Grüne im Umbruch: Habeck verzichtet auf Führungsrolle nach enttäuschendem Wahlergebnis

Nach dem schwachen Wahlergebnis der Grünen gibt Kanzlerkandidat Robert Habeck bekannt, dass er keine führende Rolle in der Fraktion anstreben wird. Die Partei müsse sich nun „in einer neuen Rolle neu aufstellen“.

Berlin (red) – Nach dem schwachen Abschneiden der Grünen bei der Bundestagswahl strebt Kanzlerkandidat Robert Habeck nach eigenen Angaben keine Führungsrolle in der Grünen-Fraktion an.

“Ich werde keine führende Rolle in den Personaltableaus der Grünen mehr beanspruchen oder anstreben”, sagte er am Montag in der Bundespressekonferenz. Zur Begründung fügte er hinzu, dass der Wahlkampf stark sein Angebot gewesen sei.

Insgesamt werde sich die Partei “in einer neuen Rolle neu aufstellen”, so Habeck. “Wir werden am Mittwoch den geschäftsführenden Fraktionsvorstand wählen und dann alle weiteren Personalentscheidungen in den entsprechenden Gremien treffen.”

Vorläufiges Endergebnis: Nur fünf Fraktionen im neuen Parlament – FDP und BSW scheitern an 5-Prozent-Hürde

Die Bundestagswahl 2025 bringt eine deutliche Zäsur: Zum zweiten Mal seit 2013 verpasst die FDP den Einzug ins Parlament, auch das BSW scheitert knapp an der 5-Prozent-Hürde. Während die Union stärkste Kraft bleibt, gewinnt die AfD weiter an Stimmen. Mit nur fünf Fraktionen im Bundestag wird die Regierungsbildung zur Herausforderung.

Berlin (red) – Im neuen Bundestag werden wohl nur fünf Fraktionen vertreten sein. Laut vorläufigen Angaben der Bundeswahlleiterin vom frühen Montagmorgen werden CDU und CSU mit zusammen 28,5 Prozent klar stärkste Kraft.

Dahinter folgen AfD (20,8), SPD (16,4), Grüne (11,6) und Linke (8,8 Prozent). Den Einzug in den Bundestag verpasst unter anderem das BSW, das auf 4,972 Prozent kommt – knapp 13.500 Stimmen haben für das Erreichen der 5-Prozent-Hürde gefehlt. Noch deutlicher fliegt die FDP aus dem Bundestag, die Liberalen kommen laut vorläufigem Endergebnis nur auf 4,3 Prozent.

Die weiteren Ergebnisse der noch kleineren Parteien: Freie Wähler 1,5, Tierschutzpartei 1,0, Volt 0,7, “Die Partei” 0,5, Bündnis Deutschland 0,2, Die Basis 0,2, ÖPD 0,1 Prozent. Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) kommt auf 0,2 Prozent, darf aber wegen einer Minderheitenregelung vermutlich trotzdem wieder einen Sitz im Bundestag einnehmen.

Weitere noch kleinere Parteien werden von der Bundeswahlleiterin nur mit 0,0 Prozent ausgewiesen, darunter auch bekannte Namen wie das “Team Todenhöfer”, die Piratenpartei, MLPD oder die “Werteunion”, die bundesweit keine 7.000 Stimmen bekommen hat.

Zur Sitzverteilung machte die Bundeswahlleiterin zunächst noch keine Angaben. Die Union kommt aber wohl auf 208 Sitze, die AfD auf 152, die SPD auf 120, die Grünen auf 85 und die Linke auf 64 Sitze. Eine mögliche Koalition aus Union und Grünen hat damit keine eigene Mehrheit, anders eine “GroKo” aus Union und SPD – die wohl wahrscheinlichste Option.

„Nun scheide ich aus der aktiven Politik aus“ – Lindner erklärt Rücktritt nach Wahlpleite

Das historische Wahldebakel der FDP hat erste personelle Konsequenzen: Parteichef Christian Lindner kündigte am Sonntagabend seinen Rückzug aus der Politik an. Nach fast 25 Jahren in der FDP zieht er damit die Konsequenzen aus dem Absturz unter die Fünf-Prozent-Hürde.

Berlin (red) – FDP-Chef Christian Lindner hat seinen Rückzug erklärt. “Nun scheide ich aus der aktiven Politik aus”, teilte Lindner am Sonntagabend in einer schriftlichen Erklärung auf X/Twitter mit.

Die Bundestagswahl habe eine Niederlage für die FDP gebracht, “aber hoffentlich einen Neuanfang für Deutschland”. Er empfinde Dankbarkeit für “fast 25 intensive, herausfordernde Jahre voller Gestaltung und Debatte”, so Lindner.

