Medizinische Fachverbände fordern Abschaltung des Klinik-Atlas von Lauterbach

Berlin – Ein Zusammenschluss von fast 200 medizinischen Fachgesellschaften fordert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dringend auf, den Mitte Mai von ihm gestarteten Klinik-Atlas wegen aus ihrer Sicht massiver Qualitätsprobleme wieder vom Netz zu nehmen. Der Atlas sei nicht vertrauenswürdig, heißt es in einer Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) an Lauterbach, über die die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” berichten.

Die aktuelle Umsetzung des Bundes-Klinik-Atlas sei nicht geeignet, Patienten in Auswahlprozessen adäquat zu beraten, kritisieren die Fachgesellschaften. Die Vorläufigkeit der Daten und deren mangelnde Qualitätsüberprüfung führten dazu, dass der Atlas derzeit nicht zielführend genutzt werden könne. “Im Gegenteil können Patientinnen und Patienten fehlgeleitet werden”, warnen die Verbände. Er solle abgeschaltet werden, bis er vertrauenswürdigere Informationen aufweise. Zumindest müsse die Seite gut sichtbar als “vorläufig” oder “Beta-Version” gekennzeichnet werden.

Der Klinik-Atlas soll über Leistungen und Behandlungsqualität der rund 1.700 Krankenhäuser informieren. Zur Einordnung und zum Vergleichen werden die Zahl der für die jeweilige Behandlung erbrachten Fälle und die Personalausstattung in einer Art Tacho-Anzeige abgebildet. Lauterbach sieht das Portal als Ergänzung zu der von ihm geplanten Krankenhausreform, die zu mehr Zentralisierung und Spezialisierung führen soll.

red

Drogenbeauftragter meldet höchste Drogentoten-Zahl aller Zeiten

Berlin – Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist auch im Jahr 2023 weiter gestiegen. So hat das Bundeskriminalamt 2.227 drogenbedingte Todesfälle registriert – rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahr, teilte der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, am Mittwoch mit. Gegenüber 2014 hat sich die Zahl der Drogentoten damit etwa verdoppelt.

Darunter waren 1.844 Männer und 383 Frauen. Das Durchschnittsalter lag bei 41 Jahren und ist somit weiter angestiegen. Bei 1.479 der Verstorbenen wurde ein Mischkonsum verschiedener illegaler Substanzen festgestellt. Das sind 34 Prozent mehr als 2022. Auch wenn nicht immer die genaue Todesursächlichkeit bewiesen werden konnte, war nach den von den Landeskriminalämtern gesammelten Zahlen bei 712 Todesfällen Heroin im Spiel.

Damit ist Heroin zwar immer noch die am häufigsten mit Todesfällen verbundene Substanz, aber das mit leicht rückläufiger Tendenz (Vorjahr: 749). Deutliche Anstiege wurden hingegen bei Todesfällen im Zusammenhang mit Kokain und Crack (610 statt 507) sowie Opiat-Substitutionsmitteln festgestellt (654 statt 528).

Auch die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Metamphetaminkonsum liegt signifikant höher als im Vorjahr (122 statt 47 Fälle). Von den 2227 erfassten durch Drogenkonsum gestorbenen Menschen wurden in den Bundesländern 1167 obduziert und in 882 Fällen toxikologische Gutachten erstellt.

Blienert schätzt die Lage als “sehr ernst” ein. “Mit 2.227 Drogentoten haben wir die höchste Zahl, die je registriert wurde. Und ich befürchte, dass es in der Realität noch mehr Drogentodesfälle gibt – wir haben viel zu wenige toxikologische Gutachten und Obduktionen. Hinter den blanken Zahlen verbirgt sich unendliches Leid für die Betroffenen, ihre Familien, das ganze Umfeld.”

Die Zahlen zeigten, dass der Mischkonsum auch in Deutschland zu einem immer größeren Problem werde: Immer mehr Drogenkonsumenten nähmen verschiedene Drogen nebeneinander.

