Druck auf Krankenhäuser wird größer: Fast jede dritte Klinik verschiebt planbare Behandlungen

Krankenhäuser in Deutschland geraten immer stärker unter Druck und müssen zum Teil auch planbare Behandlungen verschieben. “Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser ist dramatisch”, heißt es in einer Umfrage des Deutschen-Krankenhaus-Instituts, über die die “Rheinische Post” in ihrer Donnerstagausgabe berichtet.

“63 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser bewerten ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als schlecht (33 Prozent) oder sehr schlecht (30 Prozent)”, heißt es weiter. 11 Prozent beschreiben ihre Lage als gut oder sehr gut.

Viele Häuser schränken daher ihr Angebot für Patienten ein. “Die äußerst angespannte wirtschaftliche Situation führt zu teilweise massiven Einschränkungen in der Patientenversorgung. So haben 40 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser in den letzten zwölf Monaten vorübergehend Stationen geschlossen”, ergab die Umfrage. “Fast jedes dritte Haus hat planbare Behandlungen verschoben. Fast jedes vierte Haus hat in den letzten zwölf Monaten Personal abgebaut. Zu Streichungen von Versorgungsangeboten kam es in 13 Prozent der Häuser.” Betroffen seien etwa die Geburtshilfe, die geriatrische Rehabilitation und die Diabetologie.

Für die Zukunft sind die meisten Kliniken pessimistisch. “Wenn sie ein Jahr vorausblicken, erwartet mehr als die Hälfte der Allgemeinkrankenhäuser eine schlechtere (47 Prozent) oder viel schlechtere Versorgung (12 Prozent) im Vergleich zu heute”, heißt es weiter.

Die Häuser sehen die geplante Reform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sehr kritisch: 71 Prozent gehen davon aus, dass dadurch der wirtschaftliche Druck steigen wird. 95 Prozent erwarten, bei stagnierenden oder sinkenden Fallzahlen durch die Vorhaltefinanzierung nicht ausreichend finanziert zu sein.

“Die Pläne des Bundesgesundheitsministers zur Vorhaltefinanzierung verfehlen ihr Ziel”, sagte Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), der Zeitung. Er forderte, Sicherstellungs- und Notfallstufenzuschläge anzuwenden.

Kleinere Krankenhäuser sehen sich als Verlierer der Reform. “Zwar können die Maximalversorger überwiegend die Personal- und Strukturvorgaben abbilden. Bei den Grundversorgern sieht es aber schon anders aus”, sagte DKG-Chef Gaß weiter. “Die Personalvorgaben können gar nicht kurzfristig erfüllt werden, weil aufgrund des Fachkräftemangels vielerorts Stellen nicht besetzt werden können.”

An der aktuellen Sommerumfrage haben 358 Häuser teilgenommen, davon 297 Allgemeinkrankenhäuser.

red

Apotheken in Sorge: Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten verschärfen sich

Die Apotheken in Deutschland kämpfen bereits vor dem Start der Infektionswellen im Herbst mit Lieferengpässen bei Arzneimitteln. “Knapp 500 Medikamente sind derzeit von Lieferengpässen betroffen”, sagte der Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Mathias Arnold, der Funke-Mediengruppe.

Dies seien nur die freiwilligen Meldungen der Hersteller für rezeptpflichtige, versorgungskritische Wirkstoffe. “Der wahre Umfang des Problems dürfte noch viel größer sein. Betroffen sind viele wichtige Medikamente von Antibiotika über Insuline bis zu Schmerz- und Betäubungsmitteln.”

“Das im vorigen Jahr von der Ampel-Koalition beschlossene Lieferengpassgesetz (ALBVVG) bringt bisher leider keine spürbare Entlastung für die Apotheken”, resümierte Arnold. Der Trend zu Lieferengpässen gehe weiter nach oben und “wird in der Herbst- und Winterzeit durch höhere Nachfrage aufgrund von Infektionen oft noch saisonal verstärkt”, so Arnold. Bei vielen Apotheken bestehe deswegen in diesen Tagen die Sorge, die Patienten in der beginnenden Erkältungssaison nicht jederzeit mit allen notwendigen Medikamenten zu versorgen.

