Grundschulverband warnt vor drohenden Schulschließungen durch Krankheitswelle

Mit Blick auf die deutschlandweite Krankheitswelle hat der Grundschulverband vor örtlichen Schulschließungen gewarnt. “Die personelle Lage in vielen Grundschulen im Lande ist auf Kante genäht und liegt teilweise unter dem errechneten Personal-Budget”, warnte der Verbandsvorsitzende Edgar Bohn gegenüber dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Freitagausgaben). “Komplette Schulschließungen kann und will ich mir nicht vorstellen, könnten jedoch in kleinen Einheiten durchaus die Folge sein.”

Einschränkungen in Form von Kürzungen im Stundenplan seien definitiv nicht auszuschließen, so Bohn. Auch auf den Betrieb in den Kindertagesstätten wirkt sich die aktuelle Krankheitswelle spürbar aus, wie Branchenverbände berichten. “Bundesweit kämpfen aktuell viele Kitas mit einer hohen Zahl an Personalausfällen”, sagte die Vorsitzende des Deutschen Kitaverbandes, Waltraud Weegmann, dem RND. Die Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Jennifer Rotter, sprach von einer “prekären Lage” in den Kitas, die aufgrund der aktuellen Krankheitswelle nochmals verschärft werde.

“Reduzierte Öffnungszeiten bis hin zu kurzfristigen Schließungen wegen fehlenden Personals sind derzeit fast eher die Regel als die Ausnahme”, teilte sie auf Anfrage den Zeitungen mit. Laut Weegmann müsste die Fachkräfteproblematik rasch angegangen werden. “Eile ist geboten. Sonst haben wir keine Kita-Krise mehr, sondern einen vollständigen Kita-Kollaps.”

red

Kinderärzte besorgt über Impfmüdigkeit: Appell für neue Impfkampagn

Eine zunehmende Impfmüdigkeit bei Kinderkrankheiten nach der Corona-Pandemie beklagt der Präsident des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach “Nach der Pandemie sind die Zahlen von Impfungen leider deutlich zurückgegangen”, sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Freitagausgaben). “Da hat uns die Pandemie insgesamt zurückgeworfen. Wir bräuchten eine neue Impfkampagne, um wieder Akzeptanz herzustellen.” Seit den Pandemiejahren habe sich das Bewusstsein für Krankheiten “nicht unbedingt in einem positiven Sinne” geändert, so Fischbach. Viele Kindertageseinrichtungen und auch Schulen seien sehr verunsichert.

“Es gibt Fälle, in denen Kinder schon beim kleinsten Hüsterchen nach Hause oder zum Arzt geschickt werden”, so Fischbach. “Meine Kollegen und ich nehmen im Moment eine starke Inanspruchnahme unserer Praxen wahr. Darunter sind viele Fälle, die vor der Corona-Pandemie bestimmt nicht zur Untersuchung gebracht worden wären und auch heute noch nicht untersucht werden müssten. Wir müssen da wieder eine größere Gelassenheit entwickeln.” Er appellierte, Kinder wieder so häufig mit anderen Kindern spielen zu lassen wie vor der Pandemie. “Natürlich wird das Kind auch mal einen Infekt davontragen, aber damit kommt das Immunsystem in der Regel zurecht.”

Ein Kind wegen eines Schnupfens in die Praxis zu bringen, “wenn es sonst fit ist, spielt, isst und trinkt und kein Fieber hat, ist nicht erforderlich”. Eine generelle Maskenpflicht wegen steigender Corona-Infektionen lehnt Fischbach ab. “Natürlich bleibt das Tragen einer Maske in besonders kritischen Bereichen wie Intensivstationen oder Krebsstationen sinnvoll. Dort kann man es auch verlangen. Außerhalb dieser Bereiche, denke ich, sollte das jeder für sich selber entscheiden können.” Was Kinderarzneien anbelangt, rechnet Fischbach auch in diesem Winter mit Versorgungsengpässen.

