Faktenchecks gestrichen: Deutsche Unternehmen warnen vor Folgen auf Facebook und Instagram

Die Ankündigung von Facebook und Instagram, künftig auf Faktenchecks zu verzichten, sorgt für Aufruhr bei deutschen Großunternehmen. Während BASF und Eon vor den Gefahren von Desinformation warnen, scheinen viele Konzerne trotz Kritik weiterhin auf die Werbemacht der Plattformen angewiesen zu sein. 

Berlin – Große Unternehmen in Deutschland kritisieren, dass die sozialen Netzwerke Facebook und Instagram die Moderation von Inhalten zurückfahren und Faktenchecks in den USA beenden – wollen sich vorerst aber nicht von den Plattformen abwenden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des “Handelsblatts” unter 60 Unternehmen. Darunter sind Firmen, die besonders viel Geld für Werbung ausgeben, und die 40 Dax-Konzerne.

“Wir sehen das sehr kritisch”, teilte etwa BASF auf Anfrage mit. “Das Verbreiten von zum Teil gezielten Falschinformationen als freie Meinungsäußerung zu deklarieren, halten wir für falsch.” Eine Sprecherin von Aldi Süd sagte, Faktenchecker spielten “eine wichtige Rolle für die Qualität der Informationen auf Social Media”.

Der Energieriese Eon sieht die Plattformen in der Pflicht, “dass Verschwörungstheorien, Hassrede und Propaganda keine Verbreitung finden”. Auch der Triebwerksbauer MTU sieht die Ankündigung kritisch, “da Desinformationen und Unwahrheiten den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden”.

Unternehmen wie Continental, Kaufland, Eon oder MTU kündigten in der Umfrage an, ihre Seiten zunächst weiter betreiben zu wollen. Siemens will vorerst auch weiter auf der Plattform werben. 40 Unternehmen, und damit der Großteil der Befragten, äußerten sich nicht oder nicht mit konkreten Antworten. Die meisten der antwortenden Firmen wollen zunächst abwarten und weitere Schritte prüfen, weil ihnen die aktuelle Lage zu unübersichtlich erscheint.

Mark Zuckerberg, Chef der Facebook- und Instagram-Mutter Meta, hatte am Dienstag die Zusammenarbeit mit journalistischen Organisationen beim Factchecking aufgekündigt und umfangreiche Lockerungen bei der Moderation von Inhalten angekündigt, die bislang unter die Richtlinie über “Hasserfülltes Verhalten” fielen. So darf künftig etwa homosexuellen und transgeschlechtlichen Menschen auf Basis ihrer Sexualität oder Identität eine Anomalie oder psychische Erkrankung unterstellt werden.

Meta hat im Werbegeschäft eine große Marktmacht. Hiesige Unternehmen dürften laut Prognosen des Branchenverbands Mediaagenturen in diesem Jahr 4,8 Milliarden Euro für Werbung auf Meta-Plattformen ausgeben. Damit ist Meta allein deutlich wichtiger als Werbung im klassischen TV sowie in Print-Zeitungen und -zeitschriften zusammen, die auf Einnahmen von 3,7 Milliarden Euro kommen.

red

Altersarmut auf Rekordhoch: Über 200.000 Senioren sind zusätzlich auf Sozialhilfe angewiesen

Die Zahl der Senioren in der Sozialhilfe hat in Deutschland einen traurigen Höchststand erreicht. Innerhalb eines Jahrzehnts stieg die Zahl der Betroffenen um 43 Prozent – eine Entwicklung, die politische Reformen erfordert.

Berlin – Innerhalb von zehn Jahren sind über 200.000 Senioren zusätzlich in die Sozialhilfe gerutscht. Wie aus aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht, mussten im September 2024 insgesamt rund 730.000 Senioren auf die Grundsicherung zurückgreifen – 40.000 mehr als im September 2023 und 220.000 mehr als im Jahr 2015.

