Amtsärzte fordern “Siesta” bei Hitze: Früh aufstehen, Mittagspause machen

Die Amtsärzte haben angesichts der hohen Temperaturen die Einführung einer “Siesta” in Deutschland gefordert. “Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten”, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Dienstagsausgaben). “Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen.” Der Mediziner ergänzte: “Komplexe Arbeitsanforderungen sollte man daher lieber in die frühen Morgenstunden verschieben. Zudem braucht es ausreichend Ventilatoren und leichtere Kleidung, auch wenn die Kleiderordnung im Büro das nicht erlaubt.”

Wichtig sei auch, grundsätzlich viel mehr zu trinken und leichtes Essen in mehreren kleineren Portionen zu sich zu nehmen. “Ein kaltes Fußbad unter dem Schreibtisch wäre eine weitere Möglichkeit, um im Homeoffice für Abkühlung zu sorgen”, fügte Nießen hinzu.

red

Gesund im Urlaub: Tipps gegen Reisekrankheiten

Ob Übelkeit während der Fahrt, Durchfall in südlichen Urlaubsgebieten, ein grippaler Infekt oder gar Malaria: Das Gesundheitsmagazin “Apotheken Umschau” gibt Tipps, wie man sich gegen gängige Reisekrankheiten wappnen und im Urlaub gesund bleiben kann.

Wer beispielsweise zu Reiseübelkeit neigt, kann vorbeugen: im Auto oder im Bus am besten immer vorne sitzen, wo der Blick geradeaus in die Ferne geht und man Kurven rechtzeitig sieht. Im Flieger liegt der ruhigste Platz direkt über den Tragflächen, auf dem Schiff schaukelt es mittig am wenigsten. Und: am Vorabend der Abreise besser auf Alkohol und fettiges Essen verzichten.

Bei akuten Symptomen hilft – als Tablette, Zäpfchen oder Kaugummi – der Wirkstoff Dimenhydrinat. Nachteil: Er macht müde, selbst Auto fahren sollte man dann nicht. Auf einer längeren Reise können auch verschreibungspflichtige Pflaster mit Scopolamin helfen. Der Münchner Reisemediziner Dr. Markus Frühwein empfiehlt zudem ein altes Seefahrerrezept: “Einfach ein Stück Ingwer in die Wangentasche legen oder alternativ Ingwertropfen, sie sind milder – das funktioniert gut.”

Bei Reisen in Länder mit schlechten Hygienestandards sollte man sich vorab reisemedizinisch beraten lassen. Für manche Länder sind spezielle Impfungen nötig. Eine der wichtigsten ist die gegen Hepatitis A. Teilweise werden auch Impfungen gegen Typhus, Tollwut, Gelbfieber oder im Einzelfall Cholera empfohlen. Bei Reisen im Malaria-Risikogebiete unbedingt ärztlich eine Prophylaxe abklären! Die Medikamente sind rezeptpflichtig. Auch gehören dann hochwirksame Anti-Moskito-Mittel ins Gepäck, sogenannte Repellents. Ein häufiger Wirkstoff ist DEET in 20- bis 50-prozentiger Konzentration – je höher, desto länger der Schutz.

Schäl es, gar es, koch es oder vergiss es: So lautet die vorbeugende Regel gegen Durchfall auf Reisen. Deshalb zum Beispiel vermeintlich frische Säfte, die in Behältern stehen, lieber nicht trinken. Auch Eis und Fertigsalate können mit Keimen belastet sein. Vorsicht ist auch bei rohem Fleisch oder Fisch geboten. Und in vielen Ländern gilt: Finger weg vom Leitungswasser, auch beim Zähneputzen oder bei Eiswürfeln.

