Hinweise auf Ausreisepläne von Rechtsextremisten ins Kriegsgebiet

Die deutschen Sicherheitsbehörden haben Hinweise auf Ausreisepläne in die Ukraine von mehr als zwei Dutzend Rechtsextremisten. Es lägen “Informationen zu 27 Rechtsextremisten mit Reisebewegungen oder Reiseabsichten” in das Land vor, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums der “Süddeutschen Zeitung” (Montagsausgabe). Bei einer einstelligen Zahl von Extremisten haben die Behörden “tatsächliche Anhaltspunkte” für eine “angestrebte Beteiligung an Kriegshandlungen”.

Zwar geht es nur um eine kleine Gruppe von Verdächtigen, doch die Behörden nehmen die Gefahr ernst. Sie wollen verhindern, dass sich Extremisten an Kriegswaffen ausbilden lassen oder Kampferfahrung sammeln können. Bislang habe die Bundespolizei Ausreisen von Extremisten im einstelligen Bereich verhindert, so das Bundesinnenministerium weiter.

Insgesamt zwölf Rechtsextremisten sind nach Angaben des Ministeriums allerdings auch schon wieder von Reisen aus der Ukraine nach Deutschland zurückgekehrt. Bei den meisten Rückkehrern ist unbekannt, ob sie auch an Kämpfen teilnahmen. “Die Sicherheitsbehörden haben ein großes Interesse daran, die Ausreisen von Extremisten zu verhindern”, so das BMI weiter.

Die Bundesregierung versucht hierzulande gerade, Rechtsextremisten mit strengeren Vorschriften den Zugang zu Waffen zu erschweren. Erst vergangene Woche hatte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) einen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus vorgelegt, zu dem auch Pläne für eine “Entwaffnung” von Extremisten gehören.

red / dts

Erfinder des Notrufs ist gestorben

Der Erfinder der 110: Siegfried Steiger engagierte sich über vier Jahrzehnte für die Modernisierung des Rettungsnotdienstes, nachdem sein 8-Jähriger Sohn nach einem Verkehrsunfall gestorben war, weil der Krankenwagen mehr als eine Stunde brauchte.

Die Björn Steiger Stiftung trauert um ihren Stiftungsgründer, Dr. h.c. Siegfried Steiger, Pionier der Notfallhilfe und Architekt des modernen Rettungswesens in Deutschland, der am 17. März 2022 im Alter von 92 Jahren friedlich zu Hause im Kreise seiner Familie in Winnenden für immer eingeschlafen ist, heißt es in der Mitteilung der Stiftung.

„Mit Siegfried Steiger verliert die Stiftung eine außergewöhnliche und geschätzte Persönlichkeit, die sich mit enormer Tatkraft und Gestaltungswillen für die Ziele der Stiftung eingesetzt hat. Mehr als vier Jahrzehnte hat Siegfried Steiger erfolgreich die Geschicke seiner Stiftung geleitet und maßgeblich geprägt. Es war ihm und seiner vor wenigen Tagen verstorbenen Ehefrau stets ein Herzensanliegen, sich mit der Stiftung für das Gemeinwohl einzusetzen“, sagt Prof. Dr. Jürgen Gramke, Vorsitzender des Präsidialrates der Björn Steiger Stiftung. „Er war ein Visionär, der immer vorausschauend handelte. Vieles, was heute im Rettungswesen selbstverständlich erscheint, ist durch sein Engagement und die Stiftung angestoßen und vorangetrieben geworden. Mit Hochachtung nehmen wir nun Abschied von Siegfried Steiger. Wir werden ihm sowie seiner Ehefrau Ute stets ein ehrendes Andenken bewahren.“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Siegfried Steiger wurde am 15. Dezember 1929 im heutigen Bad Brambach in Sachsen geboren. Nach Kriegsende begann er Ende der 1940er Jahre zunächst eine handwerkliche Ausbildung beim Bau und legte nach einer Lehrzeit drei Gesellenprüfungen ab – als Zimmermann, Gipser sowie als Maurer. Danach folgte ein Studium an der „Ingenieurschule für Bauwesen Chemnitz“ bei Hermann Heuss, dem Bruder des späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss, das er als Diplom-Ingenieur abschloss. 1950 lernte er seine spätere Frau Ute kennen. 1952 flohen erst er, dann später auch seine Frau aus der DDR in die Bundesrepublik. 1953 heirateten Siegfried und Ute Steiger in Stuttgart. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Ab 1955 baute das Ehepaar Steiger ein Architekturbüro in Winnenden auf, das große Bauprojekte umsetzte. Siegfried Steiger realisierte als Diplom-Ingenieur den Bau von über 10.000 Häusern und Wohnungen sowie Einkaufszentren und Fabrikgebäude in ganz Deutschland. 1969 kam die Arbeit für die Stiftung parallel hinzu.