“Das setzt sehr viel kreatives Handeln vor Ort voraus, um dann Lösungen, die für Kinder und Jugendliche passen, zu finden”, so Fischbach. Das Thema Fiebersäfte habe sich zum Glück entspannt. Nach wie vor ein Problem sei die Antibiotikaversorgung.

red

Verdi ruft zu Warnstreiks an Unikliniken und Landeskrankenhäusern auf

Die Gewerkschaft Verdi ruft für Donnerstag und Freitag an Gesundheitseinrichtungen der Länder zu Warnstreiks auf. Vom Warnstreikaufruf betroffen seien alle Universitätskliniken, in denen der Länder-Tarifvertrag gilt, aber zum Beispiel auch die Zentren für Psychiatrie in Baden-Württemberg, wie die Gewerkschaft am Dienstag mitteilte. “Die Beschäftigten der Unikliniken und Landeskrankenhäuser sind empört”, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler.

Wenn es nach der Tarifgemeinschaft deutscher Länder gehe, sollten sie dauerhaft weniger verdienen als ihre Kollegen an kommunalen Einrichtungen, so Bühler. “Ausgerechnet dort, wo Spitzenmedizin betrieben wird und die schwersten Fälle landen, sollen die Beschäftigten beim Gehalt abgehängt werden. Das lassen sie sich nicht bieten.”

Die weitere Abwanderung von Arbeitskräften müsse verhindert werden. “Jetzt sind auch die Klinikleitungen gefragt, den Finanzministern und der TdL klarzumachen, dass es eine Abkopplung von der Entgeltentwicklung bei Bund und Kommunen auf keinen Fall geben darf”, sagte die Gewerkschaftsvertreterin. Bühler verwies darauf, dass die Beschäftigten der Unikliniken zumeist in Ballungszentren lebten, wo die Mieten besonders hoch seien.

“Wer jeden Tag kranke Menschen versorgt und Leben rettet, muss seine Miete bezahlen und vom Lohn gut leben können”, forderte die Gewerkschafterin. Betroffen seien in den Kliniken zum Beispiel auch Sozialarbeiter sowie Erzieher in den Betriebskitas. Ihnen verweigerten die Länder kategorisch die Übernahme der Verbesserungen für den Sozial- und Erziehungsdienst aus dem kommunalen Tarifvertrag TVöD. “Erzieherinnen in den Kitas der Kliniken leisten dieselbe anspruchsvolle und oft auch belastende Arbeit wie ihre Kolleginnen in kommunalen Einrichtungen; sie dürfen nicht schlechter gestellt werden”, so Bühler.

Die Gewerkschaften fordern für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder eine Einkommenserhöhung um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Nachwuchskräfte sollen 200 Euro mehr erhalten und Auszubildende unbefristet übernommen werden. Die Verhandlungen sollen am 7. und 8. Dezember in Potsdam fortgesetzt werden.

red

Selbstcheck für Autofahrer: Bei diesen Anzeichen am Steuer sofort handeln

Besonders ältere Menschen sollten auf mögliche Probleme beim Autofahren achten. Sie haben zwar zumeist viel Erfahrung hinter dem Steuer, dennoch kann der Alterungsprozess einige Probleme mit sich bringen. Medikamente und deren Nebenwirkungen oder demenzielle Erkrankungen wie Alzheimer erschweren das Autofahren oder machen es unmöglich, warnt die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI). Auch Probleme beim Hören und Sehen sowie Bewegungseinschränkungen können eine Gefahr bedeuten.

Mit der folgenden Checkliste können Senioren überprüfen, ob sie sicher am Steuer sind. Wenn eine oder mehrere der Fragen mit “Ja” beantwortet werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um zu überprüfen, ob das Problem mit dem gesundheitlichen Befinden zusammenhängen könnte.

