Studie: Umweltzonen fördern mentale Gesundheit und schulische Leistungen von Kindern

Die niedrigere Feinstaub- und Stickoxid-Belastung der Luft in Umweltzonen stärkt die mentale Gesundheit und verbessert schulische Leistungen von Kindern. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie von Forschern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung und der Universität Maastricht, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben) berichten.

Demnach sinkt in Gebieten mit niedrigeren Feinstaub und Stickoxiden etwa die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose für eine Depression um 3,5 Prozent, bei Angststörungen sind es 4,2 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen einen Facharzt in diesem Bereich aufsuchen, liegt in Umweltzonen um 5,7 Prozent niedriger als in den Vergleichsgebieten. Die Differenzen seien nicht riesig, aber statistisch signifikant, sagte Studienautorin Laura Schmitz.

Besonders ausgeprägt ist der Studie zufolge der Effekt bei Kindern und Jugendlichen, deren Gehirne sich noch entwickeln. So lag die Wahrscheinlichkeit für eine diagnostizierte Angststörung in der Gruppe der 15- bis 29-Jährigen zwei Jahre nach der Einrichtung einer Umweltzone rund 10 Prozent niedriger als zuvor. Bei 30- bis 49-Jährigen war der Rückgang weniger stark, für Menschen zwischen 50 und 69 Jahren zeigten die Daten kaum eine Veränderung.

Für die Untersuchung haben die Forscher über einen längeren Zeitraum anonymisierte Daten einer großen deutschen Krankenversicherung ausgewertet – aus Umweltzonen und aus vergleichbaren Gebieten ohne entsprechende Regelung, jeweils vor und nach Einführung der Umweltzone. Strukturelle Unterschiede, etwa beim Einkommensniveau, wurden dabei herausgerechnet, sagte Schmitz. “Die Differenz, die dann noch übrigbleibt, kann man ursächlich auf die Umweltzone zurückführen.”

Die Feinstaubpartikel seien so mikroskopisch klein, dass sie sehr tief in die Lunge gelangen und über den Blutkreislauf das Gehirn erreichen würden, sagte Schmitz. “Im Gehirn verursachen sie dann Entzündungen und eine Unterversorgung mit Sauerstoff und das kann in Zusammenhang gebracht werden mit schlechterer mentaler Gesundheit und kognitiver Leistung.”

Die Forscher haben auch den Zusammenhang zwischen Luftqualität und schulischen Leistungen untersucht. Dazu zogen sie Schuldaten aus Nordrhein-Westfalen heran, die für die Jahre 2005 bis 2018 dokumentieren, wie viele Schüler nach der Grundschule aufs Gymnasium wechseln.

Vor der Einführung der Umweltzonen war der Anteil der Kinder, die die Grundschule in Richtung Gymnasium verließen, demnach niedriger als in den Vergleichsgebieten. Die Autoren führen das darauf zurück, dass es soziale und Einkommensunterschiede zwischen der Bevölkerung in den Gebieten gibt. Nach Einführung der Umweltzonen verringern sich diese Unterschiede allerdings. Die Übergangsrate auf das Gymnasium erhöht sich laut der Analyse um einen Prozentpunkt. Mögliche Störvariablen seien auch hier ausgeschlossen worden, sagte Schmitz.

Die Wissenschaftlerin und ihr Team sehen in den Ergebnissen ein Indiz, dass bessere Luftqualität die Lernfähigkeit verbessert. Wie sich die Leistungen in den Jahren darauf entwickeln, wurde aufgrund der schlechten Datenlage nicht überprüft.

