Trotz Rückgang bei Infekten: „Belastung bleibt hoch“ sagen Hausärzte

Zwar gehen die Infektionszahlen zurück, doch Entwarnung geben die Hausärzte noch nicht. Die Praxen bleiben voll, und wechselhaftes Wetter sorgt weiter für Infektgefahr. Auch RS- und Rhinoviren sind weiter aktiv – Vorsicht bleibt das Gebot der Stunde.

Köln (red) – Trotz rückläufiger Fallzahlen bei akuten Atemwegserkrankungen geben die Hausärzte noch keine Entwarnung. “Die Belastung in den Praxen, vor allem durch diverse Infektfälle, ist vielerorts weiterhin sehr hoch – wenn wir auch vergleichsweise weniger Neuinfektionen beobachten als in den Wintermonaten”, sagte die Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, der “Rheinischen Post” (Freitagausgabe).

Häufige Erreger für die typischen Erkältungskrankheiten seien auch weiterhin RS-Viren, aber auch Rhinoviren. “Eine gute Nachricht ist, dass unsere Praxen zwar weiterhin viele Grippefälle behandeln, die Zahl aber immer weiter sinkt”, sagte sie. “Aus unserer Erfahrung ein gutes Zeichen, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Ende der Grippewelle zusteuern.”

Nach Ansicht von Buhlinger-Göpfarth ist aber weiterhin Vorsicht geboten. “Gerade das aktuell ja sehr wechselhafte Wetter begünstigt erfahrungsgemäß, dass Atemwegsinfekte weiterhin aktiv zirkulieren.” Sie rate daher den Patienten, bei der morgendlichen Wahl der Kleidung nicht nur an die mittägliche Sonne zu denken, sondern auch die kälteren Stunden am Morgen und am Abend im Blick zu haben. “Zudem sollte man, gerade wenn man sich viel in Innenräumen befindet, an das regelmäßige Lüften und Händewaschen denken”, sagte die Hausärzte-Verbandschefin.

Zahl der Abtreibungen in Deutschland bleibt stabil – aber Altersverteilung verschiebt sich

Wiesbaden (red) – Die Zahl der Abtreibungen in Deutschland stagniert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mitteilte, wurden im Jahr 2024 106.000 Abtreibungen gemeldet. Damit hat sich die Zahl der Abtreibungen gegenüber dem Vorjahr mit +0,2 Prozent kaum verändert. Sie lag damit weiterhin über dem Niveau der Jahre 2014 bis 2020, als die Zahl der gemeldeten Fälle stets zwischen rund 99.000 und 101.000 gelegen hatte.

Sieben von zehn Frauen (69 Prozent), die im Jahr 2024 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt und 20 Prozent waren im Alter zwischen 35 und 39 Jahren. Neun Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, drei Prozent waren jünger als 18 Jahre. 43 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.

96 Prozent der im Jahr 2024 gemeldeten Abtreibungen wurden nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen. Indikationen aus medizinischen Gründen oder aufgrund von Sexualdelikten waren in vier Prozent der Fälle die Begründung für den Abbruch.
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Die meisten Schwangerschaftsabbrüche (46 Prozent) wurden mit der Absaugmethode (Vakuumaspiration) durchgeführt, bei 41 Prozent wurde das Mittel Mifegyne verwendet. Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant, davon rund 85 Prozent in Arztpraxen beziehungsweise OP-Zentren und 13 Prozent ambulant im Krankenhaus.

Die meisten Abbrüche (79 Prozent) erfolgten innerhalb der ersten acht Schwangerschaftswochen, nur drei Prozent wurden nach der zwölften Schwangerschaftswoche oder später vorgenommen. Im Vergleich zum Jahr 2014 (99 700 Fälle) lag die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im Jahr 2024 um 6,8 Prozent beziehungsweise 6.700 Fälle höher.