  • Verlieren Sie beim Fahren manchmal die Orientierung?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, andere Verkehrsteilnehmer, Ampeln oder Verkehrszeichen zu erkennen und rechtzeitig darauf zu reagieren?
  • Haben Sie Probleme, das Gas-, Kupplungs- oder Bremspedal zu betätigen?
  • Hören Sie Motorengeräusche, Schaltung oder Signale anderer Verkehrsteilnehmer (manchmal) spät oder schlecht
  • Finden Sie es schwierig, den Kopf zu drehen und über Ihre Schulter zu blicken?
  • Werden Sie im dichten Verkehr oder auf unbekannten Straßen nervös?
  • Hupen andere Autofahrer häufig wegen Ihres Fahrverhaltens?
  • Verursachen Sie in letzter Zeit häufiger kleinere oder “Beinahe”-Unfälle?
  • Fühlen Sie sich beim Fahren unsicher?
  • Werden Sie schläfrig oder wird Ihnen schwindelig, nachdem Sie Ihre Medikamente eingenommen haben?

Der Selbsttest ist Teil der kostenlosen Broschüre “Sicher Auto fahren im Alter”, die bei der Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) unter der Telefonnummer 0211 – 86 20 66 0 oder über die Webseite www.alzheimer-forschung.de/sicher-auto-fahren bestellt werden kann.

mid/asg

Mediziner rufen Risikogruppen zu Impfung gegen Corona und Grippe auf

Angesichts einer “sehr geringen” Nachfrage nach Corona-Impfungen rufen Deutschlands Kassenärzte Ältere und vulnerable Gruppen auf, sich impfen zu lassen. Zwar seien viele Leute wegen des enormen öffentlichen Drucks zu Corona-Impfungen verständlicherweise impfmüde, “für Risikogruppen ist das mitunter aber problematisch”, sagte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Für Betagte und andere vulnerable Personen gelten ganz ähnliche Impfempfehlungen wie bei der Grippe.

“Und dem sollte man auch nachkommen, um sich zu schützen”, so der Appell des Kassenärztechefs. “Das sollte niemand auf die leichte Schulter nehmen, gerade auf dem Höhepunkt von Infektionswellen wie zurzeit.” Es seien auch Doppel-Impfungen möglich: “Linker Arm Grippe, rechter Arm Corona.”

Der KBV-Chef mahnte die Hersteller zur Bereitstellung eines einzigen Impfstoffs gegen Corona und Influenza: “Am praktischsten für die Praxen wäre es, es gäbe einen Kombi-Impfstoff: Eine Spritze gegen beide Viren.” Hilfreich wäre es zudem, es gäbe “endlich” Einzeldosen und nicht noch immer Sechserpackungen, sagte Gassen weiter. “Denn dafür müssen die Praxen dann gleich sechs Impflinge zusammentelefonieren, um keine Dosen wegwerfen zu müssen.”

red

Warum eine Pneumokokken-Impfung für ältere Menschen lebenswichtig sein kann

Für Menschen, deren Abwehrkräfte durch anhaltende Erkrankungen, erhöhtes Alter oder die Einnahme bestimmter Medikamente geschwächt sind, ist ein zuverlässiger Impfschutz besonders wichtig. Das wissen wir in Zusammenhang mit Corona, das gilt aber auch für andere schwere Infektionskrankheiten wie die Grippe (Influenza) oder eine durch Pneumokokken ausgelöste Lungenentzündung. Für ältere Menschen und Risikopatienten kann diese unter Umständen lebensbedrohlich sein.

Die beste Schutzmöglichkeit ist die Impfung. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut die Pneumokokken-Impfung für alle ab 60 Jahren sowie für immungeschwächte Patienten und chronisch Kranke.

In Deutschland erkranken Schätzungen zufolge jährlich bis zu 660.000 Menschen an einer Lungenentzündung. Knapp ein Drittel der betroffenen Patienten muss zur Behandlung ins Krankenhaus eingewiesen werden. Besonders ältere Menschen sind gefährdet. Denn es ist leicht nachvollziehbar, dass ein eingeschränktes Immunsystem manchen Krankheitserregern nicht ausreichend Gegenwehr bieten kann.

