Bund hat 77 Millionen Dosen Corona-Impfstoff im Lager – 11 Millionen droht bis Ende Juni Verfall

Die Bundesregierung sitzt auf enormen Impfstoffüberschüssen. Zum Stichtag 4. April befanden sich im zentralen Lager des Bundes 77 Millionen ungenutzte Dosen von Anti-Covid-19-Wirkstoff. Das schreibt die “Welt am Sonntag” unter Berufung auf das Gesundheitsministerium.

Binnen zwei Wochen ist der Vorrat womöglich um rund zehn Prozent gestiegen. Denn am 21. März lagen erst knapp 70 Milllionen Dosen auf Halde, wie aus einer aktuellen Antwort des Ministeriums auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag hervorgeht, über die die Zeitung ebenfalls berichtet. Die Vorräte bestanden demnach aus 27,4 Millionen Dosen des Herstellers Biontech, 40,2 Millionen des Unternehmens Moderna, 1,3 Millionen Dosen von Johnson & Johnson sowie 700.000 von Novavax.

Angaben über die Kosten macht die Regierung unter Verweis auf das Geschäftsgeheimnis nicht. Bislang wurden in Deutschland rund 172 Millionen Dosen verimpft. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind inzwischen 63,3 Millionen Bürger grundimmunisiert, was 76 Prozent der Bevölkerung entspricht.

Das Impftempo ist zuletzt weiter gesunken, in der vergangenen Woche wurden lediglich 237.000 Dosen verabreicht. Bei einer solchen Wochensumme würden rein rechnerisch bis Ende September nur etwa sechs Millionen Dosen benötigt. Allein bis Ende Juni werden aber mindestens elf Millionen Dosen ihr Verfallsdatum erreichen, im dritten Quartal weitere 57 Millionen, geht aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf die Unionsanfrage hervor.

Tino Sorge (CDU), gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, übt in der “Welt am Sonntag” scharfe Kritik am Vorgehen von Karl Lauterbach: “Der Minister kennt bei den Impfstoffbestellungen keine Grenzen mehr. Er ordert, was immer da ist – der tatsächliche Bedarf und die Kosten spielen für ihn keinerlei Rolle mehr. Minister Lauterbach ist im Einkaufsrausch”, sagte Sorge im Gespräch mit dieser Zeitung.

Lauterbach handle “frei nach dem Motto: Viel hilft viel.” Das sei “fatal”. Angesichts der angespannten Haushaltslage werde der Minister Rechenschaft darüber ablegen müssen, “welche Kosten dem Bundeshaushalt durch seine unnötigen Bestellungen entstanden sind”.

Georg Kippels, Berichterstatter der Union für globale Gesundheitspolitik, konstatierte: “Die Welt schaut in der globalen Pandemiepolitik auf Deutschland.” Der CDU-Politiker meinte: “Es wäre ein fatales Signal gegenüber anderen Ländern, wenn Deutschland im großen Stil Impfstoff vernichten müsste.”

red / dts

55.471 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz sinkt auf 1097,9

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Sonntagmorgen vorläufig 55.471 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 25 Prozent oder 18.582 Fälle weniger als am Sonntagmorgen vor einer Woche. Die Inzidenz sank laut RKI-Angaben von gestern 1141,8 auf heute 1097,9 neue Fälle je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage.

Insgesamt geht das Institut laut der vorläufigen Zahlen derzeit von rund 4.100.900 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 423.900 weniger als vor einer Woche. Außerdem meldete das RKI nun 36 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus. Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 1.686 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 241 Todesfällen pro Tag (Vortag: 242).

Damit liegt die Zahl der Todesfälle nun bei 131.715. Insgesamt wurden bislang 22,65 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet. Da es sich für den heutigen Tag um vorläufige Zahlen handelt, könnten diese später noch vom RKI korrigiert werden.

red

 RKI: Mehr 150.000 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz sinkt weiter

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Samstagmorgen vorläufig 150.675 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 23 Prozent oder 45.781 Fälle weniger als am Samstagmorgen vor einer Woche. Die Inzidenz sank laut RKI-Angaben von gestern 1181,2 auf heute 1141,8 neue Fälle je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage.