Von den Problemen, die durch Lieferengpässe entstünden, seien alle behandelnden Ärzte betroffen, in Praxen genauso wie in Krankenhäusern, sagte die 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna. “Patienten müssen häufiger auf andere Medikamente umgestellt werden, wenn das gewohnte Arzneimittel nicht verfügbar ist. Eine solche Umgewöhnung ist in vielen Fällen unproblematisch, kann aber auch – je nach Zusammensetzung des entsprechenden Präparats – vereinzelt zu Beschwerden führen.”

Für die behandelnden Ärzte gehe eine solche Umstellung immer mit mehr Beratung einher, sagte Johna: “Sie müssen dabei auch berücksichtigen, welche Wechselwirkungen zu anderen Präparaten entstehen können, die der Patienten zusätzlich noch einnehmen muss.” Bei einer größeren Erkältungswelle sei im kommenden Herbst und Winter zu befürchten, “dass erneut pädiatrische Medikamente insbesondere für kleine Kinder, also bestimmte Tropfen und Zäpfchen, knapp werden könnten”. Im Winter 2022/2023 waren Fiebersäfte für Kinder teilweise nicht mehr zu haben.

Der Herstellerverband Pharma Deutschland sieht in den Lieferengpässen ein “strukturelles Problem”. Wesentliche Gründe dafür seien “die überdrehte und komplexe Preisregulation bei gleichzeitigem stetig steigenden Kostendruck auf die Hersteller. Dies führte zu einer Konzentration auf wenige Herstell- und Produktionsbetriebe und damit zu anfälligen Lieferketten”, sagte der Verbandssprecher Hannes Hönemann.

red

Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland steigt weiter

Im zweiten Quartal 2024 sind in Deutschland rund 26.900 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mitteilte, waren das 0,7 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2023.

Die Ursachen für die Entwicklung sind den Statistikern zufolge anhand der Daten nicht bewertbar. Insbesondere liegen keine Erkenntnisse über die persönlichen Entscheidungsgründe für einen Schwangerschaftsabbruch nach der Beratungsregelung vor.

69 Prozent der Frauen, die im zweiten Quartal 2024 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt, 20 Prozent zwischen 35 und 39 Jahre. Acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, drei Prozent waren jünger als 18 Jahre. 43 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.

97 Prozent der gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen. Eine Indikation aus medizinischen Gründen oder aufgrund von Sexualdelikten war in den übrigen drei Prozent der Fälle die Begründung für den Abbruch. Die meisten Schwangerschaftsabbrüche (47 Prozent) wurden mit der Absaugmethode durchgeführt, bei 40 Prozent wurde das Mittel Mifegyne verwendet. Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant, darunter 85 Prozent in Arztpraxen beziehungsweise OP-Zentren und 13 Prozent ambulant in Krankenhäusern.

red

Erste Hilfe bei Verkehrsunfällen: Das sollten Ersthelfer wissen

Verkehrsunfälle ereignen sich täglich. Wer in die Situation kommt, einen Unfall direkt mitzuerleben, ist verpflichtet zu helfen. Jede Sekunde kann entscheidend sein. Der ACE, Europas Mobilitätsbegleiter, rät regelmäßig das Erste-Hilfe-Wissen aufzufrischen, um im Ernstfall vorbereitet zu sein, und erläutert die wichtigsten Schritte für Ersthelfer und Ersthelferinnen.

Wichtig: Wer versucht Verletzten zu helfen, macht alles richtig. Wer hilft, muss auch bei Fehlern keine rechtlichen Konsequenzen befürchten.

1. Ruhe bewahren und Überblick verschaffen

Bestmöglich helfen kann nur, wer sich nach einem Unfall zunächst einen Überblick über die Situation verschafft. Wichtig dabei: Das eigene Fahrzeug muss sicher – mit eingeschalteter Warnblinkanlage und auf dem Seitenstreifen oder, falls dieser nicht vorhanden ist, möglichst weit rechts am Straßenrand – abgestellt werden. Der Eigenschutz hat höchste Priorität, somit ist das Tragen einer Warnweste Pflicht. Muss die Straße betreten werden, ist höchste Vorsicht gefragt: Der Verkehr sollte im Blick behalten werden. Es gilt, ruhig zu bleiben und im ersten Schritt in Erfahrung zu bringen, wie viele Verletzte und mögliche Helfende es gibt.

2. Unfallstelle absichern

Noch bevor der Notruf abgesetzt wird oder man sich um Verletzte kümmert, muss die Unfallstelle abgesichert werden. Indem das Warndreieck gut sichtbar aufgestellt wird, können weitere Unfälle verhindert werden. Die Entfernung zur Unfallstelle sollte in Ortschaften 50 Meter, auf Landstraßen 100 Meter und auf Autobahnen 150 bis 400 Meter betragen.