Wen im Urlaub ein grippaler Infekt erwischt, sollte Fieber immer ärztlich abklären lassen. Tipp: Raus aus der Sonne und genug trinken. Gönnen Sie sich Ruhe und nehmen Sie die Situation an. Erkunden Sie gemütlich die Umgebung und tanken Sie frische Luft. Auch bei fieberhaften Erkrankungen bis zu drei Monate nach der Rückkehr gilt: Suchen Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt auf und sprechen Sie die zurückliegende Reise an.

mp/asg

Kassenärzte fordern drastische Reduzierung von Klinik-Operationen

Die Kassenärzte fordern Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf, die Zahl der Klinik-Operationen deutlich zu reduzieren und die Möglichkeiten für ambulante Behandlungen auszuweiten. Der “Bild” (Montagausgabe) sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen: “Wir brauchen eine Kehrtwende bei den OP. Es gibt unverändert viel zu viele stationäre Behandlungen in Deutschland. Von den rund 16 Millionen im Jahr könnten drei bis vier Millionen ambulant durchgeführt werden, also auch von niedergelassenen Ärzten.”

Gassen mahnte, Lauterbach müsse “endlich definieren, welche OP auch in Zukunft im Normalfall für eine einheitliche Vergütung ambulant durchgeführt werden sollen”. Als Beispiele nannte Gassen Leisten- und Gelenkoperationen, die künftig von niedergelassenen Ärzten durchgeführt werden sollten. “Dadurch könnten rund zehn Milliarden Euro perspektivisch im günstigsten Fall Milliarden pro Jahr gespart werden. Die für 2024 angekündigte Beitragserhöhung könnte damit ausfallen”, sagte Gassen zu “Bild”. Er betonte darüber hinaus, bei ambulanten Behandlung würden für Patienten “viele Gefahren ausgeschlossen. Sie könnten unmittelbar nach den Eingriffen zurück in ihre gewohnte Umgebung, unter anderem auch Infektionen durch gefährliche Krankenhauskeime würden damit reduziert.”

red

Zunehmende Gefahr: Exotische Krankheitserreger und Vektoren bedrohen Haustiere

Die Erreger von Infektionskrankheiten überleben und verbreiten sich durch Vektoren genannte Überträger. Zunehmend werden “exotische” Vektoren und Erreger auch hierzulande heimisch, warnt der Bundesverband für Tiergesundheit e.V.(Bft). Damit wachse die Gefahr, dass sich zum Beispiel Hunde auch zu Hause mit “exotischen” Krankheitserregern anstecken können.

Vektoren sind dabei häufig lebende Organismen, die Krankheitserreger von einem infizierten Tier auf einen Menschen oder ein anderes Tier übertragen. Oft handelt es sich um Arthropoden (Gliederfüßer), z. B. Stechmücken, Flöhe oder Zecken. Viele durch solche Vektoren übertragene Krankheiten zählen zu den Zoonosen, also Erkrankungen, die direkt oder indirekt zwischen Tier und Mensch übertragen werden können. Hat man früher meist von “Reisekrankheiten” gesprochen, ist dieser Begriff mit der zunehmenden Verbreitung der für die Infektionen verantwortlichen Vektoren nicht mehr ganz zutreffend.

Einige Vektoren sind in der Lage, beträchtliche Entfernungen zurückzulegen, sie nutzen dafür den Wind oder Zugvögel als Vehikel. Tourismus, internationaler Handel oder Tiertransporte begünstigen die Verbreitung der Vektoren ebenfalls und damit von vektorübertragenen Erkrankungen. Gleichzeitig verbessern sich ihre Lebensbedingungen durch den Klimawandel. So gelingt es immer mehr Vektoren, sich dauerhaft in unseren Breiten anzusiedeln. Tropische Mücken, beispielsweise die Asiatische Tigermücke, sind in Europa auf dem Vormarsch. Auch verschiedene Zeckenarten kommen zunehmend häufiger vor.

Von den klimatischen Veränderungen profitieren aber nicht nur die Vektoren als Überträger, sondern auch die Erreger selbst. Höhere Umgebungstemperaturen beschleunigen beispielsweise die Entwicklungszeit für die Larven von Herz- und Hautwürmern. Auch der Entwicklungszyklus von durch Insekten übertragenen Viren verkürzt sich.