Das ergibt einen Anstieg um 43 Prozent, während die Gruppe der Über-60-Jährigen im gleichen Zeitraum nur um rund zwölf Prozent gewachsen ist. “Altersarmut erreicht trauriges Allzeithoch”, sagte Sahra Wagenknecht, Spitzenkandidatin des BSW, dazu den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. “Über 40.000 Rentner mehr, die zum Sozialfall geworden sind, als vor einem Jahr ist ein dramatischer Anstieg. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher, da viele Senioren aus Scham keine Gelder beantragen. Altersarmut ist ein Megaproblem unseres Landes.”

Betrachtet man die Grundsicherungszahlen nach Geschlecht, zeigt sich, dass ältere Frauen überproportional betroffen sind. Jenseits der Altersgrenze von 65 Jahren bezogen rund 100.000 mehr Frauen Grundsicherung als Männer.

Als Lösung plädiert Wagenknecht für eine grundlegende Rentenreform: “Deutschland hat eines der leistungsschwächsten Rentensysteme in Europa. Das Rentenniveau liegt zehn Prozent unter dem EU-Schnitt. Deshalb fordern wir in unserem Wahlprogramm eine Volksabstimmung über die Rente. Die Deutschen sollten die Möglichkeit bekommen, über die Einführung einer Rente nach österreichischem Vorbild abstimmen zu können. Wenn ein langzeitversicherter Rentner in Österreich im Schnitt über 800 Euro im Monat mehr bekommt, muss das auch hierzulande möglich sein.”

red

Teslas Image gerät in einen gefährlichen Strudel

Teslas Image ist auf der Kippe – und Elon Musk scheint der Hauptgrund zu sein. Eine neue Umfrage zeigt dramatische Rückgänge in der Kaufbereitschaft, vor allem in den USA. Droht dem Elektroautohersteller der Verlust seiner einstigen Strahlkraft?

 Kopenhagen – Das Image des Elektroautoherstellers Tesla hat in den vergangenen Monaten zunehmend unter den Kontroversen um seinen Vorstandschef Elon Musk gelitten.

Das zeigen Daten des dänischen Marktforschungsunternehmens Caliber, über die der “Spiegel” berichtet. Demnach wenden sich potenzielle Kunden vor allem im Heimatmarkt USA von der Marke ab. Gaben dort im Januar 2022, also vor Musks Twitter-Übernahme, noch 46 Prozent der Befragten an, dass sie ein Produkt von Tesla kaufen würden, wollten das im November 2024 nur noch 25 Prozent tun.

Zwar ging dieser Wert im Dezember wieder leicht nach oben (32 Prozent) – vermutlich, weil Musk nach dem Trump-Sieg als Gewinner dastand, glaubt Caliber-Chef Shahar Silbershatz. Dennoch rechne er nicht mit einer baldigen Rückkehr zur alten Markenstärke, zu deutlich zeige sich der Abwärtstrend der vergangenen Monate.

Caliber erhebt nach eigenen Angaben in über 40 Ländern, welches Bild die Menschen von verschiedenen Marken haben. Dazu nutzt das Marktforschungsunternehmen Online-Umfragen unter zufällig ausgewählten Teilnehmern. Das Markenimage von Tesla erhebt Caliber nach eigenen Angaben in den USA, Deutschland und China durchgängig.

Für Teslas Imagekrise müsse nicht allein Musk verantwortlich sein, sagte Silbershatz. Aktuell schwächelt der Elektroautomarkt in vielen Regionen außerhalb Chinas, darunter leide Tesla als reiner E-Auto-Hersteller womöglich stärker als die Konkurrenz. Trotzdem spielt Musk beim Abwärtstrend wohl eine starke Rolle – weil er, auch das zeigen die Daten, besonders stark mit seinen Unternehmen assoziiert wird. “Bei anderen Firmen denken die Menschen kaum an den Geschäftsführer, wenn sie sich ein Produkt kaufen. Bei Tesla ist das anders.”

In Deutschland ist Teslas Imagekrise noch nicht ganz so gravierend: Die Kaufbereitschaft bei den befragten 18- bis 75-jährigen Deutschen sank zwischen Januar 2022 und Dezember 2024 von 30 auf 25 Prozent. Der Trend könnte sich jedoch verstärken, wenn Musk weiterhin Einfluss auf die europäische Politik nimmt, prognostiziert Silbershatz. “Je mehr er auch in Europa als politische Figur wahrgenommen wird statt als Technikvisionär, desto mehr polarisiert er auch hier – was der Marke Tesla schaden dürfte.”