Global gehe der Trend zu preiswerteren und stärker-wirksamen Opioiden und Stimulanzien, die von global agierenden Kartellen in die Märkte gedrückt werden, gleichzeitig steigt das Angebot an Kokain in Deutschland und Europa stark an. “Deswegen müssen wir jetzt die Präventions-, Beratungs- und Hilfesysteme fit machen”, so der Bundesdrogenbeauftragte.

“Wir brauchen ganz konkrete Fortschritte bei der Prävention und soziale Hilfe vor Ort und spezifische Angebote, insbesondere auch für Crack- und, wie die Zahlen zeigen, für Metamphetaminkonsumierende. Wir müssen gerade besonders gefährdete Jugendliche früh und konsequent unterstützen und dürfen suchterkrankte Menschen nicht einfach abschreiben.”

red

Deutlich mehr stationäre Hautkrebsbehandlungen

Wiesbaden – In den vergangenen 20 Jahren hat die Zahl der Krankenhausbehandlungen wegen Hautkrebs in Deutschland fast stetig zugenommen. Im Jahr 2022 wurden 109.400 Menschen mit der Diagnose Hautkrebs im Krankenhaus stationär behandelt – das waren gut 75 Prozent mehr Fälle als im Jahr 2002, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mitteilte. Zum Vergleich: Die Bevölkerung ist im selben Zeitraum um gut zwei Prozent gewachsen auf 84,4 Millionen Menschen zum Jahresende 2022.

Zugenommen haben vor allem die Behandlungsfälle aufgrund des sogenannten hellen Hautkrebses. Sie haben sich binnen 20 Jahren mehr als verdoppelt (+109 Prozent): von 40.400 Fällen im Jahr 2002 auf 84.500 im Jahr 2022. Wegen des sogenannten schwarzen Hautkrebses gab es 2022 rund 25.000 stationäre Behandlungen und damit 14 Prozent mehr als 2002. Vor allem heller Hautkrebs steht in Verdacht, durch Sonnenlicht mitausgelöst zu werden.

Hautkrebs war bei rund acht Prozent aller stationären Krebsbehandlungen im Jahr 2022 die Hauptdiagnose. Der Anteil der Hautkrebs- an allen Krebsbehandlungen hat zugenommen: 2021 hatte er bei gut sieben Prozent gelegen und im Jahr 2002 noch bei vier Prozent. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen: Auf sie entfielen gut 57 Prozent der stationären Behandlungen wegen Hautkrebs, aber nur 48 Prozent aller Krankenhausbehandlungen insgesamt.

An Hautkrebs starben im Jahr 2022 mehr als 4.400 Menschen, so die Statistiker weiter. Das waren 65 Prozent mehr als im Jahr 2002 mit knapp 2.700 solcher Todesfälle. Im selben Zeitraum ist die Zahl der Todesfälle wegen Krebserkrankungen insgesamt lediglich um zehn Prozent gestiegen. Wie bei den meisten Krebserkrankungen sind vor allem ältere Menschen betroffen: So war mehr als die Hälfte (53 Prozent) der 2022 an Hautkrebs Verstorbenen 80 Jahre und älter. Relativ gesehen ist das Risiko, an Hautkrebs zu versterben, in der Altersgruppe der 40- bis 44-Jährigen am höchsten: Hier war Hautkrebs in 0,8 Prozent der Todesfälle die Todesursache, während der Anteil über alle Altersgruppen hinweg bei nur 0,4 Prozent lag.

red

Durchbruch im Kampf gegen Krebs? Biontech setzt hohe Hoffnungen in neue Medikamente

Mainz – Biontech-Chef Ugur Sahin glaubt, die Zahl der Krebs-Todesfälle deutlich senken zu können. “Bei bestimmten Krebsarten sehen wir keinen Grund, warum die Sterberate mit innovativen Anschlusstherapien nicht auf unter fünf Prozent reduziert werden könnte”, sagte Sahin dem “Handelsblatt”.

