Schleichender Blackout: Kommunen schlagen Alarm wegen fehlender Fachkräfte

Deutschlands Kommunen stehen vor einem personellen und digitalen Umbruch: Laut Städte- und Gemeindebund droht ein massiver Fachkräftemangel die öffentliche Verwaltung und Daseinsvorsorge an ihre Grenzen zu bringen. Bis 2030 könnten Hunderttausende Stellen unbesetzt bleiben – eine Gefahr, die auch Deutschlands Standort betrifft.

Berlin – Der Städte- und Gemeindebund warnt vor einem Kollaps der öffentlichen Verwaltung. “Fehlendes Personal wird die Arbeit des öffentlichen Dienstes und vor allem der Kommunen massiv beeinträchtigen und kann die Daseinsvorsorge an den Rand des Zusammenbruchs bringen”, sagte Hauptgeschäftsführer André Berghegger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben).

“In den kommenden zehn Jahren werden annähernd 500.000 der rund 1,65 Millionen Beschäftigten in den Kommunen in den Ruhestand gehen.” Bereits heute seien mehr als 100.000 Stellen in den Kommunen unbesetzt, weil kein Personal gefunden werde. Bis zum Jahr 2030 würden in den Kommunen rund 230.000 Mitarbeiter fehlen. Das wirke sich nicht nur auf die Bearbeitungszeiten in den Behörden aus. “In den nächsten fünf Jahren gehen beispielsweise mehr als 50.000 Busfahrer in den Ruhestand, zudem fehlen bereits jetzt mehr als 100.000 Fachkräfte in den Kitas”, warnte Berghegger. Wenn man nicht schnell und entschieden gegensteuere, werde dies gravierende Folgen für die Bürger und den Standort Deutschland insgesamt haben.

Der Hauptgeschäftsführer sprach von einem “schleichenden Blackout”. Um den Betrieb in der öffentlichen Verwaltung aufrechtzuerhalten, sei der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zwingend notwendig, sagte Berghegger. “Es ist daher mehr als fahrlässig, dass die Politik in Deutschland immer noch Vorbehalte bei der Digitalisierung hat. Wenn es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz geht, werden stets zunächst die Risiken diskutiert”, kritisierte der Hauptgeschäftsführer. “Wenn Digitalisierung in Deutschland weiterhin im Schneckentempo umgesetzt wird, verspielen wir mutwillig unsere Zukunftschancen.”

Die Politik dürfe Beschäftigung nicht mehr aus der Perspektive des letzten Jahrhunderts denken, mahnte Berghegger. “Wir sollten flexible, an die jeweilige Lebenssituation angepasste Modelle entwickeln, um den öffentlichen Dienst attraktiv zu halten.” Neben digitalen Werkzeugen könne auch “eine gemeinsame oder geteilte Erbringung von Aufgaben” eine Rolle spielen.

red

Massiver Kaufkraftverlust beim Elterngeld: Familien unter Druck

Das Elterngeld hat seit seiner Einführung 2007 massiv an Kaufkraft verloren. Laut einer IW-Studie beträgt der Verlust fast 38 Prozent. Besonders betroffen sind Familien mit kleinen und mittleren Einkommen, doch auch Besserverdienende spüren die Folgen des fehlenden Inflationsausgleichs.

Berlin – Das Elterngeld verlor seit seiner Einführung 2007 bis 2023 rund 38 Prozent an Kaufkraft. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die “Rheinische Post” (Freitagausgabe) berichtet.

“Diese Entwicklung setzt sich ohne Inflationsausgleich weiter fort”, schreiben die Studienautoren, die sich auf Daten des Statistischen Bundesamts und eigene Berechnungen berufen. Die Effekte der Inflation seien seit dem Start des Elterngeldes 2007 nie ausgeglichen worden.

Die Kaufkraftverluste würden insbesondere Eltern mit kleinen und mittleren Einkommen treffen, so das IW. Eltern, die kein eigenes Einkommen erzielen, erhalten den Mindestbetrag von 300 Euro monatlich. “Dieser wurde auch nicht mehr angepasst. Dabei hätte er bis zum Jahr 2023 um 37,8 Prozent auf 413 Euro steigen müssen, um den inflationsbedingten Kaufkraftverlust seit dem Jahr 2007 auszugleichen”, heißt es in der Studie.

