Staatsdefizit steigt 2024 auf 118,8 Milliarden Euro – Höhere Ausgaben für Renten, Pflege und Bürgergeld

Die Finanzlage des Staates hat sich weiter verschlechtert: Das Defizit wuchs um 15 Milliarden Euro auf 118,8 Milliarden Euro. Während der Bund sein Minus reduzieren konnte, verdreifachten sich die Defizite der Länder. Vor allem höhere Sozialausgaben und Zinszahlungen belasten den Haushalt.

Wiesbaden (red) – Das Finanzierungsdefizit des Staates hat sich im Jahr 2024 auf 118,8 Milliarden Euro erhöht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Berechnungen am Dienstag mitteilte, war das staatliche Defizit somit um 15,0 Milliarden Euro höher als im Jahr 2023. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jeweiligen Preisen errechnet sich für das Jahr 2024 eine Defizitquote von 2,8 Prozent (2023: 2,5 Prozent).

Mit 62,3 Milliarden Euro entfiel gut die Hälfte des gesamtstaatlichen Finanzierungsdefizits im Jahr 2024 auf den Bund. Allerdings konnte der Bund sein Finanzierungsdefizit damit gegenüber dem Vorjahr um 30,5 Milliarden Euro verringern. Bei Ländern und Gemeinden gab es hingegen deutliche Defizitzuwächse: Das Defizit der Länder verdreifachte sich im Vorjahresvergleich auf 27,3 Milliarden Euro (2023: 9,0 Milliarden Euro). Das Defizit der Gemeinden erhöhte sich um 7,6 Milliarden Euro auf 18,6 Milliarden Euro. Die Sozialversicherung wies im Jahr 2024 ein Finanzierungsdefizit von 10,6 Milliarden Euro auf, nachdem sie 2023 noch einen Überschuss von 9,0 Milliarden Euro erreicht hatte. Damit verzeichneten erstmals seit dem Jahr 2009 alle vier Teilsektoren des Staates ein Finanzierungsdefizit.

Die Einnahmen des Staates in Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen betrugen 2.012,9 Milliarden Euro und überschritten damit im Jahr 2024 erstmals die Marke von 2 Billionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Einnahmen des Staates um 4,8 Prozent.

Die Steuereinnahmen des Staates erhöhten sich im Jahr 2024 um 3,5 Prozent. Bei der Mehrwertsteuer wurde ein Zuwachs von 2,4 Prozent verzeichnet, die Einnahmen aus Einkommensteuern stiegen um 3,6 Prozent. Die Sozialbeiträge waren um 6,5 Prozent höher als im Vorjahr. Die Zinseinnahmen des Staates stiegen gegenüber dem Vorjahr um 13,9 Prozent. Höhere Einnahmen aus der Lkw-Maut aufgrund des im Dezember 2023 eingeführten CO2-Zuschlags trugen ebenfalls zum Anstieg der staatlichen Einnahmen bei.

Die Ausgaben des Staates in Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen erhöhten sich im Jahr 2024 um 5,3 Prozent auf 2.131,6 Milliarden Euro. Sie stiegen damit stärker als die Einnahmen.

Die Zinsausgaben lagen im Jahr 2024 um 24,2 Prozent höher als im Vorjahr. Die monetären Sozialleistungen stiegen um 7,0 Prozent. Dies resultierte in erster Linie aus höheren Ausgaben für Renten und Pensionen. Erheblich mehr wurde auch für das Pflegegeld und für das Bürgergeld ausgegeben. Die sozialen Sachleistungen nahmen um 8,0 Prozent zu. Dies lag unter anderem an Mehrausgaben für Krankenhausbehandlungen, Medikamente und Pflege sowie an höheren Ausgaben in den Bereichen der Jugend-, Eingliederungs- und Sozialhilfe. Dagegen sanken die Subventionen um 35,6 Prozent, weil die Entlastungsmaßnahmen für hohe Energiepreise Ende 2023 endeten.

red

Finanzministerium meldet im Januar kräftigen Steueranstieg

Der Fiskus startet mit einem satten Einnahmeplus ins neue Jahr: 8,9 Prozent mehr Steuern als im Vorjahresmonat, vor allem dank höherer Einkommen- und Lohnsteuereinnahmen. Doch nicht alle Steuern ziehen mit – insbesondere die Umsatz- und Körperschaftsteuer schwächeln.