US-Milliardär Elon Musk unterstützt seit einigen Monaten verstärkt rechtspopulistische und rechtsextreme Persönlichkeiten. Nachdem er sich im US-Wahlkampf für Donald Trump eingesetzt und ihm zum Sieg verholfen hatte, mischt er sich nun zunehmend in die Politik in Europa ein. So unterstützt er in Deutschland die AfD im Bundestagswahlkampf oder attackiert immer wieder den britischen Premierminister Keir Starmer.

red

Ifo-Institut: Wohnungsbau bleibt angespannt – Zinsrückgang reicht nicht für Trendwende

Auch im Dezember blieb der Mangel an Aufträgen im Wohnungsbau ein großes Thema. Trotz leichtem Rückgang der Auftragsstornierungen ist die Lage weiterhin angespannt.

München – Die Auftragslage im Wohnungsbau bleibt angespannt. 53,6 Prozent der Unternehmen meldeten im Dezember einen Mangel an Aufträgen, nach 54,0 Prozent im November, teilte das Ifo-Institut am Freitag in München mit.

“Die strukturellen Probleme im Wohnungsbau bleiben bestehen”, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. “Die neue Bundesregierung steht vor großen Herausforderungen bei der Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum.”

Das Geschäftsklima im Wohnungsbau hat sich leicht verbessert, verharrt aber deutlich im negativen Bereich. Die Unternehmen bewerten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Zukunftsaussichten etwas weniger pessimistisch als im November.

Der Anteil der Auftragsstornierungen war rückläufig und liegt nun bei zehn Prozent. “Die gesunkenen Zinsen allein reichen bisher nicht aus, um eine nachhaltige Trendwende im Wohnungsbau einzuleiten”, ergänzte Wohlrabe.

red

CDU will Spitzenverdiener um bis zu 3.500 Euro jährlich entlasten

Die CDU plant eine Steuerreform, die vor allem Familien und Selbstständige entlasten soll. Berechnungen zeigen, wie viel Steuerzahler je nach Einkommen durch die geplante Steuererleichterung sparen könnten – von 126 Euro bis zu fast 3.500 Euro jährlich. Die Reform soll in den kommenden Jahren umgesetzt werden.

Berlin – Die CDU will die Steuerzahler teils deutlich entlasten. Das geht aus parteiinternen Beispielrechnungen der CDU hervor, über die das “Handelsblatt” (Freitagausgabe) berichtet. Darin werden die Effekte der Steuerreform berechnet, die die CDU in ihrem “Agenda 2030”-Papier skizziert.

Für eine Familie mit zwei Kindern, bei der ein Partner 4.000 Euro und der andere 8.000 Euro im Monat verdient, summiert sich die Entlastung demnach auf 3.496 Euro. Verdienen die Partner halb so viel, also 2.000 und 4.000 Euro monatlich, beträgt die Entlastung noch 1.042 Euro jährlich. Bei Alleinerziehenden mit einem Kind wären es bei 5.000 Euro monatlichem Bruttoeinkommen 1.122 Euro Entlastung und bei 3.000 Euro noch 348 Euro.

Ein Single mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 8.000 Euro würde um 2.649 Euro im Jahr entlastet. Bei 4.500 Euro wären es laut CDU-Papier 1.086 Euro weniger Steuern und bei 2.000 Euro Monatseinkommen 126 Euro weniger im Jahr.

Auch für Selbstständige hat die CDU ihre Steuerpläne durchgerechnet. Demnach müsste ein selbstständiger Unternehmer (Single, keine Kinder) mit einem Gewinn von 108.000 Euro im Jahr nach Umsetzung aller Entlastungsvorschläge 2.669 Euro weniger Steuern zahlen. Bei einem Jahresgewinn von 150.000 Euro beträgt die Entlastung laut CDU-Berechnungen 2.386 Euro.