1969 änderte sich das Leben der Steigers schlagartig: Am 3. Mai 1969 verstarb ihr achtjähriger Sohn Björn nach einem Verkehrsunfall. Eine funktionierende Notfallhilfe gab es noch nicht, der Krankenwagen kam erst nach einer Stunde. Björn starb auf dem Weg ins Krankenhaus an einem Schock. Kurz darauf, am 7. Juli 1969, gründete das Ehepaar Steiger die Björn Steiger Stiftung mit dem Ziel, das damals unzulängliche Rettungswesen in Deutschland zu verbessern. Die Ersparnisse des Architekten reichten nicht für die Aufgaben der Stiftung zur Verbesserung der Notfallhilfe. Gemeinsam mit Freunden organisierte das Ehepaar deshalb eine bundesweite Altpapiersammlung. Gleich im ersten Jahr erbrachte diese Aktion Erlöse von 750.000 Mark. Dies war das Startkapital für die ersten Initiativen der „Björn Steiger Stiftung. „Das Leben ihres Sohnes konnte man nicht retten. Meine Eltern setzten daher alles daran, möglichst viele andere Leben zu retten“, sagt Pierre-Enric Steiger, der heutige Präsident der Björn Steiger Stiftung.

Schritt für Schritt wurden Veränderungen auf den Weg gebracht – angefangen bei dem offenen 15-Punkte-Brandbrief, den die Steigers 1969 an alle deutschen Innenminister richteten, um einen funktionierenden und zeitgemäßen Rettungsdienst in der Bundesrepublik zu fordern. Bis 1970 gab es in Deutschland keine staatliche Zuständigkeit, Finanzierung oder Organisationsstruktur für den Rettungsdienst. All diese Grundlagen, die heute selbstverständlich sind, gehen auf Siegfried Steiger zurück, weshalb er auch oft als Architekt des deutschen Rettungswesen bezeichnet worden ist und mit vielen Ehrungen durch den Staat sowie Hilfsorganisationen ausgezeichnet wurde.

Die Liste der durch ihn initiierten Veränderungen, Initiativen und Errungenschaften ist lang: Initiierung der bundesweiten Notrufnummern 110/112, Aufbau von Notruftelefonen an deutschen Straßen, 24-Stunden-Notarztsystem, BOS-Sprechfunkstandard im Rettungsdienst, Schaffung der Rettungsleitstellenstruktur, Aufbau der Luftrettung unter anderem mit der Gründung der heutigen DRF Luftrettung, Handy-Ortung durch Rettungsleitstellen, die Entwicklung und Finanzierung des Babynotarztwagens sowie die Verbreitung von Laien-Defibrillatoren gegen den Herztod und vieles mehr setzte das Ehepaar Steiger durch und machte damit die Stiftung zum Motor und Schrittmacher der modernen Notfallhilfe.

Stets ging es Siegfried Steiger darum, Schwachstellen in der Notfallhilfe aufzudecken und durch Forderungen und eigene Initiativen Lösungen dafür zu finden. Diese trieb er durch Spenden und mit eigenen finanziellen Mitteln voran, etwa im Jahr 1972, als das Projekt Luftrettung in Deutschland vor dem Aus stand, nachdem die Bundesregierung die staatliche Finanzierung für den Rettungshubschrauber Christoph 2 in Frankfurt nicht erfüllen konnte und die Björn Steiger Stiftung anstelle des Bundesinnenministeriums als Käufer einsprang. Mit der Übergabe des Rettungshubschraubers Christoph 2 am 15. August 1972 an die Stadt Frankfurt durch das Ehepaar Steiger wurde der Fortbestand der staatlichen Luftrettung gesichert. Zur Absicherung der hohen Anschaffungskosten verpfändeten die Steigers sogar ihr eigenes Wohnhaus.