Auch Besserverdienende trifft der fehlende Inflationsausgleich. “Deutlich an Kaufkraft verloren hat das Elterngeld auch für Personen, die den Höchstsatz beziehen, der bei einem Inflationsausgleich von 1.800 Euro auf 2.480 Euro hätte steigen müssen”, schreibt das IW. Bei mittleren Einkünften seien die Effekte weniger stark zu spüren.

Der Höchstsatz beim Elterngeld wurde jahrelang nicht nach oben angepasst. Dies führte dazu, dass immer mehr Familien wegen steigender Einkommen den Höchstsatz von 1.800 Euro monatlich erreichen. “Hatten nur 6,3 Prozent der Elterngeld beziehenden Mütter und Väter von im Jahr 2011 geborenen Kindern Anspruch auf diesen Höchstsatz, erreichten bereits 16,7 Prozent der Eltern von im Jahr 2021 geborenen Kindern das entsprechende Nettoeinkommen von 2.770 Euro”, so die Studie.

“Soll das Elterngeld wie bisher wirken, sollte das Sicherungsniveau auch für Familien mit höheren Einkommen real und nicht nur nominal erhalten bleiben, wofür der Inflationsausgleich unumgänglich ist”, fordert das Institut.

red

Bundeskartellamt prüft Rekord-Strompreise: Missbrauchsverdacht gegen Energiekonzerne

Nach extremen Preisausschlägen auf dem Strommarkt während der jüngsten Dunkelflaute will das Bundeskartellamt die Preisbildung genau prüfen. Besonders RWE steht wegen seiner Marktmacht im Fokus der Behörde.

Bonn – Das Bundeskartellamt will die jüngsten Ausschläge auf dem Strommarkt prüfen, nachdem angesichts von wenig Sonne und Wind die Preise zuletzt kurzfristig Rekordmarken erreichten.

“Um sicher zu gehen, werden wir uns die Preisbildung genau ansehen”, sagte Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamts, der “Süddeutschen Zeitung” (Montagausgabe). Er fügte an: “Das Risiko eines Missbrauchs ist durchaus gegeben.”

Die kurzfristigen Preisanstiege während der Dunkelflaute könnten aber auch ein normales und unverfälschtes Marktergebnis sein. Das inländische Angebot sei knapp gewesen und Strom musste importiert werden. Die notwendigen Daten zum konkreten Kraftwerkseinsatz hätte die Wettbewerbsbehörde. “Die Energieunternehmen wissen, dass sie unter dieser Aufsicht stehen”, sagte Mundt.

Dabei hat das Kartellamt offenbar besonders des Energiekonzern RWE im Visier. Mundt sagte, nach den Untersuchungen der Behörde wäre derzeit alleine RWE in der Lage, die Preise missbräuchlich durch eine Zurückhaltung von Kapazitäten gezielt zu beeinflussen, was natürlich nicht bedeutet, dass RWE so etwas tut. “Der Kraftwerkspark von RWE ist für den Strommarkt in Deutschland unverzichtbar”, so der Präsident der Behörde.

Die Wettbewerbslage auf dem Strommarkt habe sich zuletzt “jedenfalls nicht verbessert.” Bei der Erzeugung elektrischer Energie sei RWE in vielen Stunden unverzichtbar, um die allgemeine Stromnachfrage zu decken. Bei der für die Stabilität des Stromnetzes wichtigen Regelenergie sei dagegen EnBW “ein mit Abstand führenden Anbieter”. Mundt rechnet beim Strom mit zunehmende Preisausschläge nach oben.

red

Grüne verteidigen Heizungsgesetz – Brantner räumt Fehler ein

Grünen-Chefin Franziska Brantner warnt vor Änderungen am Heizungsgesetz und wirft der Union vor, Verbraucher in die Kostenfalle zu treiben. Sie fordert Planbarkeit und soziale Unterstützung beim Umstieg auf klimaneutrale Heizungen – räumt aber zugleich Fehler in der Einführung des Gesetzes ein.

Berlin – Grünen-Chefin Franziska Brantner warnt vor Korrekturen am Heizungsgesetz. Verbraucher und Vertreter der Branche wünschten sich Planbarkeit und keine neue Unruhe im Markt, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). “Natürlich werden Gesetze evaluiert, aber beim Gebäudeenergiegesetz geht es jetzt um Verlässlichkeit.”

Scharf kritisierte Brantner die Ankündigung der Union, das Heizungsgesetz abzuschaffen. Damit locke sie die Bürger in eine Kostenfalle. “Denn genau das bedeutet es, wenn CDU/CSU einzig auf einen steigenden CO2-Preis setzen”, sagte sie. “Die Union würde damit das Heizen mit Gas und Öl teurer machen und gleichzeitig die finanzielle Hilfe beim Umstieg auf eine klimaneutrale Heizung streichen.” Brantner kündigte den Widerstand der Grünen gegen die Unionspläne an: “Wir werden die Bürger nicht im Stich lassen.”