Bei den Altersgruppen zeigt sich eine unterschiedliche Entwicklung: Stark zurück ging die Zahl in den Altersgruppen 15 bis 17 Jahre (-13,8 Prozent oder -400 Fälle) und 20 bis 24 Jahre (-8,3 Prozent oder -1.800 Fälle). Dagegen stiegen die Abbrüche in den Altersgruppen 30 bis 34 Jahre (+12,8 Prozent oder +2.800 Fälle), 35 bis 39 Jahre (+31,2 Prozent oder +4.900 Fälle) und 40 bis 44 Jahre (+23,2 Prozent oder +1.600 Fälle) deutlich.

Teilweise ist diese Entwicklung darauf zurückzuführen, dass zeitgleich die Zahl der 15- bis 17-jährigen Frauen um 4,6 Prozent und die der Frauen im Alter von 20 bis 24 Jahren um 3,9 Prozent gesunken ist. Demgegenüber nahm die Zahl der 30- bis 34-jährigen Frauen um 6,9 Prozent und die der Frauen im Alter von 35 bis 39 Jahren um 16,9 Prozent zu.

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche je 10.000 Frauen ging bei den 15- bis 17-jährigen Frauen von 27 auf 24 zurück und bei den 20- bis 24-Jährigen von 96 auf 92. Bei den 30- bis 34-jährigen Frauen stieg diese Quote von 85 auf 91 und bei den 35- bis 39-Jährigen von 67 auf 75.

Lieferketten unter Druck: Arzneimittelversorgung droht sich zu verschärfen

Zölle, Abhängigkeiten, Engpässe – droht der nächste Medikamentenmangel?

Der Apothekenverband schlägt Alarm: Neue US-Zölle könnten die ohnehin angespannte Arzneimittelversorgung in Deutschland weiter verschärfen. Schon jetzt fehlen rund 500 Medikamente – und wichtige Lieferungen aus den USA sind in Gefahr.

Berlin (red) – Der Apothekenverband befürchtet, dass sich die US-Zölle auch auf die Medikamentenversorgung in Deutschland negativ auswirken können.

“Für die deutsche und europäische Pharmaindustrie sind die USA ein wichtiger Absatzmarkt”, sagte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Thomas Preis, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben). “Wenn der durch erhöhte Zölle behindert wird, kann das dazu führen, dass die Produktion in Deutschland durch mangelnde Wirtschaftlichkeit eingeschränkt wird. “Die Lieferketten seien schon seit Jahren instabil, kontinuierlich fehlten rund 500 Arzneimittel.

Gleichzeitig sei Deutschland von zahlreichen Arzneimitteln und Impfstoffen aus den USA abhängig. Die US-Zollpolitik “kann unsere Arzneimittelversorgung deshalb auch zusätzlich gefährden, wenn notwendige Arzneimittellieferungen aus den USA ausbleiben”, sagte Preis. Es sei wichtig, alles zu unternehmen, um den freien Handel mit Pharmaprodukten und Arzneimitteln zu erhalten. “Gleichzeitig ist es wichtig, einseitige Abhängigkeiten möglichst bald zu beseitigen, auch durch den Aufbau eigener Produktionsstätten für Arzneimittel und pharmazeutische Produkte.”

100-Euro-Strafe für Arzt-Schwänzer? Ärzte fordern Ausfallgebühr für verpasste Termine

Kassenärzte schlagen Alarm: Millionen Arzttermine werden jedes Jahr nicht wahrgenommen – nun fordern sie bundesweit Ausfallgebühren. Bis zu 100 Euro sollen Patienten zahlen, wenn sie ihre Termine unentschuldigt verpassen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung spricht von einer „No-Show-Gebühr“, die auch die Krankenkassen mittragen sollen. Die Politik debattiert derweil über eine Termingarantie – und die Ärzte über Konsequenzen.

Berlin (red) – Angesichts der Debatte um eine Termingarantie sprechen sich die Kassenärzte für bundesweite Strafgebühren für Patienten bei nicht wahrgenommenen Terminen aus.

“Es ist nicht mehr zu akzeptieren, dass Patienten Termine verbindlich vereinbaren und diese nicht wahrnehmen”, sagte Jakob Maske, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, der “Bild” (Dienstagsausgabe). “Damit nehmen sie anderen Patienten dringend benötigte Termine weg. Um Patienten dafür zu sensibilisieren, wäre ein Ausfallhonorar von bis zu 100 Euro, je nach Länge des vorgesehenen Termins, erforderlich.”