Insgesamt geht das Institut laut der vorläufigen Zahlen derzeit von rund 4.136.100 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 401.200 weniger als vor einer Woche. Außerdem meldete das RKI nun 309 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus. Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 1.692 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 242 Todesfällen pro Tag (Vortag: 239).

Damit liegt die Zahl der Todesfälle nun bei 131.679. Insgesamt wurden bislang 22,59 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet. Da es sich für den heutigen Tag um vorläufige Zahlen handelt, könnten diese später noch vom RKI korrigiert werden.

red

Krankenhausverbandspräsident: “In 60 Prozent der Häuser müssen planbare Eingriffe verschoben werden”

Ein Großteil von Deutschlands Kliniken ist wegen massiver coronabedingter Personalausfälle und vieler Covid-Patienten noch immer über dem Limit. “In 60 Prozent der Häuser müssen planbare Eingriffe verschoben werden, in sechs von zehn Kliniken werden die Pflegepersonaluntergrenzen unterschritten”, sagte Michael Weber, Präsident des Verbandes leitender Krankenhausärzte (VLK), der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (NOZ). “In drei von zehn Kliniken müssen Patienten in andere Kliniken verlegt werden, und das auch aus großen Kliniken.”

Der VLK befragte deutschlandweit seine Mitglieder. In der Umfrage gaben 20 Prozent der leitenden Krankenhausärzte überdies an, dass die Notfallversorgung gefährdet sei. Gut zehn Prozent der Betten auf Allgemein- und Intensivstationen sind demnach weiter von Patienten mit einer Corona-Infektion belegt.

Angesichts der “angespannten Situation” kritisierte der VLK die Corona-Politik von Bund und Ländern scharf. “Die Pandemie ist noch nicht vorbei, und der zunehmende politische Streit gefährdet die Versorgungslage”, sagte Weber der “NOZ”. Aus Sicht der Kliniken seien an vielen Stellen die Hotspot-Kriterien erfüllt, sodass Eindämmungsmaßnahmen verhängt werden müssten.

Die Corona-Lage führe aber auch zu finanziellen Einbußen der Häuser: “In dieser Situation können die Kliniken weiter deutlich weniger Patienten behandeln. Die dadurch entstehenden Einnahmeverluste müssen durch eine Verlängerung des Rettungsschirms ausgeglichen werden”, forderte er an die Adresse von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

red / dts

Nach Ablehnung der Impfpflicht im Bundestag: Lauterbach kündigt neuen Vorstoß an

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will trotz des Scheiterns der Impfpflicht ab 60 Jahren im Bundestag weiter an einer Impfpflicht arbeiten. Lauterbach sagte zu “Bild” (Freitagausgabe), er wolle weiter versuchen, “bis zum Herbst eine Impfpflicht zu erreichen, um unnötige Opfer im Herbst zu vermeiden. Als Arzt und als Politiker gebe ich nie auf, wenn es um das Leben anderer Menschen geht.”

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wandte sich dagegen. Die Abstimmung im Bundestag sei eindeutig gewesen, dies müsse man nun akzeptieren, sagte Scholz am Donnerstag nach der Ministerpräsidentenkonferenz.

red / dts

RKI: 175.263 Corona-Neuinfektionen – 77.267 Fälle weniger als in der Vorwoche

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Freitagmorgen vorläufig 175.263 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 31 Prozent oder 77.267 Fälle weniger als am Freitagmorgen vor einer Woche. Die Inzidenz sank laut RKI-Angaben von gestern 1251,3 auf heute 1181,2 neue Fälle je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage.