Zugleich räumte Brantner anfängliche Versäumnisse von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ein. “Beim Heizungsgesetz nicht auch sofort die soziale Staffelung mit vorgestellt zu haben, war ein Fehler”, sagte er. “Das hat er angesprochen und korrigiert.”

red

30.000 Stellen bleiben unbesetzt: Verkehrs- und Logistikbranche kämpft mit Fachkräftelücke

Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Verkehrs- und Logistikberufen bleibt eine Herausforderung: Rund 30.000 Stellen sind unbesetzt, von Berufskraftfahrern bis hin zu Zugführern. Trotz zahlreicher Arbeitsloser fehlen oft die passenden Qualifikationen. Experten fordern Anreize für junge und ältere Arbeitnehmer sowie weniger Bürokratie bei der internationalen Fachkräftegewinnung.

Berlin – Bundesweit fehlen knapp 30.000 qualifizierte Arbeitskräfte in Verkehrs- und Logistikberufen, also etwa Berufskraftfahrer, Speditions- und Logistikkaufleute sowie Bus- und Straßenbahnfahrer. Das geht aus einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben) berichten.

Für die Studie war der Durchschnitt der offenen Stellen zwischen Juli 2023 und Juni 2024 betrachtet worden. Zwar sei die Fachkräftelücke nach dem starken Anstieg zur Corona-Pandemie im Betrachtungszeitraum um 25 Prozent gesunken, liege aber weiterhin auf einem hohen Niveau, schreibt der Studienautor Jurek Tiedemann.

Allein bei den Berufskraftfahrern im Lkw- und Güterverkehr gebe es 4.508 mehr offene Stellen als passend qualifizierte Arbeitslose. Ebenfalls hoch ist die Fachkräftelücke bei Bus- und Straßenbahnfahrern (4.083 mehr offene Stellen als passend Qualifizierte) sowie in der Lagerwirtschaft (3.851). Besonders große Schwierigkeiten haben Betriebe, die den Eisenbahnverkehrsbetrieb steuern und überwachen, damit, Fachkräfte zu finden. 91,5 Prozent der offenen Stellen konnten zuletzt nicht besetzt werden, auch wenn die absolute Fachkräftelücke mit 2.875 mehr offenen Stellen als Qualifizierten geringer als in den anderen Berufen ausfällt.

Dabei übersteigt eigentlich die Zahl der gemeldeten qualifizierten Arbeitslosen mit 149.000 die der offenen Stellen mit 109.000. Theoretisch seien für qualifizierte Arbeitskräfte also alle Stellen besetzbar. Entgegen der allgemeinen Situation auf dem Arbeitsmarkt gebe es bei Verkehrs- und Logistikberufen seit 2010 mehr Arbeitslose als offene Stellen. Trotzdem können offene Stellen nicht besetzt werden. “Offene Stellen und Arbeitslose verteilen sich also auf unterschiedliche Berufe”, schlussfolgert Tiedemann. “Obwohl der Fachkräftemangel konjunkturbedingt in Verkehrs- und Logistikberufen zurückgegangen ist, werden weiterhin viele qualifizierte Fachkräfte gesucht.

Das Fehlen dieser Fachkräfte ist gerade in Zeiten komplexer Lieferketten und globaler Vernetzungen eine Herausforderung für die Wirtschaft”, heißt es in der Studie. Oft könnten Just-in-Time-Lieferungen durch den Mangel an Berufskraftfahrern nicht eingehalten werden. Dies führe zu Verzögerungen oder gar den Produktionsstopps entlang der Lieferkette. Das Fehlen von Busfahrern, Straßenbahnfahrern sowie Zugführern gestalte zudem die Mobilitätswende schwierig. “Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sollten mehr junge Menschen für eine Ausbildung begeistert werden und Anreize gesetzt werden, ältere Beschäftigte länger am Arbeitsmarkt zu halten. Zudem sollten bürokratische Hürden, insbesondere bei der Rekrutierung internationaler Fachkräfte, weiter gesenkt werden”, sagte Studienautor Tiedemann den Funke-Zeitungen.

