Telefonische Krankschreibung ab heute wieder möglich

Patienten können voraussichtlich schon ab heute wieder telefonisch krankschreiben lassen. “Wir werden die telefonische Krankschreibung dauerhaft ermöglichen”, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dem “Handelsblatt”. Formal entschieden wird erst im Laufe des Tages, wenn der gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken zusammenkommt.

“Das Verfahren hat sich in der Pandemie bewährt und ist dann leider ausgelaufen. Ab dem 7. Dezember soll es wieder für Patienten gelten, für die absehbar ist, dass sie keinen schweren Krankheitsverlauf haben und die dem Arzt bereits bekannt sind”, sagte Lauterbach. “Das ist eine wesentliche Entlastung für Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Ärzte.”

Mit Blick auf die aktuellen Infektionswelle riet Lauterbach Über-60-Jährigen mit Risikofaktoren, sich am besten gleichzeitig gegen Grippe und Covid impfen zu lassen. Generell sei die Immunität der Bevölkerung sehr viel höher. “Masken sind daher im Alltag nicht mehr nötig”, sagte Lauterbach.

So hält er es auch. “Ich bin geimpft. Deswegen trage ich die Maske nur, wenn ich Leuten begegne, die ich gefährden könnte”, sagte er.

“Das ist zum Beispiel bei meiner 88-jährigen Mutter der Fall. Aber das ist die Ausnahme.”

red

Bericht: Deutschland will wohl neuer EU-Gentechnik-Regelung nicht zustimmen

Deutschland wird nach aktuellen Informationen dem europäischen Vorschlag zur Kennzeichnung von Gentechnik im EU-Agrarrat am Montag voraussichtlich nicht zustimmen. Das berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben) unter Berufung auf das Landwirtschaftsministerium. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) betonte, dass es ihm wichtig sei, nicht nur die Interessen der Wissenschaft, sondern auch die der Landwirtschaft, der Verbraucher und der Lebensmittelwirtschaft zu wahren.

Die Interessen der Bürger sowie der Wirtschaft zu missachten und für eigene Überzeugungen Freiheiten anderer einzuschränken, sei sicherlich keine gute Idee, so Özdemir. Ein Vorschlag der spanischen Ratspräsidentschaft zu neuen genomischen Techniken (NGT) sieht vor, dass der größte Teil der NGT-Pflanzen künftig ohne Risikoprüfung und ohne Kennzeichnung der Endprodukte auf den Markt kommen kann. Damit könnten Verbraucher nicht mehr unterscheiden, ob die Lebensmittel mit oder ohne gentechnische Verfahren produziert wurden.

Umweltverbände und Lebensmittelhändler wollen diese Neuregelung verhindern. Sie sehen ihre Existenz und die Kennzeichnung von Bioprodukten, die bewusst ohne Gentechnik hergestellt werden, in Gefahr. “Ich möchte, dass weiterhin jeder für sich entscheiden kann, Produkte mit oder ohne Gentechnik zu nutzen”, sagte Özdemir.

“Wer gentechnikfrei wirtschaften möchte, ob konventionell oder ökologisch, soll dies auch in Zukunft tun können. Dafür brauchen wir Regeln für die Koexistenz, damit ein funktionierender, milliardenschwerer Markt nicht zerstört wird.”

red

Sorge vor Unterversorgung: Hausärzte appellieren an Ältere und Risikopatienten zur rechtzeitigen Impfung

Anlässlich der Weihnachtszeit warnen deutsche Hausärzte vor einer doppelten Impflücke. Markus Beier, der Verbandsvorsitzende, betonte gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagsausgaben): “Bisher haben sich noch deutlich zu wenige Menschen, die unter die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) fallen, mit dem angepassten Covid-19-Schutzimpfstoff schützen lassen.” Zudem sei die Quote der Grippeschutzimpfung seit Jahren zu niedrig. Besonders für vulnerable Gruppen ohne ausreichenden Impfschutz könnten sowohl Covid-19 als auch die Grippe weiterhin schwere Erkrankungen bedeuten.

