Wenn Hitze krank macht – und manchmal tötet: Über 1.400 Klinikfälle pro Jahr

Sonnenstich, Hitzeschlag, Kreislaufversagen: In Deutschland landen jedes Jahr im Schnitt über 1.400 Menschen wegen Hitze im Krankenhaus – besonders in Jahren mit vielen Extremtemperaturen. Die Zahlen sinken leicht, doch das Risiko bleibt. Und in Hitzewellen steigt auch die Sterblichkeit insgesamt.

Ludwigsburg (red) – Hitzschläge, Sonnenstiche und andere durch Hitze oder Sonnenlicht verursachte gesundheitliche Schäden haben im Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2023 zu gut 1.400 Krankenhausbehandlungen pro Jahr geführt. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mit.

Mit gut 800 Fällen lag die Zahl der hitzebedingten stationären Behandlungen im Jahr 2023 unter dem langjährigen Durchschnitt. In den letzten Jahren ging die Zahl der Krankenhausbehandlungen wegen Hitze und Sonnenlicht tendenziell zurück. Dies liegt zum Teil an der Covid-19-Pandemie, während der alle Krankenhausbehandlungen zurückgegangen waren. Zudem könnte eine höhere Sensibilisierung der Bevölkerung für die gesundheitlichen Gefahren von Hitze ein Grund für den Rückgang sein.

Zu überdurchschnittlich vielen hitzebedingten Krankenhausbehandlungen kommt es hierzulande in der Regel in Jahren mit vielen sogenannten Hitzetagen mit Temperaturen von 30 Grad Celsius oder mehr. In den Jahren 2003, 2015 und 2018 zählte der Deutsche Wetterdienst (DWD) deutschlandweit im Durchschnitt die meisten Hitzetage seit den 1950er-Jahren. Die meisten stationär behandelten Hitzeschäden gab es im Jahr 2003 mit 2.600 Fällen bei 19,0 Hitzetagen – gefolgt von gut 2.300 hitzebedingten Krankenhausbehandlungen bei 17,6 Hitzetagen im Jahr 2015. 2018 gab es rund 1.600 hitzebedingte Krankenhausbehandlungen bei 20,4 Hitzetagen.

Als unmittelbare und hauptsächliche Todesursache werden Hitzeschäden mit jährlich 22 Todesfällen im Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2023 in der amtlichen Todesursachenstatistik selten festgestellt. 2023 verstarben 37 Menschen an Schäden durch Hitze und Sonnenlicht. Dazu zählen etwa Hitzschläge und Sonnenstiche, Hautkrebs jedoch nicht. Sehr hohe Temperaturen lassen die Sterblichkeit jedoch insgesamt steigen, da in vielen Fällen die Kombination aus Hitze und Vorerkrankungen das Sterberisiko erhöht. So stiegen in von Hitzeperioden geprägten Wochen die Sterbefallzahlen in der Vergangenheit oft an.

SPD-Spitze drängt auf AfD-Verbotsverfahren

Die SPD will den Druck erhöhen: Mehrere führende Parteimitglieder sprechen sich klar für ein AfD-Verbotsverfahren aus – sobald die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Ein entsprechendes Signal soll vom kommenden Bundesparteitag ausgehen.

Berlin (red) – Führende SPD-Politiker fordern mit Blick auf den Bundesparteitag, ein mögliches Verbotsverfahren gegen die AfD ernsthaft zu prüfen. “Das Verbotsverfahren muss eingeleitet und ein Prüfantrag gestellt werden”, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Serpil Midyatli dem “Handelsblatt” (Donnerstagsausgabe).

Ein Parteienverbot sei zwar ein “scharfes Schwert”. Wenn aber alle Anforderungen erfüllt seien, “sind wir auch in der Pflicht, damit zum Verfassungsgericht zu gehen”. Midyatli nannte als eine Voraussetzung, dass sich die AfD immer weiter radikalisiere. “Nicht zuletzt die Einstufung durch den Verfassungsschutz ist ein weiterer Beleg dafür”, sagte sie.

SPD-Vorstandsmitglied Sebastian Roloff macht ebenfalls Druck. “Nachdem der rechtsextreme Charakter der AfD quasi amtlich dokumentiert ist, muss der Rechtsstaat alles versuchen, was in seiner Macht liegt, um sich dieser Gefahr für das eigene Bestehen entgegenzustellen”, sagte Roloff dem “Handelsblatt”. Er befürworte daher ein Verbotsverfahren.