Insgesamt geht das Institut laut der vorläufigen Zahlen derzeit von rund 4.141.500 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 331.900 weniger als vor einer Woche. Außerdem meldete das RKI nun 334 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus. Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 1.675 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 239 Todesfällen pro Tag (Vortag: 235).

Damit liegt die Zahl der Todesfälle nun bei 131.370. Insgesamt wurden bislang 22,44 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet. Da es sich für den heutigen Tag um vorläufige Zahlen handelt, könnten diese später noch vom RKI korrigiert werden.

red / dts

Inzidenzwert im Landkreis Ludwigsburg fällt unter 900er-Marke

Bei dem Abstimmungsmarathon zu einer allgemeinen Corona-Impfpflicht hat sich am Donnerstag keiner der Anträge durchgesetzt. Nach dem Gesetzentwurf für eine Impfpflicht ab 60 und einem Unionsantrag für ein Impfvorsorgegesetz wurden auch zwei Anträge abgelehnt, die sich gegen eine verpflichtende Impfung richteten.

Keine Maskenpflicht: Diese Corona-Regeln gelten ab kommenden Sonntag

Und so sehen die Corona-Zahlen im LANDKREIS LUDWIGSBURG am Donnerstag aus: 

Das Gesundheitsamt Ludwigsburg hat am Donnerstagnachmittag vorläufig 978 (Vortag: 1.141) neue Corona-Fälle gemeldet. Die Inzidenz fällt laut dem Landratsamt weiter und  beträgt aktuell 895,1 (Vortag: 946,1). Die Zahl der Corona-Toten im Kreis Ludwigsburg liegt bei mindestens 699. (Stand: 07.04.22 – 16Uhr)

Bestätigte Fälle nach Gemeinde | (Differenz zum Vortag) Stand: 06.04.2022

Affalterbach ( 1.186 | 24 )
Asperg ( 3.604 | 39 )
Benningen am Neckar ( 1.623 | -1 )
Besigheim ( 3.575 | 19 )
Bietigheim-Bissingen ( 12.309 | 89 )
Bönnigheim ( 2.329 | 10 )
Ditzingen ( 6.531 | 62 )
Eberdingen ( 1.581 | 15 )
Erdmannhausen ( 1.281 | 4 )
Erligheim ( 724 | 10 )
Freiberg am Neckar ( 3.886 | -48 )
Freudental ( 695 | 7 )
Gemmrigheim ( 1.362 | 15 )
Gerlingen ( 4.484 | 34 )
Großbottwar ( 2.320 | 19 )
Hemmingen ( 2.168 | 36 )
Hessigheim ( 650 | 3 )
Ingersheim ( 1.675 | 24 )
Kirchheim am Neckar ( 1.960 | 6 )
Korntal-Münchingen ( 5.238 | 13 )
Kornwestheim ( 9.691 | 85 )
Löchgau ( 1.483 | 17 )
Ludwigsburg ( 24.968 | 208 )
Marbach am Neckar ( 4.105 | -41 )
Markgröningen ( 3.790 | 16 )
Möglingen ( 3.034 | 26 )
Mundelsheim ( 842 | 3 )
Murr ( 1.772 | 8 )
Oberriexingen ( 679 | 2 )
Oberstenfeld ( 1.937 | 18 )
Pleidelsheim ( 1.691 | 19 )
Remseck am Neckar ( 6.961 | -27 )
Sachsenheim ( 4.920 | 0 )
Schwieberdingen ( 3.273 | 17 )
Sersheim ( 1.305 | 0 )
Steinheim an der Murr ( 2.943 | 14 )
Tamm ( 2.901 | 43 )
Vaihingen an der Enz ( 7.395 | 32 )
Walheim ( 883 | 6 )

red

 

++ EILMELDUNG ++ Impfpflicht ab 60 Jahren im Bundestag gescheitert

In Deutschland wird es vorerst keine allgemeine Corona-Impfpflicht geben. Eine Gesetzesinitiative für eine Impfpflicht ab 60 Jahren fand am Donnerstag im Bundestag keine Mehrheit. Nur 296 Abgeordnete stimmten dafür, 378 dagegen, neun enthielten sich.

