Produktion legt überraschend zu – Bester Quartalsanstieg seit 2022

Die deutsche Industrie meldet ein kräftiges Plus: Im März stieg die Produktion im Produzierenden Gewerbe um 3 Prozent, getrieben vor allem von der Automobil-, Maschinenbau- und Pharmabranche. Es ist der stärkste Quartalszuwachs seit drei Jahren – doch zum Vorjahr bleibt die Entwicklung noch leicht im Minus. Ein Hoffnungsschimmer für die Konjunktur, der allerdings differenziert betrachtet werden muss.

Wiesbaden (red) – Die reale (preisbereinigte) Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im März 2025 gegenüber Februar 2025 saison- und kalenderbereinigt um 3,0 Prozent gestiegen. Auch im weniger volatilen Dreimonatsvergleich war die Produktion im 1. Quartal 2025 um 1,4 Prozent höher als im 4. Quartal 2024, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit. Dies sei der deutlichste Anstieg der Produktion im Dreimonatsvergleich seit Anfang 2022.

Für Februar 2025 wurde das vorläufige Ergebnis durch das Bundesamt bestätigt (-1,3 Prozent gegenüber Januar 2025). Im Vergleich zum Vorjahresmonat März 2024 war die Produktion im März 2025 kalenderbereinigt 0,2 Prozent niedriger.

Die positive Entwicklung im Produzierenden Gewerbe im März 2025 verteilt sich auf viele Wirtschaftsbereiche. Besonders die Produktionsanstiege in der Automobilindustrie (+8,1 Prozent), in der Pharmaindustrie (+19,6 Prozent) und im Maschinenbau (+4,4 Prozent) wirkten sich auf das Gesamtergebnis aus, so Destatis.

Die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Energie und Baugewerbe) nahm demnach im März 2025 gegenüber Februar 2025 saison- und kalenderbereinigt um 3,6 Prozent zu. Innerhalb der Industrie war ein Anstieg über alle drei Hauptgruppen zu verzeichnen: Die Produktion von Konsumgütern und von Investitionsgütern stieg um jeweils 4,9 Prozent und die Produktion von Vorleistungsgütern um 1,1 Prozent. Außerhalb der Industrie sank die Energieerzeugung um 1,8 Prozent im März 2025 im Vergleich zum Vormonat. Die Bauproduktion stieg um 2,1 Prozent.

In den energieintensiven Industriezweigen ist die Produktion im März 2025 nach Angaben des Statistischen Bundesamts gegenüber Februar 2025 saison- und kalenderbereinigt um 1,5 Prozent gestiegen. Im Dreimonatsvergleich war die Produktion in den energieintensiven Industriezweigen von Januar 2025 bis März 2025 um 1,2 Prozent höher als in den drei Monaten zuvor. Verglichen mit dem Vorjahresmonat März 2024 war die energieintensive Produktion im März 2025 kalenderbereinigt um 2,3 Prozent niedriger.

Linke und Grüne fordern: Alkohol soll teurer werden

Bier, Wein und Schnaps sollen nicht mehr so billig zu haben sein – wenn es nach Politikern von Linken und Grünen geht. Sie fordern Mindestpreise, strengere Regeln im Handel und ein Werbeverbot. 

Berlin (red) – Politiker von Linken und Grünen haben sich zur Eindämmung des Alkoholkonsums in Deutschland für höhere Preise auf alkoholische Getränke ausgesprochen. “Es darf nicht sein, dass das Komasaufen für unter sechs Euro überall und jederzeit zu haben ist”, sagte der drogenpolitische Experte der Linken, Ates Gürpinar, dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland” (Donnerstagausgaben).

“Wir fordern daher Mindestpreise und eine bessere Durchsetzung des Jugendschutzes in Supermärkten und Tankstellen”, sagte er. Zudem spricht er sich für ein Werbe- und Sponsoringverbot für alkoholische Produkte, alkoholfreie Zonen in Innenstädten und eine Einschränkung der Verfügbarkeit aus.

Ähnlich äußerte sich der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen: “Wir brauchen stärkere Maßnahmen bei Werbung, Verfügbarkeit und ja – auch Preisgestaltung.” Alkohol habe “an der Supermarktkasse zwischen Kindersüßigkeiten genauso wenig verloren wie Tabak”, sagte Dahmen.

