Gerichtsurteil: Verfassungsschutz darf AfD als Verdachtsfall einstufen

Münster – Das Bundesamt für Verfassungsschutz darf die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall einstufen. Das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster wies am Montag eine Klage der AfD gegen die Einstufung zurück und bestätigte das Urteil aus der Vorinstanz.

Bereits in der ersten Instanz hatte das Verwaltungsgericht Köln im März 2022 eine entsprechende Entscheidung getroffen – die AfD war aber in Berufung gegangen. Insgesamt ging es vor dem OVG um drei Berufungsverfahren. Neben der Einstufung der AfD als Verdachtsfall nach dem Bundesverfassungsschutzgesetz sollte das Gericht auch über die Einstufung des sogenannten “Flügel” als Verdachtsfall und als “erwiesen extremistische Bestrebung” sowie über die Einstufung der Jungen Alternative (JA) als Verdachtsfall entscheiden. Alle Berufungsklagen wurden zurückgewiesen.

Eine Einstufung als Verdachtsfall für extremistische Bestrebungen ermöglicht dem Verfassungsschutz eine Beobachtung der Partei mit nachrichtendienstlichen Mitteln. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig – die Frage könnte dem Vernehmen nach ein Fall für das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig werden.

red

Grenzkontrollen zeigen Wirkung: Deutlich weniger Asylgesuche und mehr Ablehnungen

Berlin – Die Kontrollen an mehreren Grenzen Deutschlands haben offenbar einen deutlich spürbaren Effekt auf die Migration. Das zeigen aktuelle Zahlen der Bundesregierung für das erste Quartal dieses Jahres, über die die “Welt” berichtet.

Demnach ist die Zahl an Asylgesuchen an den Landgrenzen zu Polen und Tschechien sowie Österreich und der Schweiz insgesamt von 4.998 Fällen im Vorjahresquartal auf 2.362 Gesuche im ersten Quartal 2024 gefallen, ein Rückgang von 52,74 Prozent. Gleichzeitig weist die Bundespolizei deutlich mehr Menschen ab – der Anstieg der Ablehnungen liegt im ersten Quartal bei rund 80 Prozent im Vergleich zum Jahr zuvor (2023: 4.594. 2024: 8.187).

Der CDU-Innenpolitiker Christoph de Vries hatte die Zahlen in zwei parlamentarischen Einzelfragen abgefragt. Er sagte der “Welt”: “Wir haben ein Stück weit wieder die Kontrolle an unseren Grenzen zurückgewonnen. Es ist unübersehbar, dass die Kontrollen an den deutschen Binnengrenzen Wirkung zeigen und einen wichtigen Beitrag leisten, um die illegale Migration nach Deutschland zu reduzieren.” Entscheidend sei jetzt, nicht “voreilig die Zügel zu lockern”, sondern die Kontrollen an allen Grenzen zu verlängern, bis die Zahl der Einreisen in die EU dauerhaft auf ein “verträgliches Niveau” gesenkt worden sei.

Die engmaschigen Kontrollen führen auch zu mehr Fahndungstreffern und vollstreckten Haftbefehlen für die Sicherheitsbehörden. Waren es im ersten Quartal 2023 noch 1.414 Zugriffe an den Grenzen, stieg die Zahl in diesem Jahr auf 2.474. Am meisten Treffer landeten die Fahnder in Tschechien (860), dann folgten Polen (646), Österreich (641) und die Schweiz (327). Gleichzeitig sank die Zahl der Schleuser, die im Grenzgebiet aufgegriffen wurden, um rund ein Viertel. Auch dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Fahndungsdruck international agierende Schleusergruppen dazu bringt, andere Routen auszuwählen und neue Zielländer anzusteuern.

Um Schleusungskriminalität zu bekämpfen, hat das Bundesinnenministerium seit dem 16. Oktober 2023 Grenzkontrollen an den Landgrenzen zu Polen und Tschechien sowie Österreich und der Schweiz verfügt. Diese gelten noch bis einschließlich 15. Juni dieses Jahres – also bis zum Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuletzt eine temporäre Ausweitung der Maßnahmen rund um die Europameisterschaft angekündigt, das weitere Vorgehen danach aber offen gelassen.

red

Verfassungsschutz-Chef äußert Skepsis zu mehr Polizeischutz für Politiker während Wahlkampf

Erfurt – Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, zeigt sich skeptisch gegenüber Forderungen nach mehr Schutzmaßnahmen für Politiker.