Der SPD-Innenpolitiker Lars Castellucci nannte dafür eine Grundbedingung: “Aus meiner Sicht sollte der Ablauf so gestaltet werden, dass ein Verbotsverfahren in dem Moment eingeleitet werden kann, wenn die Gerichte letztinstanzlich die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem bestätigt haben – wovon man ausgehen kann”, sagte er der Zeitung.

Entscheidend sei dann, den Nachweis zu liefern, “dass die verfassungsmäßige Ordnung durch die Umtriebe der AfD tatsächlich gefährdet ist”. Das Gutachten des Verfassungsschutzes zur Hochstufung der Partei als “gesichert rechtsextremistische Bestrebung” reicht aus Sicht Castelluccis dafür nicht aus, da sich die bisherigen Untersuchungen des Nachrichtendienstes nur auf Ideologie, politische Initiativen und Vernetzung konzentrierten.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner mahnte daher, ein Verbotsantrag müsse “alle Kriterien der Sorgfalt und Qualität erfüllen, um die Erfolgsaussichten beim Bundesverfassungsgericht zu maximieren”. Deshalb sollte auf dem Bundesparteitag “das klare politische Signal gegeben, aber kein zeitlicher Druck aufgebaut werden”, sagte er dem “Handelsblatt”.

Maskenaffäre: Grüne werfen Spahn und Warken mangelnden Willen zur Aufklärung vor

Geschwärzte Seiten, unlesbare Fußnoten und offene Fragen: Der Streit um Spahns Masken-Deals flammt neu auf – während die Grünen Aufklärung fordern, setzt die Union auf Kommission statt Klartext.

Berlin (red) – Die Grünen werfen Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn und der jetzigen Amtsinhaberin Nina Warken (beide CDU) mangelnden Aufklärungswillen vor, wenn es um die Maskenbeschaffung zu Beginn der Corona-Zeit geht.

“Jens Spahn und Nina Warken scheuen Transparenz und Aufklärung wie der Teufel das Weihwasser”, sagte Fraktionsvize Andreas Audretsch den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgaben) über die bearbeitete Fassung des Berichts der Sonderbeauftragten Sudhof, der am Dienstag öffentlich wurde.

“Fünf Seiten sind vollständig geschwärzt, sieben weitere nur zur Hälfte lesbar, die Fußnoten sind auf einem Großteil der Seiten komplett unkenntlich gemacht. Besonders in den Kapiteln zu Direktverträgen mit einzelnen Unternehmen”, kritisierte Audretsch. “Warum? Mit welchen Bekannten hat Jens Spahn welche Geschäfte gemacht?” Genau hier brauche es Transparenz.

Spahns Verweise auf eine geplante Enquete-Kommission nannte Audretsch eine “Nebelkerze”. “Alle wissen, dass eine Enquetekommission keine Instrumente zu ernsthafter Aufklärung hat”, sagte der Grünen-Politiker. Diese immer neuen Manöver würden kein Vertrauen schaffen. Wolle Spahn Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, dann bleibe nur volle Transparenz, Aufklärung und Aufarbeitung.

Der stellvertretende Chef der Unionsfraktion, Albert Stegemann, attestierte Spahn, in einer “schwierigen Lage Verantwortung” übernommen und “wichtige Entscheidungen” getroffen zu haben. Der Sudhof-Bericht werde aktuell gründlich ausgewertet, sagte er. Er zeige jedoch schon jetzt “methodische Schwächen”. So sei beispielsweise unklar, auf welchen Quellen er basiert oder wer befragt wurde. “Unser Ziel ist eine umfassende Aufarbeitung der Pandemie ohne parteipolitische Schuldzuweisungen”, sagte Stegemann den Funke-Zeitungen. Deshalb bringe man diese Woche eine Enquete-Kommission auf den Weg.

Neue Medikamente und effizientere Solarzellen: Google will ersten Quantencomputer bauen

Google-Forscher Hartmut Neven erwartet den praktischen Einsatz von Quantencomputern noch vor 2030. Die Technologie soll neue Medikamente, bessere Solarzellen und Batterien ermöglichen. Nevens Vision: Künftig könnten Quantenrechner sogar das Bewusstsein beeinflussen.