Pharmaunternehmen sehen im Onkologie-Bereich ein gewaltiges Potenzial und versuchen, neue Wirkstoffe und neuartige Technologien wie etwa mRNA-Impfungen auf den Markt zu bringen. Biontech arbeitet an einer Reihe von personalisierten und neuartigen Krebsmedikamenten. “Unser Ziel ist es, dass immer weniger Patienten an Krebs sterben”, so Sahin. “Wenn die Technologie funktioniert, könnte sie grundsätzlich für jeden Krebspatienten, bei dem ein erhebliches Risiko für einen Rückfall besteht, anwendbar sein.” 2026 will Biontech sein erstes Krebsmedikament auf den Markt bringen.

Das Mainzer Unternehmen hatte mit seinem Corona-Impfstoff 2021 knapp 19 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet, 2023 waren es nur noch 3,8 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2024 machte das Unternehmen einen Verlust. Sahin macht diese Entwicklung aber keine Sorgen. Bei einem Pharmakonzern könne man das anders sehen, sagte er, aber Biontech sei ein “Biotechnologieunternehmen”, welches sich “in der strategisch guten Position befindet, Innovationen aus eigenen Mitteln finanzieren zu können”.

red

Arztmangel droht: Jeder dritte Mediziner geht bald in Rente

Wiesbaden – Ein großer Teil der Ärzte in Deutschland dürfte in den nächsten Jahren altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Im Jahr 2023 waren gut 31 Prozent der Ärzte in der Human- und Zahnmedizin 55 Jahre und älter, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag auf Grundlage von Ergebnissen des Mikrozensus mitteilte.

Der Anteil dieser Altersgruppe lag damit deutlich über dem bei allen Erwerbstätigen (26 Prozent). Insgesamt ist die Zahl der Ärzte in der Human- und Zahnmedizin binnen zehn Jahren zwar um gut 23 Prozent auf 502.000 im Jahr 2023 gestiegen. Doch auch der Anteil der Altersgruppe 55+ hat bei den Ärzten zugenommen: Zehn Jahre zuvor hatte er in der Human- und Zahnmedizin noch bei 26 Prozent gelegen. Dagegen ist der Anteil der Mediziner im mittleren Alter gesunken: 48 Prozent waren 35 bis 54 Jahre alt, 2013 waren es noch 54 Prozent. Der Anteil junger Berufskollegen unter 35 Jahren hat sich kaum verändert und lag zuletzt bei 21 Prozent (2013: 20 Prozent).

In der Human- und Zahnmedizin ist der Anteil ausländischer Ärzte zuletzt deutlich gestiegen. Gut zwölf Prozent oder 62.000 Ärzte hatten 2023 keine deutsche Staatsangehörigkeit. Zehn Jahre zuvor waren es noch sieben Prozent oder 29.000. Zum Vergleich: Bei den Erwerbstätigen insgesamt lag der Anteil jener mit ausländischer Staatsangehörigkeit 2023 bei knapp 15 Prozent. Von den 62.000 ausländischen Ärzten im Jahr 2023 war rund die Hälfte (48 Prozent) jünger als 35 Jahre.

Dass vor allem in den vergangenen zehn Jahren viele Ärzte aus dem Ausland nach Deutschland gekommen sind, zeigt sich auch mit Blick auf die Einwanderungsgeschichte der Erwerbstätigen. In der Human- und Zahnmedizin arbeiteten 2023 insgesamt 115.000 aus dem Ausland zugewanderte Ärzte, das war knapp ein Viertel (23 Prozent) der gesamten Ärzteschaft.

Ein Teil der zugewanderten Ärzte besitzt inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft, wie die oben angeführten Zahlen zur Staatsangehörigkeit dieser Berufsgruppe zeigen. 46.000 oder 40 Prozent der zugewanderten Ärzte waren weniger als zehn Jahre in Deutschland. Dabei könne keine Aussage darüber getroffen werden, ob die Zugewanderten in der Human- und Zahnmedizin ihre Ausbildung bereits vollständig im Ausland abgeschlossen hatten, so die Statistiker.

Neben dem Medizinstudium und der Approbation hierzulande können auch im Ausland erworbene Abschlüsse mit voller Gleichwertigkeit anerkannt werden. Im Jahr 2022 waren Ärzte die Berufsgruppe mit den zweitmeisten Anerkennungen ausländischer Abschlüsse. Rund 5.500 Ärzte mit ausländischem Abschluss erhielten 2022 die Anerkennung mit voller Gleichwertigkeit in Deutschland. Darunter waren 24 Prozent oder gut 1.300 Deutsche, gefolgt von acht Prozent oder gut 400 Syrern.

