Bundesrechnungshof kritisiert Millionenausgaben für unklare Wartelistenverkürzung

Der Bundesrechnungshof hat an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) appelliert, sämtliche 2019 eingeführten Zuschläge für Ärzte, die zur Verringerung der Wartezeiten ins Leben gerufen wurden, gänzlich abzuschaffen. Dies bezieht sich nicht nur auf die sogenannte Neupatientenregelung, sondern auf sämtliche zusätzlichen Honorare, die unter der Leitung von Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn (CDU) eingeführt wurden. Der Bundesrechnungshof drückt diesen Standpunkt in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestags aus, wie die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” (Mittwochausgaben) berichten. “Diese Maßnahmen führen zu erheblichen Mehrkosten in der gesetzlichen Krankenversicherung, ohne dass sie bisher nachweislich die Versorgung der Versicherten verbessert haben”, heißt es in dem Bericht.

Bis Ende 2021 haben die Krankenkassen allein über eine Milliarde Euro zusätzlich an die Ärzte gezahlt. Laut dem Rechnungshof gibt es “keine Belege” dafür, dass beispielsweise die zusätzliche Vergütung für “offene” Sprechstunden ohne Terminabsprache zu kürzeren Wartezeiten geführt hat. Der Bundesrechnungshof hält es für unangemessen und unwirtschaftlich, die Erfüllung bereits bestehender gesetzlicher und vertraglicher Verpflichtungen mit Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung in Milliardenhöhe zu honorieren.

Die Bundesbehörde hat Lauterbach auch aufgefordert, seine Pläne zur allgemeinen Aufhebung der Budgets für Hausärzte fallen zu lassen. Es werden Bedenken geäußert, ob die jährlichen Mehrausgaben in dreistelliger Millionenhöhe die Versorgungsqualität signifikant steigern. Die Rechnungsprüfer schlagen vor, die Budgetaufhebung allenfalls auf unterversorgte Regionen zu beschränken.

red

Warum immer mehr Menschen unter chronischem Schmerz leiden: Die Hintergründe

Die stundenlange Beschäftigung mit Fernsehen, Computer und Handy fordert ihren Tribut. Weil es an Bewegung und Kraftaufbau mangelt, drohen chronische Schmerzen des Bewegungsapparats. Aktuell leiden mehr als 23 Millionen Menschen in Deutschland darunter. Tendenz steigend.

“Das Nächste ist, dass die Bevölkerung immer älter wird. Und schwerwiegende Tumorerkrankungen oder Nervenschmerzen ganz klar einen Altersbezug haben”, erklärt Dr. Johannes Horlemann, Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, im Gesundheitsmagazin “Apotheken Umschau”.

Die Fachleute reichen schon heute nicht mehr aus, um die Patienten mit andauernden Beschwerden zu behandeln. Zwischen 1200 bis 1300 Ärzte sind bisher schmerzmedizinisch weitergebildet und in der Lage, Personen mit sehr starken chronischen Schmerzen zu helfen – vor allem, wenn Haus- oder andere Fachärzte nicht mehr weiterkommen.

“Von solchen Schmerzen sind deutschlandweit etwa 3,4 Millionen Menschen betroffen. Pro Quartal ist vorgesehen, dass ein Schmerzmediziner oder eine Schmerzmedizinerin etwa 300 Patienten betreut. Wenn man nachrechnet, kann das nicht ausreichen”, gibt Horlemann zu bedenken.

Die chronisch schwergradig beeinträchtigten Menschen sind ein großes schmerzmedizinisches Problem – zum Beispiel Schmerzen von Tumorkranken oder auch der chronische Rückenschmerz. Wird früh genug erkannt, dass sich ein akuter Schmerz zu einem chronischen entwickelt, kann ein langer Leidensweg erspart werden – sofern der Arzt rechtzeitig zu einem spezialisierten Schmerzmediziner überweist.