Menlo Park (red) – Der Leiter des Quantencomputer-Labors von Google, Hartmut Neven, rechnet damit, dass seine neuartige Technologie noch vor 2030 eingesetzt wird. Als erstes könnten chemische Moleküle simuliert werden, sagte Neven dem “Spiegel”. “Das wird uns helfen, neue Wirkstoffe für Medikamente zu finden. Oder beim Bau besserer Solarzellen, Wasserfilter oder Batterien für E-Autos.”

Quantencomputer bestehen aus sogenannten Qubits, die anders als herkömmliche Bits nicht nur Null und Eins, sondern eine Vielzahl an Zuständen einnehmen. So sollen sich bestimmte Rechnungen deutlich schneller ausführen lassen. Zahlreiche Unternehmen und Forschungsgruppen arbeiten an der Technologie. Der jüngste Quantenchip von Google besteht laut Neven aus 105 Qubits, die zusammen einen weitgehend stabilen, sogenannten logischen Qubit bilden. Für erste praxisrelevante Aufgaben benötige man etwa 60 logische Qubits.

Neven hält Quantencomputer und künstliche Intelligenz für die beiden “transformativsten” Techniken, “die wir in unserer Lebenszeit erleben”. Künftig könnten sie in Rechenzentren parallel laufen und sich so ergänzen. “Viele Probleme kann eine KI allein selbst auf dem besten Supercomputer nicht lösen, im Zusammenspiel mit Quantenrechnern dagegen schon.”

Mit Quantencomputern will der Google-Forscher auch das menschliche Bewusstsein ergründen. Dazu arbeitet er an einem Experiment, bei dem ein Quantenrechner mit einem Gehirn verbunden wird. Noch sei das technisch allerdings nicht möglich. “Wenn meine Hypothese stimmt, sollten Sie in diesem Set-up merken: Wow, meine Erfahrung ist reicher geworden”, sagte Neven. “Vielleicht schmeckt der Kaffee plötzlich intensiver und das Rot erscheint röter.”

Masken-Affäre: Ministerin will geschwärzten Bericht dem Bundestag vorlegen

In der Masken-Affäre will Bundesgesundheitsministerin Warken den Untersuchungsbericht dem Bundestag zugänglich machen – allerdings in geschwärzter Form. Datenschutz und laufende Verfahren lassen keine vollständige Offenlegung zu. Die Ministerin betont: Mehr Transparenz sei derzeit nicht möglich.

Berlin (red) – In der Debatte um den Untersuchungsbericht zur Masken-Affäre hat Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) angekündigt, den in Teilen geschwärzten Bericht dem Haushaltsausschuss des Bundestages zur Verfügung zu stellen. “Ich habe beschlossen, den Bericht in der kommenden Sitzungswoche dem Haushaltsausschuss des Bundestages offenzulegen. Dazu wird das Papier dem Ausschusssekretariat zugeleitet”, sagte Warken der “Rheinischen Post” (Freitagausgabe).

“Um unserer Pflicht zum Datenschutz nachzukommen, werden wir die Passagen schwärzen, die die erwähnten schützenswerten Daten enthalten.” Der Bericht enthalte Informationen, die man schützen müsse. “Denken Sie beispielsweise an personenbezogene Mitarbeiterdaten, Geschäftsgeheimnisse betroffener Unternehmen und Dinge, die die laufenden Gerichtsprozesse mit Maskenlieferanten betreffen”, so Warken.

Sie verstehe das Interesse an Transparenz. “Ich würde den Bericht lieber heute als morgen komplett veröffentlichen, darf es aber schlicht nicht”, erläuterte die Ministerin. Das Dokument sei für die Abgeordneten gedacht. “Es bleibt als Verschlusssache eingestuft. Noch mehr Transparenz geht leider nicht”, sagte Warken.

Auf die Frage, ob der Bericht dem betroffenen Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hätte vorgelegt werden sollen, sagte sie: “Alle Abgeordneten müssen dieselben Rechte haben. Ich kann aber nachvollziehen, dass Jens Spahn gern vor der öffentlichen Diskussion über einzelne Passagen des Berichts Kenntnis gehabt hätte”, so die CDU-Politikerin. “Und unverständlich ist, dass ihm nicht einmal während der Erarbeitung des Dokuments Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben wurde.”

