GKV-Spitzenverband: Pflege-Notstand droht – Fachkräfte fehlen in Massen

Berlin – Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) geht aktuell von einer Fachkräftelücke von 30.000 Vollzeitkräften in der Pflege aus. Wenn nicht entschlossen gegengesteuert werde, “wäre die Lage in zehn Jahren dramatisch”, sagte der GKV-Vizevorsitzende Gernot Kiefer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben).

Zentrales Problem sei, dass zu viele hochqualifizierte Pfleger zu früh aus dem Beruf gingen. Es sei deswegen sinnvoll, gut ausgebildeten Fachkräften mehr medizinische Kompetenzen und mehr Einsatzbereiche zu geben, wie es Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant. “Wenn es auf diese Weise gelingen würde, mehr Pflegekräfte im Beruf zu halten, wäre viel gewonnen.”

Pflegefachkräfte sollten nach Auffassung der Kassen zum Beispiel bei gut eingestellten Patienten Folgemedikamente verschreiben können. Bei der Behandlung eines chronischen Bluthochdrucks müsse nicht jedes Mal ein Arzt die Verordnung übernehmen, so Kiefer.

Pflegekräfte könnten grundsätzlich auch die Einstufung für den Pflegebedarf übernehmen: “Pflegekräfte haben genau die Kompetenz, die nötig ist, um den Zustand eines Patienten zu beurteilen und eine Empfehlung für die Pflegekassen abzugeben”, so Kiefer. Wichtig sei nur, dass ausgeschlossen werde, dass es nicht zu einer Vermischung von Interessen komme. “Es darf nicht sein, dass die Pflegeanbieter mit ihren legitimen geschäftlichen Interessen Einfluss auf die Einstufung nehmen.”

red

Bundeszahnärztekammer: Neue Füllstoffe als Amalgam-Ersatz schon bald verfügbar

Berlin – Die Bundeszahnärztekammer geht davon aus, dass ein Ersatzstoff für Amalgam, der komplett von den Krankenkassen bezahlt wird, ab 2025 zur Verfügung stehen wird. “Es gibt absolut die Ersatzstoffe, die einsetzbar dann sein werden”, sagte BZÄK-Präsident Christoph Benz dem Radiosender MDR Aktuell.

Patienten könnten sicher sein, dass es eine Lösung geben werde und diese werde auch rechtzeitig zur Verfügung stehen. Lediglich bei den Verhandlungen sei das genaue Ergebnis noch in der Schwebe. “Was die Wissenschaft angeht, die sagt uns klar, was man als Alternative nehmen kann”, so Benz. Das seien Kunststoffe oder Zemente mit Glaskörperanteil. Die Füllungen würden vermutlich am Ende aus einem Gemisch bestehen und wohl “noch zahnfarbener” sein.

Ein Gesetzentwurf der Europäischen Kommission sieht vor, Zahnamalgam ab 1. Januar 2025 bis auf begründete Ausnahmen ganz zu verbieten. Es ist derzeit der einzige Stoff, der von den Kassen komplett gezahlt wird.

red

Gesundheitsreform: Lauterbach verspricht kürzere Wartezeiten auf Hausarzttermine

Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will im Zuge seiner Gesundheitsreform die Wartezeiten gesetzlich Versicherter auf einen Hausarzttermin deutlich verkürzen. “Patienten werden künftig deutlich einfacher einen Arzttermin bekommen”, sagte er der “Bild” (Samstagsausgabe).

“Die Wartezimmer der Hausärzte in den Praxen werden leerer, weil überflüssige Quartalschecks und Besuche für Rezeptverlängerungen wegfallen.” Zugleich werde es mehr Hausbesuche von Ärzten geben, da sie besser bezahlt würden, so Lauterbach: “Und Hausärzte behandeln mehr, weil alle ihre Leistungen vergütet werden. Mehr als 30 Jahre nach Einführung fallen für sie endlich die Honorarbudgets.”

red

Robert-Koch-Institut verkündet: Grippewelle und RSV-Welle in Deutschland sind vorbei

Berlin – Die Grippewelle und die RSV-Welle in Deutschland sind beendet. Das teilte das Robert-Koch-Institut am Donnerstag in seinem aktuellen Wochenbericht zu akuten respiratorischen Erkrankungen mit.