Einen ausgewiesenen “Facharzt für Schmerzmedizin” gibt es bisher noch nicht. Ein solcher Facharzt, der mit neurologischen, orthopädischen, psychologischen und mit anderen Kenntnissen ausgerüstet ist, hat sich in Ländern wie Irland oder Israel schon bewährt.

mp/asg

 

Nobelpreis für Medizin an Pioniere der mRNA-Impfstoffe verliehen

Stockholm – Die Nobelpreisverleihung für Physiologie oder Medizin wurde in diesem Jahr an die ungarische Biochemikerin Katalin Karikó und den US-Immunologen Drew Weissman verliehen. Dies gab das renommierte Karolinska-Institut in Stockholm bekannt. Ihre bahnbrechenden Forschungen zu Nukleosid-Basenmodifikationen ermöglichten die Entwicklung äußerst wirksamer mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19.

Der Nobelpreis in diesem Bereich ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen, was etwa 865.000 Euro entspricht, dotiert. Die Bekanntgabe der Nobelpreisträger im Bereich Medizin markiert traditionell den Beginn der Nobelpreiswoche. Am Dienstag wird die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften den Preisträger im Bereich Physik bekanntgeben, gefolgt von der Bekanntgabe im Bereich Chemie am Mittwoch und dem Literaturnobelpreis am Donnerstag.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises findet am Freitag in Oslo statt. Der Nobelpreis wird als die höchste Auszeichnung in den jeweiligen Disziplinen angesehen und wird jedes Jahr am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, verliehen. Der Friedensnobelpreis hingegen wird in Oslo überreicht, während alle anderen Preise in Stockholm vergeben werden.

red

Corona-Update: Was Sie über Impfungen, Tests und Masken jetzt wissen sollten

Mit dem Einsetzen der Erkältungssaison rücken erneut Fragen rund um Auffrischungsimpfungen (Booster), Corona-Tests und das Tragen von Masken in den Fokus. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bietet Ratschläge zur Eigenabsicherung und zum Schutz anderer. Im Hinblick auf das Thema COVID-19 ist ein neuer Impfstoff erhältlich, der an aktuelle Varianten angepasst ist. Experten betonen derzeit keine erheblichen Besorgnisse angesichts steigender Infektionszahlen, da eine Grundimmunität in der Bevölkerung durch Impfungen und überstandene Infektionen weit verbreitet ist.

Der aktualisierte Impfstoff steht nun in Arztpraxen zur Verfügung und wird insbesondere Personen über 60 Jahren sowie Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko, Vorerkrankungen, Bewohnern von Pflegeheimen und im Gesundheitswesen Tätigen empfohlen. Säuglinge ab dem 6. Monat können ebenfalls geimpft werden, sofern die letzte Impfung oder Erkrankung mindestens zwölf Monate zurückliegt. Die Kosten für die Impfung werden nicht mehr von allen Krankenkassen übernommen, sondern nur für die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) genannten Personengruppen. Bei anderen Personen werden die Kosten nur dann getragen, wenn Ärzte die Impfung aus medizinischer Notwendigkeit befürworten.

Derzeit besteht keine Testpflicht, und kostenlose Schnelltests sind seit März nicht mehr verfügbar. Trotzdem sind Tests nach wie vor eine effektive Möglichkeit zur Vorbeugung von Ansteckungen, insbesondere bei älteren oder vorerkrankten Personen. Alte Tests aus vorangegangenen Saisons können weiterhin verwendet werden, sofern sie noch gültig sind. Es ist jedoch ratsam, das Haltbarkeitsdatum zu überprüfen und abgelaufene oder bei hohen Temperaturen (über 30 Grad) gelagerte Tests zu entsorgen. Tests sollten in einem Temperaturbereich zwischen fünf und 30 Grad gelagert werden und nicht im Kühlschrank.

Eine allgemeine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Einrichtungen besteht derzeit nicht, jedoch kann bei steigenden Infektionszahlen per Hausrecht eine Maskenpflicht in Kliniken und Pflegeeinrichtungen erlassen werden. Masken haben ein Verfallsdatum, das auf der Verpackung angegeben ist, und abgelaufene Masken sollten nicht mehr verwendet werden. Es wird empfohlen, Masken an einem trockenen, sauberen Ort luftdicht zu verschließen.