Zu Spahns Vorgehen im Amt während der Corona-Zeit sagte Gesundheitsministerin Warken, Spahn habe Verantwortung übernommen in schwierigen Zeiten. “Dass man einiges im Rückblick mit dem Wissen von heute hätte anders machen können, sagt er selber. Aber das ist das Schicksal eines jeden Krisenmanagers, der in Notsituationen schnell entscheiden muss.” Sie habe den Bericht zur Aufarbeitung der Maskenbeschaffung mit ihrer Amtsübernahme vorgefunden. “Jetzt geht es mir darum, die Lehren daraus im Haus zu ziehen und sicherzustellen, dass wir vorbereitet sind, wenn noch einmal ähnliche Herausforderungen auf uns zukämen”, sagte Warken.

Kommunen fordern Milliarden für Hitzeschutz – Städte- und Gemeindebund legt Fünf-Punkte-Plan vor

Der Städte- und Gemeindebund drängt auf rasche Milliardenhilfen für Hitzeschutz in Städten: Flächen entsiegeln, Grünflächen schaffen, Infrastruktur anpassen – damit Kommunen dem Klimawandel besser standhalten können. Besonders gefährdet: Ältere, Kinder und Wohnungslose.

Berlin (red) – Der Städte- und Gemeindebund hat einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt, um Kommunen besser vor Hitze zu schützen.

‚In der kommunalen Praxis müssen wir die Erstellung von Klimaanpassungskonzepten sowie weitere Maßnahmen wie Flächenentsiegelung, die Schaffung von Regenwasserrückhalteräumen, eine klimaangepasste Abwasserinfrastruktur oder auch mehr Grün in unseren Innenstädten organisieren`, zitieren die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben) aus dem Papier.

‚Es ist daher erforderlich, dass die für den Klima- und Transformationsfonds versprochenen Investitionsmittel in Höhe von 100 Milliarden Euro in den kommenden Jahren in wesentlichen Teilen dem kommunalen Klimaschutz zugutekommen.` Jährlich seien mindestens fünf Milliarden Euro für entsprechende Hitzeschutzkonzepte und Anpassungsmaßnahmen erforderlich.

Der Hauptgeschäftsführer des kommunalen Spitzenverbands, André Berghegger, sagte: ‚Gerade für ältere Menschen, Kinder, Menschen mit Vorerkrankungen und wohnungslose Menschen bestehen hohe Gesundheitsrisiken.` Daher müssten besonders Einrichtungen der Altenpflege oder für Kinderbetreuung entsprechende Konzepte aufgesetzt und finanziert werden. Berghegger verlangte ‚bürokratiearme Infrastrukturprogramme`, die vor Ort ‚nach den jeweiligen Bedarfen eingesetzt werden können`.

Maskenaffäre: Spahn für Veröffentlichung des Corona-Berichts

Unionsfraktionschef Jens Spahn fordert die Veröffentlichung des Maskenberichts – und pocht auf eine rasche Aufarbeitung der Pandemie. Der frühere Gesundheitsminister verteidigt sein Vorgehen in der Krise: Gesundheitsschutz habe Vorrang gehabt, auch vor finanziellen Risiken

Berlin (red) – Der frühere Gesundheitsminister und jetzige Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) hat sich klar für die Veröffentlichung des Berichts zur Corona-Maskenaffäre ausgesprochen. “Für mich wäre es aktuell sicher einfacher, wenn der Bericht bekannt wäre”, sagte Spahn der “Rheinischen Post” (Samstagsausgabe).

Er habe nichts zu verbergen. “Ich stehe zu meinen Entscheidungen und übernehme Verantwortung. Wir haben die Pandemie in Deutschland insgesamt erfolgreich bewältigt, dabei aber auch Fehler gemacht.” Spahn fügte hinzu, dass er den Sudhof-Text nicht kenne. “Ich würde ihn selbst gerne lesen. Ich bin auch nie dazu befragt worden. Stattdessen nehme ich zur Kenntnis, dass einzelne Textteile an Journalisten gestreut werden.” Gemeint sind Informationen aus einem bislang unter Verschluss gehaltenen Bericht von Sonderermittlerin Margaretha Sudhof zu teuren Maskenkäufen in der Anfangszeit der Pandemie.

