Kassenpatienten warten länger auf Arzttermine – GKV fordert Gleichbehandlung

Kassenpatienten in Deutschland müssen immer länger auf Arzttermine warten. Eine neue Befragung zeigt, dass vor allem Facharztpraxen betroffen sind, während die Situation bei Hausärzten vergleichsweise besser aussieht. Der GKV-Spitzenverband fordert eine Abschaffung der Ungleichbehandlung zwischen gesetzlich und privat Versicherten und setzt sich für eine Reform der Terminvergabe ein.

Berlin – Kassenpatienten warten in Deutschland länger auf Arzttermine als noch vor fünf Jahren. Das geht aus einer Befragung unter gesetzlichen Versicherten im Auftrag des GKV-Spitzenverbands hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.

Demnach sagen 21 Prozent der gesetzlich Versicherten, dass die Wartezeiten auf einen Facharzttermin “zu lang” oder sogar “viel zu lang” sind. Ein Viertel der Patienten wartet länger als 30 Tage auf einen Termin in der Facharztpraxis, aber immerhin jeder Zweite könne innerhalb von zehn Tagen den Facharzt sprechen, heißt es in der Studie, die die zentrale Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen im Frühjahr 2024 durchführen ließ.

Positiver beurteilen Kassenpatienten hingegen Wartezeiten bei ihren Hausarztpraxen: 52 Prozent empfinden die Wartezeiten dort als “genau meinen Wünschen entsprechend”, 36 Prozent als “noch akzeptabel” und nur zwölf Prozent sind unzufrieden. In Hausarztpraxen wartet die Hälfte der Patienten der Befragung zufolge nur einen Tag und 25 Prozent warten länger als drei Tage.

Insgesamt gibt ein großer Teil der Befragten aber an, dass nunmehr mehr Geduld nötig sei, um einen Termin zu erhalten: Im Fünfjahresvergleich berichten 43 Prozent, dass sich die Wartezeiten bei Fach- und Hausarztpraxen verschlechtert haben. Der GKV sieht als einen Grund für Entwicklung die Ungleichbehandlung zwischen Gesetzlich- und Privatversicherten und pocht auf Änderungen.

Man werde die “Diskriminierung der gesetzlich Versicherten gegenüber Privatpatienten” nicht länger hinnehmen, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Gleichzeitig erneuerte sie ihre Forderung, dass bei der Terminvergabe nicht mehr danach gefragt werden dürfe, ob jemand gesetzlich oder privat versichert sei.

75 Millionen Menschen in diesem Land seien gesetzlich versichert, so Stoff-Ahnis weiter. “Zu einer bedarfsgerechten und qualitätsgesicherten Versorgung gehört, dass sie einen Arzttermin bekommen, wenn sie ihn aus medizinischen Gründen brauchen und nicht irgendwann. Insbesondere für die 90 Prozent der Bevölkerung, die gesetzlich versichert sind, ist deutlich Luft nach oben”, sagte sie.

Forderungen danach, die Ungleichbehandlung bei der Terminvergabe in deutschen Arztpraxen abzuschaffen, gibt es immer wieder. Sie finden sich zum Teil auch in den Wahlprogrammen der Parteien wieder. SPD und Grüne wollen zum Beispiel eine Bürgerversicherung, in die gesetzliche und privat Versicherte einzahlen.

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) spricht sich dafür aus, die Zweiklassenmedizin abzuschaffen. Mitglieder würden verstärkt zurückmelden, dass Termine immer schwerer zu erhalten seien, sagte SoVD-Chefin Michaela Engelmeier den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. “Die Kluft zwischen privat und gesetzlich Versicherten muss endlich verkleinert werden”, forderte sie.

Von der SPD im Bundestag hieß es, man kämpfe für ein gerechtes Gesundheitssystem. “Dazu gehört auch, dass gesetzlich Versicherte dieselben Behandlungsmöglichkeiten haben wie privat Versicherte und nicht länger auf Termine warten müssen”, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin Heike Baehrens den Funke-Zeitungen. Es helfe aber nichts, wenn alle länger warten müssten. Deswegen müsse etwas getan werden, um Ärzte von medizinisch nicht erforderlichen Patientenkontakten zu entlasten.