Neben einer Preiserhöhung für alkoholische Getränke sollen nach der Forderung des Grünen-Politikers die Hilfsangebote ausgebaut und der Zugang zur Behandlung vereinfacht werden.

Deutsche Exporte in die USA steigen trotz Zöllen weiter – Außenhandel erholt sich

Der deutsche Außenhandel erholt sich – vor allem dank der starken Nachfrage aus den USA. Im März 2025 stiegen die Exporte in die Vereinigten Staaten auf 14,6 Milliarden Euro. Damit bleibt Amerika Deutschlands wichtigster Handelspartner außerhalb Europas.

Wiesbaden (red) – Im März 2025 sind die deutschen Exporte gegenüber Februar 2025 kalender- und saisonbereinigt um 1,1 Prozent gestiegen und die Importe um 1,4 Prozent gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte, stiegen die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat März 2024 um 2,3 Prozent und die Importe um ebenfalls 2,3 Prozent.

Im März 2025 wurden demnach kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 133,2 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert und Waren im Wert von 112,1 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Die Außenhandelsbilanz schloss damit im März 2025 mit einem Überschuss von 21,1 Milliarden Euro ab. Im Februar 2025 hatte der kalender- und saisonbereinigte Saldo der Außenhandelsstatistik +18,0 Milliarden Euro betragen. Im März 2024 hatte er bei +20,5 Milliarden Euro gelegen.

In die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) wurden laut Destatis im März 2025 kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 72,3 Milliarden Euro exportiert und es wurden Waren im Wert von 56,9 Milliarden Euro von dort importiert. Gegenüber Februar 2025 stiegen die kalender- und saisonbereinigten Exporte in die EU-Staaten um 3,1 Prozent und die Importe aus diesen Staaten sanken um 3,5 Prozent.

In die Staaten der Eurozone wurden Waren im Wert von 50,3 Milliarden Euro (+3,8 Prozent) exportiert und es wurden Waren im Wert von 37,1 Milliarden Euro (-5,8 Prozent) aus diesen Staaten importiert, so das Bundesamt. In die EU-Staaten, die nicht der Eurozone angehören, wurden Waren im Wert von 22,0 Milliarden Euro (+1,6 Prozent) exportiert und es wurden Waren im Wert von 19,8 Milliarden Euro (+1,1 Prozent) von dort importiert.

In die Staaten außerhalb der EU (Drittstaaten) wurden den Daten des Bundesamts zufolge im März 2025 kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 60,9 Milliarden Euro exportiert und es wurden Waren im Wert von 55,2 Milliarden Euro aus diesen Staaten importiert. Gegenüber Februar 2025 nahmen die Exporte in die Drittstaaten um 1,1 Prozent ab, während die Importe von dort um 0,8 Prozent stiegen.

Die meisten deutschen Exporte gingen im März 2025 in die Vereinigten Staaten. Dorthin wurden laut Destatis kalender- und saisonbereinigt 2,4 Prozent mehr Waren exportiert als im Februar 2025. Damit nahmen die Exporte in die Vereinigten Staaten auf einen Wert von 14,6 Milliarden Euro zu. Die Exporte in die Volksrepublik China stiegen um 10,2 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Die Exporte in das Vereinigte Königreich sanken um 2,8 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro.

Die meisten Importe kamen im März 2025 aus der Volksrepublik China. Von dort wurden kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 14,7 Milliarden Euro eingeführt, teilte das Bundesamt mit. Das waren 9,6 Prozent mehr als im Vormonat. Die Importe aus den Vereinigten Staaten stiegen um 7,9 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Die Importe aus dem Vereinigten Königreich nahmen im gleichen Zeitraum um 5,8 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro ab.

Die Exporte in die Russische Föderation stiegen im März 2025 gegenüber Februar 2025 kalender- und saisonbereinigt um 6,3 Prozent auf 0,6 Milliarden Euro, gegenüber März 2024 nahmen sie um 11,9 Prozent zu. Die Importe aus Russland stiegen im März 2025 gegenüber Februar 2025 um 9,8 Prozent auf 0,1 Milliarden Euro, gegenüber März 2024 nahmen sie um 38,6 Prozent ab.

Nominal (nicht kalender- und saisonbereinigt) wurden im März 2025 Waren im Wert von 140,1 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert und Waren im Wert von 116,8 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat März 2024 stiegen die Exporte damit um 4,3 Prozent und die Importe um 3,9 Prozent an. Die unbereinigte Außenhandelsbilanz schloss im März 2025 mit einem Überschuss von 23,3 Milliarden Euro ab. Im März 2024 hatte der Saldo +21,8 Milliarden Euro betragen.