Berlin (red) – Das Steuerjahr ist mit deutlich höheren Einnahmen für die Staatskasse gestartet. Die Steuereinnahmen insgesamt (ohne Gemeindesteuern) stiegen im Januar um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das geht aus dem neuen Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervor, der am Dienstagmorgen veröffentlicht wird.

Das Plus im ersten Monat des Jahres fällt damit auch deutlich höher aus, als die 3,8 Prozent, die laut letzter Steuerschätzung für das Gesamtjahr erwartet werden.

Einem anhaltend starken Aufkommensanstieg bei der Abgeltungsteuer auf Zins- und Veräußerungserträge sowie Zuwächsen bei den Einnahmen aus der veranlagten Einkommensteuer und der Lohnsteuer stand im Januar ein rückläufiges Aufkommen bei den Steuern vom Umsatz, den nicht veranlagten Steuern vom Ertrag sowie der Körperschaftsteuer gegenüber.

Die Einnahmen aus den Ländersteuern alleine lagen im Januar um gut 20 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Die Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer waren dabei mit rund 1,2 Milliarden Euro etwas höher als zuletzt, was gegenüber der schwachen Vorjahresbasis einem Zuwachs von 25 Prozent entspricht. Das nach leichter Erholung bei den für das Steueraufkommen relevanten Immobilientransaktionen und -preisen erreichte Niveau scheine sich zu verfestigen, heißt es dazu im Monatsbericht.

Bei der Lohnsteuer war im Januar ein moderater Anstieg der Einnahmen um etwas über 2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Der im Vergleich zu den Vormonaten spürbar geringere Anstieg war maßgeblich auf das Gesetz zur steuerlichen Freistellung des Existenzminimums 2024 zurückzuführen, so das Ministerium. Durch dieses wurde rückwirkend der Grundfreibetrag für 2024 um 180 Euro erhöht, was überwiegend mit der im Januar 2025 fälligen Lohnsteuer für Dezember verrechnet wurde. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt dürfte dem Lohnsteueraufkommen dagegen aktuell keine positiven Impulse geben, heißt es im Monatsbericht weiter. Bei der veranlagten Einkommensteuer lag das Aufkommen im Januar um über 19 Prozent höher als im Vorjahresmonat.

BGH-Urteil: Birkenstock-Sandalen genießen keinen Urheberrechtsschutz

Der Bundesgerichtshof hat entschieden: Birkenstock-Sandalen genießen keinen Urheberrechtsschutz. Das Unternehmen hatte geklagt, um seine Designs als Kunst anerkennen zu lassen – doch die Richter sahen das anders. Ein „gestalterischer Freiraum“ sei nicht in ausreichendem Maße genutzt worden.

 Karlsruhe (red) – Birkenstock-Sandalen gelten nicht als Kunst und genießen in der Folge keinen Urheberrechtsschutz. Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied am Donnerstag in drei Revisionsverfahren gegen das Unternehmen. Die geltend gemachten Ansprüche sind demnach unbegründet, weil die Sandalenmodelle der Klägerin keine urheberrechtlich geschützten Werke der angewandten Kunst seien.

Das Oberlandesgericht sei in der Vorinstanz mit Recht davon ausgegangen, dass Urheberrechtsschutz voraussetze, dass ein gestalterischer Freiraum bestehe und in künstlerischer Weise genutzt worden sei. Ein freies und kreatives Schaffen ist laut BGH ausgeschlossen, soweit technische Erfordernisse, Regeln oder andere Zwänge die Gestaltung bestimmen. Für den urheberrechtlichen Schutz eines Werks der angewandten Kunst ist demnach eine nicht zu geringe Gestaltungshöhe zu fordern.