Die GKV-Patienten wünschen sich der Befragung zufolge auch längere Öffnungszeiten. 27 Prozent der Versicherten bewerten die Öffnungszeiten der Arztpraxen als “zu kurz” oder “viel zu kurz”. Für gut die Hälfte der Befragten sind die Öffnungszeiten “noch akzeptabel”. Darüber hinaus ist das Interesse an Onlineterminvergaben gestiegen. Mittlerweile sehen 51 Prozent der Befragten die Terminvergabe über das Internet als “sehr wichtig” oder “wichtig” an. Laut GKV gebe es aber bei den Versicherten Bedenken, dass persönliche Daten zweckentfremdet verwendet werden könnten. Die GKV schlug vor, eine Vermittlungsalternative durch nicht kommerzielle Anbieter aufzubauen.

red

Verkehrsminister Wissing lehnt verpflichtende Fahrtests für Senioren ab

Verkehrsminister Wissing hat sich gegen verpflichtende Fahrtests für Senioren ausgesprochen und betont, dass die Verantwortung für die Fahrtauglichkeit bei den älteren Autofahrern selbst liege. Er kritisiert die Bürokratie, die mit solchen Vorschlägen verbunden ist, und verweist auf die Zahlen, die keinen erhöhten Unfallrisiko durch Senioren belegen.

Berlin – Zum Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) vor verpflichtenden Fahrtests für Senioren gewarnt. “Von verpflichtenden Kontrollfahrten für Seniorinnen und Senioren halte ich absolut nichts”, sagte Wissing den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben).

Es sei nicht Aufgabe des Staates, jeden Aspekt des Lebens zu regulieren. Menschen seien in der Lage, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Dafür brauche es keine Formulare und Gutachten, die nur Bürokratie produzieren und knappe Ressourcen in Behörden binden, bekräftigte Wissing.

Er sagte zudem, dass Zahlen der Unfallstatistik derzeit nicht den Schluss zuließen, dass von älteren Kraftfahrern in Deutschland ein erhöhtes Unfallrisiko ausginge. “Viele ältere Menschen sind sehr erfahrene, umsichtige Autofahrer. Ich setze hier ganz klar auf die Eigenverantwortung”, sagte der Bundesverkehrsminister.

Beim Verkehrsgerichtstag beraten Experten auch über Fahrtauglichkeitsüberprüfungen für Senioren und wollen dazu an diesem Freitag ihre Empfehlungen vorstellen.

red

Krebs bleibt häufigster Grund für Krankenhausaufenthalte – Zahl der Behandlungen steigt 2023

Krebs bleibt eine der größten Gesundheitsherausforderungen – doch trotz steigender Behandlungszahlen zeigt sich ein Hoffnungsschimmer: Bei jüngeren Patienten sinken die krebsbedingten Todesfälle, während immer mehr Menschen in den höheren Altersgruppen Hilfe suchen. Ein Blick auf die Zahlen 2023, die ein gemischtes Bild zeichnen.

Wiesbaden – Im Jahr 2023 wurden rund 1,44 Millionen Patienten wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus behandelt. Damit stieg die Zahl der stationären Krebsbehandlungen gegenüber dem Vorjahr um 2,4 Prozent, lag aber noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 mit 1,55 Millionen Behandlungsfällen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar mitteilte. Die Zahl der stationären Krankenhausbehandlungen insgesamt stieg im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent.

Krebs war laut Destatis im Jahr 2023 der fünfthäufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt: 8 Prozent aller stationären Behandlungen waren auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Häufiger wurden nur Krankheiten des Kreislaufsystems (15 Prozent), Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (10 Prozent), Krankheiten des Verdauungssystems (10 Prozent) und Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und Bindegewebes (8 Prozent) stationär behandelt.