In der Berechnung wird die Steuerlast bei vollständiger Umsetzung der CDU-Pläne mit der in 2025 aktuell geltenden Steuerbelastung verglichen. Die Umsetzung soll sich laut “Agenda”-Papier über vier Jahr erstrecken.

2023 lag das durchschnittliche Monatsbruttoeinkommen für Haushalte mit zwei Erwachsene mit zwei Kindern bei insgesamt 8.239 Euro, Alleinerziehende mit einem Kind hatten ein Monatsbruttoeinkommen von 3.774 Euro und alleinlebende Singles 2.922 Euro. Netto stand der einen Hälfte der Bevölkerung pro Monat mindestens 2.190 Euro pro Kopf zur Verfügung, der anderen Hälfte weniger.

red

Schattenwirtschaft wächst weiter: Mindestens 3,3 Millionen Menschen arbeiten schwarz

Schwarzarbeit bleibt ein großes Thema in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie haben 2024 mindestens 3,3 Millionen Menschen in der Schattenwirtschaft gearbeitet – das sind 5,4 Prozent der Bevölkerung. Besonders betroffen sind jüngere Menschen und Männer.

Köln – In Deutschland haben 2024 mindestens 3,3 Millionen Menschen schwarzgearbeitet. Das entspricht 5,4 Prozent der Bevölkerung, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt.

Demnach habe die Schattenwirtschaft in Relation zum Bruttoinlandsprodukt zwischen 2014 und 2024 rund zehn Prozent ausgemacht. Während 7,5 Prozent der Männer in den letzten zwölf Monaten am Fiskus vorbeigearbeitet haben, arbeiten Frauen mit 3,5 Prozent seltener schwarz. Und auch beim Alter gibt es große Unterschiede: Elf Prozent der jüngeren Menschen (18 bis 34 Jahre) haben schwarzgearbeitet, bei den anderen Altersgruppen sind es nur drei bis fünf Prozent.

Erst im November hat die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung veröffentlicht, um die Behörden im Kampf gegen Schwarzarbeit zu stärken.

Für die Studie wurden zwischen dem 26. April und dem 8. Mai 2024 online 2.628 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland befragt.

red

Wirtschaft unter Druck: Zahl der Insolvenzen auf dem höchsten Stand seit 2009

Die Pleitenwelle in Deutschland rollt weiter: Im vierten Quartal 2024 erreichten die Insolvenzen einen Höchststand, der an die Finanzkrise erinnert. Nach Jahren niedriger Zinsen und Subventionen holen die Nachholeffekte jetzt ein.

Halle (Saale)  – Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland ist im Dezember unverändert hoch geblieben, gleichzeitig gab es im vierten Quartal 2024 so viele Firmenpleiten wie seit der Finanzkrise vor 15 Jahren nicht mehr. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Demnach war die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland im Dezember praktisch unverändert zum Vormonat – sie lag bei 1.340. Das sind allerdings 24 Prozent mehr als im Dezember 2023 und 54 Prozent mehr als in einem durchschnittlichen Dezember der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie.

Schließungen großer Arbeitgeber führen häufig zu erheblichen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten. Die Zahl der von Großinsolvenzen betroffenen Jobs liefert zudem eine gute Annäherung an die Gesamtzahl der von Insolvenz betroffenen Arbeitsplätze: Laut IWH-Insolvenztrend waren im Dezember in den größten zehn Prozent der insolventen Unternehmen mehr als 15.000 Arbeitsplätze betroffen. Damit liegt die Zahl der betroffenen Beschäftigten mehr als ein Drittel über dem Vormonatswert.

Im vierten Quartal 2024 waren 4.215 Personen- und Kapitalgesellschaften mit knapp 38.000 Arbeitsplätzen von einer Insolvenz betroffen. Die Zahl der Insolvenzen im vierten Quartal 2024 war so hoch wie seit dem Ende der großen Wirtschafts- und Finanzkrise Mitte 2009 nicht mehr. Das letzte vierte Quartal mit höheren Werten liegt noch weiter zurück, im Jahr 2005.