Lindner hatte im Dezember 2013 den Bundesvorsitz der FDP übernommen, kurz nachdem die Partei aus dem Bundestag geflogen war. 2017 brachte er die Liberalen mit 10,7 Prozent in den Bundestag zurück, bei der Bundestagswahl 2021 waren es dann sogar 11,5 Prozent.

In den Hochrechnungen vom Sonntagabend steht die FDP Stand 23 Uhr bei 4,4 bis 4,5 Prozent und hat wohl praktisch keine Chance mehr, die Fünf-Prozent-Hürde noch zu überwinden.

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++ Newsticker Bundestagswahl 2025 ++ Scholz deutet Rückzug an – “Werde nicht Verhandlungsführer sein”

Deutschland wählt: Seit 18 Uhr sind die Wahllokale geschlossen, über 59 Millionen Menschen waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz haben bereits abgestimmt. Während CDU und CSU in den Umfragen vorn liegen, müssen FDP und BSW um den Einzug in den Bundestag bangen. Alle aktuellen Entwicklungen im Newsticker.

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21:00 Uhr –  Scholz deutet Rückzug an – “Werde nicht Verhandlungsführer sein”

 Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seinen Rückzug angekündigt. “Ich werde, wenn es Gespräche gibt zum Beispiel zwischen der SPD und der Union, nicht der Verhandlungsführer der SPD sein”, sagte Scholz am Sonntagabend in der “Elefantenrunde” bei ARD und ZDF.

Der Kanzler weiter: “Ich habe gesagt, ich bewerbe mich um das Amt des Bundeskanzlers und das ist das Amt, für das ich mich überall auf die Plätze gestellt habe.” Er werde auch nicht als Vertreter der SPD in einer von der CDU geführten Bundesregierung sein.

In den Hochrechnungen von ARD und ZDF steht die SPD Stand 21 Uhr im Mittel bei 16,4 Prozent. Klar vorne sind CDU/CSU mit 28,5 Prozent, zweitstärkste Kraft wird die AfD mit laut Hochrechnungen 20,4 Prozent.

Klar im Bundestag werden die Linken mit im Mittel 8,7 Prozent gesehen. Zittern muss das BSW, das im ZDF bei 5,0 Prozent steht, in der ARD bei 4,9 Prozent. Die FDP liegt in den Hochrechnungen mit 4,7 bis 4,8 Prozent klar unter der 5-Prozent-Hürde.

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20.44 Uhr – Lindner knüpft personliche Zukunft an Einzug in den Bundestag

 FDP-Chef Christian Lindner hat angekündigt, sich bei einem etwaigen Nicht-Einzug seiner Partei in den Bundestag aus der Politik zurückzuziehen. “Wenn die FDP aus dem Bundestag ausscheidet ist es völlig klar, dass ich dann auch aus der Politik ausscheide”, sagte er am Sonntagabend in einer ARD-Runde mit den Spitzenkandidaten der angetretenen Parteien.

“Wir kennen das endgültige Endergebnis noch nicht, aber ich bin Realist. Es ist natürlich denkbar, dass sich die FDP morgen vollständig inhaltlich und personell neu aufstellen wird”, so Lindner. “Wenn morgen meine politische Laufbahn endet, dann scheide ich mit einem Gefühl nur aus: Dankbarkeit, große Dankbarkeit.”

“Wir haben es nicht vermocht, unsere Erfolge, die wir in der Ampel erreicht haben zu vermitteln”, so Lindner. Auch das Ende der Koalition habe man nicht richtig erklären können, was sich nun in den herben Stimmverlusten widerspiegeln würde. Aktuell sehen und Hochrechnungen die Partei zwischen 4,7 und 5,0 Prozent.

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Stand: 19.13 Uhr – Renate Künast: Habeck und Baerbock sollen weiter “wichtige Rolle” spielen

Berlin – Renate Künast (Grüne) hat sich zurückhaltend zu der Frage geäußert, ob Kanzlerkandidat Robert Habeck im neuen Bundestag Fraktionschef werden soll. “Ich wünsche mir, dass er und Annalena Baerbock nach der Wahl eine wichtige Rolle spielen – ob in der Fraktion oder in der Regierung”, sagte sie dem Nachrichtenmagazin Politico.

Beide hätten in diesem “in diesem schwierigen Wahlkampf und trotz aller Widerstände ein gutes Ergebnis eingefahren und viele neue Mitglieder für die Grünen begeistert”, so Künast. Laut Angaben der Grünen sind zuletzt mehr als 42.000 Neumitglieder der Partei beigetreten. Die Mitgliederzahl liege nun bei 168.000.