Spahn wies die Vorwürfe, überteuert Masken gekauft zu haben, zurück. “Das Motto war in dieser Not, dass wir Masken brauchen, koste es, was es wolle. Wir sind finanzielle Risiken eingegangen, um Risiken für Gesundheit und Leben zu reduzieren. Es gab keine Blaupause für die Pandemie. Und wenn wir heute nun Maßstäbe eines ganz normalen Verwaltungshandelns anlegen, dann kann ich nur sagen: Erinnert euch, wie dramatisch die Lage war. Da war nichts normal. Ich wundere mich schon, wie schnell das vergessen ist”, sagte der frühere Gesundheitsminister.

Spahn sprach sich für eine zügige Aufarbeitung der Pandemie insgesamt und für die Einsetzung der Enquete-Kommission im Bundestag noch vor der Sommerpause aus. “Damit wir sehr zügig in die strukturierte Aufarbeitung kommen. Wir schauen, was man hätte besser machen können. Wo Fehler gemacht worden sind in der Kommunikation, in den Entscheidungen, in den Abläufen. Dann können wir die Lehren für die Zukunft ziehen und daraus lernen. Auch der Enquete-Kommission werde ich selbstverständlich jederzeit gerne Rede und Antwort stehen.”

Brauer-Bund will Ende des begleiteten Trinkens

Der Brauer-Bund, der Kinderschutzbund und die Gesundheitsminister der Länder wollen Jugendliche unter 16 besser vor Alkohol schützen: Das umstrittene begleitete Trinken ab 14 soll gesetzlich verboten werden.

Berlin (red) – Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bunds, Holger Eichele, spricht sich für ein gesetzliches Verbot des sogenannten begleiteten Trinkens von Jugendlichen ab 14 Jahren aus. “Wir befürworten eine Gesetzesänderung, mit der die Ausnahmeregelung für jüngere Personen ersatzlos gestrichen wird und die bewährte Altersgrenze bei 16 Jahren verbleibt”, sagte er der “Rheinischen Post” (Samstagsausgabe).

Ähnlich äußerte sich Daniel Grein, Bundesgeschäftsführer des Kinderschutzbunds. Er sagte der Zeitung: “Es ist begrüßenswert, Kinder unter 16 Jahren besser vor den Gefahren des Alkoholkonsums zu schützen und das Jugendschutzgesetz entsprechend anzupassen.”

Die Gesundheitsminister der Länder wollen das sogenannte begleitete Trinken für Jugendliche ab 14 Jahren abschaffen. Die Ressortchefs der Länder riefen am Donnerstag bei ihrer Jahrestagung im thüringischen Weimar den Bund auf, das Jugendschutzgesetz entsprechend zu ändern.

Studie: Kinder bei Hitze besonders gefährdet

Kinder leiden besonders unter der Hitze: Ein neuer Report der DAK Nordrhein-Westfalen zeigt, wie stark das Risiko für gesundheitliche Schäden an heißen Tagen steigt – vor allem für Grundschüler, Neugeborene und Säuglinge. Experten fordern dringend Hitzeschutzpläne für Kitas, Schulen und Spielplätze

Berlin (red) – Kinder sind bei Hitze besonders gefährdet. “Ab 30 Grad steigt bei Kindern das Risiko für behandlungsbedürftige Hitzeschäden wie Sonnenstiche, Krämpfe oder Erschöpfungssymptome um das Neunfache”, heißt es im Kinder- und Jugendreport “Gesundheitsrisiko Hitze” der DAK Nordrhein-Westfalen, über den die “Rheinischen Post” (Samstagsausgabe) berichtet. Ab 25 Grad steige das Risiko um das Siebenfache.

Weitere Ergebnisse: “Grundschulkinder sind am stärksten betroffen: Ihr Risiko ist sogar zehnfach erhöht. Bei Hitze besonders gefährdet sind auch Neugeborene und Säuglinge: An Hitzetagen steigt ihr Risiko, aufgrund von Atmungsstörungen behandelt zu werden, um 16 Prozent”, heißt es.