Autoindustrie leidet unter US-Zöllen – Geschäftsklima erneut gesunken

Die Stimmung in der deutschen Autoindustrie bleibt angespannt. Trotz leicht besserer Auftragslage und zaghafter Erholung im EU-Geschäft dämpfen neue US-Zölle die Exporterwartungen massiv. Das Geschäftsklima bleibt tief im Minus – und der lang ersehnte Aufschwung lässt weiter auf sich warten.

München (red) – Der Geschäftsklimaindex der deutschen Automobilindustrie ist im April 2025 leicht zurückgegangen. Er fiel auf -30,7 Punkte, von -30,5 Punkten im März.

“Die Anfang April in Kraft getretenen US-Zölle haben erste positive Geschäftsentwicklungen, insbesondere im europäischen Markt, quasi im Keim erstickt”, sagte Ifo-Branchenexpertin Anita Wölfl.

Die Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser, wenngleich immer noch auf sehr niedrigem Niveau: Der Indikator ist im April auf -36,4 Punkte gestiegen, von -39,6 Punkten im März. Die Geschäftserwartungen sind dagegen von -20,9 Punkten im März auf -24,8 Punkte im April gesunken.

Die Auftragsbücher füllen sich langsam wieder etwas – im April waren per saldo deutlich mehr Unternehmen mit ihrem Auftragsbestand zufrieden als im Vormonat. “Hier dürften die seit Ende letzten Jahres gestiegenen Auftragseingänge aus dem Euroraum eine wichtige Rolle spielen. Diese machen immerhin ein Drittel aller Exporte der deutschen Autoindustrie aus”, sagte Wölfl. Für den europäischen Markt beurteilen die Unternehmen auch ihre Wettbewerbsposition deutlich besser als in den beiden vorangegangen Quartalen.

Die Geschäftsaussichten werden allerdings von den seit Anfang April geltenden Zöllen auf Exporte von Autos und Autoteilen in die USA nach unten gezogen: Die Exporterwartungen der Unternehmen sind im April deutlich gesunken, nachdem sie in den beiden Vormonaten jeweils kräftig gestiegen waren. Außerdem schätzen die Unternehmen ihre Wettbewerbsposition außerhalb der EU noch einmal schlechter ein als schon in den beiden vorangegangen Quartalen.

Die Unternehmen der Autoindustrie bauen zwar weiterhin Stellen ab, jedoch merklich langsamer als in den Vormonaten: Die Beschäftigungserwartungen der Unternehmen haben sich im April auf -18,7 Punkte verbessert, nachdem sie im März noch ein Langzeittief von -47,0 Punkten erreicht hatten.

Daten von Nutzern nach China verschoben: Tiktok bekommt Riesenstrafe aufgebrummt

Tiktok hat laut irischer Datenschutzbehörde Millionen Nutzerdaten aus Europa ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen nach China übertragen – jetzt folgt die Quittung. Die Strafe ist eine der höchsten, die je wegen DSGVO-Verstößen verhängt wurde. Der Druck auf den Konzern wächst.

Dublin (red) – Die irische Datenschutzkommission hat Tiktok mit einer Geldstrafe von 530 Millionen Euro belegt.

Die Kommission teilte am Freitag mit, dass Tiktok gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verstoßen habe, indem es personenbezogene Daten von Nutzern aus dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) nach China transferiert habe, ohne die erforderlichen Schutzmaßnahmen zu gewährleisten. Die Entscheidung wurde von den Datenschutzkommissaren Des Hogan und Dale Sunderland getroffen und Tiktok mitgeteilt.

Die Untersuchung ergab, dass Tiktok die Transparenzanforderungen der DSGVO nicht erfüllt habe, da es den Nutzern nicht ausreichend Informationen über die Datenübertragungen nach China bereitgestellt habe. Tiktok wurde angewiesen, seine Datenverarbeitung innerhalb von sechs Monaten in Einklang mit den DSGVO-Vorgaben zu bringen. Sollte dies nicht geschehen, droht eine Aussetzung der Datenübertragungen nach China.