Beier appellierte an alle Älteren und Risikopatienten, rechtzeitig vor den Festtagen ihren Impfstatus überprüfen zu lassen. Es sei noch nicht zu spät, sich gegen Grippe impfen zu lassen oder sich eine Corona-Auffrischungsimpfung abzuholen. Grundsätzlich sei es zudem bei entsprechenden Symptomen nach wie vor für alle sinnvoll, einen Corona-Schnelltest zu machen – das gelte insbesondere an den Weihnachtsfeiertagen, an denen viele Menschen mit ihren Verwandten und Freunden auf engem Raum zusammenkämen.

red

Blutplättchen-Prognose: Neue Methode kann schwere Corona-Verläufe vorhersagen

Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben herausgefunden, dass die Anzahl und Struktur von Blutplättchen vorhersagen können, ob es zu einem schweren Verlauf von COVID-19 kommen kann. Diese Entdeckung könnte nicht nur als präziser Indikator für einen schweren Krankheitsverlauf dienen, sondern auch neue Wege für die Forschung in der Behandlung von COVID-19 eröffnen.

Sobald sich der Körper mit Sars-CoV-2 infiziert, laufen eine Reihe von Immunreaktionen ab. Eine dieser Reaktionen besteht darin, dass sich die Blutplättchen, auch Thrombozyten genannt, an den Immunzellen anlagern und dadurch Zellaggregate, also Verklumpungen, im Blutkreislauf entstehen.

Eine Studie des Teams um Oliver Hayden, Professor für Biomedizinische Elektronik, hat mithilfe einer bildgebenden Durchflusszytometrie gezeigt, dass bei Intensivpatienten mit einem schweren Corona-Verlauf die Konzentration von Blutplättchen-Aggregaten sehr stark ansteigt.

Dem Forschungsteam ist es damit gelungen, einen prognostischen Biomarker für den Schweregrad von COVID-19 zu identifizieren. Möglich wurde dieses Ergebnis durch die optimalen interdisziplinären Bedingungen, die das Zentralinstitut TranslaTUM den Ingenieuren der TUM für die Zusammenarbeit mit Medizinern am Klinikum München rechts der Isar bietet.

Für die Analyse wurde den Probanden zunächst Blut abgenommen. Wenige Tropfen Blut reichen aus, um innerhalb von Sekunden tausende Blutzellen abzuzählen und deren Aggregation zu analysieren. Der Leiter der Studie Prof. Hayden sagt: “Darüber hinaus hat diese Methode den großen Vorteil, dass wir die Proben weder aufbereiten noch markieren müssen, sondern sie direkt und standardisierbar untersuchen können, ohne die Aggregate durch Einwirkung hoher Scherkräfte zu verlieren. In Zukunft könnte diese kostengünstige Methode dabei helfen, Wechselwirkungen zwischen Gerinnungssystem und Immunsystem zu quantifizieren.” Die patientennahe Messung erlaubt eine unmittelbare Untersuchung nach Blutabnahme, um Alterungseffekte der Blutproben, die selbst zu Aggregaten führen, auszuschließen.

Insgesamt untersuchte das Forschungsteam das Blut von 36 Intensiv-Patienten im Alter zwischen 32 und 83 Jahren, die mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert worden waren und einen mäßigen bis schweren Verlauf aufwiesen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass bei schwer erkrankten Patienten die Anzahl an gebundenen Thrombozyten signifikant höher war, als bei mäßig erkrankten Patienten und erst recht im Vergleich zu gesunden Blutspendern.

In Bezug auf die Zusammensetzung der Zellaggregate konnten die Forschenden zeigen, dass in Abhängigkeit vom Schweregrad der COVID-19 Erkrankung die Anzahl der Zellaggregate und deren Zusammensetzung sich graduell und frühzeitig vor dem Auftreten einer Komplikation verändern. Die Verklumpungen waren typischerweise aus weniger als zehn Thrombozyten zusammengesetzt. In Extremfällen wurde dabei beobachtet, dass bis zu zwei Drittel aller Thrombozyten von Patienten aggregiert vorlagen.