Um nicht mehr allein auf den Staat in der Luftrettung angewiesen zu sein, gründete das Ehepaar Steiger am 6. September 1972 die Deutsche Rettungsflugwacht e.V., die heutige DRF Luftrettung, als erste zivile Luftrettungsorganisation in Deutschland. Beinahe 30 Jahre wurde die DRF nicht nur von Siegfried Steiger als Präsident geführt, sondern wurde als Initiative der Björn Steiger Stiftung auch finanziell und inhaltlich mitgetragen und entwickelt. Siegfried Steigers Engagement im Bereich Luftrettung kannte keine Grenzen. So wurde er auch 1988 zum Mitgründer der Luxemburgischen Rettungsflugwacht (LAR) und gab 1990 die Starthilfe der Luftrettung in Ungarn und den Baltikstaaten.

Um die Ziele der Stiftung finanziell umzusetzen, setzte das Ehepaar Steiger nicht nur auf Spenden und Sponsoren. Zur Unterstützung suchten sie auch Partner in der Politik, bei Banken und in der Wirtschaft. Hilfe erhielten sie unter anderem von Hilda Heinemann, der Ehefrau des 1969 gewählten Bundespräsidenten. „Die Beschaffung von Mitteln zur Unterstützung und Förderung der Stiftungsprojekte war im Laufe der Stiftungsgeschichte ein Schwerpunkt des Handelns von Siegfried Steiger. Neben seinem finanziellen Engagement hat er sich immer auch persönlich um die Durchsetzung der verschiedenen Projekte gekümmert. Ein halbes Jahrhundert Einsatz für Verbesserungen in der Notfallrettung hat Wirkung gezeigt. Das Ehepaar Siegfried und Ute Steiger hat einen wesentlichen Anteil daran, dass die Weiterentwicklung des Rettungsdienstes in Deutschland ein Erfolgsmodell wurde. Die Familie hat Grund, stolz auf das Erreichte zu sein“, sagt der frühere Chef der Deutschen Bahn, Prof. Dr. Rüdiger Grube, derzeit stellvertretender Präsidialratsvorsitzender der Björn Steiger Stiftung.

Auch der erste gesamtdeutsche Luftrettungseinsatz zwischen DDR und Bundesrepublik, die Einführung der Luftrettung im damaligen Westberlin und der Aufbau der Luftrettung in Luxemburg und weiteren Staaten gehen auf das Engagement Siegfried Steigers zurück. „Die Verbesserung der Notfallhilfe war für meinen Vater Mission und Grundmotivation seines Handelns“, betont sein Sohn Pierre-Enric Steiger. „Das in den 70er-Jahren vom Ehepaar Steiger in Baden-Württemberg initiierte „Rettungsmodell Rems-Murr“ – eine erstmals eigenständig erhobene, vollständige und wissenschaftliche Personal- und Materialberechnung für einen finanzierbaren Rettungsdienst inklusive des ersten strukturellen Aufbaus eines Rettungsdienstbezirk mit einer koordinierenden Leitstelle, die mehrere Rettungswachen mit Rettungswagen, Notarztwagen und einen Rettungshubschrauber in einem größeren Flächengebiet zentral führen konnte – wurde zum Muster für die bundesweite moderne Struktur der Notfallhilfe.“

„Siegfried und Ute Steiger haben damals die Notfallrettung in Deutschland zu einem politischen Thema gemacht. Sie haben mit Erfolg die Einsicht vermittelt, dass die Notfallhilfe selbst ein Notfall war und Reformen dringend erforderlich waren. Die Politik war gezwungen zu handeln. Es wurden dann Verbesserungen umgesetzt, die zur damaligen Zeit visionär waren und uns heute selbstverständlich erscheinen. Die Arbeit der Stiftung hat viele Menschenleben gerettet“, betont der ehemalige EU-Kommissar und frühere Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Günther Oettinger, heute Mitglied des Präsidialrats der Björn Steiger Stiftung.

