Deutschland unter den Hauptzielen für russische Desinformationskampagnen

Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), hat angesichts der jüngsten Analyse des EU-Kompetenzzentrums “EU vs. Disinfo” (EU gegen Desinformation) vor russischer Desinformation gewarnt. Das Zentrum sei zu dem Ergebnis gekommen, dass Deutschland im vorigen Jahr eines von vier europäischen Schwerpunktländern russischer Desinformation gewesen sei – neben Bulgarien, der Slowakei und Serbien, sagte er dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”.

“Es ist den Deutschen noch nicht ausreichend bewusst, dass die Faschisten von der AfD das Land nicht nur von innen angreifen, sondern einen starken Verbündeten im Ausland haben. Dieser starke Verbündete ist Russland mit seinen Desinformationskampagnen.”

Er fügte hinzu: “Deswegen müssen wir uns darauf vorbereiten, dass Deutschland auch in diesem Jahr mit drei Landtagswahlen und der Europawahl voraussichtlich wieder ein Schwerpunktland der russischen Desinformation sein wird”, so Hofreiter. “Das heißt: Wir müssen dagegen mehr tun. Wir müssen unsere Sicherheitsbehörden stärker aufstellen und wir brauchen ein genaueres Monitoring.”

Der Grünen-Politiker beklagte, in Deutschland werde so getan, “als wenn der Ukraine-Krieg weit weg wäre. Doch erstens ist die Ukraine gar nicht so weit weg und zweitens ist Russland mit den westeuropäischen Demokratien längst in einer Auseinandersetzung. Der Agent dafür ist die AfD.”

Zuvor hatte “Der Spiegel” über eine Datenanalyse des Auswärtigen Amts berichtet, laut der im Kurznachrichtendienst X mehr als 50.000 gefälschte Nutzerkonten in deutscher Sprache koordiniert Stimmungsmache betrieben. Demnach bewerten die Experten des Auswärtigen Amts die jüngste Welle als Teil einer großangelegten russischen Kampagne.

red

BA-Chefin Nahles fordert: Umsetzung der Kindergrundsicherung noch in dieser Legislaturperiode

Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, hat die Ampel-Parteien davor gewarnt, dass die Kindergrundsicherung bei einer weiteren Verzögerung nicht mehr in dieser Legislaturperiode eingeführt werden kann. “Wenn die Bundesregierung die Kindergrundsicherung in dieser Legislatur noch umsetzen will, dann muss ich leider sagen: Die Uhr tickt und zwar ganz laut”, sagte Nahles dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Samstagausgaben).

“Wir haben von Anfang an deutlich gemacht, dass wir mehr als ein Jahr für die Umsetzung brauchen werden”, so die BA-Chefin weiter. In Richtung der Ampel-Parteien appellierte sie: “Kommt zu Potte.”

Die frühere SPD-Politikerin bedauert es eigenen Angaben zufolge nicht, nicht mehr Arbeitsministerin zu sein. “Umgekehrt. Ich denke oft: Gut, dass Nürnberg 440 Kilometer von Berlin entfernt ist”, so Nahles.

red

Internationaler Gerichtshof fordert Israel zu Schutzmaßnahmen für Zivilbevölkerung auf

Außenpolitiker von Union und Grünen begrüßen die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) zum Völkermord-Vorwurf gegen Israel. “Südafrika und seine Verbündeten sind damit gescheitert, die Völkermord-Konvention zu missbrauchen”, sagte Jürgen Hardt (CDU), außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, dem “Tagesspiegel” (Samstagausgabe).

Der IGH hat am Freitag in Den Haag zwar die Gefahr von Völkermord im Gazastreifen festgestellt. Das UN-Gericht verpflichtet Israel aber nicht zum Ende des Militäreinsatzes. “Ein sofortiger Waffenstillstand hätte nur den Terroristen der Hamas genützt”, sagte Hardt.

Die Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Agnieszka Brugger, sagte der Zeitung, der Vorwurf des Genozids sei “juristisch, politisch und historisch” unzutreffend. “Hier sind aus guten Gründen sehr hohe Hürden und eine explizite Intention vorausgesetzt.”