Zahnärzte lagen auf Rang 5 der Berufe mit den meisten Anerkennungen ausländischer Abschlüsse. Im Jahr 2022 wurden in der Zahnmedizin gut 600 ausländische Abschlüsse als voll gleichwertig anerkannt. Die meisten Anerkennungen erhielten auch hier deutsche Zahnärzte (40 Prozent oder rund 260), gefolgt von syrischen (17 Prozent oder rund 110).

Die Daten über die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zeigen, dass viele Medizinstudenten aus Deutschland den Umweg über ein Studium im Ausland wählen – oft, um die Zulassungsbeschränkungen des Studienfachs hierzulande zu umgehen. Zahlen zu deutschen Medizinstudenten im Ausland liegen für die Jahre 2021/2022 und nur für ausgewählte Länder vor. Allein in Österreich studierten 2.600 Deutsche Humanmedizin, in Ungarn waren es knapp 2.100 und in Polen 900. Auch in der Zahnmedizin zog es die meisten deutschen Auslandsstudierenden nach Österreich (500) und Ungarn (200).

In Deutschland ist die Zahl der Studienanfänger in der Humanmedizin in den vergangenen Jahren nahezu kontinuierlich gestiegen. Im Wintersemester 2022/2023 begannen 14.300 Studierende ein Studium der Humanmedizin. Das waren 17 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor (Wintersemester 2012/2013: 12.300). In der Zahnmedizin hat sich die Zahl der Studienanfänger in den vergangenen Jahren kaum verändert und lag im Wintersemester 2022/2023 wie auch im Wintersemester 2012/2013 bei rund 1.900. Zum Vergleich: Die Zahl der Studienanfänger ist über alle Fächergruppen hinweg im selben Zeitraum um sieben Prozent gesunken auf 398.200 im Wintersemester 2022/2023.

Die Arbeitszeiten von Ärzten in der Human- und Zahnmedizin sind – ähnlich wie bei Erwerbstätigen insgesamt auch – in den vergangenen Jahren gesunken. Ein Grund für diese Entwicklung ist der gestiegene Anteil der Teilzeitarbeit. Dennoch zählen Ärzte nach wie vor zu den Erwerbstätigen mit überdurchschnittlich langen Arbeitszeiten. 2023 leisteten sie normalerweise im Durchschnitt 40,7 Stunden pro Woche (46,2 Stunden in Vollzeit, 25,9 Stunden in Teilzeit). Das waren rund sechs Stunden pro Woche mehr als bei Erwerbstätigen insgesamt, die durchschnittlich 34,4 Stunden pro Woche arbeiteten (40,3 Stunden in Vollzeit, 20,9 Stunden in Teilzeit).

Auch innerhalb der Human- und Zahnmedizin unterscheiden sich die Arbeitszeiten je nach Fachrichtung teils erheblich. In der Chirurgie arbeiteten Fachärzte in Vollzeit im Schnitt 49,8 Stunden pro Woche und damit sechs Stunden mehr als Fachärzte im Bereich Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie (43,9 Wochenstunden in Vollzeit). Zahnärzte und Kieferorthopäden arbeiteten im Schnitt 43,0 Stunden pro Woche in einer Vollzeitbeschäftigung.

red

Der Preis der Bildschirmzeit: Gesundheitsrisiken für Kinder durch übermäßige Mediennutzung

Mehr als die Hälfte der deutschen Kinder und Jugendlichen zwischen vier und 14 Jahren leidet unter Beschwerden, die auf die übermäßige Nutzung von Handy,Tablet & Co. zurückzuführen sind. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Augenoptikerkette Apollo unter Eltern.

Die Generation Alpha ist die erste Generation, die von klein auf mit dem Thema Digitalisierung konfrontiert ist. Damit sind aber nicht nur Vorteile für die Arbeitswelt verbunden, sondern auch gesundheitliche Risiken.