3. Notruf absetzen

Nachdem die Unfallstelle abgesichert ist, gilt es, entweder mit dem Smartphone die 112 zu wählen oder eine Notrufsäule auf der Autobahn zu nutzen, um den Unfall zu melden und Hilfe anzufordern. Viele moderne Autos besitzen das automatische Notrufsystem “E-Call” – auch darüber kann der Notruf abgesetzt werden. Am Telefon sollte in jedem Fall übermittelt werden, wo der Unfall passiert, was geschehen ist und wie viele Involvierte mit welchen Verletzungen es gibt. Zudem sollte durchgegeben werden, wer anruft, nebst einer Kontaktmöglichkeit für Rückfragen.

4. Unterstützung holen

Wer zu diesem Zeitpunkt noch allein an der Unfallstelle ist, sollte sich nun, je nach Notwendigkeit, durch Winken und Gesten bemerkbar machen, um andere Verkehrsteilnehmende zum Helfen aufzufordern.

5. Verletzten helfen

Im nächsten Schritt gilt es, die Verletzten zu betreuen, bis die Rettungskräfte eintreffen. Je nach Verletzungen der Unfallopfer sollten beispielsweise blutende Wunden versorgt und Verletzte bei Bewusstsein beruhigt werden. Bei bewusstlosen Personen muss die Atmung überprüft werden. Wer atmet, sollte in die stabile Seitenlage gebracht werden.

Ist keine Atmung festzustellen oder ist sie unregelmäßig, sollten Herzdruckmassage und Beatmung erfolgen. Dazu sollte der Betroffene mit nach hinten geneigtem Kopf auf dem Rücken liegen. Die Herzdruckmassage erfolgt mit dem Handballen – bestenfalls in einer Frequenz von 100-mal pro Minute und mit einer Drucktiefe von etwa fünf Zentimetern. Der richtige Druckpunkt ist in der Mitte des Brustkorbs auf dem Brustbein. Idealerweise wird die Herzdruckmassage mit der Beatmung abgewechselt: nach 30-mal Drücken, folgt zweimaliges Beatmen. Dann wird der Vorgang wiederholt.

mid/jub

Studie: Pandemiefolgen bei Kindern und Eltern weiter spürbar

Wiesbaden – Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen haben deutliche Spuren bei Kindern, Jugendlichen und Eltern hinterlassen. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) sind die Verschlechterungen in der mentalen Gesundheit, der körperlichen Aktivität und dem allgemeinen Wohlbefinden auch weiterhin spürbar.

Wie aus den Untersuchungen hervorgeht, kam es während der Pandemie zu einem deutlichen Anstieg von Angstsymptomen und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen. Besonders stark betroffen waren Schüler während der langen Phasen des Home-Schoolings, in denen soziale Kontakte weitgehend eingeschränkt waren. Vor allem im Alter von elf bis 15 Jahren, in der Pubertät, nahm die Häufigkeit von Angst- und Depressionssymptomen deutlich zu.

Darüber hinaus stellten die Wissenschaftler einen Rückgang der körperlichen Aktivität fest. Während und nach Schließungen von Schulen, Sportvereinen und Freizeiteinrichtungen war eine erhebliche Abnahme der körperlichen Aktivität bei jungen Menschen feststellbar. Die tägliche Bewegungszeit sank im Durchschnitt um 48 Minuten, die intensivere sportliche Aktivität um zwölf Minuten pro Tag ab – was einem Rückgang der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 20 Prozent gleichzusetzen ist. Eine Normalisierung lässt sich bis heute nicht feststellen.

“Die mentale und körperliche Gesundheit junger Menschen hat während der Pandemie stark gelitten und sich nur teilweise erholt”, sagte BiB-Forscherin Helena Ludwig-Walz. “Es ist von besonderer Bedeutung, die mentale Gesundheit und das Bewegungsverhalten junger Menschen wieder gezielt zu fördern, um langfristigen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken.”

Wie aus der Studie weiter hervorgeht, hatten neben den Kindern und Jugendlichen auch Eltern unter den Einschränkungen zu leiden. Vor allem Mütter mit Kindern bis zehn Jahren berichteten über ein stark eingeschränktes Wohlbefinden. Besonders auffällig ist, dass ihre Lebenszufriedenheit nahezu über den gesamten Zeitraum unter dem Wert der Väter lag.