Besonders häufig werden Menschen im Alter von 60 bis 79 Jahren wegen Krebs im Krankenhaus behandelt, so das Bundesamt. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) aller Krebspatienten war 2023 in dieser Altersgruppe. Ein Fünftel (20 Prozent) der Krebspatienten war im Alter von 40 bis 59 Jahren, weitere 20 Prozent waren 80 Jahre oder älter. Jüngere Menschen werden deutlich seltener aufgrund einer Krebserkrankung stationär behandelt: Nur 5 Prozent der Krebspatienten waren unter 40 Jahre alt.

Von allen Krebspatienten 2023 wurden Destatis zufolge diejenigen mit der Diagnose Lungen- und Bronchialkrebs (12 Prozent), Darmkrebs (10 Prozent) und Brustkrebs (9 Prozent) am häufigsten versorgt, gefolgt von Hautkrebs (8 Prozent), Harnblasenkrebs (7 Prozent) und Prostatakrebs (7 Prozent). Unter den weitverbreiteten Krebserkrankungen gab es im Jahr 2023 durchweg einen Anstieg der stationären Behandlungen gegenüber dem Vorjahr: Am deutlichsten stiegen dabei die Krankenhausaufenthalte aufgrund von Hautkrebs (+7 Prozent), Prostatakrebs (+7 Prozent) und Harnblasenkrebs (+4 Prozent).

Mit verbesserter Prävention, Vorsorge und Behandlung bei Krebserkrankungen stiegen auch die Heilungschancen, erklärten die Statistiker. Zwar ist die Zahl der Todesfälle mit der Ursache Krebs binnen 20 Jahren gestiegen: Im Jahr 2023 starben mit 230.300 Menschen rund 10 Prozent oder 21.000 Menschen mehr an den Folgen von Krebs als 2003 mit 209.300 krebsbedingten Todesfällen. Der Anstieg dürfte jedoch vor allem auf die Alterung der Bevölkerung zurückzuführen sein, hieß es.

Im Jahr 2023 starben in der Altersgruppe 80 Jahre und älter knapp zwei Drittel (+64 Prozent) mehr Menschen an Krebs als noch 20 Jahre zuvor. Bei den jüngeren Altersgruppen sind die Zahlen dagegen im selben Zeitraum gesunken: prozentual am stärksten in der Gruppe der unter 40-Jährigen (-32 Prozent). Aber auch in den Altersgruppen von 40 bis 59 Jahren (-26 Prozent) und von 60 bis 79 Jahren (-6 Prozent) starben im Jahr 2023 weniger Menschen als 20 Jahre zuvor, wie aus den Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht.

red

Kritik am Cannabisgesetz: Richter- und Hanfverband fordern Überarbeitung

Der Deutsche Richterbund und der Deutsche Hanfverband fordern eine Überarbeitung des Cannabisgesetzes nach der Wahl. Zu viele Schlupflöcher und unscharfe Regelungen könnten weiterhin Drogendealer begünstigen, warnen beide Organisationen.

Berlin – Sowohl der Deutsche Richterbund (DRB) als auch der Deutsche Hanfverband (DHV) fordern eine Überarbeitung des Cannabisgesetzes nach der Wahl. Zu viele Drogendealer, “die im großen Stil gegen Strafgesetze verstoßen”, könnten vom Cannabisgesetz profitieren, sagte DRB-Geschäftsführer Sven Rebehn der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (Donnerstagausgabe).

“Eine neue Bundesregierung wäre gut beraten, die Praxiserfahrungen rasch aufzugreifen und das Cannabisgesetz zumindest so zu überarbeiten, dass es vernünftig anwendbar ist und keine Schlupflöcher für organisierte Kriminelle lässt”, so Rebehn.

Der Deutsche Hanfverband will weiterhin eine “richtige Legalisierung”, sieht kurzfristig diverse notwendige Detailverbesserungen. “Dass Soldaten der Konsum in der Freizeit untersagt ist, entbehrt jeder Grundlage”, sagte DHV-Geschäftsführer Georg Wurth.