Sie war Südafrika vor, den brutalen terroristischen Überfall des 7. Oktobers auf Israel nahezu völlig ausgeblendet zu haben. “Die Hamas ist mit ihrer perfiden Strategie der Menschenverachtung, auch den eigenen Leuten gegenüber, für extrem viel Leid verantwortlich, weil sie eiskalt und bewusst Krankenhäusern und Schulen benutzt und Menschen von der Flucht abhält”, so Brugger.

Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte am Freitag die israelische Regierung aufgefordert, Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung zu ergreifen und humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Die israelischen Streitkräfte müssten alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um keinen Völkermord zu begehen.

Zuvor hatte das Gericht die Ergebnisse seiner Untersuchung vorgestellt. Diese kämen zu dem Schluss, dass der Militäreinsatz der israelischen Armee zu ein einer großen Zahl an Verletzen und Toten geführt habe. Ebenso sei eine große Zahl von Häusern zerstört und durch die Kämpfe der Großteil der Bevölkerung vertrieben worden. Zudem sei die zivile Infrastruktur in Gaza stark beschädigt worden: Über 300.000 Wohneinrichtung seien zerstört oder beschädigt. Den Menschen fehle es an medizinischer Versorgung und Nahrung.

Bis zu einem endgültigen Urteil im Hauptverfahren dürften noch Jahre vergehen. Sowohl Israel als auch Südafrika haben das “Übereinkommen über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes” unterzeichnet.

red

US-Gericht: Geschworene verdonnern Trump zu 83,3 Millionen Dollar Strafzahlung an Journalistin

New York City – Der ehemalige US-Präsident Donald Trump muss 83,3 Millionen Dollar Schadensersatz an die Journalistin und Autorin Elizabeth Jean Carroll zahlen. Das entschied ein Geschworenengericht am Freitag in New York.

Die sieben Männer und zwei Frauen des Gerichts befanden, Trump habe in seiner Zeit als US-Präsident verleumderische Aussagen über Carroll gemacht, nachdem diese ihm vorgeworfen hatte, sie in den 1990er Jahren sexuell belästigt zu haben. Er habe sich dabei boshaft und mutwillig verhalten. Seine Äußerungen hatten zur Folge, dass seine Anhänger Carroll jahrelang anfeindeten und belästigten.

Trump war weder beim Schlussplädoyer von Carrolls Anwälten, noch bei der Urteilsverlesung anwesend. In seiner kurzen Aussage vor Gericht am Donnerstag bestritt der Ex-Präsident die Anschuldigungen.

Donald Trump bewirbt sich derzeit erneut um die Präsidentschaft. Die ersten beiden Vorwahlen der Republikaner hat er bereits gewonnen und Umfragen unter Republikanern sehen ihn landesweit deutlich vor seiner Mitbewerberin Nikki Haley.

Derzeit laufen mehrere weitere strafrechtliche Gerichtsverfahren gegen Trump, unter anderem wegen des Sturms auf das Kapitol in Washington 2021. Nach dem 14. Zusatzartikel der Verfassung der USA ist es denjenigen, die sich an einem Aufstand gegen die Vereinigten Staaten beteiligt haben, verboten, ein gewähltes Amt zu bekleiden.

red

Energiekonzerne profitieren massiv vom Ukraine-Krieg: Mehr als 70 Milliarden Euro Zusatzeinnahmen

Durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine haben Mineralölkonzerne und Stromproduzenten in Deutschland “herausragende Gewinnsteigerungen” verzeichnet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie für die linkennahe Rosa-Luxemburg-Stiftung, über die der “Spiegel” berichtet.

Demnach erzielten Mineralölkonzerne im Krisenjahr 2022 in Deutschland Zusatzeinnahmen von 70 Milliarden Euro, Stromkonzerne etwa 30 Milliarden Euro. Sogenannte Übergewinnsteuern hätten davon laut ersten Zahlen lediglich rund zwei Prozent abgeschöpft. Etwa die Hälfte der Zusatzeinnahmen sei bei den Mineralölkonzernen gelandet und größtenteils an Aktionäre ausgeschüttet worden.

In Deutschland wurden zeitweise überdurchschnittliche Gewinne bei Erdöl, Erdgas, Kohle und Raffinerien sowie sogenannte “Zufallsgewinne” am Strommarkt abgeschöpft. Unter den 2.000 weltgrößten Unternehmen hätten Mineralölkonzerne zwischen 2019 und 2022 mit Gewinnsteigerungen von 400 Milliarden Dollar “alles in den Schatten” gestellt, heißt es in der Studie. Es folgten Banken (140 Milliarden) und Technologiekonzerne (50 Milliarden).