Den niedrigsten Wert der Lebenszufriedenheit erreichten Mütter im April und Mai 2021, was mit den bis dahin bereits seit mehreren Monaten bestehenden starken Einschränkungen in den verschiedenen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen zusammenfällt. Erst nach dem Ende der Schutzmaßnahmen stieg das Wohlbefinden von Müttern wieder an, und die Unterschiede zwischen Müttern und Vätern verringerten sich.

“Die Pandemie hat gezeigt: Einschränkungen in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen belasten Eltern stark, insbesondere Mütter”, sagte Mitautor Mathias Huebener. “Diese Erfahrung sollte uns eine Lehre sein, gerade in aktuellen Zeiten von Personalmangel in Kitas und Schulen.” Der Ausbau von verlässlichen Betreuungsangeboten und die Verbesserung der Personalsituation in Kitas und Schulen seien dabei essenziell.

red

Bericht: Strafverfolger hebeln Tor-Anonymisierung aus

Berlin – Das Tor-Netzwerk, mit dem sich Menschen weltweit anonym im Internet bewegen, kann von deutschen Ermittlungsbehörden offenbar überwacht werden, um Nutzer zu deanonymisieren. Das berichten das ARD-Politikmagazin “Panorama” und das NDR-Format “STRG_F” nach eigenen Recherchen.

Besonders betroffen von den sogenannten “Timing”-Analysen sind demnach Seiten im sogenannten Darknet. Die bei der Überwachung gewonnenen Daten werden in statistischen Verfahren so aufbereitet, dass die Tor-Anonymität gänzlich ausgehebelt wird. Man habe Unterlagen einsehen können, die vier erfolgreiche Maßnahmen in nur einem Ermittlungsverfahren zeigten, heißt es in dem Bericht.

Tor ist das weltweit größte Netzwerk, um sich anonym im Internet zu bewegen. Tor-Nutzer leiten ihre Verbindung über Server, sogenannte Tor-Knotenpunkte, um zu verschleiern, was sie tun: Mit dem Tor-Browser können sie Websites im Internet anonym ansteuern oder Seiten im sogenannten Darknet aufrufen. Aktuell sind bei Tor aktuell fast 8.000 Knotenpunkte in rund 50 Ländern in Betrieb. Für Journalisten gilt Tor als wichtiges Recherche- und Kommunikationsmittel, um sich mit Quellen auszutauschen – insbesondere in Staaten, in denen das Internet überwacht und zensiert wird. Ähnliches gilt auch für Menschenrechtsaktivisten. Die Anonymität lockt jedoch auch Kriminelle an, die über Tor beispielsweise Cyberangriffe verüben oder illegale Waren handeln.

Für Ermittlungsbehörden stellte Tor über Jahre hinweg eine technisch kaum zu überwindende Hürde dar. Die Recherchen von “Panorama” und “STRG_F” ergaben, dass sie ihre Strategie zuletzt jedoch offenbar erweitert haben, um Tor zu überwinden. Nötig dafür ist eine teils jahrelange Überwachung einzelner Tor-Knotenpunkte, offiziell als “Timing-Analyse” bezeichnet: Je mehr Knotenpunkte im Tor-Netzwerk durch Behörden überwacht werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Nutzer seine Verbindung über überwachte Knotenpunkte zu verschleiern versucht. Durch die zeitliche Zuordnung (“Timing”) einzelner Datenpakete lassen sich anonymisierte Verbindungen zum Tor-Nutzer zurückverfolgen. Die “Timing-Analyse” ist dann erfolgreich, obwohl Datenverbindungen im Tor-Netzwerk mehrfach verschlüsselt sind.

Jahrelang wurde spekuliert, ob “Timing-Analysen” im Tor-Netzwerk überhaupt möglich sind. Das “Tor Project”, eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in den USA, die die Aufrechterhaltung des Anonymisierungsnetzwerkes sichern will, teilte auf Anfrage der Medien mit, ihm sei bisher kein belegter Fall bekannt gewesen. Laut “Panorama” und “STRG_F” sollen das Bundeskriminalamt (BKA) und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main jedoch im Ermittlungsverfahren gegen die pädokriminelle Darknetplattform “Boystown” mehrfach Tor-Knoten identifiziert haben, die einem der Hintermänner dienten, sich zu anonymisieren.

