Klima-Paket: Wer die Zeche wirklich zahlt

Die Politik feiert das Klima-Paket als großen Wurf. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung sieht das anders. In einer aktuellen Studie haben die Experten berechnet, dass durch den geplanten CO2-Preis Geringverdiener stärker belastet werden als Spitzenverdiener.

Ein wichtiger Bestandteil des Klima-Pakets ist die Bepreisung des CO2-Ausstoßes, durch die beispielsweise Benzin oder Diesel teurer werden sollen. Ab 2021 soll der Preis bei zehn Euro pro Tonne CO2 liegen. Danach soll er schrittweise steigen. Der Einstiegspreis wurde von vielen Wissenschaftlern als zu niedrig und damit nahezu wirkungslos kritisiert.

Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben einen weiteren Kritikpunkt: Gemessen am Haushaltseinkommen trifft der CO2-Preis in seiner jetzt geplanten Form vor allem Geringverdiener. In einer neuen Studie des DIW heißt es zur CO2-Bepreisung: “Die privaten Haushalte mit niedrigen Einkommen werden dabei deutlich stärker belastet als die hohen Einkommen.” Die Studie liegt dem ARD-Hauptstadtstudio exklusiv vor.

Die Wissenschaftler haben berechnet, dass auf Haushalte mit niedrigerem Einkommen im Durchschnitt eine Belastung in Höhe von teils mehr als einem Prozent ihres Nettoeinkommens zukommt. Das oberste Zehntel der Haushalte hat hingegen im Durchschnitt nur eine Mehrbelastung von 0,4 Prozent seines Nettoeinkommens zu erwarten.

Zwar ist der CO2-Ausstoß von reicheren Menschen tendenziell höher, doch auch ärmere Menschen müssen im Winter heizen. Gemessen an ihrem Einkommen trifft sie eine CO2-Bepreisung proportional mehr.

Ralf Loweg

Windenergie-Anteil liegt bei 19 Prozent

Über die Windenergie wird in Deutschland heftig diskutiert, der weitere Ausbau wurde auch durch die jüngsten Klimaschutz-Initiativen der Bundesregierung nicht wirklich intensiviert. Fakt ist aber: Die Riesen-Dynamos tragen schon jetzt erheblich zur Energieversorgung bei.

So haben die knapp 30.000 Windräder in Deutschland im Jahr 2018 rund 106,4 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt und in das Stromnetz eingespeist. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) hat die Windkraft damit einen Anteil von 19 Prozent an der gesamten deutschen Stromeinspeisung.

Windenergieanlagen an Land erzeugten 2018 rund 92 Milliarden Kilowattstunden, 2017 waren es noch 88 Milliarden kWh. Die Windräder in der Nord- und Ostsee steuerten 19,3 Milliarden kWh bei, 2017 waren es noch 17,7 Milliarden kWh. Das entspricht einem Anstieg um 4,9 und 9,0 Prozent.

Rudolf Huber

Europa mit Zuwächsen, USA und China im Minus

Die internationalen Automärkte bleiben in Bewegung, die Richtungen gehen aber auseinander. Im September verzeichnen die Märkte in Europa, Japan und Brasilien bis zu zweistellige Zuwächse, die Absätze in den USA, China, Indien und Russland gingen hingegen zurück. Das teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit.

Konkret stieg der europäische Pkw-Markt um 14 Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge. Hier machte sich die volle Verfügbarkeit nach den WLTP-bedingten Engpässen im Vorjahr bemerkbar. Die fünf größten europäischen Einzelmärkte konnten zulegen: Deutschland verzeichnete das kräftigste Wachstum (+22 Prozent). Auch Frankreich (+17 Prozent), Italien (+13 Prozent) und Spanien (+18 Prozent) wuchsen zweistellig. Nach den ersten neun Monaten 2019 steht der europäische Pkw-Markt bei einem Volumen von 12,1 Millionen Fahrzeugen, ein Minus von zwei Prozent.

In den USA sank der Light-Vehicle-Absatz (Pkw und Light Trucks) im September aufgrund zweier Verkaufstage weniger um elf Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge. Im bisherigen Jahresverlauf ist der Absatz-Rückgang aber moderat, er liegt bei 12,7 Millionen verkauften Light Vehicles bei minus einem Prozent.

