Von Uwe Roth
Es ist erst drei Wochen her, als Landrat Dietmar Allgaier (CDU) den Geschäftsführer des neuen „Zweckverbands Stadtbahn im Landkreis Ludwigsburg“ vorstellte. Nun saß Frank von Meißner am Donnerstag neben seinem Chef, um gemeinsam den „Meilensteinplan“ zur Realisierung des rund 250 Millionen Euro-Projekts zu präsentieren. „Der Meilensteinplan und seine öffentliche Vorstellung haben das Ziel, eine ambitionierte, aber auch realistische Einschätzung und Grundlage für das Projekt zu geben“, sagte der Landrat.
Wichtigster Bestandteil des Plans ist eine Zeitachse. Nach der könnte die Bahn auf der reaktivierten Strecke Markgröningen-Ludwigsburg im Jahr 2028 den Betrieb aufnehmen. Die zwei geplanten Stadtbahnlinien mit Niederflurtechnik sind im ersten Quartal 2032 fertig, also in knapp zehn Jahren. So zumindest steht es am Schlusspunkt der Zeitachse. Sie durchqueren dann auf vier Linienästen vom Bahnhof das Stadtgebiet von Ludwigsburg und fahren bis Schlösslesfeld und Oßweil.
Für den Landrat ist es „das zentrale Zukunftsprojekt seiner Amtszeit“, wie er erklärte. „Alle Beteiligten möchten das Projekt realisieren“, versicherte Allgaier. Der Geschäftsführer des Zweckverbands von Meißner versprach „ein sauberes, aber ein möglichst schnelles Verfahren“. Sollten die Genehmigungen der Planungsbehörden schneller als erwartet kommen, könnten die Stadtbahnen schon früher als 2032 fahren. Um zu demonstrieren, dass auch das Land hinter den Planungen steht, war Michael Öhmann aus dem Verkehrsministerium nach Ludwigsburg zur Pressekonferenz gekommen. Der Referatsleiter bestätigte, dass die Reaktivierung der acht Kilometer langen Bahnstrecke zu den Top-Favoriten der förderwürdigen Projekte in Baden-Württemberg gehöre. „Deutlich über 90 Prozent“ der Kosten würden vom Bund und dem Land übernommen, sagte er, um deutlich zu machen, dass das Vorhaben kaum am Geld scheitern werde. „Wir brauchen das engagierte Vorangehen“, lobte der Vertreter des von Winfried Hermann (Grüne) geführten Ministeriums.
Der Landrat ist gleichzeitig Vorsitzender des Zweckverbands. Auf die Frage nach einem Datum für die Fertigstellung der Stadtbahn musste er vor drei Wochen noch passen. Die weitgehend stillgelegte Schienenverbindung zwischen Ludwigsburg und Markgröningen in zwei bis drei Jahren auf Vordermann zu bringen, wie manche meinten, hielt Allgaier damals „für unrealistisch“. In der Zwischenzeit begutachteten zwei Experten der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) die Projektpläne. Die bestätigten die Annahme des Landrats und kamen zum Schluss, dass noch mindestens weitere drei Jahre ins Land gehen werden, bis die Strecke wieder betriebsbereit sei. So müsse das Gleisbett völlig neu gemacht werden. Die AVG gehört der Stadt Karlsruhe. Mit komplizierten Stadtbahn-Projekten und unvorhergesehenen Zeitverzögerungen beim Bau kennt man sich dort sehr gut aus.
Der Landrat ist sichtlich erleichtert, jetzt einen konkreten Zeitplan vorweisen zu können. Ihm gilt dieser als Beleg, dass es der Landkreis ernst mit dem Niederflurbahn-Bau meint. Vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ihr Netz von Remseck nach Pattonville erweitern könnte und – wer weiß – eventuell bis ins Stadtgebiet von Ludwigsburg hinein. Dann wären auf den neuen Schienensträngen die gelben Hochflurbahnen unterwegs. Dezernent Heiner Pfrommer ist im Landratsamt für das Stadtbahn-Projekt zuständig. Er bekräftigte, dass – wie mit der Stadt Ludwigsburg vereinbart – mit der Hochflurtechnik geplant werde. Lediglich Beschlüsse der Gemeinderäte und des Kreistags könnten die Vorhaben abändern.
Die Schienen durch die Innenstadt zu legen, bleibt als große Herausforderung für alle Beteiligten. Die sehr komplexe Planung sei sehr zeitintensiv, heißt es im Meilensteinplan. Die Planer rechnen mit einer Bauzeit von mindestens vier Jahren, wenn nicht ein Anwohner schwere juristische Steine in den Weg legt. Der Zeitplan sei ehrgeizig, aber aus Sicht der AVG realistisch, so das Fazit der Experten.