Zudem müsse der Gesetzgeber “endlich definieren, was “eine nicht geringe Menge bei Cannabis ist”. Gerichte würden noch immer den alten Wert von 7,5 Gramm THC anwenden. Das habe zur Folge, dass Cannabiskonsumenten schon bei geringfügigen Überschreitungen der legalen Besitzmengen mit Gefängnisstrafen rechnen müssen”, sagte Wurth. Trotz Entkriminalisierung würden Konsumenten so sehr schnell zu Verbrechern gemacht.

red

Das denkt der Deutschland-Chef von Nestle über Zuckersteuer und Werbeverbote

Strengere Gesetze wie Zuckersteuer oder Werbeverbote? Für den Nahrungsmittelkonzern Nestlé kein Problem, sagt Deutschland-Chef Alexander von Maillot. Doch Reformulierungen treffen oft auf den Geschmack der Kunden – und bringen nicht immer den gewünschten Effekt.

Frankfurt am Main – Nestlé-Deutschland-Chef Alexander von Maillot hätte kein Problem mit strengeren Gesetzen.

Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel oder eine Zuckersteuer, wie sie von der Ampel-Koalition diskutiert worden sind, würde sein Unternehmen selbstverständlich umsetzen, sagte der Manager dem “Tagesspiegel”. Er habe in vielen Ländern gearbeitet und bezweifle, dass solche Vorgaben wirken, gab von Maillot allerdings zu bedenken. “Aber natürlich ist es legitim, so etwas zu versuchen”.

Es gebe Produkte wie Ketchup, bei denen man den Zucker einigermaßen problemlos herausnehmen könne, bei Schokolade sei das aber schwieriger. Weniger Zucker in der Schokolade oder weniger Salz im Fertigessen gingen oft am Geschmack der Kunden vorbei: Als Nestlé seine Pizzen weniger stark gesalzt habe, hätten Menschen sie zum Teil nicht mehr so lecker gefunden. “Auch bei Maggi-Suppen haben wir beispielsweise Salz reduziert. Manche Leute salzen dann einfach nach”, sagte von Maillot.

red

Özdemir warnt: MKS-Ausbreitung könnte zur wirtschaftlichen Katastrophe werden

Angesichts der Maul- und Klauenseuche in Deutschland warnt Landwirtschaftsminister Özdemir vor schweren wirtschaftlichen Folgen. Entschädigungen für betroffene Landwirte sind gesichert, doch ein größerer Ausbruch könnte Export und Landwirtschaft hart treffen. „Das Ziel muss sein, dass kein Hof deshalb aufgeben muss“, so der Grünen-Politiker.

Berlin – Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat vor schweren wirtschaftlichen Schäden gewarnt, sollte es nicht gelingen, die Verbreitung der Maul- und Klauenseuche (MKS) zu stoppen. “Das wäre eine wirtschaftliche Katastrophe”, sagte Özdemir der Sendung “Frühstart” von RTL und ntv am Donnerstag. “Es ist schon schlimm genug für diejenigen, die innerhalb dieser Sperrzone sind.”

Man müsse jetzt alles dafür tun, dass Deutschland wieder frei von der Maul- und Klauenseuche werde, sagte der Grünen-Politiker. Es werde weiterhin lückenlos untersucht, um auszuschließen, dass es zum Ausbruch kommt.

Özdemir verwies darauf, dass es bei Tierseuchen einen “geübten Mechanismus” für Entschädigungen gebe. “Dafür gibt es eine Tierseuchenkassen, die entschädigt für die Tiere, die gekeult werden, wenn sie abtransportiert werden müssen”, sagte er. Sollte es aber zu einem größeren Ausbruch kommen, müsse der Umfang der Schäden betrachtet werden. “Hier reden wir ja, wenn es zu einem größeren Ausbruch kommt, über wirtschaftliche Folgen, die weit über das hinausgehen für den Export. Da wird man sich dann sicherlich anschauen müssen, wie umfangreich die Schäden sind und dann wird sich da keiner aus der Verantwortung ziehen können”, so Özdemir. “Das Ziel muss sein, dass kein Hof deshalb aufgeben muss.”

red

1 Million Menschen sind in 2024 in Deutschland gestorben

2024 starben in Deutschland erstmals seit Jahren wieder weniger Menschen: Laut Statistischem Bundesamt sank die Zahl der Sterbefälle um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit zeichnet sich eine Rückkehr zu Vor-Corona-Mustern ab, begleitet von einer steigenden Lebenserwartung.