In China sieht es alarmierender aus: Mit 1,9 Millionen Fahrzeugen lag das Marktvolumen sechs Prozent unter dem Vorjahresniveau. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wurden insgesamt 15 Millionen Pkw abgesetzt, ein Rückgang von zwölf Prozent.

Andreas Reiners

Bei Krediten verschwenden die Deutschen bares Geld

Im heutigen Tarif-Dschungel kann ein Vergleich bares Geld sparen, ob nun bei Telefon, Strom oder Internet. Beim Stöbern nach besseren Verträgen sind die Deutschen gut unterwegs, denn wie eine aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage zeigt, hat fast jeder Deutsche (91 Prozent) schon einmal während der Vertragslaufzeit nach günstigeren Tarifen gesucht. Einen Bereich sparen die Deutschen aber aus: die Kreditverträge.

Nicht mal jeder dritte Kreditnehmer (29 Prozent) prüft während der Laufzeit, ob es einen günstigeren Kredit gibt. “Wer in der aktuellen Tiefzinsphase von Anfang bis Ende der Laufzeit denselben Zinssatz für seinen Kredit zahlt, verschenkt mit hoher Wahrscheinlichkeit Geld. Kreditnehmer sollten alle sechs Monate prüfen, ob sich eine Umschuldung lohnt”, sagt Alexander Artopé, Geschäftsführer des Kreditportals smava.

Die durchschnittliche Laufzeit von Ratenkrediten beträgt vier Jahre. Aber: 71 Prozent der Kreditnehmer prüfen während dieser Zeit nicht, ob sie zu einem günstigeren Kredit umschulden können. Dadurch wird bares Geld verschenkt. Denn Kredite sind heute günstiger als vor vier Jahren, im Bundesdurchschnitt sanken die Zinsen um sieben Prozent. Wer seinen Kredit vor vier Jahren direkt bei der Bank abgeschlossen hatte, konnte beispielsweise im ersten Halbjahr 2019 durch eine Umschuldung über smava im Schnitt 46 Prozent sparen.

Wie wichtig es ist, sich regelmäßig zu kümmern, zeigt die Tatsache, dass die Zinssätze für Ratenkredite von Monat zu Monat schwanken. Bedeutet: Man kann viel sparen, wenn man einen besonders günstigen Zeitpunkt erwischt. “Besonders niedrige Zinsen lassen sich leider nicht vorhersagen. Kreditnehmer sollten daher regelmäßig Kreditangebote vergleichen, um einen besonders günstigen Moment für die Umschuldung zu finden”, sagt Artopé.

Andreas Reiners

Nobelpreis für Armutsforscher

Die Ökonomen Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer wurden von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften für ihren “experimentellen Ansatz zur Linderung globaler Armut” ausgezeichnet. Nun erklärt Prof. Dr. Hendrik Schmitz, Wirtschaftswissenschaftler der Universität Paderborn, die Forschungsarbeit der Preisträger und erläutert ihre Relevanz für unsere Gesellschaft.

Die mit dem Alfred Nobel gewidmeten Gedächtnispreis ausgezeichneten Ökonomen untersuchen Armut vor allem in Entwicklungsländern. Hier wird in der Regel nicht – wie etwa in Deutschland – der relative, sondern der absolute Armutsbegriff angewendet. Arm ist laut derzeitiger Definition der Weltbank demnach, wer mit weniger als 1,9 Dollar pro Tag auskommen muss. “Die ausgezeichneten Forscher befassen sich verstärkt mit Regionen der Welt, in denen die Ärmsten der Armen leben und legen hierzu eine Armutsgrenze von 99 US-Cent an”, berichtet Schmitz.

Aber weder bei absoluter noch bei relativer Armut gebe es allgemeingültige Grenzen. “Verschiedene Interessengruppen legen verschiedene Kriterien an, je nachdem ob eine höhere oder niedrigere Armutsquote erwünscht ist”, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler. Für die Forschung der Nobelpreisträger sei die Definition der Armutsgrenze allerdings nicht zentral.

Die drei Ökonomen hätten den Nobelpreis vor allem auch für die Etablierung ihrer Forschungsmethode in den Wirtschaftswissenschaften erhalten: den “Feldexperimenten”. Mit dieser Methode könne man rigoros untersuchen, welche Maßnahmen zur Armutsreduktion funktionieren und vor allem auch, welche nicht.

