Grünes Licht für Online-Zocker

Die Zocker atmen auf: Ab Mitte 2021 soll Online-Glücksspiel in Deutschland erlaubt sein. Experten für Spielsucht finden das grundsätzlich gut. Doch an Details der Regeln, auf die sich die Bundesländer geeinigt haben, gibt es Kritik.

Pro Monat soll es ein Einzahlungslimit geben. Für jeden Spieler müssen Anbieter ein Spielkonto einrichten. Wenn der Nutzer 1.000 Euro investiert hat, ist er aus dem Spiel. Dann wird sein Benutzerkonto gesperrt. Mögliche Gewinne sollen auf dieses Limit aber nicht angerechnet werden.

Wolfgang Kursawe, Leiter der Fachstelle Glücksspielsucht bei der Drogenhilfe Köln, hält das Limit allerdings für etwas naiv. Seine Erfahrung sei, dass Spielsüchtige sehr kreativ seien, wenn es darum ginge entweder an Geld zu kommen oder Möglichkeiten zum Spielen zu finden.

“Die Spieler werden ein zweites oder drittes Konto bei einem weiteren Anbieter eröffnen – unter einem anderen Namen. Das halte ich für etwas blauäugig, dass da nicht mehr als 1000 Euro verspielt werden, wenn jemand süchtig ist”, sagt der Suchtberater “tagesschau.de”

Eine zentrale Glücksspielbehörde der Länder soll überwachen, dass im Netz alles korrekt läuft. Der Jugend- und Spielerschutz soll gewährleistet, das Entstehen von Wettsucht verhindert werden, heißt es.

In einer Sperrdatei sollen künftig Zocker erfasst werden, die sich selbst freiwillig haben sperren lassen oder von einem Anbieter gesperrt wurden. Die Anbieter müssen alle Spieldaten für die Behörde zu Kontrollzwecken abrufbar halten. Diese soll so prüfen können, ob Spielverläufe zulasten von Spielern manipuliert oder die Vorgaben des Gesetzes verletzt wurden.

Ralf Loweg

Mehr Frauen in den Chef-Etagen

Der Frauenanteil in den Vorständen großer Unternehmen ist 2019 stärker gestiegen als zuvor. Das geht aus dem veröffentlichten Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor.

In den 200 umsatzstärksten Unternehmen hatten Frauen laut DIW 2019 insgesamt 94 von 907 Vorstandsposten inne. Das entsprach einem Anteil von 10,4 Prozent. Im Jahr zuvor waren es rund neun Prozent gewesen.

Der Studie zufolge stieg der Anteil von Frauen in Vorständen vor allem in den Unternehmen, die seit 2016 eine 30-Prozent-Quote in Aufsichtsräten erfüllen müssen. Die Frauenquote in Vorständen wuchs dort von acht auf 12,3 Prozent. In Unternehmen, die keine Quote im Aufsichtsrat vorweisen müssen, stagniere der Frauenanteil in Vorständen bei neun Prozent.

Ralf Loweg

Boom an privaten Hochschulen

Private Hochschulen werden in Deutschland immer beliebter: Im Wintersemester 2018/2019 waren 246.700 Studenten an privaten Hochschulen eingeschrieben. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 7,0 Prozent mehr als im Wintersemester 2017/2018 (230 200). Dagegen stieg die Gesamtzahl der Studenten an allen Hochschulen in diesem Zeitraum lediglich um 1,0 Prozent auf 2,87 Millionen.

Seit dem Wintersemester 2000/2001, als 24.600 Studenten an privaten Hochschulen gezählt wurden, hat sich ihre Zahl verzehnfacht. Gefragt sind vor allem die privaten Fachhochschulen (FH): Knapp neun von zehn Studenten an privaten Hochschulen waren an einer privaten FH eingeschrieben.

Die Studenten an privaten Hochschulen waren mit einem Durchschnittsalter von 24,6 Jahren etwas älter als die Studenten insgesamt (23,4 Jahre). Der Anteil ausländischer Studenten an den privaten Hochschulen lag im Wintersemester 2018/2019 mit 11,0 Protent dagegen unter dem Durchschnitt aller Hochschulen (14 Prozent).