Eine richtig gestaltete Übergewinnsteuer könnte in Deutschland jährlich 20 bis 40 Milliarden Euro Einnahmen generieren, schreibt einer der Autoren

red

Erstes Todesurteil durch Stickstoffgas in den USA vollzogen

Atmore – Der US-Bundesstaat Alabama hat den verurteilten Mörder Kenneth Smith mit Stickstoffgas hingerichtet. Es ist das erste Mal, dass diese umstrittene Methode in den USA für eine Hinrichtung angewendet wurde, und nach Angaben von Experten vermutlich auch das erste Mal weltweit.

Der 58-jährige Smith hatte erst Stunden zuvor ein letztes Berufungsverfahren verloren. Bereits 2022 hatte Alabama versucht, ihn durch eine Giftspritze hinzurichten, scheiterte jedoch. Smith war 1989 wegen eines Mordes an der Frau eines Geistlichen verurteilt worden, der selbst den Auftrag dazu gegeben und später Selbstmord begangen hatte.

Alabama und zwei weitere US-Bundesstaaten haben den Einsatz von Stickstoff als alternative Hinrichtungsmethode genehmigt, da die für tödliche Injektionen verwendeten Medikamente immer schwieriger zu bekommen sind. Unter Experten herrscht Uneinigkeit darüber, ob Stickstoff als Hinrichtungsmethode besonders qualvoll oder womöglich auch besonders “sanft” ist.

red

Pistorius will Scholz als Bundeskanzler nicht beerben

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist allen Spekulationen über einen Kanzler-Wechsel entgegengetreten.

In einem Interview mit verschiedenen Marken des Springer-Konzerns (“Bild”, “Welt TV”, “Politico”) sagte der Minister über sein Verhältnis zu Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): “Unsere Zusammenarbeit ist exzellent und an meiner Loyalität lasse ich keinen Zweifel aufkommen.” Auf die Frage, ob sich der Kanzler zu 100 Prozent auf seine Loyalität verlassen könne, antwortete Pistorius: “Ja, das kann er und das weiß er auch.” Und weiter: “Ich säge an niemandes Stuhl. Ich mache meine Arbeit.”

Er sei “ein ausgesprochener Teamplayer in jeder Beziehung”, das gehöre “mit Sicherheit zu meinen Charaktereigenschaften, die mir niemand absprechen wird”. Pistorius kommentierte damit seit Wochen anhaltende Spekulationen, dass er als beliebtester Politiker des Landes Scholz als Kanzler ablösen könnte, der mit verheerenden Umfrageergebnissen leben muss. Es sei “grundverkehrt”, sich jetzt in Personalspekulationen zu ergehen. Und weiter: “Olaf Scholz ist herausragender Kanzler, der seine Kritik einstecken muss natürlich, wie alle anderen auch. Die Regierung müsse “verdammt noch mal die Aufgaben erledigen, die auf dem Tisch liegen”.

Eine Fußballmannschaft, die “gegen den Abstieg spiele, “schmeißt nicht per se den Trainer als erstes raus”, jedenfalls nicht, wenn es ein guter Verein sei. Pistorius: “Wir brauchen jetzt Geschlossenheit und Tatkraft.” Pistorius gab zu, dass er von seinen hohen Beliebtheitswerte überrascht sei, sich aber darüber freue: “Ich habe damit nicht gerechnet und bin auch überrascht, dass das bei dieser Aufgabe, die ich habe, und bei den Themen, über die ich reden muss, so lange anhält.” Und weiter: “Ich nehme das mit, freue mich darüber. Offenbar gefällt einigen Menschen in Deutschland die Art, wie ich meine Arbeit mache. Und ich werde sie weiter so machen.”

Der Minister räumte ein, dass das Erscheinungsbild der Ampel “in den letzten zwei Jahren hätte besser sein müssen”. Daran und an der Kommunikation der Regierung müsse gearbeitet werden: “Alle wissen, dass wir den Hebel umlegen müssen, und zwar schnellstens. Das tun jetzt auch alle.” Die Bilanz dieser Koalition sei aber weit besser als das, was in der Öffentlichkeit hängen bleibe. Pistorius zeigte sich deshalb optimistisch, dass die Werte der SPD wieder steigen werden.

red

Auch AfD verzeichnet hohen Mitgliederzulauf

Wie auch andere Parteien vermeldet die AfD derzeit eigenen Angaben zufolge einen starken Mitgliederzulauf. Bei der Partei kommen aktuell im Schnitt 130 Mitgliedsanträge am Tag an, wie die Parteiführung der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Freitagausgabe) mitteilte.

