Private Krankenkassen lehnen Beteiligung an Lauterbachs Krankenhausreform ab – „Verfassungswidrig“

Trotz der Aufforderung der Ampelkoalition weigert sich die private Krankenversicherung (PKV), sich an den Kosten der Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu beteiligen. Verbandsdirektor Florian Reuther sagte dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Donnerstagausgaben), die Finanzierung des für den Umbau der Krankenhauslandschaft geplanten Transformationsfonds auf Kosten der Beitragszahler der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung “halten wir für verfassungswidrig”.

Reuther hob hervor: “Deshalb lehnen wir jede finanzielle Beteiligung aus Beitragsmitteln der Versicherten ab.” Angesichts der Verfassungswidrigkeit sollte der Gesetzgeber auf die Einführung des beitragsfinanzierten Transformationsfonds verzichten, forderte der Verbandsvertreter.

Bisher war vorgesehen, dass der Transformationsfonds von 50 Milliarden Euro je zur Hälfte von Ländern und gesetzlichen Krankenkassen gespeist wird. Die Gesundheitsexperten der Ampelkoalition einigten sich am Dienstag jedoch darauf, die Kostenbeteiligung der PKV zunächst auf freiwilliger Basis in der Reform festzuschreiben. Sollten die privaten Versicherungen bis 30. September 2025 nicht zahlen, ist eine gesetzliche Regelung vorgesehen.

red

Nobelpreis für Medizin 2024: Genforscher für Entdeckung der microRNA geehrt

Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geht in diesem Jahr an Victor Ambros und Gary Ruvkun. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit.

Die beiden Wissenschaftler wurden für ihre Entdeckung der microRNA und ihrer Rolle bei der posttranskriptionalen Genregulation ausgezeichnet. Der Preis ist mit elf Millionen schwedischen Kronen, umgerechnet etwa 970.000 Euro, dotiert.

Die Bekanntgabe der Nobelpreisträger im Bereich Medizin läutet traditionell den Auftakt der Nobelpreis-Woche ein. Am Dienstag wird die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften den Träger der Auszeichnung in dem Bereich Physik publik machen, am Mittwoch folgt der Bereich Chemie und am Donnerstag der Literaturnobelpreis. Der Träger des Friedensnobelpreises wird am Freitag in Oslo bekannt gegeben.

Der Nobelpreis gilt als die höchste Auszeichnung in den berücksichtigten Disziplinen und wird jedes Jahr an Alfred Nobels Todestag, dem 10. Dezember, verliehen. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo übergeben, alle anderen Preise in Stockholm.

red

Masken-Streitigkeiten enden mit Vergleichen: Gesundheitsministerium zahlt fast 400 Millionen Euro

Um Rechtsstreite mit Maskenlieferanten zu Verträgen aus der Amtszeit von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu beenden, hat das Ministerium unter Führung von Karl Lauterbach (SPD) inzwischen 120 Vergleiche mit Lieferanten geschlossen. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 390 Millionen Euro, berichtet die “Welt am Sonntag”.

Das Ministerium hatte demnach die Zahlen erst mitgeteilt, nachdem ein Reporter der Zeitung vor das Verwaltungsgericht Köln gezogen war, um Auskunft zu erhalten. Zunächst hatte Lauterbachs Haus die Fragen der Presse zu den Kosten der Vergleiche nicht beantworten wollen. Verwiesen wurde unter anderem auf “Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse” sowie “fiskalische Interessen und Verhandlungspositionen im Rahmen von zukünftigen Vergleichsschlüssen”.