Die Ergebnisse sollten auch in die politische Debatte zu Umwelt- und Luftschutzmaßnahmen eingehen, findet die Forscherin. “Bei der Diskussion um das Verbrennerverbot zum Beispiel spielt dieser Aspekt bisher noch keine Rolle – sollte er aber”, sagte sie. “Das hat Auswirkungen in vielen Bereichen.”

red

Mehr als 210.000 junge Menschen 2023 in staatlicher Obhut

Im Jahr 2023 sind in Deutschland rund 128.000 junge Menschen in einem Heim und weitere rund 87.000 in einer Pflegefamilie betreut worden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mitteilte, wuchsen damit etwa 215.000 Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene – zumindest zeitweise – außerhalb der eigenen Familie auf. Das waren rund 7.500 oder vier Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Damit ist die Zahl der Betroffenen erstmals seit 2017 wieder gestiegen, nachdem sie zwischen 2018 und 2022 um zusammen rund 33.000 Fälle zurückgegangen war. Der Anstieg ist fast ausschließlich auf unbegleitet eingereiste Minderjährige zurückzuführen, die – nach einer vorübergehenden Inobhutnahme durch die Jugendämter – verstärkt in Heimen, betreuten Wohnformen oder Pflegefamilien untergebracht werden: Lässt man diese Fälle unberücksichtigt, lag das Plus von 2022 auf 2023 bei nur 0,1 Prozent (+121 Fälle).

Insgesamt wurden 2023 rund 20.500 junge Menschen nach einer Inobhutnahme nach unbegleiteter Einreise in einem Heim oder einer Pflegefamilie betreut. Das waren zehn Prozent aller Fälle und rund 7.400 Fälle mehr als im Vorjahr, als der Anteil bei sechs Prozent gelegen hatte.

Im Langzeitvergleich nahm die Zahl der jungen Menschen, die (zeitweise) außerhalb der eigenen Familie lebten, seit Beginn der Zeitreihe 2008 stetig von 152.000 auf den Höchststand von 240.000 Betroffenen im Jahr 2017 zu, so das Bundesamt. Danach sank sie auf 207.000 Fälle im Jahr 2022, um 2023 erneut moderat zu wachsen.

Für die betroffenen jungen Menschen endete die Betreuung außerhalb der eigenen Familie durchschnittlich nach 2,4 Jahren. Während die Unterbringung in einem Heim im Schnitt 1,8 Jahre dauerte, waren es in einer Pflegefamilie 4,2 Jahre. Insgesamt wuchsen etwas mehr Jungen (55 Prozent) als Mädchen (45 Prozent) außerhalb der eigenen Familie auf.

Die Eltern der betroffenen jungen Menschen waren in fast jedem zweiten Fall (48 Prozent) – und damit besonders häufig – alleinerziehend. Bei jeweils knapp einem weiteren Fünftel der Herkunftsfamilien handelte es sich um zusammenlebende Elternpaare (18 Prozent) oder Elternteile in neuer Partnerschaft (17 Prozent). In den verbleibenden Fällen – zum Beispiel in den Betreuungsfällen nach unbegleiteter Einreise – waren die Familienverhältnisse unbekannt (15 Prozent) oder die Eltern verstorben (zwei Prozent).

Etwa die Hälfte (52 Prozent) der jungen Menschen, die 2023 außerhalb der eigenen Familie aufwuchsen, waren jünger als 15 Jahre. Minderjährig waren fast vier Fünftel der Betroffenen (79 Prozent). Ein weiteres Fünftel (21 Prozent) waren sogenannte “Careleaver”, also junge Volljährige, die sich am Übergang aus der öffentlichen Erziehungshilfe in ein selbstständiges Leben befanden. Während jüngere Kinder bis elf Jahre häufiger in Pflegefamilien betreut wurden, überwog ab dem zwölften Lebensjahr die Heimerziehung.

60.900 junge Menschen waren 2023 neu in einem Heim oder einer Pflegefamilie untergebracht worden. Hauptgrund war mit 30 Prozent der Ausfall der Bezugsperson der jungen Menschen (Unversorgtheit), etwa infolge einer unbegleiteten Einreise aus dem Ausland oder der Erkrankung eines Elternteils. Mit Abstand an zweiter Stelle stand 2023 die Gefährdung des Kindeswohls durch Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung oder sexuelle Gewalt (15 Prozent). Dritthäufigster Grund für eine neue Unterbringung war die eingeschränkte Erziehungskompetenz der Eltern (zwölf Prozent), beispielsweise durch Erziehungsunsicherheit oder pädagogische Überforderung.

red

Beitragsschock 2025: Fast alle Krankenkassen erhöhen Zusatzbeitrag drastisch

Der Chef der größten deutschen Krankenkasse erwartet, dass 2025 fast alle Kassen ihren Zusatzbeitrag erhöhen: “Die Finanzlage ist dramatisch. Der Schätzerkreis sieht für 2025 eine Lücke von mehr als 14 Milliarden Euro. Auf die Versicherten kommt damit ein Beitragsschock zu”, sagte Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse, der “Rheinischen Post” (Freitagausgabe).