Die hohe Konzentration an Zellaggregaten konnte bei allen COVID-19 erkrankten Probanden mit Einlieferung auf die Intensivstation nachgewiesen werden. Diese einfache Diagnostik von Blutplättchen-Aggregaten hat das Potential, Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren und damit die Versorgung zu verbessern.

Die gesammelten Erkenntnisse sollen auf andere Erkrankungen übertragen werden. Die Forschenden nehmen an, dass die hier beschriebene Methode zum Beispiel auch bei Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen funktionieren könnte.

mp/asg

Versorgungslage bei Medikamenten verschärft sich: Ärzte und Apotheker kontern Lauterbachs positive Einschätzung

Ärzte- und Apothekerverbände widersprechen der Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die Versorgungslage bei Medikamenten habe sich gegenüber dem vorigen Winter verbessert. “Von einer Entspannung der Situation ist derzeit nichts zu spüren”, sagte die Co-Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”. Im Gegenteil legten die Rückmeldungen der Kollegen nahe, dass sich die Lage im Vergleich zu vergangenem Jahr “eher weiter zugespitzt” habe.

“Die Hausarztpraxen kämpfen jeden Tag mit massiven Lieferengpässen bei vielen dringend notwendigen und weit verbreiteten Medikamenten”, sagte Verbandschefin Buhlinger-Göpfarth. Inzwischen sei eine “ganze Palette von Medikamenten”, die in den Hausarztpraxen regelmäßig verschrieben würden, von Lieferschwierigkeiten betroffen. Die genaue Liste sei regional unterschiedlich und ändere sich auch ständig, sagte sie.

Besonders betroffen sind nach ihren Angaben nach wie vor Antibiotika, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Aber auch Blutdrucksenker, Psychopharmaka, Augentropfen und Augensalben sowie bestimmte Statine (Cholesterinsenker) seien Mangelware. Auch die Kinderärzte berichten von einer weiterhin schwierigen Versorgungslage, die sich angesichts der gehäuft auftretenden Atemwegserkrankungen noch verschlechtern könnte.

“Es besteht in der Kinder- und Jugendheilkunde vor allem im Bereich der Fieber- und Schmerzsäfte sowie der Basisantibiotika ein Engpass, der sich mit zunehmender Infektionslage noch deutlich zuspitzen wird”, warnte der Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske. Die Apothekerschaft sieht ebenfalls kein Licht am Ende des Tunnels. Eine jährliche Umfrage unter Apothekeninhabern zeige deutlich, dass die Apotheken auch in diesem Winter zahlreiche Lieferengpässe erwarteten, sagte die Präsidentin der Apothekervereinigung ABDA, Gabriele Overwiening, dem RND. “Eine wirksame Abhilfe ist derzeit leider kaum in Sicht”, betonte sie.

red

Ältere am Steuer: Statistik zeigt höheres Unfallrisiko mit teils schwerwiegenden Folgen

Wenn ältere Autofahrer in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt sind, tragen sie häufiger die Hauptschuld daran als jüngere. Im Jahr 2022 waren die mindestens 65-Jährigen in mehr als zwei Drittel der Fälle (68,7 Prozent) die Hauptverursacher, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag mitteilte. Bei den mindestens 75-Jährigen wurde sogar gut drei von vier unfallbeteiligten Autofahrern die Hauptschuld am Unfall zugewiesen (76,6 Prozent).

Das ist mit Abstand der höchste Wert aller Altersgruppen. Zum Vergleich: Bei den unter 65-jährigen Autofahrern waren 55,2 Prozent Hauptverursacher. In dieser Altersgruppe verursachen insbesondere junge Fahrer überproportional viele Unfälle: Saßen junge Erwachsene im Alter von 18 bis 20 Jahren am Steuer eines Pkws, waren sie in 70,8 Prozent der Fälle für den Unfall hauptverantwortlich.