Das OLG habe sich mit sämtlichen Gestaltungsmerkmalen auseinandergesetzt, die nach Auffassung der Klägerin den Urheberrechtsschutz ihrer Sandalenmodelle begründen, so die Karlsruher Richter. In “rechtsfehlerfreier tatgerichtlicher Würdigung” sei es zu dem Ergebnis gelangt, dass nicht festgestellt werden könne, dass der bestehende Gestaltungsspielraum in einem Maße künstlerisch ausgeschöpft worden sei, das den Sandalenmodellen der Klägerin urheberrechtlichen Schutz verleihe (Urteile vom 20. Februar 2025 – I ZR 16/24; I ZR 17/24; I ZR 18/24).

USA überholen China – erstmals seit 2015 wieder Deutschlands wichtigster Handelspartner

Die Vereinigten Staaten haben China als Deutschlands wichtigsten Handelspartner abgelöst. Mit einem Außenhandelsumsatz von 252,8 Milliarden Euro stehen die USA 2024 erstmals seit neun Jahren wieder an der Spitze. Während der Handel mit den Vereinigten Staaten leicht wuchs, verzeichnete der China-Handel ein Minus. Insgesamt sanken sowohl die deutschen Exporte als auch die Importe im Vergleich zum Vorjahr.

(red) Mit einem Außenhandelsumsatz von 252,8 Milliarden Euro sind die Vereinigten Staaten im Jahr 2024 erstmals seit 2015 wieder Deutschlands wichtigster Handelspartner gewesen. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit.

Auf Rang zwei der wichtigsten Außenhandelspartner lag demnach China mit einem Außenhandelsumsatz von 246,3 Milliarden Euro. Während der Handel mit den USA gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozent anstieg, nahm der Handel mit China um 3,1 Prozent gegenüber dem Jahr 2023 ab. Dies lag vor allem an den sinkenden Exporten nach China. In den Jahren 2016 bis 2023 lag China noch jeweils auf Rang eins der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Nach den USA und China folgten 2024 auf Rang 3 der wichtigsten Handelspartner die Niederlande mit Exporten und Importen im Wert von zusammen 205,7 Milliarden Euro (-4,2 Prozent).

Wie seit 2015 gingen die meisten deutschen Exporte auch im Jahr 2024 in die Vereinigten Staaten. Dorthin wurden Waren im Wert von 161,4 Milliarden Euro exportiert. Das waren 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber standen Importe aus den USA im Wert von 91,4 Milliarden Euro, das waren 3,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Damit erzielte der deutsche Außenhandel mit den USA einen Exportüberschuss von 70,0 Milliarden Euro (2023: 63,3 Milliarden Euro). Auf Rang 2 der wichtigsten Abnehmerländer deutscher Exporte lag Frankreich (116,2 Milliarden Euro; -3,0 Prozent), gefolgt von den Niederlanden auf Rang 3 (110,5 Milliarden Euro; -1,2 Prozent).

Der Wert der Warenimporte aus China nahm im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozent auf 156,3 Milliarden Euro ab, so das Bundesamt weiter. Gleichzeitig sank der Wert der dorthin exportierten Waren um 7,6 Prozent auf 90,0 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich ein Handelsdefizit von 66,3 Milliarden Euro. Trotz der gesunkenen Importe war China im Jahr 2024 wie schon seit 2015 das mit Abstand wichtigste Lieferland Deutschlands. Auf den Rängen 2 und 3 der wichtigsten Lieferländer lagen die Niederlande mit Importen von dort im Wert von 95,2 Milliarden Euro und die Vereinigten Staaten mit 91,4 Milliarden Euro.

Die deutsche Automobilindustrie exportierte 2024 weniger Kraftwagen und Kraftwagenteile als im Vorjahr. So wurden Kraftwagen und Kraftwagenteile im Wert von 262,0 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert. Das waren 4,0 Prozent weniger als im Jahr 2023. Kraftwagen und Kraftwagenteile waren damit aber weiterhin Deutschlands wichtigste Exportgüter. Auf den Rängen 2 und 3 der wichtigsten deutschen Exportgüter folgten wie in den Vorjahren Maschinen mit einem Wert von 216,5 Milliarden Euro (-4,8 Prozent) und chemische Erzeugnisse im Wert von 138,6 Milliarden Euro (-2,1 Prozent).