Die derzeitige Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Dröge, ist derweil nur unter bestimmten Bedingungen bereit für eine Koalition mit der Union. “Wir sind bereit, diese Koalitionsgespräche zu führen, wir sagen auf der anderen Seite sehr klar, wir werden da mit eigenen Erwartungen hereingehen”, sagte Dröge den Sendern RTL und ntv.

“Das ist einmal, wie sich ein Kanzler in Zukunft verhält. Friedrich Merz hat den Wahlkampf genutzt, um das Land zu spalten und aus unserer Sicht ist es der Job eines Kanzlers, das Land zusammenzuführen.” Auch andere Fragen spielen laut Dröge aber eine Rolle. “Natürlich werde ich diese Koalition an der Frage messen, ob wir Fortschritte beim Klimaschutz miteinander verabreden können.” Fest stehe aber jetzt schon, dass die Grünen nicht das Ergebnis der letzten Bundestagswahl erreichen. “Das ist auch nachvollziehbar, wenn man aus eine Koalition kommt, die zerbrochen ist.”

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Stand: 19.03 Uhr – Hochrechnungen: Union Wahlsieger – Koalitionsoptionen noch offen

Berlin – Bei der Bundestagswahl ist die Union laut Hochrechnungen von ARD und ZDF klar stärkste Kraft geworden, ihre Koalitionsoptionen sind aber noch offen.

Im Durchschnitt kommen CDU/CSU auf 28,8 Prozent, vor der AfD mit 20,0 Prozent. Unions-Kanzlerkandidat sagte in einer ersten Reaktion im Konrad-Adenauer-Haus, dass seine Partei die Wahl klar gewonnen habe. Jetzt gehe es darum, so schnell wie möglich eine handlungsfähige Regierung in Deutschland zu bilden.

Hinter den beiden Parteien folgt SPD mit einem historisch schwachen Ergebnis von 16,3 Prozent. Die Grünen kommen im Schnitt auf 12,7 Prozent, die Linke auf ein überraschend starkes Ergebnis von 8,7 Prozent. Vollkommen offen ist noch, ob es FDP und BSW ins Parlament schaffen: Die FDP steht im Mittel bei 5,0 Prozent, das BSW bei 4,9. Dabei sind beide Parteien in der ARD-Hochrechnung unter der Fünf-Prozent-Hürde und in der ZDF-Hochrechnung darüber. Die Sonstigen kommen zusammen auf 3,9 Prozent.

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Stand: 18.57 Uhr – Scholz übernimmt Verantwortung für historische SPD-Wahlschlappe

Berlin – Nach dem historisch schwachen Abschneiden der SPD bei der Bundestagswahl hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Verantwortung für die Wahlschlappe übernommen.

“Das ist ein bitteres Wahlergebnis für die Sozialdemokratische Partei”, sagte er am Sonntagabend im Willy-Brandt-Haus. “Das letzte Mal war das Wahlergebnis besser und ich habe dafür auch Verantwortung gehabt. Dieses Mal ist das Wahlergebnis schlecht und deshalb habe ich auch Verantwortung für dieses Wahlergebnis.”

Die Union und CDU-Chef Friedrich Merz hätten klar die Aufgabe, die nächste Regierung zu bilden, so Scholz. Er zeigte sich zudem entsetzt über das starke Abschneiden der AfD. “Das darf niemals etwas sein, mit dem wir uns abfinden werden”, so der Kanzler.

AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel gab unterdessen die Prognose ab, dass ihre Partei bei der nächsten Wahl stärkste Kraft sein wird. “Die CDU hat uns noch überholt, das nächste Mal wird sie das nicht mehr schaffen”, sagte Weidel den Sendern RTL und ntv. “Die Prognose gebe ich hier ab. Wir werden keine vier Jahre mehr warten müssen, wir werden die CDU überholen. Weil die CDU ihre Wähler betrügt, von uns abschreibt und nur linke Politik macht.”

Laut Hochrechnungen von ARD und ZDF ist die Union bei der Wahl mit im Schnitt 28,8 Prozent klar stärkste Kraft geworden. Die SPD liegt mit 16,3 Prozent hinter der AfD (19,7 Prozent) nur auf dem dritten Platz.

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Stand: 18.27 Uhr – SPD räumt Niederlage ein – Regierungsauftrag bei Union

Berlin- Kurz nach der Veröffentlichung der ersten Prognosen zur Bundestagswahl hat die SPD ihre Niederlage bereits eingeräumt.

“Es ist eine historische Niederlage, es ist ein ganz, ganz bitterer Abend”, sagte SPD-Generalsekretär Matthias Miersch der ARD. Die Union und CDU-Chef Friedrich Merz hätten jetzt den Regierungsauftrag. Ob die SPD Regierungsverantwortung übernehmen “muss, kann oder soll”, könne er noch nicht sagen. “Wir werden wahrscheinlich jetzt sehr lange warten müssen, bevor die Konstellationen, die möglich sind, überhaupt klar sind.”