Die ursprünglich im Mittelmeerraum verbreitete Herzwurmkrankheit ist deshalb schon bis Norditalien und zu den Alpen, in die Südschweiz, nach Frankreich und nach Österreich vorgedrungen. Die durch Zecken übertragene Babesiose kommt in Deutschland immer häufiger vor. Als Überträger dient hierzulande vor allem die Auwaldzecke (seit neuerem auch als Wiesenzecke bezeichnet). Eine ganzjährige Zeckenprophylaxe bietet den besten Schutz vor einem Zeckenstich.

Die von der Sandmücke übertragene Leishmaniose ist demgegenüber noch eine “echte” Reisekrankheit, die u.a. im Mittelmeerraum verbreitet ist. Wegen infizierter “Heimkehrer” aus dem Urlaub und rasant wachsender Anzahlen von Importhunden aus endemischen Regionen gehen Experten aber davon aus, dass es mittlerweile in Deutschland rund 100.000 Leishmaniose-positive Tiere geben könnte. Die Behandlung erkrankter Tiere ist schwierig. Der bestmögliche Schutz besteht präventiv darin, Tiere möglichst nicht in entsprechende Gebiete mitzunehmen. Seit einiger Zeit stehen für den Hund auch Impfstoffe gegen die Leishmaniose zur Verfügung, die Impfung wird bei Mitnahme von Hunden in den Mittelmeerraum empfohlen. Sie kann eine Infektion zwar nicht zu 100 % verhindern, aber zusammen mit einem guten Mückenschutz das Erkrankungsrisiko sehr stark reduzieren.

mp/asg

 

WHO: Süßstoff Aspartam möglicherweise krebserregend

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewertet den Süßstoff Aspartam als “möglicherweise krebserregend”. Die Entscheidung sei zusammen mit der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) getroffen worden, wie am Freitag mitgeteilt wurde. Es gebe allerdings nur “begrenzte Beweise” für eine Karzinogenität beim Menschen, insbesondere in Bezug auf eine Art von Leberkrebs.

Gleichzeitig wurde eine akzeptable tägliche Aufnahme von 40 mg pro Kilogramm Körpergewicht bestätigt. Beispielsweise müsste ein Erwachsener mit einem Gewicht von 70 Kilo bei einer Dose Diätgetränk mit 200 oder 300 mg Aspartam mehr als 9-14 Dosen pro Tag zu sich nehmen, um die unbedenkliche Tagesdosis zu überschreiten, sofern keine andere Zufuhr über andere Nahrungsquellen erfolgt. Aspartam ist ein künstlicher chemischer Süßstoff, der seit den 1980er Jahren häufig in verschiedenen Nahrungsmitteln und Getränken verwendet wird, darunter Diätgetränke, Kaugummi, Gelatine, Eiscreme, Milchprodukte wie Joghurt, Frühstücksflocken, Zahnpasta und Medikamente wie Hustenbonbons und Kautabletten Vitamine.

red

Neurodermitis auf dem Vormarsch: Zahl der Betroffenen in Deutschland steigt

In Deutschland wird bei immer mehr Menschen Neurodermitis diagnostiziert. Das geht aus einer Analyse des Instituts für Gesundheitssystemforschung der Krankenkasse Barmer hervor, über die die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” in ihren Freitagausgaben berichten. Danach stieg die Zahl der Betroffenen bundesweit von rund 7,2 Millionen im Jahr 2012 auf knapp 7,7 Millionen im Jahr 2021.