“2025 soll der durchschnittliche Zusatzbeitrag um 0,8 Prozentpunkte steigen. Fast alle Kassen werden ihren Beitrag erhöhen oder haben es schon getan – und zwar kräftig. Manche werden stärker erhöhen als um 0,8 Punkte.”

Auch die Techniker Krankenkasse (TK) wird ihren Zusatzbeitrag erhöhen, wenn auch um weniger als 0,8 Punkte. “Auch wir werden unseren Zusatzbeitrag 2025 anpassen müssen, doch wir setzen alles daran, dass wir unter dem Durchschnitt bleiben und damit weiter zu den günstigen Kassen gehören”, sagte Baas weiter. “Das wird unser Verwaltungsrat im Dezember entscheiden.”

Die TK ist mit 11,7 Millionen Versicherten die größte Krankenkasse, ihr Zusatzbeitrag liegt aktuell bei 1,2 Prozent. Baas fordert rasche Reformen zur Kostendämpfung: “Wenn es der Politik nicht gelingt, das ungebremste Kostenwachstum zu stoppen, wird das so weitergehen. Dann ist jedes Jahr eine Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte möglich.”

red

Versorgungsengpässe bei Krebs- und Antibiotikamedikamenten: AOK fordert Lagerpflicht

Die Pflicht zur Lagerhaltung sollte auf weitere wichtige Arzneimittel ausgeweitet werden, fordert die AOK. Bisher gilt nur für patentfreie sogenannte Generika, für die zwischen Krankenkassen und Pharmafirma ein Rabattvertrag besteht, eine sechsmonatige Bevorratungspflicht.

Antibiotikasäfte für Kinder, aber auch Arzneimittel gegen Krebs, die den Wirkstoff Tamoxifen enthalten, fallen nicht unter die Regelung. “Das ist ein offensichtlicher Systemfehler, der dringend abgestellt werden muss”, sagte Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, die in der AOK-Gemeinschaft für die Verhandlungen der Generika-Rabattverträge zuständig ist, dem “Spiegel”. Sowohl bei den Antibiotikasäften als auch bei den Krebs-Medikamenten gibt es Lieferengpässe. “Wir brauchen für alle versorgungsrelevanten Arzneimittel eine entsprechende Mindestlagerhaltung, unabhängig von Rabattverträgen”, sagte Bauernfeind.

Ob eine Pflicht zur Lagerhaltung überhaupt etwas bringt, ist allerdings umstritten. Statt Produktionsanreize zu schaffen, entstünden unter anderem zusätzliche Kosten, befürchten Kritiker. Sanktionen bei einem Verstoß gegen die Lagerpflicht seien seitens des Gesetzgebers nicht vorgesehen, heißt es beim Bundesgesundheitsministerium.

In Frankreich sind die Regeln strenger: Die dortige Behörde für Arzneimittelsicherheit ANSM verhängte im September Strafzahlungen in Höhe von insgesamt knapp acht Millionen Euro gegen elf Pharmaunternehmen. Der Grund: Sie konnten nur unzureichende Lagerbestände vorweisen. In Deutschland konnte die Verpflichtung zur Lagerhaltung, die hierzulande seit Ende Juli 2023 gilt, die Situation rund um Lieferengpässe bisher nicht entscheidend entschärfen. Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte führt derzeit 737 gemeldete Engpässe, im Vorjahr waren es 1.017.

Erklärt das Bundesgesundheitsministerium einen “Versorgungsmangel”, dürfen Medikamente vereinfacht aus dem Ausland importiert werden. Dies gilt derzeit etwa für Tamoxifen, für Kochsalzlösung oder für Impfstoffe gegen das RS-Virus, einen Erreger akuter Atemwegsinfektionen, mit dem sich insbesondere Säuglinge und Kleinkinder anstecken.

red

Steigende Nachfrage: Cholesterin-Tests für Kinder zur Vorbeugung von Herzkrankheiten boomen

Die Nachfrage nach Cholesterin-Tests für Kinder zur Vorbeugung von genetisch bedingten Herzinfarkten und Schlaganfällen hat sich in den vergangenen Monaten deutlich erhöht.