In Anerkennung seiner herausragenden Leistungen für die Gesellschaft erhielt Siegfried Steiger zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. So erhielt er 1978 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, 1982 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet und 1991 erhielt er den höchsten Verdienstorden des Großherzogtums Luxemburg für Ausländer, im Rang eines Offiziers. Im Jahre 2005 wurde ihm außerdem die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen für sein Lebenswerk zugesprochen. 2009 wurde das Ehepaar Steiger in Brüssel mit dem „EU-Outstanding Citizen Award“ für die erste flächendeckende Einführung der Notrufnummer 112 geehrt und 2018 zu Ehrenbürgern der Stadt Winnenden ernannt.

red

Tafel-Verbandschef: “Tafeln sind so sehr gefordert wie nie zuvor”

Tafel-Verbandschef Jochen Brühl fordert angesichts des Ukraine-Krieges und der Inflation zu Lebensmittelspenden auf. “Tafeln sind so sehr gefordert wie nie zuvor”, sagte er der “Osnabrücker Zeitung” (Freitagausgaben). Durch die stark gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten in den zurückliegenden Wochen habe die Zahl der Tafel-Besucher stark zugenommen.

“Hinzu kommen jetzt die ersten Geflüchteten aus der Ukraine, und deren Zahl wird ziemlich sicher weiter steigen”, so Brühl. Die Tafeln seien solidarisch und würden alle Menschen unterstützen, die Hilfe benötigten. Er warnte aber: “In dieser Situation gehen derzeit die Spenden an Tafeln zurück. Ich appelliere an Unternehmen wie Bürger: Wir benötigen dringend Lebensmittel und Hygiene-Artikel.” Wer helfen könne, möge sich an die Tafeln vor Ort wenden. Zugleich forderte Brühl Unterstützung von der Politik.

“Die stark gestiegenen Spritpreise bedeuten für eine mittelgroße Tafel Mehrkosten im Jahr von schätzungsweise 17.000 Euro.” Obendrauf kämen die Mehrausgaben etwa für die Kühlung der Lebensmittel. “Das können ehrenamtliche Vereine nicht stemmen. Die Helfer brauchen Hilfe”, appellierte der Tafel-Chef.

red / dts

Ukrainischer Präsident fordert Deutschland zu weiterer Unterstützung auf

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland zu mehr Unterstützung aufgefordert. Der russische Präsident Wladimir Putin baue eine “Mauer” zwischen den Menschen in Europa, sagte er am Donnerstag in einer Videoansprache an den Bundestag. Die russischen Truppen zerstörten “alles”.

In Richtung von Bundeskanzler Olaf Scholz sagte Selenskyj: “Zerstören sie diese Mauer!” Der Kanzler solle “Führungsstärke” zeigen. “Bitte helfen Sie uns, diesen Krieg zu beenden.” Unter anderem forderte der ukrainische Präsident, den Luftraum in der Ukraine für eine Luftbrücke zu sichern.

Er machte Deutschland aber auch Vorwürfe, vor dem Krieg zu wenig getan zu haben. “Wir haben immer gesagt, dass Nord Stream 2 eine Waffe ist”, sagte er. Auch bei den Bemühungen um einen NATO-Beitritt habe es keine Unterstützung gegeben.

Und auch jetzt zögere Deutschland bei dem Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union, fügte er hinzu. “Die Ukraine wird in der Europäischen Union sein”, zeigte sich der Präsident aber überzeugt. Ähnliche Ansprachen hatte Selenskyj zuletzt bereits in mehreren Parlamenten gehalten, darunter das EU-Parlament, der US-Kongress sowie das britische Unterhaus.