Das KOFA ist am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) angesiedelt und ein Projekt im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Es soll kleine und mittlere Unternehmen bei ihrer Personalarbeit unterstützen.

red

VW sichert Jobs und streicht Stellen: 35.000 Arbeitsplätze fallen bis 2030 weg

Wolfsburg – Nach intensiven Verhandlungen hat die IG Metall ein weitreichendes Ergebnis mit der Volkswagen AG erzielt. Wie die Gewerkschaft am Freitagabend mitteilte, sichert die Vereinbarung die Arbeitsplätze der Beschäftigten bis Ende 2030. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen, doch gleichzeitig ist ein sozialverträglicher Abbau von mehr als 35.000 Stellen an den deutschen VW-Standorten bis 2030 geplant.

Jobgarantie bis 2030 bei gleichzeitigem Stellenabbau

Volkswagen und die IG Metall haben sich auf einen wegweisenden Tarifvertrag geeinigt: Eine Jobgarantie bis 2030 schützt die Belegschaft vor betriebsbedingten Kündigungen, gleichzeitig wird ein sozialverträglicher Abbau von 35.000 Stellen umgesetzt. Die Einigung soll Stabilität und Perspektiven für die deutschen Standorte schaffen.

Wolfsburg – Die Vereinbarung sieht eine umfassende Jobgarantie für die verbleibende Belegschaft vor. Sollten keine Anschlussregelungen nach 2030 getroffen werden, verpflichtet sich Volkswagen, eine Milliarde Euro an die Beschäftigten auszuzahlen. Der sozialverträgliche Stellenabbau soll durch Altersteilzeit, Vorruhestand und freiwillige Ausscheidungen umgesetzt werden.

Temporärer Verzicht zur Sicherung der Standorte

Im Zuge der Vereinbarung verzichtet die Belegschaft auf einige bisherige Leistungen. So wird die im Flächentarifvertrag vorgesehene Lohnerhöhung von gut fünf Prozent zunächst ausgesetzt. Die Mai-Zahlung der Ergebnisbeteiligung entfällt in den Jahren 2026 und 2027 komplett und wird ab 2028 schrittweise wieder eingeführt. Das erhöhte Urlaubsentgelt entfällt ebenfalls, wird aber durch einen Bonus für IG-Metall-Mitglieder ersetzt, der ab 2027 mit 254 Euro beginnt und bis 2030 auf 1.271 Euro ansteigt.

Unklare Zukunft für einige Standorte

Die Jobgarantie umfasst alle deutschen Standorte. Dennoch gibt es Ungewissheiten: Für Osnabrück soll bis Spätsommer 2027 eine „wirtschaftliche Perspektive“ entwickelt werden, während für Dresden ab 2026 ein „alternatives Gesamtkonzept“ erarbeitet werden soll.

IG Metall: Solidarität statt Kahlschlag

„Damit verhindern wir einen Kahlschlag an den VW-Standorten und stärken den Zusammenhalt“, so die IG Metall in einer Mitteilung. Die Tarifkommission stimmte dem Ergebnis einstimmig zu. Die Einigung, so die Gewerkschaft, sei ein Zeichen dafür, dass Solidarität und Kompromissbereitschaft auch in schwierigen Zeiten eine sichere Grundlage für die Zukunft schaffen können.

Die Vereinbarung „Zukunft Volkswagen“ stellt nicht nur die Beschäftigungssicherung in den Mittelpunkt, sondern soll auch die Grundlage für wirtschaftliche Stabilität und technologische Investitionen bis 2030 schaffen.

red

Kommunen in der Krise: Rekorddefizit über 13 Milliarden Euro erwartet

Die finanzielle Situation vieler Kommunen spitzt sich zu: Der Deutsche Städtetag rechnet 2024 mit einem Rekorddefizit von mehr als 13 Milliarden Euro. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy fordert Lösungen bei Altschulden und mahnt Bund und Länder, ihrer Verantwortung nachzukommen.

Berlin – Nach Angaben des Deutschen Städtetages ist die finanzielle Lage der Kommunen vielerorts dramatisch. “Die kommunalen Haushalte steuern in diesem Jahr auf ein Rekorddefizit von über 13 Milliarden Euro zu, mehr als doppelt so viel wie noch im letzten Jahr”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy, der Mediengruppe Bayern (Freitagsausgabe).

Bund und Länder würden den Kommunen seit Jahrzehnten immer mehr Aufgaben zuweisen, ohne für eine vernünftige Finanzierung zu sorgen. Inflation und steigende Sozialausgaben täten ihr Übriges. “Durch die vorgezogenen Neuwahlen kommen weitere Unsicherheiten dazu”, sagte der Städtetagschef. Er und seine Kollegen wüssten nicht, ob sie sich auf angekündigte Fördermittel des Bundes verlassen könnten.