Importseitig waren im Jahr 2024 ebenfalls Kraftwagen und Kraftwagenteile mit einem Warenwert von 142,1 Milliarden (-5,8 Prozent) die wichtigsten Handelsgüter für Deutschland. Auf Rang 2 der wichtigsten Importgüter lagen Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Erzeugnisse im Wert von 134,3 Milliarden Euro (-6,7 Prozent), gefolgt von elektrischen Ausrüstungen im Wert von 104,0 Milliarden Euro (-7,2 Prozent) auf Rang 3.

Insgesamt wurden im Jahr 2024 von Deutschland Waren im Wert von 1.556,0 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 1.316,9 Milliarden Euro importiert. Damit sanken die Exporte um 1,2 Prozent und die Importe um 3,0 Prozent gegenüber dem Jahr 2023. Die Außenhandelsbilanz schloss im Jahr 2024 damit mit einem Überschuss von 239,1 Milliarden Euro ab. Im Jahr 2023 betrug der Saldo 217,7 Milliarden Euro.

Deutscher Automobilzulieferer baut weltweit weitere tausende Jobs ab

Continental setzt den massiven Stellenabbau fort: Bis Ende 2026 sollen weltweit weitere 3.000 Jobs in der Automotive-Sparte wegfallen – fast die Hälfte davon in Deutschland. Besonders betroffen sind Standorte im Rhein-Main-Gebiet und in Bayern, während Nürnberg sogar komplett geschlossen werden soll. Damit summiert sich der Jobabbau auf über 10.000 Stellen.

Frankfurt/Main (red) – Continental will bis Ende 2026 in seiner Automotive-Sparte weltweit weitere 3.000 Stellen streichen.

Davon entfalle fast die Hälfte auf Deutschland, teilte der Autozulieferer am Dienstag mit. Betroffen sind vor allem Standorte im Rhein-Main-Gebiet sowie in Bayern. Der Standort in Nürnberg soll sogar komplett geschlossen werden.

Zur Begründung für den Stellenabbau gab das Unternehmen ein “herausforderndes Marktumfeld” in der Automobilbranche an. Man wolle dadurch die Effizienz erhöhen.

Continental hatte bereits vor einem Jahr verkündet, in der Automotive-Sparte 7.150 Stellen zu streichen, davon 5.400 in der Verwaltung und 1.750 in der Entwicklung. Das sei inzwischen zum Großteil umgesetzt, hieß es. Mit den nun angekündigten weiteren 3.000 Stellen weniger erhöht sich die Zahl beim Jobabbau auf über 10.000.

Teure Bildung: Warum private Studienkredite zur Schuldenfalle werden

Hohe Zinsen, lange Laufzeiten, finanzielle Abhängigkeit: Immer mehr junge Menschen geraten durch private Studienkredite in eine Schuldenfalle. Experten warnen vor fragwürdigen Vertragskonditionen und fordern bessere staatliche Alternativen.

Hamburg (red) – Immer mehr Berufsanfänger geraten in finanzielle Bedrängnis wegen privater Studienkredite. Der Hamburger Rechtsanwalt Achim Tiffe warnt vor solchen Angeboten.

“Häufig werden Studierende am Campus oder im Internet von den Anbietern überrumpelt, und sie unterschreiben Verträge, die sich nachher als Zwangsjacke herausstellen”, sagte er dem “Spiegel”. Inzwischen seien mehr als 60 Fälle bei ihm aufgelaufen. Einen Großteil der Vertragskonditionen hält Tiffe für “sittenwidrig”. Zinsen seien überhöht, Vertragslaufzeiten sehr lang.