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann äußerte sich derweil grundsätzlich zufrieden: “Der neue Bundeskanzler wird Friedrich Merz heißen”, sagte er. Was am Ende genau möglich sein werde, werde der Abend zeigen.

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18Uhr-Prognose – Union laut Prognosen vorn – FDP und BSW müssen zittern

Die ersten Prognosen zur Bundestagswahl 2025 sind da: CDU/CSU liegen mit 29 Prozent klar vorn, die AfD folgt mit 19,5 Prozent. Die SPD landet bei 16 Prozent, die Grünen kommen auf 13,5 Prozent. Während die Linke mit 8,5 Prozent den Wiedereinzug schafft, müssen FDP und BSW um den Einzug in den Bundestag bangen

Die Daten beruhen auf Nachwahlbefragungen von Infratest (ARD) und Forschungsgruppe Wahlen (ZDF), die am Sonntag in den Wahllokalen durchgeführt wurden. Die Stimmen von Briefwählern gehen auch zum Teil ein, allerdings über wesentlich unzuverlässigere Telefon-Befragungen.

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Stand: 15.53 Uhr – Bundeswahlleiterin meldet sehr hohe 14-Uhr-Wahlbeteiligung

Wiesbaden – Bei der Bundestagswahl haben bis 14 Uhr bundesweit 52,0 Prozent der Wahlberechtigten in den Stimmlokalen gewählt. Das teilte die Bundeswahlleiterin mit. Briefwähler wurden dabei nicht berücksichtigt.

Bei der Bundestagswahl 2021 war bis 14 Uhr eine Beteiligung von 36,5 Prozent gemessen worden. Die Zahlen sind allerdings nur bedingt vergleichbar, da es damals wegen der Corona-Pandemie überdurchschnittlich viele Briefwähler gab. Die abschließende Wahlbeteiligung lag 2021 zunächst bei 76,6 Prozent, nach der Teilwiederholung in Berlin bei 76,4 Prozent.

Die nun gemessenen 52,0 Prozent sind allerdings auch höher als die Zahlen aus früheren Bundestagswahlen. Bei den Bundestagswahlen zwischen 1998 und 2017 waren bis 14 Uhr stets Wahlbeteiligungen zwischen 36 und 47 Prozent ermittelt worden, die endgültigen Wahlbeteiligungen inklusive Briefwählern lagen zwischen 70,8 und 82,2 Prozent.

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Stand: 15.00 Uhr – Erste Länderdaten deuten auf hohe Wahlbeteiligung

Potsdam – Erste Zahlen aus den Ländern deuten auf eine hohe Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl.

So gaben in Brandenburg bis 14 Uhr 55,4 Prozent der rund zwei Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab, wie Landeswahlleiter Josef Nußbaum mitteilte. Bei der Bundestagswahl 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt 48,8 Prozent. Gezählt werden dabei nur Wähler mit Stimmabgabevermerk in den Wahllokalen im Verhältnis zu den Wahlberechtigten, die keine Briefwahlunterlagen beantragt haben.

Sachsen-Anhalt meldete Stand 14 Uhr eine Beteiligung von 52,6 Prozent, beim letzten Mal lag sie zu dieser Uhrzeit bei 36,7 Prozent.

Die Bundeswahlleiterin will die bundesweite Wahlbeteiligung Stand 14 Uhr gegen 15:30 Uhr veröffentlichen.

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(Stand: 11.20 Uhr) – Scholz und Merz haben gewählt

Potsdam – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat gewählt. Kurz nach 11 Uhr gab der in den Umfragen zuletzt abgeschlagene Amtsinhaber in Potsdam zusammen mit seiner Ehefrau Britta Ernst unter großer Medienteilnahme seine Stimme ab.

Im Wahlkreis 61 Potsdam-Mittelmark II – Teltow-Fläming II läuft wie schon 2021 ein vielbeachtetes Parallelduell, denn neben Scholz bewirbt sich hier auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) um das Direktmandat für den Bundestag. Scholz hatte sich beim letzten Mal das Mandat mit 34,0 Prozent gesichert, Baerbock kam auf 18,8 Prozent. Diesmal dürfte es enger werden, auch CDU-Kandidatin Tabea Gutschmidt werden Chancen zugerechnet.

Fast zeitgleich mit Scholz gab im nordrhein-westfälischen Arnsberg der in den Umfragen klar führende Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz seine Stimme ab. Er bewirbt sich als Abgeordneter für den Hochsauerlandkreis und dürfte den Wahlkreis auch gewinnen. Sein stärkster Konkurrent vor Ort ist SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese.