Im Juli dieses Jahres hatte das Ministerium noch davon gesprochen, dass “rund 80 Streitfälle” durch Vergleiche beendet worden seien. Nun sind es laut Mitteilung 120. Davon ist jeder dritte bereits vor Klageerhebung geschlossen worden, heißt es in der Antwort des Ministeriums an die Zeitung.

red

Corona-Pandemie: Regierung zahlte Millionen für nie ausgelieferte Beatmungsgeräte

In der Corona-Pandemie hat das Bundesgesundheitsministerium unter dem damaligen Minister Jens Spahn (CDU) einem Medizintechnik-Hersteller 90 Millionen Euro für Beatmungsgeräte bezahlt, die nie ausgeliefert worden sind. Die Regierung hatte im Frühjahr 2020 bei dem Unternehmen 10.000 Beatmungsgeräte bestellt, das Auftragsvolumen aber bereits wenige Monate später reduziert, weil die Pandemie milder als befürchtet verlief, berichtet dass “Redaktionsnetzwerks Deutschland” (Samstagausgaben). Seinerzeit hatte das Gesundheitsministerium behauptet, für die Reduzierung “keine finanziellen oder anderweitigen Zusagen oder Vertragsstrafen” geleistet zu haben.

Laut RND wandelte die Regierung den Auftrag in eine Option um, die ihr das Recht einräumte, ein Jahr lang Beatmungsgeräte im Wert von 200 Millionen Euro beziehen zu können. Dafür wurde eine ungewöhnlich hohe Optionsprämie von 90 Millionen Euro überwiesen, die mit möglichen Bestellungen verrechnet worden wäre. Diese Bestellungen aber sind offenbar nie erfolgt, die 90 Millionen Euro sind laut RND nahezu vollständig in den Gewinn der Firma gewandert.

Weder der Hersteller noch das Gesundheitsministerium wollten sich zu den Details äußeren und verwiesen auf Vertraulichkeitsvereinbarungen. Spahn teilte auf Anfrage mit, dass man die ursprüngliche Auftragsmenge “einvernehmlich und mit entsprechenden Kosteneinsparungen” reduziert habe, er zu weiteren Details aber keine Angaben machen könne, da ihm seit Amtsübergabe der Aktenzugang fehle.

red

Kritische Versorgungslage: Kliniken befürchten OP-Absagen wegen Medikamentenknappheit

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fürchtet, dass es wegen Lieferengpässen bei Medikamenten zur Absage von Operationen kommen könnte. Das berichtet das “Handelsblatt”.

Derzeit werden wichtige Mittel für Operationen, allen voran Spül- und Injektionslösungen, Narkose- aber auch Schmerzmittel knapp. Schon Mitte Juni habe in einigen Krankenhäusern die Absage von OPs gedroht, weil Spüllösungen fehlten, heißt es von der DKG. “Wir befürchten, dass es auch in den kommenden Monaten wegen der Situation zur Absage von Operationen kommen kann.”

Die Hersteller von Infusions- und Spüllösungen, B. Braun und Fresenius Kabi, sagten der Zeitung, die Nachfrage sei deutlich gestiegen. Trotz erhöhter Mengen und Vollauslastung haben sie Schwierigkeiten, diese zu bedienen. Krankenhäuser kaufen deswegen zu höheren Preisen Produkte im Ausland zu.

Der Mangel könnte nach Einschätzung von Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, bald auch in den öffentlichen Apotheken spürbar sein, die ambulant operierende Ärzte und Pflegeheime versorgen, bei denen der Bedarf für Kochsalzlösungen sehr hoch sei.

red

Umfrage: Jeder dritte Jugendliche trinkt regelmäßig Energydrinks – Foodwatch warnt vor Gesundheitsrisiken

Fast jeder dritte Jugendliche konsumiert regelmäßig Energydrinks. Das geht aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag von Foodwatch hervor, über die die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” (Mittwochausgaben) berichten.

Demnach gaben 19 Prozent der befragten Jugendlichen an, mehrmals im Monat Energydrinks zu trinken. Acht Prozent der 14- bis 18-Jährigen konsumieren sie mehrmals in der Woche. Zwei Prozent trinken laut eigenen Angaben täglich Energydrinks.