“Jahrelang extrem niedrige Zinsen haben Insolvenzen verhindert, und während der Pandemie sind Insolvenzen aufgrund von Subventionen wie zum Beispiel dem Kurzarbeitergeld ausgefallen”, sagte Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung. “Der Zinsanstieg und der Wegfall der Subventionen haben ab 2022 Nachholeffekte bei Insolvenzen ausgelöst.”

Im Jahresvergleich des vierten Quartals ist die Zahl der Insolvenzen von 2023 auf 2024 um 36 Prozent gestiegen. Unter den größeren Bundesländern war der Anstieg in Baden-Württemberg (+65 Prozent) am stärksten. Unter den großen Insolvenzbranchen lag der Zuwachs im Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen mit 47 Prozent am höchsten. Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Zahl um 32 Prozent. Bei der Zahl der betroffenen Arbeitsplätze betrug der Anstieg gegenüber dem vierten Quartal des Vorjahrs lediglich 17 Prozent.

red

2024: Naturkatastrophen verursachen Schäden in Höhe von 320 Milliarden US-Dollar

Die Naturkatastrophen des Jahres 2024 haben verheerende Schäden angerichtet. Besonders tropische Wirbelstürme und „Non-Peak-Perils“ wie Überschwemmungen und Waldbrände haben das Gesamtbild geprägt. In einem Jahr mit rekordverdächtigen Verlusten zeigt sich die wachsende Zerstörungskraft von Naturereignissen weltweit.

München – Die weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen haben sich im Jahr 2024 weiter erhöht. Sie betrugen rund 320 Milliarden US-Dollar, wovon etwa 140 Milliarden US-Dollar versichert waren, teilte die Münchener Rück am Donnerstag mit. 2023 waren es inflationsbereinigt 268 Milliarden US-Dollar.

Die Gesamtschäden und noch stärker die versicherten Schäden liegen erheblich über den inflationsbereinigten Durchschnittswerten der vergangenen zehn und 30 Jahre (Gesamtschäden: 236/181 Milliarden US-Dollar; versicherte Schäden: 94/61 Milliarden US-Dollar). Gemessen an den versicherten Schäden war es das drittteuerste Jahr, bei den Gesamtschäden liegt 2024 auf Rang fünf der Kostenskala seit 1980.

Wetterkatastrophen verursachten 93 Prozent der Gesamtschäden und 97 Prozent der versicherten Schäden des Jahres. Etwa 11.000 Menschen kamen 2024 durch Naturkatastrophen ums Leben – deutlich weniger als im Durchschnitt früherer Jahre.

Die Schäden durch sogenannte Non-Peak-Perils wie Hochwasser, Schwergewitter oder Waldbrände waren erneut sehr hoch. Sie verursachten Gesamtschäden von 136 Milliarden US-Dollar, wovon etwa 67 Milliarden US-Dollar versichert waren. Damit lagen sie zwar etwas unter den Werten des Vorjahres (143 Milliarden US-Dollar, davon versicherte Schäden im Rekordwert von 82 Milliarden US-Dollar), aber deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen zehn Jahre (inflationsbereinigt 110 Milliarden US-Dollar/48 Milliarden US-Dollar). Auffällig ist, dass bei langfristiger Betrachtung die Non-Peak-Perils den Trend zu steigenden Schäden befeuern, während die Spitzenrisiken wie tropische Wirbelstürme oder Erdbeben für schwankende Schadenshöhen sorgen.

Im vergangenen Jahr steuerten tropische Wirbelstürme alleine 135 Milliarden US-Dollar zu den Gesamtschäden und 52 Milliarden US-Dollar zu den versicherten Schäden bei. Der Löwenanteil davon entfiel auf starke Hurrikane in den USA (105 Milliarden US-Dollar, davon waren 47 Milliarden US-Dollar versichert).

Der Doppelschlag im September/Oktober mit den beiden Stürmen “Helene” und “Milton” in den USA verursachte die höchsten Schäden. Den größten volkswirtschaftlichen Schaden aus Naturkatastrophen im Jahr 2024 hinterließ Helene mit 56 Milliarden US-Dollar, davon entfielen etwa 16 Milliarden US-Dollar auf Versicherer. Wesentliche Ursache für die hohe Schadenlast war nicht die zerstörerische Windgeschwindigkeit von 225 km/h, mit der der Hurrikan der Stufe 4 in Florida an Land traf: Im weiteren Zug des Sturms wurden nördlich von Florida liegende Bundesstaaten wie Georgia und North Carolina durch Starkregen und Sturzfluten überschwemmt. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben.