Eine Auswertung des Deutschen Herzzentrums München zeigt, dass sich die Zahl der Untersuchungen bei 12- bis 14-Jährigen in mehreren deutschen Testregionen seit Anfang 2023 fast vervierfacht hat. So stieg dort die durchschnittliche Zahl der Screenings pro Monat von rund 330 im Januar 2023 auf über 1.100 im September 2024.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht darin einen Effekt der Debatte um seinen Gesetzesvorstoß für eine bessere Vorbeugung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen: “Das Gesunde-Herz-Gesetz wirkt schon vor Inkrafttreten”, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgaben). Viele Eltern hätten verstanden, dass ein Cholesterin-Screening im Kindesalter Leben rette. Angeborene Risikofaktoren müssten früh erkannt und bekämpft werden. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung ist in Deutschland einer von 250 bis 300 Menschen von einer familiären Hypercholesterinämie betroffen.

Stephan Baldus, Leiter des Herzzentrums der Uniklinik Köln, zeigte sich erfreut über die hohe Nachfrage: “Die Erkennung und Behandlung der genetisch bedingten Fettstoffwechselstörung ist einer der wichtigsten Hebel für die Verhinderung von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei jungen Erwachsenen”, sagte Baldus den Funke-Zeitungen.

Der Bundestag befasst sich an diesem Mittwoch in erster Lesung mit Lauterbachs Gesetzentwurf. Geplant ist, die Herzgesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen regelmäßig überprüfen zu lassen und im Bedarfsfall medikamentöse Therapien als Vorbeugemaßnahme zu verordnen.

red

IKK-Krankenkassen-Chef fordert: Zuzahlung für Medikamente verdoppeln

Angesichts der angespannten Finanzlage vieler Krankenkassen fordert Ralf Hermes, Vorstandschef der IKK Innovationskasse, eine Verdoppelung der Zuzahlung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten.

“Es braucht dringend eine Anhebung der Zuzahlung für Kunden in der Apotheke”, sagte er der “Bild” (Mittwochausgabe). “Es wäre sinnvoll, mindestens zehn Euro und höchstens 20 Euro des Preises aus eigener Tasche zu bezahlen.” Aktuell müssen die meisten Patienten mindestens fünf Euro und höchstens zehn Euro pro verschreibungspflichtigem Medikament bezahlen.

Die Krankenkassen würden durch diesen Schritt 2,5 Milliarden Euro jährlich sparen. Das entspricht rund fünf Prozent der Ausgaben für Medikamente. “Eine Anhebung der Zuzahlung würde eine Milliardenentlastung für die Krankenkassen bedeuten, damit weitere Beitragssprünge abdämpfen”, sagte Hermes.

red

Ärzte warnen: Kinderkliniken droht im Winter erneut Überlastung

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) erwartet in diesem Winter erneut überlastete Kinderkliniken. “Da wird noch einiges auf uns zukommen”, sagte Axel Gerschlauer, Sprecher des BVKJ Nordrhein, der “Rheinischen Post” (Montagsausgabe).

“Natürlich fürchten wir auch in diesem Jahr Engpässe in den Kinderkliniken und bei der Medikamentenversorgung.” Strukturell habe sich bei beiden Punkten überhaupt nichts getan. “Ich würde mir wünschen, dass bei der Krankenhausreform nicht noch mehr Kinderbetten gestrichen werden. Die Versorgung kranker Kinder und vor allem Säuglinge war in der vergangenen Saison selbst in den großen Städten schon nicht mehr ausreichend gewährleistet. Eine Verschlechterung mag man sich für den ländlichen Raum gar nicht vorstellen.”