Mehr als ein Fünftel (22 Prozent) der Kinder und Jugendlichen leidet unter Augenproblemen, rund ein Viertel (27 Prozent) unter Verspannungen und Nackenschmerzen – auch Nervosität, Unruhe und Konzentrationsprobleme führen 38 Prozent der befragten Eltern auf die Nutzung digitaler Medien zurück.

Laut der Umfrage von Apollo sind Augenprobleme bei der Generation Alpha besonders häufig – Tendenz mit zunehmendem Alter und Mediennutzung steigend. Auch die Verkaufszahlen von Apollo spiegeln diese besorgniserregende Entwicklung wider: Seit 2010 – dem ersten Geburtsjahr der Generation Alpha – ist die Zahl der verkauften Brillen für Kinder und Jugendliche stetig gestiegen.

Kein Wunder, denn 84 Prozent der zehn – bis 14-Jährigen haben regelmäßig ein Smartphone in der Hand, bei den Jüngeren von vier bis neun Jahren ist es ebenfalls knapp die Hälfte. Auch Tablets sind gefragt, die für 52 Prozent der Generation Alpha regelmäßige Begleiter sind.

Dass die Dauer teilweise ausartet, belegt die Umfrage von Apollo ebenfalls: Mehr als 70 Prozent der zehn – bis 14-Jährigen haben täglich mehr als zwei Stunden einen Bildschirm vor Augen, selbst bei den vier – bis 9-Jährigen ist es bereits mehr als ein Viertel, das sich jeden Tag mehr als zwei Stunden dem Bildschirm aussetzt.

Die Nutzung von digitalen Medien, – vor allem über mehrere Stunden – fördert eine Lebensweise, die gerade bei Heranwachsenden oft problematisch ist: “Kinder und Jugendliche verbringen weniger Zeit an der frischen Luft, Bewegung und der Blick in die Ferne bleiben oft auf der Strecke”, erläutert Apollo-Experte Henrik Möwes.

Das bestätigt auch die aktuelle Umfrage: Nur 48 Prozent der Kinder und Jugendlichen verbringen bis zu zwei Stunden pro Tag an der frischen Luft. Und gerade das ist im Kindes- und Jugendalter riskant. Denn in dieser Zeit findet der Großteil des Augenwachstums statt. Fokussiert das Auge zu oft und zu lange in die Nähe, kann eine Überlänge des Augapfels entstehen, die zur Kurzsichtigkeit führt.

Bereits 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen vier und 14 Jahren benötigen eine Sehhilfe. Möwes sieht hier vor allem die Eltern in der Pflicht, die laut Umfrage nämlich häufig (59 Prozent) mit einer Einschränkung der Medienzeit reagieren, wenn sie Beschwerden wahrnehmen.

Der Gang zu Augenarzt sowie Optiker sei schon bei den ersten Anzeichen, wie geröteten Augen, häufigen Kopfschmerzen oder Müdigkeit ratsam, so Möwes. Damit die Kurzsichtigkeit nicht zum lebenslangen Problem werde, gebe es speziell für Kinder angefertigte Brillengläser und Kontaktlinsen, die nicht nur die Sehschwäche beheben, sondern auch das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit stark verlangsamen könnten.

mp/asg

Pflege am Limit: Personalnot in Heimen spitzt sich laut Verband dramatisch zu

Berlin – Angesichts steigender Personalnot in Pflegeheimen zeigen sich Patientenschützer und Pflegeverbände alarmiert. “Die pflegerische Versorgung in Deutschland ist an vielen Orten bereits heute nicht mehr gewährleistet”, sagte die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Freitagausgaben).

Laut Pflegerat fehlen bereits heute allein in der stationären Langzeitpflege rund 115.000 professionell Pflegende in Vollzeit. Gleichzeitig steige die Zahl der pflegebedürftigen Menschen, was die Situation weiter verschärfe. “Die Alarmzeichen sind überall sichtbar, zum Beispiel durch einen hohen Krankenstand”, so Vogler. “Das Pflegesystem bröckelt und das Vertrauen darin schwindet.”