Ein weiterer Aspekt der Untersuchung war die Entdeckung, dass Tiktok entgegen früherer Angaben doch einige Daten auf Servern in China gespeichert hatte. Tiktok informierte die Datenschutzkommission im April 2025 über diesen Vorfall, der im Februar 2025 entdeckt wurde. Die Kommission prüft nun, ob weitere regulatorische Maßnahmen erforderlich sind.

Kassenbon-Lotterie als Mittel gegen Steuerhinterziehung

Was in Taiwan seit Jahrzehnten läuft, könnte nun auch in Deutschland Realität werden: Die Deutsche Steuergewerkschaft schlägt eine Kassenbon-Lotterie vor – als Anreiz gegen Steuerbetrug an der Ladenkasse. Wer mitmacht, könnte künftig nicht nur Quittungen sammeln, sondern auch Gewinne kassieren.

Berlin (red) – Der Präsident der Deutschen Steuergewerkschaft, Florian Köbler, hat die Einführung einer Lotterie mit Kassenbons vorgeschlagen.

“Beleg-Lotterien erhöhen die Steuerehrlichkeit, ohne Grundrechte unverhältnismäßig einzuschränken”, sagte Köbler der “Süddeutschen Zeitung” (Freitagausgabe). Andere Länder hätten gute Erfahrungen damit gemacht. Dem deutschen Fiskus entgehen laut Bundesrechnungshof zwischen 10 Milliarden und 70 Milliarden Euro durch Steuerhinterziehungen an der Ladenkasse.

In Taiwan wurde eine Kassenbon-Lotterie bereits 1951 eingeführt. Heute gibt es Kassenbon-Lotterien in vielen Ländern Europas, darunter Österreich, Italien, Griechenland und Portugal. Die Lotterien führen zu einem höheren Aufkommen an Kassenbons und zu höheren Steuereinnahmen. Einen kleinen Teil der Summe geben die Staaten wieder an die Kassenbon-Inhaber in Form von Gewinnprämien wie Bargeld oder Autos aus.

Köbler fordert die künftige Bundesregierung zudem dazu auf, die geplante Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent für Speisen in der Gastronomie an Bedingungen zu knüpfen. “Wer sieben Prozent Mehrwertsteuer einführt, muss gleichzeitig eine allgemeine Registrierkassenpflicht und die verpflichtende Akzeptanz mindestens einer digitalen Bezahlmethode gesetzlich verankern”, sagte der Chef der Steuergewerkschaft. Er spricht sich dabei für Sanktionen im Fall des Zuwiderhandelns aus. “Wer sich dem verweigert, sollte seine Konzession verlieren”, so Köbler.

Den Steuersatz von sieben Prozent in der Gastronomie hält Köbler für “steuersystematisch falsch”. Denn der Verkaufspreis für einen Kaffee im Bistro berechne sich nicht über den Einkaufspreis für das Lebensmittel plus Gewinnmarge, sondern über den Aufschlag für die Dienstleistung, von der Zubereitung bis hin zur Verfügungsstellung von Stühlen und Tischen. Die Steuersenkung gehe daher am Ziel vorbei.

Inflation sinkt – doch in der Realität ziehen viele Preise weiter an

Die Inflation in Deutschland schwächt sich weiter ab – zumindest auf den ersten Blick. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lag die Teuerungsrate im April bei 2,1 Prozent und damit leicht unter dem Vormonatswert. Doch während Energie und Lebensmittel billiger oder nur moderat teurer wurden, stieg die sogenannte Kerninflation – ohne Nahrungsmittel und Energie – überraschend deutlich auf 2,9 Prozent. Besonders Dienstleistungen treiben die Preise, was viele Verbraucher weiterhin spüren dürften.

Wiesbaden (red) – Der jährliche Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im April 2025 erneut leicht abgeschwächt.

Die Inflationsrate wird voraussichtlich 2,1 Prozent betragen, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Im Januar und Februar hatte die Teuerung jeweils bei 2,3 Prozent gelegen, im März bei 2,2 Prozent. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im vierten Monat des Jahres voraussichtlich um 0,4 Prozent.

Die deutlich aussagekräftigere Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, oftmals auch als Kerninflation bezeichnet, ist unterdessen voraussichtlich von 2,6 Prozent im März auf 2,9 Prozent im April gestiegen. Damit liegt sie weiterhin deutlich höher als der Gesamtindex.