“Wahlkampf unter Polizeischutz, dass das schräg ist, ich glaube, das merkt jeder”, sagte er am Sonntag in der ARD-Sendung “Bericht aus Berlin”. Hinzu komme, dass die Polizei “eine ganze Menge auf dem Zettel” stehen habe. “Wir haben ja auch noch dieses Jahr Europafußball-Meisterschaft, wir haben die Olympischen Spiele, wir haben eine ganz erhöhte islamistische Gefahrensituation von Terroranschlägen, die zu befürchten sind. Also, ich glaube nicht, dass das so einfach wird.”

Die Konzepte, die jetzt vorgestellt würden, seien “sicherlich eine Möglichkeit”, aber er glaube, am Ende des Tages bekämpfe das nicht die Ursachen dafür, warum die Menschen so zu Gewalt geneigt seien, und auch zu Pöbeleien bis in die Mitte Gesellschaft, so Krämer.

Die Gründe für die Zunahme an Angriffen in den letzten zehn bis 15 Jahren sind Thüringens Verfassungsschutz-Chef zufolge vielfältig. “Wir haben es teilweise einfach mit Sorge, mit Angst, mit Existenzangst, mit dem Gefühl zu tun, nicht gehört und nicht vertreten zu werden. Aber es spielen natürlich auch ausländische Akteure eine Rolle, insbesondere in den sozialen Netzwerken, um dann diese Grundstimmung noch zu befeuern.”

red

Eurovision Song Contest: Schweiz triumphiert – Deutschland auf Rang 12

Malmö – Die Schweiz hat den Eurovision Song Contest gewonnen. Nemo bekam für “The Code” die meisten Punkte, vor Kroatien und der Ukraine. Es ist der erste Sieg für die Eidgenossenschaft, seit 1988 Celine Dion beim ESC abgeräumt hatte. Norwegen wurde Letzter.

Der deutsche Beitrag “Always on the run” von Isaak landete auf Platz 12 von 25 – angesichts der durchweg schlechten Platzierungen in den letzten Jahren ein respektables Ergebnis.

Der mit Spannung erwartete israelische Beitrag von Eden Golan war ohne größere Zwischenfälle über die Bühne gegangen, Buh-Rufe aus dem Publikum gingen in dem in der Live-Sendung zu hörenden Jubel weitgehend unter.

Bei der Probe war das noch ganz anders gelaufen, auch vor der Veranstaltungshalle hatten über 10.000 Menschen gegen die Teilnahme Israels protestiert – darunter Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Die Zuschauer sahen das offenbar anders: Aus Deutschland bekam Israel die meisten Stimmen der Anrufer, auch aus der gesamten Zuschauerwertung wurde Israel hinter Kroatien mit den zweitmeisten Stimmen bedacht, die Schweiz war hinter der Ukraine bei den Anrufern nur auf Platz vier. Die Gesamtwertung wird beim ESC allerdings nur zur Hälfte aus den Punkten der Zuschauer ermittelt, die andere Hälfte steuern Jurys bei.

red

Aktuelle Umfrage zur Bundestagswahl: Überraschende Wendungen im Stimmungsbild

Berlin – Die AfD sackt in der Wählergunst weiter ab und erreicht im Sonntagstrend des Instituts Insa ein Jahrestief.

Wäre demnach am kommenden Sonntag Bundestagswahl, käme die AfD auf 17 Prozent, das ist ein Punkt weniger als in der Vorwoche und so wenig wie zuletzt im Mai 2023, so die Erhebung im Auftrag der “Bild am Sonntag”. Zugleich gewinnen die Grünen einen Punkt auf 13 Prozent hinzu.

Alle anderen Parteien halten ihre Ergebnisse aus der Vorwoche: Die Union erreicht 30 Prozent, die SPD 15 Prozent, die FDP 5 Prozent und das BSW 7 Prozent.

Politisch und rechnerisch möglich bleiben damit ein schwarz-rotes Bündnis (45 Prozent) sowie eine Jamaika-Koalition (48 Prozent).

