallen. Ich gehe meist im Januar, Februar hin, dann ist die Stadt nicht so überlaufen und man kommt mit den Leuten ins Gespräch. Das gefällt mir. Venedig strahlt so ein bisschen eine morbide Eleganz aus.

Sind Sie auch ein Fan der Krimiserie von Donna Leon und ihrem Commissario Brunetti?

Ja, ich mag die Brunetti-Romane, aber noch mehr bin ich ein Fan von Commissario Montalbano von Sizilien. Das sind beide meine Lieblingslektüren.

Und welche Krimis schauen sie im TV?

Am liebsten schaue ich den Tatort aus Münster an, weil mir das Duo Axel Prahl und Jan Josef Liefers in den Rollen so gefällt. Bei ihnen ist immer ein gewisses Augenzwinkern und Humor dabei.

Sind Sie Fußball-Fan und wenn ja, von welcher Mannschaft?

Seit meiner Kindheit bin ich Bayern-Fan. Ich selbst habe bei Geislingen gespielt.

Sie haben einen auffälligen, aber sehr schönen Wandteppich hinter Ihrem Schreibtisch hängen. Hat der eine besondere Bedeutung?

Dieser thailändische Teppich gehörte meinem ehemaligen Chef im LKA, dem Dr. Podolski, Erfinder der Vermögensabschöpfung, und er hing bei ihm im Büro an der Wand. Als er in Ruhestand ging, blieb der Teppich und er wurde zu einem Erbstück, das mich seitdem auf meinem dienstlichen Weg begleitet. Von Ulm, über Göppingen schließlich nach Ludwigsburg. Er ist ein wunderschönes Andenken an meinen ehemaligen Chef – einen ganz tollen Menschen

Sie sind jetzt 60 Jahre alt, der Ruhestand rückt näher. Wie stellen Sie sich die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst vor?

Ich sage nur: Italien, ich komme! Einfach mal mit meiner Frau vier, fünf, sechs Wochen mit dem Auto gemütlich durch Italien bis in den Süden runterfahren, die Menschen und Gegend kennenlernen und ohne Zeitdruck bleiben, wo es mir gefällt.

Herr Wild, wir danken Ihnen für das Gespräch!