Bei Anzeichen von Krankheit wird empfohlen, möglichst drei bis fünf Tage zu Hause zu bleiben und persönliche Kontakte einzuschränken, insbesondere zu älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen, die ein höheres Risiko für schwerwiegende Atemwegsinfektionen haben.

red

Herzinfarkt und Herzinsuffienz: Neue Studie warnt vor alarmierenden Zahlen

Die geringere durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern wird in erster Linie auf Defizite in der Vorbeugemedizin von Herz-Kreislauferkrankungen zurückgeführt. Vor diesem Hintergrund hat die Assmann-Stiftung für Prävention die digitale Bildungsinitiative “Deutschland bestimmt das Herzalter!” ins Leben gerufen. Ihr Hauptziel besteht darin, breite Bevölkerungsschichten auf die bisher unzureichende Primärprävention von Herzinfarkten aufmerksam zu machen.

Aktuelle Zwischenergebnisse von 604.000 Teilnehmern der Bildungsinitiative unterstützen die These, dass erhöhte LDL-Cholesterinwerte, Rauchen, Übergewicht und erhöhter Blutdruck, oft in Kombination auftretend, die mit Abstand häufigsten Faktoren für ein erhöhtes Herzalter in der Bevölkerung sind.

Bei 14 Prozent aller Teilnehmer lag das Herzalter fünf oder mehr Jahre über dem tatsächlichen Alter, was sehr häufig mit einem deutlich erhöhten Herzinfarktrisiko verbunden ist. So ist davon auszugehen, dass in Deutschland bei ca. 59,7 Millionen Personen im Alter von 20 bis 75 Jahren 8,4 Millionen Menschen potentiell herzinfarktgefährdet sind. Dies sind alarmierende Zahlen, insbesondere auch im Hinblick darauf, dass Herz/Kreislauferkrankungen für ein Drittel aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich sind.

Bei einer Untergruppe von 30.000 unter 50-jährigen teilnehmenden Personen mit erhöhtem Herzalter, für die ein vollständiges Profil der Blutwerte vorlag (LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride, Blutzucker), war das LDL-Cholesterin bei Frauen im Durchschnittsalter von 44 Jahren mit 196 mg/dl und bei Männern im Durchschnittsalter von 41 Jahren mit 197 mg/dl weit oberhalb der therapeutischen LDL-Cholesterin-Zielwerte herzinfarktgefährdeter Personen von unter 100 mg/dl. Es ist davon auszugehen, dass in nicht wenigen Fällen bei solch hohen LDL-Cholesterinwerten eine bislang unentdeckte familiäre Hypercholesterinämie als monogene Fettstoffwechselstörung mit extrem hohem Herzinfarktrisiko zugrunde liegt.

Die Assmann-Stiftung für Prävention verfolgt mit Ihrer Bildungsinitiative “Deutschland bestimmt das Herzalter!” als wesentliches Ziel, breite Bevölkerungsschichten zu erreichen, die Inanspruchnahme ärztlicher Check-ups zu steigern und bei den herzinfarktgefährdeten Personen mit hohem Herzalter durch deren rechtzeitige Kontaktaufnahme mit Hausärzten und Apothekern die Herzgesundheit zu erhalten

mp/asg/red

Hoher Proteinkonsum: Experten warnen vor teuren und unnötigen High-Protein-Produkten

Hamburg – Proteinreiche Produkte sind derzeit der Renner in deutschen Supermärkten. Dennoch warnen Ernährungsexperten vor den meisten dieser Lebensmittel, die künstlich mit Eiweiß angereichert sind. Sie halten sie nicht nur für überteuert, sondern auch für überflüssig und potenziell schädlich. Christian Niemeyer, der Leiter des Deutschen Zusatzstoffmuseums in Hamburg, äußerte sich dazu gegenüber dem Nachrichten-Magazin “Der Spiegel”. Er betonte, dass viele der High-Protein-Produkte eine erhebliche Menge Lebensmittelchemie enthalten. Zusätzlich könnten zugesetzte Proteine und andere Zusatzstoffe Allergien und Unverträglichkeiten auslösen.