Der Gesetzentwurf sah eine Impfpflicht ab 60 Jahren zum 15. Oktober 2022 vor. Zudem beinhaltete der Entwurf eine Impfberatungspflicht für Personen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Die Ablehnung des Gesetzentwurfs, der von mehreren Abgeordneten der Ampel-Parteien getragen wurde, hatte sich im Vorfeld angedeutet.

Schon bei der der Abstimmungsreihenfolge hatte sich die Opposition durchgesetzt, sodass entgegen dem Willen der Ampelkoalition zuerst über den Gesetzentwurf abgestimmt wurde.

red

Zahl der Abtreibungen in Deutschland in 2021 sinkt deutlich

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist im Jahr 2021 mit rund 94.600 gemeldeten Fällen gegenüber dem Vorjahr um 5,4 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Abbrüche war im ebenfalls von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 lediglich um 0,9 Prozent gesunken, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit. Anhand der vorliegenden Daten ist demnach keine eindeutige Ursache für den stärkeren Rückgang im Jahr 2021 zu erkennen.

Sieben von zehn Frauen (70 Prozent), die 2021 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt, etwa jede fünfte Frau (19 Prozent) war zwischen 35 und 39 Jahre alt. Rund acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, drei Prozent waren jünger als 18 Jahre. Rund 41 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.

96 Prozent der im Jahr 2021 gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche wurden nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen. Indikationen aus medizinischen Gründen und aufgrund von Sexualdelikten waren in vier Prozent der Fälle die Begründung für den Abbruch. Die meisten Schwangerschaftsabbrüche (52 Prozent) wurden mit der Absaugmethode durchgeführt, bei 32 Prozent wurde das Mittel Mifegyne verwendet.

Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant, zu rund 81 Prozent in gynäkologischen Praxen und zu 16 Prozent ambulant im Krankenhaus. Im vierten Quartal 2021 wurden rund 24.300 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet – 0,8 Prozent mehr als im vierten Quartal 2020. Im Vergleich zum Jahr 2011 (108.900 Abtreibungen) sank die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im Jahr 2021 um 13,1 Prozent beziehungsweise 14.300 Fälle. Überdurchschnittlich stark ging die Zahl in den Altersgruppen 15 bis 17 Jahre (-40,2 Prozent bzw. 1.500 Abbrüche), 18 bis 19 Jahre (-41,3 Prozent bzw. 2.800 Abbrüche) und 20 bis 24 Jahre (-33,8 Prozent bzw. 9.200 Abbrüche) zurück.

Teilweise ist diese Entwicklung darauf zurückzuführen, dass im selben Zeitraum die Zahl der 15- bis 17-jährigen Frauen um 6,7 Prozent, die der 18- bis 19-jährigen Frauen um 11,1 Prozent und die der Frauen im Alter von 20 bis 24 Jahren um 10,1 Prozent gesunken ist. Im Verhältnis zur Größe der jeweiligen Altersgruppen ging die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche je 10.000 Frauen im Zehnjahresvergleich jedoch ebenfalls zurück: bei den 15- bis 17-jährigen Frauen von 32 auf 20, bei den 18- bis 19-Jährigen von 83 auf 52, bei den 20- bis 24-Jährigen von 113 auf 82. Dabei wurden Abbrüche von Frauen mit inländischem Wohnsitz berücksichtigt und der Berechnung für das Jahr 2021 Bevölkerungszahlen von 2020 zugrunde gelegt.

red / dts

Studie: Systematisch höhere Abrechnung bei investorengeführten Arzt-Praxen

Arztpraxen im Besitz von Finanzinvestoren rechnen offenbar systematisch höhere Preise für die Behandlung von Patienten ab. Das zeigt eine aktuelle Studie des IGES Institut im Auftrag der Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB), über welche das ARD-Magazin “Panorama” und der BR berichten. Die Forscher haben Daten aus Arztpraxen von sieben verschiedenen Fachrichtungen in Bayern aus den Jahren 2018 und 2019 analysiert.