Ralf Loweg

Mietpreise: So steht es um den Wohnungsmarkt

Die Neuvertragsmieten in Deutschland sind nach einer Studie zum Jahresende 2019 nicht weiter gestiegen. Im vierten Quartal hätten die Durchschnittsmieten bei neu abgeschlossenen Verträgen gemessen am Vorquartal stagniert, teilte der Immobilienspezialist F+B in Hamburg mit. Im Vorjahresvergleich beobachtete die Firma, die Städte und Gemeinden bei der Aufstellung von Mietspiegeln berät, einen leichten Rückgang von 0,3 Prozent.

Wirkung zeigt offenbar die Mietpreisbremse und die Diskussion über mögliche Verschärfungen. Größere Investoren würden sich deshalb immer stärker vom deutschen Immobilienmarkt zurückziehen. “Als Grund wird die zunehmend unübersichtliche und kaum noch kalkulierbare Mietenregulierung angegeben, die sich zudem aufgrund der föderalen Struktur auch noch von Bundesland zu Bundesland unterscheide”, schreibt F+B.

Von einer grundlegenden Trendwende ist in dem Bericht allerdings nicht die Rede. Denn die Neuvertragsmieten signalisieren zwar die Richtung am Immobilienmarkt, machen aber nur einen vergleichsweise kleinen Bereich aus. In bestehenden Verträgen sieht die Lage nämlich anders aus. Dort stiegen die Mieten weiter: im vierten Quartal um 1,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Und noch etwas: Die Immobilienpreise in Deutschland sind viel stärker als die Mieten gestiegen. So verteuerten sich Eigentumswohnungen im vierten Quartal um 5,4 Prozent und Einfamilienhäuser um 3,8 Prozent.

Ralf Loweg

 

 

Wenn “Knöllchen” rechtswidrig sind

Rote Karte für “Knöllchen”: Strafzettel, die von privaten Dienstleistern verteilt werden, sind laut einem Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main rechtswidrig.

In der Verhandlung ging es um einen Fall vom Mai 2017. Seitdem sei das Aufschreiben von Falschparkern durch private Dienstleister in Frankfurt am Main gängige Praxis, so das Gericht. Allein 2018 seien mehr als 700.000 Parkverstöße mit einem Sanktionswert von mehr als zehn Millionen Euro geahndet worden. Zahlen für 2019 lagen noch nicht vor.

Es sei nach außen der “täuschende Schein der Rechtsstaatlichkeit” aufgebaut worden, “um den Bürgern und den Gerichten gegenüber den Eindruck polizeilicher Handlungen zu vermitteln”, so das OLG. Tatsächlich seien diese aber durch ein Privatunternehmen durchgeführt worden, das im Ergebnis durch Verwarngelder finanziert werde, deren zu Grunde liegende Verstöße es selbst erhebe.

Alle Betroffenen können nun ihr Geld zurückfordern, sofern sie den Nachweis führen können, heißt es. Nötig sind dazu beispielsweise der Strafzettel selbst, das Aktenzeichen oder ein Überweisungsbeleg, berichtet “hessenschau.de”.

Das OLG Frankfurt ist nach eigenen Angaben bundesweit das erste OLG, das sich mit der Frage der Zulässigkeit des Einsatzes privater Dienstleister in der Überwachung des ruhenden Verkehrs befasst.

Ralf Loweg

 

Tödliches Virus breitet sich weiter aus

Das Corona-Virus breitet sich weiter aus. Die chinesischen Behörden melden inzwischen mehr als 200 Fälle. In vier weiteren Ländern gibt es Fälle. Unklar ist noch immer, wo das Virus her kommt und wie es sich verbreitet.

Der Großteil der Infektionen konzentrierte sich mit 198 Fällen weiter auf die Elf-Millionen-Metropole Wuhan. Von den Patienten dort seien 35 schwer erkrankt, neun in einem kritischen Zustand, berichteten die Gesundheitsbehörden. Bisher wurden drei Todesfälle bestätigt.

Inzwischen gibt es vier Fälle im Ausland, bei denen das neuartige Virus nachgewiesen wurde: Je einer in Südkorea und Japan und sowie zwei in Thailand. Die Patienten leiden unter Fieber, Atemproblemen und anderen Symptomen. Alle vier waren vorher in Wuhan.