Dedy hofft, dass es in der Frage einer Altschulden-Regelung noch eine Lösung gibt. “Städte im Saarland, in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind besonders betroffen. Für sie ist das eine fast schon existenzielle Frage. Sie kommen häufig aus eigener Kraft nicht aus der Schuldenspirale heraus”, so der Hauptgeschäftsführer. “Die anderen Bundesländer kostet das Ganze nichts. Kommunen in Bayern oder Baden-Württemberg hätten keine Nachteile.” Für eine Altschuldenlösung mit Bundesmitteln bräuchte es aber eine Grundgesetzänderung.

Wegen der prekären Finanzlage der Gemeinden stehe vor Ort vieles auf dem Prüfstand, fügte Dedy hinzu. “Die Zeit ausgeglichener kommunaler Haushalte ist vorbei.” Zwar würden die Städte ihre Pflichtaufgaben erfüllen wie Sozialleistungen, Grundschulen und Kitas oder Gesundheitsämter. “Freiwillige Aufgaben aus Kultur, Sport, Vereinsleben schauen sich die Städte genauer an. Die meisten Städte, die gerade ihre Haushalte aufstellen, fragen nicht mehr, ob sie bei freiwilligen Aufgaben sparen, sondern bei welchen.”

red

Von Da Vinci bis Hildegard von Bingen: Neues Gesicht für den Euro

Frankfurt am Main – Die Europäische Zentralbank ändert die Optik der Banknoten. Statt stilisierter Baudenkmäler werden auf den neuen Euro-Scheinen die Köpfe europäischer Geistesgrößen zu sehen sein, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel dem Nachrichtenmagazin Focus.

“Europa hat in Wissenschaft und Kultur bedeutende Köpfe hervorgebracht, die sich ausgezeichnet machen würden auf den Euro-Banknoten”, sagte Nagel, der auch Mitglied im EZB-Rat ist. Die Notenbank denkt dabei offenbar eher nicht an Politiker der jüngeren Vergangenheit wie Helmut Kohl als einen der Wegbereiter der Währungsunion, sondern an historische Figuren wie Leonardo da Vinci oder Hildegard von Bingen. Konkrete Namen wollte der Bundesbank-Präsident noch nicht nennen: “Noch haben wir uns nicht festgelegt. Aber wir finden ganz sicher hervorragende Motive für unsere sechs Banknoten – vom Fünf-Euro-Schein bis zum 200er.”

Dass die Währungsunion auseinanderbrechen könnte, nachdem die Haushaltsdisziplin einzelner Mitglieder bröckelt, fürchtet Nagel nicht. “Ein Ende des Euro ist für mich kein Thema.” Auch die zurückgestufte Bonität Frankreichs infolge der hohen Staatsschulden, bereite ihm “keine schlaflosen Nächte”, sagte der Bundesbankpräsident.

“Es ist wichtig, dass alle Mitgliedsstaaten die gerade erst reformierten Fiskalregeln befolgen. Und ich gehe davon aus, dass dies ernst genommen wird. Natürlich schlagen sich Wirtschaftsdaten, Schuldenstände und Defizite in Risikoaufschlägen nieder. Das ist ein wichtiges Signal an die Finanzpolitik. Finanzmärkte und Fiskalregeln ergänzen sich hier.”

red

FDP fordert Abschaffung des gesetzlichen Rentenalters: Mehr Flexibilität für Arbeitnehmer

Die FDP möchte das Rentensystem revolutionieren: Weg mit dem festen Renteneintrittsalter, hin zu mehr Flexibilität und einer gesetzlichen Aktienrente. Sozialexperte Johannes Vogel erklärt, wie das schwedische Modell Deutschland dabei als Vorbild dienen soll.

Berlin – Der FDP-Sozialexperte Johannes Vogel spricht sich für die Abschaffung des gesetzlichen Renteneintrittsalters und die Einführung einer gesetzlichen Aktienrente aus.

“Jede und jeder soll zukünftig selbst entscheiden können, wann sie oder er in Rente geht”, sagte Vogel der “Rheinischen Post” (Freitagsausgabe). Wer länger arbeite, bekomme mehr Rente – das sei “fair”. Dabei sollten auch Teilrentenmodelle unkompliziert möglich sein. “Schweden macht vor, dass die Menschen so freiwillig im Schnitt sogar länger arbeiten wollen. An diesem System wollen wir uns orientieren”, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion.