Die verantwortliche Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main teilte auf Anfrage der Medien mit, eine “Timing Analyse” im “Boystown”-Verfahren weder bestätigen noch dementieren zu wollen. Auch das BKA wollte sich demnach zu Details des Vorgangs nicht äußern.

red

Nobelpreisträgerin zeigt Verständnis für Ängste vor mRNA-Impfstoffen

Szeged – Die Biochemikerin und Nobelpreisträgerin Katalin Karikó hat Verständnis für die Ängste der Bevölkerung im Hinblick auf die Sicherheit der mRNA-Impfstoffe. “Ich verstehe, dass man Angst hat, wenn etwas nicht verständlich ist”, sagte sie dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Dienstagausgaben).”Wir Wissenschaftler haben das nicht ausreichend erklärt. Daran müssen wir arbeiten.”

Karikó hatte für ihre jahrzehntelange Forschung zur mRNA-Technologie, die als Wegbereiter für die Corona-Impfstoffe gilt, im vergangenen Jahr den Nobelpreis für Medizin erhalten. Über diese späte Ehre sagte die heute 70-Jährige: “Vielen steht das Ego im Weg. Ich wollte das nicht. Ich war auch ohne jede Anerkennung glücklich, weil ich die Arbeit an sich genossen habe. Ich habe mir damals selbst auf die Schulter geklopft.”

Zuvor hatte die Forscherin viele Rückschläge einstecken müssen. Immer wieder war die Bedeutung der mRNA-Technologie für die Medizin angezweifelt worden. In Biontech-Gründer Ugur Sahin, fand sie schließlich einen Mitstreiter, der genauso überzeugt von der Technologie war, wie sie selbst. Als sich die beiden 2013 zum ersten Mal trafen, habe sie sofort gespürt: “Hier ist jetzt mein Platz”, so Karikó.

Sie ist überzeugt, dass die mRNA in der Medizin weiter an Bedeutung gewinnen wird: “Heute traue ich mich zu sagen: Es wird auf jeden Fall mehr zugelassene Medikamente geben.” Dafür brauche es nur mehr Zeit und Geld für die Forschung. Mit den Corona-Impfstoffen ist ein erster Schritt getan: “Ich bin sehr froh, dass mRNA jetzt wirklich Patienten nützt.”

red

Lieferengpässe bei Medikamenten bleibt bestehen: Antibiotika aus Kamerun

Düsseldorf – Erneut fehlen in Deutschland viele Medikamente. “Ein Ende der Lieferprobleme ist nicht absehbar. Besondere Sorgen bereitet uns, dass jetzt schon sehr viele Antibiotika nicht lieferbar sind”, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, der “Rheinischen Post” (Samstagausgabe).

“Und die kalte Jahreszeit mit vielen Atemwegsinfektionen hat noch gar nicht begonnen. Auch viele Antibiotikasäfte für Kinder sind betroffen”, beklagte er.

500 Medikamente seien als nicht lieferbar gekennzeichnet. Er nennt ein Beispiel: “Aktuell gibt es erhebliche Engpässe bei den Antibiotika Doxycyclin und Azithromycin. Die Engpass-Situation bei Doxycyclin soll nun mit Ware aus Kamerun gemildert werden”, erläutert Preis.

“Patienten werden dann Packungen in englischer, französischer oder portugiesischer Aufmachung erhalten müssen. Da auch keine deutschsprachige Gebrauchsinformation beiliegt, muss für die sichere Anwendung viel Aufklärungsarbeit von den Apothekenteams geleistet werden.”

Die Bilanz: “Bei jedem zweiten Rezept müssen Apotheken nach Alternativen suchen, damit die Versorgung der Patienten gesichert bleibt. Täglich sind so bundesweit 1,5 Millionen Patienten betroffen”, sagte der Verbandschef weiter. Lauterbachs Reform von 2023 wirke nicht: “Das Lieferengpassbekämpfungsgesetz (ALBVVG) ist seit gut einem Jahr in Kraft, zeigt aber fast keine Wirkung”, bedauert Preis. “Politik und pharmazeutische Hersteller müssen jetzt endlich für stabile Verhältnisse sorgen.”

red

Studie: Arbeitgeber zahlen Rekordsumme: 76 Milliarden Euro für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

Köln – Die deutschen Arbeitgeber haben im vergangenen Jahr mit 76,7 Milliarden Euro für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall eine Rekordsumme ausgegeben. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die “Rheinische Post” (Freitagausgabe) berichtet.