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sagte der Zeitung, mittlerweile würden zehn bis 20 Prozent der gebuchten Arzttermine nicht mehr wahrgenommen. Er forderte eine Ausfallgebühr für Patienten “in Höhe von zehn bis 20 Euro, die heutzutage in fast allen Lebensbereichen üblich ist”. Diese sogenannte “No-Show-Gebühr” sollte “von den Krankenkassen zu zahlen sein”, so Gassen. Union und SPD haben in ihren Koalitionsgesprächen vereinbart, für gesetzlich Krankenversicherte eine Termingarantie einzuführen.

Ein Jahr Cannabis-Gesetz – Ärzte und Polizei fordern Rücknahme der Teillegalisierung

Ein Jahr nach der Teillegalisierung von Cannabis ziehen Bundesärztekammer und Polizeigewerkschaft eine kritische Bilanz: Weder Jugend- noch Gesundheitsschutz seien verbessert worden, der Schwarzmarkt blühe weiter – und die Bürokratie überfordere Polizei und Justiz. Beide Organisationen fordern daher eine Rücknahme oder zumindest deutliche Korrekturen des Gesetzes.

Berlin (red) – Ein Jahr nach der Cannabis-Teillegalisierung befürworten die Bundesärztekammer und die Deutsche Polizeigewerkschaft die Rücknahme des Gesetzes. “Die mit dem Gesetz verfolgten Ziele – Eindämmung des Schwarzmarktes, Stärkung des Gesundheitsschutzes und Verbesserung des Jugendschutzes – wurden verfehlt”, sagte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, den Zeitungen der Mediengruppe Bayern (Dienstagausgaben).

“Stattdessen floriert der illegale Handel unvermindert, während Strafverfolgungsbehörden und Gerichte zusätzlich belastet werden. Besonders alarmierend ist die Lage beim Kinder- und Jugendschutz: Die gesetzlichen Vorgaben erweisen sich als schwer umsetzbar und können kaum effektiv kontrolliert werden”, so Reinhardt. “Gleichzeitig bleibt der von der Politik angekündigte Ausbau der Präventionsmaßnahmen weitgehend aus.”

Suchtmediziner hätten festgestellt, “dass die Zahl der Abhängigen in Deutschland steigt, während das Bewusstsein für die Gefahren des Konsums abnimmt”. Die Bundesärztekammer fordert deshalb eine grundlegende Neubewertung der Cannabisgesetzgebung. “Aus medizinischer und suchtpräventiver Perspektive ist eine Rücknahme der Legalisierung dringend geboten”, so Reinhardt.

Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), befürwortet ebenfalls eine mögliche Wiederkriminalisierung von Cannabis-Konsumenten. Die Legalisierung von Cannabis sei bisher eher schleppend angelaufen, “was an den unglaublichen bürokratischen Hürden liegt”, kritisierte Wendt. “Diejenigen, die Cannabis anbauen und vertreiben wollen, müssen alle im Gesetz vorgesehenen Regelungstatbestände beachten. Und das fällt natürlich schwer.”

Die Folgen seien anhand von Statistiken noch kaum zu belegen, da bislang gar nichts richtig umgesetzt sei, so Wendt. “Die Länder sind teilweise immer noch damit beschäftigt, ihrerseits Verordnungen zu erlassen, da die Zuständigkeiten nicht geregelt sind.”

Das neue Gesetz ziehe auch “eine Fülle an Regelungen und Tatbeständen mit sich, die die Polizei kontrollieren muss und die Arbeit erschweren”, so Wendt. “Der Verwaltungsaufwand ist deutlich gestiegen, da die neuen Regelungen eine umfangreichere Bürokratie erfordern. Früher genügte eine einfache Anzeige, doch heute müssen zahlreiche zusätzliche Vorschriften und Zuständigkeiten beachtet werden.”