Wiesbaden – Im Jahr 2024 sind in Deutschland nach vorläufigen Zahlen etwas mehr als 1,0 Millionen Menschen gestorben. Die Zahl der Sterbefälle ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent oder etwa 25.500 Fälle gesunken, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mitteilte.

Die Sterbefallzahlen sind demnach in der zweiten Januarhälfte 2024 zeitgleich mit der stärkeren Verbreitung von Atemwegserkrankungen zeitweise über den mittleren Wert der Jahre 2020 bis 2023 hinaus angestiegen. Das Sterbegeschehen im Januar lag laut Destatis aber insgesamt im Bereich des Vergleichswertes (+2 Prozent). Die Sterbefallzahlen im Februar lagen über dem mittleren Wert der vier Vorjahre (+6 Prozent; ohne den zusätzlichen Schalttag: +3 Prozent). Mit Auslaufen der saisonalen Grippewelle im März fielen die Sterbefallzahlen dann unter den Vergleichswert der Vorjahre (-6 Prozent). Auch im April lagen sie darunter (-6 Prozent).

Zwischen Mai und Oktober bewegten sie sich im Bereich des Medians der vier Vorjahre. Nur in einzelnen Wochen, zum Beispiel während Hitzeperioden, stiegen die Sterbefallzahlen erkennbar darüber hinaus an. Ab Ende Oktober lagen die Sterbefallzahlen wieder durchgehend unter dem mittleren Wert der vier Vorjahre – im Dezember war der Abstand mit -15 Prozent besonders deutlich.

Dass die Sterbefallzahlen im Jahresverlauf 2024 teils erkennbar unter dem mittleren Wert der vier Vorjahre lagen, hängt mit den zeitweise deutlich erhöhten Sterbefallzahlen während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 bis 2022 zusammen, erläuterten die Statistiker. Es bedeute nicht zwangsläufig, dass die Sterblichkeit in diesen Phasen außergewöhnlich niedrig gewesen sei.

So habe sich beispielsweise in den drei Jahren der Corona-Pandemie ein saisonales Muster gezeigt, bei dem die Sterbefallzahlen zum Jahresende deutlich und im Vergleich zu vorpandemischen Jahren in ungewöhnlichem Maße angestiegen sind. Dieses Muster werde im aktuellen Vergleich der Sterbefallzahlen des Jahres 2024 mit dem mittleren Wert der vier Vorjahre 2020 bis 2023 berücksichtigt, erklärte das Bundesamt. Dass die Sterbefallzahlen im Dezember 2024 nun vergleichsweise niedrig waren, zeige somit eine Rückkehr zu dem saisonalen Muster an, das vor der Pandemie in fast allen Jahren beobachtet wurde.

Aufgrund des zunehmenden Anteils älterer Menschen an der Bevölkerung wird seit mehr als 20 Jahren mit einer jährlich steigenden Zahl der Sterbefälle in Deutschland gerechnet. Gleichzeitig stieg die Lebenserwartung vor Beginn der Corona-Pandemie tendenziell an. Der Effekt der steigenden Lebenserwartung schwächte damit den Alterungseffekt ab.

In den Pandemiejahren 2020 bis 2022 war der Anstieg der Sterbefälle stärker ausgeprägt als in fast allen Jahren zuvor, die Lebenserwartung sank. Ausgehend von einem entsprechend hohen Niveau von rund 1,07 Millionen Gestorbenen im Jahr 2022 waren die Sterbefallzahlen 2023 erstmals seit 2019 im Vorjahresvergleich wieder gesunken. Die Lebenserwartung war zeitgleich wieder angestiegen, hatte jedoch noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht. Die Ergebnisse für das Jahr 2024 zeigen nun, dass die Sterbefallzahlen auch 2024 weiter zurückgegangen sind und sich der Aufholeffekt bei der Lebenserwartung weiter fortgesetzt haben dürfte, so das Statistische Bundesamt.

red

Sterberhilfe: Immer mehr Menschen wählen den begleiteten Freitod

Die Zahl der Freitodbegleitungen in Deutschland hat sich 2024 auf rund 1.200 Fälle erhöht. Insbesondere ältere Menschen mit Multimorbidität suchen vermehrt Unterstützung. Die DGHS sieht jedoch Aufklärungsbedarf, um Betroffenen ihre Rechte und Möglichkeiten am Lebensende besser zugänglich zu machen.