Die Energiepreise waren im April erneut niedriger als im Vorjahresmonat (-5,4 Prozent). Der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln lag im Jahresvergleich bei 2,8 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen stiegen um 3,9 Prozent.

red

Arbeit in Deutschland? Teuer wie nie – und längst nicht am teuersten

Arbeit in Deutschland ist teuer – aber es gibt teurere Länder in der EU. Mit durchschnittlich 43,40 Euro pro geleisteter Stunde liegt die Bundesrepublik laut Statistischem Bundesamt im EU-Vergleich auf Platz sieben – weit hinter Luxemburg oder Dänemark, aber deutlich über dem europäischen Schnitt. Was nüchtern klingt, hat weitreichende Folgen: Für den Dienstleistungssektor etwa, der in Deutschland besonders kostenintensiv ist. Und für die wirtschaftliche Balance innerhalb der EU – denn Länder wie Rumänien oder Bulgarien holen beim Lohnniveau rasant auf. Gleichzeitig zeigen die Zahlen auch: Steigende Arbeitskosten bedeuten nicht automatisch mehr Kaufkraft – denn ob am Ende real mehr beim Arbeitnehmer ankommt, ist eine andere Frage.

Wiesbaden (red) – Unternehmen des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs in Deutschland haben im Jahr 2024 durchschnittlich 43,40 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde gezahlt.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mitteilte, waren die Arbeitskosten in Deutschland damit die siebthöchsten in der Europäischen Union (EU-27). Gemessen am EU-Durchschnitt von 33,50 Euro zahlten deutsche Arbeitgeber im Jahr 2024 rund 30 Prozent mehr für eine Stunde Arbeit. Der relative Abstand zum EU-Durchschnitt blieb damit seit dem Jahr 2022 nahezu unverändert.

Die Arbeitskosten je geleisteter Stunde fallen in der EU sehr unterschiedlich aus. Die höchsten Arbeitskosten je geleisteter Stunde wurden 2024 in Luxemburg (55,20 Euro), Dänemark (50,10 Euro) und Belgien (48,20 Euro) gezahlt. Die Länder mit den niedrigsten Arbeitskosten waren Ungarn (14,10 Euro), Rumänien (12,50 Euro) und Bulgarien (10,60 Euro).

Im Verarbeitenden Gewerbe kostete eine Arbeitsstunde 2024 durchschnittlich 48,30 Euro und damit rund 43 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt (33,70 Euro). In diesem Wirtschaftsabschnitt waren die Arbeitskosten in Deutschland im EU-Vergleich die vierthöchsten.

Bei den marktbestimmten Dienstleistungen waren die Arbeitskosten in Deutschland mit durchschnittlich 42,10 Euro pro Stunde rund 26 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt (33,30 Euro). Deutschland lag hier EU-weit auf dem siebten Rang.

Die höchsten prozentualen Anstiege bei den Arbeitskosten waren 2024 in Polen (+19,0 Prozent), Kroatien (+14,2 Prozent), Bulgarien (+13,9 Prozent) und Rumänien (+13,5 Prozent) zu verzeichnen. In Tschechien (+1,3 Prozent), Finnland (+1,8 Prozent), Luxemburg (+2,1 Prozent) und Belgien (+2,4 Prozent) fielen die Erhöhungen am schwächsten aus. In Deutschland entsprach der Anstieg mit +5,0 Prozent dem EU-Durchschnitt.

VW startet mit Gewinneinbruch ins Jahr – E-Autos drücken Marge

Volkswagen hat im ersten Quartal 2025 rund 40 Prozent weniger Gewinn gemacht als im Vorjahr. Der Konzern sieht sich durch den Erfolg seiner E-Autos vor neuen Herausforderungen – und will nun stärker an der Kostenstruktur arbeiten. Auch neue Zölle könnten zum Problem werden.

Wolfsburg (red) – Volkswagen ist mit einem Gewinneinbruch in das Geschäftsjahr 2025 gestartet. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, ging der Konzerngewinn nach Steuern im ersten Quartal im Jahresvergleich um 40,6 Prozent auf 2,186 Milliarden Euro zurück.

An seiner Prognose für das Gesamtjahr hält das Unternehmen zunächst fest. Man erwartet, dass die Umsatzerlöse das Vorjahr um bis zu fünf Prozent übertreffen. Die Operative Umsatzrendite des Konzerns werde voraussichtlich zwischen 5,5 und 6,5 Prozent liegen. Die Auswirkungen der kürzlich angekündigten Zölle sind hierbei allerdings noch nicht berücksichtigt.