Die DPolG schlägt außerdem vor, insbesondere bei Erstkonsumenten die Strafbarkeit abzuschaffen. Das Vergehen solle in das Verwaltungsrecht überführt werden, also in das Ordnungswidrigkeitenrecht, so Wendt. “Kommunale Ordnungsbehörden sind viel leichter in der Lage, ein Bußgeld beispielsweise in eine verpflichtende Beratung zum Thema Drogen und Auswirkungen von Drogenkonsum umzuwandeln.”

Streit um Selbstbeteiligung bei eigener Facharztwahl: Grüne warnen vor Zwei-Klassen-Medizin

Ein neuer Streit um die künftige Steuerung von Facharztterminen spaltet die Politik: Die Grünen warnen vor einer „gefährlichen Sackgasse“, Linke und FDP sprechen von sozialen Hürden. Der Vorschlag, Kassenpatienten zur Kasse zu bitten, wenn sie ohne Überweisung zum Facharzt gehen, stößt auf breite Ablehnung – mit Ausnahme der Bundesärztekammer und der Union. Die Sorge: Mehr Bürokratie, weniger Gerechtigkeit – und ein Schritt hin zur Zwei-Klassen-Medizin.

Berlin (red) – Die Grünen lehnen einen Vorstoß der Bundesärztekammer ab, in dem von Union und SPD geplanten Verteilsystem von Facharzt-Terminen über die Hausärzte eine private Kostenbeteiligung für diejenigen Kassenpatienten einzuführen, die am System vorbei ihre Facharzt-Besuche machen.

“Eine stärkere Patientensteuerung durch ein Primärarztsystem ist das Gebot der Stunde – Strafzahlungen aber sind eine gefährliche Sackgasse”, sagte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen der “Welt”. “Eine verbindlichere medizinische Koordination der Patientinnen und Patienten durch Haus- und Kinderärzte ist nicht nur deutlich effizienter, sondern steigert nachweislich auch Qualität und Sicherheit der Behandlung.” Deshalb dürfe die Verbindlichkeit eines Primärarztsystems nicht vom Geldbeutel abhängen. “Wir würden am Ende mit Zitronen handeln, wenn man sich aus sinnvollen Regelungen für alle einfach freikaufen kann – dann droht lebensgefährliche Klassenmedizin.”

“Statt Bezahlbarrieren brauchen wir Brücken zur besseren Versorgung: durch eine Stärkung der Ausbildung von Haus- und Kinderärzten, durch Anreize wie Bonuszahlungen für die Teilnahme an einer stärker gelenkten Versorgung – und durch ein solidarisches Gesundheitssystem, das niemanden bestraft, der krank ist.”

Von der AfD hingegen kommt grundsätzlicher Widerspruch: “Es ist unnötige Schikane der Patienten, sie künftig nur noch über Umwege zum benötigten Facharzt zu lassen”, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Martin Sichert. Schon jetzt seien die Notaufnahmen überfüllt mit Patienten, die eigentlich nur einen Termin beim Facharzt bräuchten. “Wenn man die Hürden noch weiter erhöht, um zum Facharzt zu kommen, werden künftig noch mehr Patienten in die Notaufnahmen strömen.” Zudem gebe es in vielen Regionen bereits jetzt einen Hausärztemangel. “Dieser wird sich verschärfen, wenn die Patienten künftig vor jedem Facharzt-Termin zum Hausarzt müssen.”

Ates Gürpinar, Vize-Vorsitzender der Linken, äußerte ebenfalls Ablehnung: “Schwarz-Rot arbeitet an der eigentlichen Problematik vorbei. Lotsen in der gesundheitlichen Versorgung wären gut, aber zusätzliche Hürden erhöhen die Gefahr, dass Menschen mit ernsthaften Beschwerden keine oder erst zu spät eine gute Versorgung erhalten.” Dass der Präsident der Bundesärztekammer wolle, dass sich Menschen mit Geld in der Tasche freikaufen können, erhöhe die Ungleichbehandlung massiv.