Insgesamt waren im Jahr 2022 gut 309.300 Pkw-Fahrer an einem Unfall mit Personenschaden beteiligt. In 57,1 Prozent der Fälle hatten die Fahrer den Unfall auch hauptverursacht. Die Unfallursachen bei Autounfällen unterscheiden sich bei älteren Menschen von denen in jüngeren Altersgruppen: Pkw-Fahrern im Seniorenalter wurde beispielsweise anteilig häufiger als den unter 65-Jährigen vorgeworfen, die Vorfahrt bzw. den Vorrang anderer Fahrzeuge missachtet zu haben (21,1 Prozent zu 16,6 Prozent).

Auch Fehlverhalten beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren trat häufiger auf als bei Jüngeren (22,3 Prozent zu 19,2 Prozent). Dagegen wurde älteren Menschen deutlich seltener zur Last gelegt, den Abstand nicht eingehalten zu haben (10,8 Prozent zu 16,3 Prozent), mit nicht angepasster Geschwindigkeit gefahren zu sein (5,2 Prozent zu 11,4 Prozent) oder ihr Auto unter Alkoholeinfluss (1,1 Prozent zu 4,3 Prozent) gesteuert zu haben. Ältere Menschen sind gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung seltener in Verkehrsunfälle verstrickt als jüngere, so die Statistiker weiter: Im Jahr 2022 waren 77.700 Menschen ab 65 Jahren an Unfällen mit Personenschaden beteiligt, dies waren 15,1 Prozent aller Unfallbeteiligten mit Altersangaben.

Im Jahr 2022 waren dagegen 22,1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland mindestens 65 Jahre alt. Die geringere Unfallbeteiligung dürfte insbesondere daran liegen, dass ältere Menschen seltener als jüngere am Straßenverkehr teilnehmen, unter anderem, weil sie nicht mehr zur Arbeit fahren. Ab 60 Jahren geht nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums mit steigendem Alter vor allem die als Autofahrer zurückgelegte Strecke deutlich zurück.

Im Jahr 2022 verunglückten insgesamt 52.748 Menschen im Alter von 65 oder mehr Jahren im Straßenverkehr, 1.023 von ihnen wurden getötet, weitere 12.350 schwer verletzt. Insgesamt betrug der Anteil der Senioren an allen Verunglückten 14,5 Prozent, bei den Todesopfern war er mit 36,7 Prozent wesentlich höher. Ältere Menschen erleiden im Durchschnitt schwerere Unfallfolgen als jüngere: So wurden 23,4 Prozent der verunglückten älteren Menschen schwer verletzt, der entsprechende Anteil bei den unter 65-Jährigen war mit 14,6 Prozent deutlich geringer.

Darüber hinaus ist für mindestens 65-Jährige die Wahrscheinlichkeit geringer, einen Verkehrsunfall zu überleben. Während der Anteil der Getöteten an den Verunglückten bei den unter 65-Jährigen bei 0,6 Prozent liegt, beträgt er bei den Senioren 1,9 Prozent. Hier spiegelt sich zum einen die mit zunehmendem Alter nachlassende physische Widerstandskraft wider.

Zum anderen nehmen ältere Menschen häufiger als ungeschützte Fußgänger am Verkehr teil und sind daher einem größeren Risiko für schwerwiegendere Verletzungen ausgesetzt.

red

Psychotherapeutenkammer fordert dringend 1.600 neue Therapieplätze in Deutschland

Die Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer, Andrea Benecke, dringt angesichts multipler Krisen und eines gestiegenen Bedarfs an Therapieplätzen auf die Schaffung vieler neuer Psychotherapeutensitze. “Die Bundespsychotherapeutenkammer fordert, dass kurzfristig mindestens 1.600 zusätzliche Psychotherapeutensitze geschaffen werden”, sagte Benecke der “Rheinischen Post” (Montagsausgabe). Besonders in ländlichen und strukturschwachen Regionen müssten mehr Menschen erreicht werden.