Das entspricht einem Anstieg um 6,2 Prozent. Im Schnitt litten 2021 den Zahlen zufolge 5,2 Prozent der Frauen und 4,1 Prozent der Männer an der Hautkrankheit. Auffällig sind große Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Den größten Anstieg verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern mit einem Plus von 16 Prozent und einem Anstieg der Betroffenenzahl von rund 144.000 auf 167.000. Den zweitgrößten Anstieg von rund 306.000 auf 355.000 Personen gibt es in Berlin. Als einziges Bundesland verzeichnete Thüringen einen Rückgang um zwei Prozent von rund 235.000 auf 230.000 Betroffene. Die Ursachen für den starken Anstieg in einigen Ländern müssen eingehender untersucht werden, um auslösenden Faktoren nach Möglichkeit besser im Vorfeld begegnen zu können, sagte Barmer-Chef Christoph Straub dem RND. “Denn die Erkrankung schränkt die Betroffenen häufig stark in der Lebensqualität ein”, sagte er.

Der Auswertung zufolge verteilen sich die Neurodermitis-Diagnosen auch stark nach Alter. Am häufigsten sind Kinder bis neun Jahre betroffen, von denen knapp 12 Prozent die Diagnose Neurodermitis erhalten. Auf sie folgt die Gruppe der 10- bis 19-Jährigen mit einem Anteil von 6,7 Prozent.

red

Besorgniserregender Anstieg: Immer mehr Jugendliche wegen psychischer Erkrankungen im Krankenhaus behandelt

In Deutschland werden immer mehr 10- bis 17-Jährige wegen psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen stationär behandelt. Im Jahr 2011 waren es noch knapp 75.200 oder 13 Prozent der gut 588.300 Klinikpatienten in diesem Alter, 2021 knapp 81.000 oder 19 Prozent von 427.600 Fällen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mitteilte. Damit stellten psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen dar.

2011 waren sie noch der zweithäufigste Grund. Bei Erwachsenen machte die Diagnose 2021 dagegen nur sechs Prozent der insgesamt gut 15,3 Millionen Krankenhausbehandlungen aus. Unter den Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren werden Mädchen anteilig häufiger aufgrund von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen im Krankenhaus behandelt: Während bei ihnen im Jahr 2021 knapp ein Viertel (24 Prozent) der Behandlungsfälle auf diese Diagnose entfiel, waren es bei den Jungen 13 Prozent.

Nach psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen waren Verletzungen und Vergiftungen (ebenfalls 19 Prozent) 2021 der zweithäufigste Grund für einen Klinikaufenthalt von Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren. Gut 79.700 Patienten dieser Altersgruppe wurden deshalb stationär behandelt. An dritter Stelle folgten mit knapp 46.100 Behandlungsfällen Symptome, bei denen keine spezifischere Diagnose gestellt werden konnte (elf Prozent).

Darunter fallen beispielsweise Bauch- und Beckenschmerzen, Ohnmacht und Kollaps oder Kopfschmerzen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 wurden knapp 83.900 Kinder und Jugendliche aufgrund von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen stationär im Krankenhaus behandelt. Mit einem Anteil von 16 Prozent an den gut 533.400 Klinikpatienten im Alter von 10 bis 17 Jahren waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen nach Verletzungen und Vergiftungen (19 Prozent oder 102.100 Fälle) 2019 ebenfalls der zweithäufigste Grund für stationäre Krankenhausbehandlungen in dieser Altersgruppe, so das Bundesamt.

Psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche werden am häufigsten wegen Depressionen im Krankenhaus behandelt. Im Jahr 2021 waren gut 21.900 der 10- bis 17-Jährigen wegen sogenannter depressiver Episoden stationär in Behandlung. Zu den psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen zählen auch solche, die durch Alkohol bedingt sind.

Sie umfassen unter anderem Folgen von Alkoholmissbrauch und akuten Alkoholvergiftungen wie Abhängigkeits- oder Entzugssyndrome. Unter den psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen waren 2021 die alkoholbedingten mit knapp 9.300 Behandlungsfällen die zweithäufigste Diagnose für Kinder und Jugendliche. Bei gut 7.700 der aufgrund psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen behandelten 10- bis 17-Jährigen standen zudem Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen im Fokus der Behandlung.