Demnach endete die Grippewelle nach 15 Wochen mit der Woche vom 18. bis 24. März. Die RSV-Welle begann drei Wochen früher und kam bereits in der Woche vom 4. bis 10. März zu Ende. Die Inzidenz schwerer akuter respiratorischer Infektionen ist seitdem weiter gesunken.

Dennoch zirkulierten weiterhin Influenzaviren, hieß es. Das Infektionsgeschehen werde jedoch zunehmend von Erkältungsviren wie Rhinoviren, humanen Metapneumoviren und humanen saisonalen Coronaviren bestimmt.

Auch die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle ist aktuell gering. Seit Mitte Dezember ist zudem im Abwassermonitoring die Viruslast kräftig zurückgegangen und liegt derzeit auf einem niedrigen Niveau.

red

Klamme Kassen: Amtsärzte fürchten Personallücken in Gesundheitsämtern

Berlin – Die deutschen Amtsärzte warnen vor riskanten Personallücken in den Gesundheitsämtern. “In der Pandemie wurden mit Bundesmitteln tausende neue Stellen in den Gesundheitsämtern geschaffen”, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Kristina Böhm, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben). “Doch die Förderung durch den Bund läuft 2026 aus.”

Wegen der schwierigen Haushaltslage in den meisten Kommunen drohe nun eine “riskante Rolle rückwärts”. In vielen Städten und Gemeinden liefen etliche der neu geschaffenen Stellen schon Ende 2026 wieder aus oder seien von vornherein nur befristet besetzt worden. “Gerade in den kleinen Gesundheitsämtern auf dem Land ist die Gefahr groß, dass hier schon bald wieder Lücken entstehen”, warnte Böhm. Bund, Länder und Kommunen müssen die Gesundheitsämter langfristig stärken.

Bei der Digitalisierung gebe es ebenfalls noch Probleme: Die Ämter arbeiteten etwa immer noch mit Faxgeräten, was daran liege, dass viele Arztpraxen Patientendaten immer noch per Fax schickten. Es gebe nicht einmal eine einheitliche Software, um die Faxe digital weiterzuverarbeiten. “In diesem Punkt sind wir überhaupt noch nicht da, wo wir sein sollten”, kritisierte Böhm. Mit Laboren und Kliniken dagegen laufe die Datenübermittlung inzwischen komplett digital.

Böhm forderte darüber hinaus ein neues Grundverständnis über den Umgang mit Krisen. “Damit wir für künftige Pandemien gerüstet sind, müssen wir deutlich mehr Material und Personal in Reserve haben.” Viele Politiker scheuten jedoch die hohen Vorhaltekosten, “aber nur so kann man sich auf einen plötzlichen Krisenfall vorbereiten”. Es sei auch gar nicht nötig, immer wieder Material nach Ablauf des Verfallsdatums wegzuwerfen, so die Potsdamer Amtsärztin, nötig sei vielmehr ein rollierendes System, bei dem das Material rechtzeitig in den Gebrauch komme und die Reserve gleichzeitig neu aufgefüllt werde.

Der Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen (Grüne) sieht das Land ebenfalls nicht genügend auf künftige Pandemien vorbereitet. “Wir haben zwar seit der Corona-Pandemie in vielen Bereichen einiges verbessert, aber das reicht noch nicht”, sagte Dahmen den Funke-Zeitungen. Bei Schutzausrüstung, Test-Kits oder Arzneimitteln sei Deutschland immer noch zu abhängig von globalen Lieferketten.

Um besser für Krisen gerüstet zu sein, müssten dringend die Vorratshaltung im Gesundheitswesen angepasst werden. “Die Materialreserven beim Großhandel der Apotheken, in den Arztpraxen und Krankenhäusern müssen auf ein Niveau hochgefahren werden, das auf eine plötzliche weltweite Notlage reagieren kann”, forderte Dahmen. Das gleiche gelte für die deutschen Produzenten: Sie müssten in der Lage sein, ihre Produkte weiter herzustellen, auch wenn die Lieferketten durch Kriege und Krisen unterbrochen werden. “Zeitwende im Gesundheitswesen heißt auch, dass Deutschland in der Lage sein muss, für einige Monate den Bedarf für sein Gesundheitswesen aus eigener Kraft zu decken.”

red

Cannabis als Medizin: Apothekerverband erwartet Verdoppelung der Privat-Verordnungen

Düsseldorf – Nach der Legalisierung von Cannabis erwartet der Apothekerverband Nordrhein einen Anstieg der ärztlichen Verschreibungen. “Wir gehen davon aus, dass Cannabis jetzt deutlich mehr verordnet wird”, sagte Verbandschef Thomas Preis der “Rheinischen Post” (Montagsausgabe).