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(09.23 Uhr) FDP will Auslandswahl schnell ändern

Berlin- Konstantin Kuhle, stellvertretender FDP-Fraktionsvorsitzender, will die Regeln für die Wahlbeteiligung der Auslandsdeutschen schnell ändern. Sollte die FDP in den Bundestag einziehen, will Kuhle das Vorhaben ganz oben auf die Agenda setzen.

“Mein Vorschlag ist: Diejenigen, die wirklich etwas ändern wollen, setzen sich gleich zu Beginn der nächsten Legislaturperiode zusammen”, sagte Kuhle “T-Online”. “Dann kann eine Änderung des Wahlrechts für Auslandsdeutsche umgesetzt werden. Es kann nicht sein, dass wir immer erst zwei Wochen vor der Wahl anfangen, darüber nachzudenken.”

Der FDP-Politiker schlägt vor, dass die Wahlunterlagen in den Botschaften und Konsulaten ausgedruckt werden. “Das würde das Verfahren erheblich beschleunigen. Man könnte die Briefwahl direkt in den Auslandsvertretungen abhalten oder die ausgefüllten Briefwahlunterlagen an das Konsulat senden. Die gesammelten Stimmen würden dann in einem Paket direkt nach Deutschland geschickt, anstatt dass jeder Wähler individuell Briefe versendet”, so Kuhle.

Die aktuelle Situation sei “ein Skandal, weil viele Deutsche im Ausland daran gehindert werden, ihr demokratisches Recht wahrzunehmen. Das ist einer Demokratie unwürdig.” Vor allem bei einer vorgezogenen Wahl seien die Fristen zu kurz, sodass viele Stimmen nicht rechtzeitig gezählt werden könnten, kritisiert Kuhle. “Viele Stimmzettel kommen gar nicht rechtzeitig an oder werden nicht rechtzeitig zurückgeschickt. Das zeigt ein grundsätzliches Problem: Die deutsche Verwaltung ist in diesem Bereich schlecht organisiert. Und es zeigt, dass die Wahl aus dem Ausland für das aktuelle Szenario nicht gut genug organisiert ist.”

Kuhle geht davon aus, dass “einzelne deutsche Staatsangehörige Einsprüche gegen das Wahlergebnis erheben, deren Stimme nicht gezählt wurde”. Der Innenpolitiker erwartet zwar keine Annullierung der Wahl. “Aber unabhängig von der juristischen Frage ist die Wahl für Auslandsdeutsche aktuell ein Skandal, zu dem man sich eines klar machen muss: Diese Probleme hätten vermieden werden können.” Kuhle kritisiert, dass das Bundesinnenministerium und das Auswärtige Amt eine Lösung “verschleppt” hätten.

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(Stand: 08:00 Uhr) Wahltag in Deutschland: 59 Millionen Menschen sind aufgerufen – enge Rennen erwartet

Berlin – In Deutschland hat die Bundestagswahl 2025 begonnen. Seit 8 Uhr sind die Wahllokale im ganzen Land geöffnet, insgesamt 29 Parteien bewerben sich mit 4.506 Kandidaten um 630 Sitze im Bundestag.

Wie die Bundeswahlleiterin mitteilte, sind 32 Prozent der Kandidaten weiblich, ein Prozentpunkt weniger als im Jahr 2021. Über 59 Millionen Menschen sind wahlberechtigt.

In den letzten Umfragen lagen CDU und CSU mit 29 bis 32 Prozent klar vorn, die SPD wird zwischen 14 und 16 Prozent gesehen. Die Grünen sind in dem Umfragen zwischen 12 und 14 Prozent, die AfD wird bei 20 bis 21 Prozent gesehen.

Richtig spannend wird es auch bei den kleineren Parteien: Die Linke, die in den Umfragen vor wenigen Wochen noch bei drei Prozent dümpelte, hat rasant zugelegt und wird jetzt bei 6 bis 8 Prozent klar wieder im Bundestag gesehen. Den umgekehrten Weg hat das BSW absolviert, die Partei von Sahra Wagenknecht liegt in den Umfragen jetzt bei 3 bis 5 Prozent und muss um den Einzug in den Bundestag bangen. Eine Zitterpartie wird der Wahlabend auch für die FDP, die in den Umfragen bei 4 bis 5 Prozent liegt.

Wie bei jeder Bundestagswahl wird gegen 15:30 Uhr die Bundeswahlleiterin bekanntgeben, wie hoch bis 14 Uhr die Wahlbeteiligung in den Stimmlokalen war. Weil immer mehr Menschen Briefwahl machen, sind die Zahlen aber nur eingeschränkt mit den Zahlen aus den Vorjahren vergleichbar.

red

Drei Jahre Krieg: 1,25 Millionen Ukraine-Flüchtlinge leben in Deutschland

Drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind rund 1,25 Millionen Geflüchtete in Deutschland registriert – knapp ein Drittel von ihnen sind Kinder. 