Hurrikan Milton war beim Landfall in Florida zwei Wochen später mit einer Windgeschwindigkeit von 200 km/h etwas schwächer als Helene. Aber er bescherte den Versicherern den höchsten Schaden des Jahres in Höhe von 25 Milliarden US-Dollar, obwohl er knapp an der Metropole Tampa vorbeistürmte. Er drückte eine starke Flutwelle auf die Südwestküste Floridas und zog eine Schadenschneise quer durch den Bundesstaat. Das führte zu einem Gesamtschaden von 38 Milliarden US-Dollar.

Die drittteuerste Naturkatastrophe des Jahres gemessen an den Gesamtschäden war ein Erdbeben in Japan am Neujahrstag 2024. Es erschütterte mit einer Sträke von 7,5 die japanische Westküste nahe der weniger stark besiedelten Noto-Halbinsel. Zahlreiche Gebäude stürzten ein, Tausende Menschen blieben wochenlang ohne Strom und Wasser. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben. Geschätzt betrug der Gesamtschaden rund 15 Milliarden US-Dollar, der versicherte Schaden rund 2,5 Milliarden US-Dollar.

Die Naturkatastrophe mit den höchsten Opferzahlen war Taifun Yagi. Ungefähr 850 Menschen verloren ihr Leben, als er im September über die Philippinen, die chinesische Insel Hainan, den Südzipfel der chinesischen Provinz Guangdong, Vietnam und Myanmar fegte. Beim Landfall in China hatte Yagi Windstärken der zweithöchsten Taifun-Kategorie 4. Für Vietnam war es der stärkste Wirbelsturm seit Beginn der systematischen lokalen Aufzeichnungen. Mit Gesamtschäden von 14 Milliarden US-Dollar zählt Yagi auch zu den teuersten Katastrophen des Jahres. Versichert war nur ein kleiner Teil – rund 1,6 Milliarden US-Dollar.

red

Arbeitsminister Heil kontert Allianz-Chef: Keine Kürzungen bei Lohnfortzahlung

Arbeitsminister Hubertus Heil weist den Vorstoß von Allianz-Chef Oliver Bäte, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen, zurück. Heil betont, dass die Lohnfortzahlung für kranke Arbeitnehmer erhalten bleiben müsse und warnt vor den Auswirkungen auf Menschen mit niedrigen Einkommen.

Berlin – Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat den Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte zurückgewiesen, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für den ersten Tag einer Krankmeldung zu streichen. “Wer krank gemeldete Beschäftigte unter den Generalverdacht des Blaumachens stellt, hat ein verzerrtes Bild von den arbeitenden Menschen in diesem Land”, sagte Heil dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Donnerstagausgaben).

“Die Deutschen sind keine Drückeberger und Faulenzer”, so der Arbeitsminister weiter. “Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einzuschränken, wird es mit mir und der SPD nicht geben.”

Besonders Arbeitnehmer mit niedrigen Einkommen würden unter einer Wiedereinführung des Karenztages leiden, warnte Heil. “Es würde die Menschen hart treffen, die tatsächlich krank sind und die einen geringen Lohn haben, vor allem Frauen”, so der Sozialdemokrat. “Deshalb ist das der falsche Weg.”

Wenn Einzelne das System ausnutzten, müsse man gezielt dagegen vorgehen, forderte Heil. “Ich habe kein Verständnis für Blaumacher”, erklärte er. Aber es bestünden genügend Instrumente, um mit Verdachtsfällen umzugehen. “Ein Arbeitgeber, der den Verdacht hat, dass jemand blau macht, kann auch ab dem ersten Tag das Vorlegen einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verlangen”, sagte der SPD-Politiker. “Wer beim Blaumachen erwischt wird, muss außerdem mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen.”

red

Solar-Boom treibt Erneuerbare Energien in Deutschland auf Rekordniveau

Deutschland baut weiter auf erneuerbare Energien: Mit einem Plus von knapp 20 Gigawatt im Jahr 2024 erreichten die Erneuerbaren eine neue Gesamtleistung von 190 Gigawatt. Besonders die Solarenergie boomt, während die Windkraft durch Genehmigungsprozesse noch Potenzial für die kommenden Jahre birgt.