Sie kommen zu dem Ergebnis, dass in Praxen, die Finanzinvestoren gehören, höhere Honorare in Rechnung gestellt wurden. Das abgerechnete Honorar pro Behandlungsfall lag demnach um mehr als zehn Prozent höher, als es bei gleicher Patientencharakteristik, gleichen Vorerkrankungen und gleichem Behandlungsanlass in einer Einzelpraxis zu erwarten gewesen wäre. Auch im Vergleich mit anderen Praxisverbünden, die nicht im Besitz von Investoren sind, zeigt sich demnach ein deutlicher Unterschied.

Die höheren Honorare sind laut der Studie “allein auf das Merkmal der Eigentümerschaft zurückzuführen”. Die Autoren sehen damit die Ergebnisse als Beleg für die These, dass sich Praxen, die Finanzinvestoren gehören, stärker an ökonomischen Motiven ausrichten. Anlass für die Studie sei gewesen, dass immer mehr Arztpraxen von Finanzinvestoren gekauft würden.

Vielfach sei das aufgrund komplexer gesellschaftsrechtlicher Konstruktionen nicht ohne Weiteres zu erkennen. Eigentlich untersagt ein Gesetz aus dem Jahr 2012, dass fachfremde Investoren Arztpraxen betreiben. Damit sollte verhindert werden, dass Kapitalinteressen medizinische Entscheidungen beeinflussen.

Doch Investoren dürfen weiterhin Krankenhäuser kaufen, die dann wiederum Praxen in Form von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) betreiben können. Ursprünglich waren diese Zentren als fachübergreifende Einrichtungen gedacht, doch seit 2015 darf ein MVZ auch nur aus Mediziner einer Fachrichtung bestehen – etwa wahlweise nur aus Radiologen oder Gynäkologen oder Zahn- oder Augenärzten. Mittlerweile haben Finanzinvestoren wohl weit mehr als tausend Praxen in Deutschland erworben.

Genaue Daten gibt es dazu allerdings nicht. Man sehe deutlich, dass immer mehr Praxen von internationalen Investoren gekauft würden, sagte Wolfgang Krombholz, Vorstand der KVB. Er habe Bedenken, dass sich das Gesundheitssystem nur noch an den Verdienstmöglichkeiten orientiere, wenn nicht bald etwas dagegen getan werde. “Uns ist wichtig, dass erkannt wird, welche Entwicklung im Augenblick läuft”, so Krombholz.

“Und dass es für die Zukunft begrenzt wird.” Die Gesundheitsminister der Bundesländer hatten im vergangenen November einen gemeinsamen Beschluss gefasst: Der stetig steigende Anteil investorengetragener Praxen an der Versorgung werde mit “wachsender Sorge zur Kenntnis genommen”, heißt es darin. Die Minister fordern, mehr Transparenz zu schaffen, und bitten das Bundesgesundheitsministerium, eine Gesetzesinitiative zu veranlassen, um den Aufkauf weiterer Praxen zu beschränken.

Auf Anfrage von “Panorama” teilte das Bundesgesundheitsministerium jedoch mit, eine solche Beschränkung sei rechtlich schwierig. Allein die Feststellung einer Zunahme investorengeführter Praxen reicht dafür aus Sicht des Ministeriums nicht aus. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sieht allerdings die aktuelle Studie der KVB als Anlass, die Debatte darüber zu führen.

Das Gutachten biete eine Datenbasis – und solle auch genutzt werden. “Wir schauen uns das an, wo Fehlentwicklungen sind, und werden dann handeln”, sagte Holetschek NDR und BR.

red / dts