Für die Erhebung hatte Insa 1.247 Personen vom 6. bis 10. Mai 2024 befragt.

red

Nils Schmid (SPD) appelliert: Ruhe bewahren trotz nuklearer Ängste

Berlin – Nach der russischen Übung der Atomstreitkräfte und den Feierlichkeiten zum “Tag des Sieges” in Moskau äußert der SPD-Bundestagsabgeordnete Nils Schmid, dass “wir keine Angst vor einem nuklearen Krieg haben sollten”. Zwar müssten Warnungen Russlands ernst genommen werden, die nukleare Abschreckung der Nato funktioniere aber, sagte Schmid dem Sender “Phoenix” am Freitag.

Es bleibe dabei, die Ukraine mit Waffenlieferungen zu unterstützen, zugleich “aber eben nicht direkt mit Nato-Truppen in den Konflikt” einzugreifen.

Vor dem Hintergrund des Besuchs des chinesischen Präsidenten in Europa erwartet der SPD-Sprecher für Außenpolitik von China, dass es “einen stärkeren Beitrag zum Ende des Krieges in der Ukraine leistet”. Das Land müsse darüber hinaus “Verantwortung für Stabilität und Frieden in der Welt” übernehmen. Dem entgegen stehe unter anderem allerdings der Versuch von Präsident Xi Jinping, “die EU zu spalten.”

red

Bedrohung zur EM: IS-Propagandamagazin fordert Anschläge in Deutschland

Berlin – Das IS-Propagandamagazin “Stimme von Khorasan” ruft zu Anschlägen während der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland auf. Das berichtet die “Welt am Sonntag”. Es ist damit die erste, konkrete Ankündigung des IS-Ablegers mit Bezug auf die kommende Europameisterschaft.

In der aktuellen Ausgabe des Magazins ist auf einer ganzen Seite eine Fotomontage mit Bezug zu dem sportlichen Großereignis im Sommer abgebildet. Darauf ist ein Kämpfer in Tarnuniform und Maschinengewehr zu sehen, der mit dem Rücken zum Betrachter und vor einem leeren Fußballstadion steht. Das Bild ist überschrieben mit den Städtenamen Dortmund, München und Berlin und der Aufforderung: “Then score the last goal” (deutsch: “Dann schieße das letzte Tor”).

Diese verklausulierte Formulierung, eingebettet in die martialische Optik, kann als unverhohlene Aufforderung zu einem Anschlag verstanden werden. Die Formulierung kann als Hinweis für eine gestiegene Anschlagsbereitschaft gelten. Der ISPK könnte bereits Kämpfer nach Deutschland geschickt haben. In den vergangenen Monaten hatte es mehrfach Razzien gegen ISPK-Zellen in Deutschland gegeben, etwa Weihnachten, als Sicherheitsbehörden einen Anschlag auf den Kölner Dom befürchteten.

Die sehr deutliche Ankündigung in der IS-Propagandapostille ist nun ein erneutes, deutliches Alarmzeichen. CDU-Innenpolitiker Christoph de Vries sagte der “Welt am Sonntag”: “Es handelt sich hier um eine unverhohlene Anschlagsandrohung.” Der Vries sagte aber auch, dass die deutschen Sicherheitsbehörden sehr gut vorbereitet seien und “ein intensiver internationaler Austausch besteht”. Allerdings sei Deutschland stark auf ausländische Partnerdienste angewiesen. Denn in Deutschland seien die Aufklärungsmöglichkeiten zur Gefahrenabwehr und der Informationsaustausch stark eingeschränkt.

red

Deutschland verstärkt militärische Unterstützung: Drei neue Raketenwerfer für die Ukraine

Washignton – Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat bei seinem Besuch in Washington am Donnerstag bestätigt, dass Deutschland drei weitere Raketenwerfer vom Typ Himars aus US-Beständen finanziert, um sie im Anschluss an die Ukraine zu liefern. Die modernen Waffensysteme hatten sich aufgrund ihrer Präzision und Reichweite als besonders wirksam im Kampf gegen Russland erwiesen.

Am Morgen hatte Pistorius den US-Waffenhersteller Raytheon besucht, der unter anderem das Flugabwehrraketen-System “Patriot” herstellt. Mit dem Unternehmen gebe es einen “engen, unmittelbaren Austausch zu allen technischen und vertragsrechtlichen Fragen”, so der Minister. Bei dem Besuche habe man auch darüber gesprochen, wie Produktionskapazitäten hochgefahren werden könnten, um Lieferfristen zu verkürzen. “Wir haben gerade einen Vertrag über vier Patriot-Systeme erneut abgeschlossen. Ein weiterer wird vorbereitet”, so der Minister. Er soll im Sommer unterzeichnet werden.