Berlin (red) – Drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine leben rund 1,25 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland. Etwa 29 Prozent von ihnen sind Kinder und Jugendliche, wie das Bundesinnenministerium am Freitag mitteilte. Seit 2022 hätten mehr als 511.000 Geflüchtete Integrationskurse besucht.

Die Sicherheitslage in Deutschland bleibt nach Einschätzung des Ministeriums durch den Krieg beeinflusst. Die Behörden registrierten weiterhin russische Desinformationskampagnen in sozialen Netzwerken und durch staatsnahe Medien, hieß es. Zudem bestehe eine erhöhte Bedrohung durch Cyberangriffe, insbesondere auf kritische Infrastrukturen.

Die Zahl der Proteste im Zusammenhang mit dem Krieg ist in Deutschland im dritten Kriegsjahr weiter zurückgegangen. Während 2022 noch zehntausende Menschen an Demonstrationen teilnahmen, sind es mittlerweile nur noch kleinere Gruppen. Einzelne rechtsextreme Akteure wie die “Freien Sachsen” nutzten diese Versammlungen weiterhin für ihre politischen Zwecke, so das Innenministerium.

Deutschland leistet weiterhin umfassende Hilfe für die Ukraine: Neben finanzielle und materieller militärischer Hilfe wurden auch insgesamt rund 600 Hilfstransporte mit Generatoren, Fahrzeugen und technischer Ausrüstung organisiert – der größte Logistikeinsatz in der Geschichte des Technischen Hilfswerks (THW). Zudem sind 1.356 verletzte oder verwundete Ukrainer in Deutschland medizinisch behandelt worden.

Das BKA stellte unter anderem Entschärfungsausrüstung und forensische Technik zur Verfügung, die Bundespolizei unterstützt den ukrainischen Grenzschutz mit Materiallieferungen im Wert von rund 69,4 Millionen Euro.

Neben humanitärer Hilfe engagiert sich Deutschland auch bei der Aufklärung von Kriegsverbrechen. Dafür wurden spezielle Hilfsgüter zur forensischen Untersuchung und Dokumentation an die Ukraine geliefert. Weitere Unterstützung durch BKA und Bundespolizei sei für 2025 geplant, so das Innenministerium.

Plötzlicher Tod: Justizminister von Rheinland-Pfalz kollabiert und stirbt unerwartet

Rheinland-Pfalz verliert einen langjährigen Spitzenpolitiker: Justizminister Herbert Mertin (FDP) ist am Freitag überraschend gestorben. Der 66-Jährige brach während einer Feierstunde in Koblenz zusammen und konnte nicht mehr gerettet werden. Sein Tod sorgt für Bestürzung in Politik und Gesellschaft.

Mainz/Koblenz (red) – Der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) ist am Freitag überraschend gestorben. Das teilte die stellvertretende FDP-Landesvorsitzende Carina Konrad am Nachmittag mit.

Der 66-jährige Mertin war am Vormittag bei einer Feierstunde für ehrenamtliche Richter in Koblenz kollabiert und im Krankenhaus für tot erklärt worden.

Mertin war zuerst von 1999 bis 2006 und dann wieder seit 2016 Justizminister von Rheinland-Pfalz. Von 2006 bis 2011 war er Fraktionsvorsitzender der FDP-Landtagsfraktion. Er war verheiratet und hatte vier Söhne.

“Herbert Mertin war ein Vorbild und ein unermüdlicher Kämpfer für Rechtsstaatlichkeit und Freiheit”, sagte Konrad. “Sein Einsatz für Demokratie und Gerechtigkeit wird bleiben, seine Stimme wird fehlen.”

Nachhaltige Stadtentwicklung: Diese Faktoren machen Innenstädte zukunftsfähig

Wie gelingt eine nachhaltige Stadtentwicklung? Eine Studie des Wuppertal Instituts zeigt: Entscheidend sind langfristige Finanzierung, Bürgerbeteiligung und klare politische Konzepte. Erfolgreiche Beispiele reichen von kostenlosem ÖPNV bis hin zu Verpackungssteuern. Nun soll der Wissenstransfer zwischen Kommunen intensiviert werden.

(red) Ein nachhaltiger Umbau von Städten und Gemeinden funktioniert, wenn er langfristig finanziert ist und Bürger eingebunden werden. Das zeigte eine Kurzstudie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie im Auftrag des Rats für Nachhaltige Entwicklung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

“Ein nachhaltiger, zukunftsfähiger Umbau von Städten und Gemeinden erfordert visionäre politische Konzepte vor Ort, aber auch konkrete finanzielle Unterstützung”, erläuterte Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts.