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) geht davon aus, dass im Jahr 2024 rund 1.200 Personen in Deutschland sogenannte Freitodbegleitungen in Anspruch genommen haben. Die Patientenschutz-Organisation selbst hatte 623 Freitodbegleitungen vermittelt, wie DGHS-Vorsitzender Robert Roßbruch am Dienstagvormittag erklärte.

Eine Anfrage bei Dignitas Deutschland habe ergeben, dass der Verein Dignitas Deutschland 183 Begleitungen durchführte und der Verein Sterbehilfe Deutschland 171. Hinzu kommen geschätzt 200 bis 250 Begleitungen durch allein tätige Ärzte oder andere dritte Personen.

2021 hatte die DGHS noch 120 Freitodbegleitungen vermittelt, 2023 waren es 418. Den Anstieg erklärt die Organisation insbesondere damit, dass man zu Beginn organisatorisch und personell nicht auf eine hohe Zahl an Anfragen vorbereitet gewesen wäre und in der Bevölkerung das Bewusstsein über legale und professionelle Suizid-Assistenz gering war. Mittlerweile sei bei den Anträgen in der DGHS-Geschäftsstelle ein gewisser Sättigungsgrad erreicht, obwohl bei nur 0,1 Prozent der rund 10.500 Suizide im vergangenen Jahr Freitodbegleitungen in Anspruch genommen wurden.

Die Anfragen auf Vermittlung bei der DGHS kamen vor allem von Menschen im Alter zwischen 80 und 89 Jahren. Bei Unter-50-Jährigen ist die Zahl der Anfragen vergleichsweise gering. Am häufigsten wurde als Hauptmotiv Multimorbidität genannt, gefolgt von Lebenssattheit, Krebserkrankungen und neurologischen Krankheiten.

“Die Mehrheit der Menschen hat aufgrund der fatalen informationslage kaum eine Chance von ihrem Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende gebraucht zu machen”, bemängelte DGH-Vorsitzender Robert Roßbruch. “Hier ist dringender Aufklärungsbedarf, auch durch seriöse Berichterstattung.” Nötig sei auch eine aufklärende Ärzteschaft über die Rechtslage und die Praxis der Freitodhilfe.

red

Arzneimittelkrise: Sieben Wirkstoffe weiterhin knapp – Apotheker in Sorge

Die Arzneimittelknappheit in Deutschland erreicht einen neuen Höhepunkt: Essenzielle Medikamente wie Antibiotika für Kinder oder Asthma-Inhalatoren sind weiterhin schwer verfügbar. Apotheker schlagen Alarm und kritisieren die bisher getroffenen Maßnahmen als unzureichend.

Berlin – Die Apotheken in Deutschland sorgen sich wegen Knappheiten bei Arzneien. “Für sieben Wirkstoffe besteht seit dem letzten Jahr und weiterhin ein bedenklicher Versorgungsmangel”, sagte der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, der “Rheinischen Post” (Dienstagsausgabe).

“Dazu gehören essenzielle Medikamente wie Kochsalzlösungen, Antibiotika-Säfte für Kinder, Salbutamol zum Inhalieren bei Asthma und Folinsäure, was bei Krebstherapien gebraucht wird.” Eine solche Situation habe es noch nie gegeben. “So schlecht sind wir noch nie in ein neues Jahr gestartet.” Preis sagte: “Ein Versorgungsmangel wird nur festgestellt, wenn die Behörden die Versorgung der betroffenen Patienten als sehr kritisch einschätzen. Leider nehmen gefährliche Versorgungsmangelsituationen von Jahr zu Jahr zu.”