Berlin – Die installierte Leistung von Erneuerbare-Energien-Anlagen in Deutschland ist im Jahr 2024 um knapp 20 Gigawatt auf eine Gesamtleistung von knapp 190 Gigawatt gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von zwölf Prozent, teilte die Bundesnetzagentur am Mittwoch mit.

Demnach sind der Hauptanteil an dieser Entwicklung die Energieträger Solar und Wind. Der Zubau der Solarleistung fiel 2024 mit 16,2 Gigawatt nochmal etwas höher aus als im Vergleich zum Vorjahreszubau. Zwei Drittel des Zubaus erfolgte auf Hausdächern oder an Gebäuden und Fassaden, der Rest auf größeren Flächen. In Bayern wurde 2024 mit 4,0 Gigawatt die meiste Solarleistung installiert. Die aktuell größte Solaranlage Deutschlands wurde mit 162 Megawatt im Frühjahr 2024 in Sachsen in Betrieb genommen. Am Jahresende 2024 betrug die installierte Solar-Gesamtleistung in Deutschland 99,3 Gigawatt.

Die im Jahr 2024 an Land zugebaute Windleistung liegt mit 2,5 Gigawatt unter dem Vorjahresniveau. In diesem Zubauwert sind von den neu in Betrieb genommenen Anlagen die stillgelegten Anlagen abgezogen. Es wurden knapp 0,7 Gigawatt Windenergieleistung als endgültig stillgelegt registriert. An den Standorten werden dann im Rahmen des Repowerings häufig leistungsstärkere Anlagen in Betrieb genommen. Die installierte Gesamtleistung am Jahresende 2024 beträgt damit 63,5 Gigawatt. Bis 2030 soll sie sich auf 115 Gigawatt steigern.

Zwischen Mai und September 2024 sind 73 Windenergieanlagen auf See neu in Betrieb gegangen. Dabei handelt es sich um den in der Ostsee liegenden Windpark Baltic Eagle und den in der Nordsee liegenden Windpark Gode Wind. In 2024 wurde insgesamt eine Leistung von 0,7 Gigawatt in Betrieb genommen. Damit wurde 2024 mehr als doppelt so viel Windleistung auf See zugebaut wie im Vorjahr. Insgesamt ist eine Leistung von 9,2 Gigawatt in Ost- und Nordsee installiert.

Der Zubau der Biomasseanlagen hat sich im Jahr 2024 mit 110 Megawatt auf gleichem Niveau wie im Vorjahr entwickelt. In der Region Hannover wurden zwei große Biomethan-BHKWs mit einer elektrischen und thermischen Leistung von jeweils 20 Megawatt in Betrieb genommen. Die gleiche Leistung hat auch ein Heizkraftwerk in Oberkirch in Baden-Württemberg, das 2024 von Steinkohle auf Biomasse umgestellt worden ist. Damit sind insgesamt ca. neun Gigawatt Biomasseleistung in Betrieb.

“Die erneuerbaren Energien übernehmen mittlerweile die Hauptaufgabe bei der Stromerzeugung in Deutschland – gemessen an der Gesamterzeugung in Deutschland entfielen 254,9 TWh oder fast 60 Prozent auf erneuerbare Energieträger”, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Gleichzeitig werde so wenig Kohle verstromt wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

“Der Boom beim Zubau von Photovoltaik hält an”, sagte unterdessen Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller. Die Zubau-Leistung 2024 liege nochmal über dem bisherigen Rekordjahr 2023. Diese Investitionen bringen die Energiewende weiter voran. “Bei Wind an Land stimmt mich optimistisch, dass 2024 Genehmigungen für knapp 15 Gigawatt Leistung ergangen sind. Das wird sich in steigenden Zubauzahlen in den nächsten Jahren auszahlen.”

red