Auch die FDP übte Grundsatz-Kritik. “Wir haben in Deutschland eines der teuersten Gesundheitssysteme Europas, aber nur durchschnittliche Gesundheitsergebnisse. Das mahnt uns, dringend mehr Effizienz ins System zu bringen”, sagte FDP-Vize Bettina Stark-Watzinger der “Welt”. “Um Ärzte zu entlasten und die Leistungen für die Patienten zu verbessern, sollten wir vorrangig über Mechanismen wie Beitragsrückerstattungen und den verstärkten Einsatz von Telemedizin, aber vor allem über Entbürokratisierung sprechen.” Alles, was jetzt aus den Koalitionsverhandlungen bekannt sei, zeige jedoch, dass Union und SPD jegliche Reformen scheuten.

Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt auf Rekordtief

Immer weniger Apotheken: 2024 wurden nur noch 48 neue Apotheken eröffnet, während 530 Betriebe schließen mussten. Apothekenpräsident Thomas Preis warnt vor einer drohenden Versorgungslücke und fordert dringend wirtschaftliche Soforthilfen.

Berlin (red) – Die Zahl der Apotheken ist in Deutschland auf einen neuen Tiefstand gesunken.

2024 ging die Zahl der Apotheken um 530 auf 17.041 zurück: “Wir gehen stark davon aus, dass die Apothekenzahl inzwischen deutlich unter 17.000 liegt”, sagte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Thomas Preis, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. 2024 hätten nur noch 48 Apotheken neu eröffnet. “In den vergangenen zehn Jahren haben wir rund 20 Prozent der Apotheken verloren.”

“Noch können wir die Versorgung in allen Regionen aufrechterhalten”, sagte Preis zur Versorgungslage. “Aber die neue Bundesregierung muss sofort handeln, damit die Menschen weiterhin sicher sein können, immer eine Apotheke in der Nähe zu haben.” Aktuell liege die Apothekendichte in Berlin beispielsweise nur noch bei rund 18 Apotheken pro 100.000 Einwohner, im EU-Durchschnitt versorgen rund 32 Apotheken 100.000 Menschen.

Als Hauptgründe für den Rückgang nennt Preis den Fachkräftemangel und die “chronische Unterfinanzierung” des Apothekensystems. “Das Apothekenhonorar, das die Apotheken für die Abgabe und Beratung rezeptpflichtiger Arzneimittel erhalten, wird von der Politik festgelegt. Und die letzte Erhöhung dieses Honorars wurde Anfang 2013 vorgenommen”, kritisierte Preis.

In diesem Zeitraum seien aber die Kosten der Apotheken um 60 Prozent, die Inflation um knapp 30 Prozent und die Lohnkosten in den Apotheken sogar um 80 Prozent gestiegen, so der ABDA-Präsident. Preis fordert eine regelmäßige Anpassung der Honorare an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung. “Die Apotheken brauchen jetzt dringend eine wirtschaftliche Soforthilfe.”

Krankmeldungen auf Rekordhoch: Immer mehr Arbeitnehmer leiden unter Überlastung

Die Belastung im Job nimmt zu – und mit ihm die Zahl der Krankmeldungen wegen Stress und Überlastung. Laut einer Auswertung der KKH Kaufmännischen Krankenkasse sind akute Belastungsreaktionen inzwischen der dritthäufigste Krankschreibungsgrund. Seit 2019 ist die Zahl der Fehltage um 51 Prozent gestiegen.

Hannover (red) – Im vergangenen Jahr wurden so viele Mitarbeiter wegen akuter Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen krankgeschrieben wie nie zuvor. Dies geht aus einer Datenauswertung der KKH Kaufmännischen Krankenkasse für ihre rund 1,5 Millionen Versicherten für 2024 hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben) berichten.

Insgesamt verzeichnete die KKH wegen dieser Diagnose 112 Fehltage auf 100 Arbeitnehmern. 2024 waren Belastungsreaktionen der dritthäufigste Krankschreibungsgrund überhaupt – nach Infektionen der oberen Atemwege und Rückenschmerzen. Sie können auch eine Vorstufe einer Depression sein, warnt die KKH.

Die Zahl der Krankschreibungen wegen dieser Diagnose steigen nach Angaben der Krankenkasse seit Jahren deutlich an. Im Vorjahr fehlten Versicherte wegen stressbedingter Belastungen rund 105 Tage, im Vor-Corona-Jahr entfielen sogar nur 74 Tage auf 100 Beschäftigte. Das entspricht einem Anstieg seit 2019 um 51 Prozent.