“Denn mit der Teil-Legalisierung wurden die Regeln für die Verordnung gelockert: Bislang konnten Cannabis-Therapien erst durchgeführt werden, wenn andere Therapien nicht angeschlagen haben. Zum 1. April ist dieser Therapievorbehalt für Ärzte weggefallen.”

Zudem falle für Praxen die bürokratisch aufwendige Verordnung auf Betäubungsmittelrezepten weg. “Cannabis ist jetzt verschreibungsfähig wie andere Arzneimittel.” Konkret sagte Preis: “Kurzfristig gehen wir von einer Verdoppelung der Privat-Verordnungen aus. Durch die Entstigmatisierung von Cannabis wird auch der Nachfragedruck von Patienten in den Arztpraxen steigen.” Verordnungen für Kassenpatienten würden hingegen nicht so stark steigen, Cannabis-Therapien müssen weiter durch die Kassen genehmigt werden.

Bundesweit wurden laut Thomas Preis 2022 etwa 300.000 Cannabis-Rezepte zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet. Der Apothekerverband regt eine Reform der Verschreibungspflicht an. “Man kann davon ausgehen, dass sich zahlreiche Menschen zukünftig mit Cannabis selbst therapieren wollen. Ohne heilkundliche Begleitung ist das gesundheitsgefährdend. Als Bezugsquelle für Cannabis zur Selbsttherapie bleibt nur der Eigenanbau, die Mitgliedschaft in einem Cannabis-Club oder der Bezug über den Schwarzmarkt.”

Thomas Preis regt daher an: “Nachdem Cannabis in Apotheken seit dem 1. April nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft wird, wäre es für die Politik nur noch ein kleiner Schritt, es in bestimmten Fällen aus der Verschreibungspflicht zu entlassen, damit Patienten bestimmte Erkrankungen selbst therapieren können.”

Es sei vorstellbar, dass Apotheken unter strengen Bedingungen kleine Mengen Cannabis auch ohne Rezept zu medizinischen Zwecken an Patienten abgeben, so Preis. Zugleich sagte er: “Als Abgabestelle von Cannabis zu Genusszwecken oder als Cannabisshop stehen Apotheken hingegen nicht zur Verfügung.”

red

Historischer Tiefstand: Deutsche essen so wenig Fleisch wie noch nie

Berlin – Der langfristige Trend zu einem abnehmenden Fleischverzehr in Deutschland hat sich auch im Jahr 2023 fortgesetzt. Nach vorläufigen Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) sank der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch um 430 Gramm auf nunmehr 51,6 Kilogramm. Dies sei der niedrigste Wert seit Erfassungsbeginn, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium am Donnerstag mit.

“Viele essen heute weniger, dafür bewusster Fleisch”, sagte Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne). Alle Zahlen sprechen seiner Meinung nach dafür, dass der Trend anhält. “An dieser Realität sollten sich Landwirtschaft, Handel und Politik gemeinsam orientieren, um die Tierhaltung in Deutschland zukunftsfest weiterzuentwickeln”, so der Minister.

“Wir sollten die neuen Marktchancen nutzen”, fügte er hinzu. “Weniger Tiere besser halten – darum geht es.” Mit der Einführung des staatlichen Tierhaltungskennzeichens und dem Bundesprogramm für den Umbau der Tierhaltung habe man “entscheidende Schritte” getan. Gleichzeitig setze man darauf, dass Landwirte neben tierischen Produkten mit pflanzlichen Alternativen “gutes Geld” machen können. Laut Özdemir bieten Hafermilch oder Veggieburger in dieser Hinsicht “ein wachsendes Marktpotenzial für die heimische Land- und Ernährungswirtschaft”.

red

Kostenexplosion durch Gentherapien? Politiker fordern Gegenmaßnahmen

Berlin – Gesundheitspolitiker der Ampel-Parteien warnen vor einer Überforderung des Gesundheitssystems durch teure Gentherapien und halten Reformen der Finanzierung für nötig.