“Damit haben sich die Kosten binnen 14 Jahren verdoppelt”, schreibt das Institut. Der hohe Beschäftigungsstand, starke Lohnerhöhungen, aber auch der unverändert hohe Krankenstand ließen für das laufende Jahr keine Trendumkehr erwarten.

Das Institut beruft sich auf Daten des Bundesarbeitsministeriums und der Betriebskrankenkassen sowie auf eigene Schätzungen. Sofern erkrankte Beschäftigte innerhalb von bis zu drei Tagen ein ärztliches Attest vorlegen, wird das Gehalt für bis zu sechs Wochen vom Arbeitgeber weitergezahlt. Die Bescheinigung kann bei Atemwegserkrankungen auch nach telefonischem Kontakt durch den Arzt ausgestellt werden.

Die Frist beginnt von Neuem, sollten Beschäftigte an einem anderen Leiden erkranken. Währt die Genesung länger als sechs Wochen, zahlen die Krankenkassen ein Krankengeld in Höhe von 70 Prozent des regelmäßigen Bruttoentgelts, längstens bis zum Ende der 72. Woche.

“Haben die Arbeitgeber im Jahr 2023 laut Sozialbudget 64,9 Milliarden Euro an Bruttoentgelten für ihre erkrankten Mitarbeiter gezahlt, dann mussten sie weitere 11,9 Milliarden Euro für ihren Anteil am Sozialversicherungsbeitrag aufwenden”, so das Institut. Insgesamt ergeben sich demnach Kosten für die Unternehmen von 76,7 Milliarden Euro.

Studienautor Jochen Pimpertz erklärte den Anstieg mit dem weiterhin hohen Beschäftigungsstand und deutlich gestiegenen Löhnen und Gehältern. “Beide Faktoren erklären aber nur einen Teil der Entwicklung. Denn auch der Krankenstand ist gestiegen: Verzeichnete der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) im Jahr 2010 noch durchschnittlich 13,2 Kalendertage, an denen ihre beschäftigten Mitglieder ein ärztliches Attest vorlegten, so waren es im Jahr 2022 bereits 22,6 Tage”, schreibt Pimpertz.

Die Daten einer monatlichen Stichprobe der teilnehmenden Betriebskrankenkassen legten nahe, dass der Krankenstand im Jahr 2023 kaum gesunken sei. Das Institut plädiert deshalb dafür, die Möglichkeiten der Krankschreibung ohne direkten persönlichen Kontakt mit einem Arzt wieder mehr einzuschränken.

“Grundsätzlich ließe sich die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung auf den Hausarzt oder einen in Deutschland ansässigen Arzt beschränken”, so die Studie. Treten Atemwegserkrankungen während eines Auslandsurlaubs auf, sollte Beschäftigten der persönliche Kontakt mit einem ortsansässigen Arzt zugemutet werden können.

red

Ärzte verlangen Strafgebühr von Patienten bei unentschuldigten Terminausfällen

Berlin – Angesichts der angespannten Finanzlage vieler Arztpraxen spricht sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) für Strafzahlungen von Patienten aus, wenn diese unentschuldigt Termine verstreichen lassen.

Zu “Bild” (Dienstagsausgabe) sagte der KBV-Vorsitzende Andreas Gassen, eine solche Strafgebühr sollten die Krankenkassen übernehmen. “Es ist nicht nur ärgerlich, wenn Patienten Termine in Praxen buchen und diese einfach verstreichen lassen. Praxen können Termine ja nicht zweimal vergeben. Angemessen wäre eine von den Krankenkassen zu entrichtende Ausfallgebühr, wenn deren Versicherte Termine vereinbaren und dann unentschuldigt nicht wahrnehmen.”

Wie “Bild” weiter schreibt, gibt es erste Arztpraxen, die von Patienten für unentschuldigtes Fehlen 40 Euro Strafgebühr verlangen. In Einzelfällen seien es bei wiederholtem Fehlen sogar bis zu 100 Euro.

Gassen nahm die Ärzte in Schutz und erklärte, die Termine seien geblockt und stünden dann für andere Patienten nicht zur Verfügung. “Vor diesem Hintergrund ist jede Forderung nach schnelleren und mehr Terminen einfach lächerlich. Ganz zu schweigen von der bisher unverändert unzureichenden Vergütung, die für rund zehn Prozent der in Anspruch genommenen Termine bereits kein Honorar mehr auslöst”, sagte Gassen zu “Bild”.

red