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, warnte vor den Folgen für die Patienten und vor einer hohen Dunkelziffer bei Engpässen in Pflegeheimen. “Die Pflegeheimbewohner sind den Vernachlässigungen schutzlos ausgeliefert. Meist wird diese Würdeverletzung im Stillen, demütig und ohne Klagen ertragen”, sagte er dem RND. Die bekannt gewordenen Fälle, in denen Pflegekräfte den Notruf wählten, um Unterstützung zu erhalten, machten überdeutlich, “dass die Altenpflege im Kampf um mehr Personal der Verlierer bleibt”, sagte Brysch.

Auch Verena Bentele, Präsidentin des VdK zeigt sich alarmiert. “Dreh- und Angelpunkt der Probleme in der vollstationären Pflege ist das fehlende Personal: Wenig Personal führt zu Frustration, Überlastung und Krankheit. Und schlussendlich zu noch weniger Pflegekräften, weil viele ihren Job kündigen.”

Die Verbände forderten eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte, der Arbeitsbedingungen und Versorgungsangebote, sowie eine Erleichterung bei der Fachkräfteeinwanderung. Der VdK sieht eine gute Bezahlung jedoch nur als einen Anfang. Bentele warb für eine Aufweichung der Grenzen zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. “Alternative Wohn- und Versorgungsangebote müssen angeboten und ausgebaut werden”, sagte sie.

Pflegeratspräsidentin Christine Vogler forderte “eine Neuordnung der Kompetenzen innerhalb der Gesundheitsberufe”. Es müsse in Bildung und durchlässige Bildungswege investiert werden, in sektorenübergreifende funktionierende Strukturen, in sichere und gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen, in die Digitalisierung und in die Künstliche Intelligenz. Überflüssige Bürokratie müsse abgebaut werden. “Einzurichten sind Pflegekammern in allen Bundesländern, damit die Pflegeberufe selbstbestimmt handeln können”, sagte Vogler.

red

Pflege zu Hause: Angehörige müssen immer mehr leisten

Dresden – Menschen, die zu Hause ihre Angehörigen pflegen, müssen dafür immer mehr Zeit und eigenes Geld aufwenden. Das ergibt sich aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido), über die die Zeitungen des “Redaktionsnetzwerks Deutschland” (Dienstagsausgaben) berichten.

Gaben die Befragten 2019 noch an, 43 Wochenstunden für pflegende Tätigkeiten wie Ernährung, Körperpflege und Medikamentengabe zu benötigen, lag die aufgewendete Zeit nunmehr bei 49 Stunden. Auch die finanzielle Belastung ist danach trotz gestiegener Leistungen aus der Pflegeversicherung gewachsen. Der mittlere Eigenanteil kletterte der Umfrage zufolge von knapp 200 Euro im Jahre 2019 auf jetzt 290 Euro im Monat.

Die hohe zeitliche Belastung wirkt sich insbesondere auf die eigene Berufstätigkeit aus. Lediglich 46 Prozent der Hauptpflegepersonen arbeitet der Umfrage zufolge in Vollzeit. 37 Prozent haben eine Teilzeitbeschäftigung und 18 Prozent sind gar nicht beschäftigt. Bei den Teilzeitbeschäftigten gab über die Hälfte an, die Arbeitszeit wegen der Pflege reduziert zu haben. Bei den Nicht-Erwerbstätigen haben 28 Prozent die Tätigkeit wegen der Pflege aufgegeben.

“Es ist problematisch, dass pflegende Angehörige mit durchschnittlich 49 Wochenstunden Pflegearbeit zu Hause belastet sind und dass die häusliche Pflege offenbar dazu führt, dass fast jeder Vierte die Erwerbstätigkeit reduziert oder ganz aufgibt”, sagte die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann dem RND. So würden gleichzeitig weitere Schwierigkeiten in der Pflege in der Zukunft befeuert, warnte sie.