Zugleich gibt es Engpässe beim Impfstoff für Babys gegen das RS-Virus, das schwere Atemwegserkrankungen auslösen kann: “Die große Chance einer frühzeitigen und flächendeckenden Impfung aller gefährdeten Säuglinge gegen das RS-Virus haben Krankenkassen und Politik gemeinsam schlicht verschlafen”, sagte Gerschlauer, der Kinderarzt in Bonn ist.

Das bestätigte auch Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein: “Die Immunisierungskampagne für Babys mit Nirsevimab (Beyfortus) läuft wegen Lieferengpässen des Herstellers leider nur sehr stockend an”, sagte Preis der Zeitung. Die Nachfrage der Eltern in den Kinderarztpraxen zu einer Immunisierung sei hoch. “Der Hersteller Sanofi versucht jetzt, durch Ware aus Frankreich, Spanien und den USA den vielen Bestellungen nachzukommen. Die Wartelisten für Beyfortus in den Apotheken sind oft schon sehr lang.”

red

Pflegekräfte verdienen mehr: Durchschnittlicher Stundenlohn steigt deutlich

Beschäftigte in der Pflege bekommen mehr Geld als noch vor einem Jahr. Das geht aus Daten des GKV-Spitzenverbandes hervor, über die die “Rheinische Post” in ihrer Freitagausgabe berichtet.

Demnach sind die durchschnittlichen Stundenlöhne deutlich gegenüber dem Vorjahr um 8,8 Prozent auf 22,60 Euro gestiegen. Zuletzt waren eher Zuwächse von rund zwei Prozent üblich.

Je nach Beschäftigtengruppe sind die Zuwächse unterschiedlich. So betragen die neuen Durchschnittslöhne für Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung deutschlandweit zukünftig 19,26 Euro und damit knapp 9,9 Prozent mehr als im Jahr 2023. Hilfskräfte mit mindestens einjähriger Ausbildung, sogenannte Pflegeassistenzkräfte, erhalten künftig im Schnitt 21,41 Euro – ein Plus von etwa 9,6 Prozent. Und für voll ausgebildete Pflegefachkräfte steigt der Stundenlohn um knapp 9,2 Prozent auf durchschnittlich 25,93 Euro.

Nach GKV-Angaben gibt es beim Anstieg der Durchschnittslöhne auch regionale Unterschiede. Am höchsten sind die Zuwächse den Zahlen zufolge in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit einem Plus zehn Prozent. Hamburg, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegen mit neun Prozent knapp dahinter. Auf sechs bis acht Prozent mehr Durchschnittslohn kommen die Beschäftigten in Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Schleswig-Holstein und Hessen. Schlusslichter bei den Zuwächsen sind die Stadtstaaten Bremen und Berlin, wo Pflegekräfte künftig nur etwa vier bis fünf Prozent mehr Geld bekommen.

Ermittelt werden die Zahlen von der Geschäftsstelle Tarifliche Entlohnung in der Langzeitpflege beim GKV-Spitzenverband. Einmal im Jahr werden die regional üblichen Entlohnungsniveaus erhoben. 11.000 Meldungen von Pflegeeinrichtungen hat die Geschäftsstelle den Angaben zufolge ausgewertet.

Für die Ermittlung der Durchschnittswerte werden diejenigen Löhne berücksichtigt, die aufgrund von Tarifverträgen oder kirchlichen Arbeitsvertragsrichtlinien an Pflege- und Betreuungskräfte gezahlt werden. Nicht tarifgebundene Pflegeeinrichtungen, die ihre Beschäftigten nach dem regional üblichen Entlohnungsniveau bezahlen, sogenannte Durchschnittsanwender, haben laut GKV zwei Monate Zeit, die Höhe ihrer Vergütungen anzupassen.

Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, bewertet die Entwicklung für die Beschäftigten als Erfolg. “Die höheren Durchschnittslöhne in der Altenpflege zeigen, dass sich Pflegekräfte insgesamt auf eine faire Bezahlung verlassen können.” Denn der Grund für den Anstieg sei die Anbindung der durchschnittlichen Entlohnung an die Tariflohnentwicklung, sagte Pfeiffer der Zeitung.