Diese können durch das Eintreten von außergewöhnlich belastenden Lebensereignissen hervorgerufen werden oder durch besondere Veränderungen im Leben, die zu einer anhaltend unangenehmen Situation führen. Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen werden oft von Psychotherapeuten behandelt – sowohl stationär im Krankenhaus als auch in ambulanten psychotherapeutischen Praxen. Im Jahr 2021 gab es hierzulande rund 53.000 Psychotherapeuten, der Frauenanteil lag bei 76 Prozent.

Die Zahl der Psychotherapeuten hat während des vorangegangenen Jahrzehnts kontinuierlich zugenommen, gegenüber 2011 stieg sie um 45 Prozent. Damals hatte es noch rund 36.000 Psychotherapeuten gegeben. Mit einem Anteil von 45 Prozent übte fast die Hälfte der Psychotherapeuten ihre Tätigkeit 2021 in Teilzeit oder als geringfügig Beschäftigte aus, darunter waren 84 Prozent Frauen, so die Statistiker.

red

Ministerin Stark-Watzinger kritisiert hohen Internet-Konsum von Schülern

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) glaubt nicht, dass bei einer durchschnittlichen Internet-Nutzung von 63 Stunden wöchentlich, wie sie eine Digitalstudie der Postbank für Jugendliche ermittelt hat, noch eine Balance zwischen Schule, Sport und digitalem Konsum gegeben ist. “Ich persönlich sehe das als definitiv zu viel an”, sagte sie am Mittwoch der “Bild”. Zudem mahnte sie Leistungsbereitschaft von Schülern an und forderte Lehrer dazu auf, Leistung einzufordern.

Schüler mit schwachen Leistungen würden in Deutschland zu oft einfach durchkommen. “Wichtig ist, dass nicht weggeguckt wird, wenn die Leistung oder die Kompetenz nicht da ist”, mahnte die Ministerin. “Lernen ist keine Körperverletzung.”

Leistung sei auch “keine Charakterschwäche”, so Stark-Watzinger. Gleichzeitig kritisierte sie, dass vor wenigen Wochen alle Abi-Klausuren in Mecklenburg-Vorpommern um eine Note aufgewertet wurden, weil die Ergebnisse dort zu schwach waren. Auf die Frage, ob diese Entscheidung im Sinne des Leistungsprinzips getroffen worden sei, antwortete die Ministerin: “Persönlich kann ich sagen: Nein, weil man damit niemandem hilft.”

In der Diskussion um eine Abschaffung der “Bundesjugendspiele” zeigte Stark-Watzinger Verständnis für alle Kritiker des Sport-Wettkampfs. “Ich habe auch negative Erinnerungen an Bundesjugendspiele. Das war nie mein Lieblingstag. Ich würde die Bundesjugendspiele freiwillig stellen.”

red

Patientenschutz warnt vor Benachteiligung älterer Patienten bei geplanter Krankenhaus-Reform

Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, fürchtet, dass die geplante Krankenhaus-Reform ältere Patienten benachteiligen könnte. “Karl Lauterbach muss mit seiner Qualitätsoffensive verhindern, dass vornehmlich jüngere, erfolgversprechende Patienten bevorzugt werden. Tatsächlich wäre das eine Diskriminierung von alten, chronisch kranken und pflegebedürftigen Menschen”, sagte Brysch der “Rheinischen Post” (Mittwochausgabe).

“Es muss in den Blick genommen werden, dass ältere Kranke deutlich häufiger im Krankenhaus versorgt werden als der Rest der Bevölkerung. Das sind Menschen mit Mehrfacherkrankungen, deren Therapie oft langwieriger ist.” Der Patientenschützer schlägt vor, dass Kliniken für die Behandlung älterer Patienten Bonuspunkte erhalten, wie es auch beim Finanzausgleich der Krankenkassen der Fall ist.