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bestätigte der Zeitung: “Aktuell sind sieben Bekanntmachungen nach §79 Absatz 5 AMG zu Versorgungsmangelsituationen der Wirkstoffe Fosfomycin, Diamorphin, Natriumchlorid, Natriumperchlorat, antibiotikahaltige Säfte für Kinder, Salbutamol und Folinsäure veröffentlicht.” Das BfArM prüfe und beobachtet die Versorgungslage in jedem Einzelfall intensiv. “In der Folge führt eine solche Bekanntmachung einer versorgungskritischen Situation aufgrund der dadurch möglichen Maßnahmen in der Regel zu einer deutlichen Stabilisierung der Versorgungsituation.”

Versorgungsmangel ist gravierender als ein Lieferengpass. Derzeit verzeichnet das BfArM 448 Lieferengpassmeldungen, das sei weniger als im Herbst, so der Sprecher. Der Apothekerverbandschef sagte dazu: Seit über zwei Jahren seien Hunderte Medikamente nicht lieferbar – “die Maßnahmen der Ampel haben nahezu keine Wirkung gehabt”, so Thomas Preis.

red

Zusammenhang zwischen Pestiziden und Parkinson: 8.300 Fälle in Deutschland werden untersucht

Tausende Landwirte und Gärtner in Deutschland könnten durch den Umgang mit Pestiziden an Parkinson erkrankt sein. Die Sozialversicherung prüft in mehr als 8.300 Fällen eine Anerkennung als Berufskrankheit. Ein Gutachten sieht einen klaren Zusammenhang – doch die Bearbeitung dauert an. Betroffene hoffen auf Rentenansprüche und Unterstützung.

Berlin – Sind Tausende Landwirte und Gärtner in Deutschland an Parkinson erkrankt, weil sie beruflich mit Pestiziden in Kontakt gekommen sind? Laut “Neuer Osnabrücker Zeitung” (Montagausgabe) wird in gut 8.300 Fällen eine Anerkennung als Berufskrankheit geprüft.

Eine Sprecherin der zuständigen Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) erklärte dem Blatt, bislang sei noch keine Anerkennung ausgesprochen worden. “Aufgrund der hohen Anzahl zu überprüfender Verdachtsfälle gehen wir davon aus, dass die Bearbeitung noch längere Zeit in Anspruch nimmt.”

Hintergrund der Überprüfungswelle ist eine im März 2024 veröffentlichte Empfehlung des Ärztlichen Sachverständigenbeirats des Bundesarbeitsministeriums. Das Expertengremium war nach mehrjähriger Prüfung zu dem Ergebnis gekommen, dass der Umgang mit gewissen chemischen Pflanzenschutzmitteln Parkinson auslösen kann. Deswegen sprachen sich die Fachleute für eine Anerkennung als Berufskrankheit aus.

Die Anerkennung bedeutet, dass Betroffene Anspruch auf Leistungen ihrer Unfallversicherungsträger haben, etwa Renten. Die Aufnahme in den entsprechenden Katalog ist indes noch nicht erfolgt, wie ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums der NOZ unter Verweis auf noch laufende Abstimmungsprozesse bestätigte.

Für Betroffene habe dies aber keine Auswirkungen: In der Zwischenzeit sei eine Anerkennung als sogenannte Wie-Berufskrankheit möglich, die mit identischen Ansprüchen verbunden ist. Bis zu der Entscheidung im vergangenen Jahr hatten Parkinson-Patienten, die ihre Erkrankung auf beruflichen Pestizid-Einsatz zurückführen, kaum Chancen auf Anerkennung. 60 entsprechende Verdachtsanzeigen waren in den zurückliegenden Jahren laut NOZ bei der SVLFG eingegangen, aber alle negativ beschieden worden.

Die Versicherung hatte von sich aus nach eigenen Angaben 7.900 Versicherte angeschrieben, die in den vergangenen Jahren aufgrund einer Parkinson-Erkrankung behandelt worden waren. Weitere 400 Verdachtsanzeigen kamen durch Ärzte, Arbeitnehmer oder Unternehmer noch hinzu.

red