“Kommunen sind die zentrale Umsetzungsebene, auf der die für eine nachhaltige Transformation notwendigen Prozesse konkret gestaltet werden müssen. Da sich jedoch Veränderungen oftmals auf die Lebensgewohnheiten der Menschen auswirken, geht dies nur im engen Austausch mit den Menschen und eines konsistenten und richtungssicheren Instrumentenmixes, der auf eine hohe Akzeptanz vor Ort stößt und zum Mitmachen anregt”, sagte er.

Für die Studie wurden aus sechs verschiedenen Transformationsbereichen insgesamt 14 Beispiele ausgewählt. Die Beispiele umfassen unter anderem einen kostenfreien ÖPNV, Mitmachwettbewerbe zur Flächenentsiegelung, eine Autostillegungsprämie sowie kommunale Verpackungssteuern und einen Reparaturbonus.

Die Kurzstudie zeige, dass Transformationsprozesse insbesondere dann gelingen, wenn sie “ganzheitlich angelegt” sind und eine breite gesellschaftliche Akzeptanz genießen, so das Wuppertal Institut. Entscheidend für den Erfolg sei unter anderem, dass lokale Akteure aus Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft eingebunden, langfristig tragfähige Finanzierungsmodelle entwickelt und Bürgern die Möglichkeit der Mitgestaltung gegeben werden.

Die Beispiele der Kurzstudie sollen nun zur Basis für weitere Vertiefungsanalysen und die Erarbeitung konsistenter Politikpakete werden. Die Autoren erklärten, dass erfolgreiche kommunale Projekte mithilfe gezielter Maßnahmen auf Bundesebene unterstützt und skaliert werden könnten. Dazu gehöre, entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen zur Erleichterung nachhaltiger Investitionen sowie Anreize für nachhaltige Stadtentwicklungsprojekte zu schaffen, aber auch den Wissensaustausch zwischen Kommunen zu fördern.

“Nachhaltige Lebenswelten sind möglich”, sagte dazu Kai Niebert, Mitglied des Rats für Nachhaltige Entwicklung. “Klar wird jedoch: Nachhaltigkeit als Add-on für eine Business-as-usual-Politik wird nicht gelingen. Wenn Politik und Verwaltung jedoch von nachhaltiger Beschaffung bis nachhaltigem ÖPNV umsteuern, lassen sich echte Fortschritte erzielen – für die Menschen und für den Planeten.”

Umfrage: Linke legt zu – AfD schwächelt – FDP droht am Sonntag das Aus

Kurz vor der Bundestagswahl sinkt die AfD in der Wählergunst, während die FDP um den Einzug in den Bundestag bangen muss. Laut einer neuen Insa-Umfrage kommt die Union unverändert auf 30 Prozent – eine Regierungsbildung ohne zwei Koalitionspartner bleibt jedoch schwierig.

Berlin (red) – Die AfD verliert wenige Tage vor der Bundestagswahl in der Wählergunst. Die AfD kommt in einer Umfrage des Instituts Insa auf 21 Prozent (-1 im Vergleich zum Montag), wie die “Bild” (Donnerstagausgabe) berichtet.

Die Linke kann demnach bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag auf sieben Prozent der Stimmen hoffe. Das ist ein halber Punkt mehr als noch zu Wochenbeginn. Die FDP verliert einen halben Punkt und käme nunmehr auf vier Prozent. Die Partei würde es damit nicht über die Fünfprozenthürde schaffen.

Alle anderen Parteien halten ihre Werte vom Wochenbeginn: Die Union schafft es auf 30 Prozent, die SPD auf 15 Prozent, die Grünen auf 13 Prozent und das BSW auf 5 Prozent.

Damit hätte als einziges Zweierbündnis eine Koalition von Union und AfD, die Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) aber ausschließt, eine Mehrheit. In allen weiteren rechnerisch möglichen Koalitionen ohne AfD bräuchte die Union zwei Koalitionspartner.

Für die Umfrage wurden am 18. und 19. Februar insgesamt 2.502 Menschen befragt.

red

1.500 Rechtsextreme und Reichsbürger hatten 2023 Waffenerlaubnisse – Linke warnt vor Sicherheitsrisiko

Trotz zahlreicher Warnungen besitzen in Deutschland weiterhin fast 1.500 Rechtsextreme und Reichsbürger eine waffenrechtliche Erlaubnis – mit knapp 4.000 registrierten Schusswaffen. Die Linke kritisiert das schleppende Vorgehen bei der Entwaffnung und warnt vor steigenden Sicherheitsrisiken.

Berlin – Fast 1.500 Rechtsextreme und Reichsbürger besaßen Ende 2023 eine “waffenrechtliche Erlaubnis”. Das geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Gruppe im Bundestag hervor, über die die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” (Donnerstagausgaben) berichten. Neuere Zahlen für das Jahr 2024 konnte die Bundesregierung demnach bislang nicht liefern.