“Wenn pflegende Angehörige – überwiegend Frauen – die Arbeitszeit reduzieren oder ganz aufhören zu arbeiten, bereitet dies Tür und Tor für Altersarmut in der nächsten Generation der zu Pflegenden”, argumentierte Reimann. Gleichzeitig fehlten diese Menschen auf dem ohnehin schon engen Arbeitsmarkt, auch in der beruflichen Pflege. “Angebot und Nachfrage zur Vereinbarkeit von häuslicher Pflege und Beruf müssen in Einklang gebracht werden”, forderte die AOK-Chefin.

red

Städte- und Gemeindebund fordert dringend bessere ärztliche Versorgung auf dem Land

Berlin – Der Städte- und Gemeindebund hat eindringlich dazu aufgerufen, die ärztliche Versorgung auf dem Land zu verbessern. “Eine gute medizinische Versorgung darf nicht vom Wohnort abhängen”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Kommunalverbands, André Berghegger, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).

Die Zustände seien mancherorts kaum noch tragbar. In vielen Regionen seien Leistungen nur noch mit langen Wartezeiten und weiten Wegen zu bekommen. “Gerade abseits der Ballungsräume ist die Versorgung auch bei hausärztlichen Leistungen ausgedünnt.” Deutschland brauche “eine echte Gesundheitsreform und keinen Flickenteppich von unterschiedlichen Lösungen”, forderte Berghegger. Eine solche Reform müsse die ambulante wie auch die stationäre Versorgung in den Blick nehmen.

Der Hauptgeschäftsführer verwies darauf, dass viele Kommunen die Ansiedlung von Ärzten unterstützt und sogar medizinische Versorgungszentren geschaffen hätten. Tatsächlich liege die Verantwortung aber bei den kassenärztlichen Vereinigungen. “Wir erwarten, dass sie dieser Aufgabe auch gerecht werden und die Kommunen, die mit verschiedenen Maßnahmen in Vorleistung treten mussten, finanziell entschädigt werden”, so Berghegger. Die kassenärztlichen Vereinigungen seien auch gefordert, die Patienten ernsthaft bei der Vermittlung von ärztlichen Leistungen zu unterstützen.

Berghegger rief Bund, Länder und Gemeinden dazu auf, die Unterfinanzierung von Krankenhäusern bei den Betriebskosten zu lösen. “Die Situation spitzt sich immer weiter zu. Es sind bereits erste Insolvenzen mit entsprechenden Versorgungslücken zu verzeichnen”, warnte er. Der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Transformationsfonds könne sich als richtiger Schritt erweisen, um gleichwertige Lebensverhältnisse in der medizinischen Versorgung zu erreichen.

red

Neuer Klinik-Atlas veröffentlicht: Hier finden Sie die besten Kliniken in Deutschland

Berlin – Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat am Freitag den interaktiven Bundes-Klinik-Atlas online veröffentlicht. Damit sollen Bürger zentral erfahren können, welche Klinik welche Leistung mit welcher Qualität anbietet.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach am Freitag von einem “übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel in Deutschland”. Der Bundes-Klinik-Atlas mache “unsere stationäre Versorgung sozial gerechter und leistet wichtige Vorarbeit für die anstehende Krankenhausreform”, so Lauterbach.

Die Daten würden “zur besseren Einordnung und zum besseren Vergleich” in einem Tacho-System dargestellt, hieß es vom Ministerium. Dafür würden die am Krankenhausstandort erbrachten Fallzahlen und die Personalausstattung in eine Relation zu denen der anderen Krankenhausstandorte in Deutschland gesetzt und in Korridoren von je 20 Prozent dargestellt.

Das Portal ermögliche es Patienten, “gut informierte und fundierte Entscheidungen zur Auswahl eines Krankenhauses zu treffen, wobei sie oder er sich im Bundes-Klinik-Atlas auch bis zur kleinsten Detailebene herunterklicken kann”, sagte Claus-Dieter Heidecke, Leiter des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG). Der Bundes-Klinik-Atlas könne zudem als Katalysator dafür dienen, die Datengrundlage der Qualitätssicherung weiterzuentwickeln und so ein Angebot zu schaffen, das sich “wirklich an den Informationspräferenzen und Bedürfnissen” von Patienten orientiere.

Unter www.bundes-klinik-atlas.de findet sich die Übersicht des Gesundheitsministeriums.

red