43 Prozent können mit den Getränken hingegen nichts anfangen und trinken sie nie. Weitere 28 Prozent greifen zwar manchmal zur Dose, aber seltener als mehrmals pro Monat.

Die Verbraucherschutzorganisation fordert eine Altersbeschränkung für den Verkauf von Energydrinks. Ernährungsminister Cem Özdemir und Familienministerin Lisa Paus (beide Grüne) müssten Kinder und Jugendliche effektiv schützen und einen Verkaufsstopp der Getränke an Minderjährige umsetzen.

“Energydrinks werden mit Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen und Angstzuständen in Verbindung gebracht – und gehören längst zum Alltag vieler Jugendlicher”, sagte Rebekka Siegman von Foodwatch. “Die Bundesregierung darf die gefährlichen Wachmacher nicht länger als Randphänomen herunterspielen. Sie muss die Warnungen der Wissenschaft ernst nehmen und Kinder schützen”, forderte sie.

Für die Erhebung befragte Forsa 1.000 in Deutschland lebende Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren.

reed

Psychische Belastungen bei jungen Menschen steigen: Ärzte fordern mehr Unterstützung

Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, hat darauf hingewiesen, dass infolge der Corona-Pandemie mehr junge Menschen in Deutschland unter psychischen Problemen leiden: “Wir sehen vermehrt Angststörungen, Depressionen und psychosomatische Beschwerden”, sagte er der “Rheinischen Post” (Mittwochausgabe).

Hubmann hob hervor, sein Verband habe wiederholt vor den psychischen Folgen der Corona-Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen gewarnt. “Dennoch wurden diese Maßnahmen umgesetzt, ohne die Auswirkungen auf die junge Generation ausreichend zu berücksichtigen.”

Künftig müssten bei Pandemien oder Krisensituationen die Bedürfnisse und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen stärker in den Blick genommen werden, forderte Hubmann. “Konkret müssen in jedem Entscheidungsgremium Personen vertreten sein, die ihre Interessen vertreten”, sagte er.

Bei medizinischen Fragestellungen sei das allen voran die primärversorgende ambulante Kinder- und Jugendmedizin. “Für eine Aufarbeitung der Folgen von Corona brauchen wir dringend mehr Psychotherapieplätze für Kinder und Jugendliche, ebenso wie höhere Investitionen in Bildung und eine bessere Verankerung der Sozialarbeit an Schulen”, sagte Hubmann.

red

Mpox-Impfung: In vielen Bundesländern müssen Patienten selbst zahlen

Berlin – In nur sieben deutschen Bundesländern gibt es eine Vereinbarung der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) mit den Krankenkassen über die Abrechnung von Mpox-Impfungen. Das ergab eine Abfrage aller zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen durch den “Tagesspiegel” (Samstagausgabe). In allen anderen Bundesländern müssen Patienten in Vorleistung gehen.

Eine Dosis des Impfstoffes kostet etwa 200 Euro. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt bestimmten Risikogruppen eine Impfung, nur bei Personen aus diesen Gruppen kann eine Impfung von der Krankenkasse übernommen werden.

In Baden-Württemberg, Berlin, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Schleswig-Holstein existiert eine Vereinbarung zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen, in Bayern ist eine Abrechnung ab dem 1. Oktober möglich. In Nordrhein-Westfalen operieren zwei Kassenärztliche Vereinigungen, die KV Nordrhein hat eine Vereinbarung mit den Krankenkassen getroffen, die KV Westfalen-Lippe bislang nicht. In allen anderen Bundesländern gibt es noch keine Vereinbarung.