Allerdings haben zumindest drei von ihnen nicht den Fischmarkt besucht, wo das Virus seinen Ursprung haben soll. Das lässt Gesundheitsexperten davon ausgehen, dass auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich ist. Nachgewiesen wurde das nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO allerdings noch nicht.

Ralf Loweg

Mieten in zehn Jahren verdoppelt

In deutschen Großstädten sind die Mieten explodiert. Innerhalb von zehn Jahren – zwischen 2009 und 2019 – haben sie sich teilweise mehr als verdoppelt. Aktuell kostet der Quadratmeter im Schnitt 11,40 Euro.

München bleibt die teuerste Großstadt: Die Mieten steigen um 61 Prozent auf 17,70 Euro pro Quadratmeter. Wirtschaftsstarke Regionen wie Nürnberg (plus 52 Prozent) und Hannover (plus 48 Prozent) verzeichnen große Anstiege. Der Osten rangiert zwischen Boom und Stagnation: Leipzig (plus 42 Prozent) ist im Aufwind, Rostock ( minus fünf Prozent) im Rückwärtsgang. Große Sprünge sind in den Rheinmetropolen und in Studentenstädten zu verzeichnen.

Das belegt eine aktuelle Analyse von immowelt.de. Während die Inflation bei 14 Prozent lag, sind die Mieten in vielen Großstädten durch die Decke gegangen. Spitzenreiter ist Berlin, wo sich die Mieten mit einem Plus von 104 Prozent mehr als verdoppelt haben. Aber auch in München, Hamburg oder Frankfurt übertrafen die Mieten bei weitem die allgemeine Preissteigerung. Untersucht wurden die Angebotsmieten von Wohnungen (40 bis 120 Quadratmeter) in 80 deutschen Großstädten. In 77 der untersuchten Städte lag die Mietsteigerung über der Inflation.

Die große Attraktivität, der anhaltend hohe Zuzug und der Mangel an günstigem Wohnraum haben dafür gesorgt, dass die Preise in Berlin explodiert sind. Vor zehn Jahren zahlten Mieter in der Hauptstadt noch 5,60 Euro pro Quadratmeter, heute müssen sie bei Neuvermietung im Schnitt mit 11,40 Euro rechnen. Die Politik reagiert darauf mit dem geplanten Mietendeckel. Damit soll ein Rückgang der Mieten und eine geringere Belastung der Bevölkerung erreicht werden. Inwiefern das Gesetz erfolgreich ist, wird sich zeigen.

“Die Attraktivität vieler Großstädte ist ungebrochen und die Mieten steigen. Im vergangenen Jahrzehnt ist es den Kommunen offensichtlich nicht gelungen, die richtigen Weichen für mehr bezahlbaren Wohnraum zu stellen”, sagt Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler, CEO der Immowelt. “Mietpreisbremse und Mietendeckel werden das Problem nicht lösen – es müssen vielmehr Anreize geschaffen werden, um den Bau von Wohnungen im preisgünstigen Segment anzukurbeln.”

Lars Wallerang

Die Deutschen und die Arbeitszeit

“Chef, ich will länger arbeiten!” Dieses Ansinnen klingt erst einmal etwas seltsam – ist aber alltägliche Realität. Denn nach dem Arbeitszeit-Zensus 2018 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wollen deutlich mehr Arbeitnehmer gerne pro Woche länger arbeiten als kürzer.

In Zahlen: 2,2 Millionen Erwerbstätige, die im Schnitt 28,9 Stunden pro Woche tätig sind, würden gerne eine Mehrarbeit von 10,6 Stunden leisten. Und 1,4 Millionen Überbeschäftigte arbeiteten durchschnittlich 41,6 Stunden und wünschten sich eine Verkürzung um 10,8 Stunden.

Im Schnitt hatten 2018 Vollzeitbeschäftigte eine Wochenarbeitszeit von 41,4 Stunden, bei Teilzeitbeschäftigten waren es 20 Stunden. Unterschiede gibt es dabei laut Destatis zwischen den Geschlechtern und den Regionen. So ist die Wochenarbeitszeit bei den vollzeitbeschäftigten Männern im Westen mit 42 Stunden eine halbe Stunde länger als im Osten. Bei den vollzeitbeschäftigten Frauen lag die Wochenarbeitszeit mit 40,3 Stunden im Westen um 0,2 Stunden höher als im Osten.