Auch Gerichte kamen bereits zu dem Urteil, es handele sich um ein “sittenwidriges, wucherähnliches Geschäft”. Das Landgericht Aachen gab bereits 2016 einem Ex-Studenten recht: Dessen Kreditanbieter habe nicht ausreichend informiert, welche Zinsen insgesamt fällig würden.

Der Staat unterstützt Studierende notfalls mit Bafög-Zahlungen oder einem Studienkredit der KfW. Doch die Zinsen bei der Förderbank waren zwischenzeitlich auf neun Prozent gestiegen, was das Angebot unattraktiv machte. Studierende suchen daher nach privaten Anbietern. Vor 2013 schlossen die beiden größten Anbieter zusammen nur wenige Hundert Verträge pro Jahr ab, im Jahr 2023 waren es rund 1.900 Neuverträge, schreibt das Magazin.

“Weil staatliche Angebote zur Studienfinanzierung derzeit nicht angemessen und attraktiv gestaltet sind, greifen Studenten vermehrt auf private Bildungsfonds zurück”, sagte Ulrich Müller, Experte für Studienkredite am Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Eine Betroffene, über die der “Spiegel” berichtet, griff vor einigen Jahren zu einem Studienkredit eines privaten Anbieters, um ihr Studium an der privaten Internationalen Hochschule in Bad Honnef zu finanzieren.

Da die Rückzahlungen auch an die Lohnhöhe gekoppelt seien, habe sie zuletzt 577 Euro monatlich an das Unternehmen zurückgezahlt, was 9,5 Prozent ihres Bruttolohns entspreche. Insgesamt habe der Kredit eine Laufzeit von zehn Jahren. In diesem Zeitraum müsse die Betroffene mehr als das Doppelte der Summe zurückzahlen, die sie aufgenommen habe. Das würde einem jährlichen Zins von knapp 13 Prozent jährlich entsprechen.

Bei der Internationalen Hochschule bedauert man es, dass die Konditionen für die Studierenden “möglicherweise den zulässigen Bereich überschreiten und ihnen dadurch finanzielle Nachteile entstanden sind”. Die Hochschule werde daher die Zusammenarbeit mit dem Anbieter einer umfassenden Prüfung unterziehen, Finanzierungsmöglichkeiten des Anbieters würden nicht mehr aktiv auf den Plattformen und Kanälen der Hochschule beworben.

Das Unternehmen selbst verweist darauf, dass das OLG Stuttgart festgestellt habe, dass eine etwaige Sittenwidrigkeit nicht aus einem Vergleich mit marktüblichen Zinsen abgeleitet werden könne. Studierende ohne laufendes Einkommen hätten einen herkömmlichen Konsumentenkredit womöglich gar nicht bekommen. Die Gesamtsumme der Abschlagszahlungen habe man in neueren Verträgen immer auf das Doppelte der Fördersumme gedeckelt, unter Berücksichtigung der Inflation, heißt es. In Altverträgen habe man das “in der Praxis” auch so gehandhabt.

Mehr Urlaub gegen Fachkräftemangel? IG-BAU fordert neue Arbeitszeitregelungen

Mehr freie Tage und bessere Arbeitsbedingungen – das fordert IG-BAU-Chef Robert Feiger, um den Bau attraktiver für junge Fachkräfte zu machen. Zudem drängt er auf Hitzeschutzmaßnahmen und stärkere Kontrollen gegen Schwarzarbeit.

Berlin (red) – Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft IG BAU, Robert Feiger, hat sich angesichts des Fachkräftemangels auf dem Bau für mehr freie Tage ausgesprochen, um die Arbeit für junge Menschen attraktiv zu machen. “Junge Menschen schauen heute viel mehr auf die Work-Life-Balance, da können mehr freie Tage durchaus auch am Bau für mehr Attraktivität sorgen”, sagte Feiger dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Dienstagausgaben).

“Ich muss an der Stelle eigentlich nicht wiederholen, welchen Fachkräftemangel wir haben. Wir müssen jeden Weg gehen, um den Bauberuf noch begehrter zu machen”, führte er aus. Feiger bezog sich dabei auf Forderungen, die die Schwestergewerkschaft Verdi in Abstimmung mit der IG BAU für den öffentlichen Dienst ausgesprochen hat.