Deutschland hat bereits zwei Patriot-Systeme an die Ukraine geliefert. Ein weiteres soll in den nächsten Wochen übergeben werden. Das System hatte sich laut ukrainischen Militärs als sehr effektiv erwiesen, es mangele jedoch zunehmend an Raketen.

Nach seiner Ankunft am Mittwoch hatte Pistorius zunächst einen Friedhof von US-Veteranen besucht, die ihr Leben im Zweiten Weltkrieg verloren hatten. Am Donnerstag stand dann ein Treffen mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin auf dem Programm. Pistorius habe seinen Kollegen dabei über die Ambitionen Deutschlands unterrichtet, das Zwei-Prozent-Ziel der Nato zu erreichen.

Gesprochen habe man auch über weitere Rüstungskooperationen. “Aktuell sind es 380 Verträge mit einem Volumen von 23 Milliarden Euro”, so Pistorius.

red

SPD-Politikerin Giffey attackiert und verletzt

Berlin – Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) ist bei einem körperlichen Angriff im Bezirk Rudow verletzt worden. Das teilten die Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft in der Nacht zu Mittwoch mit.

Der Angriff ereignete sich demnach bereits am Dienstagnachmittag. Nach ersten Erkenntnissen soll Giffey gegen 16:15 Uhr “unvermittelt” von einem Mann in einer Bibliothek in der Straße Alt-Rudow von hinten mit einem Beutel attackiert und am Kopf sowie am Nacken getroffen worden sein. Dieser Beutel sei “mit hartem Inhalt” gefüllt gewesen, hieß es in der Mitteilung. Anschließend habe sich der Tatverdächtige entfernt.

Giffey musste sich kurzzeitig zur ambulanten Behandlung von Kopf- und Nackenschmerzen in ein Krankenhaus begeben. Die Ermittlungen werden vom Polizeilichen Staatsschutz in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Berlin geführt und dauerten an, hieß es.

In den letzten Tagen hatte es gehäuft Berichte über Angriffe auf Politiker gegeben. Erst am Freitagabend war der SPD-Politiker Matthias Ecke beim Plakate kleben in Dresden angegriffen und so schwer verletzt worden, dass er operiert werden musste. Und es gab weitere Angriffe auf andere Politiker. Das hatte eine bundesweite Debatte ausgelöst, die Bundesinnenministerin kündigte bereits Maßnahmen an.

red

Richterbund kritisiert Faesers Forderung: Keine schnelle Strafverfolgung ohne Stärkung der Justiz

Berlin – Der Deutsche Richterbund (DRB) hat Forderungen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nach einer schnellen Strafverfolgung nach Angriffen auf Politiker als wenig hilfreich bezeichnet. “Die jüngsten Attacken gegen demokratische Politiker und damit auf die Demokratie insgesamt sind alarmierend”, sagte DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn.

Die Strafjustiz werde die Täter schnellstmöglich zur Verantwortung ziehen. “Die Forderungen der Bundesinnenministerin nach einer schnellen Strafverfolgung helfen dabei allerdings wenig. Sie bleiben Wortgeklingel, solange die Ampelkoalition die personell ausgelaugte Strafjustiz weiterhin im Regen stehen lässt”, so Rebehn.

Bei den Staatsanwaltschaften stapelten sich inzwischen mehr als 900.000 offene Verfahren, ein Viertel mehr als vor zwei Jahren. “Auch die Strafgerichte arbeiten am Limit, so dass die Verfahrensdauer weiter steigt, nicht sinkt”, beklagte der Richterbund-Geschäftsführer. “Will Nancy Faeser das wirklich ändern, muss die Ampel endlich ihr Versprechen eines Bund-Länder-Rechtsstaatspakts für schnellere Strafverfahren einlösen.” Bis heute blockiere der Ampel-Streit um die Prioritäten ihrer Politik aber die zugesagte Co-Finanzierung neuer Stellen für Staatsanwälte und Strafrichter.

“Während Extremismus, Gewaltdelikte und Hasskriminalität den Rechtsstaat zunehmend herausfordern, darf es keine Strafverfolgung nach Kassenlage geben. Es braucht dringend einen politischen Kurswechsel”, sagte Rebehn dem RND.

red