Etwa 8.000 Mitgliedsanträge lägen unbearbeitet herum, hieß es. Die Partei will deshalb Mitarbeiter in der Bundesgeschäftsstelle einstellen, um diesen Rückstand aufzuholen.

Allein diese 8.000 Neumitglieder bedeuten für die AfD Mehreinnahmen von rund einer Million Euro im Jahr, da jedes Mitglied – abgesehen von Ausnahmeregeln für sozial Bedürftige – 120 Euro im Jahr bezahlt. Zusätzlich steigert sich die staatliche Parteifinanzierung um 45 Cent für jeden Euro, der als Mitgliedsbeitrag eingeht. Das sind Mehreinnahmen von 1.392.000 Euro im Jahr. Aktuell hat die Partei 41.000 Mitglieder.

red

Tödliches Familiendrama in Rheinland-Pfalz: Vier Tote in Montabaur

Montabaur – Nach dem Familiendrama in Rheinland-Pfalz ist die Zahl der Toten auf vier gestiegen. Der Mann, der im Verdacht steht, in einem Wohnhaus in Montabaur drei Personen getötet zu haben, erlag schließlich ebenfalls seinen Verletzungen.

Stundenlang hatte die Polizei seit dem Morgen mit dem mutmaßlichen Täter verhandelt und von einem “psychischen Ausnahmezustand” gesprochen, dann drang ein Spezialeinsatzkommando der Polizei in das Wohnhaus ein und überwältigte ihn. In dem Haus wurden nach Polizeiangaben drei Leichen gefunden, zwei Erwachsene und ein Kind. Sie sollen schon tot gewesen sein, als die Beamten eintrafen, hieß es von der Polizei.

Das betroffene Wohngebiet war weiträumig abgesperrt worden. Die Hintergründe der Tat waren unterdessen unklar, und auch, ob und gegebenenfalls wie der Mann sich seine tödlichen Verletzungen selbst beigebracht hatte. Er war zwischenzeitlich mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht worden. Es sei davon auszugehen, dass der mutmaßliche Täter und die Opfer “nahe Angehörige bzw. Verwandte” seien, hieß es.

red

Mehr Missbrauchsopfer in der Evangelischen Kirche als bisher bekannt

Die Zahl der Missbrauchsopfer in der Evangelischen Kirche und Diakonie ist offenbar deutlich höher als bislang angenommen. Das geht aus einer am Donnerstag in Hannover vorgestellten Studie des interdisziplinären Forschungsverbunds “Forum” hervor.

Demnach wurden für die vergangenen Jahrzehnte mindestens 1.259 Beschuldigte dokumentiert. Das sei allerdings nur die “Spitze des Eisbergs”, sagten die Forscher. Auf Basis kriminologischer Erkenntnisse zu Dunkelziffern wurden die Zahlen hochgerechnet. Danach liegt die Zahl der Beschuldigten seit 1946 bei 3.497, die der Kinder und Jugendlichen, die sexuell missbraucht wurden, bei 9.355. Die Evangelische Kirche war bislang von rund 900 Missbrauchsopfern ausgegangen. 64,7 Prozent der Opfer sind laut der Untersuchung männlich und rund 35,3 Prozent weiblich.

“Wir übernehmen als EKD die Verantwortung dafür, dass die Ergebnisse in konkrete Maßnahmen überführt werden”, sagte die amtierende EKD-Ratsvorsitzende Kerstin Fehrs im Rahmen der Vorstellung der Studie. Das Gesamtbild, das aus der Untersuchung hervorgehe, habe sie “zutiefst erschüttert”. Die Hamburger Bischöfin kündigte an, dass Betroffene darüber mitentscheiden würden, welche Konsequenzen gezogen würden.

Der Betroffenenvertreter Detlev Zander kritisierte den Föderalismus in der Evangelischen Kirche. Dieser habe die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt verhindert. Es solle eine übergeordnete Stelle, die einheitliche Standards für den Umgang mit Missbrauch entwickeln solle, geben, forderte er.

red