“Die Einführung innovativer und durchaus sehr teurer Gentherapien stellt zweifellos eine ernsthafte Gefahr für die bestehende Finanzierung des Gesundheitssystems dar”, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Andrew Ullmann, den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Die enormen Kosten könnten die Solidarität untergraben und den Zugang zu lebensrettenden Behandlungen für viele Patienten erschweren

Laut “Arzneimittel-Fokus” der Techniker-Krankenkasse wird bei Zulassung der 49 in Studien am weitesten fortgeschrittenen Gentherapien mit Kosten zwischen 26 und 35 Milliarden Euro für das Gesundheitssystem gerechnet. Ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte: “Insbesondere bei potenziellen neuen Gentherapien gegen Erkrankungen, die häufiger vorkommen als die (Nischen-)Indikationen, für die Gentherapien bisher zugelassen wurden, bestehen weiterhin Herausforderungen für das Gesundheitswesen.” Das Gesundheitsministerium plant deshalb im Herbst ein Symposium zu “Potenzialen und Auswirkungen von Biotech-Innovationen auf die Versorgung”.

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich sieht die Notwendigkeit, die bisherige Preisbildung von Medikamenten zu ändern. “Damit das System weiterhin funktioniert, müssen wir die Nutzenbewertung methodisch weiterentwickeln. Derzeit ist die Nutzenbewertung darauf ausgerichtet, die Wirksamkeit von Wirkstoffen in groß angelegten klinischen Studien zu bewerten. Der Trend in der Medizin geht aber hin zu einer personalisierten Versorgung. Gerade bei Gentherapien gibt es nur sehr kleine Patientengruppen, weshalb wir hier neue Bewertungsmethoden brauchen.”

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Paula Piechotta sagte der Mediengruppe Bayern: “Wir müssen stärker das honorieren, was tatsächlich hilft oder sogar teurere Therapien überflüssig machen kann.” Ullmann sieht eine hohe Dringlichkeit für eine Reform: “Gerade bei Gentherapien kann ein geringer Zusatznutzen einen enormen Fortschritt bedeuten. Diesen Zusatznutzen festzusetzen oder vergleichbar zu machen ist eine große Herausforderung, der wir uns dringend annehmen müssen.” Man müsse dringend innovative Lösungen finden, um sicherzustellen, dass Gentherapien nicht nur das volle Potenzial der personalisierten Medizin entfalten könnten, sondern für alle betroffenen Patienten zugänglich seien.

red

DAK-Chef warnt: Milliarden-Löcher in Kranken- und Pflegeversicherung – Beitragsanstieg droht

Hamburg – Der Chef der Krankenkasse DAK-Gesundheit, Andreas Storm, warnt vor Milliarden-Löchern in der Kranken- und Pflegeversicherung und rechnet mit einer deutlichen Erhöhung der Beiträge im Wahljahr 2025. “Wir müssen bei der Krankenversicherung zum Jahresanfang 2025 mit einem Beitragsanstieg von 0,5 Prozentpunkten rechnen und bei der Pflegeversicherung von 0,2 Punkten”, sagte Storm dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Freitagausgaben).

In beiden Sozialversicherungen gebe es eine stärkere Ausgabendynamik als bisher erwartet, erklärte der Chef der drittgrößten gesetzlichen Krankenkasse. In der Krankenversicherung werde bis zum Ende des Jahres ein Defizit von bis zu 2,5 Milliarden Euro auflaufen. “Das ist eine sehr vorsichtige Schätzung”, fügte Strom hinzu. Auch die Pflegeversicherung werde anders als von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zugesagt nicht mit den Beitragseinnahmen auskommen, sondern im Minus landen. “Die Krankenkassen fahren auf der Felge”, warnte der Kassenchef.