Um Beschäftigte zu entlasten, pochte Feiger zudem auf einen stärkeren Schutz bei Hitze. Mit Blick auf die Klimaveränderungen brauche es Arbeitszeitregelungen in den Hitzemonaten. “So wie es das schon im Winter gibt, sollte es auch in der Sommersaison ein Kurzarbeitergeld geben”, so der Gewerkschaftschef. “Wenn jemand aus Hitzegründen nicht mehr arbeiten kann, muss er finanziell abgesichert sein. Dafür müssen der Staat, die Arbeitgeber und Gewerkschaften über Regelungen in den Tarifverträgen sorgen”, fügte er hinzu.

Feiger forderte zudem eine Aufstockung beim Zollpersonal, um Kontrollen gegen Schwarzarbeit durchzuführen. Das sei Aufgabe eines Finanzministers oder einer Finanzministerin, sagte der IG-BAU-Chef. “Denn die Stellen rechnen sich schon alleine deshalb, weil der Volkswirtschaft sonst Steuer- und Sozialbeiträge in hohem Maße verloren gehen.”

Kein Platz mehr für Habeck? Merz schließt Grünen-Politiker als Bundeswirtschaftsminister aus

CDU-Chef Friedrich Merz erteilt Robert Habeck eine klare Absage: In einem von ihm geführten Kabinett soll der Grünen-Politiker kein Wirtschaftsminister mehr sein. Habeck sei in seiner Aufgabe gescheitert, so Merz – und kündigt an, das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in dieser Form nicht weiterzuführen.

Berlin (red) – Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) sieht in einem von ihm geführten Kabinett keinen Platz für Grünen-Politiker Robert Habeck als Wirtschaftsminister. “Das ist eine Aufgabe, an der ist er gescheitert in den letzten drei Jahren”, sagte er dem Nachrichtenmagazin Politico (Dienstagausgabe).

“Und wer käme denn auf die Idee, einen gescheiterten Bundesminister erneut in ein Ressort zu setzen, dessen Teil er nun wirklich vollkommen untergepflügt hat?” Merz sagte, Habeck könne “einem reinen Wirtschaftsministerium” nicht mehr angehören. “Es wird immer mehr erkennbar, dass er dieser Aufgabe, die er da im Augenblick hat, nicht gerecht geworden ist”, so der CDU-Chef weiter.

Merz geht mit dem Grünen-Politiker hart ins Gericht. “Wir haben mit dem Bundeswirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland monatelange Debatten über die Wärmepumpe geführt”, so der CDU-Vorsitzender. “Ludwig Erhard hätte sich im Grabe umgedreht, wenn er das noch mitbekommen hätte.”

Der CDU-Politiker sagte, in einem von ihm geführten Kabinett werde die bisherige Struktur des Ministeriums mit Wirtschaft und Klima unter einem Dach nicht fortgesetzt. “Diese Konstruktion ist von Anfang an eine Fehlkonstruktion”, sagte Merz.

 

Start-up-Verband kritisiert Politik der AfD

Die AfD darf in keiner Regierung eine Rolle spielen“ – mit deutlichen Worten warnt Verena Pausder, Vorsitzende des Start-up-Verbands, vor der Politik der Partei. Sie kritisiert deren Haltung zu Migration, Wirtschaft und Frauenrechten und fordert stattdessen weniger Bürokratie und eine offene Wirtschaftspolitik

Berlin (red) – Der Start-up-Verband wendet sich kurz vor der Bundestagswahl strikt gegen die Politik der AfD. “Die AfD darf in keiner Regierung in Deutschland irgendeine Rolle spielen”, sagte Verena Pausder, Vorsitzende des Start-up-Verbands, der “Süddeutschen Zeitung” (Montagsausgabe).