In einigen Lebensphasen, altersbedingt bei über 60-Jährigen, bei angegriffenem Gesundheitszustand, bestimmten Grunderkrankungen und nach Einnahme spezieller Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, kann sich dies sehr deutlich bemerkbar machen. Eine Infektion verläuft dann unter Umständen schwerer und langwieriger als üblich, kann dauerhafte Folgen für die Gesundheit haben oder sogar lebensbedrohlich werden.

Eine durch Pneumokokken verursachte Lungenentzündung wird üblicherweise mit Penicillinen oder verwandten Antibiotika behandelt. Leider kann man sich nicht mehr hundertprozentig darauf verlassen, dass die Antibiotika wirken. Denn durch den weitverbreiteten und häufig ungezielten Einsatz von Antibiotika nehmen Resistenzen immer mehr zu.

Unter anderem deshalb sollten sich gefährdete Personengruppen durch eine Pneumokokken-Impfung vor einer Lungenentzündung, die durch diese Erreger ausgelöst wird, schützen. Die STIKO hat erst kürzlich die Impfempfehlung für die Pneumokokken-Schutzimpfung von Erwachsenen aktualisiert und empfiehlt ab sofort eine einmalige Impfung.

Diese muss nur einmal verabreicht werden und reicht somit für eine vollständige Immunisierung aus. Im Gegensatz zu früher ist eine Auffrischimpfung nicht mehr notwendig. Die Impfung sorgt nämlich auch bei älteren Patienten für eine gute Immunantwort. Die Deutsche Seniorenliga rät dazu, den Impfstatus mit dem Hausarzt zu besprechen.

mp/wal

Trauriger Rekord: Über eine Million Todesfälle in Deutschland im Jahr 2022

Die Zahl der Verstorbenen in Deutschland ist im vergangenen Jahr gestiegen. Im Jahr 2022 nahm sie um 4,2 Prozent oder 42.654 Verstorbene auf 1.066.341 zu, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit. Die häufigste Todesursache war wie schon in den Vorjahren eine Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Mit 358.219 Verstorbenen war gut ein Drittel (33,6 Prozent) aller Sterbefälle darauf zurückzuführen, gefolgt von bösartigen Neubildungen (Krebs) mit 231.533 Verstorbenen und damit gut einem Fünftel (21,7 Prozent) aller Sterbefälle. Eine Covid-19-Erkrankung, die im Jahr 2021 mit 6,9 Prozent (71.331 Verstorbene) noch dritthäufigste Todesursache war, wurde bei 52.357 Verstorbenen beziehungsweise 4,9 Prozent aller Sterbefälle als Grundleiden und damit als ausschlaggebende Todesursache festgestellt. Während die Zahl der an Covid-19-Verstorbenen im Vorjahresvergleich zurückging, verstarben mehr Menschen an Krankheiten des Atmungssystems (+18 Prozent auf 67.633 Sterbefälle).

Entscheidend hierfür war der Anstieg der Zahl der an Grippe und Pneumonie (Lungenentzündung) Verstorbenen um 30,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2021: 14.137 Verstorbene; 2022: 18.498 Verstorbene). Laut den Influenza-Wochenberichten des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde ab November 2022 bei Atemwegserkrankungen ein Niveau erreicht, das über dem Höhepunkt schwerer Grippewellen der Vorjahre lag. Auch die Zahl der an psychischen oder Verhaltensstörungen Verstorbenen stieg im Jahr 2022 mit +14,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr stärker als die Gesamtzahl der Todesfälle.

Insgesamt verstarben 68.777 Menschen an diesen Erkrankungen, davon waren 25.941 Männer und 42.836 Frauen. Demenzerkrankungen machten dabei über drei Viertel (77,5 Prozent oder 53.323) der Sterbefälle in dieser Krankheitsgruppe aus. Bei 4,5 Prozent aller Sterbefälle des Jahres 2022 (47.912 Verstorbene) lag eine sogenannte äußere Ursache und damit eine nicht-natürliche Todesursache vor.