“Teilzeitbeschäftigte Frauen weisen dagegen in Westdeutschland mit 20 Stunden eine niedrigere gewöhnliche Wochenarbeitszeit auf als die teilzeitbeschäftigten Frauen in Ostdeutschland, deren Wochenarbeitszeit bei 24,4 Stunden liegt”, so die Statistiker.

Rudolf Huber

“Bitte keine Araber” – Unternehmen mit diskriminierender Absage

Ein junger Mann bewirbt sich bei einem renommierten Berliner Architekturbüro, dann erhält er eine Antwort in Form einer Mail, die nicht für seine Augen bestimmt war. Sie besteht lediglich aus drei Wörtern. “Bitte keine Araber“. Der Mann hat sich mit dieser Mail jetzt an die Öffentlichkeit gewendet. Ein Missverständnis bzw. ein Versehen, sagt nun die Chefin des Architekturbüros.

Offensichtlich war die diskriminierende Mail unbeabsichtigt an den jungen Mann, der sich für ein Praktikum bei dem Unternehmen beworben hatte, gesendet worden. Die Antwort war eigentlich nur als interne Anmerkung zu der Bewerbung angedacht gewesen, so das betroffene Berliner Unternehmen in einer Mitteilung. Der junge Ägypter hat auf Facebook die Mail nun öffentlich gemacht und damit im Netz einen riesen Shitstorm ausgelöst.

Es handele es sich bei dem Vorfall lediglich um ein Missverständnis, die Bewerbung sei fälschlicherweise intern einer laufenden Stellenanzeige für Projekte in China zugeordnet worden. Für diese Stelle seien aber “sehr gute chinesische Sprachkenntnisse und Projekterfahrung in China” erforderlich, versucht das Architekturbüro weiter in der Stellungnahme den Vorfall zu erklären.

Ob der junge Mann das Unternehmen verklagen wird, ist offen. Experten zufolge hätte er aber gute Chancen die Klage zu gewinnen.

red

 

 

 

Unwort des Jahres: “Klimahysterie”

Das Unwort des Jahres heißt: “KLIMAHYSTERIE”. Mit dem Wort werden Klimaschutzbemühungen und die Klimaschutzbewegung diffamiert und wichtige Debatten zum Klimaschutz diskreditiert, hieß es in der heute bekanntgegebenen Begründung der Jury.

Der Ausdruck wurde 2019 von vielen in Politik, Wirtschaft und Medien – von der F.A.Z. über Unternehmer bis hin insbesondere zu AfD-Politikern – verwendet. Er pathologisiert pauschal das zunehmende Engagement für den Klimaschutz als eine Art kollektiver Psychose. Vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Klimawandel ist das Wort zudem irreführend und stützt in unverantwortlicher Weise wissenschaftsfeindliche Tendenzen, heißt es in der Pressemeldung weiter.

Die sprachkritische Aktion möchte mit ihrem alljährlichen “Unwort” auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so sensibilisieren. Das Unwort wird seit 1991 gekürt.

Unwort-Statistik 2019:
Die Jury erreichten 2019 insgesamt 671 Einsendungen. Darunter waren 397 verschiedene Ausdrücke, von denen
knapp 50 den Unwort-Kriterien der Jury entsprachen.
Zu den häufigsten Einsendungen (10 und mehr), die allerdings nicht zwingend den Kriterien der Jury entsprechen,
zählen Verschissmus (22x), Deals (16x), Umweltsau (16x), Alte weiße Männer (13x), Verschmutzungsrechte (11x),
Klimaleugner (11x), LKW-Vorfall (10x), Flugscham (10x).
Die Jury der institutionell unabhängigen und ehrenamtlichen Aktion „Unwort des Jahres“ besteht aus folgenden
Mitgliedern: den vier SprachwissenschaftlerInnen Prof. Dr. Nina Janich/Sprecherin (TU Darmstadt), Prof. Dr.
Kersten Sven Roth (Universität Magdeburg), Prof. Dr. Jürgen Schiewe (Universität Greifswald) und Prof. Dr.
Martin Wengeler (Universität Trier) sowie dem Autor und freien Journalisten Stephan Hebel.