Laut Kammer warteten 47,4 Prozent der Betroffenen im vergangenen Jahr länger als sechs Monate auf den Beginn einer Psychotherapie. Derzeit erleben Psychotherapeuten und Psychiater einen gestiegenen Zulauf. Gründe dafür könnten unter anderem die aktuellen multiplen Krisen wie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sein.

“Sicher kann man sagen, dass sich viele Menschen durch diese Krisen verunsichert fühlen, was die psychische Stabilität negativ beeinflussen kann”, hieß es von der Bundespsychotherapeutenkammer.

red

Welt-AIDS-Tag: 40 Jahre HIV – Fortschritte und Hoffnung in der Therapie

Im Laufe von über 30 Jahren Forschung hat die pharmazeutische Industrie verschiedene Wirkstoffe gegen das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) entwickelt, die meist gut verträglich und einfach zu handhaben sind. Mit eine Tablette am Tag lässt sich das Virus meist in Schach halten, so der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI).

Vor 40 Jahren wurde das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) entdeckt. Es schädigt oder zerstört bestimmte Zellen des Immunsystems. Unbehandelt kann eine HIV-Infektion zur Immunschwächekrankheit AIDS (“Acquired Immunodeficiency Syndrome”) führen und tödlich verlaufen: Das geschwächte Immunsystem kann dann selbst harmlose Keime und Viren nicht mehr bekämpfen oder andere Krankheiten nicht mehr verhindern. Die Betroffenen sterben beispielsweise an Krebserkrankungen oder Infektionen, wie Lungenentzündungen oder Pilzerkrankungen.

In Deutschland leben über 90.000 Menschen mit HIV. Über 90 Prozent der Betroffenen geben an, “gut” mit der Infektion leben zu können, drei Viertel fühlen sich gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt. Das zeigt eine wissenschaftliche Online-Befragung der Deutschen Aidshilfe in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft.

Bei einer frühzeitigen und konsequenten Therapie mit Arzneimitteln bricht die Immunschwächekrankheit AIDS nicht aus. Dann überträgt sich das Virus auch nicht auf andere Menschen. Meistens nehmen die Betroffenen eine Kombination von drei Wirkstoffen ein, damit die Behandlung so effektiv wie möglich verläuft. Eine sogenannte “Fixkombination” in Form von einer einzigen Tablette täglich vereinfacht die Handhabung enorm. Seit Kurzem sind auch Depotpräparate auf dem Markt: Die Wirkstoffe müssen nur alle ein bis zwei Monate gespritzt werden.

“Die Betroffenen können mit HIV alt werden, ohne an AIDS zu erkranken”, sagt Dr. Matthias Wilken, Apotheker und Geschäftsführer Market Access beim (BPI). Eine gute Nachricht zum diesjährigen Welt-AIDS-Tag! Zudem entwickeln pharmazeutische Unternehmen weitere neue Anwendungsformen, wie Implantate oder Mikronadelpflaster, die über lange Zeit hinweg die Wirkstoffe freisetzen. Egal ob Pille, Pflaster, Spritze oder Implantat: Die Therapeutika wirken so gut, dass die Viren im Blut nicht mehr nachweisbar sind. Gleichzeitig erholt sich das Immunsystem, was sich an der Anzahl der Helferzellen nachweisen lässt.

“Voraussetzung für ein möglichst beschwerdefreies Leben mit HIV ist eine frühe Diagnose, ein früher Beginn der Behandlung und eine konsequente Therapie”, betont Wilken. “Das bedeutet auch: Nach risikoreichen Situationen sollten sich Menschen auf HIV testen lassen.”

Manche der HIV-Therapeutika können einer Infektion sogar vorbeugen. Die “Prä-Expositions-Prophylaxe”, kurz: PrEP genannt, kann dann vor einer möglichen HIV-Infektion schützen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko die Kosten.