“Eigentlich versuchen Regierungen immer, die Beiträge in einem Wahljahr stabil zu halten. Aber diesmal läuft es auf saftige Erhöhungen der Sozialabgaben hinaus”, sagte der Kassenchef. Er warnte Lauterbach davor, die Krankenkassen angesichts dieser Situation mit neuen Mehrausgaben zu belasten.

Konkret kritisiert er das aktuelle Vorhaben des Ministers, die Schaffung von zusätzlichen Medizinstudienplätzen mit Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung in Höhe von bis zu 660 Millionen Euro im Jahr zu fördern. Es sei unstrittig, dass mehr Studienplätze nötig seien. Das sei aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die aus Steuermitteln bezahlt werden müsse, mahnte Storm.

red

Heuschnupfen-Welle rollt: Pollenallergien auf dem Vormarsch

Längst fliegen Pollen von Hasel oder auch Erle vielerorts durch die Lüfte und sorgen bei Allergikern für juckende Augen, Niesattacken oder gar Atemnot. Dabei nimmt die Zahl der Betroffenen stetig zu, wie Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen.

So stieg der Anteil der Pollenallergiker unter den Versicherten von 2012 auf 2022 um 14,3 Prozent – bei Männern um gut zwölf Prozent, bei Frauen um 16 Prozent. Damit wurde bei jedem 18. in Deutschland eine Pollenallergie, auch Heuschnupfen genannt, diagnostiziert. Frauen erkranken häufiger daran als Männer.

Bei Heuschnupfenpatienten kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems auf herumfliegende, eigentlich harmlose Pollen. Solche sogenannten Allergene können von Laubbäumen und Sträuchern wie Birke und Esche stammen, aber auch von Getreide, Gräsern und Kräutern wie Roggen, Beifuß und Wegerich. Der Körper bekämpft sie wie Krankheitserreger.

In der Folge treten allergische Reaktionen der Nasenschleimhaut und Bindehaut auf, die zu Fließschnupfen, verstopften Atemwegen, geschwollenen Augen bis hin zu Asthma führen können. Die jeweilige Pollenbelastung in den verschiedenen Regionen Deutschlands ist unterschiedlich und hängt von der Wetterlage ab sowie auch von den dort angesiedelten Pflanzen.

Beim Ländervergleich der KKH-Daten fällt auf, dass es die höchste Zunahme von Pollenallergikern von 2012 auf 2022 in Sachsen-Anhalt gibt (25,5 Prozent), gefolgt von Berlin (19,7 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (18,9 Prozent). Die geringsten Steigerungsraten verzeichnen das Saarland (4,2 Prozent) und Hamburg (8,4 Prozent).

Laut Deutschem Wetterdienst war der Februar 2024 hierzulande der wärmste Februar seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen. Kein Wunder, dass Hasel, Pappel & Co. frühzeitig die Pollenproduktion in Gang gesetzt haben, die für die Natur lebenswichtig ist. “Die Leidenszeit für Pollenallergiker hat sich durch den Klimawandel und die damit verbundene Erderwärmung verlängert. Der Winter bietet längst keine Verschnaufpause mehr, da Pollen nahezu ganzjährig aktiv sind”, sagt Apotheker Sven Seißelberg von der KKH.

Heuschnupfen sollte behandelt werden. Andernfalls besteht das Risiko, dass sich daraus allergisches Asthma entwickelt. Entscheidend ist es zunächst festzustellen, auf welche Pollen Betroffene allergisch reagieren. Dann kann eine medikamentöse Behandlung zur Linderung der Beschwerden erfolgen.

Es könne sinnvoll sein, rechtzeitig vor Aufenthalten im Freien die ärztlich verordneten Antiallergika wie Antihistaminika oder Kortison-Sprays zu nehmen. So ließen sich quälende Symptome frühzeitig eindämmen, so Sven Seißelberg. Im vergangenen Jahr wären nach dem Start der Pollenflugsaison einige rezeptpflichtige Medikamente gegen Heuschnupfen knapp gewesen. Auch aktuell gäbe es bereits einen Engpass beim Asthma-Notfallspray Salbutamol. Daher sei es sinnvoll, sich rechtzeitig einen gewissen Vorrat der benötigten Arzneimittel anzulegen.

mp/asg