Auch dort hatte er bereits um die Unterstützung des Westens im Kampf gegen die russischen Truppen geworben. Vor dem Termin im Bundestag hatte es allerdings etwas Aufregung gegeben, da direkt im Anschluss an die Selenskyj-Ansprache keine weitere Diskussion zum Ukraine-Krieg eingeplant wurde. So hatte der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, eine Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gefordert.

red / dts

Drei Wochen Krieg in der Ukraine

Die russische Invasion in der Ukraine läuft mittlerweile seit drei Wochen. Auch in der Nacht zu Donnerstag wurden wieder mehrere ukrainische Großstädte beschossen. Unter anderem wurde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew am frühen Morgen ein Wohnhaus von den Überresten einer abgeschossenen Rakete getroffen – mindestens eine Person soll dabei getötet worden sein.

Raketenbeschuss gab es unterdessen auch in der nördlichen Stadt Tschernihiw sowie in Mariupol im Süden. Die Verhandlungen zwischen beiden Konfliktparteien hatten zuletzt Fortschritte gemacht, eine Lösung ist aber dem Vernehmen nach noch nicht greifbar. So soll es zwar einen Entwurf für eine Einigung geben – dieser spiegelt nach ukrainischen Angaben aber bisher nur die russischen Forderungen wider.

Es war zunächst unklar, in welchem Umfang die Gespräche am Donnerstag fortgesetzt werden.

red / dts

Kriegstag 21 beginnt wieder mit Luftalarm – Ausgangssperre in Kiew

Kriegstag 21 in der Ukraine hat erneut mit Luftsirenen in Städten im ganzen Land begonnen. Dies gilt sowohl für die Hauptstadt Kiew als auch für Lemberg und Iwano-Frankiwsk im Westen, Odessa im Süden sowie für das zentral gelegene Dnipro. In Kiew war am Dienstagabend eine 35-stündige Ausgangssperre in Kraft getreten, da die Hauptstadt weiterhin ein Ziel für schweren Beschuss ist.

Am Vortag waren mehrere Personen bei Luftangriffen getötet worden. Größere russische Offensiven gegen Kiew gab es in den letzten 24 Stunden aber nicht. Zuletzt hatten sich die Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien in Kiew aufgehalten.

Im Vorfeld war mit Spannung erwartet worden, ob sich Russland während des Aufenthalts der drei Regierungschefs mit Angriffen zurückhält. In Mariupol im Süden des Landes gibt es weiter fast durchgängig russische Angriffe. Auch im nordöstlichen Charkiw versuchen die Russen, die Stadt einzukreisen.

In der Region Cherson, die Russland nach eigenen Angaben komplett kontrolliert, soll es Berichten zufolge ebenfalls weiterhin Kämpfe geben. Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine sollen unterdessen auch am Mittwoch fortgesetzt werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich in einer Videoansprache vorsichtig optimistisch.

Die Verhandlungspositionen hörten sich mittlerweile realistischer an. Er mahnte aber zu Geduld. “Die Treffen werden fortgesetzt”, so Selenskyj.

red / dts

Frau wird nach Protestauftritt in russischem Fernsehen zu Geldstrafe verurteilt

Die Frau, die am Montag mit einem Protestauftritt im Russischen Fernsehen für Aufsehen gesorgt hat, ist offenbar mit einer überraschend glimpflichen Strafe davon gekommen. Laut Medienberichten wurde sie am Dienstag dazu verurteilt, 30.000 Rubel Strafe zu zahlen – umgerechnet 256 Euro. Die Frau war am Montag während einer vielgesehenen Nachrichtensendung im Kreml-treuen Fernsehsender Kanal 1 ins Studio gestürmt und hatte ein Schild in die Kameras gehalten, auf dem unter anderem auf Englisch “No War” geschrieben stand.