“Das ist ein klarer Weckruf”, sagte DAK-Landeschef Klaus Overdiek der Zeitung. “Wir brauchen jetzt wirksame Maßnahmen – in Kitas und Schulen, auf Spiel- und Sportplätzen. Kinder müssen bei der Entwicklung von Hitzeschutzplänen mitgedacht werden.”

Untersucht wurden Abrechnungsdaten von 147.300 Kindern und Jugendlichen, die bei der DAK NRW versichert sind, für die Zeit von 2017 bis 2022.

EU will Zigaretten verteuern – Ärzte, Krankenkassen und Grüne befürworten höhere Steuern für Tabak

Ärzte, Krankenkassen und Politiker aus fast allen Parteien begrüßen den Vorstoß der EU für höhere Abgaben auf Zigaretten – nicht nur als Maßnahme gegen Rauchen, sondern auch zur Finanzierung von Prävention. Nur aus der Union kommen kritische Töne. 

Berlin (red) – Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, begrüßt den Vorstoß der EU-Kommission für eine höhere Tabaksteuer. “Höhere Preise für Zigaretten könnten dazu beitragen, den Tabakkonsum signifikant zu senken”, sagte er der “Bild”. Sie wirkten präventiv, erhöhten die Einstiegshürde für Jugendliche und motivierten zum Ausstieg.

Die Ärzteschaft würde schon seit Langem zusätzliche zweckgebundene Abgaben auf Tabakprodukte fordern. “Die dadurch entstehenden Einnahmen sollten gezielt und zweckgebunden zum Ausbau wirksamer und hoch notwendiger Präventionsmaßnahmen insbesondere im Kinder- und Jugendbereich eingesetzt werden”, so Reinhardt.

Auch der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen, spricht sich für eine höhere Tabaksteuer aus. “Die Forderung der EU-Kommission ist sinnvoll und überfällig. Tabak tötet – und bleibt einer der größten vermeidbaren Krankheits- und Kostenverursacher in Europa.”

Höhere Preise seien “ein wirksames Mittel, um gerade junge Menschen vom Einstieg abzuhalten”. Wer die öffentliche Gesundheit – vor allem von Kindern, Kranken und Nichtrauchenden – schützen wolle, dürfe vor der Tabakindustrie nicht einknicken: “weder bei klassischen Produkten noch bei vermeintlich harmlosen Alternativen wie E-Zigaretten”, so Dahmen.

Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender im bayerischen Landtag, ist zwar “grundsätzlich gegen Steuererhöhungen”, beim Thema Rauchen könne er sich aber Ausnahmen vorstellen. “Bedingung wäre, dass das zusätzliche Geld dem Gesundheitssystem zugutekommt, beispielsweise durch höhere Zuschüsse. Damit könnten wir die Kranken- und Pflegekassen kurzfristig entlasten.”

Der Vorstandsvorsitzende der DAK-Krankenkasse, Andreas Storm, findet den EU-Vorstoß positiv. “Eine höhere Tabaksteuer wäre sinnvoll, um die zusätzlichen Mittel gezielt in die Prävention und Stärkung der Kinder- und Jugendgesundheit fließen zu lassen.” Darunter sollten laut Storm auch E-Zigaretten und Vapes fallen.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Simone Borchardt, sieht die Verteuerung kritisch. “Tabaksteuererhöhungen dürfen nicht zur versteckten Sozialsteuer werden. Eine Besteuerung nach dem Prinzip `Wohlstand trifft Sucht` ist weder gerecht noch gesundheitswirksam. Wenn es höhere Abgaben geben soll, dann müssen die Mehreinnahmen zwingend dem Gesundheitsfonds zugutekommen – für Prävention, Entwöhnung und die Behandlung nikotinbedingter Krankheiten.”

Die EU-Kommission verteidigte ihre Pläne. Eine Sprecherin sagte der Zeitung: “Eine Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten hat gefordert, dass die Tabakbesteuerung modernisiert wird. Wir haben diese Initiative der Mitgliedstaaten aufgegriffen, die Arbeit an einem Vorschlag dazu läuft.” Wie hoch die Preiserhöhung ausfällt, lässt die Sprecherin offen. “Zum jetzigen Zeitpunkt kommentieren wir keine möglichen Inhalte.”