“Es ist klar, dass nicht jeder Beruf bis ins hohe Alter ausgeübt werden kann – in Schweden klappt das deshalb, weil Menschen, die im Leben hart gearbeitet haben, meist früher eingezahlt und so höhere Ansprüche aufgebaut haben. In vielen Berufen wollen und können die Menschen aber heute länger aktiv bleiben, das machen wir leichter und attraktiver”, sagte Vogel.

In Schweden bekämen alle Versicherten ab 60 Jahren individuell ausgewiesen, wie hoch ihre Rente mit welchem Renteneintrittsalter wäre. “Je später jemand in Rente geht, desto höher die Rente – je früher desto niedriger. Die dortige Erfahrung zeigt: So binden wir die wertvolle Arbeitskraft von Fachkräften und erfahrenen Berufstätigen länger am Arbeitsmarkt, weil die Menschen freiwillig oft noch länger im Job bleiben”, sagte Vogel.

Die von der FDP geplante gesetzliche Aktienrente sei der einzige echte Reformvorschlag der Parteien, der langfristig für ein stabiles Rentenniveau und geringere Beiträge sorgen könne. “Der Beitragsdruck entsteht ja durch die Abhängigkeit des Rentensystems vom demografischen Wandel. Genau diese Abhängigkeit reduzieren wir, indem wir die gesetzliche Rente auf zwei Standbeine stellen und endlich alle Menschen von der langfristigen Entwicklung am Kapitalmarkt profitieren”, sagte Vogel.

red

Wohnungslos in Deutschland: Fast 220.000 Kinder und Eltern betroffen

In Deutschland sind immer mehr Familien von Wohnungslosigkeit betroffen. Besonders Alleinerziehende und Haushalte mit Kindern stehen vor großen Herausforderungen. Die Bundesregierung nennt erschreckende Zahlen, während die Linke vor einer sozialen Katastrophe warnt.

Berlin – Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Mehrheit der von Staat und Sozialträgern untergebrachten Personen aus Familienhaushalten ausländischer Nationalität ist. Zwischen 2022 und 2024 ist die Zahl der Deutschen aus dieser Gruppe demnach von etwa 10.000 auf etwa 12.300 gestiegen.

Weit höher ist die Zahl der untergebrachten Ausländer aus Familienhaushalten, die zum größten Teil in Deutschland nie in Wohneigentum oder mit eigenem Mietvertrag gewohnt haben dürften. Die Personenzahl in dieser Gruppe stieg von etwa 70.000 im Jahr 2022 auf mehr als 200.000 im Jahr 2024. Dieser starke Anstieg ist im Wesentlichen auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen, dazu kommen Flucht und Migration aus Syrien und Afghanistan.

Insgesamt waren laut Bundesamt zum Stichtag 31. Januar dieses Jahres 439.465 Personen hierzulande wohnungslos. 61.545 (14 Prozent) von ihnen sind Deutsche, 377.920 (86 Prozent) sind Ausländer. Unter den untergebrachten Wohnungslosen stellen Ukrainer die größte einzelne nationale Gruppe (136.855 oder 31,1 Prozent). Noch vor den Deutschen liegen Syrer (14,7 Prozent), kurz nach den Deutschen folgen Afghanen (10,3 Prozent). Aus dem EU-Ausland kommen 4,7 Prozent der Untergebrachten, aus den Westbalkan-Staaten 2,3 Prozent.

Die Linke wollte von der Bundesregierung auch wissen, wie viele Familien hierzulande in Mietwohnungen leben: 3,3 Millionen Familien mit Kindern unter 18 Jahren zuzüglich 1,8 Millionen Alleinerziehende wohnen demnach zur Miete. Etwa 400.000 Familien erhalten demnach Wohngeld als staatlichen Zuschuss. Durchschnittlich erhalten Familien 426 Euro Wohngeld, besonders hoch ist die Zahl der betreffenden Familien in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg.

Gökay Akbulut, familienpolitische Sprecherin der Linke-Gruppe, bezeichnete die Wohnsituation von Familien als “soziale Katastrophe”: “Die Wohnraumkrise spitzt sich weiter zu. Steigende Kosten für Energie und Lebensmittel verschärfen die ohnehin angespannte Situation vieler Familien und treiben diese an ihre Belastungsgrenzen. Der angespannte Wohnungsmarkt führt sogar dazu, dass immer mehr Familien wohnungslos werden.”

red