Ein Beispiel hierfür ist Weizeneiweiß, das als Gluten bekannt ist. Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen IQ, das für den “Spiegel” Daten erhoben hat, geben die Konsumenten in Deutschland jedes Jahr mehr als eine Milliarde Euro für besonders eiweißreiche Produkte aus, wie zum Beispiel Protein-Pudding, Protein-Toastbrötchen oder Protein-Bier. Dies entspricht fast einer Steigerung von 50 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) teilt die Bedenken und weist darauf hin, dass viele dieser Produkte keinen gesundheitlichen Mehrwert bieten. Die durchschnittliche Proteinaufnahme liegt bereits deutlich über der empfohlenen Menge, so Astrid Donalies, eine Expertin der DGE. Sie erklärt: “Wer sich normal ernährt und nicht übermäßig Sport treibt, braucht in der Regel keine zusätzliche Proteinversorgung.”

Manuel Wichmann von der Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert High-Protein-Produkte ebenfalls und bezeichnet sie als “hoch verarbeitet und oft minderwertig, voller Aromastoffe statt echter Früchte und voller fragwürdiger Süßstoffe, manchmal sogar mit Stabilisatoren versetzt”. Experten empfehlen stattdessen grundlegende Lebensmittel wie Quark, Linsen, Haferflocken oder Eier, wenn eine erhöhte Proteinzufuhr gewünscht ist. Diese sind in der Regel kostengünstiger als High-Protein-Produkte und kommen ohne Zusatzstoffe aus.

red

Städte- und Gemeindebund: Gesundheitsversorgung von Asylbewerbern kostet dreistelligen Millionenbetrag

Berlin – Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) schätzt die Kosten für die Gesundheitsversorgung von Asylbewerbern im Jahr auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des DStGB, teilte der “Bild” (Freitagausgabe) mit, dass die Ausgaben für die ärztliche Versorgung von Flüchtlingen im Jahr 2022 bei 690 Millionen Euro lagen. Dies entspricht knapp über zehn Prozent der Gesamtausgaben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz von 6,5 Milliarden Euro.

Landsberg betonte jedoch, dass die Hauptprobleme für die Kommunen die hohen Flüchtlingszahlen, unstrukturierte Verfahren und der Mangel an Unterkünften seien. Er erklärte, dass insbesondere die Anmietung, Ausstattung und Sicherung von Unterkünften erhebliche Kosten für die Kommunen verursache.

red

Kostenexplosion und Personalmangel: Pflegeversicherung vor großen Herausforderungen

Vor dem Auftakt des Deutschen Pflegetags in Berlin schlagen Verbände Alarm und warnen vor einer weiteren Verschlechterung der Pflegesituation in Deutschland. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, betont, dass es an stationären Pflegeplätzen und ambulanten Angeboten mangelt, während die Kosten kontinuierlich steigen. Die Personalkrise verschärft sich, gleichzeitig sinkt die Qualität der Pflegeversorgung, so Brysch in einem Interview mit der “Rheinischen Post”.

Besonders in der Langzeitpflege haben sowohl Pflegekräfte als auch pflegebedürftige Menschen keine Verbesserungen erlebt. Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats, fordert mehr Befugnisse für Pflegekräfte und betont die Notwendigkeit eines “politisch ausgerichteten Aufbruchs”, der über das hinausgeht, was derzeit vorstellbar ist.

Sie erklärt, dass die bereits vorhandenen Fähigkeiten und Kompetenzen im Pflegeberuf besser genutzt werden müssen. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK), teilt diese Ansicht und betont die Notwendigkeit einer Reform im Gesundheitswesen, die das Potenzial und die Kompetenzen der Pflegefachkräfte besser ausschöpft.