“Wie erwartet, ist der Volkswagen-Konzern mit gemischten Ergebnissen ins Geschäftsjahr gestartet”, sagte CFO und COO Arno Antlitz. Der Auftragseingang in Westeuropa sei deutlich gestiegen und die Auftragsbücher füllten sich schnell. Zudem sei inzwischen jedes fünfte in Westeuropa verkaufte Auto vollelektrisch. “Gleichzeitig hat der Erfolg unserer Elektroautos auf dem Markt das Ergebnis belastet.” Eine operative Marge von rund vier Prozent zeige deutlich, dass noch eine Menge Arbeit vor dem Konzern liege.

“Gerade weil die weltweiten ökonomischen Rahmenbedingungen gegenwärtig so unsicher sind, müssen wir uns auf die Dinge konzentrieren, die wir selbst beeinflussen können”, so Antlitz. Man müsse eine “wettbewerbsfähige Kostenstruktur” sicherstellen, damit man “auch in einer sich schnell verändernden Welt erfolgreich” bleibe.

IG-Metall-Chefin fordert Reichensteuer – und mehr Mindestlohn

IG-Metall-Chefin Christiane Benner fordert eine Reichensteuer für das oberste Prozent der Vermögenden – und einen Mindestlohn von 15 Euro. Auch beim Arbeitszeitgesetz warnt sie die neue Regierung vor Lockerungen: Für viele Beschäftigte gehe es um Schutz vor Ausbeutung.

Berlin – In der Steuer-Debatte fordert die Chefin der IG Metall, Christian Benner, eine Reichensteuer.

“Wir müssen die, die viel haben, stärker an der Finanzierung des Gemeinwohls beteiligen. Ein Weg wäre eine Reichensteuer für das reichste ein Prozent, dem in Deutschland ein Drittel des Vermögens gehört”, sagte Benner der “Rheinischen Post” (Mittwoch). “Ich kenne wohlhabende Menschen, die auch bereit wären, mehr beizutragen.”

Zumindest aber sollte der Spitzensteuersatz erhöht werden: “Ich verstehe nicht, warum wir unter Helmut Kohl einen Spitzensteuersatz von 53 Prozent hatten, während er heute nur bei 42 Prozent und für Reiche bei 45 Prozent liegt. Wir sollten den Spitzensteuersatz anheben und mittlere Einkommen entlasten”, sagte Benner weiter. “Wenn wir die Körperschaftsteuer für Kapitalgesellschaften senken, brauchen wir ohnehin eine Gegenfinanzierung.”

Im Streit um den Mindestlohn fordert die Chefin der IG Metall, die Festlegung der Mindestlohn-Kommission zu überlassen. “Es ist Sache der Mindestlohn-Kommission, die Höhe festzulegen. Dort muss die Einigung im Einvernehmen passieren”, sagte Benner der “Rheinischen Post”. “Wir sollten die Tarifautonomie stärken.”

Benner sagte weiter: “Ich bin sicher, dass die Kommission eine richtige Entscheidung treffen wird. Sie muss sich ja nicht nur an der Lohnentwicklung, sondern auch an EU-Vorgaben orientieren, wonach der Mindestlohn 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens, präzise des Medianlohns, betragen soll. Das wären in etwa 15 Euro.” Die IG Metall-Chefin mahnte: “Und wir können auch mal fragen: Reichen 15 Euro Stundenlohn zu einem würdigen Leben?”

SPD-Generalsekretär Matthias Miersch hatte mit einem Eingreifen des Gesetzgebers bei der Festlegung des Mindestlohns gedroht.

Zugleich warnte die IG Metall-Chefin die neue Koalition davor, die tägliche Höchstarbeitszeit durch eine Wochengrenze zu ersetzen: “Für Menschen etwa, die auf Montage arbeiten, brauchen wir die tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden. Sonst lassen Arbeitgeber sie, um Fahrt- und Übernachtungskosten zu sparen, längere Schichten arbeiten. Ohne die tägliche Höchstarbeitsarbeitszeit drohen Beschäftigten Schichten von drei Mal 13 Stunden in der Woche. Das Arbeitszeitgesetz und unsere Tarifverträge bieten jetzt schon ausreichend Flexibilität”, so Benner.