Um zum Beispiel zu testen, welche Maßnahmen für eine bessere Bildung von Kindern sorgen, probieren sie diese einzeln aus. “Sie teilen Schüler nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe erhält zum Beispiel regelmäßige Gesundheitsvorsorge, etwa Wurmkuren, die andere nicht.” Dann würden beide Gruppen über einen längeren Zeitraum verfolgt. Schmitz: “In der Gruppe mit besserer Gesundheitsversorgung bleiben die Kinder deutlich seltener dem Unterricht fern und erzielen bessere Ergebnisse.”

Die Forscher würden so auch viele andere Maßnahmen ausprobieren, etwa das Verteilen von Schulbüchern, die Verkleinerung von Schulklassen oder die Errichtung von Computerräumen, die sich allerdings als deutlich weniger wirksam erwiesen hätten. “Von vielen Maßnahmen, bei denen man annehmen könnte, dass sie alle funktionieren, bleiben nur wenige übrig, bei denen es tatsächlich bewiesen werden kann”, stellt Schmitz klar.

Armutsforschung hat in der Volkswirtschaftslehre lange ein Schattendasein gefristet. “Dies hat sich grundlegend geändert”, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. “Die hohe wissenschaftliche Relevanz zeigt sich natürlich daran, dass der Wirtschaftsnobelpreis an drei Armutsforscher vergeben wurde und damit nicht nur die Forscher, sondern auch das Forschungsfeld geadelt wurden.”

Pkw-Markt schwächelt

Auf dem Automarkt hält sich die Kauflaune in Grenzen. Im langfristigen Vergleich fiel das Neuwagen-Volumen recht niedrig aus, berichtet die Zeitschrift “kfz-betrieb” auf Basis einer Analyse von “Dataforce”.

Der sprunghafte Anstieg des Neuwagenabsatzes im September um 22,2 Prozent findet in verschiedenen Marktsegmenten seine Ursachen. Wie aus einer Analyse der Zulassungszahlen durch die Marktforschung Dataforce hervorgeht, bleibt das Privatkundengeschäft im langfristigen Vergleich aber dennoch sehr schwach.

Zwar stiegen in diesem Segment die Zulassungszahlen um 19 Prozent auf 80.714 Einheiten. Das allerdings sei ausweislich der Dataforce-Datenbank der zweitniedrigste Wert seit dem Jahr 2001 für den Verkauf an Privatpersonen in einem September – der bisher niedrigste Wert stammt aus dem Vorjahr aufgrund des WLTP-Loches mit 67.838 Einheiten, teilt das Blatt mit. Damit gerate das schon seit Jahresanfang schwächelnde Privatkundengeschäft weiter unter Druck.

Lars Wallerang

Verbraucher aufgepasst: Es wird teurer

Die Menschen in Deutschland müssen beim Einkaufen wieder etwas tiefer in die Tasche greifen. Denn die Verbraucherpreise lagen im September 2019 um 1,2 Prozent höher als im September 2018.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, schwächte sich die Inflationsrate gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI) damit erneut ab (August 2019: +1,4 Prozent). Im Vergleich zum Vormonat August 2019 blieben die Verbraucherpreise im September 2019 unverändert.

Energieprodukte verbilligten sich von September 2018 bis September 2019 um 1,1 Prozent und dämpften dadurch die Preisentwicklung insgesamt. Im August 2019 hatte die Teuerungsrate für Energie noch bei +0,6 Prozent gelegen. Im September 2019 verteuerten sich binnen Jahresfrist vor allem Fernwärme und Erdgas (jeweils: +4,7 Prozent) sowie Strom (+3,9 Prozent).

Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im September 2019 gegenüber dem Vorjahresmonat um +1,3 Prozent. Der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln hat sich damit abgeschwächt (August 2019: +2,7 Prozent). Deutlich teurer als ein Jahr zuvor waren Fleisch und Fleischwaren (+4,6 Prozent) sowie Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (+3,2 Prozent).

Das halten die Deutschen vom Klimapaket

Die Bundesregierung hat ein Maßnahmenpaket für einen besseren Umwelt- und Klimaschutz beschlossen. Wenn man das Paket betrachtet, finden 49 Prozent der Bürger, dass die darin angekündigten Maßnahmen nicht weit genug gehen. 30 Prozent halten sie für angemessen; für 15 Prozent gehen die Maßnahmen zu weit. Das sind Ergebnisse des aktuellen ARD-DeutschlandTrends.