Info
Mpox, deutsch früher Affenpocken, ist eine durch das Orthopoxvirus monkeypox verursachte Infektionskrankheit.

red

Apotheker warnen: „Jedes zweite Rezept von Lieferengpässen betroffen“

Düsseldorf – Vertreter der Gesundheitsbranche warnen vor drohenden Arzneimittel-Engpässen in der bevorstehenden Herbst-Wintersaison. “Jedes zweite Rezept ist von Lieferengpässen betroffen”, konstatiert der Apothekerverband Nordrhein in der “Welt am Sonntag”. “Wir gehen genauso schlecht vorbereitet in diesen Winter wie bereits in den vergangenen Jahren.” Es fehlten derzeit unter anderem wichtige Asthmamittel, auch bei vielen Antibiotika gebe es Engpässe. “Welche Medikamente konkret und in welchem Ausmaß betroffen sind, ändert sich ständig und ist auch regional sehr unterschiedlich”, bestätigt Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbandes (HAEV).

Das von der Bundesregierung im vergangenen Jahr verabschiedete Lieferengpass-Gesetz und andere Initiativen haben die Probleme offenbar nicht gelöst. “Die Gesetze entfalten bislang keinerlei Wirkung”, kritisiert der Hessische Apothekerverband. Die Apotheken könnten wegen massiver Lieferengpässe und unzureichender politischer Maßnahmen “nicht mehr in vollem Umfang ihrem hoheitlichen Auftrag nachkommen, die Menschen in Deutschland mit Arzneimitteln zu versorgen.” Laut dem Verband ProGenerika, der Hersteller rezeptfreier Medikamente vertritt, wurden weder bei Kinderarzneimitteln noch bei Antibiotika Anreize für den Ausbau der Produktion geschaffen. Aktuell verzeichnet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 498 Lieferengpässe (Stand 27.09.2024), im Vorjahr lag diese Zahl mit 1000 deutlich höher. Die Angaben sind aber nur bedingt vergleichbar, weil die Erkältungssaison erst beginnt. Das Bundesgesundheitsministerium teilte mit, es gebe keine Versorgungsknappheit von Arzneimitteln, sondern “punktuelle Lieferengpässe in einem sehr komplexen Markt.”

red

Kritik von Ärztekammer: Anerkennung ausländischer Arztabschlüsse dauert Jahre

Düsseldorf – Die Ärztekammer Nordrhein hat die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen als zu lang kritisiert. Dass ausländische Ärzte “in Deutschland mitunter mehr als zwei Jahre auf Anerkennung warten müssen, ist nicht hinnehmbar”, sagte die Sprecherin der Ärztekammer Nordrhein der “Rheinischen Post” (Freitagausgabe). Dies könne ein Grund dafür sein, warum diese Kollegen Arbeit in anderen europäischen Ländern suchten.

Bislang wurden in NRW erst 17 Approbationen an Ärzte aus der Ukraine erteilt. “Im Zeitraum 24.02.2022 bis 30.07.2024 wurden insgesamt 562 Anträge von Personen mit dem Ausbildungsland Ukraine gestellt”, sagte der Sprecher der Bezirksregierung Münster der Zeitung. “Es wurden 17 Approbationen an Personen mit einer medizinischen Berufsqualifikation aus der Ukraine erteilt und drei abgelehnt.” 523 befänden sich in der weiteren Bearbeitung, so der Sprecher. “19 Anträge wurden zurückgenommen.”

Sobald alle Unterlagen vorliegen, dauert es im Schnitt 50 Tage. “Die eigentlichen Verwaltungsverfahren sind in NRW hinsichtlich ihrer Dauer überschaubar und dauern bei Medizinern durchschnittlich 50 Tage, im Bereich der Pflege- und Gesundheitsberufen 102 Tage”, so die Bezirksregierung weiter.

Allerdings kann es lange dauern, bis alle Unterlagen vorliegen. “Beispielsweise kann das Zusammenstellen der notwendigen Dokumente aufwändig für den Antragstellenden sein. Insbesondere aber ist vor Erteilung einer Approbation oder Berufserlaubnis für die Antragstellenden die Absolvierung einer Fachsprachenprüfung notwendig”, sagte die Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums.

red