Schwarz-Rot plant Milliarden-Unterstützung für Kliniken

Berlin (red) – Union und SPD planen offenbar einen Inflationsausgleich für Krankenhäuser in Höhe von vier Milliarden Euro.

Das berichtet das Nachrichtenportal Politico unter Berufung auf Kreise der Arbeitsgruppe Gesundheit in den laufenden Koalitionsgesprächen. Der Inflationsausgleich ist demnach als einmalige Hilfe an Kliniken vorgesehen, um die gestiegenen Kosten der vergangenen Jahre zu stemmen. Er soll aus Steuermitteln finanziert werden und steht damit noch unter Finanzierungsvorbehalt.

An der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Klinikreform könnte es Änderungen geben, wie es aus Kreisen der Verhandler außerdem heißt. Diese waren zuvor in der Gruppe kontrovers diskutiert worden.

Privat versichert? Warum Privatpatienten oft schlechter dastehen als gedacht

Berlin (red) – Privatpatienten sind offenbar schlechter abgesichert als häufig vermutet wird. Die Toptarife der deutschen privaten Krankenversicherungen (PKV) deckten nicht das Leistungsspektrum ab, das in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vorgeschrieben sei, heißt es in einer neuen Studie des Beratungsunternehmens Premiumcircle, über die der “Spiegel” und das ZDF-Magazin “Frontal” berichten.

In der Untersuchung wurden jeweils die Vertragsbedingungen des Spitzentarifs der 32 deutschen PKV-Anbieter mit dem vorgeschriebenen Leistungskatalog der GKV abgeglichen. Der teuerste dieser PKV-Tarife kostet fast 1.000 Euro im Monat, die Daten sind auf dem Stand von Ende Januar. “Trotz der zahlreichen Mehrleistungen in einzelnen Bereichen – keiner der Tarife bietet als Grundlage alle Leistungen an, die in der GKV selbstverständlich sind”, sagte Premiumcircle-Chef Claus-Dieter Gorr.

Das Unternehmen hat eine Software entwickelt, mit der Versicherungsmakler Verträge der Privaten vergleichen können. Während in der GKV die medizinisch notwendigen und anerkannten Leistungen weitgehend vorgeschrieben sind und sich auch unter den verschiedenen Kassen kaum unterscheiden, schließen Privatpatienten einen Einzelvertrag über versicherte Risiken ab. Was im Vertrag und den zugehörigen Leistungskatalogen nicht als versichert benannt wird, müssen die Patienten selbst zahlen.

Für alle untersuchten Verträge gilt laut Gorr: “Kein PKV-Tarif erfüllt die 104 Mindestleistungskriterien der GKV.” Viele der Leistungen, die nicht von der PKV abgedeckt werden, seien existenziell. Die Privaten wiesen große Lücken auf bei Rehabilitationsmaßnahmen nach schweren Operationen, bei Krebstherapien und Psychotherapien. Ebenso bei der Prävention, etwa der Schulung von Diabetikern.

Der PKV-Verband antwortet auf eine Anfrage der Medien, er könne “die Behauptungen und Vermutungen nicht nachvollziehen”. Anwälte berichten, dass zwischen Patienten und Versicherungen häufig darüber gestritten werde, was medizinisch notwendig sei. Roland Warther, Versicherungsanwalt im nordrhein-westfälischen Greven, sagte dem “Spiegel”: Er könne die PKV nur noch Klienten empfehlen, die eine Rechtsschutzversicherung hätten. Die von den Versicherern festgelegten Preisgrenzen, etwa für Physiotherapie, seien teils “weltfremd niedrig”.

Die Hamburger Medizinrechtlerin Juliane Winter sagte: “Ohne Rechtsbeistand kommen viele Privatversicherte nicht weiter.” Der PKV-Verband erklärte dazu, Arztrechnungen würden in der Regel reibungslos erstattet, “nur in wenigen Einzelfällen” komme es zu Beschwerden.