Dies war eine Steigerung um 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2021: 43.200 Verstorbene). Den höchsten Anstieg in dieser Gruppe der Todesursachen hatten Stürze mit +11,7 Prozent auf 20.311 Verstorbene im Jahr 2022. Auch Transportmittelunfälle, dazu zählen insbesondere Straßenverkehrsunfälle, nahmen um 8,0 Prozent auf 3.141 Fälle zu.

Durch einen Suizid beendeten 10.119 Menschen ihr Leben, fast drei Viertel (74 Prozent oder 7.504 Verstorbene) davon waren Männer und etwas mehr als ein Viertel (26 Prozent oder 2.615 Verstorbene) waren Frauen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Suizide um 9,8 Prozent (2021: 9.215 Fälle), allerdings lag der Anteil der Suizide an allen Todesursachen wie schon in den Vorjahren konstant bei etwa einem Prozent, so das Bundesamt.

red

BfArM-Chef: Warnung vor ‘Abnehmspritze’ und Exportverbot im Gespräch

Der Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Karl Broich, erwägt ein Exportverbot für sogenannte “Abnehmspritzen”. Würden die bisherigen Maßnahmen keine Wirkung zeigen, könnte ein solcher Schritt notwendig werden, sagte er dem “Spiegel”. Man würde dann überlegen, ein Exportverbot zu erlassen, damit genug für Patienten, “die es brauchen, hier im Land bleibt”, so Broich weiter.

Hintergrund ist, dass diese Produkte in Deutschland teilweise günstiger sind als in vielen anderen Ländern. “Wir wissen, dass ein Teil der Spritzen, die für unsere Diabetespatienten nach Deutschland geliefert werden, in andere europäische Länder oder die USA abfließen. Das ist ein großes Problem. Wir brauchen das Medikament für die Versorgung von Diabetespatienten und nicht als Lifestylemedikament.” Auch warnt der Psychiater vor den Nebenwirkungen der Stoffgruppe: “Es wird so getan, als hätten diese Arzneimittel keine Nebenwirkungen, die haben sie sehr wohl. Es gibt offenbar keine vernünftige Risiko-Nutzen-Abwägung mehr und die Nebenwirkungen werden völlig unter den Tisch gekehrt.”

Auf die Frage, was er Tech-Milliardär Elon Musk sagen würde, der sich zur Anwendung der “Abnehmspritze” bekannte, antwortete Broich: “Ich würde ihm sagen, dass ich ihm wünsche, dass er keinen Schilddrüsenkrebs bekommt.” Bei den Lieferengpässen für Kinderarzneimittel gibt er vorsichtige Entwarnung: “Einen Bedarf wie im vergangenen Jahr sollten wir abdecken können”, so der BfArM-Chef. Dass man in eine Situation wie letztes Jahr komme, sei derzeit “eher nicht zu erwarten”.

Probleme gebe es allerdings weiterhin bei Kinderantibiotika.

red

Bundesdatenschützer kritisiert Pläne zur elektronischen Patientenakte

Die Pläne der Ampelkoalition für die elektronische Patientenakte verstoßen nach Ansicht des Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber (SPD) gegen das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung sowie gegen europäische Datenschutzgesetze und werden daher ohne Änderungen vor Gericht landen. Die Koalition wolle die Patientenakte automatisch auch mit Daten füllen, die die intimste Privatsphäre beträfen und Anlass für Diskriminierung oder Stigmatisierung sein könnten, sagte Kelber dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Mittwochausgaben). Als Beispiele nannte er Daten zu HIV-Infektionen, psychischen Erkrankungen oder zu Schwangerschaftsabbrüchen.

“Es liegt auf der Hand, dass das automatische Befüllen mit besonders schutzwürdigen Daten das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gefährdet”, so Kelber. Gerichtliche Auseinandersetzungen würden daher nicht auf sich warten lassen, warnte Kelber. “Wenn die Ampelkoalition jetzt Regelungen festlegt, die bei Klagen hochgefährdet sind, weil sie nicht ausreichend differenzieren und dann im Zweifel für einen Stopp des Gesamtprojektes sorgen, wird der eigentlich guten Sache ein Bärendienst erwiesen”, mahnte er.