“Die AfD hat keine Antworten für die Probleme, die vor uns liegen.” Und: “Inhaltlich kann ich mit denen nichts anfangen – und menschlich erst recht nicht.” Die Partei wolle Menschen rauswerfen, die nicht von hier seien, so Pausder. Dabei brauche Deutschland dringend qualifizierte Leute aus der ganzen Welt. Die AfD wolle raus aus dem Euro und zurück zur D-Mark, dabei bräuchten Start-ups eine europäische Kapitalmarktunion. Dazu komme ein veraltetes Frauenbild. “Nach meinem Eindruck verfolgt die große Mehrheit der Start-ups das Erstarken der AfD mit großer Sorge”, sagte Pauser.

In Deutschland müsse zudem schnell Bürokratie abgebaut werden, fügte sie hinzu. Wenn man Unternehmer fragen würde, dann hätten sie lieber weniger Bürokratie als Steuersenkungen. Deutschland könne ins Ausland schauen. In Schweden etwa müssten junge Unternehmen erstmal keine Steuern zahlen. In England könne man innerhalb von 24 Stunden eine Firma gründen. “In Deutschland wartet man viele Wochen oder gar Monate auf eine Steuernummer”, sagte Pausder und fügte an: “Kettensäge oder Gartenschere: Hauptsache, einige Dinge sind schnell weg. Wir müssen uns trauen, Ballast abzuwerfen.”

Gender-Aus bei Audi: Unternehmen setzt wieder auf neutrale Sprache

Audi verabschiedet sich vom Gendersternchen: Der Autohersteller hat seine geschlechtergerechte Schreibweise mit Sonderzeichen abgeschafft. Stattdessen setzt das Unternehmen auf neutrale Begriffe – eine Entscheidung, die bereits im vergangenen Jahr getroffen wurde, aber erst jetzt bekannt wurde.

Ingolstadt (red) – Der Autohersteller Audi hat seine sogenannte Gender-Schreibweise im internen und externen Schriftverkehr wieder abgeschafft. Das bestätigte das Unternehmen, wie die “Welt am Sonntag” an diesem Wochenende schreibt.

“Aufgrund unserer Erfahrungen in der schriftlichen Verwendung des Gender Gap in den vergangenen Jahren und der großen Bandbreite unterschiedlicher Methoden, geschlechtersensible Sprache sichtbar zu machen, hat sich das Unternehmen entschieden, dieses Sonderzeichen nicht mehr zu verwenden”, so Audi auf Anfrage. “Ungeachtet dessen setzen wir weiterhin auf etablierte, gendersensible Formulierungen, die unsere Werte von Gleichstellung und Inklusion betonen.”

Den Unterstrich in der Wortmitte – beispielsweise im Wort “Mitarbeiter_innen” – hatte Audi Anfang März 2021 eingeführt. Es sollten damit “alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten zwischen Mann und Frau” repräsentiert werden.

Die Entscheidung und Begriffe wie “Audianer_innen” stießen bereits damals auf öffentliche Kritik und praktische Schwierigkeiten. So übernahmen die meisten Medien die Audi-Schreibweise nicht und auch bei Computerprogrammen, etwa zur automatischen Übersetzung, zeigten sich Schwierigkeiten bei der Übernahme der Schreibweise.

Ein VW-Mitarbeiter klagte vor dem Landgericht Ingolstadt sogar gegen die Unternehmensrichtlinie, scheiterte damit aber im Jahr 2023 in zweiter Instanz. Wie jetzt bekannt wurde, schaffte Audi die Sonderzeichen in der Wortmitte bereits im Juli 2024 per interner Anweisung wieder ab.

Die ursprüngliche Begründung für die Gender-Schreibweise war Ende des vergangenen Jahres von der Internetseite des Unternehmens verschwunden. In seinem überarbeiteten “Styleguide” für eine firmenweit einheitliche Schreibweise empfiehlt Audi den Mitarbeitern nun, neutrale Begriffe zu verwenden, etwa “Beschäftigte” oder “Team Audi”. Eine Vorgabe lautet: “Wir achten auf generisch neutrale Formulierungen wie beispielsweise Studierende.”