Einzelne Maßnahmen des Klimapakets werden dabei durchaus unterschiedlich bewertet: 92 Prozent finden, dass günstigere Bahnfahrten im Fernverkehr in die richtige Richtung gehen. Höhere Steuern auf Flugreisen befürworten grundsätzlich 69 Prozent, eine staatliche Abwrackprämie für alte Ölheizungen 68 Prozent. Eine höhere Pendlerpauschale geht für 54 Prozent in die richtige Richtung.

Zwei Maßnahmen werden allerdings mehrheitlich kritisch gesehen: Dass es eine höhere staatliche Kaufprämie für Elektroautos geben soll, lehnen 53 Prozent der Bürger ab. Und die Einführung einer CO2-Abgabe auf Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas – ein Kernstück des Klimapakets – geht für 57 Prozent in die falsche Richtung.

Noch deutlicher wird die Ablehnung, wenn man auf einzelne Einkommensgruppen schaut: Von den Menschen mit einem monatlichen Netto-Haushaltseinkommen unter 1.500 Euro meinen 69 Prozent, dass die CO2-Abgabe in die falsche Richtung geht.

Ralf Loweg

Der Bau brummt

Das Baugewerbe hatte im Sommer alle Hände voll zu tun. So waren die Umsätze im Juli 2019 um 5,6 Prozent höher als im Juli 2018. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, stieg die Zahl der Beschäftigten um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

In den ersten sieben Monaten 2019 stieg der Umsatz im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 7,7 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 2,3 Prozent.

Alle Wirtschaftszweige des Bauhauptgewerbes verbuchten im Vorjahresvergleich Umsatzzuwächse. Im Tiefbau stiegen die Umsätze im Juli 2019 gegenüber Juli 2018 um 4,7 Prozent und im Hochbau um 2,4 Prozent.

Die Umsätze im Leitungstiefbau und Kläranlagenbau stiegen mit +13,4 Prozent sowie im Wirtschaftszweig “Sonstige spezialisierte Tätigkeiten” (zum Beispiel Schornstein-, Feuerungs- und Industrieofenbau) mit +13,0 Prozent am stärksten.

Den geringsten Umsatzzuwachs verzeichnete der Wirtschaftszweig “Sonstiger Tiefbau” (zum Beispiel Wasserbau) mit +1,8 Prozent gegenüber Juli 2018.

Ralf Loweg

Zug um Zug: Deutsche Bahn will aufstocken

Jetzt ist die Deutsche Bahn am Zug: Das Unternehmen hat den mit Spannung erwarteten Strategie-Plan für 2020 vorgestellt. Die wichtigsten Ergebnisse: Es soll mehr Züge und neue Verbindungen geben. Sechs Orte sollen wieder einen regelmäßigen Fernverkehrsanschluss bekommen – und die Bahn will pünktlicher werden. Das kommt so manchem Kunden irgendwie bekannt vor.

Für das neue Konzept sollen Milliarden investiert werden. Der neue Fahrplan sieht einen dichteren Fernverkehr auf wichtigen ICE-Linien vor, er gilt ab Mitte Dezember 2019. Außerdem soll der neue ICE-4 häufiger eingesetzt werden. Den neuen Fahrplan können Kunden ab dem 15. Oktober einsehen und auch Fahrten buchen.

Entlang des Oberrheins und in die Schweiz sollen Kunden künftig häufiger den neuen ICE-4 nutzen können. Die neuen Züge sollen zunächst auf der Strecke Hamburg – Frankfurt – Karlsruhe – Basel – Zürich – Chur fahren, wie der Konzern mitteilte. Sie verfügen über mehr Sitzplätze und über Fahrradabteile.

Bisher werde der ICE-4 zwischen Berlin und München, Hamburg und Stuttgart sowie Hamburg und München eingesetzt. Ab Juni 2020 solle der neue ICE auch die Strecke zwischen Berlin und Interlaken befahren, heißt es weiter. Insgesamt habe die Bahn 137 dieser Züge bestellt. “Zurzeit kommt alle drei Wochen ein fabrikneuer ICE-4 auf die Schiene”, betont das Unternehmen.

Jetzt muss die Deutsche Bahn ihren Versprechungen nur noch Taten folgen lassen – und zwar zügig.

Ralf Loweg