Patienten müssen die Therapeutika bisher lebenslang einnehmen, denn die Arzneimittel können das Virus nicht vollständig aus dem Körper entfernen. “HIV nistet sich in das Erbgut von Immunzellen ein und ist dort vor Arzneimitteln geschützt”, erklärt Wilken. Hört man auf, die Therapeutika zu nehmen, kann die Infektion jederzeit wieder aufflammen. Große Hoffnung setzt die Forschung daher in die sogenannte Genschere: Mit ihrer Hilfe sollen die Viren in ihrem Versteck aufgespürt und ihr Erbgut aus der DNA der menschlichen Zellen herausgeschnitten werden.

Die Forschung zu HIV-Impfstoffen hat durch die rasante Entwicklung von Impfstoffen gegen Corona, genauer SARS-CoV-2 profitiert. Doch noch immer bereitet den Forschern die HIV-Impfung Kopfzerbrechen, denn es existieren unzählige Formen des Virus, das extrem geschickt darin ist, sich vor dem Immunsystem zu verstecken. Doch Studien im Tiermodell sind bisher vielversprechend.

mp/asg

Starker Anstieg: Psychische Reha-Maßnahmen in den letzten 20 Jahren deutlich gestiegen

In den vergangenen 20 Jahren ist der Anteil von Rehabilitationen zur Behandlung psychischer Erkrankungen deutlich gestiegen. Das geht aus neuen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung Bund hervor, über die die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” (Samstagausgaben) berichten. Demnach betrug der Anteil von allen medizinischen Reha-Maßnahmen im Jahr 2002 noch 16,7 Prozent, während er 2022 bei 20,2 Prozent lag.

Blickt man getrennt auf Männern und Frauen gibt es allerdings Unterschiede: So verzeichnet die Rentenversicherung bei Männern einen Anstieg von 14,7 Prozent im Jahr 2002 auf 18,0 Prozent im Jahr 2022 – bei Frauen von 18,9 Prozent auf 22,4 Prozent. In absoluten Zahlen heißt das für das vergangene Jahr, dass Frauen an rund 100.000 Rehabilitationen wegen einer psychischen Erkrankung teilnahmen, bei den Männern waren es rund 80.000 Rehas. “Ein Grund für den Anstieg ist, dass psychische Erkrankungen inzwischen besser erkannt und damit häufiger diagnostiziert werden”, sagte der alternierende Vorsitzende des Vorstandes, Hans-Werner Veen, dem RND. Auch würden Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen heute weniger stigmatisiert, fügte Veen hinzu

red

Krankenhäuser bundesweit unter Druck: Anstieg von Atemwegserkrankungen und Personalausfälle

Wegen der Infektionswellen spitzt sich die Lage an den Krankenhäusern zu. “Die Kliniken erleben einen spürbaren Anstieg an Patienten mit Atemwegserkrankungen, darunter sind auch zunehmend Patienten mit Corona”, sagte Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), der “Rheinischen Post” (Samstagausgabe). Die Lage sei aber beherrschbar.

“Problematischer sind die Ausfälle unter der Mitarbeiterschaft wegen Corona- und anderen Erkrankungen. In normalen Zeiten fehlen acht Prozent der Belegschaft, inzwischen sind es zehn bis zwölf Prozent.” Das stelle die Kliniken vor große Herausforderungen.

“Einige Häuser schließen bereits wieder Betten oder Stationen, weil sie nicht mehr genug Personal haben”, sagte Gaß weiter. “In der Vergangenheit haben Kliniken saisonale Engpässe oft durch Leiharbeit ausgeglichen. Doch diese Aushilfskräfte sind sehr teuer. Dafür haben viele Häuser nun kein Geld mehr.” Der DKG-Chef blickt mit Sorge auf die nächsten Monate. “Im Winter erwarten wir eine weitere Zunahme der Infektionen bei Patienten und Mitarbeitern. Denn die Influenzawelle hat ja noch nicht einmal richtig begonnen”, sagte Gaß. “Man darf die Grippe nicht unterschätzen: 2018 hatten wir in Deutschland 25.000 Tote durch Influenza zu beklagen. Um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, appellieren wir an die Bevölkerung, sich gemäß den Empfehlungen impfen zu lassen.”

red