Ein automatisches Befüllen dürfe es nur mit unkritischen Daten geben, alles andere erst mit aktiver Einwilligung der Versicherten. “Dann dürfte die Lösung auch vor Gericht sehr gute Chancen haben, bestehen zu bleiben. Das ist meine dringende Empfehlung”, sagte er.

Als unkritische Informationen wertet er zum Beispiel Behandlungen beim Zahnarzt oder Orthopäden und die Notfalldaten. Die Koalition plant, dass die gesetzlichen Krankenkassen künftig für alle Versicherten automatisch eine elektronische Patientenakte anlegen – außer es wird aktiv widersprochen. Kelber argumentierte, es werde viele Versicherte geben, die die Akte zum Beispiel wegen Sprachproblemen nicht richtig bedienen könnten.

Auch bei ihnen würden dann sensible Daten in der Akte abgelegt, die für alle anderen Leistungserbringer im Gesundheitswesen automatisch sichtbar seien. Der oberste Datenschützer kritisierte zudem den Plan der Koalition, wonach Krankenkassen künftig Zugriff auf die Abrechnungsdaten bekommen sollen, um die Versicherten auf Krebsrisiken oder fehlenden Impfungen aufmerksam zu machen. “Auf diese Art entsteht der “gläserne Versicherte”, was ein erhebliches Diskriminierungspotenzial hat”, warnte Kelber.

Die Kassen hätten schließlich ein hohes wirtschaftliches Interesse. “Wenn sie die Daten kennen, ist eine Risikoselektion möglich. Sie können dann zum Beispiel besonders kranke Versicherte gezielt herausdrängen.”

Der Datenschutzbeauftragte schlug stattdessen vor, mit der Auswertung eine Stelle zu beauftragen, die keine eigenen wirtschaftlichen Interessen habe, etwa den Medizinischen Dienst. “Der Nutzen für die Versicherten bliebe, ohne die Gefahr der Diskriminierung”, sagte er.

red

Länder blockieren Klinikreform: Gesundheitsminister sehen bisherigen Stand als enttäuschend

Die Gesundheitsminister der Bundesländer wollen den Plänen für eine Klinikreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf dem Treffen am 23. November nicht zustimmen. Der Termin solle “ausschließlich nur für eine zeit- und ergebnisoffene, politische Aussprache” genutzt werden – “ohne anschließende Pressekonferenz”, heißt es in einem Brief des Vorsitzenden der Gesundheitsministerkonferenz, Manne Lucha (Grüne), der Lauterbach zuging und über den das “Handelsblatt” (Dienstagsausgabe) berichtet. Derzeit erarbeiten Bund und Länder einen Gesetzentwurf, der ursprünglich Anfang des kommenden Jahres in Kraft treten sollte.

Der bisherige Stand der Verhandlungen sei “sehr enttäuschend”, heißt es in dem Brief. Die Länder bemängelten zudem, dass die Finanzierung der Reform nicht nachvollziehbar sei. Konkret geht es um die Vorhaltepauschale, die die Kliniken nach der Reform neben der bestehenden Fallpauschale erhalten sollen.

Es könne nicht eingeschätzt werden, “ob damit überhaupt eine finanzielle Verbesserung beziehungsweise eine auskömmliche Finanzierung erfolgen kann”, heißt es in dem Brief. Gleichzeitig müssen die Kliniken einheitliche Qualitätskriterien einhalten, um diese Gelder zu erhalten. Die Länder fordern hier mit Blick auf ihre Planungshoheit Ausnahmen: “Es handelt sich um wesentliche Entscheidungen, die im Reformgesetz unmittelbar getroffen werden müssen”, heißt es.

Zudem sei bislang nicht ersichtlich, wie “mit der Reform eine Entbürokratisierung erreicht werden könnte.” Vielmehr sei zu befürchten, “dass der bürokratische Aufwand für alle Seiten weiter steigt und das Krankenhaussystem insgesamt noch komplexer wird.”

red