Sie fordert einen erweiterten Verantwortungsbereich für Pflegefachpersonen, eine Neuverteilung von Aufgaben und die Schaffung neuer Rollen im Pflegebereich. Dabei spricht sie sich konkret für die Einführung von “Community Health Nurses” und Schulgesundheitspflegenden aus.

red

FDP fordert Aufarbeitung der Corona-Folgen: Enquete-Kommission soll Licht ins Dunkel bringen

Die FDP hat ihre Forderung nach Einsetzung einer Enquete-Kommission des Bundestags zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Freiheitseinschränkungen erneuert. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel, sagte dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Dienstagausgaben), die psychischen und sozialen Folgen eines solches Jahrhundertereignisses müssten angemessen aufgearbeitet werden. Vogel verwies auf Beispiele im Ausland.

So habe aktuell Australien beschlossen, eine unabhängige Kommission zur Untersuchung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einzusetzen. “Das sollten wir uns zum Vorbild nehmen”, forderte Vogel, der zugleich Vorsitzender der Deutsch-Pazifischen Parlamentariergruppe ist. “Für alle, mit Ausnahme der Kriegsgeneration, war dies vermutlich der bisher heftigste Einschnitt in ihren Leben”, so Vogel.

Viele Grundrechtseinschränkungen seien unverhältnismäßig gewesen, wie zum Beispiel der Bayerische Verwaltungsgerichtshof und das Bundesverwaltungsgericht mit Blick auf die Ausgangssperren in Bayern festgestellt hätten, sagte er. Auch in Deutschland sei eine Kommission zur Aufarbeitung der Pandemie, der Maßnahmen samt ihrer Freiheits- und Grundrechtseinschränkungen sowie der gesellschaftlichen Folgen nötig. Hierfür eigne sich eine Enquete-Kommission im Bundestag besonders gut.

Vogel forderte die anderen Fraktionen des Bundestags auf, dem Vorschlag der FDP endlich zu folgen. Die FDP hatte die Forderung erstmals im Frühjahr erhoben. Auch die CDU sprach sich damals für eine Enquete-Kommission aus.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigte sich offen. Seitdem ist aber nichts passiert. Um eine derartige Kommission einzusetzen, muss ein Viertel der Parlamentarier zustimmen.

Sie setzt sich aus Abgeordneten und Sachverständigen zusammen.

red

Pflegerat warnt: Deutschland hat zu viele Krankenhäuser – zu wenig Personal

Berlin – Auch aus Sicht der Pflegebranche gibt es in Deutschland zu viele Krankenhäuser. Die Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Christine Vogler, sagte dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Montagausgaben), in Deutschland stünden nur 4,8 Pfleger im Krankenhaus pro 1.000 Patienten zur Verfügung, in Norwegen seien es dagegen 8,3, in Großbritannien 7,6, in Dänemark 6,4 und in Frankreich 5,3. “Damit ist Deutschland das Schlusslicht bei der Personalbesetzung vergleichbarer Länder. Das ist eine auf Dauer unzumutbare Belastung”, argumentierte sie und betonte: “Wir haben zu viele Krankenhäuser.”

Je größer eine Klinik sei, desto mehr Möglichkeiten gebe es, Synergien zu nutzen und das Personal effizient einzusetzen, sagte Vogler. “Dann ist es einfacher, vernünftige Arbeitszeitmodelle zu schaffen und Karrieremöglichkeiten zu eröffnen”, betonte sie. Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Krankenhausreform mit mehr Zentralisierung und Spezialisierung gehe damit in die richtige Richtung.

Die Pflegerats-Präsidentin kritisierte die Reform aber zugleich. Es habe die Hoffnung gegeben, dass die beruflich Pflegenden endlich den Stellenwert bekämen, der für eine gute Versorgung von Patientinnen und Patienten nötig sei. “Doch leider zementiert die Politik nach wie vor die Strukturen des Gesundheitswesens und die ärztlich dominierte Arbeits-, Befehls- und Verantwortungshierarchien des 19. Jahrhunderts”, beklagte sie.

Nötig sei die Handlungsautonomie der Beschäftigten im Bereich der Pflege. Diese sei eine eigenständige Profession und sollte kein Anhängsel der Medizin mehr sein. “Diese Arztzentriertheit muss aufhören”, fordert sie.

red