Dazu rief sie auf Russisch: “Stoppt den Krieg! Glaubt nicht die Propaganda! Sie belügen euch hier!” Die Frau, die für den Sender arbeitete, war nur wenige Sekunden im Bild gewesen und anschließend festgenommen worden. Manche Experten hatten mit einer mehrjährigen Gefängnisstrafe gerechnet. Kanal 1 ist eines der meistgesehenen Programme in Russland und gehört zu etwas mehr als der Hälfte dem russischen Staat.

red / dts

Migrationsexperte rechnet mit größter Flüchtlingswelle seit 1945

Der Migrationsexperte Gerald Knaus warnt wegen des Ukraine-Krieges vor der größten Flüchtlingswelle weltweit seit 1945. Der Vorsitzende des Thinktanks Europäische Stabilitätsinitiative (ESI) in Berlin sagte der “Neuen Osnabrücker Zeitung”: “Das könnte nicht nur die größte Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa werden – das ist sie bereits – sondern die größte Flüchtlingskatastrophe der Welt seit damals.” Der Osteuropa-Kenner fügte hinzu: “Die letzte vergleichbare Fluchtbewegung waren die zehn Millionen Menschen, die 1971 bei der Gründung von Bangladesch nach Indien geflohen sind.” Grund dafür sei die brutale Art der Kriegsführung, die die Armee des russischen Präsidenten Wladimir Putin auch bereits in Tschetschenien, Syrien und in der Ostukraine betrieben habe: “Er lässt Städte belagern und Infrastruktur zerstören. Das führt immer zu enorm hohen Zahlen von Vertriebenen, weil es so brutal ist.” In Tschetschenien mit 1,4 Millionen Einwohnern habe Putins Krieg im Jahr 2000 ein Viertel der Bevölkerung innerhalb weniger Monate vertrieben. Knaus sagte: “Wenn man das auf die Ukrainer anwendet, dann wären das 10 Millionen ukrainische Flüchtlinge. Diese werden in andere Länder Europas kommen.” Knaus empfiehlt Deutschland, in ganz Europa für die Aufnahme von Flüchtlingen zu werben. Es müsse sofort eine Liste geben, wie viele Menschen wo aufgenommen werden können, dann könnten Reiseunternehmen, Fluglinien oder das Militär die Aufgabe des Transports übernehmen.

Der Migrationsforscher sagte: “Dabei müssen wir hier in den Dimensionen der Berliner Luftbrücke von 1948 denken – und dies als Geschichte weitererzählen, die das Beste in uns hervorbringt. Denn Empathie ist eine Ressource, die durch das Erzählen von Geschichten wächst. Mit der richtigen Organisation kann sie Berge versetzen.”

red / dts

Scholz und Erdogan fordern Putin zu Waffenstillstand auf

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sein türkischer Amtskollege Recep Erdogan haben in einem gemeinsamen Appell an den russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Waffenstillstand in der Ukraine gefordert. “Halten sie inne, in diesem Konflikt kann es nur eine diplomatische Lösung geben”, sagte Scholz auch im Namen Erdogans bei seinem Antrittsbesuch als Bundeskanzler in der Türkei. “Wir sind uns einig, dass es so schnell wie möglich einen Waffenstillstand geben muss”, sagte Scholz weiter.

Für flüchtende Menschen müsse es in der Ukraine sichere Korridore geben. Auch Erdogan, der sich seit der Invasion Russlands in die Ukraine als Vermittler zwischen den Konfliktparteien bemüht, betonte, in Gesprächen mit Russland weiterhin eine diplomatische Lösung finden zu wollen. Ein erstes Treffen auf türkischem Boden zwischen dem russischen Außenminister und seinem ukrainischen Amtskollegen blieb in der vergangenen Woche ergebnislos.

red / dts

 

Berichte: Bundesregierung will bis zu 35 US-Tarnkappenjets anschaffen

Die Bundesregierung will die Luftwaffe offenbar mit dem US-Tarnkappenjet F-35 ausrüsten. Das berichteten am Montagmorgen mehrere Medien übereinstimmend. Laut eines Berichts der “Süddeutschen Zeitung” sollen bis zu 35 Mehrzweckkampfflugzeuge des Herstellers Lockheed Martin als Nachfolgemodell der Tornado-Flotte beschafft werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte vor zwei Wochen in seiner Regierungserklärung zum Ukraine-Krieg eine deutliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben angekündigt. Dabei hatte er auch deutlich gemacht, dass für die Tornado-Jets ein Nachfolger gesucht werde. Um Deutschlands Fähigkeiten im Bereich der nuklearen Teilhabe weiterhin zu ermöglichen, hatte er auch die F-35 in Betracht gezogen.

red / dts