Zum Stichtag 31. Dezember 2023 hatten nach den Ministeriumsangaben 1.039 Rechtsextremisten und 393 “Reichsbürger und Selbstverwalter”, sowie 37 Personen des Spektrums “Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates” eine waffenrechtliche Erlaubnis. Zum selben Stichtag waren im Nationalen Waffenregister 2.212 erlaubnispflichtige Schusswaffen auf Rechtsextremisten, 1.606 auf Reichsbürger und 116 auf Personen des Bereichs “Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates” registriert.

Die Linke kritisierte die Zahl der bewaffneten Rechtsextremen. “Die Bewaffnung der rechtsextremen und Reichsbürger-Szene bleibt hoch”, sagte die Linken-Bundestagsabgeordnete und Innenpolitikerin Martina Renner dem RND. “Allein im Jahr 2023 verfügten rund 1.500 Szeneangehörige über knapp 4.000 erlaubnispflichtige Waffen. Die Dunkelziffern dürften noch weit höher liegen”, sagte Renner.

Die Entwaffnung der Szene gehe dagegen “in Kleinstschritten” voran. “Wer den demokratischen Verfassungsstaat stürzen will, darf keine Waffen mit sich führen. Andernfalls spitzt sich das Sicherheitsrisiko vonseiten der rechten Szene immer weiter zu”, so die Linken-Abgeordnete.

Letztes TV-Duell vor der Wahl: Merz und Scholz diskutieren über Bürgergeld und Steuern

Im letzten TV-Duell vor der Bundestagswahl des TV-Senders der “Welt” haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) unter anderem über das Bürgergeld und die Mehrwertsteuer diskutiert.

Scholz sprach sich für eine Senkung der indirekten Steuer aus. “Zunächst mal möchte ich, dass wir im Supermarkt, in den Lebensmittelgeschäften die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel reduzieren”, sagte er. “Das ist, wenn man sehr viel Geld verdient, nicht viel. Aber wenn man sehr wenig Geld hat und sehr genau rechnen muss, ist das eine Unterstützung für die täglichen Einkäufe.”

Merz schloss dagegen auf Nachfrage eine Erhöhung der Mehrwertsteuer nicht aus. “Ich möchte die Mehrwertsteuer nicht erhöhen. Ich glaube, das wäre auch der falsche Weg”, sagte er. “Wir werden doch möglicherweise auch Koalitionsverhandlungen zu führen haben.” Stattdessen sprach sich Merz für eine Senkung der direkten Steuern für Unternehmen aus.

In der Debatte um das Bürgergeld plädierte der CDU-Politiker für eine Namensänderung und für härtere Sanktionen, wenn Arbeitsangebote abgelehnt werden. Man müsste einem Arbeitslosen “dann sagen, das und das und das Angebot bekommt er, und wenn er es nicht annimmt, dann muss man davon ausgehen, dass er an anderer Stelle seinen Lebensunterhalt verdienen kann.”

Auch Scholz sprach sich für Sanktionen aus. “Wir müssen natürlich mit harten Sanktionen dafür Sorge tragen, dass Leute, die konkret mögliche Beschäftigung ablehnen, dann auch von uns angegangen werden können”, sagte er. “Die Gesetze gibt es übrigens im Bundestag, die kann man beschließen.”

Den Vorschlag von Merz hält er dagegen nicht für umsetzbar. Um für Leistungskürzungen zu beweisen, dass jemand nicht arbeiten möchte, müsse man mehr Geld ausgeben und ihm öffentlich geförderte Jobangebote unterbreiten. Der SPD-Politiker gab zu bedenken, dass Leistungen nur begrenzt gekürzt werden können. “Wir sind ja sehr fest eingemauert durch das, was das Bundesverfassungsgericht an Leistungshöhe uns vorgeschrieben hat.”

Mit Blick auf die Radikalisierung von Extremisten warben Scholz und Merz für eine engere Zusammenarbeit der Behörden. “Wir werden das nicht in jedem Einzelfall ausschließen können, aber eine sehr viel lückenlosere Überwachung, zum Beispiel der sozialen Netzwerke, auch ein lückenloser Datenaustausch mit den Behörden, kann hier auch frühzeitig Warnsignale setzen”, sagte Merz. “Wir haben nach meinem Empfinden immer noch zu viel Datenschutz, auch zwischen den Behörden.”

Scholz stimmte seinem Kontrahenten zu. “Ich bin auch für den Datenaustausch”, sagte er. “Die Gesetze sind im Übrigen zu einem großen Teil im Bundestag und könnten beschlossen werden.”