“Für diese Patientengruppe muss es Bonuspunkte geben ähnlich dem Risikostrukturausgleich bei den Krankenkassen. Hier werden Merkmale der Versicherten wie Alter, Geschlecht oder kostenintensive Krankheiten gegenfinanziert”, so Brysch. Zudem fordert der Patientenschützer, dass bei der Qualitätsoffensive auch die Zeit nach der Entlassung berücksichtigt wird: “Die Anzahl der Behandlungen eines Krankheitsbildes und das zuständige Personal vor Ort reichen allein nicht aus, die Qualität einer stationären Versorgung zu beurteilen.”

Wer nur auf diese Kennziffern setze, mache es sich zu einfach, so Brysch. “Erfolg misst sich auch daran, wie es dem Patienten nach der Entlassung geht. Deshalb wird es darauf ankommen, welche Parameter der Bundesgesundheitsminister bei der Qualitätsbewertung festlegt.”

red

Umweltbundesamt: Chemikalienpolitik der EU bietet unzureichenden Schutz vor gesundheitsschädlichen Belastungen

Die Pläne der EU-Kommission zur Überarbeitung der Chemikalien-Verordnung (Reach) stoßen auf Kritik. Von ursprünglich großen Versprechen für weitreichende Verbote eventuell gesundheitsschädlicher Chemikalien ist laut aktuellen Recherchen des CHEM Trust und des European Environmental Bureau, über die der “Spiegel” berichtet, wenig übrig. Angekündigt hatte die EU-Kommission, “die schädlichsten Chemikalien in Konsumgütern zu verbieten und nur noch dort zu erlauben, wo es keine Alternative gibt”.

In einem bislang unveröffentlichten Dokument zur Folgenabschätzung der überarbeiteten Chemikalien-Verordnung, beinhaltet das ambitionierteste Szenario mittlerweile jedoch lediglich ein Verbot für die Hälfte aller Konsumgüter, die die schädlichsten Chemikalien enthalten. Im mittleren Szenario würde die Zahl der Produkte mit den schädlichsten Chemikalien nur um zehn Prozent sinken, im zurückhaltendsten um ein Prozent. Der CHEM Trust und das European Environmental Bureau befürchten, dass sich die Mitgliedstaaten für eines der lascheren Modelle oder eines dazwischen entscheiden werden.

“Das Bewertungsdokument wird mit dem Reformvorschlag veröffentlicht. Es ist unwahrscheinlich, dass die beiden Dokumente im Widerspruch zueinander stehen werden”, heißt es von den Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Dabei könnte eine lasche Regulierung hohe Gesundheitskosten verursachen, die etwaige Folgekosten für die Industrie deutlich übersteigen würden.

Zuvor hatte ein fünfjähriges Großprojekt ergeben, dass erhebliche Teile der EU-Bevölkerung stärker mit Schadstoffen belastet sind als nach jetziger Kenntnis empfehlenswert ist. Für die Human Biomonitoring Initiative (HBM4EU) hatten Forscher die Schadstoffbelastung von mehr als 10.000 EU-Bürgern untersucht. Es bestehe “dringender Bedarf an politischen Maßnahmen”, schlussfolgerten die Beteiligten.

“Die Chemikalienpolitik der EU ist nicht ausreichend, um alle Bürgerinnen und Bürger zuverlässig vor potenziell gesundheitsschädlichen Chemikalienbelastungen zu schützen”, sagte Marike Kolossa-Gehring vom Umweltbundesamt (Uba), die das Projekt koordiniert hat, dem “Spiegel”. “Ich wundere mich, dass der Aufschrei in der Bevölkerung bei dem Thema nicht viel größer ist.” In der Diskussion stehen eine ganze Reihe Stoffe, die jeder mit der Luft einatmet, mit dem Wasser aus alten Leitungen oder der Nahrung aufnimmt.

Neben Weichmachern, die in zu hohen Konzentrationen die männliche Fruchtbarkeit einschränken können oder Fettleibigkeit begünstigen, gehören etwa Bisphenol A oder Schwermetalle wie Cadmium dazu. Die diskutierten Schadstoffe stecken unter anderem in Möbeln, Tapeten oder Kosmetik und gelangen von dort in die Luft und den Hausstaub.

red