“Die Kehrseite der Medaille ist, dass sich höhere Löhne aufgrund der geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen auswirken.” Damit Pflegeeinrichtungen höhere Löhne für die Pflegekräfte gegenfinanzieren könnten, müssten sie oftmals die Eigenanteile für die Pflegebedürftigen anheben, erklärte er. “Die Politik muss hier endlich Wege aufzeigen, um die steigende Belastung der Pflegebedürftigen wirksam zu begrenzen”, forderte Pfeiffer.

red

AOK und Techniker Krankenkasse fordern Erhalt der telefonischen Krankschreibung

Die Vorstandsvorsitzenden der AOK und der Techniker Krankenkasse sprechen sich für den Erhalt der telefonischen Krankschreibung aus.

“Die Erfahrungen aus der Pandemie haben gezeigt, dass die telefonische Krankschreibung verantwortungsvoll genutzt wurde und eine Möglichkeit sein kann, die Arztpraxen gerade in Infektionswellen zu entlasten und zu einer Reduzierung von Kontakten mit erkrankten Personen beizutragen”, sagte die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”. “Daher sollte diese Möglichkeit, die der Gemeinsame Bundesausschuss im Dezember 2023 dauerhaft beschlossen hat, aus meiner Sicht beibehalten werden”, fordert Reimann.

“Für den hohen Krankenstand der letzten Monate und Jahre gibt es eine Vielzahl von Gründen. Die telefonische Krankschreibung gehört nach allem, was wir wissen, nicht dazu”, sagte Reimann. “Verschiedene Auswertungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zu den Fehlzeiten in der Pandemie lassen den Schluss zu, dass mit der damals neu eingeführten Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung sehr verantwortungsvoll umgegangen worden ist. Weder 2020 noch 2021 waren im Zusammenhang mit der damals neu eingeführten Option höhere Krankenstände zu sehen.”

Jens Baas, der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse, sieht das ähnlich: “Bei der persönlichen Arztpraxis anzurufen, anstatt krank im Wartezimmer sitzen zu müssen, entlastet das Praxispersonal und reduziert die Ansteckungsgefahr für Mitarbeitende sowie für die Patientinnen und Patienten vor Ort. Das ist insbesondere in der Erkältungssaison sinnvoll”, sagte Baas dem RND. “Natürlich mag eine Krankmeldung per Anruf niedrigschwelliger als der Gang in die Arztpraxis sein. Allerdings ist dies auch nur für die Patientinnen und Patienten möglich, die der Arztpraxis bekannt sind. In der Abwägung bringt die telefonische Krankschreibung aus meiner Sicht mehr Vorteile mit sich”, ergänzte er.

red

Streit mit Arbeitgeber um Krankschreibung: Hausärzte wehren sich gegen Abschaffung der Telefon-AU

Die deutschen Hausärzte haben Forderungen der Arbeitgeber nach einer Abschaffung der telefonischen Krankschreibung scharf zurückgewiesen.

Nicola Buhlinger-Göpfarth, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, sagte der “Rheinischen Post” (Montagsausgabe): “Die Einführung der Telefon-AU war aus medizinischer Sicht sinnvoll und ist bisher eine der ganz wenigen erfolgreichen politischen Maßnahmen zur Entbürokratisierung des Gesundheitswesens. Sie jetzt abzuschaffen, wäre schlichtweg absurd.”

Wer jetzt die telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) abschaffen wolle, “riskiert die Patientenversorgung in den Infektmonaten. Unsere Praxen haben definitiv nicht die Kapazitäten, die Folgen irgendwelcher Scheinlösungen einzelner Politiker auszubaden”, sagte sie. Buhlinger-Göpfarth: “Die Unterstellungen, dass sich die Menschen mithilfe der Telefon-AU einen schlanken Fuß machen, können wir aus unserer täglichen Arbeit nicht bestätigen.”

Angesichts des hohen Krankenstands bekräftigten die Arbeitgeber jedoch ihre Forderung nach der Abschaffung der Telefon-AU. “Lasst uns zurückkehren zum bewährten Verfahren. Ungerechtfertigte Praktiken von digitalen Geschäftemachern müssen unterbunden werden. Das lässt Missbrauch wahrscheinlich erscheinen”, sagte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA), der “Rheinischen Post”.

red